Kohlhernie im Rapsanbau in M-V. Dr. J. Peters, G. Pienz Institut für Pflanzenproduktion und Betriebswirtschaft
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- Franka Arnold
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1 Kohlhernie im Rapsanbau in M-V Dr. J. Peters, G. Pienz Institut für Pflanzenproduktion und Betriebswirtschaft
2 Kohlhernie 1. typische Fruchtfolgekrankheit 2. tritt auf, wo Raps in kurzen Abständen angebaut wird (Rapsanteil in der Fruchtfolge 33%) 3. Hauptauftreten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern, 4. Einzelfälle in fast allen Bundesländern 2
3 Kohlhernieresistente* Sorten in Deutschland * teilrassenspezifische Resistenz Quelle: Rapool 2017 (vorläufig), D. Bornhöft nach Kleffmann 3
4 Anbausituation * teilrassenspezifische Resistenz * Quelle: Rapool 2017 (vorläufig), D. Bornhöft nach Kleffmann 4
5 Wird Kohlhernie weiter zunehmen? Quelle: Rapool 2017 (vorläufig), D. Bornhöft nach Kleffmann, *Anstieg geschätzt exponentiell bzw. linear (Mittel der letzten 5 Jahre) 5
6 Verbreitung in Deutschland- Rapool Umfrage Alle Flächen die ab 2014 gemeldet wurden Quelle: Rapool 2017 (vorläufig), D. Bornhöft Stand 6
7 Erregernachweis auf Verdachsflächen Quelle: Rapool, D. Bornhöft 7
8 Wie sicher ist die Resistenz 8
9 Infektionszyklus Quelle: 9
10 Infektionszyklus bei ausreichend Bodenwasser und geeigneten Wirtspflanzen keimen Dauersporen Freisetzen der Zoosporen Zoosporen bewegen sich aktiv im Bodenwasser, infizieren zunächst nur Wurzelhaare (Primäre Zoosporen) Nach Zwischenvermehrung wird auch die Wurzelrinde befallen (Sekundäre Zoospore) Bei genetisch anfälligen Pflanzen Etablierung des Erregers in der Wurzelrinde abnormale Zellteilungen Wucherungen an Wurzel Abschluss des Lebenszyklus: Bildung von Dauersporen Dauersporen überleben im Boden 20 Jahre und länger ohne Wirtspflanze Vorhergesagte Halbwertzeit 3,6 Jahre der Dauersporen bei Neubefall Vermehrung der Dauersporen fach Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 10
11 Dynamik von Plasmodiophora brassicae Halbwertzeit der Dauersporen von 3,6 Jahren Bei Neubefall Vermehrung der Dauersporen fach Quelle: E. Diederichsen
12 Schadbild Jungpflanzen kümmern und bleiben klein ältere Blätter vergilben und werden rötlich Welkeerscheinungen im Herbst bei trockenwarmer Witterung an Wurzeln unregelmäßige Verdickungen, zunächst fest und ohne Hohlraum, zum Ende des Pflanzenwachstums Verfallserscheinungen Verwechslungsmöglichkeit: Gallen des Kohlgallenrüsslers (im Galleninnern Fraßgang mit Larve zu finden) 12
13 Befallsfördernd: Boden-pH unter 7: kalkarme, saure Böden (ph-wert < 6,5, optimal 5,3-5,7), leicht humose Böden bevorzugt Staunässe (> 60% Bodenwasserkapazität): geringe Bodendurchlüftung hohe Bodenfeuchte Bodentemperatur über 12 C: Bodentemperaturen 9 35 C, optimal C Mindestens 1000 Dauersporen/ Pflanze Junge Wurzeln von Wirtspflanzen (Kruziferen) enge Fruchtfolge < 3-4 Jahren von Kreuzblütlern (auch Zwischenfrucht!!) Starkes Auftreten von kreuzblütigen Unkräutern in Folgekulturen Sporenübertragung durch verseuchte Bodenteilchen Maschinen, Bodenerosion, Tiere, Drainagewasser, Winderosion oder infiziertem Pflanzgut (Saatkartoffeln) 13
