Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur Yogyakarta/Indonesien September 2015 Maximilian Mächler

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1 Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur Yogyakarta/Indonesien September 2015 Maximilian Mächler Diplomstudium Humanmedizin an der Medizinische Universita t Graz Auslandsfamulatur Internal Medicine/Tropical Medicine am RSUP Dr. Sardjito, Yogyakarta, Indonesien Reisevorbereitungen Visum Ich durfte, zusammen mit zwei anderen Kollegen, die Famulatur in Yogyakarta, welche über die Meduni und ASEA-Uninet organisiert wurde, absolvieren. Yogyakarta war unsere erste Wahl und wir haben alle drei einen Platz zur Famulatur bekommen. Wir bekamen einige Wochen vor Abflug ein Mail aus Indonesien, in dem uns der grobe Ablauf und Besonderheiten erklärt wurden. Beispielsweise mussten wir unsere eigene Dienstkleidung mitbringen. Wie in vielen Ländern ist es auch in Indonesien üblich mit dem eigenen Gewand (smart casual) im Krankenhaus zu arbeiten. Ebenso mussten wir unseren eigenen Mantel mitbringen. Der Hinweis aus früheren Berichten, dass man Mäntel billig vor Ort kaufen kann stimmt nur teilweise. Solange man asiatische Maße hat, ist das kein Problem, doch ich musste mich mit einem XXXL Mantel zufrieden geben, in den ich zweimal gepasst hätte, der jedoch noch immer zu kurze Ärmel hatte. Über den genauen Ablauf wussten wir nur soviel, als das wir 2 Wochen auf einer Inneren und 2 Wochen Public Health absolvieren würden. Meiner Meinung nach sollte man das wichtigste von zuhause mitbringen und nicht erst vor Ort besorgen. Alles über Schuhgröße 44 und Körpergröße 1,80 ist sehr schwierig zu bekommen. Ebenso sollte man unbedingt die Reiseapotheke, inklusive Anti-Mücken-Spray (NoBite), und eventuell Dinge wie Hüttenschlafsack, Mosquitonetz, etc. von zuhause mitbringen, da auch diese Dinge sehr schwer vor Ort zu besorgen sind. Wir haben uns für ein Cultural and Social Visum entschieden, da wir länger als 30 Tage in Indonesien verbringen würden. Für dieses Visum muss man ein Formular (auf der Website der indonesischen Botschaft zu finden) ausfüllen und mitsamt dem Pass und 50 Euro nach Wien an die Botschaft senden. Der Pass mit eingetragenem Visum kommt innerhalb weniger Tage wieder zurück. Arbeitserlaubnis benötigt man natürlich keine. Ich habe mich für Qatar Airways entschieden und bin damit um etwa 550 Euro von Wien über Doha nach Jakarta geflogen. Inlandsflüge in Indonesien sind sehr billig (ab 20 Euro für einen mehrstündigen Flug), wenngleich auch die Airlines allesamt auf der schwarzen Liste der EU stehen (Air Asia Indonesia ist meiner Meinung nach die beste Wahl). Das Zugnetz ist auf Java auch sehr gut ausgebaut, die Züge (executiv class) komfortabler als die der ÖBB und man bekommt meistens auch relativ kurzfristig Tickets.

