Ein Tag in Sokolowka und Tschaussy
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- Benjamin Kurzmann
- vor 7 Jahren
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1 Ein Tag in Sokolowka und Tschaussy Wir starteten voller Erwartung und auch innerer Anspannung von Orscha aus in unser Dorf Sokolowka zu unseren Kindern. Alles, was wir an Geschenken mitgebracht hatten, wurde im Bus verstaut. Als am Straßenrand das Schild, Sakaloyka auftauchte, hatte ich leichtes Herzklopfen.Wie wird es unseren Kindern gehen? Am Tor empfingen uns 8 Schüler aus verschiedenen Klassenstufen mit der Direktorin Maria Nikolajewna. Nach der herzlichen Begrüßung ging es erst einmal in die Stalowaja, um uns ein für uns vorbereitetes kleines Programm anzusehen und uns zu stärken. Denn von Orscha bis hierher waren es 250 km. Die 8 Kinder sangen und spielten für uns, u. a. auch das Märchen von der Rübe, natürlich auf Deutsch, was uns sehr begeisterte. Nach der Übergabe der etwas größeren Geschenke aus Guben, wie ein Mikroskop und ein Fernrohr, der neuen DVD über BELRAD und die Projekte unserer SODI Gruppen und Materialien für den Deutschunterricht, erhielten auch wir jeder einen Wandteller mit dem Wappen der Kreisstadt Tschernikow. Leicht enttäuscht waren wir, weil nicht alle Kinder in der Schule waren. Sie hatten am Vormittag nur Zirkelarbeit und waren schon wieder zu Hause. Umso größer war die Freude bei Sonja ihr Patenkind Ksenija in die Arme schließen zu können. Ksenija weilte im vergangenen Sommer mit einem weiteren Mädchen für 4 Wochen zur Kur in Österreich. Gisela hatte die Chance für Anton Grauent aus Freienwalde den zukünftigen Brieffreund Nikita Kondraschow zu treffen und ihm einen ersten Brief zu übergeben. Und ich konnte nach mehrmaligem Fragen und Suchen im Dorf, Olga Romanow finden. Leider haben sich ihr Gesundheitszustand und das Gesamtbefinden trotz Pektin Kuren kaum verändert, so dass sie nach einer Untersuchung im Krankenhaus zum Kuraufenthalt Anfang des Jahres nach Italien geschickt wurde. Olga ist kaum gewachsen, sah sehr blass aus und war nicht mehr so fröhlich wie sonst.
2 Hagen musste im Gespräch mit der Direktorin leider erfahren, dass die familiären Situationen der Kinder oft sehr kompliziert sind, weil zunehmend mehr Erwachsene und damit auch Eltern an Krebs erkranken. Das trifft leider auch auf Olgas Mutti zu und ihr Vati ist verstorben. Für Olga ist das alles offensichtlich sehr schwer. Wir werden von SODI aus auch in diesem Jahr wieder 4 Kinder zur Kur ins Sanatorium nach Nadesda schicken. Ende Mai werden die Kinder wieder von BELRAD gemessen und wir werden sehen, in wie weit sich einige Kinder weiter stabilisieren konnten. Im Winter hatten alle eine Pektin Kur erhalten. Neben unsere Spielen - Murmeln und Darts - mit den Kindern, die wieder allen viel Freude bereiteten, gab es auch ein Volleyballspiel. Und mit Hallo ging es dann zum kleinen Fluss zur Abkühlung, wenigstens der Füße. Die Direktorin konnte voller Stolz berichten, daß einige Schüler ihre Leistungen in Deutsch verbessern konnten und zwei Schülerinnen nach Tschernikow und Mogiliew auf eine weiterführende Schule gehen, um ihre Deutschkenntnisse zu erweitern. Vielleicht können wir deren Entwicklung noch ein wenig verfolgen. Schnell waren die vier Stunden verflogen und es hieß Abschied nehmen, was mir von Olga besonders schwer fiel, sie so zurück lassen zu müssen und ihr nicht so helfen zu können wie Nastja. Lange konnte ich meinen Gedanken über das Erlebte in Sokolowka nicht nachhängen, denn wir machten auf der Rückfahrt noch der Kreisstadt Tschaussy Station. Am Ortseingang, einer Stadt mit Einwohnern, empfing uns bereits der Bürgermeister. Und obwohl wir uns sehr verspätet hatten, wurde uns ein überaus herzlicher Empfang im Saal der Kunstschule bereitet. Neben Vertretern der Stadt hatte sich auch die Presse eingefunden. Die Stadt Tschaussy hat seit wenigen Monaten eine Verwaltungspartnerschaft mit der Stadt Guben. Die Freude auf Seiten der Gastgeber war riesig groß, die ersten Bürger der Stadt Guben, Barbara Sens, Manfred und Christiane Fitz in ihrer Stadt begrüßen zu können.
