Sprachwahrnehmung. Anja van Kampen Di Uhr. Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe

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1 Sprachwahrnehmung Anja van Kampen Di Uhr 1

2 Struktur der Sitzung: 1. Kurze Wiederholung: Methoden der Sprachwahrnehmungsforschung, kategoriale Wahrnehmung 2. Theorien zur Lautwahrnehmung, Vokale (Theorie des Magneteffekts) 3. Evtl. EKP-Untersuchung zur Vokalwahrnehmung im Estnischen und Finnischen

3 Herzschlagratenmessung beim Fötus Zur Erforschung der Diskriminationsleistungen beim Fötus Grundrate des Herzschlags wird bestimmt Nach Präsentation des Stimulus sollte sich Herzschlag verändern Wenn der Fötus zwischen alten und neuem Reiz unterscheiden kann, sollte sich Herzschlag bei neuem Reiz verringern

4 High-Amplitude-Sucking Entwickelt von Siquelandund DeLucia(1969) für visuelle Verarbeitung, erweitert von Eimas et al. (1971) für Sprachwahrnehmung basiert auf der Beobachtung, dass Babies die Saugstärke erhöhen, wenn sie Interesse an neuen Reizen zeigen geeignet besonders für Studien zur Differenzierung Grundprinzip: Baby bekommt einen Reiz präsentiert, wenn Saugstärke eine vorher definierte Grundrate übersteigt.

5 High-Amplitude-Sucking Babies lernen dann Zusammenhang zwischen Saugstärke und Präsentation des Reizes steuern Stimuluspräsentation durch ihr Verhalten bei Verstärkung durch immer denselben Reiz lässt die Saugstärke nach steigt wieder an bei neuem Reiz

6 High-Amplitude-Sucking HAS-Experimente bestehen aus 3 Phasen 1. Baby erhält Schnuller ohne akustischen Reiz, um Kriterium für highamplitude-suck zu bestimmen 2. Baby bekommt akustischen Reiz in zwei Unterstufen: a) Habituierungsphase: bei jedem überschwelligem Saugen erhält Baby akustischen Reiz, der vollkommen oder in bestimmten Merkmalen gleich bleibt /pa/ b) Dishabituierungsphase: experimentelle Gruppe bekommt leicht veränderten Reiz, z.b. /ba/; Kontrollgruppe hört gleichen Reiz weiter Anstieg in Saugrate ist Hinweis auf Diskriminierungsleistung zwischen /pa/ und /ba/

7 High-Amplitude-Sucking v.a. für einfache Laut- und Silbendiskriminierung z.t. auch zur Rhythmusdiskriminierung geeignet v.a. für die ersten Lebensmonate nach 6 Monaten lässt Saugreflex nach

8 Conditioned Headturn Methode alternativ zum HAS für Untersuchung von Diskriminierungsleistungen 2 Phasen: 1. Konditionierungsphase: o o 2. Testphase: o o Kind wird trainiert, bei sprachlichem Reiz den Kopf in Richtung eines visuellen Reizes zu drehen (Variante von /ba/) bei korrektem Verhalten gibt es visuelle Verstärkung, z.b. durch kurze Präsentation eines Spielzeugs Präsentation von 2 Stimulustypen: Hintergrund-und Teststimuli Hintergrundstimulus (z.b./pa/) wird in regelmäßigen Abständen wiederholt, gelegentlich wird Teststimulus (z.b. /ba/) eingestreut

9 Conditioned Headturn Methode Baby dreht den Kopf, wenn es Teststimulus erkennt v.a. zur Untersuchung von Lautdiskriminierung und kategorieller Lautwahrnehmung aber in Anwendung beschränkt, da Konditionierung nur auf einen bestimmten Stimulus erfolgen kann Kinder müssen Kopf um mind. 45 drehen können, also ca. 4-5 Monate alt sein keine obere Altersgrenze, aber ältere Kinder sind schwieriger zum Mitmachen zu motivieren

