Einführung Syntaktische Funktionen
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- Jürgen Glöckner
- vor 7 Jahren
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1 Syntax I Einführung Syntaktische Funktionen Syntax I 1
2 Syntax allgemein Syntax befasst sich mit den Regeln, mit denen man Wörter zu grammatischen Sätzen kombinieren kann. Es gibt unterschiedliche Modelle für eine Analyse bzw. Darstellung dieser Regeln: Topologisches Modell, X-bar Theorie. Bevor wir Satzanalysen mit unabhängigen formalen Kategorien durchführen, befassen wir uns zuerst mit den syntaktischen Funktionen und finden heraus, welche Rolle Konstituenten in ihrem synatktischen Umfeld spielen. Syntax I 2
3 Syntaktische Funktionen Konstituente: ist ein einzelnes Wort oder eine Gruppierung von Wörtern, die nur zusammen verschoben/ersetzt werden können. a. Der kleine Junge nervt. Er nervt. b. Wir sahen den Unfall. Den Unfall sahen wir. Syntaktische Funktionen werden von sogenannten Satzgliedern erfüllt. Hierbei werden die Begriffe Subjekt, Objekt, Adverbiale, Attribut, etc. verwendet. Schulunterricht! Ein guter Überblick zu diesem Thema mit Übungsaufgaben ist in Pittner/Bermann Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. Kapitel 3 zu finden. Syntax I 3
4 Syntaktische Funktionen Syntaktische Funktionen beschreiben Konstituenten aufgrund der Rolle, die sie in ihrem syntaktischen Umfeld spielen. Dass Form & Funktion einer Konstituente unterschieden werden müssen, zeigt sich an folgenden Beispielen: a. Ich genieße jeden Tag. b. Ich genieße jeden Tag das Frühstück. c. Das Frühstück jeden Tag genieße ich wirklich. Formal: alle Nominalphrasen Funktional: Akk-Obj, Adverbial, Attribut Syntax I 4
5 Syntaktische Funktionen Auch der umgekehrte Fall ist möglich: a. Er verspricht eine pünktliche Bezahlung. b. Er verspricht, pünktlich zu zahlen. c. Er verspricht, dass er pünktlich zahlt. Funktional: alle Akk-Obj Formal: Nominalphrase, Infinitivsatz, dass-satz FAZIT: Es gibt keine 1:1-Entsprechung zwischen syntaktischen Funktionen und syntaktischen Kategorien/Wortarten. Syntax I 5
6 Subjekt Nomen, Pronomen, NP, Satz; Kongruenz mit finitem Verb, Nominativ. a. Leider musste das Seminar ausfallen. b. Es regnet. c. Wer auf dem Killesberg wohnt, hat viel Geld. d. Dass du zu spät kommst, macht nichts. Subjekte können durch wer? oder was? erfragt werden. Syntax I 6
7 Objekte Nomen, Pronomen, NP oder Satz können Objekte sein. Sie werden vom Verb gefordert. Es gibt unterschiedliche Arten von Objekten. Akkusativ-Objekte: Karin lernt Vokabeln./Arno fragt sich, wo die Buntstifte sind./ich trage, was alle tragen. Durch wen? oder was? erfragbar. Dativ-Objekte: Diesem Kerl kann man nichts anvertrauen./wem dies glückt, gehört unsere Anerkennung. Durch wem? oder was? erfragbar. Syntax I 7
8 Objekte Genitiv-Objekte: Er sollte sich des Mülls entledigen./die Arbeit bedarf einer sorgfältigen Überarbeitung. Kann durch wessen? erfragt werden. Präpositional-Objekte: Er freute sich über das Geschenk./Du wirst dich an den strengen Ton gewöhnen./ich werde Sie informieren, ob es klappt./ich wundere mich, dass er nicht kommt. Können durch präpositionale Elemente ersetzt/erfragt werden: darüber/worüber, darauf/worauf, daran/woran...etc. Syntax I 8
9 Prädikat Das Prädikat beinhaltet alle finiten und infiniten Verben des Satzes. Prädikate können einfach oder komplex sein. a. Karl schnarcht. - einfach b. Ohne sich dafür zu schämen... - einfach c. Meldest du dich für das Seminar an. - einfach d. Ich bin nach Hause gefahren. - komplex e. Ich gehe einkaufen. - komplex f. Sie scheint endlich zu schlafen. - komplex Das Prädikat wird oft nicht als wirkliches Satzglied angesehen, da es nicht erfrag- oder ersetzbar ist. Viel mehr steht es über den Satzgliedern (Pittner/Bermann 2004). Syntax I 9
