Urlaubsarchitektur. in Mecklenburg-Vorpommern. XXMecklenburg-Vorpommern ist ein Urlaubsland

Transkript

1 ARCHITEKTENKAMMER Mecklenburg-Vorpommern Körperschaft des öffentlichen Rechts Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern Alexandrinenstr. 32 I Schwerin Tel.: info@ak-mv.de I Diskussion Urlaubsarchitektur in Mecklenburg-Vorpommern XXDie Sommerferien sind zu Ende gegangen oder sie gehen zu Ende. Wir haben das zum Anlass genommen, uns zu fragen, was Urlaubsarchitektur ist oder was sie sein kann und uns in Mecklenburg-Vorpommern danach umgesehen. Lesen Sie dazu den nebenstehenden Bericht. In Penzlin findet am Ende des Monats die nächste Planerwerkstatt statt. Im Heft finden Sie das Programm. Die Architektenkammern existieren vor allem durch die Initiativen ihrer Mitglieder, zum Beispiel in den Kammergruppen. In den berichten wir über die dortigen Aktivitäten. Außerdem liegen die neuen Mitgliederzahlen der Architektenkammer M-V und das Ergebnis der Wahl zur Vertreterversammlung des Versorgungswerkes der Architektenkammer Sachsen vor. Dazu finden Sie mehr am Ende des Regionalteils Mecklenburg-Vorpommern und im Regionalteil Sachsen.t Olaf Bartels Ferienhaus in Wiek auf dem Darß (Architekt: Norbert Möhring) Urlaubsarchitektur bietet Heimat auf Zeit und prägt ganze Landstriche, die zeitweise allerdings auch verwaisen. XXMecklenburg-Vorpommern ist ein Urlaubsland und durchaus führend in der Übernachtungsstatistik, die die Tourismusverbände erheben. Der Tourismus ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Bundesland. Dabei sind nicht nur die landschaftlichen Reize der Ostseeküste mit ihren weißen Sandstränden auf Rügen, Usedom oder auf dem Darß oder die weiten Rapsfelder und die langen Alleen, die Seen oder die Müritz Ausschlag gebend, sondern auch die Architektur im Land. Die Backsteingotik der großen Kathedralen in den von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Städten Wismar und Stralsund, in Schwerin, Rostock oder Greifswald, das Zisterzienserkloster mit seinem Münster in Bad Doberan und die im Land verteilten Dorfkirchen, Kapellen, Klosteranlagen sind wahre Schätze für Entdeckungsreisende. Einschlägige Publikationen über die Straße der Backsteingotik haben sie bekannt gemacht und zu Reisezielen für Bildungsreisen werden lassen. Die markante Architektur der Seebäder an der Ostsee, die im 19. und 20. Jahrhundert die Orte entlang der Ostseeküste und auf den In- Foto: Stefan Melchior 26 DABregional 9/11

2 Foto: Olaf Bartels Foto: Bastmann + Zavracky Rettungsstation in Heiligendamm (Architekten Hass + Briese) seln prägte, sind für den Tourismus heute so attraktiv, dass Gestaltungssatzungen in den entsprechenden Gemeinden kaum etwas anderes zulassen, als im Formenkanon dieser historischen Architektur weiterzubauen. Die Bäderarchitektur schafft mit ihren Logierhäusern, Hotels und vor allem mit den Musikpavillons, Seebrücken und Kiosken ein Umfeld, das den Aufenthalt in den Badeorten zu einem prägenden Erlebnis macht. Sie ist eine Urlaubsarchitektur. In den Seebädern traut man diese Qualität einer zeitgenössischen Architektur nicht mehr unbedingt zu, wenn sie sich nicht einem historisierenden Formenvokabular bedient. Die restriktiven Gestaltungssatzungen der Seebädergemeinden belegen dieses Misstrauen. Jan Hammer und Nadine Weiland zeigen mit ihren Veröffentlichungen, einer Website, die unter dem Namen Urlaubsarchitektur erreichbar ist ( und einer ebenso betitelten Buchveröffentlichung, dass diese Bauform nicht nur zeitlich weiter gefasst werden kann, sondern auch räumlich. Europaweit