Forschungsprojekt. Inwertsetzung von Kulturlandschaften in den neuen Bundesländern. Abschlussbericht. Projektleitung. Prof. Dr.

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1 Projektleitung Prof. Dr. Hagen Eyink Frau Dipl.-Ing. Gina Siegel Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Dr. Gerhard Wagner Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Forschungsprojekt Inwertsetzung von Kulturlandschaften in den neuen Bundesländern Abschlussbericht Bearbeitung Gabriele Pütz, Gruppe F Thies Schröder, ts redaktion

2 Inwertsetzung von Kulturlandschaft in den neuen Bundesländern ist ein Projekt des Forschungsprogrammes Aufbau Ost des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Abschlussbericht Impressum Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Invalidenstraße Berlin und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Deichmanns Aue Bonn Projektleitung Prof. Dr. Hagen Eyink, Dipl.-Ing. Gina Siegel (BMVBS) Dr. Gerhard Wagner (BBR) Inhaltliche und organisatorische Vorbereitung und Durchführung der Konferenzen / Abschlussbericht: Gruppe F Landschaftsarchitektur Freiräume Bauermeister Koehler Pütz Cuvrystraße Berlin ts redaktion Thies Schröder Einsteinufer 63 a Berlin Bearbeiter: Gabriele Pütz, Gruppe F Thies Schröder, ts redaktion Andrea Mattern, Gruppe F Milena Kalojanov, Gruppe F Maria Butscheike, Gruppe F Vera Hertlein, ts redaktion Redaktion Abschlussbericht: ts redaktion Gestaltung, Bildbearbeitung, Satz: Burkhard Ebert, André Eißer Alle Rechte vorbehalten Bonn, Januar 2006

3 Inhalt 1. Zusammenfassung 2. Aufgabenstellung Anlass Transformation der Raumnutzung und Raumbedeutung Neue Qualitäten? Hybride Gegensätze? Neue Sichtweisen 3. Durchführung des Forschungsprojektes Zur Methode 4. Berichte aus den Regionalen Fachgesprächen Regionales Fachgespräch in Dresden, Demographischer und agrarischer Wandel Exkurs: Folgen des Elbehochwassers Regionale Planungskultur und Kulturlandschaft Resümee Regionales Fachgespräch in Rostock, Meeresraum und Meereslandschaft Fazit und Schlussfolgerungen Regionales Fachgespräch in Ferropolis (Städtedreieck Dessau, Bitterfeld, Wittenberg)/ Städtenetz Dübener Heide, Bericht von der Fachkonferenz Zusammenfassung der Referate 6. Auswertung 7. Anhang Inwertsetzung von Kulturlandschaften in den neuen Bundesländern Einführung Annäherung eins: Identität und Image Kulturlandschaft im Spannungsfeld von Aneignung und Wahrnehmung Die Hybridlandschaft Zur Entstehung des rurbanen Raumes Annäherung zwei: Wandel und Entwicklung Inwertsetzung von Kulturlandschaften eine regionalplanerische Aufgabe? Thesen zur Kulturlandschaft Annäherung drei: Zukünftige Nutzungen Bergbaufolgelandschaften Industriefolgelandschaften und Neue Energien Energielandschaften und nachwachsende Rohstoffe Identifizierte Strategien: Wodurch schafft Kulturlandschaft Identität? Kulturlandschaft ein Qualitätskriterium der Tourismuswirtschaft? Bedeutung von Kampagnen bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaften Kommunikative Planung Instrumentarium zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität Neue Werte urbane Landschaft und neue Gestaltung vor dem Ende von Suburbia Kulturlandschaft als Potenzial regionaler Entwicklung Drei Annäherungen an Kulturlandschaft Seite

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5 5 1. Zusammenfassung Kulturlandschaft ist mehr als eine Zustandsbeschreibung. Kulturlandschaft ist eine Entwicklungsanforderung. Demographische und wirtschaftliche Entwicklungsprozesse machen eine Überprüfung planerischer und raumordnungspolitischer Leitbilder notwendig. Globale Ökonomie und regionale Potenziale treten im Postfordismus in ein neues, im Konkreten ebenso problematisches wie chancenreiches Verhältnis. Die raumplanerische Konzentration auf Kulturlandschaft, also auf Realräume, auf Regionen statt auf ausschließlich administrative oder politische Einheiten, markiert eine Abkehr von der sektoralen zugunsten der räumlichen Planung. Zugleich ist die heutige Diskussion um Kulturlandschaft Ausdruck des Wissens um weiche Kategorien der Planung sowie um die Bedeutung des Faktors Zeit für zeit-räumliche Entwicklungen. Das meint zum einen, dass Planung und Regionalentwicklung heute glokal, also auch grenzüberschreitend zu denken ist. Regionalisierung ist die schlüssige Reaktion auf ökonomische wie kulturelle Prozesse der Globalisierung / Europäisierung. Und das heißt zum anderen, dass Planung und Regionalentwicklung heute mehr integrativ und damit kommunikativ zu organisieren sind als sektoral und fachspezifisch. Regionale Kommunikation, kulturelle Innovation und Integration sowie planerische Zukunftsorientierung sind die Herausforderungen und Bedingungen einer aktiven Kulturlandschaftsentwicklung (sprich place-making, Standortentwicklung, Regionalisierung). Kulturlandschaft meint nicht nur ein räumliches Ergebnis, sondern bezeichnet auch den aktiven Prozess der Beteiligung und des bürgerschaftlichen Engagements für die regionale Entwicklung. Dabei ist Kulturlandschaft als ein weicher Faktor der Identitätsbildung von Städten und Regionen nicht nur eine materiell beschreibbare, sondern vielmehr eine qualitativ-wertende Kategorie. Das ästhetische Urteil ist in die Kategorie Kulturlandschaft ebenso integriert wie die rationale Betrachtung. Zugleich wurde im Konferenzzyklus des Forschungsprojektes Inwertsetzung von Kulturlandschaften die Notwendigkeit einer Einschätzung der Nachhaltigkeit regionalräumlicher Entwicklungen deutlich. Auch insofern ist die Kategorie Kulturlandschaft ein Qualitätskriterium, wie es in der modernen Forschung und Praxis der Raumordnung angestrebt wird. Zugleich ermöglicht die Kulturlandschaft als Qualitätsmerkmal, die vereinbarten Selbstverpflichtungen wie die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien zu beobachten und zu kontrollieren, da diese Kriterien in der Kulturlandschaft bildlichen Ausdruck bekommen. Ob Kulturlandschaft letztlich das Qualitätskriterium der Raumordnung sein kann, ist letztlich offen. Kulturlandschaft als Qualitätssiegel ist aber eine Möglichkeit im Rahmen der identifizierten kulturlandschaftlichen Strategien, die Tourismusentwicklung, regionale Kommunikation und Partizipation ebenso umfassen wie Standortentwicklung und Standortmarketing. Die Handlungsfelder innerhalb dieser Strategien sind derzeit vor allem in Bezug auf konkrete Problemfelder definiert worden. Diese sind Kooperative Planung, nachhaltige Ressourcenwirtschaft, Kommunikation und Tourismus. Das Ziel der Inwertsetzung von Kulturlandschaften beinhaltet neue inhaltliche wie methodische Ausrichtungen. Handlungsräume werden nicht flächendeckend, sondern problem- und potenzialbezogen aktiviert. Die Planungsvorsorge der Raumordnung und Regionalentwicklung orientiert sich an den qualitativen Nachhaltigkeitskriterien. Konkret dient die Zielstellung der Kulturlandschaftsentwicklung dem Interessenausgleich in einem Nebeneinander wachsender und schrumpfender Regionen, städtischer Agglomerationsräume und leer laufender peripherer Regionen, wirtschaftlicher Cluster und Gebieten weiträumiger Deindustrialisierung. Aktuelle Probleme (Arbeitsmarkt, Demographische Entwicklung, soziale Grundversorgung) führen zu neuen, chancenreichen Kooperationen und zu technischen wie sozialen Innovationen. Neue Produktionsformen in Dienstleistung, Industrie und Landwirtschaft sind dabei stärker wissens- als ressourcenorientiert, weshalb auf die Epoche der Ausbeutung diejenige der Inwertsetzung der Kulturlandschaft folgen kann.

6 6 2. Aufgabenstellung Trend der Bevölkerungsentwicklung bis 2020 Was macht die Idee der Kulturlandschaft heute aus? Wie kann diese, eigentlich allumfassende, Kategorie mitteleuropäischer Landschaftsräume zum Qualitätskriterium der Raumordnung und Regionalentwicklung werden? Im Herbst 2004 startete das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen gemeinsam mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung eine Konferenzreihe zum Thema Inwertsetzung von Kulturlandschaft. Quelle: BBR (2005): Raumordungsbericht Berichte Bd. 21, Bonn. Seite 32 Inwertsetzung von Kulturlandschaft ist ein neuer Aufgabenschwerpunkt des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Da das Forschungsvorhaben im Rahmen des Tätigkeitsfeldes Aufbau Ost, Raumentwicklung und Strukturpolitik angesiedelt ist, konzentrierte sich die Untersuchung, die in drei regionale Fachgespräche und in eine Fach- konferenz untergliedert war, vorerst auf drei unterschiedliche, jeweils typische Situationen der Regionalentwicklung in den neuen Bundesländern. Das Thema der Kulturlandschaft ist unter gesamtplanerischen, fachübergreifenden Ansätzen regional und lokal bislang zu wenig behandelt worden. Das gilt umso mehr unter Berücksichtigung sich ändernder Rahmenbedingungen. Zu diesen gehören vor allem der demographische Wandel, der sowohl eine Schrumpfung der Bevölkerungszahl in den Regionen wie auch eine deutliche Alterung der Gesellschaft umfasst. Der Bundesminister für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Dr. Manfred Stolpe hat schon im Juni 2004 Konsequenzen für die räumliche Entwicklung gefordert: Wir müssen die bisherigen raumordnerischen Leitbilder, Strategien und Ziele ergebnisoffen und ohne Tabus überprüfen. Die im Zeichen von Wachstumsannahmen entwickelte Raumordnungspolitik bedarf der Anpassung an den neuen Gegensatz von wachsenden Ballungsräumen und schrumpfenden Regionen. Der Blick auf unsere Nachbarn und auf Europa als Ganzes muss dabei ebenso selbstverständlich werden wie der Blick auf die Unterschiede in den Bundesländern. (Stolpe 2004) Kulturlandschaftliche Strategien müssen also Antworten geben zur Zukunft dünn besiedelter ländlicher Räume sowie zu den Herausforderungen des Verhältnisses aus wachsender Flächennutzung besonders an der Peripherie der Städte und dem tendenziellen Rückzug aus der Fläche, besonders ausgeprägt in ehemaligen Industrieregionen der neuen Bundesländer. Weitere wesentliche Rahmenbedingung für die Entwicklung der Kulturlandschaften sind die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft, die Reform der EU-Agrarpolitik sowie die europäische Raumordnungspolitik insgesamt. Zu den wichtigsten Trends der Raumentwicklung gibt der Raumordungsbericht 2005 (ROB 2005) des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Auskunft. Speziell zum Thema Inwertsetzung von Kulturlandschaften waren folgende Aufgabenstellungen in Regionalen Fachgesprächen und in einer überregionalen Fachkonferenz innerhalb des Forschungsvorhabens zu bearbeiten:

7 7 Erhöhung des Bewusstseins und der Bedeutung von Kulturlandschaft für die Standortentscheidung von Unternehmen und privaten Haushalten Kulturlandschaftsgestaltung als Mittel zur Entwicklung von Regionen Fortentwicklung methodischer In strumente für die Zwecke der Kulturlandschaftsentwicklung Entwicklung von Vorschlägen für die Finanzierung von Vorhaben im Rahmen der Kulturlandschaftsentwicklung Möglichkeiten der sanften Entwick lung historisch bedeutsamer Kulturlandschaften unter Beachtung ihrer kulturellen Bedeutung Eine Zusammenfassung der Aufgabenstellung bietet ein Exposé von Prof. Hagen Eyink, BMVBW, zum Thema: Der Begriff der Kulturlandschaft ist noch wenig präzisiert. Erst die Novellierung des Raumordnungsgesetzes (1998) hat die Erhaltung gewachsener Kulturlandschaften als Grundsatz zur Raumordnung definiert. Auch das EUREK (Europäisches Raumentwicklungskonzept) arbeitet mit einem erweiterten Begriff der Kulturlandschaft; darin wird eine Inwertsetzung von Kulturlandschaften im Rahmen integrierter Raumentwicklungsstrategien gefordert. Insbesondere mit der Erweiterung der Europäischen Union und der fortschreitenden Globalisierung gewinnen die Regionen als Träger von Raumidentität verstärkt an Bedeutung. Die unlängst neu aufgenommene Diskussion um den Begriff Heimat belegt diese Tendenz. In den nächsten Jahren wird die gesamtgesellschaftliche Verpflichtung wachsen, für den Erhalt der kulturellen Vielfalt, ähnlich der biologischen Vielfalt, einzutreten. Nur durch die Sicherung der kulturellen Vielfalt wird es langfristig möglich sein, den Nivellierungstendenzen der Globalisierung entgegenzutreten. Die Kulturlandschaft in Deutschland wird in den nächsten Jahren vor erheblichen Herausforderungen stehen. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen werden ihren Abdruck in der Landschaft hinterlassen. Als Stichworte seien hier genannt: demografischer Wandel, Entleerung von Räumen, Zuwanderung, wachsende Ballungsgebiete, Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik (auf EU-Ebene und national), Neuausrichtung der Energiepolitik usw. Dass diese Problematik virulent ist, wird von Fachleuten bestätigt. Allerdings gab es bisher keinen Versuch, dieses Thema strategisch anzugehen und in die breite Öffentlichkeit zu tragen. (Eyink 2004, Exposé zur Bundeskongress Inwertsetzung und Entwicklung von Kulturlandschaften ) In Form eines innovativen und kommunikationsorientierten Forschungsansatzes wurde im Herbst/Winter 2004/2005 die Bedeutung von Kulturlandschaft über die Kreise der Fachleute hinaus in drei ausgewählten Regionen diskutiert, um die Ergebnisse dann in einer Fachkonferenz auszuwerten. Zu untersuchen war, welche Bedeutung die Kategorie Kulturlandschaft als Qualitätskriterium, deskriptives und Wahrnehmungsinstrument sowie als Zielvereinbarung für die Raumordnung und Regionalentwicklung haben kann. Dabei gibt die Zielstellung einer Inwertsetzung zugleich vor, dass nicht allein eine quantitative Beschreibung von räumlichen Entwicklungen erwartet wurde, sondern eben deren qualitative Bewertung. Der Begriff Inwertsetzung ist in diesem Zusammenhang durchaus in seinem ursprünglichen, aus der Land- und Forstwirtschaft stammenden Zusammenhang zu verstehen, also als Entdeckung, Förderung und Entwicklung von Ressourcen für eine nachhaltige kulturelle wie ökonomische Produktion. Der gegenwärtige postfordistische Zusammenhang des Begriffes Inwertsetzung wird dabei bewusst intendiert, beschreibt die Inwertsetzung doch die Abkehr von Strategien der Ausbeutung von Naturressourcen, wie sie den Fordismus prägte und damit letztlich selbst zugleich eine der Grenzen des Wachstums markierte. Inwertsetzung von Kulturlandschaften ist daher als ein raumwirksames Element der Nachhaltigkeitsstrategie zu verstehen, die den Übergang markiert von der Ausbeutung zur nachhaltigen Nutzung von Naturressourcen. Zu Grunde lag dem Forschungsprojekt eine von BMVBW und BBR beauftragte Studie von Prof. Dr. Fürst und Stephan Löb, Universität Hannover. Diese Studie kommt zu dem

8 8 Ergebnis, dass die Inwertsetzung von Kulturlandschafen als Handlungskonzept bisher nicht systematisch genutzt wurde, um erstens das Interesse in der Gesellschaft an Pflege und Erhalt dieser Landschaft zu erhöhen und zweitens über den Umgang mit Kulturlandschaft regionale Strukturprobleme leichter bewältigen zu können (Fürst / Löb 2004.) Fürst / Löb stellen in ihrer Studie das Management kulturlandschaftsbezogener Prozesse, eine Weiterentwicklung von Raumentwicklungskonzepten unter Einbeziehung der Kulturlandschaft sowie Überlegungen zur Finanzierung dieser Entwicklungen in den Mittelpunkt der Handlungsempfehlungen. Anhand einer sorgfältigen Analyse der planerischen-politischen Rahmenbedingungen auch im europäischen Kontext sowie anhand von drei Fallbeispielen (Branitzer Park bei Cottbus, Landstadt Gatow in Berlin-Spandau, BUGA München als erfolgreiches Modell der Prozessgestaltung) werden die Chancen eines Regionalmanagements als methodischer Hebel zur Inwertsetzung von Kulturlandschaften untersucht. Der nun verfolgte kommunikationsorientierte Ansatz der Regionalen Fachgespräche und der Kulturlandschafts-Konferenz basiert auf den Ergebnissen der Studie von Fürst / Löb, setzt gleichwohl aber weitergehende, neue Akzente im Bereich der kulturellen = regionalräumlichen Identität, der Planungskooperation und der Kulturlandschaft als planungsstrategisches Ziel. Im Unterschied zu der Studie Fürst / Löb wurde versucht, in einer diskursiven, kommunikationsorientierten Untersuchungsmethode unter Einbindung der regionalen Akteure die Tragfähigkeit und Praxisrelevanz der Idee der Kulturlandschaft für die Entwicklung der Regionen zu ermitteln. Das im Gutachten von Fürst / Löb geforderte Verständnis eines erweiterten Begriffs der Kulturlandschaft im Sinne planmäßig und kreativ weiter-entwickelter Landschaftsteile und die daraus folgende Verbindung von Schutz- und Entwicklungsaufgaben ist die Grundlage für die Forderungen nach einem kreativen Prozess, um Kulturlandschaft mit Zielen der Stadt- und Regionalentwicklung zu verbinden ; nach einem nutzer-orientierten Vorgehen, wobei sich der Wert aus der Nutzbarkeit ableitet, jedoch nicht im Sinne einer Vernutzung von Landschaft, sowie nach einem produktiven Umgang mit Kulturlandschaft (Fürst / Löb 2004). Mit dieser Forderung eines produktiven Umgangs mit Kulturlandschaft ist die Aufgabenstellung für die Fachgespräche und die Fachkonferenz im aktuellen und hier dokumentierten Forschungsvorhaben Inwertsetzung der Kulturlandschaft hinreichend umrissen. Anlass Das Thema Kulturlandschaft erlebt derzeit unter mehreren thematischen Aspekten eine neue Aufmerksamkeit. Dies ist keine spezifische deutsche Entwicklung, sondern steht in engem Zusammenhang zu einer Europäisierung von Raumordnung und Regionalentwicklung. Das vom informellen Raumordnungsministerrat am 10./11. Mai 1999 in Potsdam verabschiedete Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK) liefert nationalen Raumentwicklungspolitiken und Fachpolitiken der EU räumlich übergreifende Leitbilder und Ziele, die in allen Regionen der EU gleichzeitig verfolgt und in ihren Wechselwirkungen berücksichtigt werden sollen: wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt, Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes, ausgeglichene Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Raumes. Und auch der im Grundgesetz verankerte raumordnerischen Anspruch der Herstellung einer Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik erfordert neue Orientierungen und Ansätze, und dies angesichts der gespaltenen Entwicklung von wachsenden und schrumpfenden Regionen in enger räumlicher Nachbarschaft. Es bedarf dringend einer Prüfung, Fortentwicklung und räumlichen Konkretisierung des Gleichwertigkeitspostulats der Raumordnung, empfahl der Beirat für Raumordnung in seinen zusammenfassenden Empfehlungen an den Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen vom Dabei ist ein zukunftsorientierter Abgleich der Raumordnungsziele Nachhaltigkeit, Gleichwertigkeit und (staatliche) Daseinsvorsorge anzustreben. Das Verhältnis von Markt und Wettbewerb auf der einen Seite und (staatlicher) Garantenpflicht auf der anderen Seite ist vor diesem Hintergrund neu zu definieren und muss in der Regionalpolitik seine Ausgestaltung finden. (Beirat für Raumordnung 2002) Raumordnung und Raumentwicklung müssen unter den Bedingungen zunehmen-

9 9 der internationaler Standortkonkurrenz handeln. Raumordnerische Entwicklungsziele werden stärker auf die Bedingungen der Erwirtschaftung von Wohlstand als auf seine Verteilung fokussiert. Es geht darum, von einer überwiegend ausgleichsorientierten Verteilung zu einer gezielten Unterstützung der regional spezifischen Potenziale und Stärken zu kommen. Das Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse ist in diesem Zusammenhang neu zu interpretieren und durch entsprechende Handlungsansätze der Raumentwicklungspolitik zu gestalten. Dabei ist den unterschiedlichen räumlichen Bedingungen und Entwicklungspotenzialen Rechnung zu tragen, denn die verschiedenen Teilräume erfüllen aufgrund ihrer Raumstruktur und Lage auch unterschiedliche Funktionen. (BMVBW 2004) Diese neuen Herausforderungen der Raumordnung und Regionalentwicklung liegen der Untersuchung Inwertsetzung von Kulturlandschaften zu Grunde. Die wachsende Bedeutung dieser Stärkung regionaler Entwicklungspotenziale zeigt sich über die Regionalen Fachgespräche und die Fachkonferenz hinaus in einer Vielzahl an Fachkonferenzen und Veröffentlichungen aus den letzten Monaten. Themenhefte der Fachzeitschriften stellen Kulturlandschaft ebenso in den Mittelpunkt wie akademische Tagungen z. B. zum Thema Heimat. Eine Vielzahl regionaler oder landesweiter Programme öffnen sich dem Thema Kulturlandschaft und damit der gesellschaftlichen Dimension der Landschaftsentwicklung. Die Straßen der Gartenkunst in Nordrhein- Westfalen, die GartenTräume in Sachsen- Anhalt, das Themenjahr 2004: Landschaft und Gärten in Brandenburg, eine Vielzahl von Tagungen innerhalb und außerhalb der Hochschulen, die neben dem Heimatbegriff auch technisch-instrumentelle Fragen wie die katastergemäße Erfassung von Kulturlandschaftselementen, die Fragen der Planungskommunikation und -partizipation oder ganz generell die Perspektive Landschaft (Herbst 2004 an der TU Berlin) behandeln in allen diesen Projekten geht es um historische wie moderne Bausteine der Landnutzung und In-Kulturnahme. Europaweit wird das Thema Kulturlandschaft und darin eingebunden die Gartenund Landschaftskultur als hervorstechende ästhetische und kulturelle Dimension immer mehr zum Gegenstand der regionalsoziologischen und -ökonomischen Debatten. Europäische Projekte wie das Interreg-Projekt REKULA Restructuring Cultural Landscapes trainieren die grenzüberschreitende Kooperation ebenso wie die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas. Kulturlandschaft erlebt gegenwärtig eine beeindruckende Renaissance, häufig gekoppelt an Standortentwicklungs-, Marketingund Tourismusziele. Auch die Welterbe-Kommission der Vereinten Nationen setzt immer deutlicher auf Kulturlandschaft, um die grundlegende Einbindung der Welterbestätten in eine nachhaltige Regionalentwicklung zu gewährleisten. Die Nominierung von Kulturlandschaften bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Umsetzung der UNESCO-Welterbekonvention und somit eine anthropologische Wende: Nach der Anerkennung monumentaler Kulturdenkmäler einerseits und von Naturlandschaften, den klassischen Nationalparks, andererseits hat sich die Konvention dem Menschen geöffnet. (Rössler 2003, S. 139) Transformation der Raumnutzung und Raumbedeutung Es ist offensichtlich, dass Kulturlandschaft" genau in der Phase gesellschaftlicher Entwicklung erneut diskutiert wird, in der sie ihre angestammte und alltägliche Bedeutung verliert. Große Areale fallen aus der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Deindustrialisierung ganzer Landstriche hinterlässt immense Brachen. Flächenintensive Rohstoffausbeutungen wie der Braunkohlenabbau, die Regionen ökonomisch wie kulturell prägten, ziehen sich zumindest in Mitteleuropa aus der Fläche zurück. Der Landnahmemechanismus der Industriegesellschaft... ist in Frage gestellt.... Wir wachsen in eine Zeit hinein im 21. Jahrhundert, wo die Phase der expansiven Landnahme durch eine wachsende Industriegesellschaft allmählich abgelöst wird durch eine Periode der Landrückgabe. (Ganser 2002, S. 82ff.) Die demographische und ökonomische Entwicklung wird derzeit vor allem unter dem Schlagwort der Schrumpfung diskutiert. Es entsteht auch im Wortsinne offener Raum. Und es entstehen erhebliche räumliche und sozialstrukturelle Disparitäten. So fasst das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zusammen: Die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutsch-

