Borkenkäfer-Newsletter Nordschwarzwald Beobachtungszeitraum: bis Drei. zwei. eins

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1 Borkenkäfer-Newsletter Nordschwarzwald Beobachtungszeitraum: 6.6. bis Drei zwei eins

2 seins! Seins! Abb. 1: Buchdruckers Leibgericht (Foto RJ Juni 218)

3 Ausflug ins Grüne Ja, wo fliegen sie denn? Na, fast überall in den unteren und mittleren Lagen, mittlerweile auch immer mehr in den Hochlagen des Schw arzwaldes. Nun schauen wir mal, wie vital die Fichten sind; die intensive Blüte in weiten Teilen Baden- Württembergs hat sie zwar geschwächt, aber Niederschläge hat es ja genug gegeben. So geht er munter weiter, der Ausflug der ersten Generation, derwiel die Geschwisterbruten sich ganz flott entwickeln. Heuer wird teuer Ah, vor allem in Bayern: Wir müssen heuer mit einer besonders starken Vermehrung und Ausbreitung der Käfer rechnen", warnte die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber. Gleich mit einer ganzen Palette an Maßnahmen will sie daher den bayerischen Waldbesitzern bei der Bekämpfung der Borkenkäfer unter die Arme greifen. Aber nicht unter die Arme greifen, um sie aufs Spritzenwägelchen zu heben, wie phantasielos andernorts nein, hier gibts fürs Entrinden oder Häckseln befallenen Holzes Zuschüsse von bis zu 4 Euro/m³, ebenso für eine Zwischenlagerung der Stämme außerhalb des Waldes. Wenn dafür Lagerplätze erst eingerichtet werden müssen, gibt es vonseiten der Forstverwaltung finanzielle und organisatorische Hilfe. In besonders betroffenen Regionen werden in den nächsten Monaten zusätzliche Förster 1 eingesetzt, um die Waldbesitzer noch intensiver beraten und unterstützen zu können. Zudem sind finanzielle Anreize für forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse geplant, die Waldbesitzer über Pflegeverträge bei der Waldbewirtschaftung entlasten (guckse Holzzentralblatt für Details). Wäre doch auch was für Baden-Württemberg in den Kreisen, die seit Niklas und Trockenjahren unter dem Buchdrucker leiden Im nördlichen Schwarzwald symbolisieren geringe Käferbaumzahlen (68 Bäume auf 45 ha Pufferstreifen) derzeitige Tiefenentspannung: Niemand trifft sich mehr zum Plausch über Borkenkäfer, sondern man widmet sich wohl mehr dem Schutz der Tiere und der Nachbarn. Mit Tieren sind vierbebeinte Fellträgerinnen gemeint, also Hirsche, Rehe und Wildschweine. Demnach alles, was hier reinpasst, lecker schmeckt Achtung, Borkenkäfer fallen durch: 2 #TIPPS_Ips Die Bohrmehlsuche lohnt sich schon wieder, die Käferinnen und Käfer der ersten Generation schwärmen aus für den Neubefall. Bei hohen Temperaturen verlagert sich der Befall mehr und mehr in das Bestandesinnere aber so richtig heiß wird es vorerst gar nicht. Bleiben Sie dennoch einfach stetig am Ball. Bittschön! 1 da sind sicher auch Försterinnen dabei 2 Abb. 2: Heckträger für den Transport großer Käfermengen Ende August 218 ;-)

4 oder wie der kleine Braune aus Grün was Rotes zaubert Abb. 3: Gibt es doch, das Käferloch! (Foto RJ Juni 218) Die aktuelle Lage In der vergangenen Woche herrschten im Raum Freudenstadt Tiefsttemperaturen von 1 bis 15 C und Höchstwerte von 19 bis 25 C, damit waren die Wetterverhältnisse sehr ähnlich wie in der Vorwoche. Aber der Regen, pfui Deibel. So knapp 7 l pro Quadratmeter, dabei allein 6 l am Donnerstag der vergangenen Woche. Da jagt man keinen Hund vor die Tür, da müssen nur HiWis raus, und auch die Käfer machen lieber daheim ein Schäferstündchen in der Rammelkammer, als Schnupfen Husten Katzenjammer nach nassem Flug zu riskieren. Die Vorhersagen bringen Temperaturen von 9 bis 23 C, damit wird es zwar kälter, aber das ist allemal noch Käferwetter. Zudem sollen die Niederschläge nachlassen, ganz aufhören. Schauen wir mal, kluge Propheten und verschlafene Puscheltiere sagen ja, das Wetter der zweiten Junihälfte steht symbolisch für das gesante Sommerwetter. Im Tonbachtal dominieren in vier Wochen die Franzosen, zumindest in der Traube sind sie an ihrem Nationalfeiertag dank gleicher Währung herzlich willkommen, in den Brutbildern sind Dinner und Lunch schon vorbei, weil der Reifungsfraß der Jungkäfer weitgehend abgeschlossen ist. So können Franzosen und Käfer gleichermaßen satt dann das Tal genießen.