10 Method HPP(Jusczyk & Aslin 1995) Head-Turn-Preference (HTP) Zuerst leuchtet die vordere, grüne Lampe. Wenn das Kind auf diese Lampe guckt, wird die rote Lampe auf der Seite angeschaltet, von der auch der auditive Stimulus kommt. Der sprachliche Stimulus wird gestartet, wenn des Kind auf die rot blinkende Lampe schaut. Die Stimuluspräsentation endet, wenn das Kind länger als 2 Sekunden in eine andere Richtung guckt. Kürzere Zeiten werden von den Orientierungs-zeiten abgezogen. Die Leitung des Experimentes sitzt außerhalb der Kabine und steuert den Ablauf. Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

11 Sprachwahrnehmung & früher Lauterwerb Sprachwahrnehmung im 1. LJ: Erster Kontakt mit Sprache ist vorgeburtlich Erkennung rhythmischer Eigenschaften in den ersten Lebenstagen Erkennt Stimme der Mutter Unterscheidet /pa/ von /ba/(kategoriale Wahrnehmung) Sensibel für nicht-zielsprachliche Laute (bis ca. 6 Monate) Erkennt Wörter, betonte/unbetonte Silben, phonotaktische Besonderheiten (Überblick; Jusczyk, 1994)

12 Lautwahrnehmung: Segmentation das Segmentationsproblem: Laute gehen kontinuierlich ineinander über d.h. Segment 1 enthält bereits Informationen von Segment 2 weil Information über ein phonetisches Segment in zwei oder mehr akustischen Segmenten enthalten ist, muss Hörer einen Weg finden, diese Segmente zu kategorisieren

13 Lautwahrnehmung: Varianz (Exkurs) das Problem der Varianz Signal ist variabel, d.h. ein bestimmter Laut wird nicht immer in derselben Weise realisiert (auch Sprecher intern) auch beeinflusst von phonet. Eigenschaften des nachfolgenden Lauts (Koartikulation) Konsequenz: Hörer muss Laut 1 rekonstruieren, nachdem er Laut 2 gehört hat d.h. Wahrnehmung beinhaltet Segmentierenvon Lauten UND deren Rekonstruktion

14 Lautwahrnehmung Problem der Lautsegmentierung Problem der Lautvarianz Bildung von Laut-Kategorien, auf deren Grundlage laute identifiziert werden können, d.h. segmentiert und rekonstruiert (vgl. mit Farbpalette )

15 Kategoriale Wahrnehmung (Exkurs) Darbietung von /ba/ und /pa/ auf einem Kontinuum der voice onset time (VOT) /b/ stimmhaft, Schwingung der Stimmbänder gleichzeitig mit Verschlusslösung /p/ stimmlos, Schwingung der Stimmbänder deutlich später

16 Kategoriale Wahrnehmung (Exkurs) Kontinuum zwischen 0 und 50 msvot Anzahl pa VOT 0 ms 25 ms 50 ms ba pa

17 Kategoriale Wahrnehmung Die Wahrnehmung von Phonemen an den Kategoriengrenzen ist langsamer (=schwerer) als die von Phonemen in der Mitte der einzelnen Kategorien, die also prototypische Kategorienvertreter sind.

18 Schlussfolgerungen: Die ersten 6 Monate Kinder können Laute unabhängig von Inputvariabilität erkennen Wichtig, um Laute auf bedeutungsrelevante vs. bedeutungsirrelevante Variation zu trennen Probleme: Aber nur für kleines Inventar gezeigt Evidenz primär von englische lernenden Kindern aus USA und Kanada Experimentelles Setting bildet keine natürliche Lernsituation ab

19 Schlussfolgerungen: Die ersten 6 Monate Ist dafür ein spezialisierter sprachlicher Mechanismus nötig? Kinder zeigen ähnliche Diskriminierungsleistungen für Töne und kompensieren musikalisches Tempo Tiere können Lautdiskrimination lernen Keine eindeutige Evidenz für oder gegen spezialisierten Mechanismus Aber Grundlage bei Kindern -vermutlich allgemeine auditive Kapazitäten, die auf bestimmtes Aufgabengebiet angewendet werden