10 10 land nimmt bis 2020 leicht ab. Allerdings wird es nach wie vor Gebiete mit Bevölkerungswachstum geben. Schrumpfungsprozesse vollziehen sich sowohl in Ost als auch in West, jedoch mit unterschiedlicher Intensität. Entgegen der allgemeinen Schrumpfungstendenz existieren zumeist im Umland der Zentren Wachstumsinseln. Waren Bevölkerungsabnahmen in den 1990er Jahren zunächst ein ostdeutsches Phänomen, so wird in Zukunft ganz Deutschland betroffen sein. (Raumordnungsbericht 2005) Die Themenstellung der Inwertsetzung von Kulturlandschaften unter den Bedingungen sowohl des Wachstums wie der Schrumpfung ist also in Zukunft keine ostdeutsche Fragestellung. Es gilt daher bundesweit, die Idee der Kulturlandschaft als struktureller Ansatz der Regionalentwicklung unabhängig von einer einheitlichen ökonomischen und sozialstrukturellen Entwicklungstendenz zu begreifen und zu qualifizieren. Der von traditionellen Nutzungen freie bzw. sich in einem grundlegenden Nutzungswandel befindliche Raum ist in unserer bisherigen Vorstellung das Gegenteil der Kulturlandschaft. Auch insofern ist es notwendig, den Kulturlandschaftsbegriff um diese Räume zu erweitern, wie es federführend die IBA Emscher Park mittels des Begriffes der Industriekultur für altindustriell geprägte Brachen vorbereitet hat. Dass ein Raum sich nicht mehr oder noch nicht wieder über seine sozioökonomische Nutzung definiert, ist die Folge der Umformung einer globalen Gesellschaft im postindustriellen Zeitalter. Eines Prozesses, in dem Arbeitsteilung sowie primäre, sekundäre und tertiäre Produktions- und Verbrauchskreisläufe weltweit verteilt und damit bis zur Ununterscheidbarkeit vernetzt sind. Es ist unbestritten, dass diese Globalisierung, um ihre komplexen Erscheinungsformen und Folgen zu bewältigen, die Regionalisierung von Wirtschafts- und Entscheidungskreisläufen, von politischen Verantwortlichkeiten und von gesellschaftlichen Identitäten als notwendiges Gegengewicht benötigt. Dieser Transformationsprozess wirft nun die Frage nach qualitativen Entwicklungskriterien für Städte und Regionen auf. Die Kulturlandschaft erfährt nach ihrer Infragestellung als ökonomische Basis (im Sinne des traditionellen Kultivierens von Fläche als Grundlage des Siedelns) nun eine neue, auch regionalökonomische Bedeutung als kulturelles Qualitätskriterium im Sinne des weichen Standortfaktors. Wir haben eine solche Phase des gesellschaftlichen Bezugs auf kultur- und naturlandschaftliche Bindungen schon einmal erlebt: Die Heimat- und Naturschutzbewegung war im 19ten und besonders im Übergang zum 20ten Jahrhundert originärer Bestandteil des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft, des ersten Umwandlungsprozesses also, der die Voraussetzungen schuf für die nun aktuelle postindustrielle Transformation. Neue Qualitäten? Noch ist die revitalisierte und erweiterte Idee der Kulturlandschaft als planerisches Paradigma weder ausreichend diskutiert noch durchgesetzt. In der Wochenzeitung Die Zeit konstatierte Fritz Vorholz vor allem eine Bedrohung dieser Landschaft: Der Flächenfraß grassiert überall. Pro Sekunde fallen ihm in Deutschland 15 Quadratmeter zum Opfer; am Ende jedes Tages hat der vermeintliche Fortschritt fast 1,3 Millionen Quadratmeter gefressen das entspricht gut 160 Fußballplätzen.... Zwar ist nur knapp die Hälfte des statistisch als Siedlungs- und Verkehrsfläche erfassten Areals tatsächlich versiegelt; die andere Hälfte besteht aus so genanntem Siedlungsgrün. Trotzdem brennt die Angelegenheit: Die Deutschen pflastern ihre Heimat zu.... Mehr als 12 Prozent des Landes sind schon geopfert. (Vorholz 2002) Dieser im Kern gerechtfertigten Problematisierung schließt sich die Politik an. So betont Achim Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Die Inanspruchnahme freier Flächen muss weiter reduziert werden. Die tägliche Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen von 129 Hektar bundesweit (Zeitraum ) ist im Jahr 2003 auf 93 Hektar zurückgegangen. Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 die Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. (Vgl. Nationale Nachhaltigkeitsstrategie, 2002) Dabei wird das Ziel betont, die vorhandene und künftige Flächennutzung für vielfältige Funktionen, für Siedlung und Verkehr, für landwirtschaftliche, für wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen sowie Zwecke des Naturschutzes und der Erholung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auszugestalten. Dabei muss sich die Flächeninan-

11 11 spruchnahme zunehmend auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen einstellen. Neue Entwicklungen, wie der Bevölkerungsrückgang, regionale Einkommensunterschiede, die Alterung der Gesellschaft und die z. T. problematische Situation der kommunalen Haushalte erfordern ein Umdenken. Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie zielt auf eine Verminderung der Inanspruchnahme neuer Siedlungs- und Verkehrsfläche auf maximal 30 ha pro Tag im Jahr ( ) Eine der größten Schwierigkeiten bei der Erreichung des 30-ha-Ziels liegt darin, dass eine Vielzahl an Akteuren für die zu hohe Flächeninanspruchnahme verantwortlich ist und zwischen mehreren gleichwertigen Zielen, wie Ökologie, wirtschaftlichem Wachstum und einer sozial angemessenen Wohnungsversorgung abgewogen werden muss. Der Bund und die Länder setzen ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen. Die Länder verantworten die Regionalplanung, die Gemeinden stellen die Flächennutzungs- und Bebauungspläne auf und die Investoren bestimmen die tatsächliche Neuinanspruchnahme von Flächen. (Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, Weiterentwicklung des Konzeptes Verminderung der Flächeninanspruchnahme, Stand ) Auf den ersten Blick scheint diese fachliche und politische Auseinandersetzung mit der Zersiedelung, wie sie seit den 1980er Jahren z. B. in den Diskussionen um den urban sprawl und die Peripherie lebendig ist, angesichts der schon thematisierten Phänomene der Schrumpfung widersprüchlich, gar anachronistisch. Faktisch jedoch existieren beide Entwicklungsprozesse zeitlich und räumlich parallel. Deshalb hilft die allein quantitative Betrachtung nicht weiter. Denn weder eine reduzierte noch eine expansive Flächeninanspruchnahme sagt etwas über die Inhalte der Flächennutzungen und ihre ästhetischen Qualitäten aus. Faktisch löst sich die klare Trennung zwischen Stadt einerseits (als Synonym für Kultur, Freiheit, ökonomische Unabhängigkeit) und Landschaft andererseits (als Synonym für Erholung, Re- Produktion, Natur) auf. Dieser Vorgang wird sowohl durch Suburbanisierungsprozesse wie durch eine zunehmende Medialisierung der Raumerfahrungen gespeist. Derzeit stehen sich die Positionen des Planungsdiskurses uneindeutig gegenüber. Auf der einen Seite betonen Vertreter der europäischen Stadt die Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung, deutlich ausgeprägter Stadtkanten und einer verdichteten Innenstadt. Das vor kurzem gegründete Council for European Urbanism C.E.U. formuliert in der Gründungscharta unter dem Leitbild der EURBANISM : Die Siedlungsmuster der Stadterweiterungen oder Ortsentwicklungen sollten deren Ränder weder verwischen noch auflösen. (Charta des C.E.U., Entwurf) Vermeintlich auf der anderen Seite stehen die Vertreter der Regional-, Netz- oder Zwischenstadt: Die moderne Antithese zur traditionellen Stadtauffassung der Europäischen Stadt mit ihrem Gegensatz zur Landschaft nimmt das Konzept der Stadtlandschaft ein. Stadtlandschaft (city landscape, cityscape) erfährt derzeit in Planerkreisen als Leitbild eine Renaissance.... Das Modell der Stadtlandschaft geht von der wechselseitigen Durchdringung von Stadt und Landschaft zu neuen Synthese- bzw. Hybridformen aus. Grundlage ist nicht, wie beim Modell der Europäischen Stadt, eine geschlossene Stadtform, sondern eine regional offene Stadtform. (Kühn 2002, S. 95f.) Hybride Gegensätze? Der Konflikt um die Beschreibung von dem, was Stadt ist und wohin sie sich entwickeln soll, wurde in den letzten Jahren zunehmend weniger fruchtbringend ausgetragen. Stattdessen erschöpft er sich im Austausch erstarrter und nur dem Anschein nach gegensätzlicher Positionen. Beides resultiert aus einem grundlegenden Betrachtungsfehler: der Argumentation von der Stadt aus. Was den Vertretern der Europäischen Stadt wie den Vertretern der Zwischenstadt fehlt, ist eine zeitgemäße und damit relevante Definition des Anderen und des Offenen also der Landschaft. So weist Martin Prominski in Auseinandersetzung mit dem programmatischen Buch Zwischenstadt von Thomas Sieverts nach, dass dieser neben seinem Verdienst der diskursiven Offenheit, nämlich die Siedlungsausweitung nicht mit der vorherrschenden, ablehnenden Haltung zu betrachten, selbst einer Unklarheit des Landschaftsbegriffes unterliegt: Die Argumentation lebt von den Gegensatzpaaren Stadt und Landschaft, die zur Zwischenstadt verwischen leider verwischt er den einen Antipoden dieses Gegensatzpaares, die Landschaft fast bis zur Unkenntlichkeit, was die Verständlichkeit des Begriffes Zwischenstadt zwangsläufig schmälert. Sieverts

12 12 verwendet zwar ein umfangreiches Kapitel darauf, Begriffe wie Urbanität, Dichte, Zentralität, Mischung und Ökologie zu definieren, aber Landschaft lässt er offen und versteht sie einmal als Land, ein anderes Mal als Natur, Freiraum oder Kulturlandschaft, was zu vielen Unklarheiten führt.... Bezüglich des Landschaftsbegriffs bleibt Sieverts Traditionalist.... (Prominski 2004, S. 66f.) Prominski empfiehlt, den traditionellen Landschaftsbegriff im Sinne von John Brinckerhoff Jackson und Rainer Piepmeier als Landschaft Drei zu begreifen. Diese weist über die begriffsgeschichtliche Herkunft des Landschaftsbegriffes als Regio (Landschaft Eins) ebenso hinaus wie über das bis heute prägende, romantisch-arkadische Landschaftsideal (Landschaft Zwei). Jackson formuliert: Landschaft ist kein natürliches Phänomen der Umwelt, sondern ein synthetischer Raum, ein von Menschen gemachtes System von Räumen, welches ins Gesicht des Landes übertragen wurde und sich in Funktion und Entwicklung nicht nach natürlichen Gesetzen richtet, sondern der Gemeinschaft dient denn der kollektive Charakter der Landschaft ist etwas, worauf sich alle Generationen und alle Standpunkte geeinigt haben. (Jackson 1997, 304f.) Landschaft ist in diesem Sinne per se Kulturlandschaft. Neue Sichtweisen Welche Hoffnungen auch immer die Kulturlandschaft als qualitatives Ordnungsmuster auslöst, nachdem die funktionalen Kriterien der traditionellen Landnutzungsordnung nicht mehr gelten die Kriterien eines neuen Verständnisses von Kulturlandschaft sind jetzt noch nicht abschließend und schon gar nicht als festes Landschaftsbild zu definieren. An die Stelle der bisher sicher geglaubten planerischen Fixierungen treten dynamische Planungsprozesse, vielfältige Szenarien und der fortschreitende öffentliche Diskurs um die kulturlandschaftliche Identität der Regionen. Es ist daher absehbar, dass die Inwertsetzung der Kulturlandschaft als Zielsetzung auf allen politisch-administrativen Ebenen eine wesentliche Handlungs- und Orientierungsplattform zur Umsetzung der von der Bundesregierung initiierten Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sein muss. Was der Rat für nachhaltige Entwicklung forderte und die Bundesregierung im so genannten 30-ha-Ziel aufgegriffen hat, muss nun im umfassenden Sinne umsetzbar werden. Der Bund selbst hat hier nur in wenigen Zusammenhängen eine direkte politische Verantwortung, kann aber vor allem mittels der Raumordnung anregend, informierend und koordinierend Einfluss nehmen. Wichtig sind neben der Raumordnung zugleich die Identifikation und Umsetzung von Handlungsoptionen vor Ort, in den Regionen, auf der Ebene von Kommunen, Landkreisen mit Unterstützung der Bundesländer. Auf diesem Weg sind die regionalökonomische Neuaneignung wie die garten-künstlerische Renaissance des Themas Kulturlandschaft, wie sie zu Beginn konstatiert wurden, von besonderer Bedeutung. Denn die nächste Stufe der Aneignung von Landschaft (Inwertsetzung) bewirkt neue, verschobene Sichtweisen auf die traditionelle Kulturlandschaft. Genau darauf basiert die Vielzahl der gegenwärtigen Kulturlandschaftsinitiativen. Kulturlandschaft ist Ausdruck und Symbol gesellschaftlicher Transformationsprozesse. Entwicklungszyklen (nicht nur Wachstum) sind in der Kulturlandschaft verlässlich erlebbar. Es ist daher in der Folge des Tagungszyklus zur Inwertsetzung von Kulturlandschaft weiter zu konkretisieren, wie Kulturlandschaft als qualitatives Zielkriterium ähnlich wie die Baukultur zum handlungsleitenden Orientierungspunkt der gesellschaftlichen und speziell der Veränderungen der Landnutzung werden kann. Kulturlandschaft sollte nicht nur Gegenstand, sondern zugleich Qualitätsziel der Raumordnung wie der Regionalentwicklung werden. Mit der Anerkenntnis der Notwendigkeit und mit der Bereitschaft, jegliche anthropogen überformte Landschaft einer qualitativen Zielorientierung zu unterziehen, wäre ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Regionen mittels der Ertüchtigung ihrer jeweiligen Potenziale geleistet. Kulturlandschaft wird daher nicht mehr nur als Schutzgut, sondern zugleich (realistischerweise) selbst als Entwicklungsziel betrachtet. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass Kulturlandschaft keinen objektiven Katalog der Bewertungskriterien und Definitionsmerkmale unterliegen kann. Es ist gerade die Individualität der Landschaftsräume und damit der regionalen Spezifika, die es im Rahmen eines sozialen wie eines ökologisch vertretbaren Rahmens zu entwickeln gilt.

13 13 Landschaft generell unterliegt keinem eindeutigen oder einheitlichen Raster aus Qualitätsmerkmalen, sondern wird im besten Fall im intersubjektiven Urteil als schön empfunden. Dass sich aus dieser Intersubjektivität des ästhetischen Urteils gerade keine objektiven Kriterien für eine Definition als Kulturlandschaft ergeben, ist zukünftig gerade als Stärke der Raumordnung und Regionalentwicklung unter dem Leitbild der Kulturlandschaft zu betrachten. Denn gefordert ist nicht mehr und dies ist eine Schlussfolgerung aus dem Programm Aufbau Ost eine Einheitlichkeit der Orte und Regionen, sondern eine Betonung, d. h. Identifizierung und Entwicklung, regionalspezifischer Qualitäten und Chancen. Kulturlandschaft ist daher weniger ein externes qualitatives Urteil sondern vielmehr eine initiativ gewählte Zielstellung der Regionen, der Landschaftsräume wie der Städtenetze. Literatur: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2005: Raumordnungsbericht 2005, Bonn. Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen 2002: Empfehlungen des Beirats für Raumordnung, Berlin. Charta des Council für European Urbanism, Entwurf vom , Fürst, Dietrich / Löb, Stephan 2004: Inwertsetzung von Kulturlandschaft. Aktivierung der Entwicklungspotenziale im Umfeld ostdeutscher Städte, Studie im Auftrag des BBR / BMVBW, April Ganser, Karl 2002: Stadt frisst Landschaft Landschaft frisst Stadt. In: Kornhardt, Pütz, Schröder (Hg.) 2002: Mögliche Räume, Hamburg. Interministerielle Projektgruppe Verminderung der Flächeninanspruchnahme im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung: Weiterentwicklung des Konzeptes, Stand Jackson, J. B. 1984: Concluding with Landscapes. In: Jackson, J.B.: Discovering the Vernacular Landscape, New Haven. Jackson, J. B. / Horowitz, Helen L (Hg.) 1997: Landscape in Sight. Looking at America, New Haven. Piepmeier, Rainer 1980: Das Ende der ästhetischen Kategorie Landschaft. In: Westfälische Forschungen, Band 30. Prominski, Martin 2004: Landschaft entwerfen. Zur Theorie aktueller Landschaftsarchitektur, Berlin. Rössler, Mechtild 2003: Welterbe Kulturlandschaft. In: BDLA (Hg.) 2003: Event Landschaft?, Basel Berlin Boston. Sieverts, Thomas 1998: Zwischenstadt, Braunschweig. Vorholz, Fritz 2002: Ein Land aus Beton. In: Die Zeit 46/2002.

14 14 3. Durchführung des Forschungsprojektes Zur Methode Durchgeführt wurden zwischen Oktober und November 2004 drei Regionale Fachgespräche und im Anschluss eine überregionale Fachkonferenz in Berlin. Die Regionalen Fachgespräche hatten durchschnittlich 50 bis 60 Teilnehmer, die überregionale Fachkonferenz wurde von 180 Teilnehmern besucht. Um der Komplexität der Fragestellung und der möglichen Betrachtungen zum Thema Inwertsetzung von Kulturlandschaft zu entsprechen und zugleich der spezifischen Verantwortung des Bundes für diesen Themenkomplex im Zuge des Programms Aufbau Ost gerecht zu werden, wurde als Forschungsmethode ein kommunikationsorientierter Ansatz gewählt. Dieser durchaus experimentelle Charakter der Erarbeitung einer Position zum Thema Kulturlandschaft in Form von Regionalen Fachgesprächen und einer zusammenführenden Konferenz liegt die Überzeugung zu Grunde, dass allein ein raumwissenschaftlicher Definitionsversuch ohne Rückbindung in die konkreten, für die Regionalentwicklung wirksamen Diskursfelder nicht ausreichend sein kann. Daher der Ansatz, mittels der Regionalen Fachgespräche erst einmal die Themen zu identifizieren bzw. überprüfen zu lassen, die ein Inwertsetzung der Kulturlandschaft ausmachen können. Ziel der Regionalen Fachgespräche war es, auf die mit der Inwertsetzung von Kulturlandschaft verbundenen Fragen praxisrelevante und ggf. praktizierte Antworten zu finden. Die Regionalen Fachgespräche befragten ganz konkret die regionalen Akteure nach der Bedeutung der Idee der Kulturlandschaften sowie nach den erwarteten konkreten Hilfen einer Politikberatung des Bundes für die Regionalentwicklung. Die Auswahl der Regionen, in denen Regionale Fachgespräche stattfanden, erfolgte anhand des Anspruches, keine Regionen mit einer eindeutigen und weithin akzeptierten kulturlandschaftlichen Identität, sondern Regionen im Transformationsprozess zum Gegenstand der Forschung zu machen. Ein zweites Kriterium war das Vorhandensein regionaler Akteure und von diesen formulierter Ziele der Regionalentwicklung. Um den Überblick zu erweitern, wurden zudem diejenigen Regionen, die im Fürst/Löb-Gutachten als Fallbeispiele dienten, nicht erneut betrachtet. Die Ergebnisse dieser Regionalen Fachgespräche wurden durch sog. Regionale Berichterstatter, teils auch durch Teilnehmer selbst und durch die Referentenbeiträge in die Konferenz Inwertsetzung von Kulturlandschaften am 23. und in Berlin eingebracht. Die Rückbindung der Fachbeiträge an die vor Ort in den Regionen entwickelten Fragestellungen war somit jederzeit möglich. Durch die Gespräche in den Regionen konnte die Relevanz einer Kulturlandschaft-Strategie innerhalb regionalentwicklungsplanerischer und -politischer Ansätze überprüft werden. Es wurde bewusst keine losgelöste Begriffsdebatte zu Kulturlandschaft geführt, sondern eine Forschung auf der Basis konkreter relevanter regionaler Diskurse durchgeführt. Nur so erscheint eine Potenzialbestimmung der Idee Kulturlandschaft sinnvoll möglich. Im Ergebnis zeigte diese kommunikationsund entwicklungsorientierte Herangehensweise, dass die Beschäftigung mit Kulturlandschaft sich nicht auf den traditionellen Naturschutz prägende, also schützende und bewahrende sowie denkmalpflegerische Aspekte verengen darf. Kulturlandschaftsentwicklung und -gestaltung ist vielmehr eine Chance zu begreifen, über innovative Inwertsetzungsstrategien zur Minderung von Strukturproblemen beizutragen. Diese Erwartung sowie die Erwartung an eine verstärkte Beratung der regionalen Akteure zu den Strategien der Regionalentwicklung durch die Raumordnung als bundespolitische Verantwortung wurden immer wieder geäußert. Der Ansatz, die Regionalen Fachgespräche der eigentlichen Fachkonferenz voranzustellen, hat sich bewährt. Die planerische und regionalpolitische Relevanz des Ansatzes, die Prozesse der Regionalentwicklung an einer inhaltlich-qualitativen Zielstellung einer Kulturlandschaft auszurichten, wurde vor Ort im Wesentlichen bestätigt.

15 15 Termine und Themen Im Mittelpunkt der Regionalen Fachgespräche stand jeweils die Diskussion um planungs- und entwicklungsstrategische Potenziale der Kulturlandschaft. Die Regionalen Fachgespräche fanden statt am in Dresden für die Region Dresdner Elbtal Die abschließende Fachkonferenz am fand im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Berlin statt. Die überregionale Fachkonferenz Kulturlandschaft bündelte die Ergebnisse der Regionalen Fachgespräche und beleuchtete diese im übergreifenden thematischen Zusammenhang. Darauf aufbauend wurden Empfehlungen zur weiteren planungspolitischen Befassung mit dem Instrument der Kulturlandschaft erarbeitet. Themenfelder u. a.: UNESCO-Welterbe als Strategie regionaler Entwicklung, Landwirtschaft und Kulturlandschaftsbild, Verhältnis Stadt Region, vorbeugender Hochwasserschutz, nachhaltige Zukunft der Landnutzungen am in Rostock für die Region Ostseeküste Themenfelder u. a.: maritime Nutzungen, Offshore-Windenergie, touristische Infrastruktur, Tourismus und Kulturlandschaft, touristische Großprojekte, regionales Bauen, Verhältnis Küste Hinterland am in Ferropolis (bei Gräfenhainichen) für die Region Dübener Heide / Städtedreieck Dessau Bitterfeld Wittenberg Fachgespräch in Dresden Themenfelder u. a.: Bergbaufolgelandschaften, Regenerative Energieproduktion und Landschaftsnutzung, kommunale Kooperationen in schrumpfenden Regionen, kulturelle Leuchttürme, Tourismus an neuen Wasserlandschaften etc. Die Regionalen Fachgespräche waren jeweils eintägige Veranstaltungen. Eingeladen wurden institutionelle und politische Vertreter der jeweiligen Region ebenso wie Wissenschaftler, Regionalinitiativen und Wirtschaftvertreter sowie engagierte Bürger. Um der besonderen Bedeutung dieses kommunikationsorientierten Ansatzes gerecht zu werden, waren mit einzelnen Vertretern Vorgespräche zum Forschungsthema und zu Sinn und Charakter der Regionalen Fachgespräche geführt worden. Fachgespräch in Rostock Es schloss sich am eine Exkursion zu Zielen im Nahbereich Berlins an. Es wurden drei Projekte besichtigt und diskutiert, die unterschiedliche Antworten auf die neuen Herausforderungen der Gestaltung und Bewirtschaftung von Fläche an der Peripherie, hier neue Typen des Parks, von Forsten auf Rieselfeldern und von kombinierten Erholungs- und Landwirtschaftsflächen geben.

