Fledermausfang im Wald
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- Rudolf Günther
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Fledermausfang im Wald Jagdhabitate identifizieren & erfolgreiche Standortwahl von Japannetzen Prof. Dr. Michael Veith Dr. Ortwin Elle Büro für faunistische Fachfragen Rehweide Linden 1
2 Einleitung: Netzfang eindeutige Artbestimmung Ermittlung von Populationsparametern genetische Analysen (Kot-, Blutentnahme) Telemetrie mögliche Beeinträchtigung der Tiere Erfolg vom Wetter, Nachtzeit, Jahreszeit, lokale Topographie, Habitat abhängig (Fleming et al. 1972, Morrison 1978, Kingston et al. 2003) Fledermäuse sind mit Hilfe ihres Echoortungssystems in der Lage feinste Strukturen im Raum zu erkennen und ihnen auszuweichen; ausgeprägtes Raumgedächtnis (Dietz & Simon in Doerpinghaus et al. 2005, Dietz & Simon 2008) Deshalb wird der Fangerfolg nur unter der Ausnutzung des Überraschungseffekts mittels eines feinmaschigen Netzes an ausgewählten Standorten günstig beeinflusst. 2
3 Ziel der Arbeit Wälder zählen aufgrund ihres dreidimensionalen Aufbaus zu den wichtigsten Lebensräumen für Fledermäuse (Bsp. Celuch & Kropil, 2008) Nicht nur durch die Energiewende rücken Wälder immer mehr in den Fokus des Fledermausschutzes Ziel: Fangerfolg in Relation zum Zeitaufwand erhöhen! 3
4 Hypothesen Einfluss Anzahl der Fangnächte Mehrere Fangnächte in einem Gebiet erhöhen den Fangerfolg unterschiedlicher Arten. Ab einer ausreichenden Wiederholung wird eine Artensättigung erreicht. Erfassungshäufigkeit und -Dauer erhöhen die Quantität und Qualität der Ergebnisse (Chao et al. 2009). Einfluss der Fledermausaktivität Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen der Fledermausaktivität und dem Fangerfolg. An Sammelorten von Fledermäusen, wie Wasserstellen oder auf traditionellen Flugkorridoren werden häufiger Tiere gefangen (Bsp. Kunz & Kurta 1988). 4
5 Hypothese Einfluss der Netzhöhe In Hochnetzen werden überwiegend Arten gefangen, die aufgrund ihres bekannten Flugverhaltens in größeren Höhen jagen. Unterschiedliche Arten, haben spezifische Jagdstrategien, auch in unterschiedlichen Höhen (Bsp. Norberg & Rayner 1987, Neuweiler 1989). 5
6 Hypothesen Einfluss des Netzstandortes Bestand vs. Weg und Bestandsform Der Netzstandort beeinflusst den Fangerfolg hinsichtlich unterschiedlicher Arten- und Individuenanzahl. Im Bestand werden überwiegend Gleaner erwartet. Je nach Bestandstyp werden unterschiedliche Arten gefangen. Arten unterscheiden sich in ihren Jagdstrategien, aufgrund ihrer Flügelmorphologie und Manövrierfähigkeit (Norberg & Rayner 1987). Jede Fledermausart besitzt ein bevorzugtes Jagdhabitat und hält sich in diesem häufiger auf (z.b. Fenton, 1990, Schnitzler & Kalko 2001). 6
7 Hypothesen Einfluss der Vegetation Der Fang von Fledermäusen auf Waldwegen wird von tunnelartigen Strukturen positiv beeinflusst. Der Fang von Fledermäusen im Bestand wird durch die Nähe der Vegetation zu den Netzen beeinflusst. Ein hoher Deckungsgrad hinter den Netzen bedingt eine hohe Fängigkeit. Je dichter die Netze an der Vegetation, umso größer ist der Fangerfolg von Gleanern. Fledermäuse sind in der Lage feinmaschige Netze zu orten. Auf regelmäßig genutzten Flugrouten gelingt ein erfolgreicher Fang, wenn es keine großen Ausweichmöglichkeiten für die Fledermaus gibt (Dietz & Simon in Doerpinghaus et al. 2005). Fledermäuse, die in dichter Vegetation jagen, sogenannte Gleaner, sammeln Beute von Blättern bzw. vom Boden ab (z.b. Dietz et al. 2007, Neuweiler 1989). 7
