Wie entwickelte sich Bayerns Territorium vom 8. bis ins 19. Jahrhundert? Karten untersuchen

Transkript

1 Seite 1 von 11, Stand: 19. März 2019 Wie entwickelte sich Bayerns Territorium vom 8. bis ins 19. Jahrhundert? Karten untersuchen Lernbereich: Zeitrahmen: Benötigtes Material: Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele G 8.3: Bayern Identität, Staatsgebiet und kulturelles Erbe (Längsschnitt) 1 Unterrichtsstunde M 1, Foto: Die Arena von Verona M 2: Karte von Italien M 3, Lückentext: Bayern vom Frühmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Putzger Historischer Weltatlas. Ausgabe für Bayern (104. Aufl.) Interkulturelle Bildung Kompetenzerwartungen Lernbereich 8.3: Bayern Identität, Staatsgebiet und kulturelles Erbe (Längsschnitt) Die Schülerinnen und Schüler diskutieren in dem Längsschnitt die Frage nach einer bayerischen Identität vor dem Hintergrund des historisch gewachsenen Territoriums und des vielfältigen kulturellen Erbes Bayerns. Sie nutzen ihre Überlegungen für die Orientierung in der eigenen Lebenswelt, bei der Begegnung mit regionalen Traditionen oder im Kontakt mit Menschen anderer Herkunft. (Orientierungskompetenz) nutzen anhand eines vorgegebenen erweiterten Kriterienkatalogs einen Geschichtsatlas, um Grundzüge der territorialen Entwicklung Bayerns vom 8. bis ins 20. Jh. zu verstehen und ihre eigene Lebensregion im Verbund historischer Landschaften zu verorten. (Methodenkompetenz, Orientierungskompetenz) Seite 1 von 11

2 Seite 2 von 11, Stand: 19. März 2019 Aufgabe M 1 Die Arena von Verona Seite 2 von 11

3 Seite 3 von 11, Stand: 19. März 2019 M 2 Karte von Italien Hinführung: Was verbindet ihr mit dem Bild M 1? Verona, das heute in Norditalien liegt (M 2), gehörte im 10. Jahrhundert zu Bayern. Offensichtlich haben sich die Grenzen Bayerns in den letzten Jahrhunderten stark verschoben. Wie entwickelte sich Bayern vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit? Seite 3 von 11

4 Aufgabe: Seite 4 von 11, Stand: 19. März 2019 Der Text Bayern vom Frühmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (M 3) enthält viele Informationen, allerdings fehlen wichtige Teilstücke. Erarbeitet die fehlenden Details aus den Karten. 1. Beschreibt zunächst, was die Karten M 4 und M 9 abbilden. Berücksichtigt dabei die Legenden der Karten. Überlegt anschließend, welche Gründe es für territoriale Veränderungen gibt. 2. Ergänzt nun die Lücken im Info-Text M 3. Fast alle fehlenden Informationen sind auf den Karten M 4 M 9 abgebildet. Um alles herauszufinden, müsst ihr die Karten genau lesen und auch auf Details achten. An einigen Stellen müsst ihr grundlegende Daten und Begriffe ergänzen. 3. Überprüft, ob eure Vermutungen hinsichtlich der Gründe für territoriale Veränderungen im Fall Bayerns zutrafen. 4. Mithilfe der Karten M 4 M 7 kann man neben den territorialen Veränderungen Bayerns noch einige weitere Themen bearbeiten. Erklärt, welche Themen sich hierfür besonders eignen würden. Seite 4 von 11

