Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit
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- Stephanie Kaufman
- vor 7 Jahren
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1 ZONEN MIT TEMPOBESCHRÄNKUNGEN Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit 1. Öffentlichkeitsarbeit durch die Gemeindebehörde... 2 Planung: PR von A bis Z... 2 Kommunikationsziele: Glaubwürdigkeit für das Projekt... 2 Zielgruppen: Beteiligte erkennen... 3 Strategien: Geschicktes Vorgehen... 4 Botschaften: Argumente aufzeigen... 5 Beispiele für Massnahmen... 5 Impressum Öffentlichkeitsarbeit durch Betroffene... 7 An wen?... 7 Was?... 7 Welche Vorteile hat eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit?... 7 Wie?... 8 Das A und O der Aktionen... 8 Beispiele für Massnahmen... 9
2 Kopfarbeit und Teamplaying. Eine Zone muss zu allererst in den Köpfen der Betroffen gebaut werden. Denn die gleichen Köpfe werden sich später darin bewegen, leben und möchten bereits während der Planung informiert sein oder mitwirken. Die Erfahrungen zeigen, wenn sie sich von Anfang an die Zeit nehmen für eine gute Öffentlichkeitsarbeit, liegen sie schon bedeutend näher am Ziel. Öffentlichkeitsarbeit ist dann besonders wirkungsvoll, wenn Gemeindebehörde und Betroffene Hand in Hand arbeiten. Der Gemeinde fällt dabei die Federführung zu. Sie koordiniert im Rahmen einer partizipativen Planung die Anliegen und Öffentlichkeitsarbeiten mit den BürgerInnen, welche von der neuen Zone betroffen sein werden: Anwohner, Eltern, Gewerbetreibende... Wir stellen im folgenden Kapitel vor, was es für die kommunale Öffentlichkeitsarbeit zu beachten gilt und welche Möglichkeiten für die Quartierbevölkerung bestehen, ihre Ideen mit Erfolg zu kommunizieren. Seite 1
3 1. Öffentlichkeitsarbeit durch die Gemeindebehörde Die Textinhalte dieses Kapitels basieren auf der Broschüre: Tempo 30 in der Gemeinde, BUWAL (Hsg.) in Zusammenarbeit mit dem VCS, Bern Über eine Zone mit Tempobeschränkung bloss zu informieren reicht nicht, entscheidend ist das Verstandenwerden. Ein Kommunikationskonzept schafft Voraussetzungen für wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit. Planung: PR von A bis Z Von der Idee bis zur Realisierung einer Tempo-30-Zone bzw. Begegnungszone vergeht eine gewisse Zeit. Um so wichtiger ist es, dass alle Beteiligten sich regelmässig gegenseitig informieren. Erfolgreiche Public Relations sind mehr als nur Informationsvermittlung: Ein systematischer und kontinuierlicher Dialog mit den wichtigen Bezugsgruppen weckt einerseits Verständnis für ein Projekt, andererseits erkennen die Verantwortlichen aktuelle Schwierigkeiten frühzeitig. Ein kleines Kommunikationskonzept mit klar gesteckten Zielen, Zielgruppen, Strategien, Botschaften und Massnahmen hilft bei der Planung. Kommunikationsziele: Glaubwürdigkeit für das Projekt Hauptziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es, im Dialog mit dem Quartier ein Projekt zu begleiten, damit es das Vertrauen der Bevölkerung gewinnt. Vier Ebenen sind dabei wichtig: Bewusstseinsarbeit: Die Grundidee einer Zone mit Tempobeschränkung vermitteln, Sinn und Zweck einer Massnahme diskutieren, Hintergründe aufzeigen. Zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Fachleuten und Beratungsstellen. Dialog: Die Interessen der Beteiligten verstehen, Betroffene zum Mitdenken animieren, durch aktive Information die neue Zone im Quartier verankern. Zum Beispiel organisieren lokale Vereine, Gemeindebehörden und die Begleitkommission gemeinsam Mitwirkungsanlässe. Seite 2
4 Werbung: Termine frühzeitig bekannt geben, gezielte Einladungen vornehmen, Veranstaltungen attraktiv gestalten. Zum Beispiel in Kooperation aller Beteiligten ein Einweihungsfest als Start für die wohnliche Tempo-30-Zone organisieren. Sachinformation: Die Bedienungsanleitung für die neue Zone entwerfen, Signalisationsarbeiten und Aufklärung aufeinander abstimmen, Abläufe am Ort des Geschehens erklären, für Erklärungen und Rückfragen persönlich zur Verfügung stehen. Zum Beispiel via Polizei klare Informationen weitergeben, auch noch ein Jahr nach dem Start. Zielgruppen: Beteiligte erkennen An der Realisierung einer Zone mit Tempobeschränkung ist ein ganzes Netz von Fachleuten und Laien beteiligt. Diese Bezugsgruppen lassen sich in drei Kategorien aufgliedern: 1. Ressourcenseite: Manchmal leisten kantonale Fachstellen Unterstützung bei der Umsetzung, sicherlich sind sie interessiert an lokalen Erfahrungen. Fakten und Zahlen finden sich in Wegleitungen und Merkblättern. R echtslage V orgehe n V orstösse K urzbericht (G utachten) - M assnahm en Seite 3
