Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen. für die. Stadt Bamberg. sowie die. Landkreise Bamberg und Forchheim
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- Gertrud Martin
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1 Caritasverband für die Stadt Bamberg e.v. Jahresbericht 2015 der Schuldnerberatungsstellen für die Stadt Bamberg sowie die Landkreise Bamberg und Forchheim Die Verbraucherinsolvenzberatung wird gefördert durch:
2 Gliederung Jahresbericht 2015 I. Überschuldungssituation in Deutschland II. Beratungsstellen III. Schuldnerberatung in den Justizvollzugsanstalten Bamberg und Ebrach IV. Aktivitäten V. Statistik VI. Schlussbemerkungen
3 I. Überschuldungssituation in Deutschland Das Institut für Finanzdienstleistungen Hamburg kommt in seinem Überschuldungsreport 2015 zu dem Ergebnis, dass trotz nachhaltigen Wirtschaftswachstums, einem damit verbundenen Rückgang der Erwerbslosenzahl sowie die zum vierten Mal in Folge gesunkene Anzahl von Verbraucherinsolvenzen kein Rückgang der Überschuldung festzustellen sei. So seien im Jahr 2014 rund 3,36 Millionen Haushalte überschuldet gewesen, was einer Steigerung von etwa Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bei nahezu drei Viertel aller Privathaushalte sei als Auslöser für die Überschuldung einer der folgenden Faktoren angegeben worden: Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbständigkeit, Scheidung/Trennung, nicht angemessenes Konsumverhalten und Krankheit. Trotz des konjunkturbedingten Rückgangs der Arbeitslosigkeit sei ein starker Anstieg des Auslösers Einkommensarmut auszumachen gewesen. Dies sei ein starkes Indiz dafür, dass eine Verschiebung vom Auslöser Arbeitslosigkeit hin zur Einkommensarmut stattgefunden habe. Im Zuge der positiven Konjunkturentwicklung habe sich zwar ein Zugewinn an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen ergeben. Das Einkommen reiche jedoch bei vielen Haushalten nicht dazu aus, um deren Lebensunterhalt vollständig davon bestreiten zu können. Dies erkläre auch den nach wie vor hohen Anteil an Haushalten, die trotz Erwerbstätigkeit auf ergänzende Grundsicherungsleistungen(Arbeitslosengeld II) angewiesen seien. Bei der Versorgung mit Girokonten und dem Schutz vor Kontopfändungen gebe es positive Entwicklungen. Seit 2004 sei der Anteil an Bürgern ohne Girokonto unter den ratsuchenden Schuldnern nahezu halbiert worden. Zudem habe sich das Pfändungsschutzkonto etabliert. Inzwischen seien bei der SCHUFA knapp zwei Millionen derartiger Konten registriert. Auch Creditreform kommt in seinem SchuldnerAtlas 2015 zu dem Schluss, dass die Überschuldung in Deutschland leicht angestiegen sei. Man habe eine Schuldnerquote von 9,92 Prozent ermittelt. Damit seien rund 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet. Während die Überschuldungsquote bei den volljährigen Männern mit 12,61 Prozent konstant geblieben sei, habe sie sich bei den Frauen auf 7,39 Prozent leicht erhöht. Die Zahl der jungen Überschuldeten(unter 30 Jahre alt) sei um ca Fälle zurückgegangen. Die Schuldnerquote betrage hier 14,86 Prozent. Erhebliche Überschuldungszuwächse seien bei den 60- bis 69-jährigen mit 12,4 Prozent und bei den über 70-jährigen mit 35,4 Prozent in den letzten beiden Jahren auszumachen gewesen. Als wichtige Maßnahmen gegen diese Entwicklungen werden im SchuldnerAtlas u.a. eine Stärkung und der Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung, eine größere politische Sensibilisierung für die Belange überschuldeter Personen, die Förderung von Finanzkompetenz insbesondere bei jungen Verbrauchern, das Hinwirken auf eine verantwortungsbewusstere Kreditvergabe sowie eine intensivere Einbindung der Schuldnerforschung in die Armuts- und Bildungsdebatte genannt.
