Martin Schulz Sachverständiger November 2016, Flughafen Wien

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1 Österreichische Gefahrgutkonferenz 2016 Der neue CTU-Code Rechtsverbindlichkeit statt Guideline; Richtige Beladung von Containern und Beförderungseinheiten Martin Schulz Sachverständiger November 2016, Flughafen Wien 1

2 Veröffentlicht vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und beinhaltet auch Beispiel mit Berechnungen. (Empfehlungscharakter) Neun Verantwortliche vom Beladen (-packen) bis zum Entladen (- packen) werden dargestellt Der CTU-Code, der im Sinne des IMDG-Code (International Maritime Dangerous Goods Code) spätestens ab 2018 gelten muss, besteht aus 13 Kapiteln. 2

3 Kapitel 1 : Einführung Kapitel 2: Begriffsbestimmungen Kapitel 3: Grundlegenden Anforderungen Kapitel 4: Verantwortlichkeiten und Informationsweitergabe Kapitel 5: Allgemeine Beförderungsbedingungen Kapitel 6: Eigenschaften von Beförderungseinheiten Kapitel 7: Eignung von Güterbeförderungseinheiten Kapitel 8: Ankunft, Kontrolle und Abstellen von Güterbeförderungseinheiten Kapitel 9: Packen von Ladung in Güterbeförderungseinheiten Kapitel 10: Zusätzliche Hinweise zum Packen von gefährlichen Gütern Kapitel 11: Maßnahmen nach Beendigung des Packens Kapitel 12: Hinweise für Annahme und das Auspacken von Güterbeförderungseih. Kapitel 13: Ausbildung im Packen von Güterbeförderungseinheiten 3

4 Wichtigste Änderungen: 1) Der Versender von Containern ist ab verpflichtet die Container für den Seeverkehr zu wiegen ohne nachvollziehbare Angaben (Berechnungen, Wägungen etc. ) in den Ladepapieren dürfen sie ansonsten nicht mehr auf Schiffen verladen werden. (Das Bruttogewicht ist ausschlaggebend. 2) Der CTU-Code stellt für die Ladungssicherung nur noch auf die derzeit gültige EN :2010 ab. Möglichkeit einer nationalen Anpassung gegeben! Es kann eine A-Abweichung beantragt werden (technischen Komitee in Europa). Hinweise auf nationale Vorschriften im nationalen Vorwort möglich (VDI 2700 Bl. 2) 4

5 Packen von Ladung in Güterbeförderungseinheiten: 1) Planen des Packens 2) Verpackungs- und Sicherungsmaterialien 3) Grundsätze des Packens 4) Sicherung von Ladung in Güterbeförderungseinheiten 5) Packen von Schüttgütern 6) Arbeitsschutz und Gefahrenabwehr 5

6 1) Planen des Packens Der Packer sollte sicherstellen, dass Der Packvorgang so weit wie praktisch möglich im voraus geplant wird Unverträgliche Ladungen voneinander getrennt werden Besondere Anweisungen zur Handhabung der Ladungen beachtet werden Die höchst zulässige Nutzlast nicht überschritten wird Die Einschränkung für Einzellasten nicht überschritten wird Die Einschränkungen bei einem außermittigen Schwerpunkt eingehalten werden 6

7 2) Verpackungs- und Sicherungsmaterialien Der Packer sollte sicherstellen, dass die Sicherungsmaterialien Genügend widerstandsfähige für den vorgesehenen Verwendungszweck sind. In guten Zustand sind und ohne Risse, Bruchstellen oder sonstige Schäden. Für die CTU und die zur Beförderung anstehenden Güter geeignet sind. Geltende Normen erfüllen. 7

8 3) Grundsätze des Packens Der Packer sollte sicherstellen, dass Die Ladung in der CTU richtig verteilt ist Die Stauungs-und Packtechniken für die Art der Ladung geeignet ist Eine Gefährdung der Betriebssicherheit berücksichtigt wird Um diesen Pflichten zu genügen sollten die Packer sich mit dem Gleitreibbeiwert µ und den Anhängen der Anlage 7 beschäftigen 8

9 Erläuterung der physikalischen Kräfte Reibungskraft (FR) Die Reibungskraft wirkt einer Ladungsverschiebung entgegen. Sie ist abhängig von der Oberflächenstruktur und von der Gewichtskraft. Sie berechnet sich aus dem Reibbeiwert mal der Gewichtskraft FR = µ x FG 9

10 Praktische Methode zur Bestimmung des Gleitreibbeiwertes (µ) Der Faktor µ gibt an, wie leicht eine Ladung ins Gleiten kommt, wenn die Ladefläche gekippt wird. Ein Verfahren zur Bestimmung von µ besteht darin, eine Ladefläche mit der fraglichen Ladung zu neigen, und den Winkel (α ) zu messen, bei dem die Ladung anfängt zu rutschen. Dies ergibt den Reibwert µ = 0,925 * tan α Es sind fünf Prüfungen durchzuführen Höchster und niedrigster Wert ist zu vernachlässigen Dieses Verfahren ist auch für Pallettenware geeignet!! Ein Kippwinkel von 26,6 simuliert eine Beschleunigungskraft von 0,5 g und ein Kippwinkel von 38,7 simuliert eine Beschleunigungskraft von 0,8 g. 10

11 4) Sicherung von Ladung in Güterbeförderungseinheiten Beispiele für zu berücksichtigende Belastungen: Lkw: Anfahren, Fahrbahnbeschaffenheit, Kurven, Ausweichmanöver, Verzögerung durch Bremsen und Beschleunigen Bahn: Rangierstöße Schiff: Rollen, Stampfen und Seegang Flugzeug: Starten, Landen, Kurvenflug und Absinken durch Luftlöcher, Druckdifferenzen Umschlagsgerät: Anheben und Absetzen 11

