Statement zur Vorstellung des MINT-Herbstreports Dr. Michael Stahl. Geschäftsführer Bildung / Volkswirtschaft
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- Imke Dressler
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1 Statement Statement zur Vorstellung des MINT-Herbstreports 2017 Dr. Michael Stahl Geschäftsführer Bildung / Volkswirtschaft Pressekonferenz zum MINT-Herbstreport 2017 Berlin, Es gilt das gesprochene Wort! GESAMTMETALL Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e.v. Voßstr Berlin Postfach Berlin Tel Fax info@gesamtmetall.de
2 Meine Damen und Herren, die Digitalisierung von Produktionsprozessen und Geschäftsmodellen ist gerade für die Metall- und Elektro-Industrie ein zentrales Thema der Zukunftsgestaltung und eine große Herausforderung. Dafür brauchen wir qualifizierte Mitarbeiter, vor allem IT-Qualifikationen, und eine leistungsfähige Infrastruktur, also die Breitband-Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion, Logistik und Kunden und das in allen Regionen. Wer mit diesem Anspruch im Hinterkopf die aktuelle Lage überprüft, findet ein differenziertes Bild vor. Sowohl bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem IT-Personal als auch von Breitband-Internet weisen ländliche Regionen gravierende Defizite auf mit der Konsequenz, dass die Potenziale der Digitalisierung dort dauerhaft brachzuliegen drohen. Zunächst zum Personal: Das I in MINT wird immer stärker nachgefragt. Die digitale Vernetzung in den Werkhallen, das Internet-Geschäft, alles verlangt IT-Spezialisten, akademisch und/oder beruflich ausgebildet. Ein Beleg dafür: Im Ausbildungsjahr 2016 ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in den IT-Berufen um fast 7 Prozent gestiegen, von auf , in den Vorjahren lag der Zuwachs stets bei 1 bis 2 Prozent. Betrachtet man die regionale Verteilung der Beschäftigung von IT-Experten näher, so zeigt sich im Unterschied zu Ingenieuren, dass diese stark auf Städte konzentriert sind. 2
3 Von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren Ende März 2017 in kreisfreien Großstädten 125 in IT-Experten-Berufen tätig, in städtischen Kreisen 68, in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen nur 30 und in dünn besiedelten ländlichen Kreisen 24. Die Beschäftigungsdichte von IT-Experten liegt in den Stadtstaaten und in Bayern (112 auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), Baden-Württemberg (100) und Hessen mit 93 recht hoch, während es in den stärker ländlich geprägten Bundesländern wie Sachsen-Anhalt (28), Brandenburg (26) und Mecklenburg-Vorpommern (22) Nachholbedarf gibt. Weiterhin zeigt sich, dass, gemessen an der Erwerbstätigkeit, die Hochschulen in städtischen Regionen insgesamt deutlich mehr IT-Akademiker ausbilden als in ländlichen Regionen. Unter den Bundesländern liegt Bremen im Jahr 2016 mit durchschnittlich 105 IT-Hochschulabschlüssen pro Erwerbstätigen an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg mit 97, dem Saarland mit 92, Berlin mit 84, Hessen und Bayern mit jeweils 65. Hier ist also zu fordern, dass die Hochschulen ihre Ausbildungsleistung bei den IT-Experten ausbauen. Vor allem die Hochschulen in den neuen Bundesländern könnten auf diesem Feld ihr Profil deutlich stärken. Kommen wir zur Technik: Die Verfügbarkeit von Breitband-Internet ist entscheidend, um die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern zu können. 3