20 Entwicklung: 2.Lebenshalbjahr Wahrnehmungsfähigkeit grenzt sich auf sprachrelevante Kontraste ein Analog zu learning-by-selection in neurologischer Entwicklung Zuerst Überfluss an neuronalen Verbindungen, die später gekappt werden Für Sprache Aslin & Pisoni 1980: o Verlust an Sensitivität für bestimmte Kontraste o Neuanpassung an Kategorien o Verengung oder Erweiterung von Kategorien

21 Entwicklung: 2.Lebenshalbjahr Vergrößerung (enhancement): Stimuli an der Nachbarschaft einer perzeptuellen Grenze werde besser diskriminiert Abschwächung (attenuation): Stimuli an der Grenze von Kategorien werden weniger diskriminierbar Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

22 Entwicklung: 2.Lebenshalbjahr Einengung (sharpening) von Kategoriegrenzen Erweiterung (broadening) von Kategoriegrenzen Neuanpassung (realignment): Perzeptuelle Grenze zwischen zwei phonetischen Kategorien verändert sich Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

23 Innately Guided Learning Innately guided learning : Vorprogrammierung zum Lernen bestimmter Dinge in bestimmter Weise Jede angeborene oder früh erworbene Fähigkeit sollte Kinder befähigen, relevante Informationen zu extrahieren und Regularitäten zu entdecken Erklärt Geschwindigkeit, mit der verschiedene Spezies bestimmte Fähigkeiten erwerben D.h. Kinder sind von Beginn an in der Lage, bestimmte Informationen vom Input zu selegieren

24 Innately Guided Learning Neigung, auf bestimmte Signale mehr zu achten als auf andere Diese Signale werden im Gedächtnis gespeichert Evidenz, dass Kinder auf Sprachlaute anderes reagieren als auf andere akustische Signale Bevorzugung von Sprache über andere akustische Reize Musik bevorzugt mit Gesang als ohne Gesang

25 Innately Guided Learning Woher kommt Neigung für Sprache? Pränatale Erfahrung: Kinder nehmen Spracheigenschaften der Mutter und der Umgebung wahr Offene Frage: Welche Eigenschaften sind für Kinder besonders interessant?

26 Innately Guided Learning (Fazit) Entwicklungen während des ersten Lebensjahres benötigen nicht per se sprachlich spezialisierte Verarbeitungsmechanismen Aber in einigen Domänen anscheinend trotzdem angeborene Fähigkeiten (innately guided) Z.B. Erkennung bestimmter phonetischer Cues In anderen Domänen reichen allgemeine Fähigkeiten plus angeborene Präferenzen Z.B. Kategorisierung

27 Entwicklung: 2. Lebenshalbjahr Das erste Lebensjahr scheint besonders effektive Zeit zum Lernen dieser phonetischen Eigenschaften zu sein Womöglich, weil andere Bereiche (Syntax, Semantik) vorerst vernachlässigt werden Phonetisch-phonologische Korrelationen sind z.t. Grundlage für Syntax-und Lexikonerwerb ( prosodic bootstrapping hypothesis)

28 Entwicklung: 2. Lebenshalbjahr Wann verlieren Kinder die Eigenschaft, nicht-native Kontraste zu diskriminieren? Referat: Werker & Tees (1984) Cross-Language Speech Perception: Evidence for Perceptual Reorganization During the First Year oflife

29 Der perzeptuelle Magneteffekt Kategoriale Wahrnehmung: Schlechte Diskriminierung von Phonemen innerhalb der Kategorie Gute Diskriminierung von Phonemen an den Kategoriengrenzen Universelle Diskriminierung direkt nach der Geburt (können auch Affen und Chinchillas) Spezialisierung der Wahrnehmung auf native Phoneme in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres

30 Der perzeptuelle Magneteffekt Wie verläuft die Entwicklung hin zur zielsprachlich spezialisierten Wahrnehmung? Allgemeine Interpretation: Mit dem Beginn des Erwerbs von Wortbedeutungen beginnt die kontrastive Phonologie

31 Der perzeptuelle Magneteffekt These: Die veränderte Verarbeitung geht einher mit einer veränderten Organisation der Vokalwahrnehmung Es gibt Prototypen für jede Kategorie, also besonders beispielhafte Vertreter, um die herum sich der Rest organisiert