10 Adverbiale Werden nach ihrer Bedeutung unterschieden, z.b. temporal, lokal, modal etc. Für uns hier genügt einfach die Bestimmung der syntaktischen Funktion. Adverbiale sind nicht vom Verb geforderte Elemente. Sie geben uns zusätzliche Information über die vom Verb ausgedrückte Aktion. a. Eines Tages sehen wir uns wieder. b. Ich stehe hier schon den ganzen Abend herum. c. Steht das finite Verb am Anfang, handelt es sich um einen V1-Satz. d. Wo Teiche sind, gibt es Frösche. können durch temporale, modale & kausale Elemente erfragt oder ersetzt werden: wann?/dann, wo?/dort, wie lange?/so lange, wie?/so, etc. Manche Adverbiale sind auch Satz-Kommentare: Leider.../Hoffentlich... etc. Syntax I 10
11 Prädikativ Die Kopulaverben sein, werden, bleiben, schließen noch eine andere Konstituente an, die sich auf das Subjekt bezieht. Dies sind die Prädikative, die Eigenschaften des Subjekts beschreiben. Daher heißen sie Subjekt-Prädikative. a. Sie ist müde. b. Er wird mal König von England. c. Das Büro ist im Keller. d. Berlin bleibt, wie es war. Syntax I 11
12 Prädikativ Andere Prädikative mit anderen Verben können sich auf Objekte beziehen. Daher heißen sie Objekt-Prädikative: a. Sie nannte ihn einen Trottel. b. Sie hat ihn zum Vize gemacht. c. Ich finde das außerordentlich spannend. Syntax I 12
13 Attribute Beziehen sich in der Regel auf ein Nomen; sind NPs, Relativsätze, Konjuktionalsätze, w-sätze, Adjektive, PPs. Attribute tragen Information zu der Phrase, auf die sie sich beziehen, bei. a. Die Entstehung der Welt Genitiv-NP b. Die Fahrt nach Dresden PP c. Die Idee, dass man dort hochklettern kann Satz d. Die Frage, wann er kommt Satz e. Der Hund, den Peter gesehen hat Satz f. Der große Hund Adj Auch Attribute sind im strengen Sinn keine Satzglieder: sie sind TEILE von Satzgliedern (und werden daher bei der Analyse oft vergessen). Syntax I 13
14 AUFGABE Analysieren Sie die folgenden Sätze (und ihre eingebetteten Nebensätze) nach ihren syntaktischen Funkionen. a. Peter zerstört den Bildschirm. b. Die Frage, ob wir ihm trauen wollen, beschäftigt uns sehr. c. Er versuchte Maria zu beeindrucken. d. Peter kann die Katze, die in seinen Garten kommt, nicht leiden. e. Maria hofft auf Sonne. f. Er will Lehrer werden. Syntax I 14
15 AUFGABE a. Peter zerstört den Bildschirm. Peter: Subjekt, zerstört: Prädikat, den Bildschirm: Akk-Obj b. Die Frage, ob wir ihm trauen wollen, beschäftigt uns sehr. Die Frage, ob wir ihm trauen wollen: Subj, ob wir ihm trauen wollen: Attribut, beschäftigt: Prädikat, uns: Akk-Obj, sehr: Adverbial. Nebensatz: wir: Subj, ihm: Dat-Obj, trauen wollen: Prädikat c. Er versuchte Maria zu beeindrucken. Er: Subj, versuchte zu beeindrucken: Prädikat, Maria: Akk-Obj Syntax I 15
16 AUFGABE d. Peter kann die Katze, die in seinen Garten kommt, nicht leiden. Peter: Subj, kann leiden: Prädikat, die Katze, die in seinen Garten kommt: Akk-Obj; Attribut: die in seinen Garten kommt, Nebensatz: die: Subj, in seinen Garten: PP-Objekt, kommt: Prädikat. e. Maria hofft auf Sonne. Maria: Subj, hofft: Prädikat, auf Sonne: PP-Objekt f. Er will Lehrer werden. Er: Subj, will werden: Prädikat, Lehrer: Subjekt-Prädikativ Syntax I 16
17 Überblick Prädikat kann nicht erfragt, ersetzt werden Satzglieder: Subj, Obj, Prädikativ, Adverbial können verschoben, ersetzt, erfragt werden Teile von Satzgliedern: Attribute können nur zusammen mit dem Element, auf das sie sich beziehen, verschoben, ersetzt, erfragt werden Syntax I 17
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