8 Material & Methoden (2010, 2011) 2012 & einzelne Netzstandorte Boden-, Hochnetze (Japannetze, Maschenweite 14 mm, 80 Dernier, 5 Fangtaschen) mind. 60 m Netzlänge pro Nacht Bestimmung des Abstandes zur erst nächstgelegenen Vegetation Klasse Bedeutung I Netz freistehend >I Einseitig Vegetation in geringer als 1 Meter Abstand zum Netz, oben offen >I< Beidseitig Vegetation in geringer als 1 Meter Abstand zum Netz, oben offen T Beidseitig freistehend, oben durch Vegetation geschlossen >T Einseitig freistehend, oben durch Vegetation geschlossen >T< Netz komplett von Vegetation umgeben 8
9 Material & Methoden Beispielnetzformationen (eine Auswahl aus KUNZ & PARSONS 2009, Il-lustrationen von T. P. McOuat). 9
10 Material & Methoden 4 Habitattypen 10
11 Material & Methoden An 65 Netzen: Einsatz von Batcordern 3.0 (Firma ecoobs GmbH) unabhängige Datenauswertung (verändert nach T.P.McOuat aus KUNZ & PARSONS 2009). 11
12 Ergebnis: Fanghäufigkeit der einzelnen Arten Insg. wurden 292 Individuen in 16 Arten gefangen 12
13 Ergebnis: Bereichsspanne und mittlere Werte der Unterarmlänge und des Gewichts der gefangenen Individuen 13
14 Ergebnis: Anzahl gefangener Individuen in der jeweiligen Bestandsform 14
15 st r ukt ur eiche Bestände r ukt urar mebest ände Ergebnis: Bestandstypen strukturarme Bestände; 16 strukturreiche Bestände; in Prozent % Open & Edge habitat foragers wurden über 80 % auf Waldwegen gefangen. Closed habitat foragers wurden über 70 % mitten in Beständen gefangen. S.Thorn 15
16 Ergebnis: Deckungsgrad Fangerfolg in Abhängigkeit des Vegetationsabstandes zum Fangnetz I Fangerfolg im Bestand >I >I< T >T >T< Fangerfolg in % Der Fangerfolg auf Waldwegen lag über 90 % bei Netzkonstruktionen, die den Weg tunnelartig abspannen. 16
17 Fangstandorte Bechsteinfledermaus einschichtige Laubwaldbestände Rotbuche in mittlerem Baumholz dichter Kronenschluss, inhomogener spärlicher Unterwuchs Boden größtenteils mit Laub bedeckt Kl. Hohlwege in Beständen Große Bartfledermaus lichtere Wälder; braucht Raum zum fliegen Überwiegend auf bedeckten (Gras oder Farn) Hohlwegen. In mehrschichtigen Laub- oder Mischbeständen Kein Fang Junger Wald mit Stangenholz dichte Bestände, kaum Flugraum Hallenwälder ohne Tunnelstrukturen für die Netze 17
18 Mittelwerte aus n= Ergebnis: Hochnetze Arten Individuen Anzahl Hochnetze Mittlere gefangene Arten- und Individuenzahlen (aus n= 66) mit Anzahl aufgebauter Hochnetze. 18
19 Ergebnis: Fanghöhe Müller et al. 2013, Forest Ecology and Management rot: Open-habitat foragers, kein: Edge-habitat foragers, blau: Closed-habitat foragers. 19
20 20
21 Ergebnis: Prozentualer Anteil der Fangereignisse je nach Fledermausaktivität 21
22 Anzahl gefangener Individuen Ergebnis: Fledermausaktivität 17 Aufnahmen von Soziallauten ausschl. von adulten männlichen Tieren keine Rufaufnahme während der Fangzeit Rufaufnahme während der Fangzeit S +S S +S +S 0 P. pipistrellus E. serotinus M. myotis M. brandtii/ mystacinus B. barbastellus N. leisleri Plecotus spec. M. nattereri M. spec. Arten 22
23 Sozialrufe Sozialruf der Brandtfledermaus, Myotis brandtii. und der Bartfledermaus, Myotis mystacinus 23
24 Sozialrufe 24
25 Sozialrufe 25