32 Der perzeptuelle Magneteffekt Empirische Evidenzen Untersuchungen, mit denen ein prototypisches /i/ ermittelt werden sollte, zeigten sehr einheitliche Reaktionen der erwachsenen Probanden. Zwischen dem Prototyp und einem als ziemlich untypisch eingestuften Stimulus wurde ein Kontinuum an Phonenhergestellt (Veränderung des ersten und zweiten bei Beibehaltung der anderen Formanten). Dann wurden Erwachsene, 6 Monate alte und Rhesusaffen getestet, und es stellte sich heraus, dass deutlich mehr Exemplare des /i/ perzeptuell an den Prototypen als an den Nicht-Prototypen assimiliert wurden (bei Erwachsenen und Kindern) Magneteffekt Keinerlei Magneteffekt bei den Affen.

33 Der perzeptuelle Magneteffekt Ist der Magneteffekt beschränkt auf zielsprachliche Phoneme? Getestet wurden amerikanische und schwedische 6 Monate alte Kinder, Stimuli waren /i/ (gibt s nur im Amerikanischen) und /y/ (gibt s nur im Schwedischen). Magneteffekte zeigten sich nur für die jeweils muttersprachlichen Phoneme Zielsprachlich geprägte Verarbeitung von Vokalen bereits im Alter von 6 Monaten

34 Der perzeptuelle Magneteffekt Speicherung von und Abgleich mit den Prototypen 1. Annahme Die Mitglieder einer Kategorie unterscheiden und überlappen sich (in unterschiedlichem Maße) in ihren Eigenschaften. Es gibt total typische Vertreter, das sind die Prototypen. Die Prototypen entstehen statistisch, Hörer speichern ab, was eine Kategorie insg. auszeichnet, bilden sozusagen Durchschnittswerte hinsichtlich bestimmter Eigenschaften. Diese Durchschnittswerte sind stärker präsent als die spezifischen Eigenschaften einzelner Mitglieder, auf die Art wird auch das Arbeitsgedächtnis entlastet

35 Der perzeptuelle Magneteffekt Speicherung von und Abgleich mit den Prototypen 2. Annahme Eine andere Theorie postuliert, dass einzelne Exemplare als Mitglieder einer Kategorie abgespeichert werden. Hiernach werden neue Exemplare abgeglichen auf Ähnlichkeit mit vorhandenen. Da der Prototyp Ähnlichkeit mit den meisten Exemplaren aufweist, ist der auch besonders aktiviert.

36 Der perzeptuelle Magneteffekt Es ist aber auch vorstellbar, dass beide Arten der Speicherung angelegt sind und das Individuum auch auf beide daraus resultierenden Zuordnungsstrategien Zugriff hat.

37 Der perzeptuelle Magneteffekt Entwicklungstheorie Was ist angeboren, was erworben? Angeboren: die Fähigkeit, unterschiedliche Laute voneinander zu unterscheiden. Bis zum Alter von 6 Monaten hat sich der Magneteffekt entwickelt. Dieser wird innerhalb von bestimmten, angeborenen, Kategorien lokalisiert. Aber: perzeptuell werden die Abstände zwischen physikalisch unterschiedlichen Lauten um den Prototypen herum deutlich kleiner, während sie an den Grenzen größer werden. In der Konsequenz verschwinden die Grenzen von nicht verwendeten Kategorien. Das heißt, der Magneteffekt geht dem Verlust von Kategorien voraus. Die frühen Prototypen und Kategorien bilden das Ziel für den Erwerb von phonetisch relevanten Gesten, das heißt, die auditive geht der visuellen Modalität zumindest in dieser Hinsicht voraus.

