Näher betrachtet: Natur im Park unter der Lupe
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- Ralph Krause
- vor 6 Jahren
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1 Näher betrachtet: Natur im Park unter der Lupe Schmetterlinge im Schönbuch (II): Edelfalter von Ewald Müller In diesem Artikel möchte ich die Vertreter der Edelfalter (Nymphalidae) im Schönbuch vorstellen. In Baden Württemberg ist diese Familie der Schmetterlinge mit fast 50 Arten vertreten, von denen viele auch im Schönbuch beheimatet sind. Ihr Name deutet schon darauf hin, dass die Edelfalter eine besondere Wertschätzung genießen, tatsächlich finden sich unter ihnen einige unserer prächtigsten Schmetterlinge. Echte Kleinode unserer Schmetterlingsfauna sind z.b. die Schillerfalter und Eisvogelarten, die zusammen in die Gattung Apatura gestellt werden. Der Große Schillerfalter (Apatura iris) ist im Schönbuch durchaus regelmäßig zu sehen. Seinen Namen verdankt er dem blauen Schiller, der bei richtigem Lichteinfall auf den Vorderflügeln erscheint (Abb. 1). Der Blauschiller entsteht durch Reflektion der Lichtstrahlen in mit Luft gefüllten Schuppen, ist also keine echte Farbe. Die Schillerfalter werden nur sehr selten beim Besuch von Blüten angetroffen. Statt wie die meisten anderen Schmetterlinge Nektar zu trinken, saugen sie eher an Aas, Kot (Abb. 2) oder an feuchten Wegstellen. Mit stark riechendem Käse lassen sie sich anlocken. Abb. 1: Der Große Schillerfalter ist im Schönbuch viel häufiger zu sehen als sein Bruder, der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia). Der blaue Schiller entsteht durch Lichtbrechung in luftgefüllten Schuppen. Bild: E. Müller Abb. 2: Hier saugen zwei Große Schillerfalter an auf dem Weg liegendem Hundekot, gelegentlich gesellte sich ein weiterer Falter zu ihnen. Zu erkennen ist auch der helle, sehr biegsame Rüssel. Bild: E. Müller
2 Die Raupen des Großen Schillerfalters fressen vor allem die Blätter von Salweiden, aber auch von anderen Weidenarten. Aus der Bindung an diese Nahrungspflanzen erklärt sich auch der zahlenmäßige Rückgang dieser Schmetterlingsart: Er wird hauptsächlich auf forstliche Maß wie nahmen, v.a. den Einschlag von Büschen und forstlich unwirtschaftlichen Weichhölzern den Weiden an Waldrändern und wegen zurückgeführt. Zum Schutz dieser wunderschönen Schmetterlinge sollten daher Weidengebüsche, insbesondere solche von Salweiden, auf Schneisen und Waldlichtungen erhalten bleiben. Besonders wichtig sind dabei kräftigere Büsche an schattigen Standorten. Vom Schutz der Weiden würden auch viele anderee Insekten profitieren. Häufig wird über Rolle spielen. Sie liefern nicht nur im Sommer den Jugendstadien vieler Insektenarten Nah sehen, dass diese ökonomisch eher wertlosen Gehölze eine äußerst wichtige ökologische rung, sondern stellen im Frühjahr während der Kätzchenblü üte eine unverzichtbare erste Nahrungsquelle für viele Insekten dar, die als erwachsene Tiere überwintert haben. Dazu gehören eine Reihee unserer schönsten Tagschmetterlinge wie Pfauenauge, Kleiner Fuchs und Zitronenfalter, aber auch viele unscheinbare Nachtfalter und vor allem Wild und Honig b) bienen. Den Großen Eisvogel (Limenitis populi) ) (Abb. 3) habe ich wie auch den Kleinen Schilfür den lerfalter (Apatura ilia) im Schönbuchh bisher noch nicht gesehen. Die Gründe Rückgang dieser Arten, die auf der Roten Liste für Baden Württemberg als stark gefährdet bzw. gefährdet eingestuft werden, sind schwer zu benennen. Die Raupen beider Arten fressen an Pappel Blättern. Möglicherweise hat sich die Anpflanzung florenfremder Pappel Abb. 3: Oberseite (links) und Unterseite (rechts) des Großen Eisvogels. Die Fotos entstanden in der Südschweiz (Bergell). Bilder: E. Müller arten als für diesee Schmetterlingsarten fatal erwiesen. So sind z.b. die Blätter von Kana Die Jungräupchen des Kleinenn Schillerfalters und des Großen Eisvogels sind wohl nicht in der dischen Hybridpappeln deutlich dicker und ledriger als die von Zitter und Schwarzpappel. Lage, solche Blätter anzunagen und können sich auf diesen Bäumen nicht entwickeln. Die Weibchen scheinen bei der Eiablage aber keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Pappelarten zu machen. Noch relativ häufig kann man im Schönbuch den Kleinen Eisvogel (Limenitis camilla) sehen (Abb. 4 u. 5). Diese Art bevorzugt laubholzreiche Wälder, wo sie sich besonders gerne an halbschattigen bis schattigen, feuchten Stellen von Waldwegen und Dämmen aufhält. Als wichtigste Futterpflanze für die Raupen gilt die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum).
