5.3. Wechselkursregime Währungskrisen bei festem Wechselkurs
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1 5.3. Wechselkursregime Währungskrisen bei festem Wechselkurs Was passiert, wenn Märkte eine Abwertung erwarten? Mögliche Gründe: 1. Bei xem nominalem WK und hoher Ination ist realer WK überbewertet (z.b. bei hard peg). 2. Aufgrund interner Bedingungen erwarten Märkte sinkende inländische Zinsen. Dies kann durch Freigabe des WK erreicht werden: sinkende Zinsen führen dann zu nominaler Abwertung. Wenn Märkte Abwertung erwarten, erzwingt Zinsparität steigende inländische Zinsen. 1
2 Zinsparität: i t = i t Ee t+1 E t E t d.h. Zinssatz muss ausländischen Zins um die Abwertungsrate übersteigen. Bsp: Wenn Investoren erwarten, dass Währung in 1 Monat um 2% abwertet, muss monatlicher Zins den ausländischen Zins um 2 Prozentpunkte übersteigen und jährlicher Zins um 24 Punkte. Was kann Zentralbank tun? Entweder abwerten oder Parität verteidigen und Zinssteigerung in Kauf nehmen. Dies führt wegen stetigem Ankauf heimischer Währung zudem zu stetig sinkenden Währungsreserven. Erwartung der Abwertung kann selbsterfüllend sein: Erwartung setzt Druck auf WK und Zinsen in Gang, der am Ende zur Abwertung führen kann, selbst wenn ursprüngliche Erwartung grundlos war. 2
3 Spekulative Attacken Warum und wann ereignen sich Währungskrisen? Eine Erklärung: Krise ereignet sich zwangsläug, wenn ein Land versucht, bei xem WK expansive Geldpolitik zu betreiben. Als Folge sinken die Währungsreserven stetig, weil der Abwertungsdruck die Zentralbank zwingt, heimische Währung aufzukaufen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wären die Reserven aufgebraucht und der WK muss freigegeben werden, weil keine Reserven zur Kursstützung mehr vorhanden sind. 3
4 Aber: spekulative Attacken zwingen die Zentralbank schon vorher zur Freigabe des WK. Denition der Geldmenge: Wertpapiere B + Währungsreserven F : M = B + F (1) Bei xem WK und konstanter Geldnachfrage ist Geldmenge konstant: Wenn B steigt, muss F sinken (s. Abb.) Als Folge sind bei konstantem Wachstum von B zu einem bestimmten Zeitpunkt t die Währungsreserven erschöpft. 4
5 M B+F B t* t' F t Abbildung: Spekulative Attacke 5
6 Wann erfolgt eine spekulativen Attacke? Betrachte den Schattenwechselkurs E S, d.h. den WK der sich ergäbe, wenn der WK in Zeitpunkt t freigegeben würde. Bei steigender Geldmenge muss WK wg. Zinsparität sinken. Im GGW muss eine Attacke im Zeitpunkt t erfolgen, in dem E S = Ē, wobei Ē der xe WK ist. Bsp. Sei Ē = 1 (Dollar pro Euro). Wenn der WK bei Freigabe im Zeitpunkt ˆt 0,5 wäre, könnten Investoren die Zentralbank attackieren: wenn sie zum Kurs von 1 alle Währungsreserven aufkaufen und der Kurs freigegeben wird, machen sie einen sicheren Gewinn von 1 Euro pro Euro, den sie in Dollar tauschen. 6
7 Folge: Ein einzelner Investor könnte daher mit Gewinn alle Währungsreserven etwas vor ˆt aufkaufen. Die Attacke kann also nur dann erfolgen, wenn es keinen Sprung nach unten im WK nach der Freigabe gibt. Wenn Investoren erwarten, dass nach Freigabe der WK E S > Ē ist (z.b. 2 Dollar pro Euro) besteht kein Anreiz zur Attacke, da sie Verlust bringen würde. Folge: Spekulative Attacke genau im Zeitpunkt t : Investoren kaufen die gesamten Reserven auf und die Zentralbank gibt den WK frei. In der Folge sinkt der WK, wenn die ZB weiter die Geldmenge ausweitet (s. Abb.). 7
8 E E E S t* t Abbildung: Spekulative Attacke und WK 8
