Berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten

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1 Berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten Chancen, Grenzen und Herausforderungen des neuen Anerkennungsgesetzes 4. Integrationskonferenz der Stadt Erlangen am Katharina Kucher, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) Das Netzwerk IQ wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. 1

2 Gliederung 1. Bedeutung der Nutzung und Förderung der Potenziale von Migrantinnen und Migranten zur Sicherung der Fachkräftebasis 2. Das neue Anerkennungsgesetz: Impuls für eine verbesserte berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten 3. Grenzen und Herausforderungen des Anerkennungsgesetzes 2

3 1. Bedeutung der Nutzung und Förderung der Potenziale von Migrantinnen und Migranten zur Sicherung der Fachkräftebasis 3

4 Die Erwerbsbevölkerung altert und schrumpft Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials (in Mio.). Quelle: BMAS 2011 (Annahmen: ohne Zuwanderung, ohne Erschließung neuer Erwerbspersonenpotenziale) 4

5 Verschärfung des Fachkräftemangels DIHK (2005), DZ BANK (2007), IW (2007), VDI (2007), Haufe (2007), BITKOM (2007), Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (2007), McKinsey (2008), Hochschule für Medien und Kommunikation (2009), Otto Brenner Stiftung (2010), Prognos (2010) ITK-Branche Altenpflegekräfte, Medizinische Dienste, Krankenpflege Erzieherinnen Notwendigkeit der bestmöglichen Nutzung vorhandener Bildungspotenziale 5

6 Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten Die Erwerbsbeteiligung der 25- bis 65-Jährigen mit Migrationshintergrund liegt bei nur 75 Prozent (vs. 81 Prozent ohne Migrationshintergrund). (Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung 2008) Die Arbeitslosenquote der Ausländer (14,8 Prozent) ist doppelt so hoch wie die der Deutschen (6,5 Prozent). (Bundesagentur für Arbeit 2010) Geringere Weiterbildungsbeteiligung von Migrantinnen und Migranten (Personen mit Migrationshintergrund 33 Prozent, Ausländer 29 Prozent, Personen ohne Migrationshintergrund: 45 Prozent). (Bilger/v. Rosenbladt 2011, S. 34) 6

7 Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten Circa Migrantinnen und Migranten mit akademischen Abschluss sind arbeitslos gemeldet oder unter ihrem Qualifikationsniveau beschäftigt. (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2010a, S. 38) Nur 30 Prozent der im Ausland akademisch Ausgebildeten verfügt über eine Anerkennung ihrer Qualifikationen in Deutschland. (Beinke/Bohlinger 2011) Vorhandene Ressourcen können und müssen noch besser genutzt werden. 7

8 2. Das neue Anerkennungsgesetz: Impuls für eine verbesserte berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten 8

9 Rahmeninformationen zum Anerkennungsgesetz Ziele des Anerkennungsgesetzes: Verbesserte Nutzung der Qualifikationspotenziale von Migrantinnen und Migranten Förderung einer qualifikationsadäquaten Beschäftigung Bereitstellung einer für Arbeitgeber nachvollziehbaren und bundesweit möglichst einheitlichen Bewertung für im Ausland erworbene Qualifikationen Förderung der Integration in die Arbeitswelt und die Gesellschaft Umsetzung: Inkrafttreten am 1. April

10 Anwendungsbereich des Anerkennungsgesetzes Berufliche Anerkennung reglementierte Berufe (berufliche Tätigkeiten, deren Aufnahme oder Ausübung an den Besitz bestimmter Berufsqualifikationen geknüpft sind) nicht-reglementierte Berufe (Ist ein Beruf nicht staatlich reglementiert, kann man sich direkt auf dem deutschen Arbeitsmarkt bewerben oder selbständig machen) bundesrechtlich geregelt (z.b. Ärzte, Krankenpfleger, Rechtsanwälte, Notare, Meister im zulassungspflichtigen Handwerk) landesrechtlich geregelt (z.b. Lehrer, Ingenieure) Ausbildungsberufe (rund 350 Ausbildungsberufe im dualen System) (z.b. tech. Assistenten) Landesrechtlich schulische Ausbildungen Hochschulabschlüsse, die nicht zu reglementierten Berufen hinführen (z.b. Linguisten, Physiker) Anerkennung ist ein MUSS Anerkennung ist ein KANN = Anwendungsbereich des Gesetzes 10