3 Abb. 4: Der Kleine Eisvogel ist im Schönbuch noch regelmäßig zu sehen. Er hält sich gerne an feuchten Stellen auf und hat wie viele andere Insekten auch eine Vorliebe für das Sonnenbaden. Bild: E. Müller Abb. 5: Unterseite des Kleinen Eisvogels. Bild: E. Müller Den in Baden Württemberg stark gefährdeten Blauschwarzen Eisvogel (Limenitis reducta) habe ich im Schönbuch noch nicht gesehen. Auch seine Raupen ernähren sich wohl am liebsten von Blättern der Roten Heckenkirsche. Wie es der Name schon andeutet, gehört der Große Fuchs (Nymphalis polychloros) zu den größeren Arten unter unseren Edelfaltern. Er überwintert als Falter, und bereits an den ersten warmen Tagen im März oder April sitzen die Männchen an besonnten Stellen am Waldrand, um auf die Weibchen zu warten (Abb. 6) oder sind wie diese beim Blütenbesuch zu sehen (Abb. 7). Abb. 6: Nach der Überwinterung sitzen die Männchen des Großen Fuchses an den ersten warmen Frühlingstagen nachmittags gerne zunächst in niedrigem Gras, später am Tage kopfabwärts auf besonnten Baumstämmen am Waldrand und warten auf vorbeifliegende Weibchen. Bild: E. Müller Abb. 7: Neben Weidenkätzchen besuchen die Großen Füchse im Frühjahr auch Schlehenblüten und Löwenzahn. Im Sommer saugen die Falter gerne ausfließenden Saft an Baumwunden. Bild: E. Müller Der Große Fuchs gilt in Baden Württemberg als gefährdet. Die wichtigste Nahrungspflanze für die Raupen ist die Salweide. Auch die verschiedenen Ulmen Arten werden gerne genutzt (Abb. 8). Zu Unrecht wurde diese Art früher als landwirtschaftlicher Schädling betrachtet. Funde von Raupen an Obstbäumen wurden bisher aber nur selten gemacht.
