Landwirtschaftliche Einkommen sinken 2009
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- Christian Richter
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1 Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Mediendienst Medienrohstoff Datum Landwirtschaftliche Einkommen sinken 2009 Die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Betriebe ist 2009 weniger gut als Sowohl das landwirtschaftliche Einkommen je Betrieb als auch der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft gehen zurück. Dies zeigen die definitiven Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART beträgt das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen pro Betrieb Franken gegenüber Franken im Vorjahr (- 6,0 %). Der durchschnittliche Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft sinkt im Vergleich zu 2008 um 1,3 % (von Franken auf Franken). Einnahmeseitig können tiefere Produzentenpreise insbesondere bei der Milch durch höhere Direktzahlungen und gute Ernteerträge aufgefangen werden. Der Kostenanstieg kann jedoch nicht ausgeglichen werden. Die Referenzbetriebe werden 2009 im Mittel mit 1,66 Arbeitskräften bewirtschaftet, davon sind 1,22 familieneigene Arbeitskräfte. Die Fläche beträgt durchschnittlich 20,7 Hektaren und der mittlere Tierbestand 25,5 Grossvieheinheiten. Die Betriebe sind gegenüber dem Vorjahr um 0,25 Hektaren gewachsen. Die Betriebe erwirtschaften im Jahr 2009 eine mittlere Rohleistung von Franken. Sinkende und steigende Rohleistungspositionen führen gesamthaft zu einer leichten Zunahme gegenüber dem Vorjahr (+ 0,5 %). Die Milchproduzenten sind 2009 mit einem tieferen Milchpreis konfrontiert. Bei gleichbleibender Milchmenge wie 2008 geht deshalb die Rohleistung Milch um 14 % zurück. Die sinkenden Preise sind unter anderem auf eine kleinere Nachfrage als 2008 und auf die Umlagerung von Marktstützungsmittel zu den Direktzahlungen zurückzuführen. Die Umlagerung ist auch der Hauptgrund, weshalb die Direktzahlungen gegenüber dem Vorjahr um 12 % zunehmen. Sie betragen 2009 im Mittel Franken pro Betrieb. Höhere Ansätze zum Beispiel bei den Raufutterverzehrer-Beiträgen für Milchkühe, beim den Flächenbeiträgen für offenes Ackerland und Dauerkulturen, bei den Beiträgen für die Tierhaltung unter erschwerten Produktionsbedingungen oder bei den Anbaubeiträgen für Zuckerrüben können die Beitragskürzungen (Raufutterverzehrer-Beiträge für Rind-
2 vieh ohne Milchkühe, allgemeine Flächenbeiträge) mehr als ausgleichen, was zu einer höheren Gesamtsumme pro Betrieb führt. Zudem nehmen die beitragsberechtigten Flächen gemäss Öko-Qualitätsverordnung zu. Die Direktzahlungen machen in der Talregion 17 % der gesamten Rohleistung aus, in der Hügelregion 24 % und in der Bergregion 38 %. Der Futterbau profitiert 2009 von guten Witterungsverhältnissen. Dies gilt auch für den Obst- und Weinbau. Zudem sind deren Marktpreise etwas besser als Auch paralandwirtschaftliche Aktivitäten nehmen gegenüber dem Vorjahr zu. Die Fremdkosten nehmen im Vergleich zum Vorjahr zu (+ 2,7 %). Sie betragen Franken pro Betrieb. Auch auf der Kostenseite stehen sich steigende und sinkende Positionen gegenüber. So steigen die Düngerkosten wegen den hohen Düngerpreisen stark an und bei den Strukturkosten steigen die Gebäudekosten, die Ausgaben für Strom und die Personalkosten. Im Gegensatz dazu sinken dank tieferen Preisen die Treibstoffkosten. Die Aufhebung der Milchkontingentierung im Mai 2009 führt zu tieferen Milchkontingentskosten (Miete und Abschreibungen sind stark rückläufig) und die Kosten für Schuldzinsen sind 2009 tiefer als im Vorjahr, weil das Zinsniveau für Hypothekarkredite um 7,8 % zurückgeht. Das mittlere landwirtschaftliche Einkommen geht im Jahr 2009 um 6,0 % zurück, da die Kosten stärker zunehmen als die Leistungen. Es beträgt Franken je Betrieb. Das landwirtschaftliche Einkommen nimmt in der Talregion um 8,3 % und in der Hügelregion um 5,8 % ab. In der Bergregion beträgt der