Gender fit mach mit. Warum Gleichstellung? Zahlen, Fakten
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1 Gender fit mach mit! Warum Gleichstellung? Zahlen, Fakten Stand: März 2006 Arbeitsmarktpolitik für Frauen Text: Susanne Feigl Redaktion: Gerti Flach Grafik: derwerbetraeger
2 Ausbildung In der jüngeren Generation sind mehr als die Hälfte der MaturantInnen, der Studierenden und auch mehr als die Hälfte der StudienabsolventInnen Frauen. Frauen stellen allerdings auch die Mehrheit jener Personen, die an die Pflichtschule keine weiterführende Ausbildung anschließen. (Schul- und Hochschulstatistiken, Mikrozensus 2003) Berufe mit einem hohen Frauenanteil weisen meist folgende Merkmale auf: niedrige Einkommensstruktur niedrige formale Qualifikationsanforderungen geringere Aufstiegschancen hohe Arbeitsplatzunsicherheit. (IFES-Erhebung: Motive der Ausbildungs- und Berufswahl von Mädchen 2003) An den Höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten beträgt der Anteil der männlichen Schüler 90 %. An den Höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe hingegen nur 7 %. (Österreichische Schulstatistik 2002/ 2003) In der Studienrichtung Geistes- und Kulturwissenschaften sind 69 % der Studierenden Frauen, unter den Studierenden der Ingenieurwissenschaften beträgt der Frauenanteil hingegen nur 23 %, in den Fächern Maschinenbau und Elektrotechnik sogar nur 7 %. (Universitätsbericht 2005-Band 2 und Hochschulstatistik 2003/2004) Erwerbstätigkeit Die Erwerbsquoten von Frauen und Männern gleichen sich zunehmend an. Zwischen 1981 und 2001 sank die Erwerbsquote der Männer von 84,7 % auf 80 %, die der Frauen stieg von 57,9 auf 67,2 %. (Volkszählungen 1981 und 2001) Der Anstieg der Erwerbsquote der Frauen beruht im letzten Jahrzehnt vor allem auf einem Anstieg der Teilzeitbeschäftigungen. Laut Volkszählung 1991 war jede fünfte Frau teilzeitbeschäftigt, laut Volkszählung 2001 ist es jede dritte. Inzwischen sind laut Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung bereits 40 % der erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt. (Volkszählungen 1991 und 2001, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2004, Wien 2005) Seite 2 von 6
3 71 % der geringfügig Beschäftigten sind Frauen. (Hauptverband der Sozialversicherungsträger 2005) 85 % der Teilzeitbeschäftigten (Wochenarbeitszeit bis 36 Stunden) sind Frauen. (Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2004, Wien 2005) Die Teilzeitbeschäftigung von Frauen steht in engem Zusammenhang mit Zahl und Alter ihrer Kinder. Weniger als 36 Wochenstunden arbeiten 43 % der erwerbstätigen Mütter ohne Kind unter 15 Jahren 53 % der erwerbstätigen Mütter mit einem Kind unter 15 Jahren 65 % der erwerbstätigen Mütter mit zwei Kindern unter 15 Jahren. (Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2004, Wien 2005) Frauen gelingt es deutlich seltener als Männern, ihre Ausbildung in entsprechende berufliche Positionen umzusetzen. 23 % der Männer, aber nur 7 % der Frauen, die eine Hochschule oder eine hochschulverwandte Lehranstalt abgeschlossen haben, üben eine leitende bzw. führende Tätigkeit aus. (Mikrozensus 2003, Wien 2005) 83 % der Angestellten, die führende Tätigkeiten in größeren Betrieben ausführen, sind Männer. (Mikrozensus 2003, Wien 2005) Mehr Männer (23 %) als Frauen (13 %) leisten Überstunden. (Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2004, Wien 2005) Stärker noch als auf Berufsunterbrechungen sind die Einkommensnachteile von Frauen auf Benachteiligungen im Berufsleben selbst zurückzuführen. Ein Beispiel: Die strikte Trennung in Facharbeit und angelernte Arbeit führt im Metallbereich (Männerdomäne) dazu, dass Frauen auch wenn sie hervorragende Arbeit leisten schlecht bezahlt bleiben, weil ihnen der formelle Lehrabschluss fehlt. Demgegenüber zählt in der Logik der Textil-Kollektivverträge (Frauendomäne) kaum oder gar nicht, ob ein Lehrberuf absolviert wurde. Es kommt nur auf die konkret verrichtete Tätigkeit an. Seite 3 von 6
