ERASMUS-Erfahrungsbericht. Universitat Rovira i Virgili, Katalonien, Spanien
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- Minna Michel
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1 ERASMUS-Erfahrungsbericht Universitat Rovira i Virgili, Katalonien, Spanien
2 Studienfach Gastuniversität Gastland Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr Monat/Jahr) Betriebswirtschaftslehre Universitat Rovira i Virgili Tarragona Spanien 08 / /2015 2
3 Inhaltsverzeichnis 1) Vorbereitung des Auslandsaufenthalts - Informationen zum ERASMUS-Programm - Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule - Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule 2) Studium an der Gastuniversität - Studiensystem/Organisation der LV/ Anforderungen/Leistungsbewertung - Studienklima - Betreuung durch dortige Studenten/Verwaltungsmitarbeiter/Dozenten - Technische Ausstattung/Öffnungszeiten von Bibliotheken/Computerpools 3) Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden 4) Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt 5) Wohn- und Lebenssituation - Wann und wie Unterkunft gefunden - Besonderheiten bei Unterbringung/Miete - Öffentliche Verkehrsmittel - Bankgeschäfte - Krankenversicherung - Lebenshaltungskosten - Freizeitangebote 6) Rückblick / Resümee - Tipps für nachfolgende Studenten - Besondere gute oder weniger gute Erfahrungen 3
4 1. Vorbereitung des Auslandsaufenthalts Dadurch, dass viele KommilitonenInnen/FreundeInnen bereits ein Auslandssemester vor mir absolviert hatten, waren mir, als ich mich entscheid ins Ausland zu gehen, die Möglichkeiten bekannt. Außerdem wollte ich schon immer Spanisch lernen und hatte in vorherigen Semestern bereits Sprachkurse über StudiumPlus belegt. Über die Auswahl der Universität habe ich mir im Laufe des Bewerbungsprozesses nicht allzu viele Gedanken gemacht, sondern einfach drei Wünsche angegeben und Universitäten ausgesucht, an denen ein Master BWL überhaupt angeboten wurde. Der Bewerbungsprozess lief unkompliziert ab und eine Zusage bekam ich bereits ein halbes Jahr vor Beginn des Auslandssemesters. Ab der Kontaktaufnahme mit der Gastgeberuniversität wurde es dann komplizierter und undurchsichtiger. Die Internetseiten der Universität in Tarragona inklusive dem Vorlesungsverzeichnis und die Anforderungen an die Bewerbung vor Ort waren sehr veraltet und unübersichtlich dargestellt, außerdem war nicht klar, wer überhaupt Ansprechpartner für Nachfragen war und hier konnte auch meine Universität zu Hause dann nicht mehr weiterhelfen. Klar war, dass sowohl das Learning Agreement und andere organisatorische Schritte abschließend erst vor Ort bearbeitet werden können. Hinzu kam, dass die Gastgeberuniversität wohl meine Nominierung verlegt hatte und ich somit bis zwei Monate vor Abreise keine verbindliche Zusage bekam und nicht klar wurde, ob ich das Auslandssemester überhaupt antreten kann und werde. Kommilitonen, die viel später als ich nachnominiert wurden, hatten ihren Studienplatz Monate vor mir sicher. Die Kommunikation mit der eigenen und der Gastgeberuniversität gestaltete sich hier besonders schwierig. 2. Studium an der Gastuniversität Nachdem mir der Platz nach langwierigen Verhandlungen dann doch zugesagt wurde, musste nach meiner Ankunft vor Ort dann noch einiges organisiert werden. Dies gestaltet sich an der Universität Rovira i Virgili jedoch sehr kompliziert, da verschie- 4
5 dene Ansprechpartner und Büros über drei verschiedene Campusse verteilt sind. Das bedeutet viel Rennerei und zeitlichen Aufwand in einem neuen Land. Die Universität Rovira i Virgili ist eine moderne Universität, die in den Grundfesten recht gut organisiert ist und in der man auf sehr hilfsbereites, aufgeschlossenes Personal und Studenten trifft. Im Studium tauchen dann aber doch einige Probleme auf: Die Angebot an Sprachkursen ist breit gefächert und das Sprachenzentrum gut organisiert. Diverse Katalanisch Kurse werden angeboten und die sind wirklich sehr gut und man kann viel über diese Sprache und Kultur lernen. Für Spanisch Sprachkurse jedoch muss man bezahlen und da wird dann leider auch gespart und trotz Einstufungstest herrschen auf allen Niveaus innerhalb der Klassen große Differenzen zwischen den tatsächlichen Sprachlevel der Teilnehmer, was ein Vorankommen und Lernen für den einzelnen fast unmöglich macht. Bei uns sind zudem fast die Hälfte aller