Die Initiative Krefelder Fairkehr. Hü 09/09
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- Stefan Dittmar
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1 Die Initiative Krefelder Fairkehr Hü 09/09
2 In den 90er Jahren nahm Krefeld trotz erheblicher Anstrengungen immer einen unrühmlichen, hinteren Platz in der Landesstatistik NRW für Unfälle mit Kinderbeteiligung ein. Schlußfolgerung: Eine umfassende Ursachenanalyse auf wissenschaftlicher Basis war notwendig. Die Stiftung für Kriminalprävention - Klaus Stüllenberg - in Münster-Hiltrup - konnte durch die Polizei für ein kostenintensives Forschungsprojekt gewonnen werden. Sie beauftragte die Ruhr-Universität Bochum mit der Analyse.
3 Die Wissenschaftler stellten aufgrund der Analyse von 799 Kinderunfällen und der eigenen Untersuchungen ein klares Bild über die Hauptursachen der Unfälle und der Haupt- Risikobereiche innerhalb des Stadtgebietes dar. Das Gutachten zeigte in einem detaillierten Handlungskonzept die Wege auf, die kurz-, mittelund langfristig zur Lösung der Unfallproblematik beschritten werden sollten.
4 Die Hauptursachen für Kinder- Unfälle in Krefeld: sichtbehinderndes Parken von Kfz
5 unangepasste - zu hohe Geschwindigkeit unsicheres Verkehrsverhalten radfahrender Kinder unzureichende oder fehlende Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer
6 Fehlende Querungsmöglichkeiten
7 Umsetzung eines Handlungsrahmen- Konzeptes Nachdem der Rat der Stadt Krefeld die Umsetzung der Vorschläge aus dem Gutachten und die Finanzierung beschlossen hatte, wurden interdisziplinär vier Arbeitsgruppen gebildet:
8 Die vier Säulen der Unfallbekämpfung Überwachung/ Ahndung Bau-u. Verkehrstechnik Verkehrserziehung/ Verkehrssicherheitsberatung Öffentlichkeitsarbeit Polizeisonderdienst Überwachung/Ahnung FB Ordnung/Abt. Überwachung/Ahnung FB Tiefbau/Abt. Straßenplanung/ Radverkehrsplanung FB Ordnung/ Abt. Straßenverkehr Polizei Direktion Verkehr FB Schule, Pädagog.-u. Psycholog. Dienst FB Jugendhilfe u. Beschäft.-Förderung Polizei- Kommissariat Vorbeugung/Verkehrssicherheitsberater Schulamt Stadt Krefeld Presseamt Stadt Krefeld Pressestelle Polizei FB Tiefbau (Journalist)
9 Überwachung/Ahndung Verstärkte Kontrollen des ruhenden Kfz-Verkehrs durch die Stadt zur Vermeidung von sichtbehinderndem Falschparken an Kreuzungen und Einmündungen Einstellung von zusätzlichem Personal Knöllchen-Karten weisen auf den Zusammenhang von Falschparken und Kinderunfällen hin.
10 Verstärkte Geschwindigkeitskontrollen: Durch einen zusätzlichen Radarwagen der Stadt konnten zusammen mit der Polizei vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden - speziell in der Nähe von Schulen, Kindertagesstätten und in Tempo 30- Zonen und Hauptverkehrsstraßen Bei Schwerpunktaktionen kamen zusätzliche Überwachungskräfte aus Nachbarregionen hinzu Wichtig ist und bleibt das Gespräch mit den Autofahrern über die Hindergründe der Kontrollen
11 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Überwachung und Ahndung Die unvermindert hohe Zahl der Verkehrskontrollen von Polizei und Stadt hat in den letzten zehn Jahren dazu geführt, dass sich die registrierten Tempo-Verstöße kontinuierlich verringert haben. Prozentual lagen die Überschreitungen bei rund sieben Prozent aller Kontrollen. In anderen Städten liegt diese Quote deutlich höher, in Einzelfällen bis zu 20 Prozent.
