Überweisung an Ernährungsberatung

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1 skv Schweizer Kochverband Überweisung an Ernährungsberatung Beatrice Schilling Dipl. Ernährungsberaterin FH/SVDE, BSc Ernährung und Diätetik, Baden skv Schweizer Kochverband Ernährungsberatung Ziel des Referates Was macht die Ernährungsberaterin? Die drei Phasen des FODMAPs-Konzeptes Praxiserfahrungen: Wie ist der Erfolg? Offene Fragen 1

2 Zuweisung: Bei wem FODMAPs? Motivation Die meisten Reizdarm-/IBS-Patienten interessieren sich für die Rolle der Ernährung Locke et al., 2000; Monsbakken et al., 2006; Halpert et al., 2007 und vermuten, dass die Ernährung eine Rolle spielt bei ihren Beschwerden Monsbakken et al., 2006 Viele IBS -Betroffene reduzieren die Zufuhr bestimmter Nahrungsmittel, um die Beschwerden zu kontollieren. Halpert et al., Ressourcen FODMAPs-arme Ernährung ist komplex zu verstehen und aufwändig durchzuführen. Energie und Zeit gewisse Intelligenz, logisches Denken Koch- und Lebensmittelkenntnisse sind hilfreiche Voraussetzungen! 4 2

3 FODMAP-Konzept FODMAPs sind in verschiedenen, alltäglichen Nahrungsmitteln enthalten: Milchprodukte, Früchte, Gemüse, Getreide > Risiko für mangelnde Ausgewogenheit z.b. tiefe Kalzium-Zufuhr Staudacher et al 2012 The Journal of Nutrition Nutrition and Disease Es gibt viele FODMAP-arme Alternativen > ausgewogene Ernährung ist möglich! 5 FODMAP-Konzept: Mit wem? > professionelle ernährungstherapeutische Unterstützung ist wesentlich für Erfolg und eine gute Ernährungsqualität The FODMAPs approach requires expert delivery by a dietitian trained in the diet. Evidence-based dietary management of functional gastrointestinal symptoms: The FODMAP approach. Gibson PR, Shepherd SJ. J Gastroenterol Hepatol Feb ; 25(2):

4 Ernährungsberatung Nutrition Assessment Speziell: Symptome, Beschwerden Lebensqualität (gesundheitsund ernährungsbedingte) Zufuhr/Ernährungsgewohnheiten, bisherige Ernährungsumstellungen, FODMAPs-Zufuhr Grösse, Gewicht, Gewichtsverlauf Nutrition Care Process /IDNT 2013 Academy of Nutrition and Dietetics Laktose und Fruktose sind nur bei einer Intoleranz/Malabsorption FODMAPs 8 4

5 Ernährungs-Diagnose Beispiel P Veränderte gastrointestinale Funktion aufgrund von E Laktose- und vermutete FODMAPs-Intoleranz bei IBS erkennbar an S pos. Laktose-Atemtest, imp. Stuhldrang, Blähungen und Durchfall trotz Laktose-Einschränkung, Meiden von Ausserhausgehen morgens Dig Dis Sci.1988 Feb;33(2): GSRS--a clinical rating scale for gastrointestinal symptoms in patients with irritable bowel syndrome and peptic ulcer disease Nutrition Care Process /IDNT 2013 Academy of Nutrition and Dietetics skv Schweizer Kochverband Die drei Phasen des FODMAPs-Konzeptes 1. Phase 2-6 W. «Eliminationsphase» = FODMAPs-arme Ernährung («low FODMAP diet», LFD), = diagnostische Elimination zum Feststellen des Effektes einer FODMAPs-Einschränkung 2. Phase FODMAPs-«Re-Challenge», «Wiedereinführungs-phase», «Testphase», um die individuelle FODMAPs-Toleranz einer Personen herauszufinden 3. Phase Langzeiternährung = individuelle Einschränkung gewisser FODMAPs-reicher Nahrungsmittel; reduzieren/meiden nur, wenn nötig 5

