Zur Struktur der Verbalphrase
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- Sarah Auttenberg
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1 Zur Struktur der Verbalphrase Ein formales Kriterium zur Verbklassifikation: V ist ein intransitives Verb (ohne Objekte) schlafen, arbeiten, tanzen,... (1) Klaus-Jürgen schläft. V ist ein transitives Verb (mit einem Objekt) lieben, kennen,... (2) Klaus-Jürgen liebt Ingeborg. V ist ein ditransitives Verb (mit zwei Objekten) geben, schenken,... (3) Klaus-Jürgen schenkt Ingeborg ein Buch. Ein Sonderfall: Impersonale Verben (es regnet, es schneit,... sind semantisch nullstellige Prädikate) Zur Struktur der Verbalphrase (4) a. (dass) Maria lacht b. (dass) Friedolin Maria liebt In (34a) ist das intransitive Verb lachen der Kopf der Verbalphrase, das Subjekt Hans steht in SpecV. Das transitive Verb lieben in (34b) hat das direkte Objekt Maria als Komplement, das Subjekt Friedolin steht in SpecV: VP VP NP V NP V Maria lacht Friedolin NP V Maria liebt
2 Zur Struktur der Verbalphrase (5)(dass) Hans Maria das Buch gibt Das direkte Objekt von geben ist die DP das Buch, das indirekte Objekt die NP Maria, und die NP Hans ist Subjekt. Diese Elemente werden in dieser Reihenfolge mit V zusammengefügt ( gemergt ): VP NP V Hans NP V Maria DP V das Buch gibt Finale und initiale Köpfe Eine Generalisierung aus der Morphologie: Der Kopf eines komplexen Worts steht im Normalfall rechts. Lässt sich das in der Syntax aufrecht erhalten? Der Kopf von Verbalphrasen steht rechts: [XP YP... ] Der Kopf von Präpositionalphrasen steht links: [... ] Der Kopf von Nominalphrasen steht links: [... ] Der Kopf von Determinerphrasen steht links: [... ] Ob der Kopf einer Phrase links oder rechts vom Komplement steht, ist von Kategorie zu Kategorie verschieden.
3 Argumentstruktur Valenz bestimmt die Kombinationsmöglichkeiten eines Worts (einer syntaktischen Einheit) semantische Anforderungen eines Worts bzw. Prädikats (Anzahl der notwendigen Argumente und Art dieser Rollen der semantisch notwendigen Ergänzungen)! Thematische Rollen syntaktischen Anforderungen eines Worts bzw. Prädikats an die Realisierung/Besetzung solcher Argumentpositionen Subkategorisierung/Selektion [Semantische Anforderungen nennt man auch s-selektion, kategoriale/syntaktische Anforderungen c- Selektion.] Argumentstruktur Thematische Rollen: Verben (Prädikate) beschreiben bestimmte Situationen oder Ereignisse, in denen bestimmte Partizipanten/Objekte notwendigerweise eine Rolle spielen und in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. (6) Hans gibt Gerlinde einen Korb Ein Ereignis, in dem ein Objekt (Thema) hier: ein Korb von einem Handelnden (Agens) hier: Hans an jemand oder etwas (Rezipient) hier: Gerlinde (weiter-) gegeben wird. geben ist ein dreistelliges Prädikat, das mit einem Agens-Argument, einem Thema-Argument, und einem Rezipienten-Argument realisiert wird
4 Thematische Rollen Agens Jemand/etwas handelt oder verursacht etwas (7) a. Hugo schenkt ihm ein Gummibärchen. b. Fritz trocknet die Wäsche. Thema (Patiens) etwas/jemand wird einer Veränderung unterworfen (8) Hugo schenkt Sigrid das Buch. Rezipient - jemand bekommt etwas (zu seinem Vorteil oder Nachteil) (9) Friedolin vermacht ihm das Hundefutter. Experiencer - jemand/etwas, das Empfindungen oder Wahrnehmungen hat: (10) Egon hasst die Bibliothek. Thematische Rollen Quelle Ausgangsort (einer vom Prädikat ausgedrückten Bewegung/Handlung) (10) Egon kaufte das Buch von Hugo Ziel Zielort (einer vom Prädikat ausgedrückten Bewegung/Handlung). (11) Hubert folgte ihm zum Bahnhof Proposition Rolle, die ein Subjekt- oder Objektsatz bezüglich seines Prädikats spielt: (12) Dass es schneit, freut mich.
