Hausarztmedizin von A bis Z. Heute: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up. Hausarztmedizin A-Z Lindenhof Oftringen 4. Januar 2017
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- Judith Kramer
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Transkript
1 Hausarztmedizin von A bis Z Heute: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up
2 Hausarztmedizin von A bis Z Heute: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up
3 Blutuntersuchungen Goethe: Blut ist ein ganz besonderer Saft (Mephisto) Antike: Blut kann verjüngen (Medea) Als Liebeszauber, Heilmittel oder Gift wirken (Herkules, Medusa) Schönes hervorbringen (Adonis) Zu Tinte werden Geschichte der unglücklichen Liebe niederschreiben (Apollo und Hyazinth) Liebe als Krankheit des Blutes (Ficino)
4 Blutuntersuchungen Fragestellung: Sinnvolle Blutuntersuchungen Unsinnige Blutuntersuchungen (gibt es das?) Paradigmawandel: Früher: Vermutung einer Krankheit Bestätigung durch Laborwert Heute (oft): blinder Schuss Treffer = Krankheit??
5 Blutuntersuchungen Grundsätzliches: Testresultate sind nie 100%-ig Zwei wichtige Begriffe: Sensitivität = Richtig-Positiv-Rate (%) Spezifität = Richtig-Negativ-Rate (%)
6 Blutuntersuchungen Sensitivität = Richtig-Positiv-Rate Spezifität = Richtig-Negativ-Rate
7 Illustration Herr Müller
8 Illustration Herr Müller Galoppierende Strandfäule Sehr, sehr selten (1 Promille! = Pro Tausend Leute 1 Infizierter) Test vorhanden, gute Therapiemöglichkeit Zum Hausarzt guter Test Sensitivität 99% - von 100 Infizierten werden 99 als krank erkannt Spezifität 98% - Nicht-Infizierte = 98 % negatives Ergebnis (d.h. 2 % falsch positiv)
9 Illustration Herr Müller Oh Schreck: Testresultat ist positiv! Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Müller die Krankheit hat? (Sensitivität: 99% - Spezifität: 98%) Antwort:???
10 Illustration Herr Müller Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Müller die Krankheit hat? Antwort: 5 %! Annahme: Menschen kommen zurück 1 Promille: Nicht Infizierte (gesund) : 100 Infizierte (krank)
11 Illustration Herr Müller Test Krank Gesund total positiv negativ Sensitivität 99% Spezifität 98%
12 Illustration Herr Müller Test Krank Gesund total positiv negativ Sensitivität 99% Spezifität 98% Falsche Sicherheit Unnötige Verunsicherung
13 Blutuntersuchung quantitative Ergebnisse Werte haben einen Referenzbereich (= Normbereich) Laborgeräte haben einen Streubereich +/- 0.1 / 1 / 10 Einheiten Werte im Grenzbereich müssen besonders sorgfältig gelesen werden
14 Blutuntersuchungen und Krebs Nur sehr zurückhaltend einsetzen Praktisch alle Tests wurden als Verlaufsparameter entwickelt Nur sehr wenige sind für Screening geeignet (PSA?) Viele Krebsarten haben gar keinen Marker?? Zukunft : Tumorfragmente / Tumor-DNA im Blut (noch in Testphase)
15 Blutuntersuchungen Fazit Kein Test ist 100% sicher Muss interpretiert werden Muss allenfalls wiederholt werden Gezielte Labortests sind zielführender als Schrotschuss Geschäftsmodell
16 Prävention 1. Primärprävention Gesundheit fördern: Risiko /Anfälligkeit reduzieren 2. Sekundärprävention Früherkennung/ Fortschreiten einer Krankheit verhindern 3. Tertiärprävention Linderung und Rehabilitation bei/nach Krankheit
17 Prävention 4. Quartäre Prävention: = Vermeiden unnötiger medizinischer Massnahmen oder Übermedikalisierung
18 Hausarztmedizin von A bis Z Heute: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up
19 Geschichte 1733 Stephen Hales 1896 Scipione Riva-Rocci (RR) 1905 Nikolai Sergejewitsch Korotkow