6 Ernährungs-Interventionen Meist ambulante Beratung: Wissen vermitteln zu Falls stationär: Planung/Bestellen der FODMAPs-arme Ernährung, «low FODMAP diet» LFD: Ziel: Reduzieren der totalen FODMAP-Zufuhr/Tag und bei jeder Mahlzeit Methode: Ersetzen der FODMAPs-reichen NM mit FOD- MAPs-armen Alternativen (= food selection, NM-Wahl) 11 Ernährungs-Interventionen NM-Wahl: zur Verfügung stellen von korrekten und praxistauglichen Informationen und «latests news». Kokosmilch Kokosnuss Kokosnusswasser Tofu, Sojasauce Sojamehl, Seidentofu Sojasprossen 12 6

7 * Nahrungsmittel-Wahl: Spuren von FODMAPs = unproblematisch! 13 Selber Kochen: FODMAPs-arme Grundnahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Käse, Reis, Kartoffeln, Salat, Pfeffer und Salz verwenden. FODMAPs-reiche Menükomponenten und Zutaten durch FODMAPs-arme ersetzen z.b. Blumenkohl > Sellerie; Apfel > Ananas; Milch > laktosefreie Milch Beim Kochen keine Zwiebeln und Knoblauch verwenden. 7

8 Bei verarbeiteten Produkten (wie Brot, Joghurt, Bouillon, Würzmischungen, Fertig-Salatsaucen) immer die Zutatenliste lesen und Produkte mit FODMAPS-reichen Zutaten weglassen. Backwaren (auch glutenfreie) enthalten oft FODMAPs-reiche Zutaten wie Honig, Fruchtzucker oder das Feuchthaltemittel Sorbit/-sirup. Kaugummi, Bonbons, Hustensirup ect. beachten! Zutatenlisten: instruieren, um versteckte FODMAPs-Quellen zu erkennen Australien 16 8

9 NM-Wahl/Listen: offene Fragen/Schwierigkeiten Nicht alle bei uns üblichen NM sind analysiert (z.b. Urdinkel, Quitten, Johannisbeeren, Kräutertees ) Im Internet oft veraltete oder falsche Listen 17 NM-Wahl: offene Fragen/Schwierigkeiten Wie viele Detailinfos sind für Klienten nötig/sinnvoll? zb. Weizen, aber Weizenstärke, Weizen-Dextrose, Weizen-Glukose, Maltodextrin, Weizenprotein/Seitan Weizen-arm, aber nicht glutenfrei nötig! > Glutenfreie und laktosefreie Produkte unbedingt auch andere FODMAPs checken! 18 9

10 Dinkel FODMAP-Gehalt von Mehlen FODMAPs- Gehalt von einer Portion Brot 19 NM-Wahl: offene Fragen/Schwierigkeiten Wie verändern sich FODMAPs bei Lagerung, Backen, Kochen, Wässern? roh/gekocht = gleicher FODMAPs-Gehalt Sauerteigherstellung (Sauerteig? Zeitdauer Aufgehen?) > reduziert FODMAPs-Gehalt Fermentation (Joghurt, Käse, Sauerkraut, Sojasauce, Tofu) > gewisser Abbau der FODMAPs Sauer einlegen, wässern > reduziert FODMAPs-Gehalt Trocknen: Fruktose > Fruktane? * 20 10

11 FODMAPs-arme Ernährung an die individuelle Situation der Patienten anpassen: Soziales Ernährungsgewohnheiten Kochkenntnisse Praktische Tipps und Tricks: Zubereitung, Menuideen, Produkte 21 The Monash University Low FODMAP App, ca. 8 Fr./ > News 22 11

12 Twitter: viele #FODMAP-News, gute Quellen: Monash University, Melbourne Kings College London 23 Nach 2-6 Wochen LFD Ernährungs-Monitoring/ Evaluation FODMAPs-Zufuhr/Compliance Symptome Lebensqualität (gesundheits-/ernährungsbedingte) Gewichtsverlauf Evtl. Zufuhr allgemein, zusätzliche Einschränkungen 24 12

13 Falls FODMAPs-Eliminationsphase ohne (genügende) Wirkung: Compliance? Wissen: ergänzen? vertiefen? Ressourcen: Motivation? anderer Zeitpunkt wählen? Unterstützung organisieren? > LFD verlängern oder zu einem anderen Zeitpunkt wiederholen? 25 Ohne (genügende) Wirkung bei guter Compliance (25 %!) FODMAPs-Zufuhr bewusst wieder empfehlen andere Ernährungsmassnahmen: verändern? beobachten? Andere Trigger? z.b. Koffein, Alkohol, und/oder scharfe Gewürze, Fett, Fasern Mengen, MZ-Rhythmus, Esstempo, Essverhalten? oder (zurzeit) keine Ernährungsmassnahmen 26 13