Spanisch Kurse aufgrund von Krankheit ausgefallen und wurden leider auch nicht nachgeholt. Masterkurse in BWL werden leider nur auf Spanisch angeboten. Man kann Bachelorkurse auf Englisch besuchen, aber hier passte die Auswahl nicht zu meinem Studium in Deutschland. Zudem kann man froh sein, wenn der Professor die Vorlesung nicht auf Katalanisch hält. Hierbei ist man leider sehr dem Willen- oder Nichtwillen der Professoren ausgesetzt. Und dabei wird das Sprachniveau in Vorhinein ja nicht einmal getestet bevor einem eine Universität zugeteilt wird. Wir mussten sämtliche Leistungen auf Spanisch erbringen, wie zum Beispiel 15seitige Hausarbeiten, Vorträge etc. Manche Professoren sind dabei sehr verständnisvoll und beziehen die Probleme der AustauschstudentenInnen mit ein. Andere scheinen nicht einmal zu wissen, dass überhaupt AustauschstudentenInnen in Ihrem Kurs sitzen und Sprechen kein Wort Englisch. Je nach Laune des Dozenten hat man so die Möglichkeit einen Kurs zu bestehen oder eben nicht. Und selbst wenn man durch den Professor überhaupt die Chance bekommt zu bestehen, sind die Noten dann so schlecht, dass man sich über eine Anrechnung zu Hause gar keine Gedanken mehr macht. 5
6 3. Kontakte zu einheimischen und Ausländischen Studierenden Kontakt zu anderen Erasmus Studenten zu finden ist nicht schwer. Man trifft sie bei Einführungsveranstaltungen, in Sprachkursen und vor dem Büro des International Office. Kontakt zu einheimischen Studenten zu finden, ist da schon schwieriger, zwar trifft man sie in einigen Kursen, jedoch erfordert es sehr viel Engagement und Durchhaltevermögen hier einen beständigen Kontakt herzustellen. Die katalonischen StudentenInnen sind zwar zurückhaltend aber auch unheimlich hilfsbereit. Die Koordination der Erasmus StudentenInnen findet leider nur ehrenamtlich und sporadisch statt. Man bekommt hier zwar die Möglichkeit Kultur und Land mit anderen Erasmus StudentenInnen gemeinsam zu entdecken, aber leider sind auch diese Veranstaltungen sehr partyorientiert organisiert und nicht auf den Studienalltag der Studierenden abgestimmt. Kontakt zu Einheimischen wird durch diese Organisation nicht gefördert. Die Universität organisiert in dieser Richtung außer einer Einführungsveranstaltung leider gar nichts. Insgesamt wird hier dem bekannten Erasmus StudentenInnen Integrationsproblem nicht entgegengewirkt. Mit ein bisschen Überwindung und Aufgeschlossenheit schafft man es aber doch und trifft auf aufgeschlossene KatalanenInnen und kommt so der Kultur vor Ort ein Stück näher. 4. Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt Trotzdem ich bereits in Hinblick auf einen möglichen Auslandsaufenthalt während meines Bachelors zwei UniCert Spanischsprachkurse belegte, war es auch bedingt durch die bis dahin vergangene Zeit relativ schwer loszusprechen. Zumal vor Ort die meisten ja auch Katalanisch mit einem sprechen wollen. Und wenn man beides gerade lernt, sind die Sprachen doch recht unterschiedlich. Unter den internationalen Studierenden wird auch überwiegend Englisch gesprochen, was das eigene Englisch natürlich unheimlich verbessert. Von großem Vorteil für der verbessern der spanischen Sprache ist das Zusammenwohnen mit Nicht-Erasmus-StudentenInnen. Zwar schafft man es auch hier im Alltag nicht immer konsequent nur Spanisch zu reden, aber gerade im Vergleich zu reinen Erasmus-Wohngemeinschaften hat man hier ei- 6
7 nen unglaublichen Lernvorteil. Und auch wenn die Sprachbarriere in den Vorlesungen auf Spanisch oder Katalanisch einem hier die Möglichkeit zu Bestehen nimmt, schult eine rein spanische Vorlesung das Hören-Verstehen natürlich ungemein. 5. Wohn- und Lebenssituation Katalonien unterscheidet sich generell sehr vom restlichen Spanien. Das betrifft nicht nur die Sprache, als sehr wichtigen Punkt, sondern auch die Kultur, die Geschichte, das Leben vor Ort, den Studienalltag und die Mentalität der Bewohner. Im Bewerbungsprozess und während der gesamten Vorbereitung bleibt diese Tatsache leider außen vor. Katalonien ist zum Beispiel um einiges teurer als andere Teile Spaniens. Das wird leider bei der Höhe des Stipendiums gar nicht berücksichtigt. Eine Wohnung zu finden, war vor Ort generell kein Problem. Ich hatte aber auch mit zwei Kommilitonen von zu Hause für die ersten zwei Wochen eine Ferienwohnung in Tarragona gemietet um auf dieser Grundlage eine dauerhafte Bleibe