5 2. Bevölkerung: Änderungen betreffen alle Leute im Quartier, von den Schulkindern über das lokale Gewerbe bis zur betagten Heimbewohnerin und den fremdsprachigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Aktive Leute wollen informiert sein, sich vielleicht selber engagieren und Einfluss nehmen. Gelegenheiten für frühzeitige Zonen-Diskussionen bieten etwa die Schulwegplanung oder die Revision eines Verkehrsrichtplanes. 3. Interne : Die Gemeinde ist Projektträgerin und Finanzgeberin. Neben ihren VertreterInnen in der Begleitkommission müssen sich verschiedene Gemeindestellen und Betriebe mit Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen beschäftigen: Kehrichtabfuhr, Werkhof, Polizei, Strassenbauamt, usw. Strategien: Geschicktes Vorgehen Wirkungsvolle Kommunikation lebt von der Kombination verschiedener Informationskanäle. Vielfältige Vorgehensweisen und Informationsmittel garantieren, dass verschiedene Menschen auf unterschiedliche Art und Weise angesprochen werden können. Dabei gilt es folgende Grundsätze zu beachten: Aktiv und passiv: Die Gemeinde bringt Informationen direkt zu den Leuten, doch Interessierte müssen sie sich auch abholen können, detailliert und umfangreich. Aktiv ist beispielsweise eine auffällige Gestaltung der Eingangstore. Passiv wirkt ein Informationstelefon der Gemeinde. Bild, Text, Ton: Die einen Menschen holen sich ihr Wissen beim Lesen, andere sind eher Hörmenschen oder bildbezogen, oder sie lernen am meisten in einer Diskussion. So sprechen verschiedene Medien unterschiedliche Menschen an. Frühzeitige und anhaltende Partizipation: Wer von Anfang an mitreden kann, akzeptiert Veränderungen besser. Das erfordert eine transparente Planung was sich dabei als mühsam erweist, kann später Energie sparen. Die Einführung einer Zone mit Tempobeschränkung ist neu und deshalb ein öffentliches Ereignis. Doch ihr Erfolg zeigt sich erst im Betrieb. Fazit: Öffentlichkeitsarbeit braucht frühzeitige Planung und bleibt eine Daueraufgabe. Seite 4
6 Botschaften: Argumente aufzeigen Öffentlichkeitsarbeit braucht Aufhänger und Schlagzeilen. Damit eine neue Zone erfolgreich eingeführt wird, bedarf es einleuchtender Argumente. Die Vorteile müssen in wenigen Worten und klarer Sprache auf den Punkt gebracht werden. Die wichtigsten drei Argumente sind: wohnlich, sicher, umweltfreundlich. Diesen Kernargumenten können Sie jeweils weitere Überlegungen hinzufügen. Beispiele für Massnahmen Verantwortlichkeiten: Die Projektleitung koordiniert die Informationsarbeit, die von der Gemeinde und einer aktiven Quartier- oder Elterngruppe getragen werden sollte. Patronat: Stadt- oder dorfbekannte Persönlichkeiten (in ausgewogener Mischung) werben für die Idee von Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen. Fragetelefon und Sprechstunden: Von der Planung bis zur Einrichtung der Zone läuft das Zonen-Telefon der Gemeinde. Anregungen der Anwohnenden sind höchst erwünscht. Visualisieren: An einer Quartierversammlung oder Standaktion werden die Vorteile der Tempo-30-Zone bzw. Begegnungszone anhand der Pläne, Fotos oder vor Ort aufgezeigt. Geschenke: Ein Tempo(-30)-Taschentuch entlockt auch Skeptikern ein Schmunzeln, über Luftballons freuen sich die Jüngsten und die Eltern bekommen ein Merkblatt mit einem Tempo-30-Täfeli. Merkblätter: Schriftliche Grundinformationen für alle Haushalte oder zum Verteilen unter Scheibenwischer und an Velogepäckträger oder bei Aktionsveranstaltungen. Inhalt: von Bremswegvergleichen bis zur Bepflanzung baulicher Elemente. Rückantwortkarte mit Wettbewerb erhöht die Aufmerksamkeit. Medienarbeit: Lokalblätter und Lokalradios bringen gerne positive Geschichten über Quartiere und Behörden. Gefragt ist, was neu ist. Wichtig ist die gute Vorbereitung: Was haben wir wirklich zu sagen? Inforadar (siehe auch Arbeitshilfe Massnahmen: 4. Geschwindigkeitskontrollen) Bewusstseinsbildung ohne Bussenzettel am Strassenrand zeigt ein Inforadar im Display den Autofahrenden die gefahrene Geschwindigkeit an. Polizeipräsenz: Zum Start der neuen Zone zeigen Polizistinnen und Polizisten, dass es mit Tempo 30 oder Tempo 20 nun ernst gilt ein Einsatz der kommunikativen Art. Hinweis-Plakate: Als Willkommensgruss bei Eingangstoren oder zur Erinnerung in der Zone informieren sie zum Beispiel über den generellen Rechtsvortritt. Von der Quartierbevölkerung selber gestaltet, wirkts doppelt charmant. Seite 5