14 Vorbeugende Maßnahmen zügige Beseitigung von Ausfallraps: Möglichst sofort umbrechen, aber unbedingt weniger als 3 Wochen stehen lassen, Ansonsten neuer Vermehrungszyklus mit massenhaft neuen Dauersporen am Ausfallraps Bleibt Ausfallraps länger = Raps nach Raps Anbau zwei Vermehrungszyklen innerhalb eines Jahres! Erhöhung des Boden-pH-Werts: durch Kalkung auf 6,5 7,2 zum Raps keine Reduzierung des Erregerpotentials, aber Verringerung des Krankheitsdruckes, da die Dauersporen am Keimen gehindert werden Der Erreger ist ab ph-wert von 6,5 eingeschränkt und ab ph-wert von 7,2 inaktiv Verringern von Staunässe: Förderung der Bodenstruktur (Tiefenlockerungen, vermeiden von Verdichtungen) Drainagen pflegen 14
15 Vorbeugende Maßnahmen Fruchtfolge: mind. 3-4 jährigen Anbaupause, keine kruzifere Zwischenfrüchte auf Kohlhernieflächen mindestens für 5 Jahre keine anfällige Wirtspflanze anbauen ACHTUNG: viele kreuzblütige Zwischenfrüchte (Senf, Ölrettich, Futterraps etc.) vermehren den Erreger in Zwischenfrüchten unkontrollierter Rapsdurchwuchs Günstige Fruchtfolgeglieder: Kartoffel, Zuckerrüben, Dt. Weidelgras und Sommergetreide Konsequente Unkrautbehandlung: kruzifere Unkräuter vermehren den Erreger (Hirtentäschel, Hellerkraut, Rauken etc.) Feldhygiene: Befallsflächen zu Letzt bearbeiten sämtliche Arbeitsgeräte, Fahrzeuge und Schuhe die mit verseuchtem Boden oder Pflanzen in Kontakt waren, auf dem betroffenen Schlag reinigen befallene Herbst- oder Steckrüben nicht verfüttern, der Erreger überlebt Darmpassage befallenes Pflanzenmaterial nicht kompostieren 15
16 Vorbeugende Maßnahmen Sortenwahl Sorten mit teilrassenspezifischer Kohlhernieresistenz in Deutschland 2002 MENDEL 2012 ANDROMEDA und SY ALISTER 2014 MENTOR und PT MENHIR EU- Zulassung : MENDELSON (2012) PT 235 (2015) ARCHIMEDES (2015) alle mit der gleichen rassenspezifischen Resistenz Prüfung im Rahmen der amtlichen Zulassung und LSV auf befallsfreien Standorten gezielter Versuchsanbau auf Kohlhernie belasteten Standorten Reaktionen von Winterrapssorten?? 16
17 Kohlhernie- Sortenversuchsaufbau Gemeinschaftsprojekt KH-Sorten auf Befalls-Standorten Winterraps 2014/15 Versuchsorte: Neschow (LK NWM) Stoltenhagen (Ortsteil Glashagen, LK VR) PG Sorte teilrassenspez. KH- Resistenz KennNr RAW Vertrieb 1 Mentor H x 3963 NPZ/SU 2 Mendelson H x 4156 NPZ/SU 3 Sherpa H NPZ/SU 4 Penn H NPZ/SU 5 PT 206 H Pioneer 6 PT 235 H x 4694 Pioneer 7 PT 242 H x 4030 Pioneer 8 SY Alister H x 3565 Syngenta 9 NK Linus H Syngenta 10 Andromeda H x 3511 Limagrain 11 Archimedes H x 4916 Limagrain 12 Arsenal H Limagrain Doppelparzellen ortsübliche Bewirtschaftung LWB Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 17
18 Kohlhernie- Sortenversuche 2014/15 Glashagen (VR) Neschow (NWM) 18
19 Disease Index (DI) in Glashagen nach INRA Boniturskala Glashagen, Herbst
20 Disease Index (DI) in Glashagen Herbst 2014 Frühjahr 2015 nach INRA Boniturskala Glashagen 2014/15 20
