Telematikanwendungen in der Geriatrie
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- Friederike Berger
- vor 7 Jahren
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1 7. OWL-Forum Gesundheitswirtschaft Paderborn Telemedizin und E-Health im Gesundheitswesen - Pflegeforum - Telematikanwendungen in der Geriatrie Potenziale, Probleme und Anwendungserfahrungen Forschungsgruppe Geriatrie am Evangelischen Geriatriezentrum Berlin (EGZB) Charité, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
2 Evangelisches Geriatriezentrum Berlin ggmbh Geriatrische Klinik mit stationärer und teilstationärer Rehabilitation Beratungsstelle für ältere Mitbürger Gedächtnisambulanz Tagespflege Seniorenpflegeheim Forschungsgruppe Geriatrie, Charité, Humboldt-Universität zu Berlin Akademie für Fort- und Weiterbildung
3 Selbstverständnis der Altersmedizin Geriatrie ist ein multi- und interdisziplinäres Behandlungskonzept, das trotz Erkrankung auf den maximalen Erhalt von Selbständigkeit bis ins hohe Alter ausgerichtet ist. Neben Akutbehandlung und Prävention ist das Ziel geriatrischer Behandlung, die Lebensqualität Betroffener mit chronischen Erkrankungen und dauerhaften Funktionseinbußen zu erhalten oder zu verbessern und Folgeerkrankungen zu verhindern oder zumindest zu begrenzen.
4 Das Altern hat viele Gesichter - Heterogenität - Ältere Menschen sind eine sehr heterogene Gruppe: breite Altersspanne breite Spanne an Können, Wissen und Erfahrung breite Spanne an sozialen Beziehungen sehr unterschiedlicher Gesundheitsstatus sehr unterschiedliche wirtschaftliche Verhältnisse sehr unterschiedliche Bedürfnisse
5 Das Altern hat viele Gesichter - Aktivität und Leistungsfähigkeit - Ältere Menschen sind häufig bis ins hohe Alter hinein aktiv, lern- und leistungsfähig und motiviert. Ältere Menschen bewerten ihre Lebenssituation meist positiver, als man aufgrund der Verluste an Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Sozialkontakten erwarten würde. Ältere Menschen sind nicht nur Hilfsempfänger, sondern leisten häufig selbst noch Unterstützung oder Pflege (als Eltern, als Ehepartner, als Freunde oder Bekannte).
6 Das Altern hat viele Gesichter - Einbußen und Verluste - Ältere Menschen leiden häufig unter Funktionseinbußen und an verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen. Im Alter müssen Lebensgewohnheiten daher häufig angepasst sowie Einbußen und Verluste kompensiert werden. Erkankungen mit Funktionseinschränkungen, insbesondere Mobilitätseinbußen führen zu erhöhtem Bedarf an Information, medizinischer und pflegerischer Versorgung, funktionserhaltenen Maßnahmen und Sozialkontakten.
7 Dem komplexen Bedarf des Umgangs mit multiplen Erkrankungen und verschiedenen Funktionseinbußen kann durch die bestehende ambulante medizinische und pflegerische Versorgung einerseits und die Hilfeleistungen des sozialen Netzes andererseits oft nur unzureichend entsprochen werden.
8 Wird dem Bedarf nicht entsprochen, drohen weiterer Funktionsverlust und Folgeerkrankungen mit erhöhtem Pflege- und Versorgungsbedarf, häufige Inanspruchnahme ambulanter und vor allem stationärer Behandlung, zunehmender Verlust an Autonomie, Lebensqualität und Lebenszufriedenheit.
9 Der Anstieg des Anteils der Älteren in der Bevölkerung, die Zunahme von Ein-Personen-Haushalten und zunehmende medizinisch-pflegerische Versorgungsdefizite aus ökonomischen aber auch aus strukturellen Gründen (z.b. medizinische Mangelversorgung in ländlichen Gebieten) lassen schon jetzt einen ansteigenden ergänzenden Versorgungsbedarf erkennen, für den neue Konzepte entwickelt werden müssen.
10 Daraus ergeben sich für den Einsatz von Telematik in der Altersmedizin folgende zentrale Fragen: Kann moderne Informations- und Kommunikationstechnologie bestehende Behandlungs- und Versorgungsstrukturen in Geriatrie und Altenpflege sinnvoll ergänzen? Können ergänzende Dienstleistungsangebote zum aktiven Umgang mit der eigenen chronischen Erkrankung und den Funktionseinbußen beitragen und dadurch Selbstständigkeit und Lebensqualität weitgehend erhalten? Lassen sich ein Fortschreiten der Erkrankungen und eine Zunahme der Funktionsverluste minimieren und damit die Beanspruchung kostenintensiver Medizin und Pflege reduzieren?
