Standard "Umgang mit Psychopharmaka" zur Verfügung gestellt mit freundlicher Unterstützung von. PQSG Online-Magazin für die Altenpflege.
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- Kai Scholz
- vor 7 Jahren
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1 Zusatzmaterial zum Thema Einsatz von Psychopharmaka in der Altenhilfe, Quergedacht, Health&Care Management, 5/2012, S Standard "Umgang mit Psychopharmaka" zur Verfügung gestellt mit freundlicher Unterstützung von PQSG Online-Magazin für die Altenpflege Definition: Psychopharmaka sind Wirkstoffe, die Einfluss auf das Zentralnervensystem nehmen. Zu dieser Gruppe zählen etwa Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquilizer, aber auch Lithium, Schlafmittel und Sedativa. Grundsätze: Das beste Psychopharmakon ist eine liebevolle und einfühlende Pflegekraft. Psychopharmaka müssen immer zurückhaltend genutzt werden, da sie tief in die Psyche eines Bewohners eingreifen und dessen Stimmung und Emotionen verändern. Wir beachten, dass viele Psychopharmaka zuerst die Antriebslosigkeit und erst später die depressive Stimmungen mindern. In dieser Zeit besteht eine hohe Suizidgefahr. Wir werden Psychopharmaka niemals einsetzen, um Bewohner ruhig zu stellen und auf diese Weise den Arbeitsaufwand zu reduzieren. Wir betrachten Psychopharmaka als letztes Mittel, wenn alle alternativen Behandlungsstrategien gescheitert sind. Als Altenpflegeeinrichtung sind unsere Möglichkeiten zur Pflege von psychisch kranken Menschen begrenzt. Wenn sich Bewohner dauerhaft der Therapie widersetzen, prüfen wir die Verlegung in eine entsprechende Fachklinik. Elementar im Umgang mit Psychopharmaka ist eine genaue Dokumentation aller Beobachtungen und Maßnahmen. Das Stellen und Verteilen von Psychopharmaka ist Aufgabe von Pflegefachkräften und kann nicht an Pflegehilfskräfte delegiert werden. Das eigenmächtige Verabreichen von Psychopharmaka ohne ärztliche Anordnung wird in unserer Einrichtung nicht geduldet. Wir achten beim Kontakt mit Ärzten darauf, dass dieser gleichberechtigt, also auf "gleicher Augenhöhe" abläuft. Da wir unsere Bewohner täglich erleben und teilweise seit vielen Jahren kennen, beanspruchen wir ein Mitentscheidungsrecht bei der Auswahl der richtigen Therapie.
2 Ziele: Der Bewohner nimmt Psychopharmaka exakt nach den ärztlichen Vorgaben ein. Unsere Bewohner sollen vor Gesundheitsschäden geschützt werden. Die Würde unserer Bewohner und insbesondere das Recht auf eigene Entscheidungen sollen geschützt werden. Eine Abhängigkeit von Psychopharmaka soll vermieden werden. Alle Alternativen zu Psychopharmaka sollen ausgeschöpft werden. Vorbereitung: Wir bilden unsere Pflegekräfte regelmäßig zum Thema "Psychopharmaka in der Altenpflege" fort. Wir stellen frühzeitig den Kontakt zu allen beteiligten Kooperationspartnern her, etwa Apothekern oder Ärzten. Wir halten stets aktuelle Fachliteratur bereit, darunter immer auch ein Buch, das alle bei uns genutzten Medikamente detailliert beschreibt. Durchführung: allgemeine Sicherheitsmaßnahmen Einnahme Kein Bewohner, der Alkohol konsumiert, erhält Psychopharmaka. Bewohner, die Psychopharmaka einnehmen, sollten sich ausreichend bewegen. Wir achten darauf, dass die Wirkstoffe nicht überdosiert werden. Bei Senioren müssen zumeist deutlich geringere Dosierungen als bei jüngeren Erwachsenen verschrieben werden. Wir beachten, dass eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr zu einer Wirkungsreduktion führen kann. Bei Krämpfen (etwa durch hochwirksame Neuroleptika) wird umgehend der (Not-)Arzt informiert. Wir sorgen ggf. für eine regelmäßige Blutbildkontrolle. Wir beachten, dass viele Psychopharmaka die Sturzgefährdung erhöhen. Wenn bei einem Bewohner ein Vorrat an Psychopharmaka gefunden wird, die dieser durch Nichteinnahme gehortet hat, so werden diese dem Bewohner abgenommen. Dem Bewohner werden ggf. nur Einzeldosen ausgehändigt (etwa für den Morgen), nicht aber der gesamte Bedarf für den ganzen Tag im Voraus. Gemeinsam mit dem Bewohner und dem Betreuer diskutieren wir, inwieweit regelmäßige Kontrollen im Zimmer notwendig sind, etwa um das Horten von Psychopharmaka zu verhindern. Bei Medikamenten, die die Reaktions- und die Entscheidungsfähigkeit beeinflussen, prüfen wir, ob der Bewohner die Einrichtung verlassen darf. Dieses gilt vor allem dann, wenn Verkehrsunfälle drohen. Der Bewohner wird ggf. bei der Einnahme der Psychopharmaka beobachtet. Wenn es notwendig ist, kontrollieren wir die Mundhöhle. Der Bewohner erhält für die Einnahme ein Glas Wasser.
