Im Korsett von Kultur und Tradition
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- Britta Morgenstern
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1 Im Korsett von Kultur und Tradition DIE VERSCHIEDENEN GESICHTER VON HÄUSLICHER GEWALT Bettina Riederer
2 Globale Migrationsströme 2
3 Kultur, Tradition und Sozialisation 3! Wir nennen Wissen, Erfahrung, Symbolik Rituale Werte und Normen einer Gesellschaft Kultur.! Die Sozialisation ist der Prozess, in welchem eine Gesellschaft ihre kulturellen Inhalte an immer neuen Generationen weiter gibt.! Soziale Normen strukturieren das gesellschaftliche Zusammenleben. Unterschiedliche Entwicklungsbedingungen haben zu verschiedenen Kulturen geführt.! Kultur dient also soziales Orientierungssystem und steht in Wechselwirkung zum ökonomischen Faktoren.
4 Individuum vs. Kollektiv! In der westlichen individualisierten Gesellschaft sind kulturelle Voraussetzungen, nämlich eine übereinstimmende Bindung an bestimmte Werte, kaum mehr gegeben oder immer schwerer zu schaffen. 4! In westeuropäischen Ländern leben hoch individualisierte Gesellschaften.! Grossteile der Migrationsfamilien leben im in Mehrgenerationen-Haushalten.! In Kollektiv-Gesellschaften liegt die Priorität nicht bei der Selbstverwirklichung sondern beim Wohl der Gemeinschaft.
5 Ehre und Familie 5! Im westeuropäischen Raum wird Ehre als, Wertschätzung und Ansehen Dritter oder der Gesellschaft definiert. In Alltag hat Ehre keine zentrale Bedeutung und wird charakteristisch nicht zugeordnet.! Seref oder Sharaf Ist die Art von Ehre die besitzt jeder und beinhaltet Attribute wie: - stark, mutig, großzügig, hilfsbereit, Damit erwirbt man Ansehen und Ehre. Dieser Begriff ist männlich geprägt.
6 Ehre und Familie 6! Namus oder Ird Die Ehre für sexuelle Reinheit. Namus bedeutet Unbescholtenheit der Frau einer Familie und von der die Ehre einer ganzen Sippe abhängt. Diese Ehre bezieht sich somit auf die Geschlechterverhältnisse. Sie ist eng mit dem Schambegriff verknüpft. Die Trägerin dieser Ehre sind primär Frauen.! Saygi In der türkischen Sprache gibt es auch noch den Ehrbegriff die Achtung. Diese Art von Ehre bringt der Jüngere den Älteren entgegen oder auch Kindern den Eltern. Saygi meint das respektvolle Verhalten insbesondere gegenüber dem Vater.
7 Namus in religiös traditionellen Familien 7! Ehrenhaftes Verhalten von Frauen beinhaltete nach Namus auch:! Kontakt zu nicht verwandten Männern ausserhalb der Familie soweit wie möglich zu umgehen! Sich angemessen zu kleiden! Niemanden direkt in die Augen schauen! Unnötige Worte vermeiden! Durch entsprechende Körperhaltung und Bewegungen Zurückhaltung zeigen
8 Ehe und Familie! Die westeuropäische Auffassung von Ehe und Familie basiert grundsätzlich auf einer emotionalen Entscheidung. Entsprechend ist unsere Partnersuche anders geprägt und die Heirat vorwiegend eine Liebesheirat. 8! In vielen anderen Kulturen ist die Ehe arrangiert. Dieses Arrangement dient der Familie oft auch ökonomisch.! Die Gratwanderung zwischen Zwangsehen und arrangierten Ehen ist sehr schmal.! Dieser Bereich birgt viel Risikopotential für häusliche Gewalt (psychische und psychische Gewalt) bereits im Elternhaus.! Aufgrund der kulturellen Prägung und der Wichtigkeit der Familienehre
9 Familien 9! Jede Familie hat ihre eigene Dynamik und Wertvorstellungen. Dennoch lassen sich anhand bestimmter Faktoren Familientypen festlegen! 1. Religio!s-traditionell-orientierte Familien! 2. Familien zwischen Tradition und Moderne! 3. Moderne Familien und Paare! Das Patriarchat beschreibt die sozialen Beziehungen welches von Väter und Männer geprägt, kontrolliert und repräsentiert wird. Atabay:!lhami: Zwischen Tradition und Assimilation, Lambertus, Freiburg, 1998
10 Familienhirarchie 10!"#$% -.$$&"!"#$%&'("&)&"* +(,) 213,$&" /&0$&"&*+1,)& +3,40&%&"5 $13,$&"
11 Gewalt in Familien 11! In soziale Kontexten werden diese Verhaltensweisen und die jeweiligen Rechtfertigung erlernt.! Ein anfangs amorphes Aggressionspotential nimmt Gestalt an.! Die Familie birgt das grösste Potential gewalttätiges Verhalten zu erlernen und einzuüben.
12 Gewalt, Kultur und Ehre 12! Gewalt ist sehr stark von der Kultur, sowie den biografischen Voraussetzungen abhängig und bekommt so eine entsprechende Form! Die Wichtigkeit für das Verständnis von Ehre muss gegeben sein um Grundverständnis für Gewalt innerhalb der Familie mit Migrationshintergrund erhalten! Die Geschlechterverhältnisse zwischen Mann und Frau in Migrationsfamilien sind zweifellos zutiefst von kulturellen und oft auch von religiösen fundierten Werten und Normen geprägt
13 Fakten 13! Erhöhtes Risiko für Gewalt in patriarchalen Familienstrukturen! Erhöhtes Risiko für Gewalt im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne! In türkischen Migrantenfamilien in DE haben 30% bereits in der Kindheit Gewalt erlebt! Gewalt ist familiär und somit kulturell vermittelt! Gewalttätiges Verhalten wird über die Familie erlernt und über Generationen weiter gegeben
14 Literaturnachweise 14! Atabay,!lhami: Zwischen Tradition und Assimilation, Lambertus, Freiburg, 1998! Kelek Necla: Die fremde Braut, Goldmann, München, 2006! Kelak Necla: Bittersüsse Heimat, Goldmann, München 2008! Heiniger Bernhard: Ehrenmord und Emanzipation, Geschlecht Symbol Religion, LIT Verlage 2009! Auerheimer Georg, Geschlechterverhältnisse, in Ehrenmord und Emanzipation, LIT Verlag, 2009
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