9 Selbsterfüllende Erwartungen Selbst, wenn die ZB heimische Kredite nicht ausdehnt (B konstant), kann eine spekulative Attacke aufgrund selbsterfüllender Erwartungen erfolgreich sein. Angenommen, Märkte erwarten eine Abwertung der Währung, obwohl Währungsreserven konstant sind (z.b. wegen hoher Arbeitslosigkeit o.ä.). Folge: Investoren verkaufen die Währung, um Spekulationsverluste zu vermeiden. Wenn diese Attacke stark genug ist, muss die ZB zur Kursstützung ihre gesamten Reserven aufbringen, so dass sie am Ende den Kurs freigeben muss. Erwartungen sind selbsterfüllend, auch wenn ZB ursprünglich gar keine Abwertung beabsichtigt. 9
10 EWS Krise : hohe Zinsen in Deutschland Aufwertungsdruck auf DM. September 1992: spekulative Attacken auf, Lira und andere Währungen. Einige Länder verteidigten sich, indem sie den Tagesgeldsatz auf bis zu 500 % p.a. anhoben (Schweden). Kapitalanleger verlangten immer höhere Zinsen, so dass es für diese Länder noch teurer wurde, ihre Parität zu verteidigen. Am Ende werteten einige Länder ab (SPA), andere verlieÿen das EWS (ITA, UK). Manche blieben ohne Kursänderung im EWS und mussten dabei substantielle Kosten (Produktionseinbuÿen) in Kauf nehmen (FRA). 1992/1993: weitere Abwertungen, schlieÿlich Bandbreiten von ±15%. 10
11 Abbildung: WK im EWS 11
12 Wahl des WK Regimes Was spricht für exible bzw. xe WK? Bei xen WK verliert ein Land die Möglichkeit eigenständiger Geldpolitik, da ZB die Geldmenge einsetzen muss, um den WK auf dem xen Niveau zu halten. Pro xe WK: Wechselkursschwankungen unter exiblen WK können sehr groÿ sein, was Handel beeinträchtigt. Praxis: Unterschied ist möglicherweise nicht so groÿ: Auch bei xen WK ist Abwertung möglich (Devaluation). 12
13 Optimaler Währungsraum Währungsunion: Länder mit einheitlicher Währung. Mundell (1961): Was ist ein optimaler Währungsraum? Nutzen einer gemeinsamen Währung: Reduktion der Transaktionskosten, die durch Umtausch, Umrechnen etc. entstehen. Baldwin (2005): Euro-Einführung hat Handel in der Eurozone um ca. 5-10% erhöht! 13
14 Kosten der Währungsunion: Verlust von WK und Geldpolitik zur Anpassung an Schocks. Diese Kosten sind umso höher, je asymmetrischer die Schocks unterschiedliche Länder treen, und je weniger exibel die Länder reagieren können. Kriterien für optimalen Währungsraum: 1. Faktormobilität. Als Antwort auf adversen Nachfrageschock können z.b. Arbeiter aus Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit in solche mit niedriger Arbeitslosigkeit wandern. 14
15 2. Wirtschaftliche Integration. Für Länder die hoch integriert sind, wirken externe Schocks ähnlich (Bsp. negativer Nachfrageschock in A wirkt via reduzierte Importnachfrage auch in Land B negativ). 3. Transfermechanismen. Nach adversem Schock können regionale Transfers Einkommenseinbuÿen ausgleichen. Ist EU ein optimaler Währungsraum? Kriterium 2 teilweise erfüllt, aber Arbeitsmobilität ist gering, und EU hat nur geringe Mittel für interregionalen Ausgleich. 15
16 Hard Pegs, currency boards und Dollarisierung Schwellenländer: Einschränkung der Flexibilität, um Ination zu bekämpfen. Hard peg: Fixer WK zu Leitwährung (Dollar, Euro...) Currency board: Zentralbank kauft und verkauft Währung zu festem WK und kann keine Oenmarktgeschäfte durchführen (z.b. Argentinien , Kurs 1 Peso pro Dollar). Dollarisierung: Einführung einer fremden Währung als Zahlungsmittel, typischerweise Dollar (oder DM oder Euro). 16
17 Argentiniens currency board Inationsrate 1990: 2300%! Ab 1991: currency board mit Kurs Peso: Dollar 1:1. Zunächst niedrige Ination und 5% BIP Wachstum bis Dann: Rezession, wegen Aufwertung des Dollar Überbewertung des Peso Handelsbilanzdezit und sinkender Output. 17
18 Ende 2001: aufgund steigender Dezite stellt Regierung Schuldendienst teilweise ein. 2002: Currency board aufgegeben, Peso wertet ab (Juni Dollar/Peso). Firmen mit Schulden in Dollar: starke Aufwertung des Werts der Schulden. Folge: Bankrott und Krise des Bankensystems. 2002: BIP fällt um 11%, Arbeitslosigkeit steigt auf 20 %. 18
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