5 Fangsumme/ Falle (Mittelwert) 35 Allerheiligen Ellbach West Hoher Ochsenkopf Hundsbach Murgtal Schliffkopf Schwanenwasen Wilder See April Mai Juni Abb. 4: Buchdrucker-Schwärmverlauf im Pufferstreifen 218, Mittelwerte von 4 bzw. 8 Fallen je Gebiet (15, 16 = Kalenderwochen) 2. unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) April Mai Juni Abb. 5: Buchdrucker-Schwärmverlauf 218 auf der Intensivbeobachtungsfläche der FVA im Tonbachtal bei Baiersbronn

6 Fangsumme/ Falle (Mittelwert von 3 Fallen) unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) April Mai Juni KW Abb. 6: Kupferstecher-Schwärmverlauf 218 auf der Intensivbeobachtungsfläche der FVA im Tonbachtal bei Baiersbronn Abb. 7: Neuer neben altem Brutbeobachtungsbaum im Tonbachtal (Foto RJ 218)

7 Abb. 8: Fangbaum Nr. 1 mit Jungkäfern (Foto T. Wießler ) Abb. 9: Fangbaum Nr. 2, flotter Fortschritt der Geschwisterbruten (Foto T. Wießler )

8 April Mai Juni Juli August September Abb. 9: Fangzahlsummen aller 4 Fallen im Pufferstreifen Abb. 1: Fangzahlsummen aller 32 Fallen im Pufferstreifen 215

9 Abb. 11: Niederschlagssumme der DWD Station Freudenstadt Abb. 12: Lufttemperaturen der DWD Station Freudenstadt

10 Abb. 13: Aus der Serie Blick über den Tellerrand : Andernorts zeichnet derzeit die Kiefer nach Käferbefall. Der warme April war hier sicherlich der Katalysator (Fotos RJ ) Handlungsempfehlungen Weiterhin gilt: Erhöhtrhöht ist durch die Witterung und den Ausflug der ersten Generation das Risiko für Stehendbefall. Also von nun an bitte regelmäßiger und häufiger kontrollieren. Bohrmehlsuche muss nach neuem Stehendbefall wegen Anlage der zweiten Generation durchgeführt werden. Kennzeichen eines Käferbefalls sind: braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz helle Flecken, sogenannte Spiegel, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird charakteristische Fraßbilder unter der Rinde Rötung Abfall grüner oder roter Nadeln

11 Kontrollieren Sie Ihre Wälder! Zu kontrollieren sind: geworfenes, gebrochenes und angeschobenes Sturmholz vom Januar 218 alle stehenden Fichtenbestände nach Schadereignissen, Hiebsmaßnahmen und Pflegeeingriffen liegengebliebenes, bruttaugliches Material aufgearbeitetes, in der Nähe gefährdeter Bestände lagerndes Nadelholz Wann und wie häufig kontrollieren? ab jetzt bis Ende September je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus Kontrollen aussetzen bei starkem Wind oder Regen, da Bohrmehl weggeweht bzw. abgewaschen werden kann Wo kontrollieren? Kontrollen gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte in südexponierten Lagen und an aufgerissenen Bestandesrändern an Rändern von Windwurf- und Schneebruchnestern in allen Fichtenbeständen bei entsprechender Gefahrenlage an Jungwüchsen bei der Gefährdung durch Kupferstecher Wie kontrollieren? in älteren Beständen einzeln, d. h. Baum für Baum befallene Bäume für den Einschlag auffällig markieren Nach den Kontrollen bitte reagieren: Können Sie das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald bringen, sind folgende Verfahren zu überlegen: Hacken oder Stämme entrinden, sofern die Käfer noch nicht entwickelt sind Zur Reduktion des Befallsrisikos ist es erforderlich, vorhandenes bruttaugliches Material (frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten) unverzüglich aufzuarbeiten (Hacken, Mulchen, Abfahren). Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist nicht erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich aufzuarbeiten. Tab. 1: Einzelauflistung der Fangzahlen des Monitoringnetzes Apri l April Mai Mai Juni Juni Summ e Allerheiligen Ellbach West

12 Hoher Ochsenkopf Hundsbach Murgtal Schliffkopf Schwanenwasen Wilder See Gesamtergebnis Quidquid agis, prudenter agas et respice FINEM verantwortlich für diesen Newsletter: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Abteilung Waldschutz, Wonnhaldestraße 4, D-791 Freiburg i. Br. Kontakt: Reinhold.John@forst.bwl.de