Rückgang 0,9 %. Dass sich die Einkommen in der Bergregion weniger reduzieren als in der Tal- und Hügelregion kann mit den Direktzahlungen erklärt werden. Die zusätzlichen Direktzahlungen 2009 wirken sich in der Bergregion stärker aus, da die Direktzahlungen absolut und auch anteilmässig an der Gesamtrohleistung für die Bergbetriebe wichtiger sind als für die Tal- und Hügelbetriebe, in denen Produktionsleistungen des Pflanzenbaus und der Tierhaltung eine grössere Bedeutung haben. Die Bergbetriebe sind daher weniger stark von der Marktsituation, wie den tieferen Preisen im 2009, betroffen. Zudem wirkt sich die geänderte Zusammensetzung der Referenzbetriebe in der Bergregion stärker aus als in der Tal- und Hügelregion. Der Arbeitsverdienst je (Vollzeit-)Familienarbeitskraft nimmt gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % ab. Er beträgt im Jahr 2009 im Mittel aller Betriebe Franken. Damit sinkt der Arbeitsverdienst weniger stark als das landwirtschaftliche Einkommen. Dies liegt einerseits am stark sinkenden Zinsanspruch (- 22 %) für das investierte Eigenkapital. Zudem werden auch etwas weniger Familienarbeitskräfte eingesetzt. Die Entwicklung des Zinsniveaus hat somit einen starken Einfluss auf die Entwicklung des Arbeitsverdienstes. Der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft ist regional sehr unterschiedlich beträgt er im Durchschnitt in der Talregion Franken, in der Hügelregion Franken und in der Bergregion Franken. Der Median des Arbeitsverdiensts je Familienarbeitskraft liegt gemäss Tabelle 2 in den einzelnen Regionen deutlich unter den nichtlandwirtschaftlichen Vergleichslöhnen. Im Durchschnitt der drei Jahre 2007/2009 erreicht er in der Talregion 67 %, in der Hügelregion 53 % und in der Bergregion 41 % des entsprechenden Vergleichslohns. Die unterschiedliche Höhe des Arbeitsverdienstes ist nicht nur zwischen den einzelnen Regionen, sondern auch innerhalb derselben gross. Diese Streuung wird mittels 2/6
3 Boxplot dargestellt (Abb. 1). Bezogen auf alle Referenzbetriebe weisen 25 % der Betriebe im Jahr 2009 einen Arbeitsverdienst über Franken aus (3. Quartil). 25 % erreichen weniger als Franken (1. Quartil). Das Gefälle des Arbeitsverdienstes innerhalb der Regionen wird mit einem Streuungsmass angegeben. Dieses basiert auf dem Quotienten aus dem 3. Quartil und dem 1. Quartil. Das Gefälle ist umso grösser, je höher dieser Quotient ausfällt. Für alle Betriebe beträgt das Streuungsmass 3,4 (Tabelle 3). Das heisst, dass jeder beliebige Betrieb im obersten Viertel mindestens das 3,4-fache des Arbeitsverdienstes eines beliebigen Betriebes im untersten Viertel erzielt. Der Wert für die Talregion beträgt 3,0, für die Hügelregion 2,9 und für die Bergregion 3,9. Entsprechend ist das Gefälle innerhalb der Bergregion grösser als innerhalb der Tal- oder der Hügelregion. Gegenüber dem Vorjahr hat der Wert sowohl für alle Betriebe als auch für alle drei Regionen um mindestens 0,2 zugenommen. 3/6
4 Tabelle 1. Einkommenssituation 2009 im Vergleich zum Vorjahr Alle Regionen in % Rohleistung total Fr./Betrieb Davon Direktzahlungen Fr./Betrieb Fremdkosten Fr./Betrieb Landwirtschaftliches Einkommen Fr./Betrieb Zinsanspruch Eigenkapital Betrieb Fr./Betrieb Arbeitsverdienst Fr./Betrieb Familienarbeitskräfte FJAE/Betrieb Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft Fr./FJAE Talregion Rohleistung total Fr./Betrieb Davon Direktzahlungen Fr./Betrieb Fremdkosten Fr./Betrieb Landwirtschaftliches Einkommen Fr./Betrieb Zinsanspruch Eigenkapital Betrieb Fr./Betrieb Arbeitsverdienst Fr./Betrieb Familienarbeitskräfte FJAE/Betrieb Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft Fr./FJAE Hügelregion Rohleistung total Fr./Betrieb Davon Direktzahlungen Fr./Betrieb Fremdkosten Fr./Betrieb Landwirtschaftliches Einkommen Fr./Betrieb Zinsanspruch Eigenkapital Betrieb Fr./Betrieb Arbeitsverdienst Fr./Betrieb Familienarbeitskräfte FJAE/Betrieb Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft Fr./FJAE Bergregion Rohleistung total Fr./Betrieb Davon Direktzahlungen Fr./Betrieb Fremdkosten Fr./Betrieb Landwirtschaftliches Einkommen Fr./Betrieb Zinsanspruch Eigenkapital Betrieb Fr./Betrieb Arbeitsverdienst Fr./Betrieb Familienarbeitskräfte FJAE/Betrieb Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft Fr./FJAE Quelle: Agroscope ART, Referenzbetriebe der Zentralen Auswertung Tabelle 2. Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft und Vergleichslohn 2007/2009 Talregion 2007/2009 Hügelregion 2007/2009 Bergregion 2007/2009 Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft (Median)Fr./FJAE Vergleichslohn 1) (Median) Fr./JAE ) Quelle: Lohnstrukturerhebung des BFS 4/6
5 Streuung Arbeitsverdienst Tausend Fr. je Familienarbeitskraft (FJAE) Alle Talregion Hügelregion Bergregion Median Mittlere 50% der Betriebe Mittlere 80% der Betriebe Quelle: Agroscope ART, Referenzbetriebe der Zentralen Auswertung Abbildung 1. Streuung Arbeitsverdienst 2009 Tabelle 3. Streuung Arbeitsverdienst 2009 (Werte zu Abb. 1) Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft Streuung Bereich der mittleren 50% Bereich der mittleren 80% (3. Quartil/ Median 25-%-Grenze 75-%-Grenze 10-%-Grenze 90-%-Grenze 1. Quartil) (1. Quartil) (3. Quartil) (1. Dezil) (9. Dezil) Alle ,4 Talregion ,0 Hügelregion ,9 Bergregion ,9 5/6
6 Methodische Grundlagen Die methodischen Grundlagen der Zentralen Auswertung basieren auf der Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Durch die Gewichtung der einzelbetrieblichen Ergebnisse bilden im Jahr 2009 die Referenzbetriebe die wirtschaftliche Situation von rund Landwirtschaftsbetrieben ab. Eine Dokumentation der Methodik ist im Internet einsehbar: unter Publikationen. Betriebe: Die definitiven Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon beruhen auf den Daten von Landwirtschaftsbetrieben, von denen für das Jahr 2009 eine nach einheitlichen Kriterien abgeschlossene betriebswirtschaftliche Buchhaltung vorliegt. Rohleistung: In der Rohleistung sind die Produktverkäufe, die Dienstleistungen, die Lieferungen an den Unternehmerhaushalt und die Direktzahlungen enthalten. Landwirtschaftliches Einkommen: Das landwirtschaftliche Einkommen ist die Differenz zwischen Rohleistung und Fremdkosten. Es entschädigt im Jahr 2009 einerseits die Arbeit der 1,22 Familienarbeitskräfte pro Betrieb. Andererseits sind damit auch Franken Eigenkapital pro Betrieb zu verzinsen. FJAE, Familien-Jahresarbeitseinheit: Nicht entlöhnte Arbeitskräfte (meist Familienangehörige). Teilzeitlich Beschäftigte werden auf der Basis von 280 Tagen angerechnet. Arbeitsverdienst: Der Arbeitsverdienst entschädigt die Arbeit der durchschnittlich 1,22 Familienarbeitskräfte. Er entspricht dem landwirtschaftlichen Einkommen abzüglich des kalkulierten Zinsanspruchs für das im Betrieb investierte Eigenkapital. Für die Berechnung des Zinsanspruchs wird der mittlere Zinssatz für Bundesobligationen verwendet. Dieser liegt 2009 bei 2,22 % (2008 bei 2,93 %). Vergleichslohn: Die nichtlandwirtschaftlichen Vergleichslöhne basieren auf der Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik. Es handelt sich um standardisierte Jahres-Bruttolöhne der Beschäftigten in der Industrie und im Dienstleistungsbereich. Boxplot: Es handelt sich dabei um eine grafische Darstellung der Streuung. Median: Der Median teilt die nach Grösse geordneten Werte in zwei Hälften. Die eine liegt über dem Median, die andere darunter. 1. Quartil: 25 % der Betriebe erzielen einen tieferen Wert. 3. Quartil: 25 % der Betriebe erzielen einen höheren Wert. Kontakt/Rückfragen: Judith Hausheer Schnider, Zentrale Auswertung Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon 1, 8356 Ettenhausen judith.hausheer@art.admin.ch, Tel Denise Tschamper, Mediendienst Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich denise.tschamper@art.admin.ch, Tel /6
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