4 Abb. 8: Die Raupen des Großen Fuchses fressen vor allem an Salweiden oder wie hier an Ulmen. Die Jungraupen leben zunächst gesellig, die älteren Stadien findet man meist als Einzeltiere. Bild: E. Müller Zur gleichen Gattung wie der Große Fuchs gehört der Trauermantel (Nymphalis antiopa), einer der größten einheimischen Schmetterlinge (Abb. 9). Diese als gefährdet eingestufte Art konnte ich seit vielen Jahren im Schönbuch leider nicht mehr beobachten. Die Raupen des Trauermantels fressen an verschiedenen Weiden und Birkenarten. Der Falter selbst ernährt sich hauptsächlich von ausfließenden Baumsäften. Abb. 9: Leider kein im Freiland gemachtes Foto, sondern nur ein Bild von einem Sammlungsexemplar des Trauermantels. Diese Art weist periodische Bestandsschwankungen auf, weshalb unklar ist, ob ihre aktuelle Seltenheit im Schönbuch darauf zurückgeht oder andere Gründe hat. Bild: E. Müller In seinem Bestand noch nicht gefährdet ist das schöne Tagpfauenauge (Inachis io). Die Augenflecken auf Vorder und Hinterflügel (Abb. 10) sollen vermutlich Fressfeinde (Vögel) abschrecken. Abb. 10: Es wird vermutet, dass die auffälligen Augenflecken Fressfeinde abschrecken sollen, wenn die Tagpfauenaugen bei Bedrohung blitzartig die Flügel aufklappen. Bild: E. Müller
5 Wie viele andere Edelfalter überwintern die Tagpfauenaugen als fertige Schmetterlinge. Dazu suchen sie im Spätherbst geschützte, möglichst frostfreie Unterschlüpfe auf, gerne auch Keller oder Speicherräume in Häusern. Leider wird das immer wieder zur Todesfalle, wenn die Falter im Frühjahr ausfliegen wollen, inzwischen aber Keller oder Dachfenster geschlossen wurden. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier an Brennnesseln ab (Abb. 11). Die zunächst gelbschwarz gefärbten Jungraupen leben anfangs gesellig und sind dann oft zu Hunderten auf den Nahrungspflanzen zu finden (Abb. 12). Die späteren Stadien sind schwarz mit weißen Punkten; ihr Körper ist wie bei vielen anderen Raupen von Edelfaltern mit dornenartigen Zapfen besetzt (Abb. 13). Abb. 11: Die Weibchen des Tagpfauenauges legen ihre Eier in Klumpen an Brennesseln ab. Bild: E. Müller Abb. 12: Während der ersten 3 4 Stadien leben die Raupen des Tagpfauenauges gesellig an Brennesselstauden. Bild: E. Müller Abb. 13: Im letzten Stadium vor der Verpuppung findet man die mit dornenartigen Zapfen bewehrten Raupen eher einzeln an den Futterpflanzen. Bild: E. Müller
6 Der Kleine Fuchs (Aglais urticae) (Abb. 14) ähnelt in seiner Lebensweise sehr dem Tagpfauenauge. Auch seine Raupen ernähren sich von Brennnesseln. Während die Jungräupchen beider Arten leicht verwechselt werden können, unterscheiden sich die älteren Raupenstadien in der Färbung deutlich von denen des Tagpfauenauges (Abb. 15). Abb. 14: Den Kleinen Fuchs kann man wie das Tagpfauenauge noch regelmäßig beim Besuch von Blüten beobachten. Bild: E. Müller Abb. 15: Die erwachsenen Raupen des Kleinen Fuchses sind mit ihrer charakteristischen gelb schwarzen Färbung leicht zu erkennen. Bild: E. Müller Auch der C Falter (Polygonia c album) (Abb. 16) gehört zu den Arten, die als Falter überwintern und an den ersten warmen Frühlingstagen erscheinen. Wo die Überwinterung erfolgt, ist bisher nicht bekannt. Seinen wissenschaftlichen Namen verdankt der C Falter den stark gezackten Rändern der Flügel (Polygon = Vieleck) und der einem C ähnelnden weißen Zeichnung auf der Unterseite der Hinterflügel (Abb. 17). Abb. 16: C Falter sieht man oft beim Sonnenbaden auf Blättern oder am Boden. Bild: E. Müller Abb. 17: Den stark gezackten Flügelrändern und dem weißen C auf der Unterseite der Hinterflügel verdankt der C Falter seinen wissenschaftlichen Namen. Bild: E. Müller Außer an Brennnesseln fressen die Raupen des C Falters (Abb. 18) auch an anderen Pflanzen, vor allem an Ulmen und Hopfen. Auf Brennnesseln sind sie wohl immer auf der Blattoberseite zu finden, an Büschen oder Bäumen sitzen sie dagegen tagsüber meist an der Blattunterseite, wobei sie eine charakteristische Zick Zack Haltung einnehmen. Wie bei allen Edelfaltern spinnen die Raupen vor der Verpuppung ein kleines Gespinst, an dem sie sich mit dem hakenbesetzten Körperende kopfabwärts aufhängen. Solche Puppen werden als Sturzpuppen bezeichnet (Abb. 19).
