Auswirkungen der psychischen Erkrankungen der Eltern auf die Bindungsentwicklung der Kinder Hipp
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- Thilo Heinz Fürst
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1 Auswirkungen der psychischen Erkrankungen der Eltern auf die Bindungsentwicklung der Kinder Hipp Entwicklung des menschlichen Gehirns Überfluss an unreifen, undifferenzierten Nervenzellen beim Neugeborenen (Entwicklungspotential) Reifung und Spezialisierung der Nervenzellen durch Vernetzung und synaptischer Verschaltung in Abhängigkeit von den (optionalen) Nutzungsbedingungen (Interaktionserfahrungen mit der Umwelt Kulturanpassung, Mehrgenerationenperspektive, Koevolution) Abbau der nicht gebrauchten Nervenzellen bis zum 12. Lebensjahr (Wegfall der Reservekapazität) Später Anpassungsprozesse durch Umbau der bereits bestehenden ausgereiften Zellstrukturen, adulte Neurogenese (Neuroplastizität, Gehirn als Baustelle) Das Neugeborene Angeborene, fixierte Wahrnehmungs-Handlungs-Muster (Automatismen, Impulsivität) Erleben der Affekte als katastrophische Emotionen (Wut, Furcht, Hunger, Schmerzen, intensive Bedürftigkeit) Erregung des Panik-Bindungssystems (Parasympathikus, Stress-Hormon-Achse) Abhängigkeit von unmittelbarer Fürsorge (keine Erziehung! Keine Verwöhnung! möglich) Kontaktgestaltung mit der Außenwelt Bindungsverhalten (Sicherheitssystem, schutz): o Abhängigkeit von physischer Nähe der Bindungspersonen: Protest bei Trennung o Suche der Nähe zu den Bindungspersonen zur Herstellung von Sicherheit, Trost und Versorgung bei Angst, Schmerz, Hunger etc. Explorationsverhalten (Neugiersystem) o Distanzierung von Bindungspersonen zur Erkundung der Außenwelt mit Annäherung an attraktive Ziele o wirksamkeitserfahrungen, Kompetenzerwerb beim Problemlösen, Anstrengung mit Frustrationstoleranz o Autonomieentwicklung eingebettet in Beziehung, bezogene Individuation (Zugehörigkeit/Individualität), Gehirnwachstum, Mentalisierung 1
2 Cells that fire together, wire together, survive together. Alan Schore Die Nervenzellen bilden ein gleichmäßiges Netz, das Impulse in alle Richtungen weiterleitet. Durch Lernen verstärken sich einige Bahnen, andere verkümmern. Vielfältige Anregungen führen zu komplexen Strukturen Zum Lernen steht weitgehend das bis dahin gebildete Netz zur Verfügung. Neue Verbindungen entstehen schwerer 2
3 Voraussetzung für gelingende Entwicklungsprozesse: Mutter bildet sichere Basis (Intuition, Mentalisierung: inneres Radarsystem für kindliche Signale) Wahrnehmung der nonverbalen kindlichen Signale und Entwicklungsinitiativen (Mimik, Blicke, Zielbewegungen, Lautäußerungen) Richtige Interpretation der Signale in Abgrenzung von den eigenen Bedürfnissen (Einfühlungsvermögen, reflexion, Realitätsprüfung) Zeitnahe und angemessene Reaktion (Responsivität, Kontingenz) Entwicklung der Affektregulation (Fonagy & Bateman, 2006) Psychisches Sekundäre des eigenen Zustandes Markierte Spiegelung des mentalisierten Affektes Verdauung Körperliches Primäre Zustand innerer Erregung Signal Nonverbaler Resonanz Kind Bindungsperson Entwicklung einer gegenseitigen Einstimmung (Synchronizität der psychophysiologischen Rhythmen; Mutualität; sozialer Tanz ) Freie Situation : Wechsel von Kontakt (Blickkontakt, Mimik, Spiegelgeräusche) - und Folgemomenten Teilen und Trainieren von Aufmerksamkeit Markiertes Spiegeln (Benennen, Bestätigen) der Affekte Aufbau von Spiegelneuronen, repräsentanzen, Objektrepräsentanzen, Affektdifferenzierung und -regulierung, Sprache 3
4 Leitungsmomente: Essen, Körperhygiene, Einschlafen Kontext: Sicherheit, Klarheit Einleitung mit Kontaktaufnahme (Markiertes Spiegeln) Einleitung mit Kontaktaufnahme (Anschluss, Markiertes Spiegeln, Benennen) Angebot von Ritualen, Struktur, Orientierung (Benennen des Kooperationszieles, Bestätigen der gewünschten Aktion, Abschlussmarkierung, Lernen durch Wiederholung nicht allein durch Einsicht: Mutter als Schallplatte ) Mentalisierungsdefizit der Mutter: keine sichere Basis (Intuition, Feinfühligkeit, Responsivität) Hohe Wahrnehmungsschwelle für kindliche Signale: High-Tension-State Interaktion auf extremem Affektniveau (Stress!) Kein Spiegeln: o Vermeidungsverhalten (von Triggerreizen ): Sprachlosigkeit, wenig Haut- Blickkontakt o Dissoziation: Trance, Freezing o Antriebsstörung (z.b. Depression, Schizophrenie) Unmarkiertes (unreflektiertes) Spiegeln: o Infektion: Kindliche Angst wird unverändert oder verstärkt als eigene Emotion (Ansteckung mit Hilflosigkeit, Panik) gespiegelt o Inkontingenz (Unberechenbarkeit, Zeitverzögerung) o Bestrafung der kindlichen Bindungssignale oder Explorationsaktivitäten (evtl. Ablenkung durch Verwöhnung) o Invalidierung der kindlichen Emotionen Umkehr von Folgen und Leiten ohne Kontaktmomente 4