16 16 4. Berichte aus den Regionalen Fachgesprächen Regionales Fachgespräch in Dresden, Ort: Fachbereich Landbau/Landespflege der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Kulturlandschaft / Region: Elbhang und Elbtal von Pirna über Pillnitz, Radebeul bis Meißen, mit Dresden und den Umlandgemeinden bis nach Großenhain/Riesa. Die Kulturlandschaft ist geprägt durch das Elbtal, den Elbhang mit Siedlungen sowie die Landwirtschaft. Das Regionale Fachgespräch zum Dresdner Elbtal stellte eine Kulturland(wirt)schaftliche und touristische Strategie der Definition einer Kulturlandschaft in den Mittelpunkt. Als Ausgangspunkt für das in Entwicklung befindliche kulturlandschaftliche Selbstverständnis erwies sich entgegen der Vermutung des Forschungs- und Projektteams weniger das gemeinsame regionalräumliche Problembewusstsein aufgrund der Hochwasserereignisse an der Elbe und Nebenflüssen. Vielmehr ergab das Regionale Fachgespräch eine hohe Übereinstimmung im Empfinden einer regionalen Identität aufgrund kultureller und kulturhistorischer Besonderheiten sowie aufgrund der regionalwirtschaftlichen Bedeutung von besonderen landwirtschaftlichen Nutzungsformen, hier Weinbau. Diese Identität drückt sich heute besonders in touristischen und kulturellen Konzeptionen wie dem Elbhangfest oder Kulturereignissen im Bereich der Weißeritz aus. Inwieweit aus diesem gemeinsamen Verständnis als Kulturregion / Kulturlandschaft heraus auch interkommunale Kooperationen folgen, wurde im Regionalen Fachgespräch nicht eindeutig beantwortet. Ansätze sind vorhanden, institutionalisiert oder gar handlungsfähig im Sinne von Finanzpartnerschaften etc. sind diese bisher nicht. Der hohe Bedarf an Informationsaustausch und Kommunikation über das Regionale Fachgespräch hinaus wurde konstatiert. Themenschwerpunkte: Das Elbtal (Welterbe) als Impuls für eine kulturland(wirt)schaftliche Strategie Themenaspekte: 1 Das Elbtal als kulturlandschaftliche Einheit? Hochwasserschutz und Kulturlandschaft, Weltkulturschutz, qualifizierte Weiterentwicklung des Welterbes, nachhaltige Nutzung des Elbhangs (Siedlung, Naturschutz, Hochwasserschutz, Bodenabbau) 2 Landwirtschaft (Grenzertragsböden) contra Siedlungsentwicklung, beispielhaft an den Orten Klotsche und Weigsdorf, Kleinkuppenlandschaft 3 Großenhain, Intensivlandwirtschaft, nachwachsende Rohstoffe, künstlerische Inwertsetzung von Agrarlandschaft 4 Standortentwicklung, Verhältnis Dresden Umlandgemeinden, Perspektive Grüner Ring 5 Weißeritzprojekt (Flussneuordnung und Stadtentwicklung) 6 Touristische Perspektiven: u. a. Radebeul Staatsweingut, Schloss Wackenbarth, Diesbar-Seußlitz (Schloss), Meißen, Proschwitz (Weingut) Bericht des Berichterstatters Claus Käpplinger, freier Architekturkritiker, Berlin Das Regionale Fachgespräch Kulturlandschaft Elbetal in Dresden-Pillnitz zeigte, dass sehr ähnliche Problemfelder in Ost-

17 17 deutschland sehr unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden können. Wie in anderen Regionen Ostdeutschlands bestimmen auch hier der demografische Wandel und die Veränderungen in der Agrarwirtschaft stark die Arbeit der Raumund Stadtplaner, der Architekten, Denkmalschützer und Landschaftsarchitekten sowie der kommunalen Kulturvertreter, die in großer Zahl zur Tagung gekommen waren. Doch in vielen Aspekten differierte ihr Selbstbild, ihre Problemanalyse und Erwartungshaltung vom vermeintlichen ostdeutschen Regelfall. Demografischer und agrarischer Wandel Die Tagung zur neuen Planungskategorie Kulturlandschaft begann mit einer Diskussion über die Konsequenzen des demografischen und agrarischen Wandels im Elbtal. Überraschend zur Erwartungshaltung der regional-externen Teilnehmer wurde der demografische Druck Überalterung und Entvölkerung - für das Elbtal um Dresden relativ gering angesehen. Relativ dicht besiedelt sei die Region, weshalb die Folgen des demografischen Wandels vorerst nicht gravierend seien. Anders sehe dies aus für das dörfliche Hinterland des Elbetals und die eher industriell-geprägten Mittelstädte elbabwärts wie Torgau und Pirna, deren bereits jetzt schon erheblichen Bevölkerungsverluste sich in näherer Zukunft noch verstärken werden. Ihre Verluste kämen aber bislang sogar im Zuge regionaler Bevölkerungswanderung Dresden und Umgebung zugute. Im Gegensatz zum ostdeutschen Regelfall wurde auch der agrarische Wandel als nicht als besonders gravierend für das Elbtal angesehen. Die historische Kleinteiligkeit der Landschaft mit vielen hoch spezialisierten Kleinstrukturen, die teilweise zu DDR-Zeiten erhalten blieben, haben den Wandel seit dem Fall der Mauer sehr gut bewältigen lassen. Die Monokulturen anderer Regionen sind hier die Ausnahme gewesen wie auch das Elbtal eigentlich nicht als eine einzige, sondern als sehr viele und sehr unterschiedliche Landschaften zu behandeln sei. Die Renaissance des Weinbaus im Elbtal seit 1989 mit einer starken Expansion der Anbauflächen haben einen Teil der Verluste sonstiger Agrarnutzungen abfangen können und darüber hinaus ein neues regionales Identifikationsbild für viele Elbtalbewohner geschaffen. In anderen Bereichen haben die bürgerlich-feudalen Traditionen des Elbtals wie etwa die ausgeprägte Freizeit- und Ruhestandskultur industrielle und agrarische Bedeutungsverluste abfangen können. Die lokal starke Kulturszene sowie auch eine starke bürgerliche Trägerschicht haben so mit einer Vielzahl von Dorf- und Stadtfesten oder Kunstaktionen die vorsozialistischen Traditionen Dresdens und seiner Nachbarorte wieder belebt und die Landschaft zur Bühne werden lassen. Leuchttürme der regionalen Identifikation seien die Schlösser und Parks der Sachsenkönige. Vom Dorfangerfest in Radebeul, über das Elbhangfest zwischen Loschwitz und Pillnitz bis hin zur Weißeritzer Lichtwoche finden jahreszeitlich eine Vielzahl von temporären Ereignissen im Elbtal statt, die einerseits ein starkes regionales Selbstbewusstsein fördern, andererseits integraler Teil des immer bedeutenderen Wirtschaftszweigs des Elbetals sind, nämlich des Tourismus. Der Tourismus, insbesondere auch der neue Weintourismus sei zurzeit der eigentliche Motor des Elbetals, so lautete die einhellige Meinung der Teilnehmer aus der Region. Relativ gering sei zurzeit der Problemdruck im Elbtal, zumal durch das Ende der Bauboom-Periode nur mehr ein geringer Veränderungsdruck auf den Landschaften des Elbetals laste. Scharf distanzierten sich viele Teilnehmer vor diesem Hintergrund vom Klage-Lamento anderer ostdeutscher Regionen, für den sie jenseits der wirtschaftlich-demografischen Veränderungen vor allem eine fehlende historisch-gewachsene Kultur zur Selbsthilfe verantwortlich machten. Fehlende Initiativen der Bürger bzw. ein Partizipationproblem gäbe es so hier im Gegensatz zu anderen ostdeutschen Regionen nicht. Exkurs: Folgen des Elbehochwassers Recht unwillig wollten sich die regionalen Teilnehmer den Fragen nach den Folgen des Elbehochwassers für die Landschaftsplanung im Elbtal stellen. Diese Frage war vom BBR / BMVBW als Veranstalter des Regiona-

18 18 len Fachgespräches als wichtiger Nebenaspekt in die Tagung einbezogen worden. Zuerst überwogen Darstellungen, dass man alle potenziellen Gefahren planerisch im Griff habe. So habe Sachsen 350 Überschwemmungsgebiete festgelegt, den Rückbau in Problemlagen zumindest planerisch vorgesehen. Die Stadtplanung Dresden hat hierzu ein Planungskonzept entwickelt, das die Tradition der Schlossparks und Paul Wolfs neuen Gärten der Weimarer Republik entlang der Elbe fortsetzen will. Doch juristisch abgeschlossen sind bislang die wenigsten der Planverfahren. So wurden bislang die Bebauungsgebiete noch nicht den vorgesehenen Überflutungsbereichen angepasst. Ungelöst sei auch ein Konflikt innerhalb der Landesregierung, ob man die Hochwassergefahr nun doch eher ingenieurtechnisch als mit den Mitteln der Raumplanung abwenden soll. Ebenso ungelöst erscheint das Problem eines Ausgleichs zwischen Elbanliegern und dem höher gelegenem Hinterland, wo zu einem besseren Hochwasserschutz landwirtschaftliche Veränderungen wie auch partielle Rückbau-Maßnahmen eigentlich erforderlich seien. Regionale Planungskultur und Kulturlandschaft Dennoch gab es auch Selbstkritisches zu hören. Fast alle Teilnehmer beklagten unzureichende Koordinationsstrukturen für eine effektive landschaftliche wie städtebauliche Integration der Suburbanisierungsränder. In gewisser Weise hätten sich auch die Institutionen und Instrumente der Landschaftsplanung im Osten noch nicht ausreichend etabliert, insbesondere gegenüber den politischen Entscheidungsträgern. Für jede wirtschaftliche Investition, die neue Arbeitsplätze zu schaffen vorgibt, würde fast jede Vorgabe der Planung wieder ausgehebelt. Problem sei weniger, dass man nicht über ausreichende rechtliche bzw. planerische Instrumente verfüge, sondern Vollzugsdefizite, die durch die schwindenden Fördermittel noch größer würden. Den neuen Planungsterminus Kulturlandschaft beurteilten die meisten regionalen Teilnehmer eher kritisch distanziert. Sehr emotional wurde die Debatte darüber geführt und eine nicht hinreichend vorhandene theoretische Fundierung des Begriffs Kulturlandschaft beklagt. Konkret eingefordert wurde eine wissenschaftliche Definition des Begriffs und im Weiteren eine Methodologie. Weniger neue planungsrechtliche Termini seien heute nötig als eine veränderte Planungskultur. Raum-, Stadt- bzw. Landschaftsplanung müsse sich heute viel bildhafter um interdisziplinäre Kommunikation von Planungsperspektiven bemühen. Zu lange sei auch Landschaftsplanung nur bewahrend und schützend vorgegangen. Versäumt wurde die Entwicklung einer Planungskultur, die progressiv die Landschaften weiter zu entwickeln versucht, was sich in der jetzigen Situation allgemeiner Umbrüche rächt. Des weitern müsse eine neue Planungskultur in Ostdeutschland bestrebt sein, kleine Strukturen und regionale Wertschöpfungsketten zu fördern. Letztlich wurden neue Methoden und Formen des Landschaftsmanagements eingefordert, runde Tische zwischen Landkreisen und Städten und mehr interdisziplinäre Möglichkeiten der Kommunikation von Planung. Resümee 1) Mehr Hilfestellung zu den Möglichkeiten des neuen planerischen Terminus Kulturlandschaft scheint dringend erforderlich. Eine wissenschaftliche Definition und Methodenangebote scheinen entweder zu fehlen oder den meisten Anwesenden unbekannt zu sein. Die Kritik fokussierte sich so auf zwei Fragen: Was kann Kulturlandschaft leisten? Wer bestimmt bzw. definiert Kulturlandschaft? 2) Raum- und Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Vertreter von Kulturinstitutionen bzw. -initiativen waren in großer Zahl auf der Tagung anwesend. Politiker oder Vertreter der Umweltämter fehlten hingegen. Zur Nachhaltigkeit der Diskussionsprozesse solcher Tagungen müssen stärker die lokal und regional verantwortlichen Politiker und Administratoren gewonnen und einbezogen werden. Zumal nur mit ihnen gemeinsam die vielfach eingeforderte progressive Definition von Kulturlandschaft geschehen kann. 3) Die große Resonanz, die das Angebot der Konferenz in Dresden-Pillnitz fand, und die Intensität, mit der die Diskussionen geführt wurden, lässt weitere Impulse des Ministeriums in den Regionen wünschenswert erscheinen. Für viele Teilnehmer bot die Konferenz erstmals (oder seit langer Zeit wieder)

19 19 die Möglichkeit, sich in größerem Kreis auszutauschen. Groß war offenkundig das Interesse an solchen Angeboten, das offenbar lokal/regional nicht ausreichend befriedigt wird. Die Initiative wurde allseits begrüßt und als Impuls für stärkere Kommunikation und Kooperation gewertet. Regionales Fachgespräch in Rostock, Ort: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Rostock Kulturlandschaft / Region: Region Rostock, d. h. Stadt Rostock und Küstenstadt Warnemünde sowie die Umlandgemeinden, die Küstenregion zwischen Wismar und Stralsund Das Regionale Fachgespräch in Rostock widmete sich vordringlich dem kulturlandschaftlichen Selbstverständnis einer touristisch geprägten Küstenregion im Vergleich zum Selbstverständnis des vor allem landwirtschaftlich geprägten Hinterlandes. Untersucht wurde zudem die Bedeutung touristischer Großprojekte (negative oder positive Effekte) auf die Kulturlandschaft und die regionale Identität. Deutlich wurden am Beispiel der Warnowregion die Chancen einer Selbstorganisation regionaler Akteure. Gerade weil die Warnowregion bisher nicht als gemeinsamer Gegenstand, sondern als Grenze von Planungsräumen der Regionalentwicklung galt, mussten sich die regionalen Akteure vor allem der Wirtschaft zu einer Region zusammenfinden, um Nachteile vor allem bei Fördermittelzuweisungen und im Standortmarketing auszugleichen. Aus der Randlage der Warnowregion im Planungsleitbild Mecklenburg-Vorpommerns wurde aufgrund der Selbstorganisation inzwischen ein Standortund Aufmerksamkeitsvorteil. Ein weiterer Aspekt der Diskussion zeigte die erheblichen regionalwirtschaftlichen Impulse der Nutzung des Meeres, die zukünftig noch verstärkt werden wird. Stichworte sind der Rohstoffabbau oder die Offshore-Windenergiegewinnung. Hierbei stellen vordringlich das Verhältnis von Meeresnutzung und Raumentwicklung an der Küste selbst sowie die staatsübergreifende Zusammenarbeit bzw. Konkurrenz die Raumordnung vor neue Herausforderungen. Themenschwerpunkte: 1 Die Ostsee(küste), Garant kulturlandschaftlicher Eigenart und Motor der touristischen Entwicklung? 2 Stadt-Umlandregion Rostock 3 Hafen- /Küstennutzung 4 Touristische Großprojekte und ihre Wirkung auf die Kulturlandschaft Themenaspekte: 1 Verhältnis: eigene Identität Charakter der Kulturlandschaft 2 Waterfront und deren Einfluss auf die Kulturlandschaftsentwicklung 3 Tourismus Küstenspezifische Kulturlandschaft, Ozeaneum Stralsund 4 Verhältnis: Meer Küste Hinterland 5 Schauen / Events als Motor der Kulturlandschaftsentwicklung (z. B. IGA Rostock) 6 Kulturlandschaftliche Ressourcen und ihre Nutzung (z. B. Holzstadt Wismar) 7 Regionalentwicklung als Themenfeld internationaler Zusammenar beit (z. B. Baltic Sea Region BSR) Bericht des Berichterstatters Karsten Wittke, Künstler und Kurator, Berlin und Baruth Den Bericht aus der Regionalen Fachgespräche in Rostock leite ich mit einem Zitat aus dem Artikel Das alte Mosaik von Wald, Wiese und Dorf von Christian Schwägerl ein: Im Kern aber wird Landschaft zu je-

20 20 nem Selbstzweck, den bisher hauptsächlich Künstler für ihre Arbeit reklamierten: Die Kulturlandschaft wird zum Sinn der Kulturlandschaft. (Schwägerl in FAZ) Die Arbeit am Selbstzweck der Landschaft wird zur Beobachtungsposition, von der aus der Berichterstatter den Work in Progress in Mecklenburg-Vorpommern wahrnimmt. In welchen Ansätzen lässt sich denn diese freie, Sinn suchende Strategie der Künste in den angewandten Planungen zur Inwertsetzung von Kulturlandschaft wieder finden? Wie kann, wenn gefunden oder weiterhin als Suche, diese Arbeit am Sinn zu einer realen, planerischen und gesellschaftlichen Gestaltungsaufgabe werden? Der Bericht versucht, mit der Vorstellung von unterschiedlichen Kulturlandschaft-Situationen, einen Ausschnitt aus der Praxis und Realität der Region mit der ideellen Sinnsuche nach Kulturlandschaft anzunähern. Mecklenburg-Vorpommern wird durch die Kulturlandschaftgebiete Meer Küstenbereich und den ländlich strukturierten Raum des Hinterlandes geprägt. Die Wahrnehmungsmodelle für diese Landschaften konzentrieren sich auf die Natur und die Schönheit intakter Naturlandschaften, Ruhe und Entspannung sowie natürlich auch die ästhetische Kategorie des Erhabenen beim Anblick der in ihrer Rezeption durch die Bilder der Romantik geprägten Landschaftsszenerien. Gleichzeitig existieren genauso weiße Flecken und Alltagslandschaften, die dann vor der Aufgabe stehen, sich die ästhetische Rezeption ihrer Region zu erfinden. Die folgenden drei Beispiele für Arbeitsansätze bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaft zeigen die Vielschichtigkeit und unterschiedlichen Herausforderungen an die jeweiligen Akteure vor Ort. Die Holzstadt Wismar ist ein ambitioniertes Großprojekt in den denkmalgeschützten Speicheranlagen des Hafens der Hansestadt Wismar, wobei die Speicher nun mit dem Thema Holz in allen Facetten aufgefüllt werden: Holzkultur, Holzarchitektur, internationales Holzdesign, Holz-Fachtagungen, Holzkompetenzzentrum und Holz inszeniert als Fun-Science-Adventure-Education-Park. Das in den Holzfabriken verarbeitete Material wird mit Schiffen über die Ostsee u. a. aus Skandinavien herantransportiert, ist also nicht aus regionalen Forsten. Der Transport sowie die Weiterverarbeitung werden ebenso Teil des inszenierten Holz-Sightseeings werden. Der verlassene alte Hafen wird neu genutzt, die Speicher werden wieder mit einer Ware angefüllt und Holz als multifunktionaler Kulturfaktor ist sowohl der Dreh und Angelpunkt der Sinnsuche als auch gleichzeitig seine Antwort. Die Erfindung und Inszenierung eines Themas, in diesem Fall Holz, ist im Rahmen der kulturellen Strategie der Verfremdung für den Ort Wismar legitim, solange sich nicht das unangenehme Gefühl einer inhaltlichen Beliebigkeit nach dem Motto, was uns noch so alles zu Holz einfällt einschleicht. Dabei kann nämlich der für eine Inwertsetzung so wichtige Ansatz, mit dem Thema Holz eine übergreifende Ideenstruktur innerhalb der Region zu entwickeln, leicht aus dem Blickfeld geraten. Beispielsweise sind Fragen nach dem Bezug zwischen dem Material Holz und dem Image von Backstein in Wismar als Hansestadt der Backsteingotik oder nach dem Bezug zwischen Holz und regionalen Bauformen in Mecklenburg-Vorpommern noch sehr unbefriedigend beantwortet. Es bleibt die offene Frage, ob das Konzept der Holzstadt nicht zu sehr auf sich selbst als Solitär und den inneren Sinn als Großprojekt gerichtet ist? Denn durch die Zentralisierung einer den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehenden Angebotsquantität kann auch die Schwäche und in der Konzentration auf die kulturelle Qualität der Idee Holz in einer regional bezogenen Ideenstruktur die Stärke und Zukunft des Projektes liegen. Die Warnowregion hat sich als ein lokales Netzwerk von unten heraus entwickelt. Im Hinterland Mecklenburg-Vorpommerns gelegen, gehört sie zu den Bereichen der weißen Flecken : problematische, strukturschwache Gebiete des ländlichen Raumes, Regionen ohne Entwicklungschancen. Dort haben die Erfinder des Projektes bei der freien Sinnsuche eine sehr intelligente Umkehrung von Planungsgewohnheiten vorgenommen, indem sie den Planungsrand zum Zentrum gemacht haben. Das heißt, in der Warnowregion führte, durch eine Verschiebung der Denkgewohnheiten in der Planung, die Landschaft des Flusses Warnow zu der Erfindung des Großraums Flusslandschaft. Eigentlich sehr nahe liegend, da ja der Fluss und die Landschaft schon sehr lange vor der Erfindung der kommunalen Strukturen existierte. Durch die gemeinsame Zielsetzung im Standortwettbewerb Kulturlandschaft eine eigene, lokale Identität zu entwickeln, arbeiten Ämter über ihre Zuständigkeitsbereiche hinaus mit den lokalen Akteuren zusammen. Dies ist die zweite, wesentliche Erkenntnis der

21 21 Warnowregion: alleine sind die Akteure zu klein, nur eine genügend große Anzahl von Menschen entwickelt die Dimension für ein funktionsfähiges offenes, lokales System. Die Selbstvermarktung hat ein wesentliches Ziel, nämlich selbst tragend zu sein. Inzwischen fangen regionale Banken an, die Region zu stützen, da ja ein Wirtschaftsraum erhalten bleibt. Einige weitere Anregungen für offene Systeme von unten aus der Warnowregion als Realbeitrag zur Inwertsetzung sind: Bei Förderungen die Projekte zu koordinieren, bei der Bewilligung von Mitteln diese mit anderen Akteuren abzustimmen, eine Transparenz der Förderprojekte und eine Argumentation, die für alle weiteren Projektanträge zum Selbsterlernen nachvollziehbar ist. Dies würde das System der Förderungen hin zu Projektpartnern und Bürgerberatung entwickeln. Meeresraum und Meereslandschaft Der wohl in seinem Wandel und zukünftigen Entwicklung ungewöhnlichste Raum wird das Meer sein. Die daraus folgernde Konsequenz internationaler Nutzungs-überlagerungen wird für alle Beteiligten eine Herausforderung im Stile von Akteuren eines science-fiction-szenarios werden. Das Meer wird sich zum Wirtschaftsraum der Zukunft wandeln: ein industrieller Raum für Offshore-Windkraftanlagen, die Nutzung von Wasserstoffenergie, welche zur Zeit intensiv erforscht wird, Erdgas auf dem Meer und der Abbau von Rohstoffen wie Sand und Kies, sowie die Visionen schwimmender Offshore- Vergnügungsstädte, um einige Beispiele zu nennen. Regenerative Energien sind eine Hightech-Industrie und ihre Industrieanlagen bergen neben der ästhetischen Herausforderung auch Konfliktstoff für Vogelschutzgebiete und potenzielle Schiffskollisionen von Tankern. In Mecklenburg-Vorpommern liegen die größten Vogelrastgebiete der Ostsee und der Tourismus verwertet das Meer als Image von entspannter Freizeit, Ruhe und ungestörter Natur. Hier entstehen potenzielle Interessenkonflikte, in denen Wirtschaft, Naturschutz und Tourismus in einem integrierten, gesamtheitlichen Ideen- und Planungsansatz zueinander finden müssen. Das Meer als Landschaft ist in dieser gestaltenden Aufgabe aber nicht regional oder national begrenzt, sondern muss als eine neue internationale Kulturlandschaft und kollektive Verantwortung begriffen werden. Ein erstes Modell für den Küstenraum existiert bereits in Form des IRKZM: das Integrierte Regionale Küstenzonen-Management wurde als Instrument zur Nachhaltigen Nutzung der Küstenregionen unter Partizipation der Bevölkerung eingerichtet. Wie wird sich der anstehende Imagewechsel Meer-Küste bei zunehmender Alternativindustrialisierung und der Entwertung traditioneller Wirtschaftsformen wie Fischerei auf die Ideenund Bildfindungen der Tourismuskampagnen auswirken? In dieser Herausforderung kann die Meereslandschaft nicht weiterhin nur als erhabene Größe, die sich von selbst vermarktet, wahrgenommen werden. Caspar David Friedrichs Mönch wird auf eine wohl sehr veränderte Meereslandschaft blicken müssen. Fazit und Schlussfolgerungen Die Inwertsetzung von Kulturlandschaft sollte zu einer interdisziplinären, politischen Gestaltungsaufgabe der Bürger und nicht mehr nur von isolierten Landschaftsspezialisten werden. Der Schwerpunkt sollte dabei auf regionalen, dezentralen Netzwerken liegen. Leider funktioniert diese gewünschte Vernetzung in den meisten Fällen noch nicht oder muss erst aufgebaut werden. Der Bedarf an einem größeren Austausch ist jedenfalls vorhanden. Seitens der Bundes- wie der Landesministerien sollten Bürgerhilfe bei dem Aufbau von Netzwerken, übersichtliche Strukturen und eine vereinfachte Form, Förderanträge zu stellen, in Form eines ministeriellen Bürgerbüros angeboten werden. In den integrierten Planungsprozessen ist die Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden bei der Sinnfindungssuche noch sehr unzureichend. Da die Landschaft sich ja zur ganzheitlichen Produktionsstätte ihrer eigenen Wahrnehmung als Kultur-Landschaftsszenerie wandelt, könnten solche Kulturschaffende als aktive Beteiligte an der Konzeptentwicklung mitarbeiten, ihren reichen Erfahrungsschatz aus der Produktion von ästhetischen und kulturellen Werten mit einbringen und so als Vermittler zwischen der freien Reflektionsebene der Sinnbefragung und den lokalen Akteuren agieren.

