Sprachliche Bildung: So früh wie möglich, aber wie?
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- Hede Steinmann
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1 Prof. Dr. Yvonne Anders Freie Universität Berlin Department of Education and Psychology Early Childhood Education Sprachliche Bildung: So früh wie möglich, aber wie? Yvonne Anders Bildungspolitisches Forum, Berlin
2 Die deutsche Situation Sozialer und kultureller Hintergrund haben größeren Einfluss auf kindliche Leistung und Schulkarrieren als in anderen Ländern Sozial bedingte Unterschiede in Kompetenzen sind schon vor der Grundschule evident (z.b. Anders et al., 2012; Weinert, Ebert & Dubowy, 2010) Daher: Ruf nach Ausbau früher Bildung und frühzeitigem Besuch von Kindertagesstätten, insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder, die in bildungsbenachteiligten Kontexten aufwachsen Außerdem: Ausbau von Sprachdiagnostik und (additiven) Sprachförderprogrammen in den Kindertagesstätten Aktuell: Zuzug von Familien mit Fluchthintergrund 2
3 Ist der frühzeitige KiTa-Besuch die Lösung? Nationale und internationale Studien belegen, dass sich die Teilnahme an vorschulischen Bildungsprogrammen positiv auf die Sprachentwicklung auswirken kann (Anders, 2013 für einen Überblick) Ausschlaggebend für Höhe und Persistenz der Effekte ist aber die Qualität der Bildungsprogramme (Roßbach et al., 2008; Burger, 2010; Vandell et al., 2010; Anders, 2013) Zusätzliche Annahme: Für die erfolgreiche Förderung von Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien und Kindern mit Migrationshintergrund ist besonders hohe Qualität notwendig. 3
4 Das strukturell-prozessuale Modell von Qualität in Kindertageseinrichtungen (vgl. Pianta et al., 2005; Tietze et al., 1998; Tietze et al., 2005; Roux/Tietze, 2007; Roßbach et al., 2008) 4
5 Was wissen wir über die sprachbezogene Qualität frühkindlicher Bildung in Deutschland? Die Qualität sprachlicher Bildung in deutschen Kindertageseinrichtungen ist durchschnittlich gering bis mittelmäßig (z.b. Ebert et al., 2013; Tietze et al., 2014). Je höher der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, desto schlechter ist die Qualität (Kuger & Kluczniok, 2008) Das Niveau der sprachbezogenen Qualität ist insgesamt so gering, dass oft keine positiven Wirkungen nachgewiesen werden können (z.b. Ebert et al., 2013). 5
6 Wie wirksam sind additive Sprachförderprogramme? Eine Vielzahl von Sprachförderprogrammen wird angeboten und umgesetzt Additive Sprachförderprogramme weisen studienübergreifend allerdings kaum positive Effekte auf (Wolf et al., eingereicht; Felbrich et al., 2012; Kuger et al., 2012). Einzig Programme zur Förderung der phonologischen Bewusstheit zeigen sich kurzfristig erfolgreich (z.b. Fischer & Pfost, 2015) Aber die positiven Effekte werden nicht auf andere Sprachkomponenten übertragen (Wolf et al., eingereicht) 6
7 Alltagsintegrierte, sprachliche Bildung im Vorschulalter richtet sich an alle Kinder in einer Kindertageseinrichtung und ist systematisch in das alltägliche sprachliche Geschehen der Kindertageseinrichtung eingebettet (Jampert et al., 2011) findet sowohl im Rahmen intensiver Spiel- und Dialogsituationen statt als auch beim Tätigsein mit Objekten sowie beim Entdecken der eigenen Persönlichkeit statt (Jampert et al., 2011, S. 8) grenzt sich explizit von additiven (Sprach-)Förderprogrammen (in Kleingruppen, mit kompensatorischen Zielen) und der Sprachtherapie (nach Vorliegen eines klinischen Befundes) ab (Schneider et al., 2012) Alltagsintegrierte, sprachliche Bildung und additive Sprachförderstrategien sind als sich ergänzende Ansätze zu verstehen 7
8 Alltagssituationen: Beispiele An- und Umziehen Wickeln Waschen, Zähneputzen Essen (Frei-)Spielsituationen. 8
9 Alltagsintegrierte, sprachliche Bildung im Vorschulalter Ein Beispiel aus der Praxis
10 Bundesprogramm Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration Förderer: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ziel: Weiterentwicklung von rund Kitas zu Schwerpunkt- Kitas Sprache & Integration 1 zusätzliche Fachkraft für sprachliche Bildung (50%), Lehr- und Lernmittel, Qualifizierungen im Fokus: Kinder unter 3 Jahren und Kinder mit Migrationshintergrund Laufzeit:
11 Kernelemente des Bundesprogramms 11
12 Zentrale Ergebnisse Evaluation des Bundesprogramms Der negative Zusammenhang zwischen Gruppenzusammensetzung und Qualität konnte aufgebrochen werden Für eine bedeutsame Verbesserung der sprachbezogenen Prozessqualität muss sich eine Kindertageseinrichtung in einen Prozess der Qualitätsentwicklung begeben, in den das ganze Team einbezogen wird Die Zusatzkraft kann pädagogisches Rollenmodell fungieren, der Einrichtung eine pädagogische Orientierung und Inspiration geben, Teams bilden, Teamarbeit anregen und bereichern. Die sprachbezogene Prozessqualität hat positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung 12
13 Zentrale Ergebnisse Evaluation des Bundesprogramms Spezifische Angebote der Elternzusammenarbeit können die Familien positiv beeinflussen Spezifische Angebote der Elternzusammenarbeit zeigen sich besonders erfolgreich für Kinder, die zu Hause eine andere Familiensprache als Deutsch sprechen Die Gruppenzusammensetzung ist besonders für solche Kinder ausschlaggebend Einstellungen von Fachkräften zum Umgang mit Multikulturalität und Diversität konnten als zentrale professionelle Kompetenzen herausgearbeitet werden 13
14 Fazit und offene Fragen Das Bundesprogramm zeigt erfolgreiche Wege der Entwicklung der sprachbezogenen Prozessqualität von Kitas auf Der Einfluss der Prozessqualität auf die Entwicklung des kindlichen Wortschatzes lässt sich zeigen. Aber: Familiäre Faktoren haben einen deutlich größeren Einfluss und erklären viele Unterschiede im Wortschatz von dreijährigen Kindern Wie kann man Familien von unter-3-jährigen effektiv unterstützen Welche Kompetenzen benötigen Fachkräfte für effektive Formen der Elternzusammenarbeit?
15 Vielen Dank! 15
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