Erfahrungsbericht. Auslandssemester an der RGGU in Moskau Sommersemester 2014 Julia Bürgmayr Lehramtsstudium Deutsch und Russisch

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2 Erfahrungsbericht Auslandssemester an der RGGU in Moskau Sommersemester 2014 Julia Bürgmayr Lehramtsstudium Deutsch und Russisch 1

3 Mein Auslandssemester absolvierte ich an der RGGU in Moskau. Diese Uni befindet sich an der Ringlinie bei der Station Новослободская bzw. an der grauen Linie bei der Station Менделеевская. Sie liegt sehr vorteilhaft, da man mit der Ringlinie die besten Möglichkeiten überall schnell hinzukommen hat und außerdem kommt man zu Fuß innerhalb von 15 Minuten an die Tverskaja-Straße und in ca. 45 Minuten zum Roten Platz. Ich wurde vom Flughafen Домодедово, der ein bisschen außerhalb liegt, von einem Angestellten des Internationalen Büros persönlich abgeholt. Im Vorfeld nahm ich mit dem Internationalen Büro Kontakt auf und übermittelte meine Flugzeiten. Das Abholservice kostete nichts und war wirklich sehr praktisch, da ich mit viel Gepäck anreiste und ich wirklich direkt ins Studentenheim gebracht wurde. Das Personal im Internationalen Büro war sehr freundlich und am Anfang eine große Unterstützung bei den Formalitäten. Dort erfuhr ich alles, was ich bezüglich Einstufungstests für den Sprachkurs, Teilnahme beim Tandemprojekt der Uni, Antrag für die Studentenkarte für die Metro oder Visa-Verlängerung wissen musste. Auch mit dem Personal des Spracheninstituts machte ich gute Erfahrungen. Es war ein hilfreicher Begleiter bei den Anmelde- und Zahlungsformalitäten, die anfangs kompliziert und undurchsichtig erschienen, da man vor allem zu Beginn das Gebäude noch nicht kennt. Mit den Kursen am Institut für Russisch als Fremdsprache war ich im Großen und Ganzen zufrieden, da das Niveau der Kurse den Kursteilnehmer/inne/n angemessen war und die Gruppen eher klein waren. Mir persönlich gefiel am besten der Grammatikkurs, da die Lehrerin den Unterricht gut vorbereitet und klar strukturiert hatte. Es gab immer Hausübungen und alle zwei Wochen einen Test, außerdem zwei größere Kontrollarbeiten. In Sprachpraxis und Literatur hatten wir als Studierende die Möglichkeit die Themen mitzubestimmen. Die Prüfungsleistung für Literatur war das Verfassen von zwei Essays. Im Kurs Sprache der Massenmedien arbeiteten wir mit einem Lehrbuch und leider weniger mit der realen Sprache der Massenmedien, was etwas weniger spannend war. Alle Kurse fanden zwei Mal wöchentlich statt, wodurch der Stundenplan ziemlich gefüllt war. Zusätzlich besuchte ich noch den Spezialkurs für Phonetik. Für all diese Kurse musste ich 170 im Monat bezahlen. Am Anfang bekam ich eine Rechnung mit einem viel zu hohen Betrag, doch auf Nachfragen erfuhr ich, dass im Vertrag mit der Universität Wien der Höchstbetrag von 170 pro Monat festgelegt ist. Daher empfehle ich, unbedingt nachzufragen, wenn einem der Betrag zu hoch erscheint. In den Kursen waren wir maximal zu zehnt, die Anzahl variierte von Kurs zu Kurs, da nicht jeder Kurs von allen belegt wurde. Allgemein herrschte in den Kursen eine sehr angenehme und entspannte Atmosphäre und die Professor/inn/en konnte auf die einzelnen Studierenden eingehen. In meinen Kursen waren Student/inn/en aus Finnland, Schweden, Deutschland, Italien, Slowakei, Polen, Kanada und Japan. Diese internationale Gruppierung förderte die Gespräche, die in unserer gemeinsamen Sprache Russisch stattfanden, auch außerhalb der Kurse. 2