22 22 Regionales Fachgespräch in Ferropolis (Bitterfeld, Wittenberg / Städtenetz Dübener Heide), Ort: Ferropolis Kulturlandschaft / Region: Industriefolgelandschaft zwischen traditionellen Orten der Energiegewinnung (Rohstoffabbau Braunkohle und Kraftwerke), Heideland und Elbtalaue, mit Bauhaus Dessau, Lutherstadt Wittenberg, Gartenreich Wörlitz traditionelle Reformlandschaft 4 Empowerment-Strategien 5 gemeinsame Vermarktung einer Region 6 Dachmarkenentwicklung 7 touristische Potenziale von Industrie- und Bergbaufolgelandschaften 8 neue Seen 9 Fläche trifft Dichte 10 demografische Entwicklung Die regionale Identität des Raums Dessau-Bitterfeld-Wittenberg, der im dritten Regionalen Fachgespräch im Mittelpunkt stand, ist die einer Industrieregion im Umbruch. Gerade diese Umbruchsituation mit erheblichen Folgen wie Arbeitslosigkeit und Abwanderung macht die Suche nach gemeinsamen Ursprüngen einer regionalen Identität virulent. In der Region liegen diese in einer besonders reichen historischen Identität der Reformation, der Aufklärung, der Moderne und der Industriemoderne, die in der Vergangenheit ihre überregionale und internationale Ausstrahlung hatte. Daran heute anzuknüpfen ist einerseits strategisches Ziel der Region, andererseits aufgrund der probemlatischen wirtschaftlichen Situation sowie einer fortgesetzten Diskussion um Verwaltungseinheiten und Gebietsreformen schwierig. Das Regionale Fachgespräch machte gleichwohl die Potenziale deutlich, die in der Verbindung neuer landschaftsräumlicher Qualitäten nach dem Ende des Braunkohlebergbaus mit den Innovationstraditionen dieser zentral in Mitteldeutschland gelegenen Region bestehen. Themenschwerpunkte: Nach der Industriekultur neue kulturlandschaftliche Strategien Energielandschaften Tagebaufolgelandschaften Regionalparks als regionalökonomische Strategie, Schrumpfung als Chance? Themenaspekte: 1 großräumige Konversion und Umnutzung von Landschaftsräumen 2 ökonomische Perspektiven 3 Städtenetze Bericht des Berichterstatters Christian Welzbacher, freier Autor, Berlin Es ist Mode geworden, den Begriff von der Landschaft als Vehikel zu nutzen: denn Landschaft ist ein Begriff, der noch immer Assoziationen eröffnet, die sich als Gegenpol zur gebauten Dichte, zur Stadt ausnehmen. Wenngleich die Polkappen von Stadt und Land längst abgeschmolzen, wenngleich sie längst zu einer Zwischenstadt -Suppe ineinander geschwommen sind, so zeigt allein die Anwendung der Begriffe, wie schwer der Abschied von liebgewordenen Vorstellungen fällt. Landschaft erscheint zwar zunehmend wie ein Konstrukt aus andern, bessern Tagen. Das rhetorische Hilfsmittel, der vorgehängte Zusatz vor der Landschaft aber, soll nun das bezeichnen, was von der Landschaft übrig geblieben ist, gleichwohl ohne diese selbst aufzugeben: Industrielandschaft, Energie-landschaft, Stadt-landschaft, Kultur-landschaft, usf. Was aber ist von Landschaft tatsächlich übrig geblieben, wenn ihre Beschreibung zu solchen Zusätzen greift? Müssten wir uns nicht längst vom Wort Landschaft verabschieden, als einer historischen Bezeichnung, die mit der Industrialisierung obsolet geworden ist? Weist

23 23 nicht, wenn man ehrlich ist, jeglicher Zusatz vor dem Wort Landschaft eigentlich darauf hin, dass hier eine Verschandelung empfunden wird: die ideale Vorstellung eines Raumes einerseits und andererseits deren ständige Torpedierung durch die Realität? Die Eigenschaft von Vorstellungen ist es, dass sie sich im Kopf eines jeden Individuums eigen formen. Jeder von uns hat einen anderen Begriff von Landschaft, je nachdem, wo er aufgewachsen sein mag, wie alt er ist, welche Umgebungsmuster er als verbindlich wahrgenommen hat. Zur Uneinheitlichkeit der Vorstellungen kommt die Uneinheitlichkeit der Begriffe. Dazu wiederum kommt, auf der Ebene der Handelnden, die Uneinheitlichkeit der Zukunftsszenarien. Die Vorkonferenz in Ferropolis zeigte all diese Divergenzen deutlich. Zusammengekommen waren Fachleute aus Tourismus, Naturschutz, Unternehmen, Stadtentwicklung, Kommunalentwicklung, Landesentwicklung, Wasserentwicklung, Wirtschaftsmarketing, Agrarkultur, Regionalplanung, Architektur, Politik, Wissenschaft. Allein die Aufzählung lässt ahnen, dass hier unterschiedlichste Blickwinkel auf das vorliegen, was in dieser Region Sachsen-Anhalts einmal Landschaft war. Gegen Schluss der Veranstaltung wurde klar, dass der Mikrokosmos der Versammlung von Ferropolis, sich so oder ähnlich in jeder anderen Region Deutschlands hätte wieder finden können. Andernorts mussten wohl irgendwann einmal ähnliche Ideen ausgetauscht worden sein, wie auf unserem Treffen. Woran man das merkte? Auch an anderer Stelle, nur wenige Meilen von unserem Konferenzort entfernt, sind Windräder wie Pilze aus dem Boden geschossen; auch anderswo wurden autobahnnahe Grundstücke, ehemaliges Agrarland, zu mit Containern bestandenen Industrieparks umgewidmet; auch anderswo wurden ehemalige Herrenhäuser zu Kongresshotels; auch anderswo wurden Schilder Kulturerbe aufgestellt; auch anderswo reihen sich Fertighäuser dicht an dicht. Wenn am Ende also, wie man in Ferropolis feststellte, prinzipiell alle alles können, um sich zu profilieren, dann muss man selbst noch etwas anderes können. Da ja aber auch dieses andere die anderen können könnten, muss eine Region unter Umständen eine Weile länger nachdenken, statt einfach abzuwarten, welche neuen Ideen von einem Ministerium gefördert werden. Dass man zumindest in Ferropolis nicht mehr den Segen von oben befürwortete, hat vor allem mit der EXPO 2000 zu tun. Sie ist zwar lange vorbei, zieht aber immer noch viel Kritik auf sich. Nicht selten, so der Einwand, waren die externen EXPO-Projekte auf kurzfristige Eventwirkung angelegt und entpuppten sich als Eintagsfliegen, an die man allzu viel Hoffnung geknüpft hatte. Nach dem Ablauf der Veranstaltungen war die Luft raus, Infrastruktur und Verwaltungsapparat konnten kaum mehr finanziert werden, Besucher blieben aus. Für eine langfristige Zukunftsperspektive scheint das Ruhrgebiet, mit seiner auf Permanenz angelegten Internationalen Bauausstellung, viel eher ein Referenzvorhaben. Dass also zukünftig etwas anders gemacht werden muss, konnte aus negativen Erfahrungen gelernt werden. Dass dieses anders machen am Ende viel mit dem Eigenen zu tun haben könnte, kristallisierte sich trotz unterschiedlicher Blickwinkel der einzelnen Beteiligten auf der Vorkonferenz allmählich heraus. Der sachsen-anhaltinische Blick in die Zukunft, so schien es, wird auch ein Blick in den Spiegel sein. Sicher, man ist nicht nur hübsch aber man gewöhnt sich an vieles. Und schaut man ein wenig länger, beharrlicher, so könnte man gar dem Wesen auf die Schliche kommen, sich selbst erkennen und daraus Schlüsse ziehen. Von einer neuen, dabei aus der Historie abgeleiteten Identität, war in Ferropolis zu hören, von einem neuartigen, bild-haften Ausdruck für das Wesen der Region. Wie dies aussehen könnte, wurde an einem eindrucksvollen Beispiel gezeigt: der historischen Kulturlandschaft von Dessau- Wörlitz und ihrer Potenziale, wenn man sie weiterdenkt und in die Jetztzeit transponiert. Denn das Landschaftsbild des späten 18. Jahrhundert resultiert nicht allein aus einer idealen Vorstellung, sondern besonders auch aus einem landwirtschaftlichen Modell, das die Fürsten von Anhalt-Dessau aus England importierten und auf die natürlichen Gegebenheit vor Ort, an das Lebensumfeld der Menschen, anpassten. Das scheinbar märchenhafte historische Leitbild könnte für die Region dann in ein konkretes Zukunftsszenarium münden, wenn man die gartenbautechnische Avantgarde mit einem zweiten regionalen Spezifikum überlagert: der Energiegewinnung Stichwort: Braunkohle, die die Region über 150 Jahre geprägt hat.

24 24 Ackerbau und Energie das könnten die Ingredienzien für eine strategische Kernfusion sein, destilliert aus den regionalen Merkmalen. Dann könnten bald etwa derzeit brach liegende Felder zur Energiegewinnung genutzt werden. Wohin hier der Markt in den nächsten Jahren tendieren wird, scheint derzeit kaum abzusehen. Über Windkraft könnte man da genauso nachdenken wie über Photovoltaik. Besonders in Betracht aber käme auch der Anbau von Raps für Biodiesel, oder von Roggen, der mit einer hervorragenden Energiebilanz verbrannt werden kann. Dass solche Ideen durchaus im Interesse der lokalen Akteure sein mögen, dokumentiert bereits der ehemalige Bergbaustandort Gräfenhainichen: Hier hat man den Ball aufgenommen und sich den vieldeutigen Untertitel Stadt mit neuer Energie gegeben. Sollten derartige Ideen umgesetzt werden, so wird dies auch nicht ohne Konsequenzen für die Landschaft selbst bleiben. Ganz wie vor 200 Jahren muss sich mit dem Import neuer Technologien erneut das Bild der Umgebung ändern. Dass dies nicht nur negativ gesehen werden muss, nicht nur als Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheitsmustern, auch das war eine These der Vorkonferenz. Allerdings ist, so war zu hören, für diesen positiven Blick die Verbindung des entstehenden Landschaftsbildes mit der Arbeitskraft selbst notwendig. Eine der Forderungen, die mit Beharrlichkeit wiederholt wurde, war: Die Wertschöpfung muss in der Region bleiben. Das, was vor Ort erwirtschaftet wird, soll auch den Menschen vor Ort zu gute kommen, soll ihnen wieder die eigenen Fähigkeiten vor Augen führen, ihre Bedeutung in der Wirtschaftskette zeigen kurz: Identität schaffen. Vor diesem Hintergrund erst und nicht als ferngesteuerte, austauschbare Planungsidee könnte auch ein verändertes Landschaftsbild Akzeptanz finden, vor diesem Hintergrund könnte aus der bewussten, gestalteten, geregelten Veränderung eine neuartige Kulturlandschaft erwachsen. Da diese Kulturlandschaft zudem aus den regionalen Gegebenheiten heraus abgeleitet sein würde, wäre das Landschaftsbild am Ende auch scharf umgrenzt, schlösse einen gemeinsamen Handlungsrahmen ein, während es sich von anderen Regionen absetzte: wenn etwa hinter Ferropolis die Dübener Heide beginnt, so müssen bereits hier wieder andere, eigene Muster ausgemacht werden, auf die das Konzept der neuen Energien möglicherweise nicht oder wieder anders passt. Dass im Moment eine Gebietsreform läuft, die zu den kulturellen, geographischen, historischen, landschaftlichen und zukunftsperspektivischen auch neue politisch-verwaltungstechnische Grenzen definiert, wurde als erschwerendes Hindernis bei der lokalen Identitätsbestimmung verstanden. Die Konferenz von Ferropolis markierte eine beliebige Stelle in einem kontinuierlichen Transformationsprozess, der von zahlreichen Faktoren und Variablen abhängt. Als Außenstehender konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die Protagonisten vor Ort gleichweit entfernt fühlen von der Vergangenheit und der Zukunft, von den Visionen und der Realität, von den überregionalen Leitbildern und der regionalen Identität. An Ideen mangelt es wahrlich nicht. Wenn die Region sich im Gewitter der Fördertöpfe, Nachhaltigkeitsmoden und Politikerlaunen jedoch tatsächlich auf das wesentliche, auf sich selbst besinnt, dann könnte sie am Ende zu den Gewinnern zählen.

25 25 5. Bericht von der Fachkonferenz Zusammenfassung der Referate Die Fachkonferenz Inwertsetzung von Kulturlandschaften am 23. und in Berlin diente der überregionalen Bestandsaufnahme zur planerischen Bedeutung des Betrachtungsgegenstandes Kulturlandschaften. Ausgehend von der These, dass die Kulturlandschaften disziplinenübergreifend einer neuen Bedeutungserwartung hinsichtlich qualitativer Kriterien der Planung unterliegen, betrachteten Fachreferenten aus verschiedenen thematischen Zusammenhängen sowohl die Handlungsfelder wie die theoretischen und praktischen Handlungsgrundlagen eines planerischen Paradigmenwechsels unter der Überschrift der Kulturlandschaften. Die Ergebnisse aus den Regionalen Fachgesprächen, quasi Vorkonferenzen, wurden durch die Veranstalter, einzelne Teilnehmer sowie durch drei Berichte so genannter Berichterstatter in den Ablauf der Fachkonferenz in Berlin integriert. Diese Methode aufeinander aufbauender Gespräche wurde gewählt, um regionales Know-How zum Thema mit überregionaler Expertise zu verbinden, um so zu beispielhaften Problembetrachtungen wie Handlungsoptionen zu gelangen. Während der Fachkonferenz wurde dieser diskursive Ansatz deutlich im Aufbau der Tagung. Nach einführenden Referaten folgten die Beiträge und Diskussionen einem Aufbau in drei Blöcken, den sog. drei Annäherungen an die Kulturlandschaft : Identität und Image, Wandel und Entwicklung sowie Zukünftige Nutzungen. Den thematische Fachbeiträgen folgte wiederum eine ebenfalls durch Referenten initiierte Identifikation von Strategien zur Frage Wodurch entsteht kulturlandschaftliche Identität? Im Einzelnen wurden hier die Aspekte Tourismus, Kampagnen, Kommunikation und Kooperationen betrachtet. (Ablauf und Tagesordnung der Fachkonferenz s. Anhang) Bevor die Schlussfolgerungen und Empfehlungen aus dem Forschungsprojekt und der Fachkonferenz vorgestellt werden, sind in diesem Bericht die Inhalte der Referate dokumentiert. Die Beiträge der Fachreferenten werden in von den Verfassern autorisierten Zusammenfassungen wiedergegeben. Inwertsetzung von Kulturlandschaften in den neuen Bundesländern Dr. Robert Kaltenbrunner, BBR In unserer ungestillten Sehnsucht nach Arkadien scheinen wir immer wieder zu vergessen, dass die Landschaft kein unberührter Ort (mehr) ist. Wohin auch immer der Mensch seinen Fuß gesetzt hat, veränderte er etwas, wissend oder unwissend. Schon etymologisch ist abgesichert, dass die Landschaft immer etwas mit dem Verhalten des Menschen in seiner Umgebung zu tun hat und sich folglich in ständiger Veränderung befindet. Aber seit der Industrialisierung wird der Wandel von Landschaft im Wesentlichen als Verlust wahrgenommen. Das mag emotional verständlich sein, wenn man auf die ungeliebten Hinterlassenschaften des Industriezeitalters blickt Fabrikruinen und aufgelassene Werksanlagen, brachgefallene Bahngelände und abgeräumte Areale. Oder aber auf die Manifeste unserer Dienstleistungsgesellschaft wie Gewerbeparks, Verbrauchermärkte, Vergnügungszentren. Dass Kulturlandschaft entweder ewig oder aber das soeben Vergangene sei, ist jedoch ein Mythos. Denn Landschaft und Freiraum stellen eine Folge von Ereignissen dar und zugleich einen Spiegel menschlicher Produktivität. Ich zitiere den Philosophen Bernhard Waldenfels: Es gibt keine rein natürliche Heimat. Wie die Kindheit, so ist auch die Heimat immer schon zurechtgemacht, zurechtgestutzt, gedeutet, verarbeitet, umgesetzt und fortgesetzt, kurz: Sie ist in all ihrer Natürlichkeit mit Künstlichem durchsetzt, und nur so ist sie menschlich. Deswegen bedürfen Freiraum und Landschaft der steten, immer wieder neuen Aneignung. Damit sind wir beim Thema der heutigen Konferenz. Der Begriff der Kulturlandschaft wird hier in einem komplexen Sinn verwendet, der die gesamte gebaute Umwelt einbezieht. Er entspricht damit Lennés umfassender Entwicklungsperspektive für Potsdam mit seinen Schlössern und Parks, Siedlungen und landwirtschaftlichen Flächen. Und er verlangt integrative Ansätze, die neben der touristischen Erschließung auch Stadtentwicklungsfragen, den Denkmalschutz, Einführung

26 26 den Städtebau und die Nachhaltigkeit im Blick haben. Im Untertitel des Forschungsprojektes steht der Bezug Umfeld ostdeutscher Städte. Dies ist zum einen bedingt durch das Aktionsprogramm Aufbau Ost, aus dem es finanziert wird. Zum anderen aber auch dadurch, weil wir die Kulturlandschaftsgestaltung unter den Schrumpfungsbedingungen betrachten wollen, die eben besonders stark in den neuen Ländern ausgeprägt sind. Und der Bezug zum Umfeld von Städten ergibt sich schon deshalb, weil kaum ein anderer Raum so dringlich der Steuerung und Ordnung bedarf wie die verstädterte Landschaft mithin das, was Tom Sieverts Zwischenstadt genannt hat. Bei der Ausschreibung des Forschungsprojektes ist bewusst von Inwertsetzung gesprochen worden. Es handelt sich zugegebenermaßen - um einen etwas altmodischen Terminus. Doch er sagt mehr aus, als es der Begriff Entwicklung tut. Er hat einen leicht appellativen Charakter, und er beinhaltet subjektive, objektive und normative Aspekte. Deswegen ist er nicht unumstritten. Und das ist auch gut so. Wir verstehen unter Inwertsetzung von Kulturlandschaft einen kreativen Prozess, um Kulturlandschaft mit Zielen der Stadt- und Regionalentwicklung zu verbinden. D.h. es muß eine Balance gefunden werden zwischen dem Anspruch, etwas zu schützen und zu bewahren, und es anzupassen an aktuelle Erfordernisse. Im Grunde dreht sich die Inwertsetzung also um das Wechselspiel von Siedlungsentwicklung und Freiraumgestaltung. Es mag ja sein, dass die Landschafts- und Raumbilder der mobilen und ortlosen Informationsgesellschaft völlig anders aussehen, als die gewohnten. Wenngleich ich dazu keine klare Auffassung habe, so bin ich doch davon überzeugt, dass die Dialektik von Stadt und Landschaft neu gedacht werden muss. Nun gehen wir wahrscheinlich einer Zeit entgegen, in der in immer mehr Regionen kein baulicher Erweiterungsbedarf mehr besteht. Was also soll gebaut werden, wenn (fast) alles schon gebaut ist? Das könnte die Hoffnung nähren, dass bei geringerer wirtschaftlicher Dynamik mehr Aufmerksamkeit für Qualität einkehrt, dass das Schlagwort von der Masse statt Klasse sich umkehrt. Es kann aber auch anders sein, wenn eine darbende Wirtschaft, wenn die lahmende Nachfrage durch billigere Bauproduktion angeschoben werden soll. Dann wäre eher mit einer weiteren Vernachlässigung von Kulturlandschaften zu rechnen. Landschaft wird verbraucht, wenn neu gebaut wird, auch wenn dies mit Kultur geschieht. Das besagt die Statistik der Flächennutzung. Und das ist die Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Im Planungs- und Bauprozess steht Landschaft immer am Ende. Landschaft ist Rest. Die Regionalplanung definiert Zentren und Achsen und als Reste bleiben die Zwischenräume zwischen den Achsen, die dann doch entgegen der planerischen Absicht voll laufen. Der Städtebau definiert die Figuration der Bebauung und dazwischen bleibt Freiraum über. Besiedlen, zersiedeln, nachverdichten ist die bisherige Siedlungsweise. Kein Wunder, dass sich mit dem Andauern dieses Prinzips die öffentliche Verteidigungsbereitschaft von Landschaft gegen Bebauung, der Widerstand von bürgerschaftlichen Initiativen und die öffentlich-rechtlichen Schutzinstrumente mit Verordnungen für Landschaftsschutz und Landschaftsplanung ausgebreitet haben. In und mit diesen Dilemmata bewegen wir uns, wenn wir von der Entwicklung, von der Inwertsetzung von Kulturlandschaften sprechen. Und weil Politik nicht im zweckfreien Raum agiert, wären Antworten auf die Frage zu finden, auf welche Weise historische Kulturlandschaften mit ihren Siedlungen und Freiräumen als Potenziale für die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur ostdeutscher Regionen dienen können. Welche Perspektiven, welche Ansätze lassen sich daraus ableiten? Aus subjektiver Warte möchte ich kurz drei nennen: (1) Wahrnehmung und Wahrung der kulturellen Besonderheiten Die entscheidende Grundlage für eine Inwertsetzung der baukulturellen und kulturlandschaftlichen Potenziale einer Region ist die Wahrnehmung dieser regionalen Eigenarten als Werte. Und die Bereitschaft, diese auch dann zu bewahren, wenn andere Interessen entgegenstehen. Baukultur und Kulturlandschaft müssen dafür in ihrer Rolle als maßgebliche Elemente regionaler Identitäten gestärkt werden. Durch wenige planerische Fehlentscheidungen (wie z.b. schlecht integrierte Projekte in historischen Innenstädten, Standortentscheidungen für technische Infrastrukturen oder Siedlungsentwicklungen im Außenbereich) kann das