5 Seite 5 von 11, Stand: 19. März 2019 M 3 Bayern vom Frühmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts In der rechten Spalte findet ihr Hinweise auf die Karten [M 6 usw.], auf denen ihr die gesuchten Informationen finden könnt. Informationen, die nicht aus den Karten erarbeitet werden können, sind mit einem * markiert. Hier müsst ihr auf euer Grundwissen zurückgreifen Der Stamm der Baiern war spätestens seit dem 6. Jahrhundert im Voralpenraum anzutreffen. In enger Anlehnung an das Königreich der Franken herrschten bayerische Stammesherzöge in diesem Gebiet. Der fränkische König *, der im Jahr * zum Römischen Kaiser gekrönt wurde, unterwarf Bayern im Jahr und ließ den bayerischen Herzog Tassilo III. absetzen. Erst Ende des 9. Jahrhunderts stiegen bayerische Adelige wieder zu selbstständigen Herzögen auf. Seine größte Ausdehnung erfuhr Bayern um die Mitte des 10. Jahrhunderts. In dieser Zeit regierte Herzog Heinrich II. neben dem Herzogtum Bayern auch das Herzogtum sowie die Markgrafschaften und. Die maximale Nord-Süd-Ausdehnung für dieses Gebiet betrug ca. 610 km, die maximale Ost-West-Ausdehnung km. Legt man die heutigen politischen Grenzen zugrunde, dann erstreckte sich das damalige Bayern auf das Gebiet folgender Staaten: Diese Ausdehnung war jedoch nicht von langer Dauer. Bayernherzog Heinrich II. ( Der Zänker ) zettelte im Jahr eine Verschwörung gegen Kaiser Otto II. an, die fehlschlug. Im gleichen Jahr wurde das Herzogtum von Bayern getrennt und die Markgrafschaft diesem jetzt eigenständigen Herzogtum zugesprochen. Der bayerische Einfluss in dieser Region ging damit verloren. Auch in den folgenden Jahrhunderten veränderte sich das Gesicht Bayerns. So wurde die Oberpfalz im Jahr bayerisch, mitten in den Wirren des Krieges ( - ). Noch größere geografische Veränderungen ergaben sich Anfang des 19. Jahrhunderts, als das 1806 gegründete Königreich Bayern mit Unterstützung Napoleons zahlreiche einstmals selbständige Gebiete dazugewinnen konnte. Dazu zählen die fränkischen Markgrafentümer Ansbach und, die Hochstifte Augsburg, Bamberg, Freising, Würzburg, und sowie einige, darunter Nürnberg, Augsburg, Rothenburg und Ulm. Frühmittelalter: Zeit zwischen ca. 500 bis ca Dem folgt das Hochmittelalter (bis ca. 1250) und schließlich das Spätmittelalter (bis ca. 1500). [M 5] [M 4] Orientiert euch [M 4] hierzu an den Längen- und Breitengraden. [M 4, 8] Zum Vergleich: Das heutige Bayern erstreckt sich in nord-südlicher Richtung über [M 4] maximal 362 Kilometer, in ostwestlicher über maximal 384 Kilometer. [M 4] [M 6] [M 6] [M 7, 9] Hochstift: weltlicher [M 7, 9] Herrschaftsbereich eines Bischofs Seite 5 von 11

6 Seite 6 von 11, Stand: 19. März 2019 M 4 Das Bayerische Stammesherzogtum vom 8. bis 11. Jahrhundert Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S. 251 (1. Druck) bzw. 253 (2./3. Druck). M 5 Das Frankenreich der Karolinger im 8. und 9. Jahrhundert Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S. 68 f. M 6 Der Dreißigjährige Krieg in Mitteleuropa 1618 bis 1648 Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S M 7 Mitteleuropa vor Beginn der Französischen Revolution 1789 Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S M 8 Europa seit 1990 Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S. 240 f. M 9 Bayern heute Putzger. Historischer Weltatlas, 104. Auflage, S. 251 (2./3. Druck) bzw. 261 (1. Druck). Seite 6 von 11

