Frauen sehen die herrschenden Verhältnisse kritisch
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- Hede Siegel
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1 Ihre Gesprächspartner/-innen: Dr. Johann Kalliauer Elfriede Schober Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Oberösterreich Frauen sehen die herrschenden Verhältnisse kritisch Pressekonferenz am Dienstag, 7. März 2017, um 9:30 Uhr Arbeiterkammer Linz
2 Faire Entlohnung ist wichtiges Anliegen Frauen stellen mit 51 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung in Oberösterreich, bei den Erwerbstätigen sind sie allerdings in der Minderheit. Mit Jahresbeginn 2017 zählte die Arbeiterkammer Oberösterreich weibliche und männliche Mitglieder. Faire Entlohnung ist besonders den Frauen ein wichtiges Anliegen. Die Arbeiterkammer setzt sich deshalb für die rasche Umsetzung eines höheren Mindestlohns ein. Was wollen und denken die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Oberösterreich? Die AK hat mit dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) einige Aussagen auf Zustimmung oder Ablehnung abklopfen lassen. Die im Herbst vergangenen Jahres durchgeführte telefonische Befragung von AK-Mitgliedern zeigt, dass Frauen die herrschenden Verhältnisse kritisch sehen. Gleichen Lohn sehen Frauen und Männer nicht Das auffälligste Ergebnis: Die Aussage Bei gleicher Leistung verdienen Frauen gleich viel wie Männer weisen Frauen und Männer entschieden zurück. Sie erreicht auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = stimme gar nicht zu, 10 = stimme voll und ganz zu) bei den Frauen nur einen Wert von 2,81. Aber auch die Männer sehen gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit nicht verwirklicht. Ihr Zustimmungswert ist mit 3,89 zwar höher als jener der Frauen, aber immer noch sehr niedrig. Auch das Verhalten der Unternehmen wird kritisch betrachtet Eine höhere Zustimmung erhält die Aussage Die Unternehmen verhalten sich großteils fair gegenüber ihren Beschäftigten. Hier liegt der Zustimmungswert bei Frauen und Männern ungefähr gleich hoch (5,83 bzw. 5,76). Von voller Zustimmung kann aber auch bei diesen Werten keine Rede sein. Nehmen Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr? Frauen und Männer sind in hohem Maße davon überzeugt, dass Unternehmen mehr auf ihren Profit als auf ihre gesellschaftliche Verantwortung schauen. Bei der entsprechenden Aussage Viele Unternehmen schauen mehr auf den Profit als auf ihre Verantwortung in der Gesellschaft ist der Zustimmungswert mit 7,49 bei Frauen und Männern gleichermaßen hoch. 2
3 Die Feststellung Als unselbständig Beschäftigter kann man sich heutzutage keine Wohlstand schaffen bekommt von Frauen ganz geringfügig mehr Zustimmung (5,70) als von Männern (5,67). Frauen sehen Entwicklung Oberösterreichs kritischer als Männer Die Frage Entwickelt sich Oberösterreich alles in allem in die richtige Richtung oder in die falsche Richtung? wird von Frauen und Männer unterschiedlich beantwortet. Nur eine Minderheit von 43 Prozent der Frauen gegenüber einer Mehrheit von 54 Prozent der Männer sieht Oberösterreich auf dem richtigen Weg. 33 Prozent der Frauen, aber nur 25 Prozent der Männer finden, dass sich Oberösterreich in die falsche Richtung entwickelt. (Rest: weiß nicht) Frauen verdienen um 26,1 Prozent weniger als Männer Nach wie vor ist die Einkommensschere in Oberösterreich vergleichsweise hoch. Vollzeitbeschäftigte Oberösterreicherinnen verdienen im Schnitt um mehr als ein Viertel (26,1 Prozent) weniger als vergleichbare Männer. Österreichweit ist das Einkommensminus der vollzeitbeschäftigten Frauen mit knapp 22 Prozent wesentlich 3