27 27 kulturelle Erbe langfristig beeinträchtigt oder gänzlich vernichtet werden. (2) Entwicklung von Kulturgütern als Querschnittsaufgabe Strategien für die Entwicklung kulturlandschaftlicher Potenziale bedürfen politischer Entscheidungen und planerischer Instrumente in vielen Bereichen. Sensibilität für die Belange von Baukultur und Kulturlandschaft zu fördern bei Politik und Verwaltung, bei Bauherrn und Landwirten ist ein wichtiger Baustein solcher Entwicklungskonzepte. Nur bei Einbeziehung solcher regionalen Akteure können auch harte Entscheidungen z.b. zur Gewerbeflächenentwicklung oder zur Gestaltung neuer Wohngebiete in Übereinstimmung mit kulturlandschaftlichen Zielen getroffen werden. (3) Regionalität und regionale Kooperation Wie unsere sozialen Interaktionen sind auch Siedlungsweise und Wirtschaftsweise heute wo nicht global so doch längst regional. Kommunale Grenzen werden unbesehen übersprungen. Dagegen sind die Organisationsprinzipien von Politik und Verwaltung, aber auch von Kammern und Verbänden, noch immer stark kommunal begrenzt, so dass auch die Diskussion über das Baugeschehen den lokalen Kirchturm im Blickfeld hat. Diese örtliche Begrenztheit führt häufig zu Lösungen, die bei regionaler Betrachtung zwangloser mit Kultur ausgestaltet werden könnten. Bei rein lokalen Kalkülen werden Grundstücke und Standorte bebaut mit erheblichen Nachteilen, weil Alternativen in der Nachbarschaft oder in der Region ausgeschlossen werden. Nur durch Kooperation zwischen den Kommunen innerhalb einer Kulturlandschaft können zukunftsorientierte Konzepte, langfristig attraktive Angebote und Synergieefekte entstehen. Die kürzlich eröffnete Europäische Route der Backsteingotik ist ein Beispiel für die hohen kommunikativen Anforderungen an ein touristisches Angebot, mit dem über den gesamten Ostseeraum hinweg die Backsteingotik auch als Wirtschaftsfaktor erschlossen werden soll: 18 Städte und zwei Landkreise aus sieben Ländern setzen sich für den Erhalt, die Nutzung und die gemeinsame Vermarktung ihres kulturellen Erbes ein, ohne indes die Nachhaltigkeit aus dem Blick zu verlieren. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch etwas Wasser in den Wein kippen: Denn neben einer solchen Kooperation, neben einer gleichsam aktivierenden Regionalplanung muss eine wesentlich schärfer greifende Sicherungsplanung eingerichtet sein, mit der es verhindert wird, dass die Wertminderung von Landschafts- und Kulturräumen größer ist als das, was durch neue Aktivitäten hinzukommt. Ich fasse zusammen: Nicht der Muskauer Park steht hier im Fokus. Plakativ gesagt lautet die Aufgabe, aus der Zwischenstadt eine Kulturlandschaft zu machen. Zugleich sollte Baukultur in der Agrarlandschaft zu einem Kernthema werden bei der Transformation der Landbewirtschaftung unter dem Schlagwort der Agrarwende. Die damit verbundene Gestaltungsaufgabe ist in die Zukunft gerichtet und bislang ohne ästhetisches Vorbild. Denn sie ist etwas völlig anderes als der herkömmliche Landschaftsschutz, in dem Kulturlandschaftsbilder in einer längst vergangenen Epoche konserviert werden, gestützt durch Pflegebetriebe im öffentlichen Auftrag. Mit Nachdruck möchte ich abschließend darauf hinweisen, dass eine realistische Einschätzung der regionalwirtschaftlichen Entwicklung Grundlage für die Inwertsetzung ist. Denn die ständige Überschätzung des künftigen Wachstums und der daraus abgeleiteten Baubedarfe ist der schlimmste Gegner von Kulturlandschaft. Mit dem Vorschlag, Siedlung und Freiraum nicht als Gegensatz, sondern als zwei Seiten derselben Medaille zu sehen, wünsche ich dieser Konferenz, dass sie eine entwicklungsorientierte Herangehensweise an die Kulturlandschaftsgestaltung findet.

28 28 Annäherung eins: Identität und Image Kulturlandschaft im Spannungsfeld von Aneignung und Wahrnehmung 1 Prof. Dr. Dietrich Fürst (Hannover) Das Problem Kulturlandschaften sind vom Menschen gestaltete Landschaften, deren ökonomische, ökologische, ästhetische und kulturelle Leistungen und Gegebenheiten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, die eine kontinuierliche Entwicklungsdynamik gewährleisten und langfristig geeignet sind, Menschen als Heimat zu dienen. (Wöbse 1999, 269) Im Zusammenhang mit der Frage nach der Inwertsetzung von Kulturlandschaften geht es folglich um mehr als den naturschützerischen Erhaltungsgedanken: Vielmehr sind Schutz- und Entwicklungsaufgaben zusammen zu sehen. So ist letztlich auch der Auftrag von 1 Abs.2 ROG zu verstehen. 2 Die wachsende Relevanz der Kulturlandschaft verbindet sich mit veränderten Rahmenbedingungen, unter ihnen insbesondere mit dem Rückzug der Landwirtschaft, was eine Neubestimmung von Frei räumen erforderlich macht, wobei die im 18. und 19. Jahrhundert in England vorgenommene Landschaftsgestaltung der Aristokratie auf landwirtschaftlichen Flächen Vorbild sein könnte neuen Lebensstilen, welche die qualifizierten Arbeitskräfte in der Wissensgesellschaft entwickeln und die zunehmende auch eng mit Natur und Landschaft verbunden sind der hohen Bedeutung, die den weichen Standortfaktoren im Regionen-Wettbewerb zukommt der zunehmenden Verflechtung vormals getrennter gesellschaftlicher Teilsysteme, so dass heute nicht mehr Siedlungsentwicklung gegen Freiraumentwicklung steht, sondern beide verbunden betrieben werden müssen (s. Zwischenstadt bei Th. Sieverts (1997), Netzstadt bei Baccini (2003), Stadtrückbau in Leipzig u.a.). Darauf reagieren im planungswissenschaftlichen Bereich die Diskussions-Fronten, indem in den USA von new urbanism gesprochen wird, worin es primär um die Entwicklung von Raumqualitäten geht, oder indem place making ein neuer Modus symbiotischer Planung wird, um die Bewohner von Stadtteilen / Teilgebieten zur Mitwirkung an der Gestaltung ihres naturbezogenen Lebensraumes zu gewinnen (Cheng et al ; Cools et al. 2003). Bisherige Ansätze Die bisherigen Ansätze hatten die Inwertsetzung der Kulturlandschaft nur indirekt im Visier: Kulturlandschaft war Nebenprodukt des Wirtschaftens (s. Lüneburger Heide, ökologischer Landbau). Umfangreiche Inwertsetzung erfolgte praktisch nur über den Tourismus. Insbesondere waren Stadt- und Landschaftsentwicklung schwach integriert Landschaftsentwicklung wurde vielfach als Restgröße behandelt. Die neue Sicht verlangt aber, dass Landschafts- und Stadtentwicklung als gleichrangig wahrgenommen werden, notfalls sogar die Entwicklung des Raumes aus der Entwicklung der Landschaftsgestaltung zu sehen sein sollte. Zudem war der Umgang mit Kulturlandschaft sektoral ausgerichtet (Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Umweltpolitik). Und sie war auf einzelne Projekte orientiert. Was bisher fehlte, war eine systematische Integration der Kulturlandschaftsentwicklung in die Raumentwicklung, und zwar nicht nur als Katalysator (Kulturlandschaft unterstützt andere Raumentwicklungsfunktionen), sondern als Vehikel der Regionalentwicklung (Kulturlandschaft wird wesentliches Element neuer Problemlösungen in der Regionalentwicklung). Solche Katalysatorfunktionen lassen sich nachweisen etwa in der Landwirtschaft, wenn es um die sog. urbane Landwirtschaft 2010 (Beispiel: Hamburg) oder Projekte der Naturpädagogik geht im Naturschutz, wenn Kulturlandschaft genutzt wird, um dem Naturschutz eine wirksamere Verankerung im Bewusstsein der Menschen zu verschaffen (Körner et al. 2004)

29 29 zur Lebensraumverbesserung/ zum place-making (vgl. auch Buchecker et al. 2003) bei Großschutzgebieten, die als Träger nachhaltiger Regionalentwicklung fungieren in der Aufwertung von Wohn-, Arbeits- und Freizeitwerten an Beispielen wie Regionalparks (Berlin/Brandenburg, Frankfurt/ M., Saarland, Bodensee-Oberschwaben, vgl. Gailing 2003) oder Wohnparks (Berlin) oder Arbeiten im Park (IBA Emscher Park) Interessanter sind die Vehikel-Funktionen. Hier sind naturgemäß die Beispiele noch rar. Aber es gibt sie in Raumgestaltungs-Aktivitäten der IBA Emscher Park oder der IBA Fürst-Pückler-Land, um die Standortqualität des Raumes zu erhöhen und die Regionen gegenüber Kapital und qualifizierten Arbeitskräften wettbewerbsfähiger zu machen, in der Nutzung von Kulturlandschaften zur Anziehung der hightech-industry (Potsdam: Halbinsel Hermannswerder, Campus am Jungfernsee ), in der Forstwirtschaft (Energieholz: Weißeritzkreis), in der Landwirtschaft (Vermarktung regionaler Produkte, Koppelung von ökologischem Landbau mit Kulturlandschaftsentwicklung: vgl. van Elsen et al. 2004), in der Tourismusentwicklung, die ohnehin immer mehr auf Landschaftsgestaltung setzt: Gästebefragungen haben ergeben, dass nur noch 12 Prozent der Winterurlauber wegen der sportlichen Betätigung in die Berge fahren. Mehr als 50 Prozent der Gäste wollten einfach nur in der schönen Natur sein (Süddeutsche Zeitung vom ). Dabei beobachtet man, dass die Produktionswirtschaft paradigmatisch deutlich weiter entwickelt ist als die Immobilienwirtschaft. Während letztere nicht bereit ist, in die Landschaft zu investieren, obwohl damit der Immobilienwert erhöht werden kann, sind Produktionsbetriebe heute häufig gewillt, ihre Umfeldgestaltung in ihr Investitionskalkül aufzunehmen und dafür mit den Gemeinden public-private partnerships einzugehen. Handlungselemente Um Kulturlandschaft in Wert zu setzen, braucht man nicht nur neue Konzepte, sondern auch Instrumente, um die Konzepte umzusetzen. Dabei lassen sich die folgenden Handlungselemente unterscheiden, die aber miteinander zu verbinden sind: (1) neue Konzepte: Das Grundprinzip der neuen Konzepte sollte sein, Kulturlandschaft gleichwertig und gleichrangig zum Planungsobjekt zu machen wie die Siedlungsentwicklung, beides in ein umfassendes Konzept der Raumqualitäts-Gestaltung zu integrieren und Kulturlandschaft als Vehikel zu nutzen, um andere Probleme der Regionalentwicklung mit zu lösen. Inhaltlich muss die Stoßrichtung auf das Denken in StadtLandschaften gerichtet sein, wobei es darum geht, die Multifunktionalität von StadtLandschaften zu nutzen: Sie haben Wohn-, Arbeits-, Freizeitfunktionen im Kontext nachhaltiger Regionalentwicklung zu leisten. Prozessual muss die Inwertsetzung als gestalteter Prozess vernetzter Akteure gesehen werden, wobei Planung zu einem aktivierenden Koordinationsverfahren wird (Mobilisierung und Orientierung der Akteure) und viele Elemente eines Stadt- und Regionalmarketing übernimmt, allerdings auch im Sinne des Marketing nach innen, d.h. zur Gewinnung und Mobilisierung der Akteure innerhalb der Gebietskörperschaft oder Region. Insgesamt gesehen ist die prozessuale Stoßrichtung auf Organisation von regionalen Lernprozessen in Fragen der Kulturlandschaft zu konzipieren. (2) neue management-basierte Instrumente Planung ist Management von Interdependenzen. Im Falle der Kulturlandschaft heißt das Koppelung von Flächenmanagement mit Regionalmanagement. Dabei geht es vor allem um die aktive Ansprache der affektiven Komponente von Handlungen, hier um die Stärkung des Heimat- und Regionalbewusstseins. Ohne eine solche affektive Komponente sind Verhaltensmobilisierungen nicht erfolgreich genug, weil der einzelne sich nicht genügend mit dem Prozess identi-

30 30 fiziert. Das wiederum heißt: solche management-basierten Instrumente arbeiten sehr viel stärker als früher mit paradigmatischer Steuerung, d.h. gezielter Einflussnahme auf Einstellungen und Überzeugungen, um die Akteure für die Mitwirkung an der Kulturlandschaft-Gestaltung auch über das Herz und nicht nur über das Hirn zu engagieren. Dabei ist entscheidend, die sog. stake-holders zu aktivieren, also diejenigen Akteure, die ein besonderes Interesse an der Region und ihrer Entwicklung haben müssten. Verfahren dazu sind place-making, vision-building, aber auch die Nutzbarmachung von Naturbildern, die in den Köpfen der Akteure vorhanden sind. Schließlich gehört zu den Handlungselementen ein entsprechendes Finanzierungsinstrumentarium. Finanzierung der Kulturlandschaft-Entwicklung Die Finanzierung stellt erfahrungsgemäß den Schwachpunkt aller neuen Konzepte dar: Hier entfalten sich schnell Nullsummen- Spiele, weil im Ernstfall die Finanzierung nur zulasten anderer Mittelverwendungen gehen kann und sich damit Verteilungskonflikte vorprogrammieren. Bei der Finanzierung ist zwischen Investitionsaufgaben und laufenden Ausgaben zu unterscheiden. Investitionen lassen sich über Kredite vorfinanzieren, müssen aber später über Steuern oder andere laufende Einnahmen abgelöst werden. Alternativen wären Einmal-Leistungen durch Sponsoren/ Stiftungen, durch public-private-partnerships oder auch durch die Ausgleichszahlungen nach 18 BNatSchG. Für ersteres gibt es inzwischen systematische Verfahren des fund-raising, die mit professionellen Marketing-Methoden arbeiten. Zu denken ist auch an Konzepte nach Vorbild des National Trust (England) oder des Superfund (USA). Bei public-private partnerships ist inzwischen Ernüchterung eingetreten, weil die Privatwirtschaft zunehmend selektiv ist in ihrem Engagement für öffentliche Aufgaben und zudem erwartet, einen entsprechenden Einfluss auf den Gegenstand der Finanzierung haben zu können. Solche Konstrukte bieten sich in erster Linie dort an, wo regionale Arbeits- und Freizeitwerte Gegenstand sind und diese eng mit der Akquisition qualifizierter Arbeitskräfte in Verbindung gebracht werden können. Für Ausgleichsmaßnahmen nach 18 BNatSchG bietet sich das Beispiel der Flughafengesellschaft Fraport AG (Frankfurt) an, die ihre Ausgleichsverpflichtungen in einen Ökofonds für landschaftsgestalterische Maßnahmen einzahlte. Teilweise lassen sich Investitionsmaßnahmen auch über ehrenamtliche Tätigkeiten abdecken. Einige Gemeinden aktivieren die Ehrenamtlichkeit über sog. Freiwilligen- Agenturen (Stadt Osnabrück). Allerdings ist hier zu bedenken, dass sich in unserer pluralistischen Gesellschaft das Gemeinwohldenken zunehmend verflüchtigt (Putnam 1995) und dass Ehrenamtliche sich nicht langfristig binden wollen, sondern am schnellen Erfolg interessiert sind. Problematischer sind die laufenden Ausgaben, weil sie die Haushalte der Gebietskörperschaften empfindlich belasten. Zweckgebundene Steuererhöhungen sind zwar denkbar, z. B. als Solidaritätsabgabe Landschaft beim Kauf von agrarischen Produkten. Aber die Bereitschaft, diese Zusatzbelastung hinzunehmen, muss mühsam erkämpft werden. Alternativ sind Beiträge oder Umlagen denkbar, etwa eine Kulturlandschafts- Taxe, vor allem dann, wenn die Aufwertung der Landschaft gleichzeitig Immobilien im Wert erhöht. Denn immerhin zeigen Untersuchungen zur Zahlungsbereitschaft für die Verschönerung von Landschaftsteilen, dass die Bevölkerung bereit ist, solche Leistungen finanziell zu honorieren (Job 2004: Verbesserung der Kulturlandschaft Unteres Moseltal ; Klaphake/Meyerhoff (2001): Verbesserung des Volksparks Hasenheide in Berlin). Auch Landschafts-Patenschaften sind überlegenswert, die dann stärker auf ehrenamtliche Tätigkeit rekurrieren, analog zu solchen Patenschaften für Bäume oder Parkteile. Und schließlich ist auch das National Trust-Modell wieder zu erwähnen: In England hat der National Trust in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung erfahren, und zwar sowohl bezogen auf Mitglieder wie auch bezogen auf die Umsätze für Eintrittsgelder (Economist, ).

31 31 Einige offene Fragen Das Thema Inwertsetzung von Kulturlandschaften ist noch keineswegs ausgereizt. Es bietet beträchtliche Potenziale, weil Kulturlandschaften Akteure für die Raumentwicklung gewinnen lassen können: Über Kulturlandschaft formiert sich eine Art Raumidentität, die wiederum für Entwicklungsprozesse genutzt werden kann; viele wirtschaftliche Entwicklungsprozesse heute eng mit Standortqualitäten verbinden. Kulturlandschaften können die Standortqualität verbessern helfen, schließlich auch dazu beitragen können, dass sich ein Wandel im gesellschaftlichen Wertesystem vollzieht: dass immateriellen Werten wieder größeres Gewicht gegeben wird, dass Flucht aus niedergehenden Räumen nicht mehr die einzige Alternative ist, sondern dass Standhalten und für den Raum kämpfen eine neue Wert- Qualität erfährt. Allerdings basieren solche Aussagen noch auf ungesicherten Prämissen. So ist bei wachsender Bedeutung des flexiblen Menschen in unserem Wirtschaftsystem (Sennett 2001) offen, ob eine Raumbindung heute noch Zukunft hat und wenn ja, bei welchen Bevölkerungsgruppen (nur bei denen, die aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind?). Die hohe Relevanz des Sozialkapitals für moderne Gesellschaften, die immer mehr auf gesellschaftliche Selbsthilfe-Kräfte setzen ( aktivierender Staat ) 3, ist unbestritten. Es spricht auch viel dafür, dass Sozialkapital durch räumliche Nähe gewonnen wird (regionale Tradition, Kultur, soziale Bindungen, Kommunikationsdichte u. ä.). Andererseits aber ist unklar, ob sich nicht doch funktionale Netzwerke stärker herausbilden als territorial gebundene Netzwerke und dass der Raumbezug infolgedessen weiter abnimmt. Offen ist auch, für wen Kulturlandschaft einen so hohen Wert darstellt, dass er sein Raumverhalten (Standortsuche, aktionsräumliche Ausrichtung) daran orientiert. Welche Gruppen werden davon angesprochen? Wie relevant sind sie für Prozesse der Regionalentwicklung? Des Weiteren ist auch offen, welchen Beitrag die Kulturlandschafts-Gestaltung für ländliche Räume mit sinkender Wirtschaftskraft leisten kann: Wie weit kompensiert die Kulturlandschaft Nachteile bei anderen Standortfaktoren und wenn ja, bei welchen? Schließlich sind die Finanzierungsfragen noch ungeklärt. Muss möglicherweise die Steuerpolitik angepasst werden, um den Investitionen in Freiräume, um altruistischen Investitionen mehr Gewicht zu verschaffen? Sollte nicht wie in Rheinland-Pfalz aktuell diskutiert der kommunale Finanzausgleich Ansätze enthalten, welche es den Kommunen erleichtern, gemeinwohlorientierte Flächensicherung zu betreiben und in die Gestaltung der Landschaft zu investieren? (Weick 2004, 330) Literatur Baccini, P. Oswald, F., Hg. (1999): Netzstadt, Zürich (2. Auflage) Buchecker/Hunzicker/Kienast (2003): Participatory landscape development: overcoming social barriers to public involvement, in: Landscape and Urban Planning 64, Cheng, A.S. u.a. (2003): Place as an integrating concept in natural resource politics, in: Society and Natural Resources 16, Cools, M., Fürst, D., Zimmermann, K.: Sind Prozesse der gemeinsamen Raum- und Umfeldgestaltung geeignet, Gemeinsinn und neue Formen der Selbststeuerung zu entwickeln? in: Neues Archiv für Niedersachsen 1/2003, Gailing, L (2003): Regionalparks als freiraumpolitische Innovation, in: RaumPlanung 107, 67-72

32 32 Klaphake, A., Meyerhoff, J. (2003): Der ökonomische Wert städtischer Freiräume. Eine Anwendung der kontingenten Bewertung auf eine städtische Parkanlage in Berlin, in: Raumforschung u. Raumordnung 61, Wöbse, H.H. (1999): Kulturlandschaft und historische Kulturlandschaft, in: Informationen zur Raumentwicklung 5./6., Körner, St./ Nagel, A./ Eisel, U. (2004) Naturschutzbegründungen, Münster-Hiltrup Job, H. (2004): Der ökonomische Wert der Kulturlandschaft. Die Anwendung der Zahlungsbereitschaftsanalyse auf szenariohafte Landschaftsbild-Simulation, in: Informationen zur Raumentwicklung Putnam, R., Hg. (2001). Gesellschaft und Gemeinsinn. Sozialkapital im internationalen Vergleich, Gütersloh Sennett, R. (2001): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus, Berlin u. München Sieverts, Th. (1997): Zwischenstadt zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Braunschweig u. Wiesbaden Van Elsen, Th et al. (2004): Naturschutz und Landwirtschaft: Praxisansätze und Potenziale des Ökologischen Landbaus zur Entwicklung von Kulturlandschaft, BfN-Reihe Angewandte Landschaftsökologie H.60) Weick, Th. (2004): Neue Steuerungsansätze in Programme und Plänen der Raumordnung im Kontext aktueller Entwicklungen am Beispiel der Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) Rheinland- Pfalz, in: Raumforschung u. Raumordnung 62, Fußnoten 1 Das Folgende basiert auf einer Studie, die im Auftrag des BBR/ BMVBW im April 2004 fertig gestellt wurde: D. Fürst, St. Löb, Th. Horlitz: Inwertsetzung von Kulturlandschaft Aktivierung der Entwicklungspotenziale von Kulturlandschaft im Umfeld ostdeutscher Städte, Hannover Leitvorstellung bei der Erfüllung der Aufgabe nach Absatz 1 ist eine nachhaltige Raumentwicklung, die die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften, großräumig ausgewogenen Ordnung führt 3 Das ist das Staatsverständnis der gegenwärtigen Regierung, vgl. Koalitionsvereinbarung vom 20. Oktober 1998, Kap. IX, Nr. 11, Abs.2; ferner: Bundesregierung: Moderner Staat Moderne Verwaltung, Kabinettsbeschluss vom 1.Dezember 1999