haben sie Bauten aufgespürt, die für eine bestimmte Zeit zur Heimat werden sollen: in den Bergen, am Meer, an Seen oder in der Großstadt. Es sind Neu-, aber auch Umbauten aufgeführt, die allerdings nicht im Sinne einer Das Bernsteinhaus (Architekten: Bastmann + Zavracky) beherbergt die Gästeinformation der Stadt und ein Restaurant (Innenarchitektur: walter + planer). Seine Position auf dem Marktplatz und seine auffällige Gestaltung rücken das Haus programmatisch in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. in altem Stil neu gebauten Seebäderarchitektur entstehen, sondern ihre Zeitgenossenschaft unterstreichen. Es geht um eine neue Architektur, um die moderne Gestaltung eines temporären Lebensumfeldes. Die beiden Autoren führen deshalb vorwiegend Behausungen auf: Hotels, Pensionen, Ferienhäuser, die auch an skurrilen Orten entstanden sind: in einem alten Lotsenturm auf Usedom oder in einem alten Verladeturm an der deutsch-polnischen Grenze bei Frankfurt an der Oder. Für Mecklenburg-Vorpommern sind einige Eintragungen zu verzeichnen, darunter das Seehotel am Neuklostersee (Nalbach und Nalbach Architekten) und der Speicher (Architekt Giencke) in Barth. Zu einer Architektur, die im Urlaub eine wichtige Bedeutung hat, zählt allerdings mehr als die des direkten Lebensumfeldes, auch wenn dies so umfassend gestaltet ist wie beispielsweise in der Anlage des Seehotels in Nakensdorf. Die Urlaubsorte müssen mit Informationsstellen für Touristen, Rettungsstationen an den Badestränden und anderem eine besondere Infrastruktur vorhalten. Dass Rettungsstationen eine eigene architektonische Interpretation vertragen, haben schon die von Ulrich Müther und Dietrich Otto entwickelten Bauten am Strand von Binz auf Rügen gezeigt. Die Rettungsstationen in Heiligendamm (Hass+Briese Architekten) und in Ahlbeck auf Usedom (Architekt Dreischmeier) haben diesen Ansatz wieder aufleben lassen. Der Tourismus zieht besondere Bauaufgaben nach sich, die auch besondere architektonische Formen annehmen können. Für sie gibt es keine traditionellen Muster. Das Ozeaneum in Stralsund (Behnisch Architekten) oder das Müritzeum in Waren (Wingårdhs Architekten) zeigen das anschaulich. Diese Bauten sind in den Ortsbildern entsprechend auffällig, wenn auch gestalterisch eingebunden. Schließlich profitieren die Städte von der Aufmerksamkeit für diese Bauten, auch wenn sich hier nicht unbedingt der sogenannte Bilbao-Effekt einstellt, der der baskischen Stadt durch sein neues von Frank O. Gehry entworfenes Guggenheimmuseum einen hohen Besucherzustrom beschert hat. Aber so ganz ohne Hintergedanken wird die DABregional 9/11 27

3 Foto: Michael Bräuer Im Gegensatz zum Bernsteinhaus ist die Architektur des Bernsteinmuseums von Zurückhaltung geprägt (Bräuer Architekten, Innenarchitektur: Hans Meyer). Stadt Ribnitz-Damgarten das zwar einfach gestaltete, mit seiner roten Fassadenfarbe dennoch auffällige Bernsteinhaus (Bastmann + Zavracky Architekten) nicht auf dem neu gestalteten Marktplatz platziert haben. Schließlich ist hier neben der Gastronomie (Innenarchitektur: walter + planer) auch eine Besucherinformationstelle eingerichtet worden, die so recht einfach zu finden ist. Aber Auffälligkeit ist nicht das einzige Merkmal dieser Art von Urlaubsarchitektur. Das Bernsteinmuseum (Bräuer Architekten), ebenfalls in Ribnitz- Damgarten profitiert gerade von seiner gestalterischen Zurückhaltung. Auch so manches Ferienhaus auf dem Darß profitiert davon, in das Ortsbild eingebunden zu sein. Es fällt schlicht weniger auf, wenn es leer steht und wird so