12 Bau- und Verkehrstechnik Experten-Begehungen von Stadt und Polizei in den Haupt-Risiko-Gebieten (vorwiegend Innenstadt) führten zu Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit z.b.: Sperrflächen u. Poller gegen sichtbehinderndes Falschparken an Einmündungen Geschwindigkeitsbegrenzungen und Parkverbote Großpiktogramme auf der Fahrbahn Besondere Schilder an Unfallbrennpunkten
13
14 Verkehrserziehung und Verkehrssicherheits-Beratung Maßnahmen an den Grundschulen/Stadt und Polizei Überarbeiten der Schulwegpläne Ausweitung der Radfahrausbildung Schulung in der Verkehrswirklichkeit Überprüfung der Verkehrssicherheit der Fahrräder Maßnahmen an den weiterführenden Schulen Entwicklung von spezifischen Schulradwegeplänen Einrichtung von Verkehrserziehungsplätzen (z.b. Schulzentrum Horkesgath) und Nutzung der Jugendverkehrsschule Fischeln Schulung und Demonstration Toter Winkel an LKW
15 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Verkehrserziehung und Verkehrssicherheitsberatung In den vergangenen zehn Jahren wurden an Krefelds Grundschulen Kinder eingeschult. Die meisten von ihnen hatten in den städtischen Kitas bereits die erste Verkehrserziehung hinter sich. An den Grundund weiterbildenden Schulen wurde diese kontinuierlich fortgesetzt bis hin zur Radfahrprüfung. Die Wirkung dieser Maßnahmen spiegelt sich nach Auffassung der Initiative in den Unfallzahlen wider (Radfahrunfälle 2007: 64; 2008: 40).
16 Aktion Toter Winkel
17 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Öffentlichkeitsarbeit In zwei Studien der Hochschule Niederrhein 2004 und 2008 wurde der Initiative Fairkehr ein hoher Bekanntheitsgrad von rund 75 Prozent bescheinigt. Eine Vielzahl von Aktivitäten ist dabei ursächlich-. (u.a. Kino- und Hörfunkspots, Flyer, Plakate, Aufkleber, Give-aways, Ansteckpins, Spannbänder, Leitfigur Freddy Fair, Internet-Auftritt, Klingeltöne, Theaterstück). Hier steht ein geschätzter Media- und Werbe- Außenwert von rund 2,5 Mio Euro gegenüber.
18 Unfall. Einer fehlt Ein Theaterstück über den tödlichen Unfall von Kevin (oben), der eigentlich noch gar nicht gelebt hat. Das Leben geht weiter. Ohne Kevin. Theaterpädagogische Nachbetreuung durch das städtische Kinder- und Jugendtheaterzentrum KRESCH gemeinsam mit der Polizei.
19 Jährlich durchschnittlich Seitenaufrufe
20 Aufwendungen der Stadt Krefeld seit 1999 Sonderbudget Verkehrssicherheit für Kinder : Öffentlichkeitsarbeit, Verkehrserziehung, LSA-Optimierung, punktuelle Baumaßnahmen/ Markierungen, Abpollerungen Aufwendungen für Tempo 30- Zonen: 350 bauliche Maßnahmen; u.a. Einengungen, Mini-Kreisverkehre, Krefelder Kissen und Krefelder Kalotten 1,3 Mio Euro 1,3 Mio. Euro Gesamtaufwendungen : ca. 2,6 Mio. Euro (inclusive Landeszuwendungen in Höhe von über einer Million Euro)
21 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Kinderunfälle in Krefeld seit 1983 insg passiv `83 `84 `85 `86 `87 `88 `89 `90 `91 `92 `93 `94 `95 `96 `97 `98 `99 `00 `01 02 `03 `04 `05 `06
22 10 Jahre "Fairkehr": Unfälle mit Kinderbeteiligung in Krefeld Aktive Passive
23 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Unfall - Folgen LeichtV SchwerV TödlV
24 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Verteilung m / w 70,0 65,0 60,0 55,0 50,0 45,0 40,0 35,0 30,0 % männlich weiblich
25 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Unfälle nach Verkehrsteilnahme weiblich männlich Radfahrer Fußgänger
