Konjunkturbericht der IHK Aschaffenburg Jahresbeginn 2016

Transkript

1 Konjunkturbericht der IK Aschaffenburg Jahresbeginn 216 Wirtschaft am Bayerischen Untermain startet mit Stimmungshoch ins neue Jahr Bildquelle: oda Bogdan, otolia.com

2 Die Wirtschaft am Bayerischen Untermain startet erfolgreich in das neue Jahr und bewertet die aktuelle Geschäftslage in der von der Industrie- und andelskammer (IK) Aschaffenburg zum Jahresbeginn durchgeführten Konjunkturumfrage so gut wie seit vier Jahren nicht mehr. Wachstumsimpulse gingen im Wesentlichen von der Inlandsnachfrage aus, 31 Prozent der Unternehmen berichten diesbezüglich von einem gestiegenen Auftragsvolumen. Die Aufträge aus dem Ausland blieben konstant. Während der anhaltende Ölpreisverfall, niedrige Zinsen und ein schwacher Euro der Industrie zugutekommen, konnte auf vielen Baustellen dank des milden Winters durchgearbeitet werden. Die starke Binnenkonjunktur sorgt für gute Umsätze bei den Dienstleistern und die zuletzt wieder gestiegene Konsumfreude der Verbraucher macht sich positiv im andel bemerkbar. Obwohl sich der Winter bislang nicht unbedingt von seiner schönsten Seite gezeigt hat, gibt sich auch der Tourismus optimistisch. Trotz zahlreicher Unwägbarkeiten und weltweiter Krisen bleibt der Ausblick auf die nächsten Monate positiv und die Unternehmen planen in Summe mit Beschäftigungszuwächsen. Die Personalsuche gestaltet sich aber gegenwärtig insbesondere im Baugewerbe, bei den Dienstleistern und im Tourismus schwierig. Angesichts der hohen lüchtlingszuwanderung bietet eine erfolgreiche Integration hier auch Chancen, um die olgen des achkräftemangels abzumildern. ierzu hat in der IK Aschaffenburg zum Jahresbeginn eine Kooperationsstelle Integration und achkräfte ihre Arbeit aufgenommen. Diese soll Ausbildungs- und Personalverantwortliche in IK-Ausbildungsbetrieben entsprechend qualifizieren und junge lüchtlinge in Praktika und Ausbildung bringen. Beispielsweise sollen sich Unternehmer aus der Region und lüchtlinge im Rahmen von Speed Datings begegnen, um sich kennenzulernen und Praktikums- und Ausbildungsverhältnisse zu vereinbaren, so Dr. Andreas reundt, auptgeschäftsführer der IK. Der IK-Konjunkturklimaindikator steigt gegenüber der erbstumfrage von zuletzt 122,9 auf nunmehr 126, Punkte. An der Umfrage haben sich 284 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt. J = Jahresbeginn = rühjahr = erbst 1 Konjunkturumfrage der IK Aschaffenburg Alle Branchen Konjunkturklima Konjunkturklimaindikator indikator sindikator 1 135,7 126, ,9 8 Der Konjunkturklimaindikator spiegelt als geometrisches Mittel der aktuellen und der en die Stimmung unter den Unternehmen wider. J 26 J 27 J 28 J 29 J 2 J 211 J 212 J 213 J 214 J 215 J 216

