Erfolgsgeschichte Obergrafendorf: Nitratwerte mit Vertragswasserschutz der LK erfolgreich gesenkt
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- Waldemar Schuster
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1 g Fachbeitrag für das LK-Internet, Die Landwirtschaft, Wasserrechtsbehörde NÖ, Wasserversorungsunternehmen wie Gemeinden und Beratungsunterlage für Landwirte und diverse Zeitschriften Erfolgsgeschichte Obergrafendorf: Nitratwerte mit Vertragswasserschutz der LK erfolgreich gesenkt DI. Johann Humer, LK NÖ Abrupter Nitratanstieg im Grundwasser konnte gestoppt werden Das Phänomen des abrupten Anstieges der Nitratwerte des Grundwassers hat der Autor in den letzten Jahrzehnten mehrmals beobachtet. Überhöhte Nitratwerte im Grundwasser wurden in mehreren Landgemeinden zum Problem für die Trinkwasserversorgung. Das örtliche Grundwasser war plötzlich nicht mehr als Trinkwasser tauglich. Gemeindebürger mussten betreffend des Trinkwassergenusses gewarnt werden und einwandfreies Wasser musste zukauft werden. Das Beispiel Obergrafendorf zeigt die sprunghaften Trendveränderungen der Nitratgehalte innerhalb der letzten 50 Jahre in der Abbildung 1. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 1/7
2 Abbildung 1: Nitratwerte von 1964 bis 2011 in Obergrafendorf. Überschreitung der Trinkwassergrenzwerte von 1984 bis 1997 und Ab 1995 sinkender Trend durch Umweltprogramm ÖPUL deutlich erkennbar. Neuerlicher Anstieg Seit 2006 laufend sinkender Trend durch Grundwassersanierungsprojekt unter Aufsicht der LK NÖ mit lkprojekt. Q: Gemeinde Obergrafendorf Abb. 2, rechts: Österreichweite Nitratwerte im Grundwasser, die von 1997 bis 2008 den Schwellenwert vom 45 mg/l überschritten haben. Q: Wassergüte in Österreich, Jahresbericht Fall Obergrafendorf Abbildung 3: Nitratwerte von 2005 bis 2011 in Obergrafendorf. Ab 2006 Nitratsanierungsprogramm auf privatrechtlicher Basis. Sichtbare jährliche Abnahme der Nitratwerte auf Basis des Maßnahmenkataloges von DI. Humer mit regelmäßiger Überprüfung der privatrechtlich vereinbarten Managementaufgaben der Landwirte. Die sichtliche Zufriedenheit der Landwirte nach 5 Jahren wurde erreicht, weil die landwirtschaftliche Produktionstätigkeit nur so gering wie möglich eingeschränkt wurde. Q: Gemeinde Obergrafendorf Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 2/7
3 Nitratsanierung in Obergrafendorf mit Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammer Weil dort das Grundwasser aus einem Einzugsgebiet mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung stammt, wandte sich die Gemeinde in Absprache mit der zuständigen Behörde für das Wasserrecht direkt an die Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammer NÖ, die sich seit 20 Jahren mit der Nitratfrage intensiv beschäftigen. Erste Sanierungsversuche starteten schon in den 90er Jahren. Damals wurde der gesetzliche Nitratwert einem internationalen Trend folgend von 100 auf 30 mg/l abgesenkt und ist inzwischen mit 50 mg/l festgelegt worden. Daher musste ein erstes Sanierungsprogramm gestartet werden, mit dem die Werte unter 50 mg fielen. Ohne begleitender Aufsicht stiegen aber die Werte 1993 bis 1997 wieder über 50 mg bis zu 85 mg. Unter dem Umweltprogramm ÖPUL (Start 1995) ist ein sinkender Trend von 1997 bis 2004 deutlich erkennbar erfolgte ein neuerlicher Anstieg über 50 mg, sodass eine Warnung der Bevölkerung vor dem Trinkwassergenuß wegen überhöhter Nitratwerte erfolgen