Akupunktur in der Suchtbehandlung

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1 Akupunktur in der Suchtbehandlung Workshop im Rahmen der 96. Wissenschaftlichen Jahrestagung des buss am 17. März 2010 in Berlin Wolfgang Weidig, Fachklinik Bokholt, Bokholt-Hanredder Wolfgang Altenhofen M.A., Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll, Hamburg Suchtakupunktur Suchtakupunktur reicht zurück auf die 1973 veröffentlichten Erfahrungen des Hongkonger Neurochirurgen H.L.WEN. Er registrierte, dass Opiumabhängige, die in Vorbereitung auf einen operativen Eingriff zur Schmerzbekämpfung mit Elektroakupunktur behandelt wurden, über ein Nachlassen von Entzugssymptomen berichteten. Stimuliert worden war der Lungenpunkt.

2 Das NADA-Protokoll Die Erfahrungen von WEN wurden von dem Psychiater M.O.Smith am Lincoln Hospital (NY) adaptiert, durch 4 weitere Punkte ergänzt und (statt Methadon) ab 1976 als Regelbehandlung im ambulanten Entzug eingesetzt. Täglich werden ca. 250 Pat. behandelt. Seit Gründung der National AcupunctureDetoxification Association (NADA) 1985 werden die 5 Punkte als NADAProtokoll bezeichnet. Diese Behandlungsform wird mittlerweile in fast allen Ländern der Erde zur Behandlung Suchtmittel-abhängiger und psychisch belasteter Menschen eingesetzt. Welche Punkte werden genadelt? Beim NADA-Protokoll handelt sich um die Ohrakupunkturpunkte Vegetativum Shenmen Niere Leber Lunge

3 Einsatzmöglichkeiten Das NADA-Protokoll wird mittlerweile in unzähligen Kliniken und ambulanten Einrichtungen überwiegend im Suchtbereich, mittlerweile auch in vielen psychiatrischen Abteilungen eingesetzt. Sowohl in der forensischen Abteilung der Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll als auch in der Haftanstalt Fuhlsbüttel kommt das NADA-Protokoll erfolgreich zum Einsatz. (In England gehört es zur Standardbehandlung in allen Haftanstalten). Stationärer Entzug Mit der 1991 eröffneten Fachklinik Bokholt (bis 1998 Reha-Klinik Agethorst) konnte nachgewiesen werden, dass Drogenabhängige ausschließlich mit Akupunktur (u.a. dem NADA-Protokoll) von Opiaten entgiftet werden können. Weit mehr als Patienten wurden mittlerweile auf diese Weise erfolgreich entzogen. Die dortigen positiven Erfahrungen führten 1993 zur Gründung der deutschen NADA, die allein im Jahr 2009 mehr als 500 MitarbeiterInnen von Kliniken und Ambulanzen bundesweit ausgebildet hat.

4 Die Wirkungen Suchtakupunktur wirkt stoffunspezifisch. Sie bewirkt eine deutliche Reduzierung des Suchtdrucks (Craving). Affekte und verschüttete Gefühle werden im Rahmen der Behandlung verstärkt wahrge-nommen und öffnen für therapeutische Prozesse. Die Behandlung wirkt bereits, ohne dass der Patient etwas über seine Probleme/Traumata berichtet haben muss (nonverbaler Zugang). Weitere Wirkungen Reduktion von Entzugssymptomen Reduzierung innerer Unruhe Stressreduktion Regulierung des Schlafrhythmus Aufheben von Denkblockaden

5 Erfahrungen aus psychiatrischen Einrichtungen Anhaltende psychische Stabilisierung Beruhigungseffekt bei Borderlinestörungen Verringerung von Impulshandlungen Patienten seien zentrierter und konzentrierter Behandlung wird als Stärkung erlebt Gute Effekte bei Depressionen und Angststörungen Steigerung der Behandlungsmotivation Fazit Akupunktur nach dem NADA-Protokoll unterstützt die therapeutische Behandlung bei allen Suchtproblemen, bei psychischen Störungen, bei Stress- und Burnout- Symptomatik und bei traumatisierten Menschen. Die Reduzierung des Cravings bei Suchtproblemen trägt zu einer längerfristigen Stabilisierung bei. Die Behandlungsmethode ist leicht erlernbar und gut in das übrigen Setting integrierbar. Mit geringem Kostenaufwand bei hohem Nutzen ist die Methode preisgünstig und effektiv.

6 Weitere Informationen Zu Fragen zum NADA-Protokoll, zu Aktivitäten der NADA und zu Fortbildungsmöglichkeiten, siehe auch Zu Fragen zum stationären akupunkturgestützten Entzug in der Fachklinik Bokholt (therapiehilfee.v.):