11 Beispiele und Erfahrungen aus der TeleReha-Studie * Machbarkeitsstudie zu einem geriatrisch-rehabilitativen und sozial-kommunikativen Konzept am Evangelischen Geriatriezentrum Berlin *gefördert durch Deutsche Telekom-Berkom Berlin
12 Ansatzpunkte für telematikunterstütztes Dienstleistungsangebot Bereitstellung von gesundheitsbezogenen Informationen mit Interaktionsmöglichkeit (Verbesserung der gesundheitsbezogenen Informiertheit, Stärkung der Eigenverantwortung) Anleitung zu Eigenprogrammen zum Funktionserhalt (Sturzprophylaxe, Prophylaxe kardiovaskulärer Akutereignisse) Monitoring der Medikamenteneinnahme zur Verbesserung der Medikamentencompliance und Verhinderung von unkontrollierter Polypharmazie Kontinenzerhalt und Kontinenzförderung durch engmaschiges Beratungs- und Interventionskonzept Interaktives Ernährungsmanagement mit Schwerpunkt auf Vermeidung von Fehl- und Mangelernährung Psychosoziale Aktivierung zur Prävention sozialmedizinischer Risiken (Demenz, Depression, Suizidprophylaxe) Entlastung und aktive Einbindung der Angehörigen (Prophylaxe, Aktivierung)
13 Ansatzpunkte für telematikunterstütztes Dienstleistungsangebot Bereitstellung von gesundheitsbezogenen Informationen mit Interaktionsmöglichkeit (Verbesserung der gesundheitsbezogenen Informiertheit, Stärkung der Eigenverantwortung) Anleitung zu Eigenprogrammen zum Funktionserhalt (Sturzprophylaxe, Prophylaxe kardiovaskulärer Akutereignisse) Monitoring der Medikamenteneinnahme zur Verbesserung der Medikamentencompliance und Verhinderung von unkontrollierter Polypharmazie Kontinenzerhalt und Kontinenzförderung durch engmaschiges Beratungs- und Interventionskonzept Interaktives Ernährungsmanagement mit Schwerpunkt auf Vermeidung von Fehl- und Mangelernährung Psychosoziale Aktivierung zur Prävention sozialmedizinischer Risiken (Demenz, Depression, Suizidprophylaxe) Entlastung und aktive Einbindung der Angehörigen (Prophylaxe, Aktivierung)
14 Vernetzungskonzept Zentrale mit geriatrischer Kompetenz Klinik Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten Betroffene und Angehörige Beratungsstelle Geriatrisches Zentrum
15 Säulen des Kommunikations- und Informationsangebotes Kommunikation mit mitgeronto- professionell besetzter Zentrale Nutzung eines eines elektronischen Informationsdienstes Kommunikation zwischen den den Studienteilnehmern
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20 Kontaktfrequenzen während der Erprobungsphase Ende der Erprobungsphase 1600 Absolute Häufigkeiten (N) Erprobungswoche
21 Tagesprofil durch Studienteilnehmer initiierter VK-Kontakte (N=1.782) Absolute Häufigkeiten (N) Uhrzeit
22 Voraussetzungen für Akzeptanz von Telematik- Anwendungen für ältere Menschen Kompetente, bedarfsgerechte und verständliche Informationsangebote mit Interaktionsmöglichkeit Keine hohen technischen Anforderungen, keine unnötigen Funktionen, ggf. Schulungsangebote Nutzbarkeit auch bei motorischen und sensorischen Einbußen und leichten kognitiven Einbußen Dennoch ansprechend gestaltet und nicht stigmatisierend
23 Ethische Aspekte von Telematik-Anwendungen für ältere Menschen Keine Substitution von notwendigen (Pflege-)Dienstleistungen durch kostengünstigere Tele-Dienstleistungsangebote, wenn diese nicht gleichwertig sind. Kein Ausschluss älterer Menschen von notwendigen Dienstleistungen, weil sie keine Telematik-Anwendungen nutzen wollen, nicht nutzen können oder sie nicht bezahlen können. Telematikunterstützte Dienstleistungskonzepte für die konzipieren, die sie brauchen und wollen, und nicht für die, die sie vielleicht nutzen könnten, aber keinen Bedarf haben.
24 Status Quo und Ansätze für Initiativen Bisher keine befriedigende Quantifizierung des Bedarfs Daher sind wissenschaftlich fundierte Bedarfsanalysen und kritische Evaluationen von Konzepten erforderlich. Mangelnde Verfügbarkeit altengerecht angepasster Technik Die technischen Entwickler müssen noch mehr auf alten- und behindertengerechte Bedienbarkeit setzen, benötigen dazu aber Hinweise aus den Fachdisziplinen. Geriatrie und Altenpflege ignorieren noch das Potenzial, das in den neuen Technologien liegt Die Initiativen zu bedarfsgerechten Konzepten müssen sich aus den Fachdisziplinen entwickeln.
25 Status Quo und Ansätze für Initiativen Telemedizin und Telematikeinsatz spielen in Studium und Ausbildung bisher nahezu keine Rolle Hochschulen und Ausbildungsstätten müssen sich intensiver mit den künftigen Potenzialen des Technikeinsatzes befassen. Anpassungsdruck durch Kompetenz und technische Ausstattung künftiger Kohorten Die Konzepte der Zukunft müssen jetzt entwickelt werden, da künftige Kohorten telematikgestützte Dienstleistungen erwarten werden.
26 Abschließende Thesen Telematikunterstützte Dienstleistungen können behinderten älteren Menschen das Leben zu Hause erleichtern oder überhaupt ermöglichen und zum Erhalt der Gesundheit beitragen. Die Dienstleistungskonzepte müssen bedarfsgerecht und wissenschaftlich fundiert sein, da sich nur effektive Konzepte etablieren können. Die Konzepte können nur mit der Kompetenz aus den Fachdisziplinen wie Geriatrie und Altenpflege entwickelt werden, die aber dementsprechend initiativ werden müssen.
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28 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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