eventuell weniger leicht beraubt. Urlaubsarchitektur ist also weniger eine Bautypologie oder gar eine Stilrichtung. Sie ist eine besondere baukulturelle Herausforderung, der in Mecklenburg-Vorpommern auf hohem Niveau entsprochen wird, was mancherorts noch ausbaufähig ist. Die zuletzt genannten Beispiele sind deshalb auch im neu aufgelegten Architekturführer Mecklenburg-Vorpommern zu finden.t Olaf Bartels Jan Hammer, Nadine Weiland: Urlaubsarchitektur, archimappublisher Berlin, 2010, ISBN , 19,90 Olaf Bartels: Architekturführer Mecklenburg- Vorpommern, hg. v. d. Architektenkammer M-V, 2. überarb. Auflage, Jovis Verlag Berlin 2011, ISBN , 25,- Baukultur Planerwerkstatt Penzlin am19. und 20. September 2011 Foto: Lutz Braun, architektur:fabrik:nb Montag, den 19. September 2011 Begrüßung und Moderation: Lutz Braun, Vizepräsident der Architektenkammer M-V 10:00 Begrüßung durch Sven Flechner, Bürgermeister der Stadt Penzlin Grußwort durch Volker Schlotmann, Minister für Verkehr, Bau und Landesentwicklung M-V Grußwort durch Bettina Paetsch, Landrätin Eröffnung durch Joachim Brenncke, Präsident der Architektenkammer M-V Vorträge Einführung in die Ortsentwicklung Sven Rose, Zweiter Stadtrat Penzlin Maltzansche Parklandschaft Prof. Thomas Oyen, Hochschule Neubrandenburg Prof. Dr. Marcus Köhler, Hochschule Neubrandenburg Sicht der Kreisentwicklung Annette Böck-Friese, Stabsstellenleiterin für Kreisplanung und Naturschutz Vorstellung Schwerpunkte der Planerwerkstatt Lutz Braun, Vizepräsident der Architektenkammer M-V 12:00 Imbiss 13:00 Ortsrundgang 15:00 Arbeitsgruppentätigkeit Organsiation: Dr. Peter Hajny, Lutz Braun 19:00 Abendessen Dienstag, den 20. September :00 Arbeitsgruppentätigkeit 12:00 Mittagessen 13:00 Aufbereitung der Arbeitsgruppenergebnisse 15:45 Öffentliche Abschlusspräsentation, Neue Burg 16:45 Dank und Abschluss Nähere Informationen zur Planerwerkstatt finden Sie auf der Website der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern. 28 DABregional 9/11

4 Kammergruppen in Mecklenburg-Vorpommern Foto: Kerstin Döring Schwerin, Architekten beim Stammtisch. XXLokal engagiert, regional organisiert sind die Architekten der Kammergruppen in allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und leisten damit einen wertvollen Interessenbeitrag innerhalb der Architektenkammer M-V. Seit mehr als 20 Jahren sind neun Kammergruppen unterschiedlich aktiv in den Städten wie Greifswald, Güstrow, Müritz, Neubrandenburg, Rostock, Rügen, Schwerin, Stralsund und Wismar. Die Architekten sind, meist neben einer vollen Auslastung im Beruf, unterschiedlich ehrenamtlich tätig und geben damit wichtige Impulse für die Kammerarbeit. Gerade das berufspolitische Engagement der Architekten trägt in einer kleinen Kammer, wie wir es sind zu dynamischen und produktiven Entscheidungsprozessen bei. so Joachim Brenncke, Präsident der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern. Die Kammergruppen sind dabei eine von vielen Möglichkeiten, in denen sich unsere Mitglieder einbringen, um gute Architektur und Architekten in der Gesellschaft präsenter zu machen. sagt Brenncke. Mit eigenen Projekten können Architekten auch überregional aufmerksam machen: Beispielsweise bieten Rostocker Architekten jedes Jahr zum Tag der Architektur Radtouren zu besonderen Objekten an und loben regelmäßig den Rostocker Architekturpreis aus. Nicht minder aktiv sind die Kollegen in Schwerin: Anfang August trafen sie sich zu einem Stammtisch, um sich mit der Geschäftsführung und dem Präsidenten der Architektenkammer M-V, Joachim Brenncke über