20 Stephen Hales Im Dezember ließ ich eine lebende Stute auf den Rücken legen und festbinden. Sie war 14 Hand hoch, ca. 14 Jahre alt, hatte eine Fistel an der Seite und war weder besonders mager noch übermäßig vollblütig. Nachdem ich die linke Kruralarterie ca. 3 Zoll [75 mm] vom Bauch entfernt freigelegt und geöffnet hatte, führte ich ein Metallrohr in dieselbe ein, das ungefähr 1/6 Inch. [4,17 mm] Durchmesser hatte, an dem ich mit Hilfe eines genau passenden zweiten Metallrohrs ein Glasrohr von ungefähr demselben Durchmesser aber 9 Fuß [270 cm] Länge befestigte. Sobald ich die Ligatur in der Arterie löste, stieg das Blut im Glasrohr 8 Fuß 3 Inches [240,75 cm] hoch. (Stephen Hales 1733)
21 Scipione Riva-Rocci (RR) Das Kernstück der Messung ist eine Oberarmmanschette, die eine gleichmäßige zirkuläre Kompression ermöglichte. Gleichzeitig kann der Arzt mit tastenden Fingern bequem die Pulsationen der Arterie am Handgelenk fühlen. Riva-Rocci erkannte die Mitte des Oberarmes als geeignetste Stelle für die Komprimierung und vereinfachte die Apparatur, indem er statt eines starren Zylinders einen Gummischlauch (ein Stück Fahrrad-Gummischlauch) verwendete, der um den Arm geschlungen aufgeblasen wird. Die Ausdehnung des aufgeblasenen Schlauchs wird durch eine zirkuläre Lederbahn begrenzt. Neben dem Quecksilbermanometer wird ein Gummiball zum Aufpumpen der Manschette benötigt, darüber hinaus muss der Patient für eine korrekte Messung den Oberarm entblößen. Der mit Manschette am Oberarm und Tasten des Pulses nach Riva-Rocci gemessene Blutdruck wird mit RR (Riva- Rocci) abgekürzt.
22 Nikolai Sergejewitsch Korotkow beim Aufpumpen der Blutdruckmanschette wird die Arterie abgedrückt. Die pulssynchronen Geräusche, die beim langsamen Ablassen des Drucks in der Manschette zu hören sind, nennt man Korotkow-Geräusche. Es handelt sich dabei um Verwirbelungsgeräusche während einer turbulenten Blutströmung beim weiteren Ablassen des Druckes herrscht keine Kompression mehr auf das Gefäß; das Blut strömt dann verwirbelungsfrei und damit geräuschlos durch das Gefäß. Der Druck, bei dem die Geräusche auftreten, entspricht dem systolischen (oberen) Blutdruckwert, derjenige beim Verschwinden dem diastolischen (unteren) Wert.
23 Blutflusskurve in Arterie zwischen 80mmHg und 120mmHg
24 Hales & RR & Korotkow Resultat
25 BD-Messgerät klassisch mechanisch manuell
26 BD-Messgerät digital elektronisch
27 Klassifizierung der BD-Werte Bewertung systolisch (mmhg) diastolisch (mmhg) optimaler Blutdruck < 120 < 80 normaler Blutdruck hoch-normaler Blutdruck milde Hypertonie (Stufe 1) mittlere Hypertonie (Stufe 2) schwere Hypertonie (Stufe 3) > 180 > 110 isolierte systolische Hypertonie > 140 < 90
28 Zielwerte CH Expertengruppierung CH =
29 Gründe für zu hohen Blutdruck Sekundäre arterielle Hypertonie ca. 5% -10% -man findet eine Ursache (Nierenarterienstenose, diverse Nebennierenerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Schlafapnoe, ) Primäre arterielle Hypertonie ca. 90%-95% -man findet keine eindeutige Ursache (multifaktoriell, genetische Komponente, positive Familienanamnese, unklar, )
30 Was muss ich bei der Messung beachten? Folgende Einflussfaktoren werden in Der Hausarzt 15/09, S. 54 f genannt: Effekt auf den Effekt auf den systolischen Wert diastolischen Wert in mmhg in mmhg Stuhl- oder Harndrang bis zu +27 bis zu +22 Weißkitteleffekt bis zu +22 bis zu +14 Sprechen Rauchen Kaffee trinken Akute Kälte (Zugluft) Fehlende Rückenunterstützung Manschette zu schmal 8 +8 Beine überkreuzt Emotionale Belastung variabel variabel Einflussfaktoren
31 Folgen bei hohem Blutdruck? Arterienwandveränderungen = Arterienverkalkung = Wandschäden = Verlust von Elastizität = Einengungen = Turbulenzen = noch höherer Blutdruck = Teufelskreis = Herz = Arterienverschluss = Herzinfarkt Gehirn = Arterienverschluss/ -riss = Hirninfarkt/ -blutung.demenz Niere, Beine & Füsse, etc.