3 Der Auftragseingang im Januar liegt auf einem hohen Niveau, sodass wir insgesamt mit einem guten Geschäftsverlauf in 216 rechnen, auch wenn die Schwankungen aufgrund geopolitischer Einflussfaktoren im Vergleich zu früher größer geworden sind. olger Kaup, Geschäftsführer, KAUP Gmb & Co. KG, Aschaffenburg Die Wirtschaftszweige im Detail: Industrie Industrie:,6 % 2 13,6 % - J J J16 Ein schwächeres Wirtschaftswachstum in China, zahlreiche geopolitische Krisenherde und die Auswirkungen der VW- Abgasaffäre diese Rahmenbedingungen sprechen eigentlich nicht für einen euphorischen Start der Industrie in das neue Jahr. Auf der anderen Seite stehen positive Sonderentwicklungen wie der anhaltende Ölpreisverfall, niedrige Zinsen und ein schwacher Euro. In dieser von zunehmender Unsicherheit geprägten Gemengelage trotzen die Industrieunternehmen am Bayerischen Untermain geradezu der Schwarzmalerei und bewertet die aktuelle Geschäftslage so positiv, wie seit drei Jahren nicht mehr. Aktuell beschreiben 39 Prozent die als gut, weitere 53 Prozent sind zufrieden und nur 8 Prozent sehen Grund zur Klage. Bei fünf von sechs Betrieben waren die Produktionskapazitäten im vergangenen albjahr ausreichend ausgelastet, es mehren sich jedoch auch Stimmen, die den aktuellen Auftragsbestand als zu klein erachten. Beim Blick nach vorne wird dennoch weiterhin von einer stabilen Inlandsnachfrage ausgegangen, fast ein Drittel hofft auf steigende Aufträge aus dem Ausland. Zwar bleiben sowohl die Investitionsneigung als auch die Personalplanung im Saldo positiv, einer gewissen Unsicherheit kann sich aber auch die Industrie nicht entziehen: die Unternehmen blicken insgesamt positiv, aber etwas zurückhaltender auf die kommenden Monate. Bau Bau: 7 58,3% 12,5% - J J J16 Das Baugewerbe ist mit der Geschäftslage nach wie vor hochzufrieden. Der bislang sehr milde Winter hat dazu beigetragen, dass auf vielen Baustellen durchgearbeitet werden konnte und der saisonal bedingte Geschäftsrückgang relativ gering ausfällt. ast zwei Drittel der Bauunternehmen berichtet von guten Geschäften, über den Jahreswechsel hinweg bezeichnet lediglich ein Unternehmen die als schlecht, die Übrigen sind zufrieden. Gegenwärtig berichten 17 Prozent der Betriebe von einem Auftragsbestand, der größer als saisonal üblich ist und 46 Prozent der Befragten waren während des vergangenen halben Jahres voll ausgelastet. Jeder fünfte Betrieb rechnet auch für die kommenden Monate mit noch besseren Geschäften. Dies spiegelt sich einerseits in expansiven Beschäftigungsplänen wider, andererseits berichtet jedes zweite Unternehmen von Problemen bei der Suche nach geeignetem Personal.