musste. Die Gemeinde musste daraufhin ein weiteres Nitratsanierungsprogramm einleiten. Auf Empfehlung der Wasserrechtsbehörde des Landes NÖ startete die Gemeinde Obergrafendorf 2006 statt einem amtlichen Nitratsanierungsprogramm eines auf privatrechtlicher Basis. Grund für die privatrechtlichen Vertragsmaßnahmen zwischen Gemeinde und Landwirten waren die positiven Erfahrungen im Land OÖ. Die Gemeinde ersuchte und beauftragte dazu die Landwirtschaftskammer NÖ einen Maßnahmenplan zu erstellen. DI. Humer, langjähriger Pflanzenbauexperte der LK NÖ auf dem Gebiet Düngung und Nitratfragen, entwarf dazu einen möglichst wirksamen Maßnahmenkatalog zur Senkung der Nitratwerte einigte man sich in mehreren Diskussionsrunden mit der Wasserrechtsbehörde, der Gemeinde und den Bauern auf den erarbeiteten Maßnahmenkatalog min 20 0 keine Begrünung im Sommer Senf- Mischung Senf 20 7 Grün- Brache 0 So.Blume Mittelwert max Zucker- Rübe Abb. 4: Nmin-Wert-Bereiche in Obergrafendorf im ersten Laufjahr des Projektes (2006). Die höchsten Nmin-Werte wurden erwartungsgemäß auf Flächen ohne Begrünung nach der Ernte gefunden. Von diesen Flächen geht die größte Gefahr der Nitratauswaschung aus. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 3/7
4 Offene Böden ohne Begrünungskultur hatten 2006 gemäß Abb. 4 im Mittel 67 kg Nmin/ha bei einer Spannbreite von 20 bis 126 kg/ha. Das bedeutet, dass auf solchen Böden das Potential für Stickstoffverluste um 47 kg N größer war. Das heißt anderseits, dass eine gute entwickelte Pflanzendecke etwa 47 kg N konservierte. Unter Berücksichtigung von Umwandlungsverlusten in Humus, N 2 und N 2 O stand damit etwa ein Düngerwert von 30 kg N/ha bzw. derzeit ca 35 /ha als langsamfließende Stickstoffquelle zur Verfügung. Gut etablierter Senf reduziert die Nmin-Menge um etwa 2/3, während Senfmischungen mit weniger wüchsigen Mischpartnern weniger N-Bindung zeigten. Von Zuckerrüben und Grünbrachen mit ihrer langen Bodenbedeckung geht erwartungsgemäß in der Regel keine Nitratbelastung aus. Auch Sonnenblume hat den Stickstoff im Boden aufgezehrt. Aufgrund der gut entwickelten Begrünungen kam es in den Folgejahren zu einem markanten Rückgang der Nmin-Werte so wie der Nitratwerte im Grundwasser von Obergrafendorf. Auf die vorgesehene Maßnahme einer jährlichen begleitenden Nmin- Untersuchung konnte somit vorzeitig verzichtet werden. Abb. 5: Nmin-Bodenprobenahme in Obergrafendorf am in einer optimal entwickelten Begrünungskultur mit Gelbfsenf. Die Nmin-Werte lagen 2006 bei dieser Begrünungskultur im Mittel beim zufriedenstellenden Wert von 20 kg Nmin/ha. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 4/7
5 Maßnahmenkatalog der LK NÖ mit perfekten Begrünungsmaßnahmen Kern des Maßnahmenkataloges sind perfekt etablierte Zwischenfruchtmaßnahmen mit gut wüchsigen Begrünungskulturen nach der Hauptfruchternte. Dabei wird der unverbrauchte Reststickstoff als organischer Stickstoff gebunden. Im Frühjahr mineralisiert dieser gebundene Stickstoff und steht als langsamfließende Stickstoffquelle bis zur Ernte zur Verfügung. Nachfolgende Untersuchungen der LK NÖ von 1996 belegen dies anschaulich. Abb. 6: Nmin-Mengen Ende Nov.1996 in NÖ unter be- und unbegrünten Äckern je nach Anbautermin. Die Darstellung zeigt, wie wichtig ein früher Anbautermin ist, damit der Boden mit möglichst niedrigen Reststickstoffmengen in den Winter geht. Für einen effektiven Grundwasserschutz ist daher der späte Anbau von