32 Der Blutdruck steigt mit/wegen. Rauchen, Alkohol, Salz, Gewicht, Bewegungsmangel, Lakritze, Stress, Medikamente (div. Schmerzmittel, div. Hormone, Pille, etc.) Therapiemöglichkeiten Life-Style-Modification Medikamente Operation
33 Hausarztmedizin von A bis Z Heute: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up
34 Checkup = Umfangreiche medizinische Vorsorge-Untersuchung (Duden) Frage: Wie umfangreich ist umfangreich? Was gehört dazu? - Sinnvoll möglich unsinnig
35 Checkup Ausgangslage: In der Regel gesunde Menschen Besonderheiten Checkup-Personen : glauben, damit etwas für die Gesundheit zu tun Erwarten apparative Untersuchungen/ Einsatz moderner Medizintechnik Meist noch andere Gründe als Gesundheitscheck (muss erfragt werden: Erkrankung von nahen Angehörigen, HIV-Test usw)
36 Checkup als Geschäftsmodell
37 Checkup als Geschäftsmodell
38 Checkup als Geschäftsmodell
39 Checkup - Menu Anamnese: Persönlich, familiär Klinische Untersuchung Laboruntersuchungen Evtl. apparative Untersuchung Impfstatus Risikofaktoren erkennen Früherkennung von Krankheiten
40 Checkup Risikofaktoren erkennen v.a. Herz-Kreislauf-Risikofaktoren (Herzinfarkt, Hirnschlag) Hypertonie Fettstoffwechselstörung (Cholesterin, LDL usw) Diabetes Übergewicht Nikotinkonsum Familienanamnese Bewegungsmangel
41 Fettstoffwechsel Nicht nur Cholesterin Gesamt-Cholesterin unter 6.22 mmol/l HDL-Cholesterin über 1.4 mmol/l LDL-Cholesterin unter 2.6 mmol/l Triglyceride unter 1.14 mmol/l Bei Männern ab 35 Bei Frauen ab 45 Alle 5 Jahre
42 Checkup Risiko Mann 65 jährig Familie + (Herz-Kreislauf) Nimmt BD-Mittel 140 Raucht Cholesterin: 8 HDL Chol: 1.2
43 Checkup Risiko Mann 65 jährig Familie + (Herz-Kreislauf) Nimmt BD-Mittel 140 Raucht weiter Cholesterin: 6 HDL Chol: 1.2
44 Checkup Risiko Mann 65 jährig Familie + (Herz-Kreislauf) Nimmt BD-Mittel 140 Raucht nicht mehr Cholesterin: 8 HDL Chol: 1.2
45 Checkup Krankheiten aufspüren mit positiver Beeinflussung bei Früherkennung Krebs: Brust Darm Gebärmutterhals Prostatakrebs Melanom (schwarzer Hautkrebs) Hypertonie (hoher Blutdruck) Typ II Diabetes (Zuckerkrankheit)
46 Brustkrebs 1000 Frauen Ab 50 Links: 13 Jahre Screening Rechts: ohne Kein Effekt auf Sterblichkeit
47 Prostata 1000 Männer Ab 50 Links: 11 Jahre Screening Rechts: ohne Kein Effekt auf Sterblichkeit
48 Checkup Krankheiten aufspüren Darmkrebs Test auf okkultes Blut im Stuhl (immunologisch) grosszügige Indikation für Darmspiegelung (Darmkrebs in Familie!) Gebärmutterhals Regelmässiger Abstrich (jährlich alle 3 Jahre, bis Alter 65) Melanom Veränderungen (Wachstum, Jucken, Blutung)
49 Checkup Fazit Männer: ab 35 Frauen: ab 45 Individuelle Beratung mit Berücksichtigung der Familienanamnese Klinischer Untersuchung Laboruntersuchungen (inkl. Zucker, Cholesterin u.s.w.) Gezielte weitere Untersuchungen bei bei entsprechender Indikation
50 Haben Sie Fragen zu: Blutuntersuchung &Blutdruck, Check-up
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