4 Dadurch können Männer, die entsprechend qualifizierte Tätigkeiten verrichten, ungeachtet des fehlenden Lehrabschlusses zumindest gleiche Löhne erzielen. (Gewerkschaft Metall Textil, 2003) Vereinbarkeit von Beruf und Familie Erwerbstätige Frauen in Österreich haben im Durchschnitt eine wöchentliche Gesamtarbeitszeit von 64 Stunden. Davon entfallen 34,5 Stunden auf Erwerbsarbeit, 18, 3 Stunden auf Hausarbeit und 11,2 Stunden auf die Betreuung von Kindern. Die wöchentliche Gesamtarbeitszeit erwerbstätiger Männer beträgt 48,4 Stunden, sie ist also um 15,6 Stunden geringer als die erwerbstätiger Frauen. Davon entfallen 41 Stunden auf Erwerbsarbeit, 4,1 Stunden auf Hausarbeit und 3,3 Stunden auf die Betreuung der Kinder. (Mikrozensus-Sondererhebung September 2002: Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege, Wien 2003) Österreichweit sind nur 2,6 % der in Elternkarenz befindlichen Personen Männer. (Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Dezember 2005) Eine der Grundvoraussetzung für die Erwerbstätigkeit von Frauen bzw. Eltern sind qualitativ und quantitativ ausreichende und auch erschwingliche Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Tatsächlich fehlen für Kinder Kinderbetreuungsplätze für weitere Kinder ist das Betreuungsangebot unzureichend. (Mikrozensus-Sondererhebung September 2002: Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege, Wien 2003) Der allergrößte Teil der Pflegeleistungen wird von weiblichen Familienmitgliedern - Ehefrauen/Töchtern und Schwiegertöchtern erbracht: Frauen über 60 erhalten Hilfeleistungen bei akuter Erkrankung zu 40 % von Töchtern oder Schwiegertöchtern 28 % vom Ehegatten oder Lebensgefährten 7 % von Söhnen oder Schwiegersöhnen Männer ab 60 erhalten bei akuter Erkrankung Hilfeleistungen zu 64 % von der Ehegattin oder Lebensgefährtin 20 % von Töchtern oder Schwiegertöchtern 4 % von Söhnen oder Schwiegersöhnen (Statistik Austria: Geschlechtsspezifische Disparitäten, Wien 2002) Seite 4 von 6
5 Ökonomische Situation Ein Vergleich der durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von ganzjährig Vollzeitbeschäftigten ArbeitnehmerInnen zeigt, dass Frauen im Schnitt um ,- pro Jahr weniger verdienen. Der Einkommensvorteil der Männer gegenüber den Frauen beträgt demnach 44,3 %. Dies entspricht einem Einkommensnachteil der Frauen gegenüber den Männern von 31 %. (Statistik der Lohnsteuer 2003, Wien 2004) 34,2 % der Frauen und 20,2 % der Männer verdienen weniger als ,- brutto pro Jahr 48,9 % der Frauen und 26,5 % der Männer verdienen weniger als ,- brutto pro Jahr 63,1 % der Frauen und 34,4 % der Männer verdienen weniger als ,- brutto pro Jahr (Statistik der Lohnsteuer inklusive Lehrlinge 2003, Wien 2004) Von den ArbeitnehmerInnen mit einem Einkommen über der Höchstbemessungsgrundlage sind 80 % Männer. (Statistik der Lohnsteuer 2003, Wien 2004) Je höher das Bildungsniveau desto geringer der Einkommensabstand gegenüber Männern. Auf Arbeitsplätzen, die ein abgeschlossenes Universitätsstudium erfordern, ist der Einkommensnachteil der Frauen mit knapp 9 % am geringsten. Auf Arbeitsplätzen mit dem Qualifikationsniveau Pflichtschulabschluss beträgt der Einkommensnachteil von Frauen hingegen knapp 40 % gegenüber gleich qualifizierten Männern. (Synthesis-Forschung: Beschäftigung und Einkommen von Frauen und Männern, Wien 2002) Beträgt das Einkommensminus der Frauen gegenüber den Männern bei den Unter-30-Jährigen knapp 20 %, so beträgt es in der Altersgruppe Jahre bereits 32 %. Der Grund: Unterbrechungen der Erwerbsarbeit wegen Kinderbetreuung und Schwierigkeiten beim beruflichen Wiedereinstieg. (Synthesis-Forschung: Beschäftigung und Einkommen von Frauen und Männern, Wien 2002) Im Schnitt verdienen die Berufseinsteigerinnen um 18 % weniger als die Berufseinsteiger. (Synthesis-Forschung: Einkommen von Frauen und Männern in unselbständiger Beschäftigung, Wien 2000). Im Schnitt erhalten Frauen um 21 % weniger Arbeitslosengeld und um 21 % weniger Notstandshilfe als Männer. (Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger 2005) Seite 5 von 6
6 Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen verstärken sich im Alter. Bei den Pensionsneuzugängen des Jahres 2004 war die mittlere *) ASVG- Alterspension der Frauen ( 852,70) nicht annähernd halb so hoch wie jene der Männer ( 1.856,90). Selbst wenn eine Frau zu dieser mittleren Alterspension ( 852,70) eine mittlere Witwenpension bezieht ( 680,20), hat sie weit weniger Geld zur Verfügung ( 1.532,90) als ein Mann, der nur eine mittlere Alterspension bezieht ( 1.856,90). *) Mittlere Pension bedeutet: 50 % bekommen weniger, 50 % bekommen mehr. (Statistik Austria: Statistisches Jahrbuch 2006) Seite 6 von 6
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