2 Wohnen Für die ersten zwei Wochen haben wir uns vor Ort eine Unterkunft in Yogyakarta gesucht. Es gibt eigentlich zwei Straßen, in denen es Hostels gibt. Beide sind jedoch relativ weit (Bus: 40 Minuten, Moped: 20 Minuten und potentiell lebensgefährlich) vom Krankenhaus entfernt. Wir haben uns daher für das Ndalem Suratin Homestay entschieden (ca. 7-8 Euro pro Person und Tag im Zweibettzimmer). Die Unterkunft war wirklich schön, mit inkludiertem Frühstück und das Krankenhaus war per Taxi in 5 Minuten (1,20 Euro) oder zu Fuß in 15 Minuten zu erreichen. Prinzipiell kann man mit dem Bus fahren, jedoch gibt es nicht wirklich einen Zeitplan und man kann oftmals im Stau stecken bleiben, da die Buslinie auf den Hauptverkehrsadern verkehrt. Taxis kann man quasi überall einfach von der Straße stoppen, man sollte jedoch unbedingt auf eine Fahrt mit Taximeter bestehen. Mopeds sind das Hauptverkehrsmittel. Der Verkehr ist jedoch gewöhnungsbedürftig und man sollte sich überlegen, ob man nicht lieber mit dem Taxi oder Bus fahrt. Zu Fuß wird eigentlich so gut wie gar nicht gegangen. Einheimische finden es seltsam wenn man meint man gehe zu Fuß, auch wenn es sich nur um einige hundert Meter handelt. Es gibt außerdem meist keine wirklichen Gehsteige. Essen ist noch billiger als alles andere in Indonesien. Es gibt außerdem an jeder Ecke Markstände, bei denen es zumeist sehr gutes Essen gibt. Stellt euch auf jeden Fall auf Reis und eine überschaubare Auswahl an Gerichten ein. Während des Public Health Teils der Famulatur durften wir bei der Familie einer Ärztin wohnen. Man bekommt für diesen Teil auf jeden Fall eine Unterkunft gestellt und muss sich um nichts kümmern. Wir bekamen drei Mahlzeiten pro Tag (selbstgekocht oder auch manchmal auswärts), machten mehrere Ausflüge (wobei wir auf alles eingeladen und keine Diskussion darüber geduldet wurde), bekamen Mopeds gestellt und hatten ein eigenes Zimmer. Für nicht einmal 5 Euro pro Tag kann man sich darüber wirklich nicht beschweren. Für diesen Teil sollte man seine westlichen Erwartungen etwas nach unten schrauben. Wasser gibt es aus einem Brunnen, die Dusche und die Toilette sind typisch indonesisch und in unserem Zimmer hatten wir manchmal Besuch von Riesengeckos und einer großen Maus/Ratte. Man kann sich aber wirklich absolut darauf einstellen und ich hätte auch durchaus länger dort bleiben können. Famulatur Wir erhielten Sonntag Abend die richtige Mitteilung, wo wir uns am nächsten Morgen einzufinden hätten. Im Nachhinein wundert mich diese Kurzfristigkeit etwas, da ansonsten alles wirklich gut organisiert und geordnet verlaufen ist. Am Montag bekamen wir eine kurze Führung über den Campus und durch das Krankenhaus und füllten diverse Formulare aus. Der ganze Tag war eigentlich von organisatorischen Einzelheiten geprägt, jedoch wurden wir gegen Mittag auf die Station gebracht und konnten eigentlich gleich in den Alltag eintauchen. Wie viele sicher wissen, ist es in Asien nicht wirklich üblich, dass Studenten selbst Hand anlegen dürfen. Unsere Tätigkeit beschränkte sich auf zuhören, Fragen stellen und hin und wieder eine kurze körperliche Untersuchung. Uns wurde erst am ersten Tag der Famulatur mitgeteilt, dass wir auf der TBC-Station eingeteilt wurden. Prinzipiell hat mich das schon etwas gewundert und die dortigen Ärzte waren stets sehr stolz uns TBC als tropical disease zu verkaufen. Eigentlich wollte ich einiges über, meiner Meinung nach wirkliche tropische Erkrankungen, wie etwa Malaria, Dengue, diverse Parasiten, etc. lernen. Es war leider auch nicht wirklich möglich andere Stationen zu besuchen, da die Ärzte es sehr ernst nahmen, dass wir speziell auf dieser Station eingeteilt wurden.

3 Prinzipiell will ich jedem raten sich gut zu überlegen, ob man wirklich auf die TBC Station möchte. Prinzipiell ist die Infrastruktur im Krankenhaus nicht allzu schlecht, jedoch fehlt es manchmal an der richtigen Umsetzung oder einfach an gesundem Menschenverstand. Beispielsweise wurden die ausgegangenen Masken als kein Problem angesehen, man könne sich ja schließlich auch ein Papiertuch vor den Mund halten. Auf der Station wurde zwar prinzipiell immer eine Maske und ein Schutzmantel getragen, jedoch sobald die Patienten aus der Station in den einzigen Untersuchungsraum gebracht wurden, betrachtete es anscheinend keiner mehr als sinnvoll eine Maske zu tragen. Fast so als wären die Patienten nur ansteckend, solange sie nicht die magische Linie zwischen TBC und normaler Station überschritten. Einmal durften wir die multidrug-resistent TBC Station besuchen. Ich wurde davon überzeugt, dass es kein Risiko gäbe und die Schutzmaßnahmen ausreichend seien. Prinzipiell stimmte das auch, jedoch sind mir einige Dinge aufgefallen. Es hat wenig Sinn wenn man die Luftschleuse zu den Patientenzimmern einfach offen hält und damit die Mycobakterien auf dem Gang verteilt. Weiters erschien es mir nicht sinnvoll, den Ausschleuseraum in der Mitte der Station anzulegen. Man geht also mit dem normalen Gewand erst wieder an den ganzen Patientenzimmern vorbei. Zuerst wollten die Ärzte sogar, dass ich meine Maske im Ausschleuseraum ablege und dann durch den ganzen Gang zurück zum Ausgang gehe. Warum ich mich geweigert habe das zu tun, wurde anscheinend nicht ganz verstanden. Dieses Verhalten zog sich durch die ersten zwei Wochen. Ich rate jedem der wirklich auf die TBC Station möchte, seine eigenen Masken (auf Klasse achten) mitzunehmen und sich gegebenenfalls einfach weigern, wenn es einem zu bunt wird. Dieses Verhalten wird von den Ärzten absolut nicht verstanden und beleidigt sie teilweise sogar. Zu Ende unseres Aufenthalts auf der TBC Station wurde uns von einigen Ärzten anderer Station mitgeteilt wir hätten doch eigentlich immer eine Maske tragen sollen, sobald wir das Krankenhaus betreten. Schließlich sei die Prognose für Kaukasier, welche an TBC erkranken, nicht allzu gut. Also bitte selbst Risiko und Nutzen abwägen. Prinzipiell waren jedoch auch diese zwei Wochen interessant. Die Ärzte sind durchaus gut ausgebildet, jedoch fehlt es manchen einfach an logischem und selbstständigen Denkvermögen. Außerdem ist wird auf die ethische Komponente des Berufs nicht allzu großer Wert gelegt. Patienten werden nicht wirklich über geplante Eingriffe aufgeklärt. Es wird teilweise kein einziges Wort mit dem Patienten gewechselt. Weiters störte mich besonders, dass es den Ärzten teilweise egal schien ob es einem Patienten nun besser geht oder nicht. Es fehlt natürlich vor allem an den finanziellen Mitteln. Im gesamten Krankenhaus gibt es vier Ultraschallmaschinen, ein CT und kein MR. Es wird großer Wert auf die körperliche Untersuchung gelegt (hierbei kann man durchaus etwas lernen). Auffallend ist, dass es unglaublich viele Jungärzte zu geben scheint. In der Früh nimmt man jeden Tag an dem morning report teil und sieht dort um die 120 Ärzte. Ich würde schätzen, dass dieselbe Arbeit bei uns von etwa 50 Ärzten durchgeführt würde. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die jungen Ärzte nicht allzu viel verdienen. Wie viel verdient so ein Assistenzarzt in Indonesien in etwa? Die Antwort: Gar nichts, sie zahlen sogar um die 600 Euro pro Semester. Nach 5 Jahren Studium wird also nochmals etwa 4 Jahre Ausbildung gezahlt. Zusätzlich muss jeder 9 Nachtdienste im Monat machen. Unbezahlt versteht sich. Und in den 10 Urlaubstagen pro Jahr, die übrigens nicht am Stück genommen werden dürfen, kann man sich auch nicht wirklich erholen. Uns war es aus diesen Gründen richtig unangenehm über die Zustände in Österreich zu berichten und wir korrigierten das Durchschnittsgehalt und die Urlaubstage pro Jahr daher etwas nach unten. Empfehlen kann ich auf jeden Fall einmal auf die HIV Station des Krankenhauses zu gehen. Es wird einem mitgeteilt man solle sich nicht schrecken, da dort eine Menge an Homosexuellen und Transgender Personen seien. Das Gespräch mit einem homosexuellen, HIV-positiven, muslimischen Jugendlichen war sicher eines der interessantesten, aber auch traurigsten, der gesamten Famulatur.