33 33 Die Hybridlandschaft - Zur Entstehung des rurbanen Raumes 1 Kai Vöckler (Berlin) Was ist eigentlich heute noch Landschaft? Lässt sich dieser Begriff überhaupt von dem der Stadt abgrenzen? Es entsteht zurzeit in Kerneuropa ein Raumtypus, der auf neuartige Weise urbane und rurale Strukturen verbindet, und der wiederum in starkem Widerspruch zu dem romantisch-verklärten Bild einer Kulturlandschaft steht, wiewohl er deren Inszenierung mitgestaltet. Dies belegt eine Auswahl der Bilder, die ihnen die Bildsuchmaschine Google zum Begriff Kulturlandschaft zur Verfügung stellt. Das Land als das Andere der Stadt steht seit der Entdeckung der Heimat im ausgehenden 19. Jahrhundert für eine ursprüngliche, traditionelle Lebensweise, die im Einklang mit der Natur steht. Die gesellschaftliche Bezugnahme auf das Ländliche im Entwurf eines idealisierten Landlebens, in dem klischierte Bilder einer idyllischen, heimatverbundenen und bodenständigen Lebensweise maßgeblich sind, verstellt dabei den Blick auf die Realität. Der ländliche Raum hat wesentliche Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem städtischen Raum eingebüßt, er ist im Kernraum Europas dicht besiedelt und gut erreichbar, er hat den gleichen Zugang zu globalen Kommunikationsmöglichkeiten, und die Landwirtschaft als strukturierende Wirtschaftstätigkeit verliert zusehends an Bedeutung. Das Land ist durch eine hoch technologisierte (und umstrittene) Agrarwirtschaft und durch zunehmende Dienstleistungen geprägt, an erster Stelle steht hier der Fremdenverkehr. Der Mythos des Ländlichen ist eine städtische Perspektive, umso mehr erscheint es notwendig, aus der Sicht des Landes auf die Entwicklung der Lebensräume im 21. Jahrhundert zu schauen. Denn die ländlichen Räume haben in den vergangenen 20 Jahren nicht nur einen strukturellen Wandel erfolgreich abgeschlossen, sondern auch eine eigenständige Entwicklung vollziehen können, die sich auf besondere Weise mit dem Städtischen verknüpft und Merkmale einer zukünftigen Siedlungsweise in Europa beinhaltet. Die Wahrnehmung des ländlichen Raums und die Kommunikation über das Land findet innerhalb eines Rahmens statt, der seine historischen Voraussetzungen hat. Vereinfacht gesagt wurde das Land in dem Moment Gegenstand der (städtischen) Diskussion, als es im Begriff war in immer stärkerem Maße von städtischen Merkmalen überformt zu werden. Das Interesse am Ländlichen (als der Heimat, als einer heilen Welt ) entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert, aus dem Bewusstsein eines Verlusts, wie Friedrich Achleitner gezeigt hat. Erst als die industrielle Revolution nicht nur ein explosionsartiges Anwachsen der Städte (und damit einhergehend eine Landflucht), sondern auch eine Besetzung des Landes durch städtische Produktions- und Lebensformen bewirkte, entwickelte sich ein spezifisches kulturelles Verständnis des Ländlichen, welches fortan höchst ideologisch besetzt war von der Heimatschutzbewegung über die Blut und Boden-Ideologie des Nationalsozialismus bis hin zur Landkommunenbewegung der 1960er und -70er Jahre. Kurz gesagt, hier lag das Heil im Kleinen, in der Fiktion einer Idylle, einer überschaubaren, traditionsverhafteten und bodenständigen Welt. Unausgesprochen lag ihr die Vorstellung einer Ursprünglichkeit, die Idee einer Überlegenheit und größeren Originalität der Volkskultur gegenüber der Hochkultur zugrunde. Allerdings dürfte es erst dem massiven Einsatz der Heimatfilme der 1950er Jahre zu verdanken sein, dass dem Bauern die Schönheit und Besonderheit seiner Alltags- und Produktionswelt bewusst wurde. Mit dem Aufkommen des Tourismus des nicht nur weltweit, sondern auch für unser Beispiel Österreich immer noch bedeutendsten Wirtschaftzweiges galt es nun diesem Bild zu entsprechen, wurde Ortsbildschutz mit Heimatstil verknüpft. Verdeckt wurde von diesem Idealbild ländlichen Lebens die dahinter liegenden ökonomischen Zwecke einer hoch industrialisierten Agrarwirtschaft, die allenfalls in der ökologischen Debatte kurz aufschienen und ansonsten nur bei Skandalen wie der BSE-Seuche in Deutschland Gegenstand des Nachdenkens sind. Wichtig ist auch die Veränderung der Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion, die nicht nur stark rückläufig und für den ländlichen Raum nur noch bedingt strukturprägend ist, sondern die selbst von der Europäischen Union weniger als notwendiger Wirtschaftszweig denn als spezifisch europäische Form des Kulturlebens eingestuft wird (und entsprechend gegenüber außereuropäischen Konkurrenten geschützt wird). Daraus ergeben sich eine Reihe Fragen:

34 34 Was ist das Land? Das Land hat und hatte, wie skizziert wurde, eine spezifische kulturelle Funktion als Gegenüber, als das Andere der Stadt. Es hat zwei Gesichter: einerseits ist es Ort städtischer Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, Natürlichen und Dauerhaften, andererseits sind die Strukturen, die diesem Bild entsprechen, bereits verschwunden oder befinden sich in Auflösung, bzw. müssen mit hohem Aufwand aufrechterhalten werden. Das Verschwinden der alten Strukturen und ihr moderner, hochtechnologischer Ersatz muss nicht nur als Verlust begriffen werden, sondern ist vielmehr eine Möglichkeit, den Prozess der anhaltenden Modernisierung des ländlichen Raums zu beeinflussen und mitzugestalten. Durch die rasante Fortentwicklung der Transport- und Kommunikationstechnologie ist der ländliche Raum auf eine bisher unbekannte Weise bis in den globalen Maßstab hinein mit dem Städtischen verknüpft. Wesentlich bei der Betrachtung dieses Phänomens ist, den ländlichen Raum nicht mehr in Abhängigkeit von den städtischen Räumen (also ihrer zentralörtlichen Funktion) zu begreifen, sondern die Perspektive umzukehren. Das Land ist nicht bedroht von städtischer Überformung, sondern hat mittlerweile eine bisher unbekannte Struktur in der Verbindung mit dem Städtischen hervorgebracht, die eine neuartige Sichtweise auf Urbanisierungsprozesse erlaubt und den wir als Rurbanismus bezeichnen. Der Rurbanismus ist eine Form der Besiedlung, die sich für den Kernraum Europas mit seiner spezifischen Entwicklungsdynamik verallgemeinern lässt und Hinweise auf künftige Lebensformen jenseits tradierter Vorstellungen von Urbanität oder von Bodenständigkeit liefert. Kurz ein Beispiel, das die Widersprüchlichkeit des Kulturlandschaftsbegriffs aufzeigt. Begreift man Kulturlandschaft als das Produkt der Interaktion von menschlicher Zivilisation und Natur, die im Landbau gründet, stellt sich die Frage, welcher Zustand dieses fortschreitenden Prozesses denn nun zu bewahren ist? Nehmen wir die Kulturlandschaft in Niederösterreich, die wesentlich durch Getreide- und Zuckerrübenanbau geprägt ist. Charakteristisch für das Landschaftsbild sind die weit über 100 zwischen Meter hohen Getreidelagerhäuser, die die bauliche Manifestation der Industrialisierung der österreichischen Landwirtschaft in der Nachkriegszeit sind. Neben den Strommasten und den jetzt vermehrt errichteten Windrädern prägen sie das Landschaftsbild gehören sie also zur Kulturlandschaft? Wegzudenken sind sie nicht, da die in Mähdreschermengen anfallenden Getreidemengen entsprechende Lagerkapazitäten benötigen. Aber die Silos sind auch in einem anderen Zusammenhang bemerkenswert denn die Lagerhaus-Genossenschaft erwirtschaftet mittlerweile erhebliche Gewinne, in dem sie die Silotürme als Sendemasten vermietet. Das wiederum hat zur Folge, dass die in den umliegenden Dörfern lebenden Bewohner bestens kommunikationstechnologisch ausgerüstet sind wie beispielsweise mit W-Lan. Man kann sogar die Schlussfolgerung wagen, dass sie den etwa eine Autostunde entfernt lebenden Wienern deutlich voraus sind. Die Silos werden auf diese Weise zu Generatoren eines rurbanen Raums, der kaum etwas mit dem Klischee des Landlebens zu tun hat, wiewohl er immer noch naturnäher ist als der städtische Raum. Das wiederum wirft die Frage auf: Wo ist das Land? Transformiert sich das produzierende Agrarland zur großen Erholungs- und Freizeitlandschaft, und wie bleibt es weiterhin idyllische Kulisse für den eigenheimen Traum von über 80 % der Europäer? Wo werden die oberösterreichischen und steirischen Schweine versteckt und verwertet, ohne dass man wirklich auf die Produktions-

35 35 bedingungen einer Alpensaga zurückgreifen kann? Das Land ruht nicht in sich selbst, ist kein auf dauerhaftes Bewahren fixierter Raum, sondern offen und dynamisch. Ein gutes Beispiel dafür sind die Alpen. Kaum ein anderer Ort steht im Kollektiv-Imaginären so für das Natürliche, Ländliche und Dauerhafte wie dieser. Und wirft man den Begriff Alpen in die Bildsuchmaschine von Google, erhält man die Bestätigung dieser Zuschreibung. Diese Alpenbilder sind eher eine Fiktion, wie eine realitätsnahe Analyse zeigt. Der Schweizer Geograph Manfred Perlik hat in seiner Untersuchung der Urbanisierung der Alpen aufgezeigt, dass dieser Raum als in vielfacher Hinsicht mit den Städten und Metropolregionen verknüpft und auch nicht mehr unabhängig von globalen Prozessen begriffen werden kann. In den Talregionen hat ein Prozess intensiver Verstädterung in den vergangenen 15 Jahren stattgefunden. Der Alpenforscher Werner Bätzing führt sogar pointiert aus, dass die Alpen verschwinden werden, denn der Alpenraum löst sich auf in die Einzugsbereiche europäischer Großstädte, wobei die einzelnen alpinen Teilräume größere Beziehungen zu ihrem Zentrum entwickeln als zu den benachbarten Alpengebieten. Und das, was zwischen diesen Einzugsbereichen liegt, verkauft eine Scheinidentität als Heidiland. Und diese Identität ist problemlos zu konstruieren. Denn Landschaft wird bekanntlich nicht vorgefunden, sondern ist das Produkt einer Betrachterleistung. Es war in den vergangenen Jahrhunderten Aufgabe der Künste, die Wahrnehmung von Landschaften zu trainieren auch dieser Blick wollte gelernt sein. Heute sind es die massenmedial und werbestrategisch inszenierten Landschaftsbilder, die als Wahrnehmungsreize den Alltag bestimmen und die als verinnerlichte Vorstellungsbilder wiederum die Landschaftserfahrung bestimmen. Diesen medial vorgeprägten Blickweisen hat sich die Realität zu beugen, das subjektive Erleben von Landschaft vor Ort findet innerhalb vorgefertigter Erwartungsmuster statt. Denn Natur ist nur noch, was so aussieht, wie Natur gefilmt oder fotografiert wird. Reiseprospekte formen diesen Blick mit, nehmen Bilder vorweg, denen sich die touristischen Orte gestalterisch anzupassen haben. Und was nicht ins Bild passt, wird am Urlaubsziel durch den richtigen fotografischen Ausschnitt visuell beseitigt. Diese Inszenierung von Landschaft hat zumeist nicht reale Orte zum Vorbild, sondern bezieht sich auf synthetische, aus der Bilderwelt der Werbung oder des Kinofilms bekannte Landschaften. Ein gutes Beispiel dafür bietet die vermutlich erfolgreichste Werbekampagne der letzten Zeit: Marlboro Country. Marlboro Country ist eine fiktive Landschaft, synthetisiert aus der nordamerikanischen Seen- oder Prairielandschaft und einer Wüstenlandschaft, Monument Valley. Letztere ist durch die mediale Vermittlung ebenfalls wohlbekannt: es war der Filmregisseur John Ford, der dieses Stück trostloser Wüstenlandschaft in seinen Spielfilmen zum Ursprungsort des amerikanischen Cowboy-Mythos werden ließ. Die Werbekampagne profitiert davon, dass sie an diese Bildtradition anknüpfen kann. Marlboro Country stellt die Kopie einer symbolischen Landschaft dar, der das Original abhanden gekommen ist. Die räumliche Identität wird heutzutage durch Fernsehserien und Werbekampagnen vermittelt, die Lebensstile und die mit ihnen verbundene Raumorganisation darstellen, die wiederum als Gestaltungsmuster der materiellen Umwelt dienen. Die existentielle Erfahrung alltäglicher Räume ist heute allerdings gespalten vom symbolischen Raum, in denen sich das gesellschaftliche Leben repräsentiert. Man braucht sich nur die Vorstellungen von Zusammenleben und Raum, wie sie in der Werbung zum Ausdruck kommen, anschauen. Alles ist von Landschaften umhüllt, die Produkte ebenso wie ihre Konsumenten. Der urbanisierte Raum taucht nur selten auf, und wenn, dann als Stereotyp á la Manhattan oder als italienisches Renaissancestädtchen, das agrarische Land selbstverständlich auch nicht; nur gut

36 36 gekleidete Stadtkörper wohnen im Grünen und vergnügen sich dort. Ansonsten findet alles in der Wohnstube oder im Büro statt. Von schweißtreibender Arbeit keine Spur zu finden, allenfalls wird mal geputzt. Dieses modernisierte Arkadien lässt die Alltagswirklichkeit hinter sich, repräsentiert die Wunschverhältnisse zu den eigenen Lebensbedingungen. Wer lebt am Land? Die meisten Leute vom Land kommen aus der Stadt. Sie sind sehr unterschiedlich spezialisiert, das Spektrum reicht vom Nebenerwerbsbiobergbauern über den Häuslebauer bis zum Agritainer, der das Maisfeld zum großen Gastgarten umprogrammiert. Aber von einer Rückkehr aufs Land, also zu einer sich an landwirtschaftlicher Produktion orientierenden Lebensweise kann keine Rede sein. Nicht nur hat die städtische Lebensweise in Europa konstant zugenommen, auch die Ausdehnung der Siedlungsfläche in die ländlichen Räume nimmt zu. Dieses noch sehr junge Phänomen wird als Peri- Urbanisierung bezeichnet und steht für die flächenextensive Ausdehnung städtischer Funktionen auf das Umland, ohne das sich noch ein zusammenhängendes Kontinuum Teil seiner Schreibarbeit auf dem Bauernhof verrichtet wer gehört zum Land, wer nicht? Das Urbane ist eine hybride Synthese mit dem Ländlichen eingegangen, es ist eine technogen geprägte Kulturlandschaft entstanden, die durch eine Neunutzung und Neustrukturierung des Landes gekennzeichnet ist. Im Französischen wurde dafür der Begriff der Rurbanisation gefunden. Rurbanisation, wie wir sie verstehen, bezeichnet eine räumliche Qualität, die sich den gewohnten städtischen Deutungsmustern entzieht. Denn es handelt sich um einen Raum, auf den in vieler Hinsicht traditionelle Merkmale und Definitionen von Stadt nicht zutreffen (wie beispielsweise die Einwohnerzahl pro Gemeinde, Bebauungsdichte etc.), der aber auch bei genauer Betrachtung nur augenscheinlich traditionelle Elemente des Landes beibehält: Lederhose und Laptop ist hier das treffende Bild. Die Inszenierung des Ländlichen ist zumeist Sache der Städter, die veraltete Bewirtschaftungsmethoden wiederbeleben, umso dem authentischen Landleben nahe zu kommen, während der Bauer mit GPS-gesteuertem Traktor seine Furchen zieht. Eingedenk der Tatsache, dass der weitaus größte Teil der ländlichen Bevölkerung im produzierendem Gewerbe oder im Dienstleistungssektor arbeitet. Was leistet das Land? Das Land hat nahezu alles, was die Stadt auch hat oder kann das, was die Stadt an besonderem zu bieten hat, problemlos nach einer kurzen Autofahrt konsumieren. Ein Hinweis darauf ist die hohe Mobilität der Bewohner ländlicher Räume. Es bestehen kaum noch Unterschiede in den Konsum- und Lebensverhältnissen zwischen Stadt und Land, aber das Land kann einen unschlagbaren Surplus bieten: Natur und Tradition auch wenn diese mit hohem Aufwand bewahrt werden. Erstmalig in der Geschichte verspricht das Land mehr als die Stadt. Bedenkt man, dass der Freizeitverkehr (die Fahrt ins Grüne, in Wochenend-, Urlaubs- und autoorientierte Naherholungsgebiete) bereits über 50% der Gesamtfahrleistung im Personenverkehr ausmacht, wird die Funktion des Landes als Erholungsraum deutlich. Das Land hat einen Funktionswandel durchlaufen, seine Versorgungsfunktion ist in Europa kaum noch relevant. Nach Schätzungen der EU könnten zwischen 30 80% der Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen werden. In den ländlichen Räubildet. Bemerkenswert ist, das jetzt mit der zunehmenden Einbeziehung des ländlichen Raums in die sich immer weiter ausdehnenden Pendlerströme eine Unterscheidung zwischen Stadt und Land immer schwieriger wird, eine eindeutige territoriale Bestimmung unmöglich ist. Und damit lässt sich auch nicht mehr bestimmen, wer eigentlich auf dem Land lebt: der ehemalige Bauer, der vom Erbhof aus zum Arbeiten in die Stadt fährt, der Journalist, der einen großen

37 37 men vollzieht sich mittlerweile ein bemerkenswerter Rückzug der Landwirtschaft in Deutschland wird laut Voraussagen des BBR die künftige landwirtschaftliche Produktion nur noch auf acht Agrarinseln stattfinden. Zugleich wird mit den brachfallenden Agrarflächen die Forstwirtschaft immer bedeutender nicht nur die Siedlungsfläche wächst konstant, auch der Wald wächst an. Es entsteht eine Verschlingung von Bebautem und Grün, welches den Funktionswandel des Ländlichen deutlich macht ohne dass damit auch ein Bedeutungswandel einhergeht. Das Land ersetzt die Stadt ein Hinweis darauf ist, dass die funktionale Begründung eines kleinteiligen Städtesystems in Europa, die Notwendigkeit der Güterversorgung über kurze Distanzen, keine Bedeutung mehr hat. Zukünftig werden weniger Städte gebraucht. Die Stadt, wie wir sie kennen, ist ein temporäres Siedlungsprinzip, das mit den Veränderungen der technischen Raumerschließung seine Bedeutung verliert (wie bereits der österreichische Geograph Hans Bobek 1927 prognostizierte). Es gilt also vom Land zu lernen. Zusammenfassung: Das Ländliche ist ein städtischer Mythos, ein spezifisch kulturelles Verständnis des ländlichen Raums, der im ausgehenden 19. Jahrhundert entstand, zu einem Zeitpunkt, als der ländliche Raum durch städtische Produktions- und Lebensweisen überformt wurde. Diese Konstruktion des Ländlichen ist höchst ideologisch besetzt, sie ist nach wie vor prägend im kollektiv Imaginären und Fixpunkt gesellschaftlichen Handelns mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Raumnutzung. Der ländliche Raum hat in den letzten Jahrzehnten eine eigenständige Entwicklung vollziehen können, die sich auf eine neuartige Weise mit dem Städtischen verknüpft und Merkmale einer zukünftigen Siedlungsweise in Europa aufweist. Wesentliche Innovationen werden heute auf dem Land entwickelt. Ausgehend von der These, dass Modernität heute am Land entsteht, soll die Theorie der Siedlung nicht vom Urbanismus, sondern vom Rurbanismus her gedacht werden. Durch die rasante Fortentwicklung der Transport- und Kommunikationstechnologie ist der ländliche Raum bis in den globalen Maßstab hinein mit dem Städtischen verknüpft. Zugleich haben sich die Pendlerströme zwischen Stadt und Land in beide Richtungen in einem Maße ausgeweitet und intensiviert, dass eine Unterscheidung von Stadt und Land kaum noch möglich ist. Dagegen hat der städtische Raum an Bedeutung verloren zukünftig werden weniger Städte gebraucht. Erstmalig weiß das Land mehr zu bieten als die Stadt. Fußnoten 1 Dieser Vortrag basiert auf einer noch nicht abgeschlossenen Forschung, die Kai Vöckler zusammen mit Heidi Pretterhofer und Dieter Spath von der Akademie der Bildenden Künste Wien betreibt und die sich mit den Veränderungen des ländlichen Raums in Österreich beschäftigt.

38 38 Annäherung zwei: Wandel und Entwicklung Inwertsetzung von Kulturlandschaften eine regionalplanerische Aufgabe? Dr. Manfred Kühn, IRS Kulturlandschaften sind dynamisch Kulturlandschaften sind dynamisch, da sie sich durch menschliche Nutzungen konstituieren und die sozioökonomischen und technischen Bedingungen dieser Nutzungen einem permanenten Wandel unterworfen sind. Die Ressorts Natur- und Denkmalschutz vertreten ein statisches Bild der Kulturlandschaft und arbeitet gegen diese Dynamik. Eine Konservierung von Kulturlandschaften ist nur mit erheblichem Kosten- und Pflegeaufwand und innerhalb Der Strukturwandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft verändert die Anforderungen im Standortwettbewerb von Städten und Regionen. Als Wachstumskerne werden heute nicht mehr Stahlschmieden und Industriefabriken, sondern Innovationsbegrenzter Schutzgebiete möglich. In Ostdeutschland bestehen derzeit zwei gegenläufige Entwicklungsdynamiken in den Kulturlandschaften: in suburbanen Räumen verändern sich die Kulturlandschaften durch die Wachstumsdynamik der Siedlungsansprüche von Wohnen, Wirtschaft und Verkehr. Trotz des aktuellen Abklingens der Suburbanisierungswelle der 1990er Jahre schreitet die Inanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke voran. Stadtnahe Kulturlandschaften werden zersiedelt ; in peripheren ländlichen Räumen werden Kulturlandschaften durch die Schrumpfungsdynamik außer Wert gesetzt: Bevölkerungsrückgänge, anhaltende Abwanderungen, Entleerungen in den strukturschwachen ländlichen Räumen führen zum Brachfallen von Nutzflächen und Siedlungen. Periphere Kulturlandschaften fallen der natürlichen Sukzession anheim und verwildern. Angesichts dieser wachsenden Disparitäten im Raum stellt sich die Frage, ob die Raumordnung überhaupt geeignete Möglichkeiten und Instrumente hat, in die Dynamiken der Kulturlandschaften steuernd einzugreifen. In den letzten Jahren werden besonders an die Regionalplanung Ansprüche herangetragen, die Dynamik von Kulturlandschaften zu gestalten bzw. zu steuern: das 1998 novellierte Bundesraumordnungsgesetz definiert den neuen Grundsatz: Die gewachse nen Kulturlandschaften sind in ih ren prägenden Merkmalen sowie mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern zu erhalten. (ROG 2, Abs. 2 (13); das 1999 verabschiedete Europäische Raumentwicklungs konzept (EUREK) fordert im Kapitel Kreativer Umgang mit Kultur landschaften u. a. die Inwertsetzung von Kulturlandschaften im Rahmen integrierter Raumentwicklungsstrategien (EU 1999); die im Jahr 2000 von 18 Staaten (allerdings nicht von Deutschland) unterzeichnete und vom Europarat verabschiedete Europäische Landschaftskonvention formuliert u. a. das Ziel, die Landschaft in ihre Regional- und Städteplanungspolitik und in ihre Kultur-, Umwelt-, Agrar-, Sozial- und Wirt schaftspolitik (...) aufzunehmen (Europarat 2003). Während das ROG stärker auf den Schutz der Kulturlandschaft abzielt, betont das EUREK eher die kreative Weiterentwicklung von Kulturlandschaften durch ihre Inwertsetzung. Offen bleibt jedoch die Frage, durch welche neuen Nutzungen diese Inwertsetzung erfolgen soll und was integrierte Raumentwicklungsstrategien sind? Im Folgenden wird der These nachgegangen, dass in der postindustriellen Wissensgesellschaft schöne Kulturlandschaften als weicher Standortfaktor neu in Wert gesetzt werden. 1 Potsdamer Kulturlandschaft Inwertsetzung durch kreative Milieus