4 Unsere Unternehmen fordern leistungsfähige Internet-Verbindungen aus zwei Gründen: 1. Um die Geschäfte über das Internet abwickeln zu können oder den Datenaustausch zwischen Zulieferern und Endfertigern zu organisieren. Wenn es zum Beispiel um die Konstruktionsdaten großer Maschinen geht, sind die angepeilten 50 Mbit/sec. Mindestvoraussetzung. 2. Sie brauchen es nach eigener Aussage aber auch, um Fachkräfte zu gewinnen; oder anders gesagt: Wenn eine Stadt oder ein Landkreis den Menschen kein schnelles Internet bietet, ist das ein erhebliches Beschäftigungserschwernis für die Unternehmen. Deutschlandweit stand Mitte 2017 insgesamt 31,3 Millionen oder 76,9 Prozent aller Haushalte ein Zugang zum Breitband-Internet zur Verfügung, also eine Internetverbindung mit mindestens 50 Mbit/s. Wenngleich die ländlichen Regionen in puncto Verfügbarkeit von Breitband-Internet in den zurückliegenden eineinhalb Jahren um einiges aufgeholt haben, bleibt es eine der größten Herausforderungen für die regionalen Wirtschaftsplaner, diese mit einer adäquaten kabelgebundenen Glasfaser-Infrastruktur zu erschließen. Das erklärt auch zu einem guten Teil, warum in Ostdeutschland, das deutlich stärker ländlich geprägt ist, rund 60 Prozent der Haushalte über Breitband-Internet verfügen, während es in Westdeutschland fast 80 Prozent sind. Allerdings kommt der Netzausbau in den vergangenen zwei Jahren in den neuen Bundesländern schneller voran (+12,1 Prozentpunkte vs. +7,8 Prozentpunkte im Westen). 4
5 Meine Damen und Herren, wenn hochqualifizierte Mitarbeiter und moderne Technik zusammentreffen, entstehen Innovationen. Die Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland verfügen insgesamt über eine hohe Innovationskraft und liegen das ist ein wichtiger Indikator dafür mit einem Viertel aller Patentanmeldungen am Europäischen Patentamt (2015) europaweit an der Spitze. Wenn es aber um Digitalisierungstechnologien geht, bleibt für Deutschland noch viel Luft nach oben. So entfällt bei uns gerade einmal jedes neunte angemeldete Patent beim Europäischen Patentamt auf Digitalisierungstechnologien, während beispielsweise China oder Korea weit über 40 Prozent ihrer Patente in diesem Bereich anmelden. Auch einige andere Industrienationen übertreffen den Wert Deutschlands um das Zwei- bis Dreifache, unter anderem Finnland und Schweden, in denen jedes dritte angemeldete Patent einen Digitalisierungsbezug hat. Der Innovationserfolg Deutschlands wird von wenigen Branchen und Regionen getragen. Allen voran Baden-Württemberg und Bayern sind im Bundesländervergleich die unangefochtenen Spitzenreiter. Betrachtet man nur die Digitalisierungspatente, ist die regionale Konzentration noch stärker. Von den 12 Kreisen mit der höchsten Zahl an Digitalisierungspatenten pro Beschäftigten liegen acht in Bayern, zwei in Baden-Württemberg, einer in Niedersachsen und einer in NRW. Knapp 69 Prozent der Digitalisierungspatente wurden in Bayern oder Baden-Württemberg angemeldet. 5
6 Umgekehrt haben im Jahr 2015 genau 145 von 401 deutschen Kreisen keine Patentanmeldungen im Bereich der Digitalisierung hervorgebracht. Die von der Wirtschaft schon in der vergangenen Legislaturperiode geforderte steuerliche Forschungsförderung käme auch dem Digitalisierungsprozess in den kleinen und mittelständischen Betrieben zugute und ist deshalb von der möglichen neuen Regierungskoalition einzufordern. Sie könnte einen Beitrag dazu leisten, die eher von kleineren Unternehmen geprägte Wirtschaft in Ostdeutschland bei ihren Innovationsbemühungen zu unterstützen. Ähnlich ist die Situation beim Digitalpakt der Bundesregierung: In der vergangenen Legislaturperiode angekündigt, warten die Schulen jetzt dringend auf seine Umsetzung. Dabei geht es unmittelbar um die Förderung der digitalen Infrastruktur an Schulen auch an den Berufsschulen, Herr Sattelberger hat darauf hingewiesen, aber entscheidend für die Wirkung der Maßnahmen sind eine umfassende Lehreraus- und -fortbildung zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Die Umsetzung des Digitalpaktes ist umso dringlicher, weil er zur Stärkung der digitalen Bildung insgesamt wichtig ist und weil er gebraucht wird, um die Schüler gut auf die Digitalisierung der Gesellschaft vorzubereiten. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! 6
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