38 Zusammenfassung Vokalwahrnehmung, Magneteffekt 4 Monate alte Kinder zeigen den Magneteffekt noch nicht und sind in der Lage, nicht native Vokalkontraste zu diskriminieren. Kuhl: ab 6 Monate zeigt sich Einfluss der Muttersprache Vokalwahrnehmung Bildung von Vokal-Prototypen mit 6 Monaten Prototypen sind perzeptuelle Magneten Kritik: jeder Sprecher hat seine eigenen Prototypen Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

39 Zusammenfassung Vokalwahrnehmung, Magneteffekt Kuhl (1994): Prototypen sind besonders gute Exemplare bestimmter Kategorien Bilden eine perzeptuelle Referenz für zu verarbeitende phonetische Einheiten Benachbarte Exemplare werden vom Prototyp angezogen Konsequenz: perceptual space ist dichter in Umgebung von Prototypen Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

40 Zusammenfassung Vokalwahrnehmung, Magneteffekt Perzeptueller Magnet-Effekt möglicherweise Ursache für Abnahme der Sensitivität für nicht-native Kontraste Schwedische Kinder zeigen Magneteffekt für [y] nicht für [i]; amerikanische für [i], aber nicht für [y] Englische Kinder haben von und 6-8 haben Probleme, deutsche Vokale [y]-[u] zu differenzieren; mit 4-6 Monaten keine Schwierigkeiten Also: Diskriminationsleistungen für Vokale nimmt früher ab als für Konsonanten Vielleicht wegen größerer perzeptueller Salienz??? Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

41 Zusammenfassung Vokalwahrnehmung, Magneteffekt Kinder verlieren im Verlauf des ersten Lebensjahres die Fähigkeit, viele nicht-native Kontraste zu diskriminieren Aber Abnahme betrifft nicht alle Kontraste in gleicher Weise Vokale früher als Konsonanten Perzeptuell nahe (Hindi dentale Plosive) früher als entfernte Kontraste (Zulu-Klicks) Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

42 Ereigniskorrelierte Potentiale Eine ganz kurze Einführung Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe

43 Einige der benötigten Materialien Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

44 Und so sehen die Probanden aus Alle Bilder entnommen aus Gregor Kohls (2003) Einführung in das Thema ereigniskorrelierte Anja van Kampen Potentiale, Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

45 Was passiert bei der Ermittlung von EKPs? Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns an der Kopfoberfläche. Wird nun einer Versuchsperson ein bestimmter Stimulus präsentiert, z.b. eine grammatische Verletzung in einem Satz, dann lassen sich sogenannte ereigniskorrelierte Hirnpotentiale (kurz EKP) im EEG ermitteln. Die ereigniskorrelierten Potentiale stellen eine Untersuchungsmethode mit sehr genauer zeitlicher Auflösung dar, d.h., man kann die Verarbeitung von u.a. sprachlichen Reizen beobachten, während sie passiert (on-line). Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

46 Grundlegendes zum EEG 1924: Hans Berger leitete zum ersten Mal ein EEG von der Kopfhaut eines Menschen ab (veröffentlicht 1929) Bioelektrische Massenaktivität wird hierfür mittels Elektroden von der Kopfoberfläche abgegriffen (nichtinvasives Verfahren) Gemessen werden Potentialdifferenzen, d.h. elektrische Spannungsänderungen zwischen mind. zwei Punkten (mit einer Amplitude von circa μv) Die ableitbare Hirnaktivität umfasst einen Frequenzbereich von <0,5-40 Hertz (Hz; Wellen pro Sekunde) Anwendung in klinischer Diagnostik (z.b. bei Epilepsie) und in der Grundlagenforschung (z.b. Neurolinguistik) Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

47 Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

48 Was sind EKPs? Ereigniskorrelierte Hirnpotentiale sind im Gegensatz zur hirnelektrischen Spontanaktivität Potentialverschiebungen,dievor, während oder nach einem sensorischen, motorischen oder psychischen Ereignis im EEG messbar sind (Rösler, 1982). Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

49 Worum geht es? Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

50 Artefakte Artefakte sind Signale, die nicht der neuronalen Aktivität des Gehirns entstammen; Man unterscheidet technische und biologische EEG-Artefakte; Ursachen für technische Artefakte können z.b. sein: Elektrische Störquellen (z.b. Fahrstühle, medizinische Geräte); Schlecht befestigte Elektroden (hoher Übergangswiderstand); Kabel- und Elektrodendefekte (Kabelbruch, Kontaktfehler). Ursachen biologischer Artefakte sind: Augenbewegungspotenziale (häufiges Artefakt); Muskelpotenziale; Herzschlagartefakte (Elektrode auf Arterie). Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