39 39 schmieden und Denkfabriken betrachtet. Auf der Landkarte schrumpfender Städte und Regionen Ostdeutschlands heben sich einige wissensbasierte Städte mit Wachstumsperspektiven heraus, die nicht durch alte Industrien belastet, sondern in attraktive Kulturlandschaften eingebettet sind: die früheren Residenzstädte Dresden und Potsdam, die Kulturstadt Weimar oder die Universitätsstadt Jena. Nach dem amerikanischen Regionalforscher Richard Florida gewinnen für die kreative Klasse der Forscher innovativer Ideen, Produkte und Technologien die Faktoren Lebensqualität, Freizeit- und Kulturangebote eine zunehmende Bedeutung (Florida 2003). Wird die Einbettung in eine schöne Kulturlandschaft damit zu einem weichen Standortfaktor für die Wissensökonomie? Am Beispiel von Potsdam soll im Folgenden die Inwertsetzung von Kulturlandschaft in einer Wissenschaftsstadt skizziert werden. Die Potsdamer Kulturlandschaft umfasst in ihrem Kern die seit 1990 als UNESCO- Weltkulturerbe ausgewiesenen preußischen Schlösser und Parks: Sanssouci, Neuer Garten, Babelsberg, Glienicke, Sacrow, Pfaueninsel, Nikolskoe. Ausgehend von der Vision des preußischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ( ), die Landschaft um Potsdam als großen Frucht- und Ziergarten zu entwickeln, hat die preußische Landesverschönerung im 19. Jahrhundert die gesamte Region über die Grenzen der Stadt hinaus einschließlich der umliegenden Dörfer, Feldfluren und Jagdwälder als arkadisches Gartenreich gestaltet. Als naturräumlich verbindendes Element der Region Potsdam betrachteten Landschaftsgestalter wie Peter Joseph Lenné und Fürst Hermann von Pückler-Muskau die Havelseen. Viele Schlösser und Bauwerke wurden in enger landschaftlichen Beziehung zum Wasser oder Aussichtspunkten auf die Stadt durch Architekten wie Karl Friedrich Schinkel oder Ludwig Persius errichtet. Die Potsdamer Kulturlandschaft gilt durch das enge Zusammenspiel von Gartenbaukunst, Landschaft und Architektur heute als Gesamtkunstwerk. Die Seen, Parks, Gärten, Schlösser, Villen und Güter bilden als Gesamtensemble eine historische Kulturlandschaft mit internationaler Bedeutung für die Denkmalpflege und den Tourismus. Die Stadt Potsdam weist als Sitz der Universität, der Fachhochschule, der Hochschule für Film und Fernsehen sowie 14 außeruniversitären Instituten eine der höchsten FuE- Dichten in Deutschland auf. An den drei Hochschulen studieren derzeit ca junge Menschen. In den universitären und außeruniversitären Denkfabriken sind ca hoch qualifizierte Beschäftigte tätig. Seit einigen Jahren versucht sich die Stadt öffentlich stärker als Wissenschaftsstadt zu profilieren. Für das Jahr 2006 nimmt die Stadt Potsdam am bundesweiten Wettbewerb Stadt der Wissenschaft teil. Durch ihren Park- und Wassercharakter weist die Potsdamer Kulturlandschaft ein Kreativität förderndes Ambiente für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf. Dies war die tragende These einer regionalen Entwicklungsstrategie (Gemeindeforum Havelseen 1998). Die Prospekte der lokalen Wirtschaftsförderung werben heute mit dem Slogan Die schönsten Standorte für kluge Köpfe (Stadt Potsdam 2003). Lebensqualität, Freizeit und Wassersport sowie die Schönheit der Kulturlandschaft werden darin betont. Die Potsdamer Kulturlandschaft der Schlösser, Parks und Seen zieht mittlerweile nicht nur Millionen von Touristen an, sondern zunehmend auch Unternehmen aus innovativen Branchen. In den letzten Jahren haben sich u. a. die Unternehmen SAP, Oracle, Toll Collect, Deutsche Telekom und E-Plus angesiedelt. An Wasserlagen und Parks siedeln sich gerade ein VW-Designzentrum sowie die Deutsche Bahn Führungsakademie an. Die Halbinsel Hermannswerder ist der campusartige Sitz einiger Firmen der Biotechnologie. Planungsansätze auf regionaler Ebene Aufgrund der regionalen Dimension der Potsdamer Kulturlandschaft und dem erhöhten Bedarf der Abstimmung verschiedener Ressorts wird die Regionalplanung immer wieder als geeigneter Planungsträger angesehen (z. B. Karg 1997: 36). Die formellen Planwerke der Landes- und Regionalplanung formulieren jedoch lediglich allgemeine Ziele und Grundsätze und zeigen keine konkreten Wege zur Umsetzung dieser Ziele auf. Der Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum etwa formuliert: Das UNESCO-Weltkulturerbe Potsdamer Kulturlandschaft ist zu erhalten und zu pflegen. (GL 1998: 87). Im Regionalplan Havelland-Fläming von 1998 heißt es ebenfalls allgemein: Die regionalen Kulturlandschaften mit ihren typischen Landschafts- und Ortsbildern sind in ihrer Eigenart, Vielfalt und Schönheit als Lebens- und Wirtschafts-

40 40 raum der Bewohner der Region zu sichern und zu entwickeln. Der Landschaftsrahmenplan als Fachplan für Naturschutz und Landschaftspflege auf der regionalen Ebene liegt für die kreisfreie Stadt Potsdam und den Landkreis Potsdam-Mittelmark getrennt vor, eine inhaltliche Abstimmung zwischen der Stadt und dem Landkreis ist nicht erfolgt. Ein informeller Planungsansatz auf regionaler Ebene ist das Gemeindeforum Potsdamer Havelseen. Auf Initiative einiger Planungsverbände wurde dieses Forum im Jahre 1995 als interkommunale Arbeitsgemeinschaft gegründet. Mitglieder sind die Landeshauptstadt Potsdam, die Stadt Werder, die Gemeinden Caputh, Ferch und Geltow (Amt Schwielowsee) sowie die Gemeinden Glindow, Golm, Kemnitz, Phöben und Töplitz (Amt Werder). Das Gemeindeforum wurde zwischen 1995 und 2002 als Modellprojekt von Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Brandenburg gefördert. Hauptziele waren die Entwicklung gemeindeübergreifender Handlungskonzepte, die gegenseitige Information und Abstimmung von Planungen sowie die gemeinsame Beantragung und Durchführung von förderfähigen Projekten. Dabei wurde eine Reihe von Projekten vorbereitet und z. T. auch realisiert (u. a. Planung und Bau eines Radwegenetzes in der Region, Abstimmung von Fährverbindungen und Stegen für die Passagierschifffahrt, Planung eines Netzes von Belvederen). Im Jahr 2002 wurde die finanzielle Förderung des Gemeindeforums Potsdamer Havelseen durch das Landesministerium eingestellt. Derzeit erscheint es sehr unsicher, ob der Ansatz zukünftig selbst tragend, d.h. eigenfinanziert von den Kommunen bzw. privaten Trägern, weitergeführt wird. Perspektivische Thesen Aus dem Beispiel der Potsdamer Kulturlandschaft lassen sich in Thesenform folgende Lehren für den Umgang der Regionalplanung mit Kulturlandschaften ableiten: 1. Das Beispiel der Potsdamer Kulturlandschaft zeigt, dass sich raumordnerische Ansätze für die Erhaltung und Entwicklung gewachsener Kulturlandschaften nicht nur auf ländliche Räume und Dörfer beziehen können, sondern auch auf Stadtlandschaften in Stadtregionen. Die Region Potsdam ist ein international bedeutendes Beispiel für die wechselseitige Durchdringung von Stadt und Landschaft, Siedlung und Freiraum zu einem Gesamtkunstwerk. 2. Im Hinblick auf die Rolle der Landes- und Regionalplanung für den Schutz und die Entwicklung der Potsdamer Kulturlandschaft besteht eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. In der Praxis erweisen sich die formellen Planwerke bisher als von eher marginaler Bedeutung. Diese formulieren allgemeine Ziele, deren Umsetzung nicht konkretisiert wird und die keine Bindungswirkung für die Landnutzer und Grundstückseigentümer haben. 3. Für die regionale Steuerung der Entwicklungsdynamik von Kulturlandschaften sind informelle Planungsansätze eine wichtige Ergänzung der formellen Landesund Regionalplanung. Interkommunale Arbeitsgemeinschaften, Regionale Entwicklungskonzepte oder Regionalpark-Projekte sind stärker entwicklungs- und umsetzungsorientiert. Für den Schutz von interkommunalen Freiräumen bleiben dagegen formelle Instrumente wie Regionale Grünzüge weiterhin wichtig. 4. Für die Ansiedlung kreativer Wissensmilieus ist die Einbettung in eine schöne Kulturlandschaft ein weicher Standortfaktor. Die postindustrielle Vision eines Arbeiten im Park wird in Potsdam bereits ansatzweise verwirklicht. Durch die räumliche Konzentration kreativer Wissensmilieus in wenigen ostdeutschen Leuchttürmen wie Potsdam, Jena, Weimar, Erfurt und Dresden trägt eine wissensbasierte Stadtund Regionalentwicklung jedoch eher zur Verschärfung der Disparitäten zwischen schrumpfenden und wachsenden Regionen bei. Die selektive Inwertsetzung von Kulturlandschaft in der Wissensgesellschaft entspricht daher eher der raumplanerischen Strategie von Wachstumspolen. Eine Strategie des Disparitätenausgleichs, wie sie etwa das Leitbild der Dezentralen Konzentration darstellt, lässt sich damit nicht verfolgen.

41 41 Thesen zur Kulturlandschaft Prof. Dr. Susanne Hauser Literatur Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg. 1993): Die Potsdamer Kulturlandschaft. Eine Untersuchung des historisch-kulturellen Landschaftspotentials, Arbeitshefte Nr. 2, Potsdam. EU Europäische Kommission (Hrsg. 1999): EUREK. Europäisches Raumentwicklungskonzept, Potsdam. Europarat (2003): European Landscape Convention, Explanatory Report, Straßburg. Florida, Richard (2002): The rise of the creative class, New York. Gemeindeforum Havelseen (Hrsg. 1998): Kulturlandschaften Potentiale für die Entwicklung der Regionen, 3. Symposium, Berlin (Tagungsdokumentation). GL Gemeinsame Landesplanungsabteilung (1998): Gemeinsam planen für Berlin und Brandenburg, Potsdam. Karg, Detlef (1997): Die Potsdamer Kulturlandschaft ein Denkmal?, in: Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.): Welterbe und Stadtentwicklung: Das Beispiel Potsdam, Bonn, S Landeshauptstadt Potsdam (2003): Wirtschaftstandort Potsdam (Broschüre), Potsdam. Fußnoten 1 Die folgenden Ausführungen sind eine Kurzfassung des Beitrags Die Potsdamer Kulturlandschaft Ansätze und Probleme regionaler Planung im Rahmen des Arbeitskreises Kulturlandschaften Konkretisierung für die Raumordnung der vier Raumforschungsinstitute (eine Publikation im Rahmen der Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL ist für das Jahr 2005 in Vorbereitung). Kulturlandschaften und Ästhetik Kulturlandschaft ist die Bezeichnung für das Zusammenwirken natürlicher Gegebenheiten und menschlicher Tätigkeit. So gesehen ist es nur konsequent, unsere Umgebung generell als Kulturlandschaft zu begreifen. Das befriedigt kaum ästhetische Ansprüche, die sich zwar nicht mit der Rede von der Kulturlandschaft, wohl aber mit der von der Landschaft verbinden: Wir sind mit dem, was wir durchschnittlich um uns sehen, oft recht unzufrieden. Der Wertschätzung der heute üblichen Umgebungen stehen traditionelle Bilder der (schönen) Landschaft entgegen, materialisiert etwa in vorindustriellen Agrarlandschaften oder in Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts, wie die Erwartung, dass Landschaften, die den Namen verdienen, alltäglich erlebte Hässlichkeit kompensieren. In den letzten 50 Jahren hat sich hier allerdings ein Wandel vollzogen. Auch Brachflächen und ihre Vegetationen finden ästhetische Anerkennung, Nutzbauten können als ästhetische Objekte betrachtet werden. Damit sind die Chancen gestiegen, das integrierende und harmonisierende Potenzial des Konzepts der (Kultur)Landschaft für eine umfassende ästhetische Betrachtung alltäglicher Umgebungen zu nutzen. Unterstützend wirkt, dass der gemeinhin verstandene Kulturbegriff sich im Laufe des letzten Jahrhunderts in seinen Ansprüchen ermäßigt und der Wertungen entledigt hat. Kultur wie Landschaft können heute zur Auszeichnung eines potenziell überall auffindbaren Gegenstandes verwendet werden. Das Vorgefundene Von der inhaltlichen Entleerung des Konzepts der Kulturlandschaft wie von seiner begrifflichen und ästhetischen Weitung gehe ich aus: Kulturlandschaft meint eine Technologie des Blicks, die Integrationsfähigkeit eines Konzepts, das prinzipiell jedes beliebige Stück Land in die Sichtbarkeit holen kann, und die Vermittlung von menschlichen Zwecken und ihren Gegenständen. Der Begriff grenzt inhaltlich nichts ein und zeichnet keine positiven oder negativen äs-

42 42 thetischen Urteile vor, wohl aber liefert er eine Struktur und einen Ausgangspunkt. Das ist nicht wenig, wie sich besonders deutlich in Projekten für Gebiete zeigt, die ihre bisherigen Zwecke verloren haben. Als Konsequenz aus diesen Voraussetzungen ist vor 15 Jahren schon der Ansatz der IBA Emscher Park entstanden. Seine Ziele kann man umschreiben mit: das auf positive und akzeptierende Weise sichtbar zu machen, was ist und zwar in der Fügung eines Bildes, das genau jene ansehnliche, eigenartige und deshalb attraktive Landschaft erscheinen lässt, die an dieser Stelle gesehen werden soll und kann und dieses Bild zum Ausgangspunkt weiterer Entwicklungen zu machen. In der Etablierung der neuen Kulturlandschaft wird dann das Vorgefundene als möglicher Rohstoff und als Ausgangspunkt eines neuen Prozesses definiert. Dabei spielen symbolische Verfahren eine wichtige Rolle, ästhetisierende und naturalisierende Zugänge, die relativ geringe Materialbewegungen durch verstärkte Kopfbewegungen ersetzen. Eigenart und Attraktivität Die Qualifizierung von Kulturlandschaften ist kein zweckfreies Ziel, sondern dient der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Wenn eine Region als Kulturlandschaft verstanden und von dieser Basis ausgehend neu entworfen wird, dann soll sie sich als eine Stelle in der Welt zeigen, die besondere Aufgaben erfüllen kann, um so in der Konkurrenz mit anderen Kulturlandschaften zu bestehen. Ein zentraler Begriff ist dabei der der Attraktivität, ein Begriff, mit dem ästhetische wie ökonomische Ansprüche artikuliert werden. Es geht um eine Attraktivität, die Menschen und Kapital anzieht (oder bleiben lässt) und die heutigen Umgebungen in Kulturlandschaften mit zeitgemäßen Möglichkeiten umwandelt. Dabei spielt die Erkennbarkeit des Gebietes eine Rolle: Es als Kulturlandschaft (weiter) zu entwickeln, heißt zuerst, die Sichtbarkeit seiner Eigenart zu produzieren. Das klingt wie ein Problem, das über public relations-arbeit in den Griff zu kriegen ist, und zu einem gewissen Grade stimmt das auch. Doch die Sache ist schwieriger: Denn jede Landschaft, die in die Sichtbarkeit gerückt werden soll, ist erst zu erfinden, als Konzept, als zeichenhafter Gegenstand mit Option auf eine ökonomische, politische und nicht zuletzt soziale Brauchbarkeit vor Ort. Das ist der Punkt, wo die Definition der alten Kulturlandschaft von einem Mittel der einfachen Akzeptanz zum Ausgangspunkt visionärer Konzepte werden kann. Besonders deutlich wird das, wo Umbruchsituationen alte Gewissheiten in Frage stellen. Identitäten Die Entwicklung einer Kulturlandschaft ist ein verletzlicher Prozesses: Der Umstand, dass Bilder und Weisen der Sichtbarkeit im Zentrum der Planungen für neue Kulturlandschaften stehen müssen, macht sie anfällig für beliebige oder nicht einlösbare Interpretationen, auch für die Verweigerung der Annahme von neuen und womöglich als zu kühn empfundenen Visionen. Teil dieses Prozesses ist, dass sich die BewohnerInnen eines Gebietes einem Definitions- und Selbstdefinitionszwang ausgesetzt sehen, dem Zwang zu Aussagen über ihre Identität und die ihres Gebietes. Die Definition der kulturlandschaftlichen Identität ist im Wettbewerb der Kulturlandschaften dienlich, der Versuch ihrer Herstellung kann allerdings zur Beseitigung oder Überdeckung jeder Art der Klarheit über Konflikte, Brüche, soziale Probleme und die je eigene Lebensgeschichte führen. Identitäten haben sich, wo sie nicht selbstverständlich geteilt, sondern reflektiert geplant werden, als zerbrechlich erwiesen: Es reicht nicht, charakteristische Orte als Ankerplätze für Identitäten zu planen, es muss sich mit ihnen auch jemand identifizieren. Es gilt also, die planerische Aufmerksamkeit respektvoll auf Identitäten und Identifizierungen zu richten, und zwar im Sinne eines Prozesses in der alten/neuen Kulturlandschaft. Lokale oder regionale Identität entsteht und erhält sich nur im Zusammenhang geteilter Gespräche und lokal üblicher Praktiken, von wieder erkennbaren Verhaltensweisen der Bürger und Bürgerinnen eines Gebietes. Geteilte Erinnerungen spielen eine wichtige Rolle, sie sind Thema oder stillschweigende Voraussetzung des jeweiligen regionalen Gesprächs. In ihm entsteht das sich ständig wandelnde kommunikative Gedächtnis eines Gebietes. Daneben können Formen eines kulturellen Gedächtnisses (Jan Assmann) existieren, organisierte und rituali-

43 43 sierte Formen der Kommunikation, die mit räumlich fixierten Drehpunkten (Georg Simmel), mit besonderen Orten und Bauten, verbunden sind. Aufgrund der Heterogenität von Interessen in einer Region und aufgrund des schnellen Wandels der baulichen wie sozialen Strukturen bieten sich den Möglichkeiten eines permanenten lokalen oder regionalen Gesprächs nur dann Chancen, wenn es bewusst gesucht, lokal getragen und organisiert wird. Eine Konsequenz ist, Initiativen zu Gesprächen und Vernetzungen auf lokaler oder regionaler Ebene zu unterstützen und das als integralen, wenn nicht zentralen Bestandteil der Entwicklung von neuen wie bereits bekannten Kulturlandschaften zu sehen. dann der Ausgangspunkt für die Analyse wie für den Entwurf, für die Lektüre wie für die Gestaltung und Qualifizierung. Ziel wäre, eine Vielfalt von Handlungsoptionen zu eröffnen unter Berücksichtigung dessen, was eine Kulturlandschaft hervorgebracht hat. Damit meine ich weder die Musealisierung prominenter Überreste noch die leere Fülle der offenen Programmierung von Landschaften, wie sie im Anschluss an Rem Koolhaas oft propagiert worden ist. Vielmehr geht es mir um die Integration von bekannten und neu zu interpretierenden älteren Handlungsoptionen, die die bestehende Kulturlandschaft geschaffen haben, und sich wandelnden neuen Identitäten. Geschichte und Handlungsoptionen Heutige Kulturlandschaften sind als Ergebnisse der Sedimentation vergangener Tätigkeiten und als Archive von künftigen Möglichkeiten lesbar. Eine solche Betrachtung löst Orte, Situationen, Strukturen, Praktiken aus der Enge ihrer Geschichte nicht um die Geschichte zu vergessen, sondern um sie produktiv zu machen. Die Konsequenz einer solchen Betrachtung ist, dass Objekte und Strukturen als Ergebnisse unterschiedlicher Handlungsfelder, unterschiedlicher produktiver, konsumptiver und distributiver Logiken und Prozesse gelesen werden, die verschiedenen, immer wieder erneuerten (Spiel)Regeln gefolgt sind und dies möglicherweise auch weiter oder wieder in modifizierter Form tun könnten. Eine zweite Konsequenz ist, dass die Kulturlandschaft mit Rücksicht und im Hinblick auf mögliche künftige unterschiedliche Handlungsfelder und (Spiel)Regeln auch geplant und gestaltet werden sollte: Sie sind Zum Schluss Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen für die Entwicklung der Kulturlandschaft, nur den je spezifischen Versuch, die jeweiligen Potentiale einer Kulturlandschaft und ihrer BewohnerInnen zum Tragen zu bringen und die Attraktivität des Gebietes dadurch zu steigern. Aufgrund dieser allgemeinen Herausforderung kann die Antwort auf die Frage nach der Entwicklung der Kulturlandschaft nicht allein von politischen Entscheidungsträgern und mit dem konkreten Bauen Befassten erwartet werden. Vielmehr ist das Berufsbild in Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung zu hinterfragen und darüber eine breitere Diskussion in Gang zu setzen, die Kommunikations- und Mediationsfähigkeiten, kulturwissenschaftliche Kompetenzen, den Sinn für Prozesse und Möglichkeiten betont. Eine von vielen Aufgaben wäre es, neue Berufsbilder in diesem Sinne für Planer und Planerinnen zu entwickeln und in der Hochschulausbildung zu verankern.

44 44 Annäherung drei: Zukünftige Nutzungen Bergbaufolgelandschaften Dr. Friedrich von Bismarck Bergbauregionen aufs Abstellgleis? ten Herausforderungen des letzten Jahrhunderts. Die Bergbaureviere hatten innerhalb der zurückliegenden Dekade einen beispiellosen Anpassungsprozess zu durchlaufen. Das war einerseits die Umstrukturierung und Privatisierung des nach marktwirtschaftlichen Kriterien überlebensfähigen Bergbaus. Zum anderen war als Folge der kurzfristigen Stilllegung der überwiegenden Zahl der Braunkohlebetriebe auf einer Fläche von über km² eine Hinterlassen- Jeder Bergbau auf der ganzen Welt ist endlich. Und wenn das Ende kommt, ist man in der Regel auf die Konsequenzen nicht vorbereitet. Anfang der 1990er Jahre stellte sich für den Osten Deutschlands eine der größschaft von zahllosen rutschungsgefährdeten Böschungen, Restlöchern, Halden, Kippen und toxischen Deponien sowie ein weiträumig gestörter Wasserhaushalt zu bewältigen. Damit stand man vor einer weltweit in seiner Dimension einmaligen Sanierungsaufgabe und war mit dem Abbau von rund Arbeitsplätzen im aktiven Bergbau konfrontiert. Dies traf alle Betroffenen völlig unvorbereitet. Das Programm der Braunkohlesanierung: Die Weichen werden neu gestellt Das Bundesberggesetz (BBergG) fordert vom Bergbautreibenden die Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen Flächen. Die Bundesregierung und die betroffenen Länder Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stellten sich dieser Verantwortung. Nach einem anfänglichen Sofortprogramm als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde 1992 mit einer gemeinsamen Finanzierung eine pragmatische Grundvoraussetzung zur Lösung des Problems gefunden. Die Finanzierung durch die öffentliche Hand wurde mit Verwaltungsabkommen gesichert und zügig eine Organisation zur Durchführung der technisch anspruchsvollen Braunkohlesanierung aufgebaut. Aus dieser Bergbausanierung ist die größte Landschaftsbaustelle Europas entstanden. Bis zum Jahr 2004 wurden 7,7 Mrd. Euro investiert. Inwieweit ist mit der Sanierung eine Inwertsetzung der Landschaft verbunden? Primäres Ziel des Programms der Braunkohlesanierung ist die geotechnisch sichere Gestal tung und die Wiedernutzbarmachung der Bergbauflächen nach Vorgaben der landes- und bergrechtlichen Planungen. Die gesicherten Flächen werden zur Wiedereingliederung in bestehende Landschaften rekultiviert. So entstehen forst- und landwirtschaftliche Nutzflächen. Für einzelne Standorte ist wiederum eine industrielle oder gewerbliche Nutzung nach der Sanierung vorgesehen. Die über 220 Restlöcher der Tagebaue werden zu neuen Seen. Damit wird sich die Fläche der deutschen Binnenseen um mehr als ein Viertel vergrößern. Bergbausanierung als Motor für regionale Entwicklung Die Sanierungsarbeiten erweisen sich als Motor für regionale Entwicklung und eröffnen neue Perspektiven für die gebeutelten

45 45 Regionen. Das Programm stellt einerseits direkt durch die Sanierungsarbeiten einen wichtigen arbeitspolitischen Faktor dar. Jährlich fanden zwischen und Menschen Arbeit durch das Programm. Alle Braunkohleleistungen werden ausgeschrieben und vergeben. Vor allem kleinund mittelständische Unternehmen in den Bergbauregionen profitieren von den Leistungsvergaben im Rahmen der Braunkohlesanierung. Trotzdem liegen die Zahlen der Arbeitslosenquoten in den ehemaligen Bergbauregionen auch am Ende des Jahres 2004 noch immer deutlich über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer. Die harten Arbeitsmarkteffekte der Bergbaustilllegung konnten durch die Sanierungsarbeiten temporär abgefedert, aber nicht ausgeglichen werden. Deshalb liegt die große Herausforderung darin, dass von einer nachnutzungs orientierten Sanierung wesentliche ökonomische Impulse für die regionale Entwicklung ausgehen. Es geht also nicht nur darum, die Spuren des Bergbaues zu beseitigen, oder um eine Heilung oder Wiedergutmachung der durch den Bergbau in Anspruch genommenen Landschaft. Mit der völligen Neugestaltung der Landschaft eröffnet sich die Möglichkeit einer nachhal- Eine besondere Chance liegt darin, bei der Bergbausanierung die Zeichen des vergangenen Industriezeitalters mit den Bedürfnissen des Informationszeitalters der Gegenwart zu verknüpfen. Die Nachteile einer nutzlos gewordenen Hinterlassenschaft des Bergbaus können durch eine innovative neue Nutzung zu wesentlichen Vorteilen der Landschaft werden. Zur Belebung des Tourismus realisiert man einzigartige Projekte, wie z. B. Ferropolis, die Stadt aus Eisen, oder die Landschaftsinseln der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land GmbH mit Seenland, Wüste, Oase und Energiegarten. tigen Inwertsetzung. In der vor dem Bergbau eher kargen Landschaft ohne offene Wasserflächen entstehen eine Fülle von neuen Attraktionen, die es zu nutzen gilt. So werden Restseen durch schiffbare Verbindungen zu einer touristisch attraktiven Seenlandschaft verbunden. Flächen werden für Neuansiedlungen vermarktet und der Funktionswandel bietet vielfältige Ansätze für neue Wertschöpfungsketten. Die entstehende Neue Landschaft kann als strukturelle und Wirtschaft fördernde Möglichkeit für ehemalige Bergbauregionen dienen. Ein entscheidender Vorteil der Bergbaufolgelandschaft in Ostdeutschland ist, dass aufgrund der Verpflichtungsübernahme durch die öffentliche Hand, eine Nachnutzung zu ermöglichen, sich auch eine Finanzierungsmöglichkeit für die Landschaftsgestaltung bietet. Die Braunkohlesanierung kann als ein sowohl beschäftigungs- wie auch strukturpolitisch erfolgreiches und wertvolles Instrument für Bund und Länder angesehen werden. Trotz der Erfolge sind jedoch die Potentiale für die Inwertsetzung der Bergbaufolgelandschaften noch nicht ausgeschöpft. Um die vielfältigen Visionen Wirklichkeit werden zu lassen, wird es auf eine enge Verzahnung zwischen den Planern, den Sanierungsträgern und den Nachnutzern ankommen.