4 - 2 - II. Beratungsstellen Schuldnerberatung im Caritas-Beratungshaus Geyerswörth Geyerswörthstr Bamberg Tel. 0951/ (Herr Ceming) Tel. 0951/ (Frau Schneider) Fax. 0951/ schuldnerberatung@caritas-bamberg.de Sprechzeiten: Montag bis Freitag Beratungstermine nach telefonischer oder persönlicher Vereinbarung Schuldnerberatung im Beratungszentrum der Diakonie Memmelsdorferstr Bamberg Tel. 0951/ (Herr Schmitt) Fax 0951/ schuldnerberatung@dwbf.de Telefonische Anmeldung: Mo. 9:00-10:00 Uhr, Mi. 9:00-10:00 Uhr und Do. 12:00-13:00 Uhr Schuldnerberatung im Familienzentrum des Caritasverbandes Forchheim Haidfeldstr Forchheim Tel / (Herr Ceming, Herr Scheible) schuldnerberatung@caritas-bamberg.de Sprechzeiten: Montag und Dienstag 14:00 bis 16:00 Uhr und nach Vereinbarung Mittwoch 9:00 bis Uhr Beratungstermine nach telefonischer oder persönlicher Vereinbarung Prinzipien der Schuldnerberatung Kostenlose und vertrauliche Beratung, unabhängig von Alter, Konfession und Nationalität. Die Berater sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Unterstützung mit Fachkenntnis und Erfahrung, damit die Hilfesuchenden ihren eigenen Weg und eigene Lösungsmöglichkeiten finden. Hilfe für die Ratsuchenden, in schwierigen Zeiten den Überblick zu behalten.
5 - 3 - Beratung findet statt generell in finanziellen Angelegenheiten. über finanzielle Veränderungsmöglichkeiten. bei der Erarbeitung eines Haushaltsplanes. bei der Erstellung eines Entschuldungsplanes. bei der Sicherung des Existenzminimums z. B.: Wohnungssicherung, Energiesicherung, Kontopfändung / P-Konto, Recht auf ein Girokonto, Einkommenspfändung, Sachpfändung. Bei der Beratung werden die sonstigen Lebensumstände (Familie, Umfeld, Arbeit, Wohnung, mögliche Ressourcen, ) mit einbezogen. Information über Verbraucherrechte, gesetzliche Ansprüche und Sozialleistungen (Arbeitslosengeld II, Beratungshilfe, Elterngeld, Kinderzuschlag, Landeserziehungsgeld, Wohngeld, GEZ-Gebührenbefreiung, ). soziale Dienste und Angebote (gute Vernetzung mit anderen sozialen Diensten, z. B. allgemeine Sozialberatung). ergänzende Hilfsmöglichkeiten. das Verbraucherinsolvenzverfahren. Unterstützung bei der Erstellung einer Übersicht über die finanziellen Verhältnisse (mit Hilfe eines Anmeldebogens, der im Vorfeld ausgefüllt werden sollte). bei der Überprüfung von Schuldverhältnissen. bei der Umsetzung eines Haushalts- bzw. Entschuldungsplanes. bei der Aufarbeitung der Verschuldungsgeschichte. bei der Verhandlung mit Gläubigern (ggf. mit Vollmacht und/oder Schweigepflichtentbindung). im Umgang mit Ämtern und Behörden. in besonders belastenden Lebenssituationen. Schuldnerberatung kann aber nicht bei Geschäftsschulden und in Vermögensfragen beraten. Schulden erlassen. Bargeld oder Kredite vergeben. Bürgschaften übernehmen. tätig werden ohne Mitarbeit der Betroffenen (bzw. die Verantwortung für diese übernehmen). Beruflich Selbständige können grundsätzlich nicht beraten werden. Das Beratungsangebot richtet sich ausschließlich an Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bamberg und der Landkreise Bamberg und Forchheim.