7 Hinweise zum Unterricht Seite 7 von 11, Stand: 19. März 2019 Die Lernaufgabe beschäftigt sich mit dem ersten Teil der territorialen Entwicklung Bayerns, die mit dem Geschichtsatlas (Putzer. Historischer Weltatlas, 104. Auflage) erschlossen werden soll (vgl. entsprechende Kompetenzerwartung). Im Anschluss an diese Lernaufgabe folgt im Unterrichtsverlauf die Behandlung der weiteren territorialen Entwicklung Bayerns im 19. und 20. Jahrhundert. In der Hinführung (M 1) werden die Schülerinnen und Schüler vermutlich Begriffe wie Urlaub, Italien, römische Baudenkmäler etc. nennen. Die Tatsache, dass die Touristenhochburg Verona im Mittelalter zum bayerischen Einflussbereich gehörte, soll das Interesse der Schülerinnen und Schüler für die geografischen Veränderungen Bayerns und deren Gründe wecken. Als Sozialform für die Lernaufgabe bietet sich eine Partnerarbeit an. Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst einen intuitiven Zugang zum Kartenmaterial finden und hierzu die Karten M 4 und M 9 beschreiben. Ihnen wird bei genauer Betrachtung der Materialien bewusst, dass die Karten Aussagen zu ganz unterschiedlichen Themen treffen. Für die territorialen Veränderungen Bayerns und ganz grundsätzlich für territoriale Veränderungen stellen die Schülerinnen und Schüler nun Vermutungen an. Auch dies soll intuitiv geschehen. Die hier genannten möglichen Gründe werden stichpunktartig festgehalten. Anschließend erarbeiten die Partner bzw. Gruppen die nötigen Informationen aus den Karten und tragen ihre Ergebnisse in den Lückentext (M 3) ein. Dabei vertiefen sie ihre Kompetenz im Umgang mit Geschichtskarten und erkennen, dass das Gebiet des heutigen Bayern historisch gewachsen ist. Bei den Lücken, die nicht über die Kartenarbeit gefüllt werden können, handelt es sich um Grundlegende Daten und Begriffe, die die Schülerinnen und Schüler mithilfe ihres Grundwissens, gegebenenfalls durch Nachschlagen im Buch, ergänzen müssen. Die Ergebnisse der Partner- bzw. Gruppenarbeit werden anschließend mit der Musterlösung abgeglichen. Die Schülerinnen und Schüler überprüfen nun, ob ihre bei Auftrag 1 geäußerten Vermutungen hinsichtlich der Gründe für territoriale Veränderungen zutrafen oder nicht. Sie müssen hierzu den ausgefüllten Lückentext noch einmal genau lesen, um die Gründe herauszufinden. Arbeitsauftrag 4 ist fakultativ und kann zur Differenzierung eingesetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler betrachten die Karten M 4 M 7 noch einmal unter einem anderen Blickwinkel und stellen fest, dass sich Geschichtskarten aufgrund der vielfältig bereitgestellten Informationen zu unterschiedlichen Themen befragen lassen. Seite 7 von 11

8 Seite 8 von 11, Stand: 19. März 2019 Beispiele für Lösungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler Auftrag 1 Die Schülerinnen und Schüler sollten erkennen, dass die Karten neben den geographischen (Gewässer) und territorialen/politischen (farblich markierte Gebiete) Verhältnissen auch weitere Themen behandeln. So spiegelt Karte M 4 beispielsweise die Kirchenorganisation Bayerns im Frühmittelalter wider. In Karte M 9 hingegen werden u. a. die Größe der bayerischen Städte sowie die Standorte von Atomkraftwerken abgebildet. Als mögliche Gründe für territoriale Veränderungen könnten die Schülerinnen und Schüler nennen: Herrschaftswechsel, Wechsel des politischen Systems, Kriege, Anwachsen/Sinken der Militärkraft, politischer Druck, Bevölkerungsverluste bzw. -anstieg, Umweltkatastrophen usw. Seite 8 von 11