7 Abb. 18: Am weißgefärbten Rücken der hinteren Körperhälfte sind die Raupen des C Falters gut zu erkennen. Bild: E. Müller Abb. 19: Wie bei allen Edelfaltern gehört die Puppe des C Falters zum Typ der kopfabwärts hängenden Sturzpuppe n. Bild: E. Müller Als typische Waldart ist das Landkärtchen (Araschnia levana) im Schönbuch häufig zu sehen. Diese relativ kleine Edelfalterart weist eine Besonderheit auf: die im Frühjahr fliegende Generation sieht völlig anders aus als die etwa ab Juli auftretende Sommergeneration (Abb. 20). Verantwortlich für diesen Saisondimorphismus ist die Tageslänge, bei der sich die Raupen entwickeln. Langtag während der Larvalentwicklung führt zur Ausbildung von Puppen, aus denen Falter der Sommergeneration schlüpfen, Kurztag zu Puppen, die Tiere der Frühjahrsgeneration liefern. Abb. 20: Frühjahrs (links) und Sommerform (rechts) des Landkärtchens. Die beiden Genera tionenn sehen so unterschiedlich aus, dass man sie für zwei verschiedene Arten halten könnte. Die Ursache für diesen Saisondimorphismus liegt in der unterschiedlichen Tageslänge, bei der sich die Raupen entwickeln. Bilder: E. Müller Seinen Namen verdankt das Landkärtchen der netzartigen Zeichnung auf der Unterseite, die grob an einen Stadtplan erinnert (Abb. 21). Noch eine weiteree Besonderheit zeichnet diese Edelfalterart aus: Die Weibchen kleben die Eier an der Blattunterseite zu Türmen zusammen (Abb. 22), das ist einzigartig unter den Schmetterlingen!
8 Abb. 21: Die grob an einen Stadtplan erinnernde Zeichnung auf der Unterseite der Flügel hat dem Landkärtchen seinen Namen gegeben. Bild: E. Müller Abb. 22: Als einzige Schmetterlingsart kleben die Weibchen des Landkärtchens ihre Eier zu Türmen an der Blattunterseite fest. Bild: E. Müller Als Nahrungspflanze nutzen auch die Raupen des Landkärtchens Brennnesseln. Für viele unserer Schmetterlingsarten stellen diese Pflanzen, die oft als lästiges Unkraut betrachtet werden, die einzige Nahrungsquelle für die Larvalentwicklung dar. Ihre Vernichtung, sei es durch Abmähen oder durch den Einsatz von Pestiziden, führt zwangsweise zum Rückgang oder zum Verschwinden dieser Schmetterlingsarten. Die Raupen des Landkärtchens kann man an zwei charakteristischen Stirnzapfen erkennen (Abb. 23). Aus Zuchten ist bekannt, dass A. levana als Puppe überwintert, allerdings wurden wohl noch nie im Freiland Puppen im Winter gefunden. Neben Vögeln stellen Spinnen die größte Gefahr für die kleineren Edelfalterarten dar (Abb. 24). Abb. 23: Anhand der zwei charakteristischen Stirnzapfen kann man auch die Jungraupen des Landkärtchens von den in diesem Stadium noch oft ähnlich gefärbten Raupen des Tagpfauenauges unterscheiden. Bild: E. Müller Abb. 24: Dieses Landkärtchen ist Opfer einer Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) geworden, die gut getarnt auf einem Blütenstand gelauert hat. Bild: E. Müller Anders als die bisher beschriebenen Edelfalter, die entweder als Falter oder im Puppenstadium überwintern, ist der Admiral (Vanessa atalanta) ein alljährlich im Frühjahr aus dem Mittelmeerraum zuwandernder Gast (Abb. 25). Bis zum Herbst bilden die zugewanderten Tiere eine bis zwei Generationen aus, dann müssen die Nachkommen wieder die Rückreise antreten. Die Überwinterung als Falter gelingt dem Admiral bei uns nur ausnahmsweise.