4 geringer. In Oberösterreich verdienten vollzeitbeschäftigte Frauen laut Lohnsteuerstatistik bei ganzjähriger Beschäftigung 2015 im Schnitt Euro (Jahresvierzehntel, brutto), Männer dagegen 3496 Euro. Rund Frauen haben trotz Vollzeit weniger als Euro Rund oberösterreichische Vollzeitbeschäftigte, davon rund Frauen, haben 2014 weniger als Euro verdient. Das zeigt, wie wichtig die flächendeckende Umsetzung eines kollektivvertraglichen Mindestlohns/Mindestgehalts von Euro ist. Die Euro können aber nur ein erster Schritt sein, eine rasche weitere Erhöhung auf Euro ist nach Ansicht der Arbeiterkammer unbedingt notwendig verdienten rund Oberösterreicherinnen bei Vollzeit weniger als Euro. Ganzjährig Vollzeitbeschäftigte mit weniger als Euro brutto ÖSTERREICH Personenanzahl Beschäftigtenanteile OBERÖSTERREICH Personenanzahl Beschäftigtenanteile Quelle: Statistik Austria Sonderauswertung, AK OÖ; Adaptierte Jahresbruttobezüge (= Brutto ohne Bezüge gem. Einkommenssteuergesetz 67 Abs. 3-8, das sind z.b. Abfertigungen ) aller lohnsteuerplichtigen Arbeitnehmer/-innen mit ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung; regionale Zuordnung nach Wohnort, Jahres-Vierzehntel 4
5 Gefangen in der Teilzeitfalle 2015 hatte nur weniger als die Hälfte der Frauen (48,1 Prozent) in Oberösterreich einen Vollzeitjob. Damit hat Oberösterreich die geringste Frauen-Vollzeitquote unter allen Bundesländern. Teilzeit ist für viele Frauen eine gute Möglichkeit, Erwerbs- und Familienarbeit unter einen Hut zu bringen. Wenn es allerdings keine Rückkehrmöglichkeit zur Vollzeit gibt, schnappt die Falle zu. Teilzeitbeschäftigte Frauen verdienen weniger und bekommen im Alter eine geringere Pension Altersarmut droht! Durch die Informationspflicht für Teilzeitbeschäftigte über freie Stellen im eigenen Unternehmen mit einem höheren Arbeitszeitausmaß ist eine Forderung der Arbeiterkammer in diesem Zusammenhang bereits erfüllt worden. Generell wäre aber ein Rückkehrrecht zur Vollzeit notwendig. Das würde nach Ansicht der AK auch zeigen, dass die von den Arbeitgebern/-innen so vehement geforderte Flexibilisierung der Arbeitszeit keine Einbahnstraße ist. Durchhalten bis zur Pension Die Aussicht, im ausgeübten Beruf bis zur Pension durchhalten zu können, wird übrigens von Frauen schlechter eingeschätzt als von Männern. Bitte denken Sie an Ihre Arbeit und Ihren Gesundheitszustand. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Sie Ihren derzeitigen Beruf noch ausüben können, wenn Sie 65 Jahre alt sind? das wurde im Rahmen des Österreichischen Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich in den Jahren 2015 und 2016 abgefragt. Nur 17 Prozent der Frauen halten es für sehr wahrscheinlich, dass sie bis zur Pension durchhalten, bei den Männern sind es 21 Prozent. Auf der anderen Seite halten es 21 Prozent der Frauen, aber nur 15 Prozent der Männer für sehr unwahrscheinlich. Frauen leisten viel Österreichische Frauen arbeiten im internationalen Vergleich sehr flexibel und, wenn sie Vollzeit beschäftigt sind, auch lange. Die Arbeitswoche von vollzeitbeschäftigten Österreicherinnen dauert im Schnitt 40,6 Stunden, das ist im EU-Vergleich der zweithöchste Wert. Dazu kommt noch jede Menge unbezahlte Arbeit: Zwei Drittel der österreichweit 9,7 Milliarden unbezahlten Stunden werden von Frauen abgearbeitet. Unbezahlt bleiben aber leider auch viele Überstunden und Mehrstunden: Mehr als ein Viertel der von Frauen in Österreich geleisteten Überstunden wurde 2015 nicht abgegolten wir reden hier von etwa 21 Millionen Stunden! 5
6 Arbeiten, wenn andere ausruhen Oberösterreicherinnen, das ist rund ein Viertel von Oberösterreichs Arbeitnehmerinnen, müssen regelmäßig am Samstag arbeiten. Etwa jede Zehnte, das sind Frauen, ist von Sonntagsarbeit betroffen. Arbeit am Abend ist für knapp sieben Prozent, Nachtarbeit für rund drei Prozent der weiblichen Beschäftigten Realität. Und etwas mehr als sieben Prozent der Frauen arbeiten sehr häufig von zu Hause aus. Sonderformen der Arbeitszeit 2015 Anzahl Arbeitnehmerinnen OÖ (regelmäßig* betroffen): Arbeit am Abend (zwischen und 22 Uhr) Arbeit in der Nacht (zwischen und 6 Uhr) Arbeit am Samstag Arbeit am Sonntag Arbeit von zu Hause *an mindestens der Hälfte der Arbeitstage bzw. der Hälfte der Samstage bzw. Sonntage Quelle: Statistik Austria, Arbeitskräfteerhebung; gerundete Werte Die wichtigsten Forderungen der AK: Euro Mindestlohn in allen Branchen als erster Schritt zur raschen Umsetzung von Euro Mindestlohn lebensphasenorientierte Arbeitszeit mit Recht auf Wechsel zwischen Vollzeit und Teilzeit keine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters Ausbau von Altenpflege- und Kinderbetreuungseinrichtungen 6
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