Biomasse und Biodiversität!
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- Monika Schuler
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Biomasse und Biodiversität! Risiken und Chancen der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe +? = Dr. Andre Baumann NABU Baden-Württemberg
2 Folgt Windkraft-Debatte eine Biomasse-Debatte? Chancen? Risiken?
3 Klimaerwandel hat begonnen Wetterkatastrophen Völkerwanderungen Hungersnöte Versteppungen Kriege Dürren Artensterben Meeresspiegelanstieg Verlust von Ökosystemen
4 und darum auch das Solarzeitalter!
5 Wie wird Biomasse genutzt? Verbrennung Flüssigtreibstoffe Biogas Pflanzenöl Methylester BTL
6 Entwicklungsboom nachwachsender Rohstoffe
7 3000 Anlagen Anlagen (Anahl) Jahr 800 Anlagenleistung in MWel Entwicklungsboom von Biogasanlagen Anlagenleistung
8 Wie funktioniert Biogas-Produktion?
9 Biogaspotenziale einiger Substrate NSG-Wiese, 1-schürig Weidelgraswiese, 4- schürig Fettwiese, 4-schürig Mais Benötigte Fläche (ha) für Betrieb eines BHK mit 100 kw el pro Jahr Daten aus Oechsner (2005)
10 Risiken der Biomasseproduktion
11 Entwicklung der Größen von Biogasanlagen Anteil Betriebe [%] ,2 12,4 20,9 21,4 10 7,3 9,4 5 5,1 3,4 1,3 0 vor EEG seit EEG und vor nov. EEG seit nov. EEG Aus: Pölking et al. (eingereicht) < 150 kw kw >500 kw Nach Inkraftreten des EEG: Abnahme des Bau von kleinen Biogasanlagen Der Bau von mittelgroßen und großen Anlagen ist gestiegen.
12 Zunahme der Maisanbaufläche für Biogas Anbaufläche von Energiemais hat sich in Deutschland vergrößert: 2005: ha 2006: ha 2007: ha? Bei unveränderten Förderbedingungen ist mit einer Energiemaisfläche von 1,8 Mio. ha in Deutschland zu rechnen. Anbau von Mais nach Mais Spezielle Energiemaissorten sind 1-2 m höher als Futtermais: 5 6m Möglicher Einsatz von Bt-Mais -> Erosion, Artenschwund, Wassermangel
13 Hat sich die Schnitthäufigkeit des Grünlands verändert? Wie? Abnahme k.a. Zunahme der Schnitthäufigkeit 7,1 k.a. 1% 13% "Ja" , ,6 "Nein" 10,7-1 10,7-2 86% Prozent Aus: Pölking et al. (eingereicht)
14 Grünlandumbruch und Maisansaat im FFH- Gebiet Obere Kyll und Kalkmulden der Nordeifel
15 Grünlandumbruch bei Gees im FFH-Gebiet Gerolsteiner Kalkeifel mit neuen Drainagegräben im angrenzenden Kleinseggenried
16 Änderung des Erntetermins bei Ganzpflanzensilage Milchreife Biomasseertrag Aussaat Vollreife Zeit
17 Erneuerbare Energien durch neue Pflanzen? Die neue Kampagne der Chemie-Industrie: Die chemische Industrie hat eine klare Vision: "Mit Gentechnik unabhängiger von Öl und Gas. Pflanzen können bereits heute als Energie- und Rohstoffquelle genutzt werden. Doch erst mit Gentechnik lassen sich diese nachwachsenden Rohstoffe wirklich effizient, wirkungsvoll und in ausreichender Menge herstellen... Quelle:
18 Risiken aus Sicht des Naturschutzes Ohne gute fachliche Praxis Energiepflanzenanbau drohen Akzeptanzverlust (vgl. Windkraft) und neue Umweltprobleme Energiepflanzenplantagen verstärken Flächenkonkurrenz für Nahrungsmittelanbau, Ökolandbau und Naturschutz: Was an der Tankstelle gespart wird, muss im Supermarkt mehr bezahlt werden Flächiger (und höherer) Einschlag im Forst, stärkerer Maschineneinsatz, vereinfachter Waldbau, Quantität statt Qualität, Lebensraum Tot- und Altholz geht verloren Investorengesellschaften und Großanlagen führen zu neuen Abhängigkeiten der Land-/ Forstwirte (Rohstoff-Lieferanten) Abfluss der Wertschöpfung in die verarbeitende Industrie gefährdet bäuerliche Landwirtschaft
19 Risiken aus Sicht des Naturschutzes Monotonere Landschaft durch Großflächigkeit von Kultur und Ernte Gentechnik- Einfallstor (Bt-Mais), da keine Lebensmittel-Sensibilität Verstärkter Grünlandumbruch und Grünlandintensivierung Erhöhter Pestizid-Einsatz durch Monokulturen Erhöhter Mineraldünger-Einsatz wegen Massen-Orientierung Produktions-Intensivierung auf Extensiv-Standorten Vermehrte Nutzung von Stilllegungsflächen Verengte Fruchtfolgen durch Vereinheitlichung der Feldfrüchte Attraktivitätsverlust von Agrarumweltprogrammen aufgrund erhöhter Pachtpreise Höhere, dunklere Kulturen durch Massen-Orientierung der Produktion
20 Chancen der Biogasproduktion
21 Veränderung des Düngemitteleinsatzes nach Inbetriebnahme von Biogasanlagen % Acker (n=269) Grünland (n=267) deutlich geringer geringer gleich mehr deutlich mehr k.a. Aus: Pölking et al. (eingereicht) Die Hälfte der Befragten gibt an, dass sich der Einsatz von Düngemitteln im Ackerbau verringert hat. Bei rund 40 % der Grünland-Bewirtschafter hat sich nach eigenen Angaben der Düngemitteleinsatz verringert.
22 Pflanzenschutzmitteleinsatzes nach Inbetriebnahme von Biogasanlagen 60 % Acker (n=269) Grünland (n=267) 0 deutlich geringer geringer gleich mehr deutlich mehr k.a. Aus: Pölking et al. (eingereicht)
23 Kurzumtriebsplantagen Niederwälder von morgen Bereicherung von ausgeräumten Agrarlandschaften
24 Weitere chancenreiche Anbausysteme Alley-cropping Mischkultursysteme
25 Weitere chancenreiche Anbausysteme Anbau mehrjähriger Kulturen in low-input- Systemen, z.b. Elefantengras Miscanthus x gigantheus Geringere Bodenbearbeitung z.b. bei Zweikultursystemen durch Stoppelsaat Anbaualter Kultursorten (z.b. alte Getreidesorten haben höheren Anteil an Biomasse gegenüber Frucht ) Nutzung von Landschaftspflege resten u.v.m.