9 Abb. 25: Der Admiral ist ein Wanderfalter, der in jedem Frühjahr aus dem Mittelmeerraumm zu uns kommt. Die Überwinterung gelingt diesem Edelfalter bei uns nur ausnahmsweise. Bilder: E. Müller Auch für die Raupen des Admirals sind Brennnesseln die einzige bekannte Nahrungspflanze. Die Falter suchen neben Blüten sehr gerne überreifes Obst auf, um daran zu saugen. Ein anderer Wanderfalter ist der Distelfalter (Cynthia cardui), der in manchenn Jahren auffällige Wanderzüge bildet (Abb. 26 und 27). Aufmerksam Beobachter können dann innerhalb kurzer Zeit Dutzende von Distelfaltern sehen, die alle in die gleiche Richtung streben, wobei sie Hindernissee wie Gebäude oder Baumgruppen einfach überfliegen. Abb. 26: Flügelunterseiten des Distelfal ters. Dieser Wanderfalter kommt jedes Jahr aus dem Mittelmeerraumm zu uns. Bild: E. Müller Abb. 27: Distelfalter suchen zwar gerne Distelarten auf, um Nektar zu saugen, ihren Namen verdanken sie aber dem Umstand, dass die Raupen sich vor allem an Distelarten ent wickeln. In den Alpen habe ich sie beispiels gefunden. Sie fressen aber auch an einer Reihe weise in großer Zahl an Alpenkratzdisteln anderer Pflanzen wie z.b. Malvengewächsen, Brennesseln und Natternkopf. Bild: E. Müller Innerhalb der Edelfalter bilden die Perlmutterfalterr eine eigene Untergruppe. Ihr Name be der Hinterflügel aufweisen. Wenig ausgeprägt ist dieses Merkmal aber beim Kaisermantel zieht sich auf die wie Perlmutt glänzenden Felder, die die meisten Arten auf der Unterseite
10 (Argynnis paphia), der zu unseren größten und bekanntesten Perlmutterfaltern gehört (Abb. 28 und 29). Seine Raupen ernähren sich von Veilchenarten. Abb. 28: Männchen des Kaisermantels beim Blütenbesuch auf der Ackerkratzdistel. Eine andere beliebte Nektarpflanze ist der Dost. Bild: E. Müller Abb. 29: Beim Kaisermantel hier ein Weibchen auf dem Blütenkopf einer Kohldistel sind die perlmuttartigen Flecken auf der Flügelunterseite nicht sehr ausgeprägt. Bild: E. Müller Eine prächtige Perlmuttzeichnung trägt dagegen der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia). Er ist vor allem auf Stoppelfeldern zu finden, wo die Weibchen ihre Eier an Acker Stiefmütterchen ablegen (Abb. 30). Abb. 30: Der Kleine Perlmutterfalter ist mit seinen großen Silberflecken auf der Unterseite der Hinterflügel unverwechselbar. Er stammt ursprünglich aus den Steppengebieten in Osteuropa und Asien. Bild: E. Müller Ähnlich groß wie der Kaisermantel, aber deutlich seltener, ist der Große Perlmutterfalter (Mesoacidalia aglaja) (Abb. 31). Die Raupen dieser Art wurden in Baden Württemberg noch nie gefunden! Vermutlich ernähren sie sich von verschiedenen Veilchenarten. Abb. 31: Ein großer Perlmutterfalter besucht hier den Blütenstand einer Telekie. Bild: E. Müller