12 4) Sicherung von Ladung in Güterbeförderungseinheiten Der Packer sollte sicherstellen, dass Dicht aneinander liegende Ladungen so in den CTUs gestaut sind, dass eine Überlastung der Begrenzungsflächen vermieden wird. Im Fall von CTUs mit schwachen Begrenzungsflächen oder gar keinen Begrenzungsflächen durch die Ladungssicherungsvorkehrungen eine ausreichende Sicherungskraft erzeugt wird. Größere, schwerere oder sperrige Versandstücke einzeln gesichert werden, um ein Verrutschen und falls erforderlich, ein Kippen zu verhindern. Die Wirksamkeit der Ladungssicherungsvorkehrungen angemessen bewertet wird. 12

13 Der Lastverteilungsplan Die VDI 2700 Blatt 4 fordert: - Schwerpunkt der gesamten Ladung möglichst längs-mittig des Fahrzeuges - Schwerpunkt so niedrig wie möglich - auch bei Teil(ent)ladungen ist eine gleichmäßige Gewichts- und Lastverteilung anzustreben Ein vorhandener Lastverteilungsplan ist Basis für eine ordnungsgemäße und sichere Beladung der CTUs! 13

14 Der Lastverteilungsplan so nicht! 14

15 Der Lastverteilungsplan 15 15

16 Der Lastverteilungsplan Berechnung des resultierenden Gesamtmassenschwerpunktes Sres = (m1xs1 + m2xs2 + m3xs3 + m4xs4) (m1 + m2 + m3 + m4) S1 = Abstand der Schwerpunktlage der Ladung 1 gemessen von der Stirnwand m1 = Masse der Ladung 1 S2 = Abstand der Schwerpunktlage der Ladung 2 gemessen von der Stirnwand m2 = Masse der Ladung 2 16

17 Die Aufbaukonstruktion Container gemäß CSC-Richtlinie: Schwerpunkt: 20 : max. 0,6 m außer mittig 40 : max. 0,9 m außer mittig in Längsrichtung 17

18 3.4) Die Aufbaukonstruktion Gemäß DIN EN 283 muss ein Wechselaufbau folgende Kräfte aufnehmen können: Stirnwand: Rückwand: Seitenwand: 40% der Nutzlast 40% der Nutzlast 30% der Nutzlast Diese Werte gelten nur bei formschlüssiger Stauung!!! 18

19 Die Aufbaukonstruktion Gemäß DIN EN muss der Standard-Fahrzeugaufbau (Code L) folgende Kräfte aufnehmen können: Stirnwand: Rückwand: Seitenwand: 40% der Nutzlast jedoch max. 5 to 25% der Nutzlast jedoch max. 3,1to 30% der Nutzlast ACHTUNG: gilt nicht für Curtainsider! Diese Werte gelten nur bei formschlüssiger Stauung!!! 19

20 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Stirnwand: (Code L) 20

21 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Rückwand: (Code L) 21

22 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Seitenwand: (Code L) - Kofferaufbau 22

23 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Seitenwand: - Aufbau als Hamburger Verdeck 23

24 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Seitenwand: (Code L) - Aufbau als Standard-Curtainsider Der Aufbau eines Standard-Curtainsiders ist zur Ladungssicherung NICHT geeignet!!! 24

25 Der Curtainsider 25

26 Der Curtainsider Dieser Aufbau kann die Ladung NICHT sichern. 26

27 Der Curtainsider - Die ungesicherte Ladung rutscht in die Plane - Noch hält die Plane den Belastungen stand - Die Weiterfahrt kann auch wegen der unzulässigen Überbreite des Fahrzeuges untersagt werden - Beim Entladen wird es sehr große Probleme geben 27

28 Der Curtainsider Standard-Curtainsider: (Code L) - Curtainsider mit einem Standardaufbau sind nicht besonders belastbar - Diese Aufbauten sind, besonders bei älteren Fahrzeugen, zur Ladungssicherung nicht geeignet - Der Standardaufbau eines Curtainsiders ist somit grundsätzlich nur als Wetterschutz anzusehen Quelle: Berufsgenossenschaft für Fahrzeughalterung 28

29 Die Aufbaukonstruktion Gemäß DIN EN (ab ) muss der verstärkte Fahrzeugaufbau (Code XL) folgende Kräfte aufnehmen können: Stirnwand: Rückwand: Seitenwand: 50% der Nutzlast 30% der Nutzlast 40% der Nutzlast Diese Werte gelten nur bei formschlüssiger Stauung!!! 29 29

30 Die Aufbaukonstruktion Belastbarkeit der Stirn- / Rück- und Seitenwand: (Code XL) - Aufbau als zertifizierter-curtainsider Die Prüflast wird vollflächig auf 2/3 der Aufbaufläche eingebracht. 30

31 Der Curtainsider Der zertifizierte-curtainsider: (Code XL) geprüfte und zertifizierte Curtainsider können ganz bestimmte Ladungen sichern. z.b. Schmitz s.cs universal 31

32 Der Curtainsider Innenansicht zertifizierter-curtainsider (Beispiel) 32

33 Der Curtainsider Verstärktes Dach zertifizierter-curtainsider (Beispiel) Das Dach kann z.b. durch den Einbau von Stangen, Drahtseilen oder von textilen Gurten verstärkt werden. 33

34 34 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!!!!!