4 "Wir sind in das Jahr 216 mit einem sehr hohen Auftragsbestand gestartet und daher optimistisch gestimmt. Jedoch haben wir nach wie vor in allen Niederlassungen offene Stellen für Ingenieure und Architekten zu besetzen." Peter Littauer, Geschäftsführer, Dreßler Bau Gmb, Aschaffenburg Trotz der allgegenwärtigen Diskussion um IT-Sicherheit sind die Unternehmen noch sehr zögerlich, was richtige Investitionen in diesen Bereich angeht. Wir hoffen, dass sich das nicht rächt. rank Schlottke, Geschäftsführer, Applied Security Gmb, Großwallstadt Dienstleistungen Dienstleistungen:, % 2,7 % - J J J16 Das Dienstleistungsgewerbe ist am Bayerischen Untermain weiterhin in guter Stimmung. Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage ähnlich positiv wie noch im erbst 215. Aktuell wird diese von 45 Prozent als gut, von Prozent als befriedigend und von lediglich 5 Prozent als schlecht beurteilt. 28 Prozent der befragten Dienstleister sind auch für ausländische Auftraggeber aktiv, wobei Wachstumsimpulse zuletzt vorwiegend aus dem Inland kamen. Der Blick in die Zukunft bleibt ungebrochen aufwärts gerichtet, 96 Prozent rechnen mit gleichbleibenden oder noch besseren Geschäften. Im Branchenvergleich sind die Beschäftigungspläne folglich auch überdurchschnittlich expansiv. Aufgrund des Personalbedarfs ist es ebenso wie im Baugewerbe wenig überraschend, dass der achkräftemangel gegenwärtig auch bei den Dienstleistern besonders zum Vorschein kommt und von etwas mehr als der älfte der Befragten als wirtschaftlicher Risikofaktor für die Branche genannt wird. Einzelhandel Einzelhandel: 26,3 % 2,3 % - J J J16 Nach mehreren Rückgängen in olge hat sich die Konsumlaune der deutschen Verbraucher zum Jahresende hin wieder gebessert. Infolge dieses Stimmungsumschwungs pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, berichten etwa Prozent der Einzelhändler am Bayerischen Untermain von zuletzt wieder gestiegenen Umsätzen. Damit konnte der Stimmungseinbruch, der sich in der letzten erbstumfrage gezeigt hatte, wieder größtenteils gestoppt werden. Auch wenn das Stimmungshoch, das über weite Teile des Vorjahres zum Vorschein trat, noch außer Sicht ist, so wird die aktuelle Situation doch positiv bewertet: Ebenfalls Prozent bewerten die Geschäftslage mit gut, weitere 47 Prozent sind zufrieden und 13 Prozent sind unzufrieden. Lediglich bei jedem neunten Betrieb ist der Warenbestand derzeit größer als saisonüblich. Die Branche gibt sich zu Jahresbeginn wieder optimistischer, 23 Prozent erwarten eine bessere und 64 Prozent eine gleichbleibende Geschäftslage.

5 Großhandel Großhandel: 37,5 % 2 13,8 % - J J J16 Im Großhandel und in der andelsvermittlung setzte sich die positive entwicklung auch über den Jahreswechsel hinweg fort und erreicht einen öchststand. Aktuell bewerten 44 Prozent der Befragten die Situation als gut und weitere Prozent sind zufrieden. Mit steigenden Verkaufspreisen kalkuliert gegenwärtig ein Drittel der Unternehmen, jeder fünfte Umfrageteilnehmer will aber auch verstärkt im Inland investieren. Neben der Entwicklung der Inlandsnachfrage werden jedoch zunehmend die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko für weiterhin gute Geschäfte gesehen. Der Ausblick bleibt für die nächsten Monate dennoch verhalten positiv: so rechnen 21 Prozent mit einer weiteren Belebung und 7 Prozent mit einer Eintrübung. Tourismus Tourismus:,6 % 2 8,7 % - J J J16 Obwohl Schnee und rost bislang weitestgehend ausgefallen sind, wird die bisherige Wintersaison aus Sicht des Tourismusgewerbes deutlich positiver bewertet als zum Vorjahreszeitpunkt. Rund 88 Prozent sehen keinen Grund, um über die aktuelle Geschäftslage zu klagen. Während das zurückliegende Schmuddelwetter zwar viele Urlauber in die erne trieb, wird annähernd die älfte der befragten otels und Gaststätten durch zuletzt gestiegene Umsätze mit Geschäftsreisenden entschädigt. Zwar ruhten zum Umfragezeitpunkt nur geringe offnungen auf einem Anstieg der Tagestouristen und Urlaubsreisenden, sollte sich der Winter doch noch von seiner schönen Seite präsentieren, könnte es an dieser Stelle aber noch den einen oder anderen Impuls geben. Trotz eines harten Wettbewerbs, der wenig Spielraum für Preissteigerungen erlaubt, hoffen auch die Reiseveranstalter zukünftig wieder verstärkt auf steigende Umsätze. Insgesamt erwarten etwa 9 Prozent der befragten Tourismusbetriebe eine bessere oder gleichbleibende Geschäftslage. Ansprechpartner: Andreas Elsner Bereichsleiter Innovation & Umwelt IK Aschaffenburg Telefon: elsner@aschaffenburg.ihk.de