4 Der Public Health Teil unserer Famulatur gefiel mir besser als der erste Teil. Prinzipiell darf man sich, sowohl für die Famulatur im Krankenhaus, als auch den Public Health Teil, nicht erwarten, dass man davon in medizinischer Weise sehr davon profitieren kann. Jedoch lernt man sehr viel in persönlicher Hinsicht und über die dortige Gesellschaft und Kultur. Man verbringt die Zeit in einem Puskesmas (primäre Anlaufstelle des Gesundheitssystems), wobei man etwa um 8 Uhr beginnt und zumeist um 12 Uhr wieder fertig ist. Unsere Haupttätigkeiten war es hierbei Kinder zu impfen, Schulkinder zu screenen (Blutdruck, Visus, etc.) oder einfach bei den alltäglichen Tätigkeiten zuzusehen. Es war eine wirklich tolle Erfahrung und man bekommt einen einzigartigen Einblick in die indonesische Kultur. Wir wurden unglaublich nett aufgenommen und jeder versuchte sein Bestes um uns etwas Interessantes bieten zu können. Freizeit Es gibt genügend Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. Um Yogyakarta sind zwei der schönsten und größten Tempel Indonesien gelegen. Weiters kann man einen Tag am Parangtritis Strand verbringen oder den Vulkan Merapi besichtigen. Man kann diese Sehenswürdigkeiten einfach per Bus oder sehr billig mit einem privaten Fahrer oder Taxi erreichen. Während des Public Health Teils war die Freizeitgestaltung etwas schwieriger. Wir hatten Glück, dass wir relativ nahe am Meer wohnten und daher jeden Nachmittag mit dem Moped zum Strand fahren konnten. Wir wurden aber auch von unserer Gastfamilie zu den bekanntesten Besichtigungen rund um das kleine Dorf gebracht. Ich rate jedoch jedem sich nach oder vor der Famulatur auch andere Teile Indonesiens anzusehen. Jakarta ist eine der hässlichsten Städte in denen ich bisher war und in Wahrheit hat man dort absolut nichts verloren. Sehr empfehlen kann ich die Insel Lombok und natürlich Bali, wobei man dort von den Touristenmassen, nach dem Java-Erlebnis, beinahe erschlagen wird. Übrigens sollte man unbedingt sein Selfie-Grinsen perfektionieren. Ich bin nun auf geschätzten und wahrscheinlich sogar ungelogenen 200 Selfies verewigt.

5 Alles in allem war es eine sehr schöne und interessante Zeit. Ich kann es jedem empfehlen diese Erfahrung auch zu machen. Weiters möchte ich mich bei der Meduni Graz für die Unterstützung und die Organisation der Famulatur bedanken.