26 Ergebnis: Artnachweise mit Hilfe der Detektor und der Fangmethode, Mittelwerte aus N = 22 ± SE. 9 x Bechsteinfledermaus 6 x Kleine Bartfledermaus 5 x Braune Langohr 3 x Große Bartfledermaus 2 x Fransenfledermaus Bioakustische Artbestimmung ist nicht immer möglich durchschnittlich können nur 20 % aller Myotis Rufe in einem Untersuchungsgebiet eindeutig auf Artniveau bestimmt werden (eigene Untersuchung) Die Unterscheidung von Großer / Kleiner Bartfledermaus sowie Braunem / Grauem Langohr ist nicht möglich. 26
27 Ergebnis: Durchschnittliche Artenakkumulationskurve bis fünf Fangnächte mit Standartfehlerbalken. 27
28 Zusammenfassung Folgende Parameter scheinen für einen erfolgreichen Fledermausfang in abnehmender Reihenfolge ausschlaggebend zu sein (Test Fänge vs. Nichtfänge): Mischbestand Laubmischbestand strukturarm Buchenhallenbestand Weg Netz dicht im Bestand strukturreich 1. In Hochnetzen werden überwiegend Arten gefangen, die aufgrund ihres bekannten Flugverhaltens in größeren Höhen jagen. 2. Im Bestand werden überwiegend Gleaner erwartet. 3. Ein hoher Deckungsgrad hinter und über den Netzen bedingt eine hohe Fängigkeit. 4. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen der Fledermausaktivität und dem Fangerfolg. Nadelbestand Netz freistehend Netz oben dicht 28
29 Fazit Im Rahmen der Eingriffsplanung von Windkraftanlagen in Wäldern sind zur Bearbeitung der Fledermäuse neben den akustischen Erfassungsmethoden Netzfänge unerlässlich. Artspezifische Habitatansprüche, bevorzugte Flughöhen sowie die Verschiebung der Jagdgebiete je nach Witterung und Saison sollten bei der Wahl der Netzstandorte bedacht werden. weitere Untersuchungen bzgl. Netztypen und Einsatz von Klangattrappen empfehlenswert Empfehlungen für eine standartisierte Methode Artikel 29
30 Ausgewählte Quellen Dietz, V. M. & Simon N. (2008). Fledermäuse im Kellerwaldedersee, Vom Arteninventar zur Zönosenforschung (pp. 1 88). Doerpinghaus A., Eichen C., Gunnemann H., Leopold P., Neukirchen M., Petermann J., Schröder E. (2005): Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft (20), Bonn 449 S. Fenton, M. B. (1988). Detecting, recording, and analyzing vocalizations of bats. Ecological and behavioral methods for the study of bats. T. H. Kunz. Washington D.C., Smithonian Institution Press. Kalko, E. K. V, & Handley, C. O. (2001). Neotropical bats in the canopy : diversity, community structure, and implications for conservation, Kunz, T. H., & Brock, C. E. (1975). A Comparison of Mist Nets and ultrasonic detectors for monitoring flight activity od bats. Journal of Mammalogy, 56(4), Kunz T. H. & Parsons S. (2009): Methods of Capturing and Handling Bats. Müller J., Mehr M., Bässeler C., Fenton B., Hothorn T. (2012): Aggregative response in bats: prey abundance versus habitat. Oecologia (2012) 169: Neuweiler, G. (1989). Foraging ecology and audition in echolocating bats. Trends in ecology & evolution, 4(6), doi: / (89) Norberg, U., & Rayner, J. (1987). Ecological morphology and flight in bats (Mammalia; Chiroptera): wing adaptations, flight performance, foraging strategy and echolocation. Philosophical Transactions of the Royal Society 316(1179), Runkel V. (2008): Mikrohabitatnutzung syntoper Waldfledermäuse. Ein Vergleich der genutzten Strukturen in anthropogen geformten Waldbiotopen Mitteleuropas Der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg. Doktorarbeit 30
31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Lea-Su Angetter Mail: Tel.: 069/ Mobil:
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