6 - 4 - III. Schuldnerberatung in den Justizvollzugsanstalten Bamberg und Ebrach a) Einzelfallberatung Die Schuldnerberatungsstellen des Caritasverbandes für die Stadt Bamberg e.v. und des Diakonischen Werkes Bamberg-Forchheim e.v. stiegen zum 01. Januar 2014 neu in den Arbeitsbereich: Schuldnerberatung in der Justizvollzugsanstalt(JVA) ein. Die Caritas bietet Beratung in der JVA Ebrach und die Diakonie in der JVA Bamberg an. Das Justizministerium des Freistaats Bayern fördert die Schuldnerberatung im Rahmen des Übergangsmanagements in der JVA Ebrach(bis zu 343 Gefangene) inzwischen mit 600 Stunden pro Jahr und die Schuldnerberatung in der JVA Bamberg(bis zu 200 Gefangene) mit 130 Stunden pro Jahr. Die Einzelfallberatungen werden in der JVA Ebrach wöchentlich und in der JVA Bamberg zwei bis drei Mal pro Monat angeboten. Das Beratungsangebot wird über die Sozialdienste der JVAen bekanntgegeben. Die Gefangenen können sich bei Bedarf zur Beratung anmelden. Die Schuldnerberatung in den JVAen findet unter besonderen Umständen statt, die sowohl in den Einrichtungen selbst als auch in den Lebensumständen der Gefangenen begründet sind. b) Präventionsveranstaltungen Das Justizministerium des Freistaats Bayern fördert in den JVAen inzwischen auch Präventionsveranstaltungen zum Thema Schulden. Der Caritasverband für die Stadt Bamberg hat in Abstimmung mit der JVA Ebrach ein Kursangebot für die jugendlichen Gefangenen entwickelt und installiert. Ziel der Präventionsveranstaltungen ist es, die Entstehung von Überschuldung zu verhindern. Den Jugendlichen soll der kompetente Umgang mit Geld vermittelt und mögliche Schuldenfallen aufgezeigt werden. Praxisnahe Informationen zum Thema Geld und Schulden sowie die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten und den Bedürfnissen sollen die Planungs- und Handlungskompetenz der Kursteilnehmer erhöhen.
7 - 5 - IV. Aktivitäten a) Öffentlichkeitsarbeit - 2 Vorträge zum Thema Umgang mit Schulden und Aufgaben der Schuldnerberatung - 1 Informationsveranstaltung für arbeitslose Jugendliche b) Zusammenarbeit mit anderen Stellen - Gemeinsame Fallbearbeitung mit Mitarbeitern/Innen anderer sozialer Dienste - Kollegiale Fachberatung von Mitarbeitern/Innen verschiedener Beratungs- Dienste c) Arbeitskreise Soziale Beratung für Schuldner Die Schuldnerberater/Innen haben an mehreren überregionalen, trägerinternen Arbeitskreissitzungen teilgenommen, um Themen und Probleme gemeinsam zu beraten. d) Fortbildungen Teilnahme an Fortbildungen zu den Themen: - Sozialrecht(Vertiefungskurs) - Verbraucherinsolvenzverfahren e) Fachtagungen -Teilnahme an der Jahresfachtagung Schuldnerberatung der Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege in Bayern - Teilnahme an einer Fachtagung für externe Schuldnerberater in den Justizvollzugsanstalten
8 - 6 - V. Statistik Die Statistik bezieht sich auf 423 Fälle aus den beiden Schuldnerberatungsstellen. Darüberhinaus wurden in der JVA-Bamberg 49 und in der JVA-Ebrach 66 Personen beraten. Deren Daten wurden jedoch aufgrund der besonderen Gegebenheiten nicht in die Auswertung einbezogen. 1. Fallzahlen Stadt Bamberg 151 Landkreis Bamberg 152 Landkreis Forchheim 120 Hinzukommen 297 Kurzberatungen und 96 ausgestellte Bescheinigungen für das Pfändungsschutzkonto. 2. Geschlecht weiblich 215 männlich Alter bis 19 Jahren 4 bis 29 Jahren 88 bis 39 Jahren 97 bis 49 Jahren 99 bis 59 Jahren 88 bis 69 Jahren 28 bis 79 Jahren 10 keine Angaben 9 4. Familienstand ledig 127 verheiratet, eingetr. Lebenspartnerschaft 168 geschieden/getrennt-lebend 90 verwitwet 17 keine Angaben Lebensform in Ehe/Lebensgemeinschaft 191 allein lebend 122 allein erziehend 68 bei Bekannten/Eltern lebend 24 sonstiges 7 keine Angaben 11