26 Die wichtigsten Erfahrungen des Krefelder Fairkehr in einigen Thesen
27 Die Spezialität des Krefelder Fairkehr besteht in der Dimension der Aktion, in der konsequenten Nutzung aller Instrumentarien, in der guten Verzahnung und Koordination der interdisziplinären Maßnahmen, im engen und dauerhaften Schulterschluss sehr unterschiedlicher Partner und nicht zuletzt im langen Atem aller beteiligten Institutionen. Krefelder Fairkehr ist kein Projekt, sondern selbstverständlicher Bestandteil der Alltagsorganisation zahlreicher Behörden und Institutionen. (Aus der Bewerbungsschrift für den Preis des Innenministeriums, den wir im vergangenen Jahr erhielten)
28 Überwachungsmaßnahmen der Geschwindigkeit und des Parkraums schaffen schnell Entspannung Öffentlichkeitsarbeit erzielt kurzfristig Aufmerksamkeit und mit großer Intensität und Kreativität langfristig eine Veränderung des Bewusstseins der Verkehrsteilnehmer Schulung und Ausbildung gibt den Kindern größere Sicherheit Alleine bauliche Maßnahmen erzielen nachhaltige Verbesserungen der Verkehrssituation und reduzieren damit dauernd Risiken
29 Erfahrungen und Thesen Von der zeitweisen zur kontinuierlichen Zusammenarbeit Vom Ressortdenken zum fachbezogenen, übergreifenden Denken Konzentriertes Fachwissen sichert die zügige Umsetzung von Projekten. Parallele Arbeitsgruppen ermöglichen schnelles Handeln Die wissenschaftliche Begleitung zwingt zur ständigen Überprüfung der Arbeit
30 Kern der Akteure sind 12 bis 15 kompetente Menschen mit Entscheidungskraft, die nicht von Lobbyisten gebremst werden Kommunale Finanzierung statt Abhängigkeit von Sponsoren Emotionalisierung aller Bürger über die Tragik Kinderunfälle Widerstände schwinden mit dem Hinweis, dass Maßnahmen für Kinder allen, nicht zuletzt Senioren zugute kommen (Demografiedebatte)
31 Das Wichtigste: Mit der Vorstellung der Analyse der Uni Bochum wurde 1999 als Ziel der Verringerung der Unfälle mit Kinderbeteiligung bis Prozent angestrebt und mit 44 Prozent deutlich übertroffen. Einschließlich der Zahlen von 2007 wurde eine Reduktion von erreicht. mehr als 30 Prozent
32 Die Tendenz: Die Entwicklung der Unfallzahlen mit Kinderbeteiligung im Jahr 2008 weist statistisch weiter eine fallende Tendenz auf. Diese Tendenz zeigt, dass die Maßnahmen wirken, der Weg richtig, aber noch nicht zu Ende ist. Ebenso wenig wie die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten in Krefeld.
33 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Das Fazit: Die Unfallzahlen liegen im Jahr 2008 erstmals im zweistelligen Bereich waren die Zahlen um 24 Prozent besser als ein Jahr zuvor. Dies bedeutet bei allen Schwankungen in den Vorjahren eine Reduzierung von 48 % im Hinblick auf Die Maßnahmen wirken. Trotzdem bleibt die Initiative selbstkritisch in der Analyse und Bewertung. Der Weg ist erfolgreich, aber noch nicht beendet.
34 KREFELDER FAIRKEHR 2009 Das Fazit: Die Unfallzahlen liegen im Jahr 2008 erstmals im zweistelligen Bereich waren die Zahlen um 24 Prozent besser als ein Jahr zuvor. Dies bedeutet bei allen Schwankungen in den Vorjahren eine Reduzierung von 48 % im Hinblick auf Die Maßnahmen wirken. Trotzdem bleibt die Initiative selbstkritisch in der Analyse und Bewertung. Der Weg ist erfolgreich, aber noch nicht beendet.
35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Vorstellung Krefelder Fairkehr, Hannover, 21. August 2008
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