suchen zu können. Die Universität bietet hier zum Beispiel nur überteuerte Studentenunterkünfte an und außer der Bereitstellung einer Plattform für Wohnungsanzeigen wird man nicht weiter unterstützt. Viel hilfreicher sind die hier die gängigen Facebook-Plattformen, auf denen dann ein reiches Angebot herrscht. Die Suche ist sehr zeitintensiv aber laut meiner Erfahrung in keinem Fall ergebnislos. Dadurch, dass man vor Ort sucht, hat man aber die Möglichkeit die Wohnung vorher zu sehen und potentielle MitbewohnerInnen zu treffen. Weniger als zwei Wochen vor Studienbeginn sollte man bei all dem Organisationsaufwand aber nicht einplanen. Ich fand dann nach ein bisschen Suche eine Wohnung ganz in der Nähe des Campus Catalunya und auch in der Nähe des Busbahnhofes. Dies ist gerade für BWL-Studenten von großer Wichtigkeit, da sich die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät im nächsten Ort (Reus) befindet und man zu allen Vorlesungen pendeln muss. Preislich gesehen liegen die Mieten laut meiner Erfahrung ungefähr auf oder knapp unter Berliner Niveau. Ich bezahlte inklusive Nebenkosten und Internet 225 pro Monat. Auch wenn ich das Glück hatte, keine Kaution bezahlen zu müssen, sollte man sich auf mindestens zwei Monatsmieten einstellen, das ist in Spanien normal. Dabei sollte man sich auch nicht auf die Auszahlung des Stipendiums verlassen, da das meist geschieht nachdem die Kaution fällig wird. Immer würde ich empfehlen mit Locals zusammenzuziehen. Ich wohnte 7
8 mit einer Katalanin und zwei Spaniern zusammen und das bat eine willkommene Abwechslung zum Erasmusalltag- und Freundeskreis. Die Anbindungen von, nach und in Tarragona sind generell sehr gut. Beachten sollte man, dass in den Wintermonaten weniger Busse von und nach Barcelona (Flughafen) verkehren. Den studentischen Alltag kann man mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut bestreiten, jedoch würde ich, gerade wenn man nicht am Campus Catalunya studiert, empfehlen sich eine Wohnung in der Nähe des Busbahnhofes zu suchen. Wenn man die Umgebung näher kennenlernen möchte, nutzt man meistens den Zug und der Bahnhof liegt etwas außerhalb aber definitiv nicht zu weit weg von allem. Leider sind auch Bahn und Bus nicht gerade billig. Im Internet findet man auf renfe.com auch immer mal wieder Angebote und nach und in Barcelona sollte man sich immer ein 10-Fahrten-Ticket besorgen. Das ist die günstigste Variante. Unter 25 gibt es Vergünstigungen, ansonsten leider nicht, auch keine Studententickets. Generell sind die Lebenshaltungskosten nicht merklich geringer als in Deutschland. Einige Dinge sind sogar merklich teurer. Kosmetik zum Beispiel sollte man reichlich mitbringen. In Tarragona und Umgebung sind die günstigsten Supermärkte eher die Spanischen. Spar zum Beispiel ist sehr teuer. Mercadona und Bon Preu bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. 6. Tipps für nachfolgende StudentenInnen / Resümee Sollte man in Betracht ziehen in Tarragona oder Katalonien zu studieren, sollte man sich der beschriebenen Unterschiede zum Rest Spaniens bewusst sein. Ich persönlich habe und ich denke, diesen Eindruck teile ich mit einigen meiner FreundeInnen aus dieser Zeit, nicht in Spanien studiert, sondern in Katalonien. Vielen von uns war das im Vorhinein nicht bewusst. Trotzdem trifft man auf eine unheimlich spannende andersartige Kultur in die ich auch gerne eingetaucht bin. Die Katalanen sind bekannter Weise am Anfang etwas zurückhaltend und schwerer zugänglich, aber wenn man sie kennenlernt, trifft man sehr hilfsbereite und aufgeschlossene Menschen. Ist man interessiert und bewahrt sich trotz einiger Zurückweisungen seine Offenheit, öffnen sich Katalonien und seine Bewohner und lassen dich die eigene Kultur erfahren und erleben. 8
9 Insgesamt möchte ich die Erfahrung nicht missen und bin froh in Tarragona gelebt und studiert zu haben. Ich habe ein Erasmus Semester absolviert, um in einem anderen Land zu leben und die spanische Sprache zu lernen und diese Wünsche haben sich erfüllt, auch wenn Erwartungen und Erfahrungen voneinander abweichen. Generell ist auch ein Erasmus Semester nicht so einfach zu organisieren, wie es vielleicht verkauft wird, aber nichtsdestotrotz lohnt es sich im Persönlichen, für die eigene Erfahrung, meiner Meinung nach immer und für jeden. 9
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