51 Mittelungsverfahren Problem: EKP-Amplituden stellen nur 1/10 der EEG-Amplituden dar. EKPs werden von der Spontanaktivität des Gehirns verdeckt. Das Mittelungsverfahren eliminiert diese Spontanaktivität und fördert die spezifischen EKPs zutage. Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

52 Ergebnis: Die Darstellung der ereigniskorrelierten Potentiale EKP-Komponenten Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

53 Die Bezeichnung der Komponenten und Potentiale Zur Bezeichnung von EKP-Komponenten werden zumeist folgende zwei Parameter herangezogen Polarität der Komponente (N=Negativ, P=Positiv, Vorsicht: negativ wird nach oben, positiv nach unten abgetragen) und Peaklatenz(Latenz der max. Amplitude) z.b. N100 (Negativierungum 100 msec) oder P600 (Positivierung um 600 msec) Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

54 Komponentenklassifikation Frühe, mittlere und späte Komponenten EKP-Komponenten frühe mittellatente späte Bei den späten Komponenten handelt es sich meist um endogene Komponenten, welche vorrangig durch psychologische Faktoren wie Instruktion, Aufgabenkontext Anja van Kampen oder Erwartung beeinflusst werden. Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010 exogene vs. endogene Komponenten: frühe & mittlere Komponenten werden auch als exogen bezeichnet, da sie an die physikalischen Eigen- schaften des Reizes gekoppelt und weitest-gehend unabhängig vom momentanen Zustand des Organismus sind (z.b. Aufmerksamkeitszuwendung oder nicht).

55 Experimentelles Vorgehen Es gibt einen immer wieder dargebotenen Standardreiz (z.b. /ba/) In größeren Abständen wird eine sog. devianter Reiz (z.b./pa/ dargeboten Gemessen wird die Differenz zwischen den Potentiallinien für die beiden Reize Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

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60 Cheour, M., Cepnoniene, R., Lehtokowski, A., Luuk, A., Allik, J. & Näätänen, R. (1998). Development of language-specific phoneme representations in the infant brain. Nature neuroscience 1 (5), Der Nachweis von Spezialisierung der Phonemwahrnehmunginnerhalb der 2. Hälfte des ersten Lebensjahres Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe

61 Die MMN korreliert mit der physikalischen Entfernung des abweichenden vom ständigen Stimulus MMN mismatch negativity Beschreibt einen negativen Ausschlag im EEG als Reaktion eines (devianten) Stimulus im Verhältnis zu einem immer wiederkehrenden Standardstimulus. Bsp: Standard /ba/, deviant /pa/ Ablauf: auditive Präsentation von /ba/, /ba/, /ba/, /ba/, /ba/, /ba/, /ba/, /pa/, /ba/, /ba/, /ba/,

62 Worum geht es im Experiment? Im Finnischen und Estnischen gibt es /e/ und /ö/. Im Estnischen gibt es den Vokal /õ/, zwischen /o/ und /ö/, im Finnischen aber nicht!

63

64 Erwachsene Standardstimulus /e/ bei Finnen geringere Amplitude für /õ/ als für /ö/, obwohl / õ / physikalisch weiter entfernt von /e/. Erklärung: /ö/ ist ein Phonem Bei Esten höherer Ausschlag für / õ/, weil weiter entfernt. Erklärung: /ö/ und /õ/ sind beides Phoneme, deshalb gleiche Reaktion

65 Kinder 9 finnische Kinder mit 6 und 12 Monaten 9 estnische Kinder mit 12 Monaten

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67 Finnische Kinder mit 6 Monaten zeigten erwartungsgemäß größere Amplitude für / õ/ als für /ö/, weil weiter von /e/ entfernt. Mit 12 Monaten anders herum: Deutlich höhere Amplitude für /ö/, obwohl weiter entfernt vom Standardton, weil phonematisch in der Sprache. Estnische Kinder dagegen zeigen mit 12 Monaten noch das gleiche Muster wie finnische Kinder mit 6 Monaten, aber beide Ausschläge höher. D.h., der Ausschlag korrelierend zur physikalischen Entfernung zum Standardton bleibt erhalten, weil die phonematische Kategorie vom Input bestätigt und somit auch erhalten wurde. Dieses Ergebnis entspricht zudem den Daten der Erwachsenen.