14 Ernährungs-Interventionen Falls in 1. Phase/Elimination > Symptomreduktion: FODMAPs-«Re-Challenge» = 2. Phase starten Ziel: Die Symptome mit möglichst wenigen Nahrungseinschränkungen kontrollieren. Erkenntnisse gewinnen über die eigene FODMAPs- Toleranz > ermöglicht selbstverantwortliche Entscheidungen. 27 Ernährungs-Interventionen FODMAPs-«Re-Challenge», 2. Phase Empfehlungen geben zur Wiedereinführen der FODMAPs-reichen NM bis zur individuellen Toleranz Ermutigen, diejenige NM und Mengen herauszufinden, welche gut toleriert werden Kein evidenzbasiertes Vorgehen bekannt! 28 14

15 Ernährungs-Interventionen Basis = FODMAPs-arme Ernährung, zusätzlich Tests mit bestimmten FODMAPs mit nur einer FODMAPs-Untergruppe planen Resultate interpretieren und auf andere NM übertragen App: Filter einstellen 29 Symptome sind Dosis-abhängig > kleine Mengen FODMAPs werden oft gut toleriert Dietary Triggers of Abdominal Symptoms in Patients With Irritable Bowel Syndrome: Randomized Placebo-Controlled Evidence Randomized Placebo-Controlled Evidence Clinical Gastroenterology and Hepatology, 2008:6 (7) pp Nicht alle FODMAPs sind Symptom-triggers für alle Patienten FODMAPs-Toleranz ist sehr unterschiedlich und schwierig vorauszusagen

16 FODMAP-Konzept Phase braucht oft 2-3 Monate Zeit Patienten brauchen in dieser Phase viel Unterstützung > anspruchsvoll für ErnährungsberaterInnen Oligos und Polyole: oft geringe Toleranz bei IBS Falls tiefe Laktose-Toleranz: Enzym-Ersatz (Laktase) Falls tiefe Fruktose-Toleranz: ausgleichen mit Glukose; mischen mit Protein, Fett und Fasern 31 FODMAP-Konzept/IBS Schwierigkeiten Symptome sind schwankend und multifaktoriell Nicht-Ernährungs-Trigger: Stress, Rauchen, Zyklus, Problem-fokusierte Coping-Strategien, Ängste, Zwänge Essverhalten: «zu gesunde Ernährung»? Orthorektisch? Anorektisch? Emotional Eating? Essanfälle, BED? Placebo-Effekt bei IBS, Nocebo («Selbsterfüllende Prophezeiung») 32 16

17 Andere Ernährungsmassnahmen, Ernährung allgemein prüfen/modifizieren: zb. Kein Exzess bei Alkohol, Fett und Fasern Gutes Verhältnis von Eiweiss, Fett und Kohlenhydrate Gut kauen/langsam essen 33 Ernährungs-Interventionen Phase, Langzeiternährung: Ziele = individuelle Einschränkung gewisser FODMAPs-reicher Nahrungsmittel Reduzieren/meiden nur, wenn nötig > Maximale Vielfalt bei NM-Wahl > Ausgewogene Ernährung (Kalzium, Fasern, Energie,...) > Nutzen des präbiotischen Effekt der FODMAPs Gutes Essverhalten, konstantes Körpergewicht 34 17

18 Ernährungs-Interventionen Zufuhr/Ernährung überprüfen Empfehlungen geben für eine ausgewogene Ernährung und ein gutes Essverhalten Von Patienten verdächtigte/gemiedene (ernährungsphysiologisch wichtige) Nahrungsmittel kritisch hinterfragen 35 Ernährungs-Interventionen (letzte) Fragen und Unsicherheiten klären Beratung abschliessen evtl. Update planen 36 18

19 skv Schweizer Kochverband Take Home Messages 1. Das FODMAPs-Konzept (FODMAP-Ansatz, «FODMAP FODMAP approach») ist mehr als die FODMAPsarme Ernährung. 2. Ernährungsberatung bei Reizdarmsyndrom ist mehr als das FODMAPs-Konzept! 3. Ernährungsberatung basierend auf dem FODMAP- Konzept ist bei unspezifischen Verdauungserkrankungen das Beste, was wir zurzeit kennen! 19