IHK-Befragung: B 62 und B 253 sind Lebensadern des Hinterlandes
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- Friederike Berg
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1 IHK-Befragung: B 62 und B 253 sind Lebensadern des Hinterlandes Die durchschnittliche Pkw-Fahrzeit zur nächsten Autobahn-Anschlussstelle beträgt in Marburg- Biedenkopf 26 Minuten. Damit liegt diese Region von allen Landkreisen in Hessen an drittletzter Stelle. Nur Waldeck-Frankenberg und der Odenwaldkreis liegen dahinter. In Teilen des Landkreises Marburg-Biedenkopf, im Hinterland, liegt die PKW-Zeit zu nächsten Autobahn-Anschlussstelle teilweise sogar über einer halben bis über einer dreiviertel Stunde. Die für die Industrie besonders relevanten LKW-Fahrzeiten sind entsprechend noch länger. Eine weitere Verschärfung der Situation ergibt sich aktuell durch Verkehrs- und Geschwindigkeitsbegrenzungen für LKW verhängt auf Grund der offenkundig auch von den Verkehrsbehörden als unzureichend anerkannten Straßeninfrastruktur der Region. Abb.: 1 Erreichbarkeit von Autobahnen, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, 2012 Die Standortbefragung der IHK Lahn-Dill, durchgeführt durch die Universität Gießen im Jahr 2011, hatte bereits repräsentativ ergeben, dass die schlechte Fernverkehrsanbindung ein gravierender Standortnachteil für Unternehmen im Hinterland (hier als Peripherraum mit Verdichtungsansätzen beschrieben) ist. Während im südlichen Bereich des IHK-Bezirks eine sehr positive Wahrnehmung der Fernverkehrsanbindung herrscht, könnte die Situation für die Unternehmen im Hinterland kaum negativer beurteilt werden. Relevanz und Einschätzung der Anbindung an das Fernverkehrsnetz im IHK-Bezirk Lahn-Dill Hinterland Orange: Standortmerkmal bedarf einer Verbesserung Grün: Positive Wahrnehmung des Standortmerkmals Balkenbreite: Handlungsdruck bei orange / positive Bewertung bei grün Fehlerbalken: Je länger desto uneinheitlicher die Bewertung Abb.: 2 Einschätzung der Unternehmen zur Anbindung des Hinterlandes an das Fernverkehrsnetz, Standortbedingungen und Standortperspektiven der Wirtschaftsregion Lahn-Dill, Befragung von Unternehmen durch Justus-Liebig-Universität Gießen im Auftrag der IHK Lahn-Dill, 2011 S e i t e 1
2 Grund genug für die IHK Lahn-Dill, bei den Unternehmen im Hinterland zur Verkehrsanbindung genauer nachzufragen. Dabei standen vor allem die Bundestraßen B 253 zwischen Biedenkopf und Dillenburg und B 62 zwischen Biedenkopf und Marburg bzw. Alsfeld im Fokus. Diese Bundesstraßen sind die Lebensadern der Region. Als Zubringer zu den Hauptschlagadern A 45 und A 5 und auch zur A 49 sichern sie die Lebensfähigkeit unserer industriell geprägten Wirtschaft. Unsere Region hat den höchsten Anteil an Beschäftigten in der Industrie in ganz Hessen. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung Die IHK Lahn-Dill hat im Jahr 2012 Unternehmen im Hinterland und dem nördlichen ehemaligen Dillkreis befragt, wie zufrieden sie mit dem Verkehrsablauf sind, wie häufig die Straßen genutzt werden und ob sie schon an eine Unternehmensverlagerung gedacht haben. 64 % der Unternehmen haben in der Befragung angegeben, dass sie überregional tätig sind. Abb.: 3 und 4 Anteil der Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, aufgeschlüsselt nach Wirtschaftssektoren und der regionalen und überregionalen Tätigkeit Dabei beträgt der Anteil der Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, in den Sektoren des verarbeitenden Gewerbes und im Bereich Transport / Logistik fast die Hälfte. Abb.: 5 Anteil der Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, aufgeschlüsselt nach Wirtschaftssektoren S e i t e 2
3 Abb.: 6 Befragung der IHK Lahn-Dill von Unternehmen im Hinterland und im nördlichen Dillkreis im Jahr 2012 zur Nutzung der Straßen durch den Güterverkehr Die B 253 wird von den Unternehmen am häufigsten von allen Straßen im Hinterland für Transporte genutzt. Kurz dahinter folgen die B 62 und über die B die A 45. Die A 5 und die A 49 werden ebenfalls von den Unternehmen genutzt, jedoch weniger als die A 45. Dies liegt wahrscheinlich an den noch schlecht ausgebauten Zubringerstrecken zur A 5 und A 49 über die B 62. Bei der Frage, wie oft welche Straßen durch PKWs genutzt werden, ergab sich bei der Befragung ein ähnliches Bild wie bei der Abbildung 6. S e i t e 3
4 Abb.: 7 Antworten der Unternehmen aus allen Wirtschaftssektoren Abb.: 8 Antworten der Unternehmen aus den Sektoren Industrie / verarbeitendes Gewerbe und Transport / Logistik Abb. 7 und Abb. 8 im Vergleich: Die Bewertung der Bundesstraßen als Standortfaktor von allen Unternehmen insgesamt und von Unternehmen in den Sektoren Industrie / verarbeitendes Gewerbe und Transport / Logistik mit mehr als 50 Mitarbeitern 85 Prozent der Unternehmen bewerten die B 253 als Standortfaktor mit wichtig bzw. sehr wichtig. Die B 62 wird von 66 Prozent der Unternehmen als bedeutender Standortfaktor eingeschätzt. Die Unternehmen aus den Sektoren Industrie, verarbeitendes Gewerbe und Transport, Logistik mit über 50 Mitarbeitern setzen die Prioritäten anders. Fast 80 Prozent halten die B 62 für einen wichtigen bis sehr wichtigen Standortfaktor, die B 253 schätzen noch 65 Prozent als wichtig bis sehr wichtig ein. S e i t e 4