21 Kohlhernie Sortenversuch Frühjahr 2015 Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 21
22 Kohlhernie Erträge (dt/ha) Ertrag Ertrag (dt/ha) Glashagen Neschow anfällig resistent anfällig resistent Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 22
23 Vorbeugende Maßnahmen Spätere Saattermine Kohlhernie-Optimum bei Temperatur von C schnellwüchsige, robuste Hybride wählen geringere Erträge als bei Normalsaat, ACHTUNG: Auswinterungsgefahr auch bei Hybriden beachten Kohlhernie freie Flächen Teilrassenspezifische Sorten nur auf Befallsflächen anbauen, um Resistenz so lang wie möglich zu erhalten Feldkontrolle: Flächen und Bestände immer wieder kontrollieren, Verseuchungsverdacht mit Biotest überprüfen, braucht 6 bis 8 Wochen Zeit, geeigneter Durchführungszeitraum ist Mai bis Juli 23
24 Biotest 24
25 Was machen bei infizierten Beständen? Nicht immer zwangsläufig ein Umbruch des Winterrapsbestandes Je nach Befallsstärke und Witterung, bringt der Bestand bei einer guten Nährstoffund Wasserversorgung noch mittlere bis gute Erträge Umbruchkalkulation nutzen: Kalkulationshilfe zu finden unter: 25
26 Leistungsfähigkeit dünner Bestände Quelle: Dr. Sauermann, Leistung dünner Winterrapsbestände, Veelböken 2014 Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 26
27 Alternativen zum Umbruch von Winterraps langjähriger Durchschittsertrag Winterraps 1 Kalkulationshilfe zum Umbruch von Winterraps 38,8 dt/ha Parameter ME Wi.-Raps Biogasmairüben Gerste erbse bohne Ethanol- So.- Futter- Acker- Ertrag 1 dt/ha Preisannahme /dt 34 3,5 2, Marktleistung /ha 1319, Direktkosten /ha DKFL /ha var. Maschinenkosten /ha var. Kosten /ha nutzbare Düngung der Vorfrucht 2 /ha Vorfruchtwert /ha Deckungsbeitrag /ha 976, erforderlicher Gleichgewichtsertrag dt/ha des Winterrapses 1 Erträge Statistisches Amt MV 2010 bis 2015, So.-Gerste als Futtergerste; 2 nutzbare Düngung des umgebrochenen Rapses (Quelle: A. Ziesemer, LFA) Kalkulationshilfe zu finden unter: Dr. J. Peters, G. Pienz LFA MV Arbeitskreis Pflanzenproduktion, Selow 27
28 Zusammenfassung 1. intensiver Rapsanbau der letzten Jahre förderte die weitere Ausbreitung der Kohlhernie 2. wesentliche Ursache sind die zu kurzen Anbaupausen in Fruchtfolgen da weitere Cash-Fruchtarten fehlen 3. keine chemischen Bekämpfungsmaßnahmen des bodenbürtigen Erregers nur vorbeugende Maßnahmen 4. Anbau resistenter Sorten, ABER besitzen alle die gleiche monogene Resistenz wie Mendel 5. Diese ist aber noch wirksam 6. zur Erhaltung dieser Resistenz Anbau dieser Sorten nur auf Befallsflächen begrenzen, keine Sortenmischungen, kein Nachbau 7. Bei Umbruchsentscheidungen gilt 10 vitale Pflanzen/m² bei guter Standraumverteilung bringen noch ca. 80 % Ertrages 8. liegen Ertragserwartungen > 75 % gibt es keine rentable Umbruchalternative 9. nicht vergessen Raps die bedeutendste Vorfrucht für den Qualitätsweizenanbau 28
29 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit ausführliche Versuchsergebnisse unter:
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