4 Ein weiteres Plus der Uni war, dass sich das Studentenheim direkt am Unicampus befand. Ich hatte Glück und wohnte allein im Zimmer. Entgegen aller Horrorgeschichten von russischen Studentenheimen (Erwartungshaltung), überraschte mich dort ein relativ sauberes Zimmer, das zweckmäßig möbliert war. Natürlich war es kein Luxushotel, aber ich fand die (kostenlose) Unterkunft vollkommen in Ordnung. Im Zimmer selbst gab es ein Waschbecken, Klo und Dusche befanden sich am Gang. Die Duschen haben sicherlich schon bessere Zeiten gesehen, allerdings hatten wir immer warmes Wasser zur Verfügung. Die Küche war sehr klein und leider gab es keinen Tisch, allerdings zwei Kühlschränke mit Gefrierfach, sodass genug Platz für alle vorhanden war. Die Küche sowie Klo, Dusche und Gang wurden fast täglich geputzt, für die Zimmer war man selbst verantwortlich. Da so gut wie keine Kochausstattung vorhanden war, kaufte ich mir einen Topf, eine Pfanne und Besteck. Besonders günstig gab es solche Dinge bei Großmärkten wie dem Achan. Im Studentenheim konnte man eine Waschmaschine, einen Trockner und ein Bügeleisen benutzen, nachdem man sich in eine Liste für einen Termin eingetragen hatte. In meinem Stockwerk wurden das Bettzeug und die Handtücher ca. alle drei Wochen bzw. einmal im Monat gewechselt. In der Nacht war das Heim zwischen eins und sechs Uhr geschlossen, allerdings war es für uns nie ein Problem dazwischen heimzukommen, da wir die Wachmänner aufweckten, die zwar etwas Unfreundliches brummten, doch zum Glück immer aufsperrten. Obwohl im Studentenheim nur ausländische Student/inn/en wohnten, war die Kommunikationssprache Russisch. Am besten versucht man gleich von Anfang an konsequent mit allen Russisch und nicht Englisch zu sprechen. Im Studentenheim lernte ich schnell andere Student/inn/en kennen, mit denen ich viel unternahm. Obwohl es im internationalen Umfeld fast schwierig erschien, russische Freunde zu finden, habe ich sehr herzliche, hilfsbereite und gastfreundliche kennengelernt. Es gibt unzählige Möglichkeiten, um mit Russ/inn/en in Kontakt zu treten, die man als Austauschstudent/in nützen sollte. Als Vorteil dabei empfand ich persönlich die deutsche Sprache, da viele Russ/inn/en Deutsch lernen und sich über Kontakt mit Muttersprachler/inne/n freuen. Da sich Moskau als guter Ausgangspunkt für Reisen anbietet, besuchten wir einige Städte am sogenannten Goldenen Ring und fuhren mit relativ billigen Plackart -Tickets nach Voronezh, Kazan, Nizhnij Novgorod und St. Petersburg, wo wir in günstigen Hostels nächtigten. Obwohl wir uns nur im Umkreis von Moskau bewegten, konnten wir dort ganz andere Eindrücke von Russland gewinnen als in dieser riesigen Stadt. Von St. Petersburg, wo wir die weißen Nächte bewunderten, fuhren wir mit dem Bus nach Helsinki, das ich als kompletten Gegensatz zu russischen Städten erlebte. Dieser Kulturschock war eine sehr interessante Erfahrung. Wichtig beim Reisen ist, dass man zum Kauf von Tickets immer den Reisepass braucht. Moskau ist mit seinen offiziell zwölf Millionen Einwohner/inne/n ständig in Bewegung und es sind immer und überall viele Menschen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase schwamm ich einfach mit der Masse mit und legte große Distanzen, im Vergleich zu den in Österreich gewohnten, zurück. In Moskau gibt es alles und davon unzählige Dinge. Um die Stadt zu erkunden, sollte man die Vorteile des russischen Studentenausweises auf jeden Fall nützen. 3

5 Fast überall erhält man Rabatt oder oft sogar freien Eintritt in die Museen. Ein besonderes Erlebnis war das Ballett Eugen Onegin im Bolschoj-Theater. Wir saßen zwar auf ungemütlichen Plätzen, so stand es auf unserer Karte, aber diese kosteten nur 100 Rubel. Den oft gehörten Satz: In Russland ist es so gefährlich! kann ich von meinen persönlichen Erlebnissen, zum Glück, nicht bestätigen. Ich fühlte mich sehr sicher und wohl, trotz der politischen Ereignisse (Stichwort Krim und Ukrainekrise), die während meines Aufenthaltes stattfanden. Wichtig ist, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und Offenheit und Respekt für eine andere Kultur zu zeigen. Sowohl Flexibilität als auch Geduld schaden nicht um unerwartete Situationen zu meistern. Auch wenn manches auf den ersten Blick schwierig oder kompliziert erscheint, findet sich meist ein Weg. Ich lernte in meinem Auslandssemester sowohl sprachlich als auch für mich persönlich sehr viel. In eine andere Kultur einzutauchen ist höchst spannend und ich habe unzählige, unvergessliche Erfahrungen gemacht. 4