Modell der Begabtenförderung für Oberösterreich
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- Ingeborg Tiedeman
- vor 6 Jahren
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1 LANDESSCHULRAT FÜR OBERÖSTERREICH A LINZ, SONNENSTEINSTRASSE 20 Modell der Begabtenförderung für Oberösterreich I n h a l t 1. Einleitung 2. Modell der oö Begabtenförderung 2.1 Schulische Basisförderung 2.2 Verein Stiftung Talente 2.3 Schwerpunkte in der oö Begabtenförderung 3. Pädagogischer Beirat
2 1. Einleitung Statistisch betrachtet sind 3 % der Schüler/innen besonders begabt (ca Schüler/innen in Oberösterreich). Im günstigen Fall gelingt es den Schüler/innen, ihre Begabungen auch in Leistung und gute Schulnoten umzusetzen. Es gibt aber auch Schüler/innen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht gelingt, ihre gute Begabung im Unterricht zu zeigen. Wir sprechen dann von sogenannten "Underachievern". Diese Minderleister machen immerhin knapp 1 % der besonders Begabten aus. Dies ist mit ein Grund, warum diese Gruppe der Schüler/innen Hilfe und Unterstützung braucht. Die allgemeine Annahme, dass sich besonders Begabte schon durchsetzen werden, ist eine Fehlannahme. Hoch begabte Kinder brauchen, wie andere Kinder auch, günstige Entwicklungsbedingungen, um ihr Begabungspotenzial in Leistung umsetzen zu können. Zur Förderung kann das Elternhaus vieles beitragen, aber auch die Schule hat etliche Möglichkeiten der Förderung. Die Möglichkeiten der Förderung reichen von einer Anreicherung der Lernumwelt (Enrichment) im Zuge innerer Differenzierung bis hin zu vorzeitiger Einschulung oder Überspringen von Jahrgangsklassen (Akzeleration). Hohe Begabungen sind bereits früh erkennbar, aber stabil sind diese Begabungen nicht. Förderung, Praxis und Training sind notwendige Bedingungen, um eine hohe Begabung auch in eine hohe Leistung transferieren zu können. Nach Weinert (2000) ist Lernen der entscheidende Prozess bei der Transformation von hoher Begabung in gute oder exzellente Leistung. Dazu braucht es vor allem ein begabungsfreundliches Lernklima und ein angemessenes Anspruchsniveau, um den Lernprozess zu unterstützen. Wenn wir von Hochbegabung sprechen, dann meinen wir meist die kognitive Hochbegabung, die in Form eines Intelligenzquotienten (IQ) angegeben werden kann. Jedoch handelt es sich dabei nur um einen Begabungsfaktor. Begabung muss aber umfassender und breiter gefasst werden, denn auch musische, sportliche und soziale Begabungen sind mitzuberücksichtigen. Dies wird zum Beispiel im Münchner Hochbegabtenmodell nach Heller (1994) deutlich wird (siehe Abb. 1). Münchner Hochbegabtenmodell nach Heller: Intrapersonelle Katalysatoren Motivation Lernstrategie Ausdauer Prüfungsangst Selbstvertrauen Begabung und Befähigung Intellekuell Kreativ Musikalisch Soziale Kompetenz Sensomotorisch andere Lernen, Training, Praxis Talente Kunst Sport Wirtschaft Kommunikation Handwerk Naturwissenschaft Sprachen Technik andere Familiäre Lernumwelt Klassenklima Instruktionsqualität Kritische Lebensereignisse Umweltkatalysatoren Abb. 1: Vereinfachtes Begabungsmodell nach Heller
3 Wenn Begabung so breit gesehen wird, so muss dies auch bei der Erkennung von Begabung berücksichtigt werden. Lehrer/innen haben die Möglichkeit mittels Check- und Merkmalslisten und Beobachtungshilfen ein erstes Screening durchzuführen. Die Schulpsychologischen Zentren können im Netzwerk der Begabtenförderung die Abklärung der kognitiven Begabung mittels Intelligenz- und Fähigkeitstests vornehmen. 2. Modell der oberösterreichischen Begabtenföderung Die primäre Förderung besonders begabter junger Menschen muss dem Bildungsauftrag der Schule entsprechend in einem breiten Basisangebot im Unterricht erfolgen. Das Bemühen um ständige Qualitätssicherung und -verbesserung des pädagogischen Alltags nützt allen Kindern, ihre individuellen Anlagen und Fähigkeiten zu entwickeln. Hochbegabtenförderung ist daher ein Gradmesser für unser Schulsystem, ob und wie gut es gelingt, den Anspruch jedes einzelnen Kindes auf individuelle Förderung umzusetzen. Auf diesem Fundament bauen alle ergänzenden und weiterführenden Vertiefungsangebote auf. OÖ Begabtenförderung Schulische Spezialangebote: Projekte Stiftung Talente: Wissenschaft und Forschung: Wirtschaft und Industrie: - Interessens- und Begabtenförderung - Talentförderkurse - Drehtürenmodell - Vorzeitige Einschulung - Überspringen von Schulstufen - Schüler besuchen die Univeristät - Wettbewerbe und Olympiaden - Diagnose und Beratung (Schulpsychologie) - Werkstätten junger Talente - Pull-out-Kurse - Sommerakademien - Eduhi für Hochbegabte - Jugend kreativ (junge Künstler und Forscher) - Mentorenprinzip - Öffentlichkeitsarbeit (Folder, Newsletter,...) - Elterngruppen - Akademielehrgang (PA) - ECHA-Lehrer- Ausbildung - Evaluation - Pädagogische Tatsachenforschung - Institut Begabungs- u. Begabtenförderung - Studiengänge (Masterkurse, etc.) - Kooperationsmodell - Forschungsaufträge - Sponsoring Verein Stiftung Talente: Koordination - Organisation - Sponsoring Schulische Basisförderung: Individualisierung und innere Differenzierung im Regelunterricht, Reformpädagogik, offenes Lernen, Projektunterricht; Aus- und Fortbildung der LehrerInnen, AHS-Oberstufenreform Abb. 2: Modell der oö Begabtenföderung
