GP-9 Diesellokomotive der D&RGW Digitalisierung und Alterung eines Modells

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1 GP-9 Diesellokomotive der D&RGW Digitalisierung und Alterung eines Modells Bereits in früheren Artikeln des SPUR G MAGAZINs, wie in der Ausgabe 11 vom Juni 2011 über den Tennessee Pass, hat sich der Autor mit der einst in Colorado beheimateten Rio Grande Bahngesellschaft (D&RGW) befasst. In dieser Ausgabe beschreibt er den Umbau des Modells einer solchen GP 9 Diesel-Lok. Aufnahmen des Vorbildes in seiner angestammten Heimat, den USA, sowie des umgebauten Modells vervollständigen seinen Bericht. Die Transition Ära Bei meinem Railroad-Hobby halte ich mich an eine bestimmte Zeitepoche und versuche, den Anlagenbau, die Gebäude und vor allem das Rollmaterial mög- lichst vorbildgetreu entsprechend dieser Epoche zu gestalten. Neben meinen amerikanischen Ganz-Zügen mit Dieselloks der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, welche auf meiner Außenanlage, der Moosecreek Line, verkehren, schlägt Eine GP-7 #5102 im Sept in Antonito, wo zu dieser Zeit noch reger Güterverkehr auf den Schmalspurstrecken Richtung Chama NM und Durango CO herrschte. Hierfür waren fast im ganzen Bahnhofsbereich dual-gauge -Gleise für Schmal- und Normalspurbetrieb vorhanden. mein Eisenbahner-Herz für die sogenannte Übergangszeit die Transition- Ära, den Zeitraum von 1950 bis Das Vorbild Eine Modelleisenbahnanlage der 50er Jahre nach US-Vorbild wäre jedoch nicht authentisch, wenn dort nicht eben auch die ersten Dieselloks aus dieser Zeit verkehren würden. Dazu gehört ganz klar die EMD GP-9. Diese vierachsige Allround-Lok wurde von der Electro Motive Division (EMD) von General Motors ab 1953 entwickelt und anschließend bis 1963 in insgesamt Exemplaren hergestellt. Die Maschine wog rund 110 Tonnen. Insgesamt 24 Lokomotiven dieses Typs erwarb die Rio Grande, die die Fahrzeuge vorwiegend für den Güterverkehr in den damals noch vorhandenen Normalspur Branchlines nach Alamosa und Creede im Süden von Colorado einsetzte. Die Loks besaßen Gleichstromfahrmotoren, die von einem 2-Takt Dieselmotor mit einer maximalen Leistung von KW angetrieben wurden. Die Vorbildlichkeit meiner Anlagen mit diesen Lokomotiven ist somit gegeben Juli 2014

2 Nachfolgend noch einige Impressionen aus vergangenen Tagen der Rio Grande. Interessant ist dabei die Abzweigung nach Monarch, von Salida an der Tennessee Pass Linie aus. Gebaut wurde diese Bahnstrecke über den Monarch Pass zwecks Abtransports von Kalkstein (Limestone) für die Stahlproduktion. Zuerst entstand diese Strecke zu der Mine als Schmalspur-Linie. In den 50er Jahren wurde sie dann auf Normalspur ausgebaut. Bei Garfield musste die Bahnlinie über zwei Spitzkehren (Switchbacks) mit Weichen den steilen Hang hinauf geführt werden. Unten sehen Sie zwei Bilder dieser eindrücklichen Szene: Man beachte, dass es sich bei der Lokomotive nicht um eine GP-9 sondern um die sechsachsige Schwester, eine SD-7 handelt. Nachdem sich der Kalkstein-Abbau offensichtlich nicht mehr lohnte, wurde um 1981 die Stecke nach Monarch definitiv stillgelegt. Für die vielen Fans der D&RGW Bahngesellschaft beidseits des großen Teichs ist es schon sehr bedrückend, zu erleben, wie nach und nach praktisch das gesamte Schienennetz in Colorado stillgelegt und abgebrochen wurde. Begonnen hatte die Stilllegungswelle bei den schmalspurigen Bahnstrecken, von denen heute leider nur noch die als Touristenbahnen betriebenen Strecken der Cumbres &Toltec Railroad, der Durango & Silverton Railroad übrig geblieben sind. Geendet hat diese Welle erst vor rund 18 Jahren, im Jahre 1996, als nach der Übernahme der ehemaligen Rio Grande (die damals bereits zu Southern Pacific zählte), durch die Union Pacific Ein Bild der Mine in Monarch von ca Diese Kalksteinmine würde sich hervorragend für den Nachbau als Modell eignen. Das nebenstehende Bild zeigt die GP-7 No.5102 im August 1972 auf der Steel-Truss Bridge über den Rio Grande River westlich von Masonic Park an der Linie von Alamosa nach Creede. Auch diese Linie ist inzwischen stillgelegt und kann wohl trotz großen Interesses von Railroad-Enthusiasten als Museumsbahn nicht mehr in Betrieb genommen werden. Gescheitert ist das Projekt an der Community of Creede, welche die Bahntrasse im Bereich des alten Bahnhofes spekulativ für Neubauten nutzen will. Auf diesen beiden Aufnahmen wird das Rangieren des Zuges auf der Switchbackstrecke deutlich. 17 Juli