7 Impressum VCS-Arbeitshilfen Zonen mit Tempobeschränkungen Campaigning-Projekt 2002, Verkehrspolitik, VCS, Bern Herausgeber Verkehrs-Club der Schweiz VCS Mitfinanziert durch: Fonds für Verkehrssicherheit FVS Projektleitung und Koordination Rolf Albisser, VCS, Bern Michael Rytz, VCS, Bern Texte Rolf Albisser, VCS, Bern. Marianne Brunner, VCS, Bern. Urs Michel, Planum, Zürich: Kurzbericht (Gutachten), Gestaltungs- und Betriebskonzept. Alain Rouiller, ATE, Genève. Michael Rytz, VCS, Bern. Redaktion Urs Geiser, Büro Correto, Solduno Bildredaktion Karen Cordes, VCS, Bern Grafik Viktor Näf, Atelier Viktor Näf, Bern Fotos Marianne Brunner, VCS, Bern. Karen Cordes, VCS, Bern. Gabriela Feldmann, Wabern. Urs Michel, Planum, Zürich. Patrick Lüthy, Fotoagentur, Olten. Alain Rouiller, ATE, Genève. Michael Rytz, VCS, Bern. Ville de Genève. VCS 2002 Weiterverwendung Seite 6
8 2. Öffentlichkeitsarbeit durch Betroffene An wen sollte sich die Öffentlichkeitsarbeit durch Betroffene richten, was beinhaltet sie und was wird dadurch bezweckt? An wen? Die Öffentlichkeitsarbeit soll sich an diejenige richten, die von der neuen Zone am meisten betroffen sein werden. Bei verkehrsberuhigten Quartierstrassen sind dies vor allem die Anwohner. Sie sind als Autofahrende (Quartierverkehr ist in der Regel hausgemacht), als Fussgängerinnen, Velofahrer oder als Bewohner innen betroffen. Sie wollen wissen, was sich verändern wird: Aus der Perspektive des Autofahrers, welcher freie Fahrt und genügend Parkplätze wünscht, aus der Perspektive des Anwohners, der eine ruhige Wohnlage schätzt, der Eltern, welche sich um ihre Kinder sorgen usw. Befinden sich innerhalb der Zonen auch noch eine Bäckerei, Druckerei etc., spielen weitere gewerbliche Interessen hinein (Erreichbarkeit, freie Parkplätze). Was? Oft steckt hinter der zu schnellen Fahrweise keine böse Absicht, sondern ein Mangel an Bewusstsein für die Auswirkungen und Gefahren. Notwendigerweise muss deshalb die Öffentlichkeitsarbeit sowohl die Sensibilisierung über die jetzige Situation als auch die Information über Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Situation beinhalten. Welche Vorteile hat eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit? Je mehr Leute positiv von der neuen Idee überzeugt und informiert werden können und das Projekt unterstützen, umso grösser ist der politische Druck für eine rasche Umsetzung. Aber auch die (potentiellen) Skeptiker dürfen nicht vergessen werden: Viele Vorurteile und Ängste welche das Projekt stoppen können, kommen durch einen offensiven Informationsfluss gar nicht erst zum Tragen. Dies bedingt natürlich, dass man Skeptiker auch einbezieht. Seite 7
9 Wie? Die Öffentlichkeitsarbeit sollte immer von einem positiven Geist getragen werden, Schuldzuweisungen sind auf jeden Fall zu vermeiden. Das A und O der Aktionen Aktion gut vorbereiten Zielpublikum definieren Klares Ziel: Was soll mit der Aktion erreicht werden? Zeitpunkt bewusst aussuchen Abklären, ob eine Bewilligung notwendig ist Zuständigkeiten innerhalb der Gruppe während der Aktion regeln Gewaltfreiheit: Aggressivität gegen Andersdenkende vermeiden Forderungen klar formulieren Das Gespräch suchen Erfahrungen auswerten Öffentlichkeitsarbeit: Information vor, während und nach der Aktion nicht vergessen Foto: Marianne Brunner Seite 8
10 Beispiele für Massnahmen Mittels Flugblatt oder Leserbrief in der Lokalzeitung mit guten Argumenten für ihr Anliegen aufmerksam machen Quartierfest: Die Möglichkeiten der Strassennutzung brauchen eine entsprechende Inszenierung: Beim Strassenhockeyturnier, Asphaltbildermalen, bei Musik und Tanz wird die neue Langsamkeit ausgekostet. Die Bedürfnisse der Quartierbewohner mittels Fragebogen kennen lernen. Auch über das VCS-Consulting bestellbar ist das Radargerät Speedgun. Ein einfach bedienbares Mittel, um die im Quartier tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten zu messen. Mit ihm erhalten Sie die notwendigen Fakten, um in Diskussionen die Gefährlichkeit des Verkehrs im Quartier auch belegen zu können. Seite 9
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