3 Nach der offiziellen Begrüßung durch den Bürgermeister, stellte uns die Museumsdirektorin die Stadt und ihre Geschichte etwas näher vor. Im Anschluss besichtigten wir die Kunstschule. Wir waren wieder überrascht und total begeistern von den Arbeiten der Schüler. Diese besuchen die Schule am Nachmittag und kommen auch aus den umliegenden Dörfern Ich hatte die Chance, eine Arbeit aus Stoff und Stroh käuflich zu erwerben. Fast panisch reagierten wir, als wir erfuhren, dass wir auch noch eine Behindertenwerkstadt besuchen werden, denn wir hatten keine Geschenke mehr dabei. Alles hatten wir in Sokolowka gelassen. Umso erleichterter waren wir, als wir erfuhren, wir können dort angefertigte Arbeiten käuflich erwerben. Obwohl es nun schon Samstag gegen Abend war, waren die Direktorin, eine Lehrerin und auch 2 Teilnehmer da. Wir konnten sehen, woran gerade gearbeitet wird. Die Direktorin erläuterte uns die Arbeitsweise der Einrichtung. In einem Regal lagen die verschiedensten Arbeiten aus Perlen, Stofftiere, Keramik. Alle aus unserer Gruppe haben etwas für sich entdeckt.und so konnten auch wir einen kleinen Beitrag für die Schule leisten. Ich hatte noch 2 kleine Häkeldeckchen von meiner Mutti zum Verschenken in der Tasche. Diese kleine Handarbeit erfreute unsere Gastgeberinnen. Das war noch nicht das Ende der Überraschung in dieser Kleinstadt. Mit dem Bus ging es weiter zum Frauenhaus. Dabei wurde uns einiges zur Stadt erklärt und gezeigt. Das Frauenhaus, eine sehr schöne Einrichtung mit allem, was Mütter mit ihren Kindern brauchen, wenn sie von zu Hause wegen welcher Umstände auch
4 immer gezwungen sind, wegzugehen. In dieser Kleinstadt wird es aber leider wenig genutzt, obwohl Bedarf da wäre, berichtete die Leiterin. Es fehlt den Frauen oftmals der Mut in solcher Kleinstadt. Erstaunt war unsere Gesprächspartnerin, dass es solche Einrichtungen auch bei uns gibt. Das hätte sie nicht gedacht. Es waren sehr herzliche Begegnungen mit den Vertretern in dieser Stadt. Sie haben uns voller Stolz gezeigt, was sie haben und bedauerten, dass wir nur so wenig Zeit hatten. Danke Sergej für die Möglichkeit, auch solcher Begegnungen und Gespräche erleben zu können. Nach dem Abendessen in der Gaststätte ging es zurück nach Orscha. Das war ein Tag unserer Reise, der mich sehr beeindruckt hat. Dieser ging gegen 21.30Uhr zu Ende. Christa Dannehl
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