5 Abb.: 9 Befragung der IHK Lahn-Dill von Unternehmen im Hinterland und im nördlichen Dillkreis im Jahr 2012 zur Anbindung des Unternehmensstandortes an das Straßennetz Mit der Anbindung ihres Unternehmensstandortes unmittelbar zur B 62 und die B 253 sind circa die Hälfte der Unternehmen zufrieden bis sehr zufrieden. Anders sieht das jedoch aus, wenn die Bundesstraßen als Zubringer zu den Autobahnen betrachtet werden. Mit der Anbindung an die Autobahnen A 5 und A 49 ist weit über die Hälfte der Unternehmen unzufrieden, ein Viertel immer noch teilweise unzufrieden. Mit der Anbindung an die A 45 ist knapp die Hälfte der Unternehmen unzufrieden. Tendenziell sind die Unternehmen aus den Sektoren Industrie, verarbeitendes Gewerbe und Transport, Logistik mit allen genannten Straßen noch etwas unzufriedener im Vergleich zu allen Unternehmen in der Gesamtheit. Dies betrifft insbesondere die Unzufriedenheit mit der Anbindung ihres Unternehmensstandorte an die A 49. Circa zwei Drittel der Unternehmen aus den Sektoren Industrie, verarbeitendes Gewerbe und Transport, Logistik sind unzufrieden und sehr unzufrieden mit der Anbindung ihres Standortes an die A 49. S e i t e 5
6 Abb.: 10 Befragung der IHK Lahn-Dill von Unternehmen im Hinterland und im nördlichen Dillkreis im Jahr 2012 zur Beurteilung des Verkehrsablaufs auf der B 253 und B 62 Fast die Hälfte aller Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, beurteilt den Verkehrsablauf auf der B 253 und der B 62 als teils stockend. Die Befragungsergebnisse für den PKW- Verkehrs ergeben ein ähnliches Bild. Abb.: 11 und 12 Befragung der IHK Lahn-Dill von Unternehmen im Hinterland und im nördlichen Dillkreis im Jahr 2012 zur Einschätzung wie bedeutend die Verkehrsanbindung und die Nähe zu einer Hochschule eingeschätzt werden Für 54 Prozent der Unternehmen ist die Verkehrsanbindung für die Anwerbung von Fach- und Führungskräften wichtig bis sehr wichtig. Damit wird die Verkehrsanbindung wichtiger beurteilt als die Nähe zu einer Hochschule. S e i t e 6
7 Abb.: 13 Befragung der IHK Lahn-Dill von Unternehmen im Hinterland und im nördlichen Dillkreis im Jahr 2012 zu Überlegungen der Standortverlagerung aufgrund der bestehenden Verkehrsanbindung Bereits 11 Prozent der Unternehmen haben ernsthaft eine Verlagerung von Unternehmensteilen aufgrund der bestehenden Verkehrsanbindung in Erwägung gezogen, 9 Prozent sogar eine komplette Verlagerung. Eine bessere Verkehrsanbindung ist für die Unternehmen im Hinterland für die derzeitige und künftige Standortsicherung und -entwicklung daher unbedingt erforderlich. Die aktuell schlechte Anbindung hat bereits heute Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Fazit Ziel der Unternehmensbefragung war es, ein Stimmungsbild der Unternehmen insbesondere im Hinterland und nördlichen Lahn-Dill-Kreis zu erhalten. Der Fokus lag vor allem auf der Hinterfragung der Leistungsfähigkeit der Bundesstraßen 253 und 62 und deren Funktion als Zubringerstraßen zu den Bundesautobahnen A 45, A 5 und A 49. Die Ergebnisse der Befragung zeigen: Die überdurchschnittlich hohe Industriedichte im Hinterland mit ihren Verflechtungen zu Zulieferern und Abnehmern schafft großen Bedarf an gut ausgebauten Verkehrsanbindungen für den Gütertransport. Angesichts der guten wirtschaftlichen Entwicklung ist die Region zur Deckung ihres Fachkräftebedarfs zudem zunehmend auf Zuzug und Einpendler angewiesen. Für Arbeitnehmer ist die gute verkehrliche Erreichbarkeit ihres Arbeitsplatzes wichtig und wird in diesem Zusammenhang für die Unternehmen zum wettbewerbsrelevanten Faktor. Die B 62 zwischen Biedenkopf und Alsfeld und die B 253 zwischen Biedenkopf und Dillenburg bilden als einzig verfügbare Anbindungen an den Fernverkehr den Ersatzkorridor für die verworfene A 4. Insgesamt liegt diese Trasse im europäischen Gesamtkorridor Warschau-Biedenkopf-Dillenburg- Brüssel. Sie müssen daher schnell und leistungsfähig ausgebaut werden. Damit die leistungsstarke Industrie mit ihrem LKW und PKW-Verkehr im Hinterland weiter leben kann. Mit dem Leitprojekt reagiert die IHK Lahn-Dill auf den Bedarf der Unternehmer nach einer guten Fernverkehrsanbindung. Die IHK setzt sich für einen der hohen Wirtschaftskraft angemessenen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ein. Dies ist ein Schwerpunkt des IHK-Jahresthemas 2013 Infrastruktur Wege für morgen. S e i t e 7
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