Novelle, 2. Termin Gattung und Modell: Boccaccios Falkennovelle. Helmut Galle
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- Reinhardt Hummel
- vor 6 Jahren
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1 Novelle, 2. Termin Gattung und Modell: Boccaccios Falkennovelle Helmut Galle
2 Wiederholung: Charakteristika der Novelle Novelle vs. andere Formen der Erzählprosa Kürze vs. Länge: mittlere Länge Konzentration auf eine Handlung und wenige Personen Dramatische Struktur (alles Einzelheiten in Funktion auf den zentralen Konflikt), Verzicht auf unbedeutende Details Realismus Unerhörtes Ereignis Dingsymbol als kristallisierendes Element
3 Abgrenzung zum Roman: Länge, Intention auf die Totalität der Welt, Digressionen, zusammengesetzte Handlung (wie in Aristoteles Epos-Definition) Abgrenzung zur Kurzgeschichte: ausschnitthafter Charakter der Kurzgeschichte, Unmittelbarer Einstieg ohne Situierung des Lesers, Kürze, Banalität der Handlung, Pointe am Ende (dagegen Spannungshöhepunkt in der Mitte der Novelle), nüchterne, unliterarische Sprache (Nachkrieg), gering ausgeprägte Tendenz zur Moral, Anspruchslosigkeit / Skizzenhaftigkeit der Form Abgrenzung zum Kunstmärchen: in der Romantik schwierig zu leisten: Abweichung vom Realismus ist in der Romantik Programm.
4 Abgrenzung zur Anekdote: stärker auf historische Personen fixiert, deren Charakter profiliert wird; unveröffentlicht : mündlich kursierende Geschichte über eine Person, die nun verschriftlicht wird; subliterarisches Gattung Abgrenzung von der Kalendergeschichte (J. P. Hebel, Gotthelf, Keller, Brecht, Botho Strauß): Gattung ursprünglich für das ungebildete Publikum (Bauern und Kleinbürger): Volkskalender einziges Buch neben der Bibel und dem Gesangbuch; Informationen zum Wetter, Sternenhimmel, praktische Ratschläge, Kochrezepte, Lebensweisheiten; merkwürdige Geschichten : unterhaltsam und lehrreich, Medium kollektiver Erfahrungen; noch knapp, einfach und volksnah, aber in dieser Einfachheit extrem kunstvoll.
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6 Boccaccio (um 1350), 9. Novelle des 5. Tages: Geschichte von Federigo und Giovanna Verhältnis von Rahmengeschichte und Novelle? Welche Informationen bekommt der Leser schon durch die Rahmung? Soziales Profil von Federigo und Giovanna? Beurteilung von Federigos Verhalten zu Beginn der Geschichte (Reichtum und Armut) Beurteilung von Giovannas Verhalten (Missachtung von Federigos Werbung) Funktion des Falken in der Geschichte: Charakter Federicos, Beziehung Federigo / Sohn Giovannas, Funktion für Sohn Giovannas, Beziehung Giovanna / Sohn, Beziehung Giovanna / Federigo; der Falke ist das Objekt der Begierde aller, das höchste Gut.
7 Pintura italiana do século XIX Giovanna e Federigo
8 Höhepunkt? Dilemma Federicos: wie befriedigt er angemessen Giovannas Wunsch, bei ihm zu speisen; der Leser weiß schon, dass die Entscheidung eine tragische ist, weil die kommunizierten Informationen nicht den wahren Intentionen entsprechen. Hier ist die Rede vom Schicksal (er tut das Falscheste, während er glauben muss, das Richtigste zu tun) Tragischer Irrtum: Er befriedigt ihr Begehren mit dem Objekt ihres Begehrens, und verfehlt trotzdem völlig die Befriedigung ihres Begehrens
9 Wie äußert sich der Charakter Federigos im Opfer seines Falken? Wie äußert sich der Charakter Giovannas in ihrer Reaktion? Warum kommt es am Ende zur Heirat? Welche Rolle spielt dabei die Liebe? Was wird durch die Heirat erfüllt? Inwiefern ist die Heirat der Ersatz des Falken? (Geld und Reichtum rehabilitieren Federico sozial: sie sind (in den Augen der Zeitgenossen) angemessen für einen Menschen seiner charakterlichen Qualitäten Zur Form: Welche Wendepunkte hat die Novelle und wo sind die Stationen situiert?
10 Wie ist es um die Ökonomie der Handlung bestellt: Details der Erzählung wie z.b. der Ehemann Giovannas, der Sohn, die Brüder? Inwiefern sind die wörtlichen Reden notwendig? Welche Rolle spielt der Realismus in der Geschichte? Worin besteht das unerhörte Ereignis? Welche Rolle spielt das Dingsymbol? Was symbolisiert es? Inwiefern lässt sich eine dramatische Struktur erkennen? Wie ist das Verhältnis von Unterhaltungswert und ethischer Aussage? In welchem Verhältnis steht die ethische Aussage zur herrschenden Moral der Epoche (Christentum!)
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