3 (UP) Bahngesellschaft, diese die Tennessee Pass Strecke von Pueblo nach Glennwood Springs sofort stilllegte. Heute fahren nur noch Touristenzüge von Pueblo aus durch die Royal Gorge bis Salida. Lediglich einen Teil des Ost- West Verkehrs führt die UP heute noch über die Moffat-Route von Denver Richtung Salt Lake City in Utah. Das Modell USA-Trains als der größte, noch verbliebene Hersteller von amerikanischen SPUR-G Modellen im Maßstab 1:29, führt eine solche GP-9 der Rio Grande im Programm. Das Modell trägt das ursprüngliche Farbschema der D&RGW aus den 50er Jahren, was mir natürlich sehr gelegen kam. Die Ausführung dieses Modells kann man ruhig als erstklassig bezeichnen, wozu ein hoher Detaillierungsgrad, viele Anbauteile und gefederte Achsen mit Metallrädern gehören. Das Modell wurde auch bereits von Fachzeitschriften prämiert. Digitalisierung Im Auslieferungszustand ist das USA- TRAINS-Modell für den analogen Betrieb ausgelegt. Für den Einsatz der Lok auf meiner Innenanlage muss diese jedoch digitalisiert werden. Diese Arbeit übernahm ein Modelleisenbahn-Kamerad. Nachstehend sein Bericht über den Umbau mit den entsprechenden Aufnahmen: Material 1 x Decoder*, Typ: ZIMO MX696 1 x Kondensator, µF/25V 2 x Miniatur-Relais, 30V/DC 1A 1 x LED 5 mm, Zyl. Weiß 2 x Platinen, Zuschnitte aus Lötstreifenraster sowie Kleinmaterial, wie z. B. Steckschuhe, Stecker, Litzen, Schrumpfschlauch, Lötzinn, Klebstoff und Isolierband. *Die Programmierung des Decoders wurde optimal auf das EMD GP-9-Modell abgestimmt. Änderungen an den Motoreinheiten Die Motoranschluss-Stifte wurden herausgezogen, gekürzt und an die Schie- Das Modell der GP9 aus der Schachtel, hier noch ohne Anbauten und Kupplungen Juli 2014 nenstrom-stifte gelötet. Die Motoranschlüsse wurden direkt an die Lötfahnen des Motor gelötet und mit einem Schrumpfschlauch isoliert. Die Originalanschlüsse wurden entfernt, die schwarzen Litzen abgetrennt, gekürzt und an die Drehgestell-Blenden gelötet. Nach der Montage wurden die Anschlüsse an die äußeren Schienenstrom-Stifte gesteckt. Auf die inneren Schienenstrom- Stifte wurden ca. 30 mm lange Litzen angeschlossen. Lautsprecheraufnahme Der äußere Rand der Lautsprecher Aufnahme wurde an vier Stellen ausgenom-