4 2.1 Schulische Basisförderung Die schulische Basisförderung findet vor allem im Sinne der Individualisierung und innerer Differenzierung im Regelunterricht, über Projektarbeiten, offenes Lernen, etc. statt. Qualitativ hochwertiger Unterricht nützt Kindern jeder Begabungshöhe. Dazu ist es wichtig, dass die Aus- und Weiterbildung der Lehrer/innen sowohl in ihrer methodisch-didaktischen Kompetenz als auch in ihrer positiven Einstellung gegenüber Kindern mit hoher Begabung gewährleistet wird. Lehrer/innen aller Schultypen müssen geschult werden, Merkmale hoher Begabung rechtzeitig zu erkennen und mit entsprechenden Fördermaßnahmen zu begleiten. Die Ausbildung zu Spezialisten der Begabtenförderung wird zum einen über das Pädagogische Institut im Rahmen der ECHA-Lehrgänge ermöglicht und zum anderen über die Pädagogische Akademie in Form eines Akademielehrganges (Hoch)Begabtenförderung. Weiters könnte die AHS-Oberstufenreform zu einer Flexibilisierung der Strukturen führen, damit das Bildungsangebot der Schulen besser genutzt werden kann. 2.2 Verein Stiftung Talente Der Verein Stiftung Talente hat das Ziel Kinder und Jugendliche mit besonderem Potential zu fördern. In der Zusammenarbeit mit anderen einschlägigen Bildungseinrichtungen veranstaltet, organisiert, unterstützt und finanziert er außerschulische Lernangebote für hochbegabte Schüler und Schülerinnen. Gemeinsam mit dem Landesschulrat ist der Verein Ansprechpartner für Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen. 2.3 Schwerpunkte in der oö Begabtenförderung Schulische Spezialangebote: Die schulischen Spezialangebote reichen von Unverbindlichen Übungen (Interessens und Begabtenförderung) in der APS und Talentförderkursen in der AHS bis zu organisatorischen Maßnahmen wie Überspringen von Schulklassen und vorzeitige Einschulung. Im Rahmen des Drehtürenmodells nach Renzulli können Schüler/innen ein Spezialthema in selbstverantwortlicher und selbständiger Weise vertiefend bearbeiten. Lehrer/innen coachen die Schüler/innen bei dieser Arbeit. Unterstützung durch Diagnostik und Beratung liefern die regionalen Schulpsychologischen Beratungsstellen Wissenschaft und Forschung Im Vordergrund steht die Aus- und Weiterbildung von Lehrer/innen. Dazu gibt es derzeit zwei Angebote. Das Pädagogische Institut des Bundes in OÖ bietet einen Ausbildungslehrgang zum ECHA-Diplom an. In einem dreisemestrigen Lehrgang werden Lehrer/innen zu Spezialist/innen der Begabtenförderung. ECHA steht für European Council for High Ability. Die Pädagogische Akademie des bietet zusätzlich dazu einen zweisemestrigen Akademielehrgang (Hoch)Begabtenförderung an. Das Institut "Begabungs- und Begabtenförderung" (Pädagogische Akademie des Bundes) arbeitet an Konzepten der Aus- und Weiterbildung für Lehrer/innen. In den Jahren 1999 und 2002 fanden Symposien zum Thema Begabtenförderung statt, die Vorträge, Workshops und Informationsaustausch auf nationaler und internationaler Basis ermöglichten.
5 2.3.4 Wirtschaft und Industrie Die Kooperation mit Wirtschafts- und Industriebetrieben hilft hochqualitative Kurse, Seminare und "Forschungsaufträge" zur Vertiefung von spezifischen Wissensgebieten hoch Begabten anbieten zu können, die den Rahmen schulischer Fördermöglichkeiten übersteigen. Durch Sponsoring und verstärkte Unterstützung aus diesem Bereich werden viele Veranstaltungen, wie beispielsweise Sommerakademien, Werkstätten für junge Talente oder Wettbewerbe und Olympiaden ermöglicht bzw. sollen in Zukunft ausgebaut werden. 3. Pädagogischer Beirat Am Landesschulrat wird ein pädagogischer Beirat eingerichtet, der in Fragen der Förderung hoch Begabter den Präsidenten berät, im Sinne der Qualitätssicherung geplante Projekte prüft, die Kooperation der einzelnen Institutionen mit dem Verein und der Schulbehörde gewährleistet und eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Modells Begabtenförderung OÖ sicherstellt. In diesem Beirat sollten vertreten sein: Schulaufsicht: LSI (APS, AHS, BHMS, BS), FI Referat für Bagabtenförderung (Schulpsychologie) Pädagogische Akademie, Institut für Begabungs- und Begabtenförderung Pädagogisches Institut - APS, AHS, BHMS Koordinatorin der Stiftung Talente Elternvertreter Vertreter der Universität Eduhi Erstellt vom Referat Begabtenförderung Dr. Peter Seyfried, Dr. Christa Wührer im Juli 2002
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