9 Auftrag 2 Seite 9 von 11, Stand: 19. März 2019 M 3 Bayern vom Frühmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Der Stamm der Baiern war spätestens seit dem 6. Jahrhundert im Voralpenraum anzutreffen. In enger Anlehnung an das Königreich der Franken herrschten bayerische Stammesherzöge in diesem Gebiet. Der fränkische König Karl der Große, der im Jahr 800 zum Römischen Kaiser gekrönt wurde, unterwarf Bayern im Jahr 788 und ließ den bayerischen Herzog Tassilo III. absetzen. Erst Ende des 9. Jahrhunderts stiegen bayerische Adelige wieder zu selbständigen Herzögen auf. Seine größte Ausdehnung erfuhr Bayern um die Mitte des 10. Jahrhunderts. In dieser Zeit regierte Herzog Heinrich II. neben dem Herzogtum Bayern auch das Herzogtum Kärnten sowie die Markgrafschaften Ostmark und Verona. Die maximale Nord-Süd-Ausdehnung für dieses Gebiet betrug ca. 610 km, die maximale Ost-West-Ausdehnung ca. 490 km. Legt man die heutigen politischen Grenzen zugrunde, dann erstreckte sich das damalige Bayern auf das Gebiet folgender Staaten: Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien (Ungarn) 1. Diese Ausdehnung war jedoch nicht von langer Dauer. Bayernherzog Heinrich II. ( Der Zänker ) zettelte im Jahr 976 eine Verschwörung gegen Kaiser Otto II. an, die fehlschlug. Im gleichen Jahr wurde das Herzogtum Kärnten von Bayern getrennt und die Markgrafschaft Verona diesem jetzt eigenständigen Herzogtum zugesprochen. Der bayerische Einfluss in dieser Region ging damit verloren. Auch in den folgenden Jahrhunderten veränderte sich das Gesicht Bayerns. So wurde die Oberpfalz im Jahr 1628 bayerisch, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ( ). Noch größere geografische Veränderungen ergaben sich Anfang des 19. Jahrhunderts, als das 1806 gegründete Königreich Bayern mit Unterstützung Napoleons zahlreiche einstmals selbständige Gebiete dazugewinnen konnte. Dazu zählen die fränkischen Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth, die Hochstifte Augsburg, Bamberg, Freising, Würzburg, Regensburg und Eichstätt sowie einige Reichstädte, darunter Nürnberg, Augsburg, Rothenburg und Ulm. 1 Ungarn kann genannt werden. Aus den Karten geht jedoch nicht eindeutig hervor, ob sich das Gebiet wirklich so weit ausdehnte. Seite 9 von 11

10 Seite 10 von 11, Stand: 19. März 2019 Auftrag 3 Als Gründe für die territorialen Veränderungen Bayerns lassen sich aus dem Lückentext entnehmen: - Konflikt mit Karl dem Großen und Absetzung Tassilos III. Baiern zeitweise kein selbstständiges Herzogtum mehr - Anwachsen des politischen Einflusses unter Herzog Heinrich II. größte territoriale Ausdehnung Bayerns - fehlgeschlagene Verschwörung territoriale Einbußen - Dreißigjähriger Krieg Gewinn der Oberpfalz - Unterstützung Napoleons Gewinn zahlreicher Gebiete Auftrag 4 Mögliche Themen, die sich aus den Karten M 4 M 7 bearbeiten ließen: - Kirchenorganisation im Früh- und Hochmittelalter (M 4, M 5) - Territorialisierung (M 4, M 5, M 6) - Frankreichs Gebietsgewinne im 17. und 18. Jahrhundert (M 6, M 7) Seite 10 von 11

11 Seite 11 von 11, Stand: 19. März 2019 Quellen- und Literaturangaben M 1 Die Arena von Verona Eigenes Bild, Nutzungsrechte vorhanden. M 2 Italien Karte erstellt unter Verwendung von (aufgerufen am 19. März 2019) Open Database License (ODbL) Seite 11 von 11