11 Zentrale Neuerungen des Anerkennungsgesetzes Ausweitung des Rechtsanspruchs Unabhängigkeit von Staatsangehörigkeit Erstmals allgemeiner Anspruch für 350 Ausbildungsberufe im dualen System Erhebliche Ausweitung für reglementierte Berufe auf Bundesebene Entscheidend ist nur die Qualität der Berufsqualifikation Einheitliche Kriterien und Verfahren Entscheidend sind wesentliche Unterschiede Berufserfahrung wird berücksichtigt Klarer Zeitraum: 3 Monate Entscheidungsfrist (Regelung tritt am in Kraft) 11

12 Verfahren für reglementierte Berufe Festlegung Referenzberuf Gleichwertigkeitsprüfung: Gibt es wesentliche Unterschiede? (Fähigkeiten und Kenntnisse, Inhalt und Dauer) nein ja Berufserfahrung (ergänzend) Gleichwertigkeitsbescheid Approbation als Arzt/Ärztin Berufszulassung nur unter Auflagen: Ausgleichsmaßnahmen Erlaubnis zum Führen einer Berufsbezeichnung (z.b. Krankenpfleger/ Krankenpflegerin) Kenntnisprüfung Eignungsprüfung Anpassungslehrgang 12

13 Verfahren für Ausbildungsberufe im dualen System Festlegung Referenzberuf Gleichwertigkeitsprüfung: Gibt es wesentliche Unterschiede? (Fähigkeiten und Kenntnisse, Inhalt und Dauer) nein ja Berufserfahrung (ergänzend) Anpassungsqualifizierung Gleichwertigkeitsbescheid Approbation als Arzt/Ärztin Erlaubnis zum Führen einer Berufsbezeichnung (z.b. Krankenpfleger/ Krankenpflegerin) Ablehnungsbescheid Darstellung vorhandener Qualifikationen und bestehender Defizite Bewerbung auf dem Arbeitsmarkt 13

14 Gesetzesbegleitende Maßnahmen für Anerkennungssuchende Informationsportal (Bundesinstitut für Berufsbildung) Zentrale Telefon-Hotline (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) mehrsprachiges Informationsmaterial regionale Erstanlaufstellen (Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) ) arbeitsmarktbezogene Beratung IHK, HWK, etc. für zuständige anerkennende Stellen Datenbank mit Informationen über ausländische Abschlüsse Ausbildungsberufe Entwicklung prototypischer Verfahren zur Qualifikationsanalyse (Pilotprojekt) Informations- und Beratungsangebot (Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) ) Arbeitsagenturen und Jobcenter für Regelinstitutionen Schulungen (Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) ) Informations- und Beratungsangebot (Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) ) 14

15 3. Grenzen und Herausforderungen des Anerkennungsgesetzes 15

16 Grenzen des Anerkennungsgesetzes Das Gesetz betrifft nur bundesgesetzlich geregelte Berufe. Landesrechtlich geregelte Berufe (z.b. Lehrer, Erzieher, Ingenieure) fallen nicht in den Anwendungsbereich des Gesetzes. Länder sind gefordert, Ländergesetze anzupassen. Hochschulabschlüsse fallen nur in den Anwendungsbereich des Gesetzes, wenn sie auf einen reglementierten Beruf hinführen. Möglichkeit der Zeugnisbewertung bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen. 16

17 Herausforderungen für die Umsetzung des Anerkennungsgesetzes Individuelle Prüfung der Anerkennung: individuelle wesentliche Unterschiede zum festgelegten Referenzberuf Individuell unterschiedlicher Qualifizierungsbedarf (Ausgleichsmaßnahmen, Anpassungsqualifizierungen) Herausforderung Bereitstellung entsprechender Qualifizierungsangebote Öffnung der Anerkennungsmöglichkeit für einen weiteren Personenkreis und Erweiterung der möglichen anzuerkennenden Berufe: Voraussichtliche Erhöhung der Nachfrage nach Anerkennung Herausforderung Keine verlässliche Schätzung, wie viele potenzielle Antragsteller Anerkennungsanträge stellen werden. 17

18 Herausforderungen für die Umsetzung des Anerkennungsgesetzes Anerkennung berufliche Integration Das Anerkennungsgesetz ist ein Baustein im Prozess der beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten Anerkennungsgesetz Prozesskette für eine (berufliche) Integration. Quelle: Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) 2009 Herausforderung Gestaltung der Schnittstellen und Übergänge Bereitstellung von Beratung und Prozessbegleitung 18

19 Fazit Das Anerkennungsgesetz ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es liegt nun an allen Beteiligten, die Folge-Schritte und den weiteren Weg mitzugehen und mitzugestalten. 19

20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Katharina Kucher Fachstelle Qualifizierung im Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ) Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) Obere Turnstraße 8, Nürnberg 0911 / kucher.katharina@f-bb.de fachstelle.qualifizierung@f-bb.de (ab 02/2012) 20