68 zum Abschluss: Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten Sprachwahrnehmung bei Tieren Verarbeitung von sprachlichen und nicht-sprachlichen Reizen bei Kindern

69 Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten Ziel: zeigen, dass nicht nur VOT-Kontraste, sondern auch andere Kontraste der Muttersprache diskriminiert werden können POA (placeof articulation) [ba] vs. [ga] ab 2 Monaten, aber vermutlich schon seit Geburt ab 2 Monaten auch in silbenfinaler Position Stop/glide[ba] vs. [wa] ab 2 Monaten Oral / nasal [ba] vs. [ma] ab 2-4 Monaten

70 Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten Liquide [ra] vs. [la] ab 2-3 Monate Gleitlaute [ja] und [wa] ab 2-3 Monate Frikative [s] und [z] + [a] ab 3 Monaten in silbenfinaler Position aber nicht silbeninitial Frikative [fa] und [θa] ab 6 Monate, aber nicht in 2 anderen Studien Anja van Kampen Sprachwahrnehmung in der frühen Kindheit SoSe 2010

71 Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten Vokale [i] vs. [a] oder [u] ab 1 Monat [i:] vs. [i] ab 2 Monaten, [a] vs. [ɔ] ab 6 Monaten aber kontinuierliche Diskrimination bei Vokalen Prosodische Merkmale: Silben mit steigendem oder fallendem pitch ab 2-3 Monaten

72 Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten nicht-native Kontraste: prevoiced/voiced contrast Plosiv (Thai) Engl. Kinder mit 6 Monaten Nasalität [pa] vs. [pã](franz.) Englische Kinder mit 1-4 Monaten retroflex vs. dentale POA-Kontraste (Hindi) 6 Monate alte kanadische Kinder Vokale [u] vs. [y];[u:] vs. [y:](deutsch) 4 ½ Monate alte Englische Kinder

73 Überblick über Diskriminierungsfähigkeiten Zusammengefasst: Kinder scheinen eine angeborene Fähigkeit zu haben, native und nicht-native phonetische Kontraste zu unterscheiden Diskriminierung und Kategoriale Wahrnehmung besonders deutlich für Plosive Diskriminierungsleistung weniger eindeutig für Frikative Vokale können diskriminiert werden, werden aber kontinuierlich, nicht kategoriell wahrgenommen

74 Sprachwahrnehmung bei Tieren vor allen mit Affen durchgeführt Chinchillas können Stimmhaftigkeitskontraste unterscheiden und setzten Kategoriengrenzen ähnlich wie Menschen ähnliche Ergebnisse mit Makaken Japanische Wachteln können POA-Kontraste lernen dauert aber i.d.r. viel länger als bei Babies aber im Prinzip können Tiere Lautkategorisierung und - diskriminierung lernen

75 Sprachwahrnehmung bei Tieren aber z.t. brauchen Tiere (hier: Makaken) phonetisch sehr distinkte Stimuli Fazit: Kategorielle Lautwahrnehmung erfordert keine spezies- spezifischen Fähigkeiten unterschiedliche Lernerfolge zeigen, dass es Menschen und Tiere evtl. unterschiedliche Mechanismen zur Kategoriebildung und Diskrimination benutzen also: spezies-spezifische Mechanismen können auch nicht ausgeschlossen werden

76 Sprache versus Nicht-Sprache Kategorielle Wahrnehmung auch bei Tönen (z.b. bei Tone- Onset-Time bei zwei aufeinanderfolgenden Tönen) d.h. es gibt vermutlich einen allgemeinen auditiven Mechanismus, der der zeitlichen Struktur von sprachlichen und nichtsprachlichen Signalen zugrunde liegt

77 Referat: Jusczyk, Luce & Charles-Luce

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