11 Noch lückenhafter verbreitet als der Große Perlmutterfalter ist der Feurige Perlmutterfalter (Fabriciana adippe) (Abb. 32). Die beiden ähnlichen Arten unterscheiden sich dadurch, dass beim Großen Perlmutterfalter die kleinen, braun umrandeten Silberflecken in der Außenbinde der Hinterflügel Unterseite fehlen. Abb. 32: Der Feurige Perlmutterfalter bevorzugt beim Blütenbesuch eindeutig violett gefärbte Blütenköpfchen, verschmäht aber offensichtlich auch gelbe Nektarquellen nicht. Seine Raupen ernähren sich von verschiedenen Veilchenarten. Bild: E. Müller Vom Mädesüß Perlmutterfalter (Brenthis ino), dessen Raupe sich hauptsächlich von Mädesüß ernährt, konnte ich im Schönbuch noch keine Aufnahme machen. Frische bis trockene Buchenmischwälder sind der hautsächliche Lebensraum des Silberfleck Perlmutterfalters (Clossiana euphrosyne) (Abb. 33). Wie bei vielen anderen Perlmutterfaltern sind Veilchenarten die Hauptnahrung seiner Raupen. Abb. 33: Als wichtigste Nektarpflanze des Silberfleck Perlmutterfalters im Schönbuch gilt der Kriechende Günsel. Aber auch andere Pflanzen wie z.b. der Hornklee werden besucht. Bild: E. Müller Der Magerrasen Perlmutterfalter (Clossiana dia) bevorzugt warme Hänge mit trockenen Gebüsch und Saumgesellschaften, im Neckarland findet man ihn in aufgelassenen Obst und Weingärten (Abb. 34 und 35). Seine Raupen fressen an Veilchenarten, vor allem am Rauhaarigen Veilchen. Die Eiablage wurde aber auch schon an anderen Pflanzen beobachtet, z.b. an Spitzwegerich. Der Magerrasen Perlmutterfalter gilt in Baden Württemberg als gefährdet. Er ist überall dort verschwunden oder in seinem Bestand zurück gegangen, wo seine angestammten Lebensräume durch Intensivierung der Landwirtschaft und des Weinbaus verloren gingen.
12 Die Scheckenfalter bilden eine weitere Untergruppe der Edelfalter. In Färbung und Zeichden Flü nung der Flügeloberseiten ähneln sie den Perlmutterfaltern, die Perlmuttfelder auf gelunterseiten fehlen ihnen aber. Diesee tragen vielmehr das namensgebende gescheckte Muster (Abb 36). Abb. 34: Der Magerrasen Perlmutterfalter benötigt warme, offene oder gebüschreiche Magerrasen. Mit dem zunehmenden Ver diesee Edelfalterart seltener geworden. Bild: schwinden dieser Lebensraumtypen ist auch E. Müller Abb. 36: Die Scheckenfalter ähneln sehr den Perlmutterfaltern, bei ihnen fehlen aber die perlmuttartigen Felder auf den Flügelunter gemacht und zeigt vermutlich den Östlichen Scheckenfalter (Mellicta britomartis). Bild: E. seiten. Dieses Bild wurde in den Alpen Müller Abb. 35: Als wichtigste Nektarpflanzen des Magerrasen Perlmutterfalters gelten Hornklee und Wiesen Flockenblume. Dieser Falter hat sich eine Kreuzblume als Nektarquellee ausge sucht. Bild: E. Müller Abb. 37: Der Wegerich Scheckenfalter gilt in Baden Württemberg als stark gefährdet. Die Raupen ernähren sich hauptsächlichh von Wegerich Arten, vor allem von Spitz Wege rich. Bild: E. Müller Im Schönbuch sieht man Vertreter der Scheckenfalter im Vergleich zu Perlmutterfaltern eher selten. Eine der oft schwer zu unterscheidenden Arten (in manchen Fällen ist eine genaue Untersuchung der Geschlechtsorgane erforderlich) ist der Wegerich Scheckenfalter (Me in litaea cinxia) (Abb. 37), der unter anderem trockene Waldsäume und Waldwiesen Laubmischwäldern bewohnt. Empfehlenswerte Literatur zum Thema : Ebert, G. (Hrsg.) (1991): Die Schmetterlinge Baden Württembergs. Bd. 1. Tagfalter. Ulmer Verlag, Stuttgart, 552 Seiten.
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