kammerrelevante Themen auszutauschen. Die Geschäftsstelle der Architektenkammer ist zudem offen für Anregungen und Vorschläge durch die Mitglieder und möchte dies auch zukünftig verstärkt unterstützen.t Anja Görtler Fest entschlossen XXAus der Initiative der Kammergruppe Schwerin wurde der Entschluss für ein Fest anlässlich des 20jährigen Bestehens der Architektenkammer M-V getroffen. Nach gut 20 Jahren wollen wir nun doch etwas feiern, kündigt Stefan Rimpel, Architekt und Sprecherrat der Kammergruppe Schwerin an. Dafür sollten neue Anknüpfungspunkte und Kooperationen gesucht werden, diese fanden wir auch sehr naheliegend in der Kunst, so Daniela Rathmann, Architektin und Sprecherrätin der Kammergruppe Schwerin. Aus diesem Grund richtet die Kammergruppe unter dem Motto 20+ am Freitag, den 16. September 2011 um Uhr ein kleines aber feines Fest in den Ausstellungsräumen des Kunstvereins Schwerin e. V., Spieltordamm 5 (E-Werk am Pfaffenteich) aus. Gleichzeitig kann die aktuelle Ausstellung REDEFINE : READY- MADE mit Werken internationaler Künstler besucht und begutachtet werden. Dazu herzlich eingeladen sind nicht nur die Schweriner Kollegen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der Architektenkammer M-V. Ankündigung: XXFest geplant ist ein übergreifendes Kammergruppentreffen mit dem Terminvorschlag am 3. November 2011 in der Geschäftsstelle der Architektenkammer M-V, Alexandrinenstraße 32, Schwerin. Die Architektenkammer möchte damit eine Plattform des Austausches bieten, um die Aktivitäten der einzelnen Kammergruppen transparent zu machen und neue aber auch bewährte Projekte aufzugreifen und vorzustellen. Nähere Informationen finden Sie ebenfalls auf der Website der Architektenkammer M-V.t Anja Görtler DABregional 9/11 29

5 Mitgliedernachrichten II. Quartal 2011 Eintragungen Hochbauarchitekten: 1. M.A. Ingo Volmering, Wismar 2. Dipl.-Ing. Maik Scheuer, Ribnitz-Damgarten 3. Dipl.-Ing.(FH) Denny Blaschka, Greifswald 4. M.A. Pauline Klassen, Rostock Landschaftsarchitekten: 1. Dipl.-Ing.(FH) Ulrike Hörn, Schwerin Innenarchitekten: 1. Dipl.-Ing.(FH) Claus Sesselmann, Rostock Löschungen 1. Innenarchitektin Dipl.-Ing.(FH) Susanne Kuhl, Weitenhagen 2. Architekt Winfrid Rohde, Ribnitz-Damgarten 3. Landschaftsarchitektin Dipl.-Ing. Angela Bauer, Peckatel 4. Architekt Dr.-Ing. Harald Korthals, Waren- Müritz 5. Architekt Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Loeck, Flensburg 6. Architekt Dipl.-Des. Joachim Boche, Hamburg 7. Architekt Dipl.-Ing. Bernd Laurisch, Darmstadt 8. Landschaftsarchitektin Antje Kesten, Greifswald 9. Architekt Dipl.-Ing. Thomas Hille, Stralsund 10. Innenarchitektin Ingrid Hagemann, Wismar Statistik In die Architektenkammer M-V waren am 15. August Mitglieder eingetragen, davon sind 522 freischaffend und 16 gewerblich tätig (Summe 538). Die Zahl der angestellten Kammermitglieder beträgt 272 und die der im öffentlichen Dienst tätigen 81 (Summe 353). Versorgungswerk der AK Sachsen XXIm Regionalteil der Architektenkammer Sachsen werden die Ergebnisse der Wahl zur Vertreterversammlung des Versorgungswerks der Architektenkammer Sachsen für die Wahlperiode 2011 bis 2016 bekannt gegeben. Wir bitten um Beachtung.t Impressum: Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern, Alexandrinenstraße 32, Schwerin, Telefon , Telefax , info@ak-mv.de, Verantwortlich: Dipl.-Ing. Reinhard Dietze. Das Deutsche Architektenblatt ist laut 11 der Berufs- und Hauptsatzung der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern offizielles Bekanntmachungsorgan der Kammer. 30 DABregional 9/11