Kulturelle und religiöse Besonderheiten im Umgang mit muslimischen Flüchtlingen im Alltag
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- Matilde Winkler
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1 Zentrum für Islamische Theologie Kulturelle und religiöse Besonderheiten im Umgang mit muslimischen Flüchtlingen im Alltag Dr. Abdelmalek Hibaoui PH Weingarten 1 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
2 Zentrum für Islamische Theologie Kultur das Modell der Kulturzwiebel Äußere Schicht: Kulturelle Eigenheiten - Nahrung, Eßgewohnheiten - Kleidung - Sprache - Architektur, Geschichte Mittlere Schicht: Normen und Werte - Verkehrsregeln - Begrüßungsrituale, Umgangsformen - Gesprächsthemen - Feste, Bräuche Innere Schicht: Grundwerte, Grundannahmen - Grundgesetz - Innere Einstellungen (Aus: Muslimische Patienten, Becker, Wunderer, Schultz-Gambard, Zuckschwerdt Verlag, München) 2 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
3 Familienstrukturen
4 Familienstrukturen Traditionelle Großfamilie Schutz, Sicherheit, Versorgung, Solidarität Klassische Rollenverteilung Frau (Innenministerin) und Mann (Außenminister) Starker Familienzusammenhalt Soziale Kontrolle Bedeutung von Verwandtschaft, Nachbarschaft Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft Wichtige Familienfeste (Beschneidung, Hochzeit) Großes Unterstützungspotential der Familien!
5 Erziehung und Rolle von Kindern Kinder als Segen Gottes versorgt und behütet Erziehung zu Gehorsam, Ehrerbietung, Achtung Geschlechtsspezifische Erziehung der Kinder: Mädchen häuslich, Jungen verwöhnt und frei Keine Sexualaufklärung Söhne als Stammhalter (Beschneidung) Versorgung der Eltern im Alter als soziale Pflicht, großer Erwartungsdruck lastet auf Kindern 5 5
6 Ernährung Hoher Stellenwert des Essens in der islamischen Kultur- und Gastfreundschaft Erlaubt was nach islamischen Regeln geschlachtet ( halal ) Verboten: Schweinefleisch, Alkohol Kinder werden gut ernährt, da gesund 6
7 Bildung Bildung hat eine hohe Bedeutung Aufgrund Sprachdefiziten und niedrigem Bildungsstand wenig Unterstützungspotenzial aber Förderung der Kinder (privater Nachhilfeunterricht, Hausaufgabenbetreuung) Fehlende Spiele-und Vorlesekultur Mangelnde Informationen zum deutschen Schulsystem: Kindergarten/Schule/weiterführende Schule/Förderschule etc. Respekt vor Schule als Lern -und Erziehungsort, deshalb Zurückhaltung mit Fragen und Anliegen Mitarbeit der Eltern? Aufgabe des Kindergartens/ der Schule (auch bei Frühförderung)! 7
8 Einstellung der Frau im Orient im Bezug auf Gewalt - Tradition / Religion Nicht religiös bedingt! Erziehung Gesellschaft - Gesellschaft: Temperament von beiden Seiten - Leidenschaftlichen Verhalten / Trauer Freude - Alkohol - Drogen - Gewalt gegen Frauen als Schande
9 Häuslicher Gewalt Merkmale und Folge - Psychische und physische Gewalt: Unterdrückung, Bedrohung, Erpressung, Misshandlung - Depressionen - Abhängigkeit vom Ehemann - Aufenthaltsstatus
10 Krankheitsverständnis bei muslimischen Patienten 10 Autor/Verfasser/Thema/Rubrik/Titel etc Universität Tübingen
11 Zentrum für Islamische Theologie Gesundheit, Pflege und Krankheitsverständnis bei muslimischen Patienten Krankheit ist eine Gelegenheit für Sündenvergebung und Prüfung durch Gott Krankheit verbindet Fürsorge Krankheit schafft Schonraum Schmerzausdruck sehr verbal und bildlich Ganzheitliches Krankheitskonzept Krankheit kommt von außen Psychische Krankheit ist keine Krankheit Geistige Behinderung ist eine vorübergehende Krankheit Bekämpfung von Krankheit und die Förderung der Gesundheit ist Aufgabe jedes Muslims gegenüber der Gemeinschaft 11 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
12 Zentrum für Islamische Theologie Erwartungen an den Arzt und Pflegepersonal in der islami. Gesellschaft Ein guter Arzt Arzt weiß sofort was mir fehlt Kann die Krankheit innerhalb kürzester Zeit heilen verschreibt Medikamente liefert eine ausführliche somatische Erklärung der Beschwerden, d.h. er trifft Entscheidungen entscheidet allein über Medikamente und Therapie 12 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
13 Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten/Pflegepersonal/Berater*innen Ansprache mit Du Körperliche Berührung Nonverbale Kommunikation Mimik/Gestik Keine Nachfragekultur Diagnosegespräch Dolmetscher/Kulturvermittler 13
14 Krankenbesuch Soziale Verpflichtung Kranke(r) steht im Mittelpunkt Schnelle Genesung Verpflegung Pflege der Angehörigen 14
15 Sterben und Tod im Islam Kismet (Unabwendbares Schicksal) Leben nach dem Tod Totenwaschung (fließendes Wasser) Aufbahrung (Gesicht nach Mekka) Leinentuch statt Sarg Beisetzung am selben Tag oder spätestens am 3. Tag Muslimische Bestattungsunternehmen Überführung ins Heimatland Muslimisches Gräberfeld in Stuttgart (Hauptfriedhof) 15
16 Trauer und Trost im Islam Sterbende werden nicht allein gelassen Angehörige werden nicht allein gelassen Wehklagen, kollektive Trauerzeremonien Kleidung des verstorbenen wird verschenkt 16
17 Interkulturelle Kompetenz
18 Ursachen erschwerter Kommunikation zwischen muslimischen Patienten und dem Fachpersonal Migrationsspezifisch Sprachprobleme, Bildungsniveau (medizinisches Wissen!) Mangelnde Information über dt. Gesundheits (vorsorge) system Früherkennungsuntersuchungen, Förderungsmöglichkeiten etc. Kulturspezifisch Religiös geprägte Einstellungen Unzureichende ärztliche Versorgung im Heimatland Selbsthilfe Eigene Deutungsmuster und Kommunikationsstile 18
19 Zentrum für Islamische Theologie Wichtige Aspekte bei der Kommunikation Mangelndes Gesundheitswissen Religiös geprägte Deutungsmuster (Krankheit = Prüfung Gottes) Keine Nachfragekultur Andere Mimik / Gestik beachten Einfache Ausdrucksweise, Fachbegriffe erklären Qualifiziertes Dolmetschen (reine Übersetzung reicht oft nicht) Ist der Ansprechpartner der richtige? Familienangehörige einbeziehen 19 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
20 Interkulturelle Kompetenz ist Aushalten können, dass Menschen anders sind. Eine Kultursensibilität entwickeln. Eigene Haltung gegenüber anderen kulturellen Gruppen überprüfen Offenheit, Neugier, wach sein, sich erkundigen nach Wohlergehen, Familie, Herkunftsland Mehr Zeit, Geduld, Mut, Einfallsreichtum Zuhören, genau hinhören Klarheit, Bestimmtheit Nachfragen, ob Gesagtes verstanden wurde 20 20
21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 21 Dr. Abdelmalek Hibaoui/ZITH
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