5 Subkategorisierung/Selektion Kategorien, die in der Argumentstruktur eines Wortes stehen, werden subkategorisiert (c-selegiert): (13) zerstören: [DP nom. DP akk. ] Ag. Th. Die Festlegung der Kasus von subkategorisierten Phrasen nennt man auch Rektion. Die höchste DP erhält im Normalfall den Nominativ. Das muss nicht ein Agens sein: (14) Die Rose Th. verblüht. Bei Passivierung ändert sich die Argumentstruktur: (15) a. Er Ag. zerstört das Haus Th.. b. Das Haus Th. wird zerstört. Subkategorisierung/Selektion Selektionsanforderungen anderer Kategorien: P selegiert sein Objekt: (16) mit: [ DP dat. ] D ist entweder intransitiv (ein Pronomen) oder selegiert eine DP oder NP (mit der sie kongruiert): (17) der: [ DP] Overte C-Elemente selegieren eine finite Kategorie (theorieabhängig: VP oder IP) (18) dass: [ VP fin ] (oder [ IP fin ])
6 Lexikoneinträge: Die semantischen und syntaktischen Informationen der Argumentstruktur eines lexikalischen Ausdrucks können in seinem Lexikoneintrag zusammengefasst werden: (19) [weck-]: SYN: V [DP nom1, DP akk2, (PP p=aus3 ) ] SEM: Handlung, x1:ag., x2:pat., x3:quelle WECK(x1, x2, x3) wecken ist ein dreistelliges Verb mit der thematischen Struktur: Das erste Argument x1 ist das Agens der Handlung, das zweite Argument x2 ist das Patiens der Handlung, das dritte Argument x3 ist die Quelle x1, x2, werden als Nominalphrasen im Nominativ (x1) und Akkusativ (x2) realisiert, X3 ist fakultativ und wird, wenn überhaupt, als PP mit der Präposition aus realisiert Grammatische Relationen Eine funktionale/relationale Perspektive auf den Satz: Welche Funktion hat eine sprachliche Einheit in ihrer syntaktischen Umgebung (d.h., im Satz)? (Komplexes) Prädikat (20) Das Kind hat oft die Katze gequält Subjekt Adverbial Objekt Grammatische Funktionen sind phrasenorientiert: Die Funktionen Subjekt, Objekt, Adverbial,... werden an phrasale Kategorien zugewiesen.
7 Einige relevante grammatische Relationen: Subjekt tritt in finiten Sätzen auf (allerdings nicht immer: Mir graut vor morgen, Hier wird getanzt). Realisiert werden Subjekte durch DPs oder NPs (Nomen, Pronomen, komplexe Nominalphrasen) im Nominativ und verschiedene Arten von Sätzen (21) a. Der Vortrag belastete ihn b. Es ärgert mich. c. Dass ein Satz ein Subjekt ist, freut mich. Zwischen Nominativ-Subjekten und dem finiten Verb besteht Kongruenz hinsichtlich Person- und Numerusmerkmalen: Ich 1.ps., sg. war 1.ps.,sg. da Objekt tritt in verschiedener Form auf: Akkusativ-, Dativ-, Genitivobjekte sowie Präpositionalobjekte. Wie bei Subjekten gibt es auch sententiale Objekte: (22) a. Hans hat diesen Hund gefüttert. b. Man kann dem Kerl nichts sagen c. Er entledigte sich seiner Aufgabe. d. Hans wartet auf seine Freundin. e. Hans bezweifelt, dass er kommt. Prädikate sind im Normalfall Verben. Das finite und die infiniten Verben eines Satzes bilden ein komplexes Prädikat: (23) Hans hat zuviel Wein getrunken.
8 Adverbiale beziehen sich meist auf Adjektive oder Sätze, haben unterschiedliche semantische Funktionen und werden sehr verschieden realisiert: (24) a. Er arbeitet oft/jeden Mittwoch/im Winter. b. Sie hat vor Freude geweint c. Er starb, bevor er reich werden konnte. Prädikative weisen dem Objekt, über das sie prädizieren, Eigenschaften zu und können auf das Subjekt (a) oder ein Objekt (b) bezogen werden: (25) a. Maria ist reich/ärztin. b. Sie findet das Buch etwas teuer. Attribute sind keine Satzglieder, sondern in der Regel auf ein Nomen bezogen. Zur Ableitung der Satzstruktur (26) dass Egon dieses Buch kennt Lexikalisch vorgegebene Projektionen/Phrasen: dass ist ein C-Element, das eine finite VP selegiert und eine CP projiziert Egon ist ein N und projiziert eine NP dieses ist ein D, das (hier) eine NP selegiert und eine DP projiziert Buch ist ein N und projiziert eine NP kennt ist ein transitives finites Verb und projiziert eine VP
9 Zur Ableitung der Satzstruktur Eine besonders einfache Struktur für VE-Sätze: (27) CP C VP dass NP V Egon DP V D NP kennt dieses Buch Zur Ableitung der Satzstruktur Eine komplexere Struktur mit dem funktionalen Kopf I als eigenständiger funktionaler Kategorie: (28) CP C IP dass NP I Egon VP I NP V kennt (Egon) DP dieses Buch V (kennt)
10 Zur Ableitung von V1- und V2-Sätzen Das finite Verb wird aus seiner Kopfposition in die Kopfposition von C verschoben ( bewegt ): (29) CP C kennt VP NP V Egon DP dieses Buch V (kennt) Zur Ableitung von V2-Sätzen Eine Phrase wird in die Spezifikatorposition von C (eine phrasale Position) verschoben ( bewegt ): () CP NP C Egon C VP kennt NP V (Egon) DP V (kennt) dieses Buch
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