3 Wir achten darauf, dass der Bewohner die Medikamente zügig einnimmt. Wenn sich etwa bei Dragees der Überzug auflöst, können diese bitter schmecken. Beobachtung von Bewohnern Das Verhalten von Bewohnern, die Psychopharmaka nehmen, wird genau beobachtet. Auffälligkeiten werden dokumentiert und umgehend dem behandelnden Arzt mitgeteilt. 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme wird überprüft, ob das Medikament die gewünschte Wirkung zeigt (etwa eine Sedierung). Verweigerung der Einnahme Falls ein Bewohner die Einnahme verweigert, versuchen wir zunächst den Grund dafür zu erfahren. Ggf. vorhandene Befürchtungen versuchen wir im Dialog zu zerstreuen, etwa Ängste vor Nebenwirkungen oder Vergiftungswahnideen. Nach der Verordnung durch den Arzt wird ggf. vereinbart, dass der Bewohner das Medikament nur einmal "probeweise" nimmt. Danach besprechen Pflegekraft und Bewohner, ob die Befürchtungen eingetreten sind. Der Bewohner wird unter keinen Umständen zur Einnahme gezwungen. Stattdessen informieren wir den behandelnden Arzt und ggf. den Betreuer und besprechen dann das weitere Vorgehen. Information des Bewohners Wir informieren den Bewohner umfassend über Wirkungen und Nebenwirkungen der Psychopharmaka. Wir achten allerdings auch darauf, dass sich der Bewohner infolge der Information die Nebenwirkungen nicht einbildet. Wir weisen den Bewohner darauf hin, dass viele Medikamente zu Beginn der Behandlung Nebenwirkungen zeigen, die mit der Zeit nachlassen. Wir geben dem Bewohner Tipps, wie er Medikamente schonend einnehmen kann, also etwa mit Wasser oder mit der Nahrung. Wir achten auf spezifische Nebenwirkungen, die verschiedene Wirkstoffgruppen auslösen können. Antidepressiva Mundtrockenheit verminderte Sekretabsonderung in der Nase Trockenheit der Tränendrüsen gestörtes Wärmeempfinden Sehstörungen Libido- und Potenzstörungen, Obstipation Probleme beim Wasserlassen Suizidgefahr (wenn antriebssteigernde Antidepressiva eingenommen werden) Bewegungsstörungen (bei MAO-Hemmern) Herzrhythmusstörungen
4 Kreislaufstörungen, Tachykardie Blutdruckschwankungen Kopfschmerzen Ödeme im Gesicht (selten) Juckreiz (selten) Blutbildveränderungen Neuroleptika Mundtrockenheit, veränderte Speichelproduktion Sehstörungen Obstipation Appetitsteigerung und Gewichtszunahme Probleme beim Wasserlassen Krämpfe, insbesondere Zungen-, Schlund- und Blickkrämpfe depressive Verstimmung Unruhezustände Bewusstseinseintrübung Schlaflosigkeit Kreislaufprobleme, Abgeschlagenheit, Müdigkeit allergische Hauterscheinungen Thrombosen Leberfunktionsstörungen Fieber (Lebensgefahr!) gestörtes Wärmeempfinden Blutbildveränderungen Kopfschmerzen Neurotropika Störungen der Psyche und der Motorik Psychoanaleptika Erregungszustände, sowohl psychotischer, psychischer und motorischer Natur Tranquillanzien Ausbildung einer körperlichen wie psychischen Abhängigkeit Hangover-Effekt (Wirkung hält länger als beabsichtigt an) Müdigkeit Muskelrelaxation vor allem in der Nacht und somit erhöhte Sturzgefahr paradoxe Wirkung bei älteren Menschen eher möglich, also Erregung und Verwirrtheit Blutdruckabfall und Schwindelgefühle Atem- und Kreislaufschwierigkeiten
5 Lithium drohende Gesundheitsgefährdung, wenn der Bewohner unter Muskelschwäche leidet Verschleimung der Atemwege mögliche Strumabildung, die sich durch regelmäßiges Messen des Halsumfanges erkennen lässt. Zittern (anfangs) Durchfall Ödeme Nierenschäden Erbrechen Nachbereitung: Dokumente: Alle gewonnenen Informationen werden in der Pflegedokumentation festgehalten und die Ergebnisse dem Arzt mitgeteilt. Die Pflege von Bewohnern, die Psychopharmaka nehmen, wird regelmäßig in Fallbesprechungen thematisiert. Die Pflegeplanung wird regelmäßig aktualisiert. Alle für die medizinische Behandlung relevanten Informationen werden an den Arzt weitergeleitet. Pflegedokumentation Verantwortlichkeit/Qualifikation: Pflegefachkräfte
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