Begrünungen nicht hilfreich. Die wichtigste Nebenbedingung war dabei, dass der Maßnahmenkatalog so ausgerichtet ist, dass die ganze landwirtschaftliche Produktionstätigkeit nur so gering wie möglich eingeschränkt wird und somit keine gravierenden Abstriche im Ertrag zu befürchten sind. Im Gegenzug sind aber von den Landwirten die geforderten Managementaufgaben genau zu beachten um die Stickstoffverluste ins Grundwasser zu minimieren. Zur Gewährleistung einer möglichst effizienten Umsetzung des Maßnahmenkataloges werden dazu Düngepläne der Landwirte eingefordert und die vertraglich vereinbarten Managementaufgaben auf den Flächen werden vollständig und regelmäßig überprüft. Innerhalb von 5 Jahren konnten so die Nitratwerte in einem jährlich fallenden Trend inzwischen auf 26 mg abgesenkt werden, also wieder auf das Niveau von 1970 zurückgeführt werden. Weil die Managementaufgaben gemäß Maßnahmenplan so erfolgreich waren, wurde inzwischen ein gelockerter, entschärfter Maßnahmenkatalog für die nächste Vertragsperiode von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Als wichtiges Instrument bleibt dabei die vollständige und regelmäßige Überprüfung der vertraglich vereinbarten Managementaufgaben auf den Flächen. Die Kontrolle erfolgt dabei unter Aufsicht der LK NÖ mit der Anwesenheit zumindest eines Vertreters der Landwirte und der Gemeinde. Wünschenswert ist immer die Teilnahme aller Vertragslandwirte, da sie dabei gleichzeitig beraten werden können, wenn die Managementaufgaben auf den Flächen nicht vollkommen gelungen sind. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 5/7
6 Den von der LK NÖ verfassten Vertragstext (4 Seiten) für den privatrechtlichen Grundwasserschutz zwischen Gemeinde und Landwirten und den von der LK NÖ verfassten möglichst einfachen Maßnahmenkatalog (2 Seiten) kann vom Autor per kostenfrei angefordert werden. Versuchergebnisse der LK NÖ zur Wirksamkeit von Begrünungen auf den unverbrauchten Nmin-Stickstoff im Herbst 1996 hat der Autor 39 Vergleichspaare begrünter Ackerflächen und unbegrünter Ackerflächen auf den unverbrauchten Nmin-Stickstoff in NÖ im November untersucht (Abb.7). In der Regel steht auf begrünten Ackerflächen deutlich weniger Stickstoff zur Verfügung. Abb. 7 Begrünt Unbegrünt DIFFERENZ Medianwerte Stickstoffbindung Tiefe Nmin kg/ha Nmin kg/ha durch Begrünung 0-30 cm 6,8 21,2 14, cm 8,1 21,6 13, cm 7,2 10,4 3, cm Abb. 8 Nmin-Stickstoff von 39 Vergleichspaaren begrünter und unbegrünter Ackerflächen in NÖ im November Nach der Ernte begrünte Ackerflächen binden im Mittel 28 kg N/ha. Entscheidend ist dabei die Bodenschichte von 0 bis 60 cm. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 6/7
7 Fazit Unter Berücksichtigung bekannter pflanzenbaulichen Erkenntnisse und unter Mitwirkung von Landwirten konnten in Obergrafendorf die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten 5 Jahren auf das beachtenswert niedriges Niveau von 26 mg / L durch Begrünungs- Maßnahmen gesenkt werden. Das Erfolgsmodel wurde von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Im Rahmen eines privatrechtlichen Vertragswasserschutzes der LK wurde die erfolgreiche Umsetzung des Projektes über lk-projekt abgewickelt. Autor Dipl.-Ing. Johann Humer NÖ Landeslandwirtschaftskammer Wiener Straße 4, 3100 St. Pölten Tel johann.humer(et)lk-noe.at Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan17nSp+L,Teil1 7/7
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