5 Folgen desorganisierter Bindung (Bateman & Fogaty) Fremdes / eigener Körper als Objekt Psychisches Sekundäre Nicht kontingente Unmarkierte Misslingende Spiegelung Misslingende Verdauung Körper- Primäre Innere Erregung bleibt oder steigt an Signal Non-verbaler Resonanz Kind Bindungsperson Aufhebung der Generationsgrenzen: Das Kind als kleiner Erwachsener Funktionalisierung des Kindes : guter Elternteil : Symbiose (ungefährliche Nähe als Teil des ) zur Überwindung von Einsamkeit und Allein-Sein Hilfsobjekt zur externen Affektregulierung Bedeutungserhöhung: Soziale Aufwertung als Mutter, narzisstische Projektion (zukünftiger Glamour ) Vermeidung von Ausbildung und Beruf Stabilisierung der Beziehung zum Partner Symbol für heile Familie (Ungeschehenmachen des Traumas) 5
6 Das böse Kind (Gefährdung!): Nach Ende der Symbiose-Illusion (6.Lebensmonat?) Interpretation des kindlichen Bindungsverhaltens als Bedrängung und des Explorationsverhaltens als Abwendung (Liebesentzug) Täterübertragung ( böser Elternteil ): Enttäuschung Sündenbockfunktion: Externalisierung des fremden oder des Täterintrojekts (später Gefahr co-traumatischer Prozesse) Geschwisterrivalität (evtl. Neid auf die Lebensfreude des Kindes) Das gute Kind: Die Parentifizierung (Rollenumkehr, Überforderung, gute Mentalisierung) Retterübertragung ( guter Elternteil ) Symbiose durch Verzicht des Kindes auf Autonomie Entwicklung eines falschen : Ängstlicher Gehorsam (Unterwerfung), Überfürsorglichkeit (Kontrolle) Überanpassung an die Erwartungen anderer Leistungsorientierung; Helferidentität (Überwindung der Einsamkeit durch Verantwortungsübernahme für andere) Wechsel Gut/Böse: Ich hasse Dich, verlass mich nicht! Verzicht auf Versorgungs- und Leitungsfunktion (Grenzsetzung) Elternfunktionen: Bindungsfähigkeit: Liebe zu einem Kind als selbstständiges abgegrenztes Individuum (oder als narzisstische Erweiterung des in der symbiotischen Position als Hilfsobjekt) Fürsorgefähigkeit (Mentalisierung, Feinfühligkeit, Erlebniskontinuität): Angemessene Regulation und Bedürfnisbefriedigung des Kindes; das Kind kann in einem entspannten Gleichgewicht gehalten werden (sonst Stresszustand mit toxischer Kortisolexposition), Gefahr: Dissoziation; Kurzschluss zwischen den Bedürfnissen der Eltern und der Kinder Schutzfunktion: gegenüber Reizüberflutung und Gefahren wie Unfällen, Gewalt, sexueller Missbrauch (Gefahren: Täterloyalität, Dissoziation) Erziehungsfähigkeit (Struktursetzung, Orientierung): Kontingente Vermittlung von Grenzen, Regeln, Werten, Interessen, regulationskompetenzen (Stresstoleranz, Frustrationstoleranz), sozialen Kompetenzen Bindungsstörungen(Traumatisierung): kontextunabhängige, rigide schutzstrategien Externalisierte Störungen: gestörte Aufmerksamkeits- Affekt- und Impulsregulation (z.b. ADHS, Störung des Sozialverhaltens) Notfallreflexe unter Stress (Fight, Flight, Freeze) Unreife Mentalisierungsmodi (Äquivalenzmodus/Symbiose): von der Grenzdurchlässigkeit zur Grenzüberschreitung Annäherungs-Vermeidungskonflikt gegenüber Bindungspersonen: kein Vertrauen, kein vertrauen Ablehnung von Hilfe und Nähe (um Zurückweisung zuvorzukommen) Reinszenierung des Opferstatus durch Stören, Provozieren (negative Kontaktgestaltung, keine Kooperationsfähigkeit) Internalisierte Störungen (Überanpassung): Zwanghafte Fürsorglichkeit (Parentifizierung) Zwanghafte Fügsamkeit ( falsches ) Sozial promiske Annäherung an fremde Erwachsene kein Bindungsverhalten Entwicklungsverzögerungen (Sprache, Motorik) Lernstörungen (LRS, Dyskalkulie, ADS etc.) Regression in bereits verlassene Entwicklungsphasen (Einkoten, Einnässen) Schlafstörungen, Albträume 6
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