4 men, der Lautsprecher eingepasst und mit einem 2K-Klebstoff befestigt. Anschließend wurden die Litzen angelötet und mit einem Schrumpfschlauch isoliert. Kabinen-Beleuchtung Nachdem das Original-Birnchen schon während der Testfahrten den Geist aufgab, wurde es durch eine LED ersetzt. Zusätzlich wurden ein Vorwiderstand und eine Schutzdiode eingebaut. Anschließend wurden die Komponenten mit einem 2K-Klebstoff gesichert. Übersicht über die Funktionen des Digitaldecoders F 0 Beleuchtung Ein/Aus F 1 Rauchgenerator Ein/Aus (bei diesem Modell keine Funktion!) F 2 Cab-Beleuchtung Ein/Aus (schaltet bei Fahrt automatisch aus!) F 3 Nathan Airchime M3 kurz F 4 Nathan Airchime M3_kurz doppelt F 5 Nathan Airchime M3_lang F 6 CSX_Bell_22 F 7 Funk F 8 Bremsenquietschen F 9 Stand-/Fahrgeräusche Ein/Aus F 10 Kompressor F 11 Webasto F 12 Kupplung Nahaufnahme der gesuperten und mit Schneeräumern versehenen GP 9 kurz vor der Trestle. Beleuchtungsschaltung Die USA-Trains Ausführung der Beleuchtung ist eine Analog-Schaltung die durch einen Miniaturschalter ein/aus und +/- Polwechsel geschaltet wird. Damit an den Beleuchtungsplatinen keine großen Änderungen durchgeführt werden müssen, wurde ein +/-Polwechsel durch zwei Relais verwirklicht, die über die Funktionsausgänge Lv und Lr geschaltet werden. Sonstige Änderungen Die Originalplatinen und die Rauchgeneratoren wurden entfernt. Für die neuen Anschlüsse wurden zwei Platinen gefertigt. Sämtliche Verdrahtungen wurden mit Litzen in Normfarben durchgeführt. Damit bei kurzfristigen Schienenstromunterbrüchen der Sound nicht unterbrochen wird, wurde ein Stützkondensator (Puffer) vorgesehen. Äußerlich brauchte an der Lok nicht mehr viel modifiziert zu werden. Nur wenige Anbauteile wie Kadee-Klauenkupplungen sowie ein Rio Grande Schneepflug waren noch erforderlich. Die Schneepflüge erstelle ich aus 0,6 mm Kupferblech, welches sich gut schneiden und biegen lässt. Alterung Zu einem unabdingbaren Muss auf meiner Anlage gehört die perfekte Alterung des Modells. Als Vorbild diente mir hierzu eine Farbaufnahme der Lok 5104, So präsentiert sich das perfekt verdrahtete neue Innenleben der GP9 nach deren Umbau bzw. Digitalisierung. 17 Juli

5 die im Oktober 1962 in der Nähe von Alamosa aufgenommen wurde. Zur Alterung meiner Modelle verwende ich die Airbrush-Farbspritzpistole. Das Prinzip lautet: weg mit der mehr oder weniger glänzenden Farbe, die alle Modelle sämtlicher Hersteller haben, wenn man sie aus der Schachtel nimmt. Auch eine Original-Lokomotive glänzt nach einigen tausend Meilen Fahrt kaum noch. Ich beginne am Chassis und den Drehgestellen mit der entsprechenden Grundfarbe. Dabei verwende ich meistens lösungsmittelhaltige, matte Farben von FLOQUIL Railroad Colors (Bezugsquelle: Old Pullman AG in Stäfa CH). Es sind praktisch alle spezifischen Farben der alten und neuen Bahngesellschaften erhältlich. Zudem zum Beispiel mehrere unterschiedliche Schwarztöne wie Weathered Black oder Steam Engine Black. Als nächstens kommt ein Hauch Farbe auf das Gehäuse. Dabei kann man vorgängig mit dem Pinsel oder Schwamm Roststreifen und -flecken anbringen sowie Öl- und Kondenswasserspuren. Auch die Kühlergitter sollten je nach Grundfarbe des Modells mit Mattschwarz behandelt werden, ebenfalls Auspuff-Rußspuren. Sodann erfolgt die Montage der Anbauteile wie Laufsteg-Geländer, Luftschläuche, usw. Diese müssen ebenfalls mit einem feinen Pinsel matt gemalt werden. Am Schluss kommt die FLOQUIL-Rostfarbe zum Einsatz. Räder, Drehgestelle und Chassis werden je nach Beanspruchungsstelle mehr oder weniger kräftig mit Rost gespritzt. Am besten orientiert man sich dabei soweit als möglich an einem Foto des Vorbildes. Fotoshooting Das fertige Modell Mit genügend Licht (zwei Fotostudio Scheinwerfer) gelingen normalerweise gute Aufnahmen auch Indoor. Nach meiner Erfahrung sollte man beim Fotografieren von Modellen in Innenräumen nicht mit dem Blitz arbeiten. Einigermaßen realistische Farben und Tiefenschärfe sind nur mit genügend künstlichem Licht zu erreichen, damit mit Blende 8 und höher gearbeitet werden kann. Text und Fotos: UW Quellennachweis: Originalbilder und Textpassagen aus dem Buch Rio Grande, Crest of the Continent von Chuck Conway Juli 2014 Perfekte Arbeit und perfekte Aufnahmen. Man muss schon zweimal hinsehen ob es sich um das Modell oder das Original handelt.