26 Chancen aus Sicht des Naturschutzes Substantieller Beitrag zum Klimaschutz und zur CO2-Reduktion Heimischer Rohstoff ermöglicht Energie-Erzeugung vor Ort Möglichkeit für erweiterte Fruchtfolge (Mischanbau, Zweikultur- Nutzungssystem) Energiewälder können in ausgeräumten Agrarlandschaften strukturfördernd sein und den Biotopverbund ergänzen Kurzumtriebsplantagen bieten neue Biotopstruktur (vgl. Niederwälder) Möglichkeiten zur stofflichen Verwertung von Landschaftspflegeresten Möglichkeit zur betrieblichen Reduktion externer Betriebsmittel (Wärme/Strom/Kraftstoff, Herbizidreduktion, Bodenbearbeitung) Sinnvolle und schadlose Verwertung von Gülleüberschüssen Mögliche Energie-Autarkie für Betriebe und Kommunen
27 Chancen aus Sicht des Naturschutzes Reduktion von Import-Abhängigkeit und Sicherheitsrisiken Dezentrale Strukturen erhöhen Versorgungssicherheit Technische Innovationen eröffnen neue Exportmärkte Neue Produktionsfelder & Standbein für Land- und Forstwirtschaft Neuer Markt für Schwach- und Restholz in der Forstwirtschaft Stärkung der Wertschöpfung im ländlichen Raum
28 Chancen überwiegen gegenüber Risiken
29 Aber: Wir brauchen eine Harmonisierung zwischen Biomasseproduktion und Biodiversität:
30 Erforderliche Kompensationszahlungen für Grasschnitt aus extensiver Nutzung Elsäßer (2004) Lemmer & Oechsner van Dooren (2005) * Schweppe-Kraft (2003) * ohne Ernte und Transport Minimum Maximum Erforderliche Ausgleichszahlungen in / ha Daten aus Wiegmann et al. 2006
31 Forderungen des Naturschutzes 1. Beschränkung des Anteils einer Fruchtart (z.b. Silomais) in der Biogasanlage auf maximal 50%. 2. Einhaltung einer mindestens dreigliedrigen Fruchtfolge, wovon kein Fruchtfolgeglied mehr als 50% ausmachen darf. 3. Verzicht auf den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). 4. Verzicht auf Intensivierung und Umbruch von Grünland. 5. Weitgehender Verzicht auf Pestizide durch konsequente Anwendung der Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes (z.b. Vorrang biologischer u. mechanischer Maßnahmen, resistente Sorten, Schadschwellenprinzip). 6. Nachweis einer schlagbezogenen ökologischen Ausgleichsfläche (z.b. Saumstrukturen, Blühstreifen, Feldgehölze, Extensivgrünland) in Höhe von mind. 10% der Betriebsfläche.
32 Forderungen des Naturschutzes 7. Verzicht auf Erntemaßnahmen von auf Stilllegungsflächen angebauten Energiepflanzen vor dem 1. Juli (Schutz von Bodenbrütern und Niederwild ). 8. Verzicht auf den Anbau von Energiepflanzen auf ökologisch sensiblen Standorten (Natura 2000-Gebiete, erosionsgefährdete Hanglagen und Moorstandorte). 9. Einhaltung eines hohen Wirkungsgrads der Biogasanlage (70%) durch konsequente Nutzung der Abwärme (Kraft-Wärme-Kopplung). 10. Nachweis ausreichender Lagerkapazitäten für die Gärreste, um zu häufige und ökologisch nicht vertretbare Ausbringungsfahrten (z.b. im Winterhalbjahr) zu vermeiden. 11. Generelle Förderung von low-input-systemen. 12. Honorierung von ökologischen Zusatzleistungen
33 Forderungen des Naturschutzes 13. Verzicht auf Palmölverwendung. 14. Stärkere Förderung von Kleinanlagen, weil diese in den landwirtschaftlichen Betrieb eingepasst werden können und zu weniger negativen Auswirkungen für Natur und Landschaft führen. 15. Wertschöpfung vor Ort von einzelnen Bauer und Genossenschaften. 16. Einrichtung von ökologischen Musteranlagen in Referenzregionen. 17. Erhöhung der Forschungsaufwendungen im Bereich Biomasse und Biodiversität.
34 Das macht der NABU Baden-Württemberg: Schwerpunktthema des NABU Baden- Württemberg: Landwirtschaft und Biomasse Kooperation und Dialog mit Fachverband Biogas Mitarbeit an der NABU-Position (über BFA Landwirtschaft) Bearbeitung in der NABU-LGS durch Trainee Stefanie Wolf (seit April 07) und ILN Singen Information der NABU-Gruppen (Broschüren des NABU Bundesverbandes) Zahlreiche Vorträge bei Veranstaltungen Projektanträge bei Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg und Stiftung Naturschutzfonds
35 Die Energiewende darf nicht auf Kosten der Agrarwende erfolgen: Wir brauchen eine nachhaltige Energiewende!
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