9 Staatsangehörigkeit deutsch 378 EU-Mitgliedstaat 21 übrige Staaten 12 unbekannt/staatenlos 2 keine Angaben Haushalte mit unterhaltsberechtigten Kindern ohne Kinder Kind 82 2 Kinder 71 3 Kinder 27 4 Kinder 7 mehr als 4 Kinder 1 8. Ausbildung mit Berufsausbildung/Studium 230 ohne Berufsausbildung/Studium 120 in Berufsausbildung/Studium 13 mit (Fach-)Hochschulabschluss 4 keine Angaben Erwerbssituation abhängig erwerbstätig 180 anderweitig, nicht erwerbstätig 89 arbeitslos(einschl. Grundsicherung) 103 arbeitslos, nicht gemeldet 8 sonstige 5 keine Angaben Durchschnittliche Einkünfte Haushaltsvorstand Angehörige 637,56 Euro 145,35 Euro 11. Einkommensarten(Mehrfachnennungen möglich) Lohn/Gehalt 183 Elterngeld 16 Arbeitslosengeld I 26 Arbeitslosengeld II, auch ergänzend 87 Rente/Pension 51 Grundsicherung SGB XII 13 Kindergeld 136 Unterhaltszahlungen 26 Wohngeld 11 sonstiges Einkommen 124
10 Überschuldungsauslöser(Mehrfachnennungen möglich) Arbeitslosigkeit 118 Trennung/Scheidung/Tod des Partners 95 Unfall/Erkrankung/Sucht 91 unwirtschaftliche Haushaltsführung 80 gescheiterte Selbständigkeit 45 Haushaltsgründung/Geburt eines Kindes 8 gescheiterte Immobilienfinanzierung 20 unzureichende Kreditberatung 27 Bürgschaft/Mithaftung 18 Schadenersatz aus unerlaubter Handlung Höhe der Verschuldung pro Fall 0 bis Euro bis Euro bis Euro bis Euro bis Euro 13 keine Angaben Gesamthöhe aller Schuldverhältnisse Euro 15. Gläubigerarten Banken/Sparkassen/Bausparkassen 290 Versandhäuser 230 Telekommunikationsunternehmen 162 Inkassounternehmen 203 sonstige Gewerbetreibende 141 öffentliche Gläubiger 227 Versicherungsunternehmen 72 Privatpersonen 33 Energieversorgungsunternehmen 33 Vermieter 28 sonstige Gläubiger Vermittlung Freunde, Bekannte 48 Beratungsstellen 103 Familie, Partner 51 Agentur für Arbeit, Jobcenter 21 Arbeitgeber 2 Medien 31 Sonstige 152 keine Angaben 15
11 - 9 - Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse aus der Statistik Die Beratungsstellen wurden zu 88 Prozent von Ratsuchenden im Altersbereich von 20 bis 60 Jahren aufgesucht, wobei sich die Verteilung in etwa ausgewogen auf die vier Jahrzehnte gestaltete. Jeweils knapp ein Drittel war ledig oder befand sich in einer Partnerschaft. Jeder Fünfte lebte in Trennung oder war geschieden. Nahezu neun von zehn Beratenen besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch in 2015 bildeten die kinderlosen Haushalte mit 55 Prozent die größte Gruppe. Es folgten die Haushalte mit einem Kind(19 Prozent) und mit zwei Kindern (17 Prozent). Während 54 Prozent über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium verfügten, konnten dies 28 Prozent nicht vorweisen. Einer Erwerbstätigkeit gingen 46 Prozent nach. 24 Prozent waren arbeitslos gemeldet. Fast jeder vierte Haushalt konnte seine materielle Existenz nicht durch eigenes Einkommen sichern und war auf den Bezug von Grundsicherungsleistungen angewiesen. Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, Erkrankung/Sucht, nicht angemessene Haushaltsführung und längerfristiges Niedrigeinkommen waren die Auslöser, die am häufigsten zur Entstehung von Überschuldungssituationen beitrugen. Bei etwa einem Drittel der Fälle, bei denen die Schuldverhältnisse erfasst wurden, lag die Gesamtverschuldung zwischen und Euro. Ein Fünftel war mit bis zu Euro verschuldet. Alle erfassten Schuldverhältnisse zusammen ergaben einen Betrag in Höhe von Euro.
12 VI. Schlussbemerkungen Wir bedanken uns bei allen, die unsere Arbeit und den laufenden Betrieb der Schuldnerberatungsstellen finanziell unterstützt haben. An erster Stelle seien hier die Landkreise Bamberg und Forchheim, die Stadt Bamberg, das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim, das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg sowie der Freistaat Bayern genannt. Danken möchten wir auch den Mitarbeitern von Ämtern, Behörden, Beratungsstellen und sonstigen Institutionen, deren Mitwirkung für die Effizienz unserer Arbeit von wesentlicher Bedeutung ist. Wir hoffen auch weiterhin auf gute Zusammenarbeit und Unterstützung, wie wir sie bisher erfahren haben. Bamberg, im März 2016 Wolfgang Ceming Dipl.-Soz.Päd.(FH) Thilo Schmitt Dipl.-Päd.(Univ.).
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