46 46 Industriefolgelandschaften und Neue Energien Brigitte Scholz Internationale Bauausstellungen prägen in Deutschland seit über hundert Jahren architektonische und städtebauliche Innovationen. Die IBA Emscher Park widmete sich im Ruhrgebiet erstmals der Umgestaltung einer ganzen Region. Diesen Ansatz greift die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land im Süden des Landes Brandenburg auf und stellt das Thema Landschaft in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Die Landschaft der Niederlausitz ist seit über 100 Jahren durch den Abbau von Braunkohle geprägt. Bis 1987 wurde in der gesamunter der Regie der Vattenfall Europe Aktiengesellschaft weiter aktiv. In der aktuellen deutschen Fachdiskussion werden Regionen wie die Niederlausitz bereits als Periphere Regionen ohne Entwicklungspotenziale bezeichnet (Prognos AG 2004). Die unmittelbare Grenzlage zu Polen bietet insbesondere nach dem EU-Beitritt Polens Chancen, die bislang aber weitgehend ungenutzt blieben. In dieser Situation ist die IBA Fürst-Pückler-Land angetreten, den Strukturwandel zu begleiten und Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung zu setzen. Grundlage In der Niederlausitz, dem Schauplatz der IBA Fürst-Pückler-Land, setzte mit der Vereinigung Deutschlands 1990 ein rapider Strukturwandel ein, der alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche erfasste. Die Folgen: Deindustrialisierung, Deagrarisierung, damit verbunden eine hohe Arbeitslosigkeit 2003 durchschnittlich 23% und eine schrumpfende Bevölkerung in der Zeit von 1990 bis 2000 bereits 9%, die Prognosen bis 2010 sprechen von einer weiteren Abnahme um 10% (Schauber/ Welch Guerra 2004). ten Region rund ha Land durch den Braunkohletagebau in Anspruch genommen. Nach der Stilllegung vieler Tagebaue sind inzwischen gut 80% der Flächen durch den Treuhänder des Bundes, die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), saniert. 5 Tagebaue sind ist ein strukturelles Konzept mit einem Zentrum, sieben Landschaftsinseln und einer Europainsel. Die Landschaftsinseln umfassen Gebiete, die durch den Bergbau überformt wurden oder werden und stehen unter einem spezifischen Thema, das aus den jeweiligen Gegebenheiten des Ortes entwickelt und mit konkreten Einzelprojekten untersetzt wird. Ist es beispielsweise im Raum Lauchhammer-Klettwitz die Industriekultur, die im Mittelpunkt steht, so wird in Cottbus unter dem Thema Seestadt Stadtsee die Entwicklung der größten Stadt und des zukünftig größten Einzelsees der Region diskutiert. Mit der Europainsel Guben-Gubin wird ein weiteres Spezifikum der Region exemplarisch vertieft: die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Polen. Die Thematisierung der Vergangenheit der Region und ihrer Transformation in Projekten wie dem Besucherbergwerk F60, den Biotürmen Lauchhammer oder dem Kraftwerk Plessa soll dazu beitragen, in der jetzigen Umbruchsituation die regionale Identität zu stärken. Zukunft braucht Herkunft, so umschrieb es Ministerpräsident Matthias Platzeck, und die Region braucht einen festen

47 47 Boden unter den Füßen, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Dabei gilt es, die Industriemonumente zu erhalten und einer neuen wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Im Falle des Besucherbergwerks F60 werden durch die Umnutzung einer ehemaligen Förderbrücke des Bergbaus jährlich rd. ne andere Phase die Transformation dieser Landschaft aufzeigt. Diese Zwischenlandschaft ist ein weiterer Schwerpunkt der IBA-Arbeit. In geführten Wanderungen werden die Besucher dazu eingeladen, die Gruben und aufgewühlten Landschaften mit neuen Augen zu sehen. Dabei wurden die Besucher in die Region gezogen, und die Hallen des ehemaligen Kraftwerks Plessa werden für eine wirtschaftliche Umnutzung vorbereitet. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt liegt auf den neuen Landschaften nach dem Bergbau. Im Lausitzer Seenland werden in der Seenkette rd ha neue, durch Kanäle verbundene Wasserflächen mit einem einzigartigen Spektrum an Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten entstehen. Schwimmende Häuser sollen noch während der Flutung der Seen das Wohnen auf dem Wasser ermöglichen. Ein Wasserlandeplatz ist in Planung, und im Winter 2004 lobten die Stadt Senftenberg und die IBA gemeinsam einen Wettbewerb für eine weithin sichtbare Landmarke für das neue Seenland aus. Ganz andere Landschaftsbilder werden in dem Projekt Wüste/Oase Welzow entwickelt: Mit der Rekultivierung des Tagebaus soll hier inmitten des noch laufenden Tagebaus eine abwechslungsreiche Landschaft mit einem besonderen Relief entstehen, die sich durch natürliche Sukzession langsam begrünt. Die Sukzessions-Wald-Landschaft wird sich mit der Rekultivierung des Tagebaus stufenweise bis 2030 entwickeln und sowohl einen ökologischen als auch einen gestalterischen Beitrag zu den neuen Landschaften nach dem Bergbau geben. Die Zeit zwischen Bergbau und neuer Landschaft ist eine besondere Zeit, die wie kei- Erfahrungen der Spaziergangsforscher um Bertram Weisshaar in den Tagebaugruben Mitteldeutschlands ( aufgegriffen. Das Spektrum dieser Landschaftserlebnisse ist einzigartig und weckt Assoziationen von Wüste, Canyon und Steppe. Gleichzeitig trägt dieses Erlebnis dazu bei, die Landschaft neu wahrzunehmen und die Zeit bis zur Fertigstellung der Seen nicht passiv abzuwarten, sondern aktiv zu nutzen. Die Siedlungslandschaft der Lausitz unterliegt durch das Schrumpfen der Bevölkerung einer extremen Veränderung. Neben dem Erhalt wichtiger baukultureller Zeugnisse der Werkssiedlungen werden unter dem Schlag-

48 48 wort Fläche trifft Dichte der Rückbau in den Stadtquartieren und Aufwertungsstrategien für die Restflächen diskutiert. Ist es in Cottbus Sachsendorf-Madlow die Begrünung einer Fläche mit Energiepflanzen, so wird in Senftenberg über die Öffnung zwischen historischem Stadtzentrum und See nachgedacht. Mit dem IBA-Stadtpfad wird in Sachsendorf-Madlow der beispielhafte Stadtumbau dokumentiert ( Das Spannungsfeld Alte Energieregion, neue Energieregion wird im Themenfeld Energielandschaft aufgegriffen. Unter dem Stichwort Energiegarten hat der Verein Energiegarten e.v. Kriterien für eine neue Form der Landnutzung aufgestellt: Verschiedene regenerative Energieformen sollen in einer gestalteten Landschaft im Sinne eines Nutzgartens zusammenwirken und damit sowohl zur Bereicherung des Landschaftsbildes als auch zur ökologischen Vielfalt beitragen. Damit werden neue Ideen für die Land- und Forstwirtschaft im ländlichen Raum thematisiert, die der politischen Stärkung der regenerativen Energien Rechnung tragen. Verschiedene Analysen und Studien haben die Potenziale für regenerative Energien in der Lausitz aufgezeigt. Ab 2005 soll mit dem IBA-Projekt Energielandschaft Welzow gemeinsam mit der BTU Cottbus ein Modellvorhaben umgesetzt werden. Die Restrukturierung von gestörten Landschaften wird im Rahmen des internationalen INTERREG III-B-Projektes REKULA (Restrukturierung von Kulturlandschaften) gemeinsam mit Partnerregionen in Polen (Oberschlesien) und Italien (Venetien) diskutiert. Ziel ist es, neue Strategien für die drei genannten Regionen zu entwickeln und konkrete Pilotprojekte für die Umsetzung vorzubereiten. Die IBA Fürst-Pückler-Land übernimmt als Lead Partner die Gesamtkoordination des Projektes. Im Fokus steht die Frage, welche Instrumente zur Restrukturierung der Landschaften zur Verfügung stehen und welche Anregungen und Empfehlungen aus den Erfahrungen in den drei Ländern gegeben werden können. Die Vorhaben und Projekte der IBA Fürst- Pückler-Land werden zu ihrer Halbzeit 2005 in der IBA-Werkschau präsentiert. Die zweite Hälfte der IBA-Arbeit wird sich verstärkt Themen in Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern zuwenden. So steht 2006 die Grenzlandschaft zu Polen und der erweiterten Europäischen Union im Mittelpunkt der Arbeit, 2007 das Thema Energie, 2008 Wasser und 2009 das Thema Neues Land nach dem Bergbau. Mit der Abschlusspräsentation 2010 soll die Lausitz ihr neues Gesicht zeigen eine Region mit neuen Landschaften, neuen touristischen und wirtschaftlichen Impulsen, kurzum: eine Region mit neuer Energie. Literatur: Ulla Schauber/ Max Welch Guerra: Die IBA Fürst-Pückler-Land ein deutscher Beitrag für die europäische Planungskultur, Beitrag im Rahmen der Tagung Landschaft international im September 2004, Dokumentation im Erscheinen

49 49 Energielandschaften und nachwachsende Rohstoffe Ein Plädoyer für die industrielle stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus Kulturlandschaften in Deutschland 1 Dr. Birgit Kamm Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aus vielen Gründen an Bedeutung gewinnen und die Volkswirtschaften in bisher nicht gekanntem Umfang verändern. Gemeint ist die Umstellung von fossilen Rohstoffen auf biologische Rohstoffe. Gewinnen werden nur die Volkswirtschaften, die sich dem Druck der fossil-basierten Ökonomie rechtzeitig entgegenstellen und die Entwicklung von Technologien zur Verwertung von biologischen Rohstoffen befördern. Ein nachhaltiges ökonomisches Wachstum erfordert sichere, nachhaltige Rohstoffressourcen für die industrielle Produktion, ein langfristiges Investitions- und Finanzvertrauen in die Wirtschaft, ökologische Sicherheit sowie sichere und langfristige Lebens- und Erwerbsmöglichkeiten der Bevölkerung. Die fossile Rohstoffbasis mit Erdöl, Erdgas, Kohle ist weder sicher, noch nachhaltig und zum Teil schon heute nicht einmal mehr ökonomisch sinnvoll. Während sich die Energiewirtschaft auf verschiedene alternative Quellen wie Wind, Sonne, Erdwärme, Wasser, Biomasse sowie wenn gesellschaftskonform auf Kernspaltung und Kernfusion stützen kann, sind Stoffwandelnde Industrien wie die Chemische Industrie und die Industrielle Biotechnologie, aber auch eine nachhaltige und mit Stoffwandlung gekoppelte Kraftstoffproduktion im Wesentlichen auf die Biomasse als Alternative angewiesen. Einbettung der Kulturlandschaften in eine biobasierte Stoff- und Energiewirtschaft Die Umstellung ganzer Volkswirtschaften auf nachwachsende Rohstoffe ist eine große Herausforderung an die zukünftige Gestaltung der Kulturlandschaften. Kulturlandschaften sind ein repräsentativer Teil der Lebenswelt gesellschaftlicher Gruppen, die einem steten Wandel und Anpassungsprozess unterliegen. Sie stehen im Beziehungsgefüge zwischen Mensch, Natur und Kultur. Die verschiedenen Landnutzungen prägen ihr Erscheinungsbild und beeinflussen die Produktions-, Regulationsund Lebensraumfunktionen. (F. Dollinger, Europäische Kulturlandschaften, Einen zukunftsweisenden Ausweg bietet die schrittweise Umstellung von großen Teilen der Volkwirtschaft auf eine nachhaltige Biomassewirtschaft mit den tragenden Säuen: Bioenergie, Biokraftstoffe und Biobasierte Produkte. Biomasse ist eine sich ständig erneuernde Chemie-, Kraftstoff-, Kosmetik-, und Pharmafabrik. Dazu ist sie auch in Deutschland ausreichend vorhanden. Die Umwandlung solcher und auch agrarischer Rohstoffe in Wertprodukte wie Chemikalien, Biopolymere, Kraft- und Schmierstoffe, Werkstoffe und Gebrauchsgüter verlangt jedoch grundsätzlich neue Basistechnologien, die weit über die Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen zu Spanplatten und Gartenartikeln hinausgehen. Solche komplexen Technolo-

50 50 gien werden je nach Rohstoff und Zielstellung Bioraffinerien, Biomasse-Raffinerien oder Grüne Bioraffinerien genannt. Warum nicht von der alten Chemie lernen? Der Erfolg der chemischen Industrie beruht auf dem Prinzip des Baukastens auch Stammbaum der Chemie genannt: Aus einfachen Grundstoffen lassen sich auf kontrollierte Art und Weise durch chemische Reaktionen komplexere Zwischenprodukte erzeugen, die wiederum Dank der entstehenden Kombinationsvielfalt zu einer unüberschaubaren Menge von Folge- und Endprodukten umgesetzt werden können. Die Chemie hat dabei gelernt, aus Erdöl einfach zu handhabende und exakt definierte, chemisch reine Grundstoffe in Raffinerien zu erzeugen dies war der Schlüssel zum Erfolg. Der Siegeszug von Kunststoffen wäre ohne die genaue Kenntnis dieses Funktionsprinzips genauso unmöglich gewesen, wie die Herstellung von zigtausend anderen Produkten der Chemie, die heute unser Leben sicher und bequem machen. Im Hinblick auf den Erhalt des Lebensstandards unserer wie nachfolgender Generationen wird es eine wichtige Aufgabe sein, die Funktionsweise der Erdölraffinerien auf Biomasse verarbeitende Bioraffinerien zu übertragen. Diese nutzen dann in Analogie in großer Menge verfügbare nachwachsende Rohstoffe bzw. Rest- und Abfallstoffe der Agro- und Lebensmittelproduktion. Die biotechnologische Stoffwandlung wird hier neben der chemischen eine bedeutende Rolle spielen können und müssen. Was können wir von den USA lernen? Gegenwärtig sind in den USA die entschiedensten Bemühungen zu beobachten, die Umstellung auf eine Biomassewirtschaft einzuleiten. Bis zum Jahre 2030 wird erwartet, dass 25% der derzeitig auf fossilen Rohstoffen basierenden organischen Grundstoffe (Basis-Wert 1994) und 10% der Öle und Kraftstoffe auf eine biologische Rohstoffbasis umgestellt und vorrangig mittels Bioraffinerie-Technologien produziert werden. Eine Biobasis für 25% des gesamten Chemiestocks ist eine riesige Aufgabe, das wirtschaftliche Potential gigantisch. Legislative und Exekutive arbeiten in den USA bereits eng mit Landwirtschaft, Industrie und Wissenschaft zusammen. Nach dem Regierungsprogramm Biobased Industrial Products aus dem Jahre 2000 haben mehr als 40 Bundesstaaten eigene Programme aufgenommen. Ziele und Förderaufgaben sind benannt und bereits in Umsetzung. Verbände von Chemie und Biotechnologie wie die American Chemical Society (ACS) und die Biotechnological Industrial Organisation (BIO) arbeiten eng zusammen. An der New Yorker Börse haben Diskussionen zum Handel begonnen. Die Zeitschrift Economist befasst sich regelmäßig mit der Einschätzung dieser Entwicklung. Zunehmend werden US-Unternehmen an den Aktienmärkten auch auf der Basis ihrer Nachhaltigkeitsperformance bewertet (Dow Jones Global Sustainability Index). Und nicht zuletzt haben sich die US-Großindustrie (u. a. mit Dow Chemical, E.I. du Pont de Nemours, Cargil Dow LLC, Genecor International Inc.) im Oktober 2002 mit einer eigenen Vision und entsprechender Roadmap positiv zur Biomasse-Industrie positioniert. Chemie, Biotechnologie und Landwirtschaft. Warum nicht miteinander? Ein industrieller Leuchtturm der jungen Biobased Industry ist das amerikanische Unternehmen Cargill Dow LLC. Seit zwei Jahren stellt das Joint Venture aus dem US- Chemiegiganten Dow Chemical und dem Agro- und Lebensmittelkonzern Cargill aus Mais Bio-Kunststoffe her, die sich zu Plastikverpackungen, Folien und sogar T-Shirts verarbeiten lassen. Rund Tonnen Bio-Kunststoff kann die Anlage in Blair, Nebraska als Teil einer geplanten komplexen Bioraffinerie jährlich herstellen. Dazu wird die Maisstärke biotechnisch zu Glucose abgebaut, fermentativ in Milchsäure verwan-

51 51 delt und anschließend chemisch zu einem Polymer zur Polymilchsäure (PLA, Polylactid Acid) verarbeitet, welche thermoplastisch und spinnbar ist. Für Atmungsaktive Kleidung aus PLA wurde vor allem in Südostasien der Markt geöffnet. In Deutschland ist seit kurzer Zeit Bettwäsche aus PLA-Fasern auf dem Markt. Und wo bleibt Deutschland? Trotz Einzelprogrammen von Bundesregierung und Europäischer Union zur Forcierung der Nutzung nicht fossiler Rohstoffquellen hat sich gezeigt, dass die stoffliche Nutzung von Nachwachsenden Rohstoffen und deren riesiges Potenzial in Deutschland nicht ausreichend berücksichtigt werden. Damit werden ganze Industriezweige wie die Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie sowie die klein- und mittelständischen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes zugunsten einer reinen Energie- und Kraftstoffwirtschaft zurückgestellt. Gleichwohl ist die nachhaltige Produktion materieller Güter, d. h. von Grundstoffen, von Waren und Konsumgütern und deren angeschlossenen Dienstleistungen der Motor jeglicher wirtschaftlichen Entwicklung und Basis gesellschaftlichen und sozialen Wohlstandes. Aktvitäten auf allen Ebenen sind also gefragt. Einige konkrete seien hier angeführt: BioVision 2030: In Deutschland hat sich eine Initiativgruppe Biobasierte Industrielle Produkte aus Industrie, KMU s, sowie von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zusammengefunden (Dow Deutschland GmbH Rheinmünster; Dow Europe GmbH, Horgen, Swiss; biorefinery.de GmbH, Potsdam; Fraunhofer-ICT Pfinztal; biopos e.v., Teltow-Seehof) und ein Strategiepapier BioVison 2030 entwickelt, welches derzeit auch einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Biorefinica 2004: (Internationales Symposium Biobasierte Produkte und Bioraffinerien : Am 27. und fand in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück ein Symposium zur nachhaltigen industriellen und industrienahen stofflichen Nutzung biogener Rohstoffe in Bioraffinierien statt. Das Symposium unter Federführung von DBU, DECHEMA, der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie biopos e.v. und Sponsoring von BASF AG und Degussa AG führte neben einer Bestandsaufnahme deutscher Aktivitäten auf dem Gebiet der biobasierten Produkte und Bioraffinerien auch einen Dialog mit Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über Chancen und Erfordernisse einer nachhaltigen biobasierten Stoffwirtschaft im Europäischen Raum. Kontakt: Advisor Committee Biobasierte Industrielle Produkte, Prozesse und Bioraffinerien : Im Nachgang der biorefinica 2004 hat sich eine Strategiegruppe gegrün det mit der Chemischen Industrie (BASF, Degussa, Dow Deutschland und McKinsey & Co.) sowie den Verbänden DBU, Deutscher Bauernverband, DECHEMA, GDCh, IBAW, Verband der Chemischen Industrie, den Instituten biopos e.v., Fraunhofer-ICT sowie Vertretern der Politik und Bundesministerien zur Erarbeitung einer Roadmap in Deutschland. Brandenburger Innovationsnetzwerk Bioraffinerien und Biobasierte Industrielle Produkte : Das FI biopos e.v. hat gemeinsam mit der Zukunftsagentur Brandenburg, der biorefinery.de GmbH, der IHK Potsdam, der BTU Cottbus und des ATB Potsdam-Bornim ein Innovationsforum bei dem Projektträger DLR des BMBF beantragt, welches unter Beteiligung der chemischen Industrie stattfinden soll, um die Region und darüber hinaus insbesondere die ostdeutschen Regionen für einen BMBF-Titel Wachsumskern Bioraffinerien zu qualifizieren. Fußnoten 1 Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit in Fragen der Bewirtschaftung von Kulturlandschaften und Nachhaltiger Landnutzung mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) und ihrem Centrum für Bergbaulandschaften (FZB), Prof. Dr. Dr. hc. Hüttl, sowie dem Centrum für Energietechnologie Brandenburg (CEBra), Prof. Dr.-Ing. Schwarz, der Fakultät für Verfahrenstechnik, Prof. Dr.-Ing. Ay, dem Institut für Agrartechnik Bornim sowie der biorefinery GmbH, Michael Kamm.

52 52 Identifizierte Strategien: Wodurch schafft Kulturlandschaft Identität? Kulturlandschaft ein Qualitätskriterium der Tourismuswirtschaft? Thomas Albertin Die Bedeutung von Kulturlandschaft für den Tourismus Das Ziel von Regionen und touristischen Anbietern ist die Schaffung unverwechselbarer, glaubwürdiger und standortbezogener Orte, die auf der vorhandenen Kulturlandschaft aufbauen. Der Vermarktungsansatz zielt auf eine USP 1, in der die Einzigartigkeit eines Raumes durch Nutzung und Weiterentwicklung vorhandener Kulturgüter und natürlicher Ressourcen zum Ausdruck kommt. Die Identität einer Ferienregion wird neben natürlichen und kulturellen Gütern durch die allgemeine Freizeitinfrastruktur (Beherbergung, Gastronomie, Dienstleistungsangebote etc.), die speziellen herausragenden Attraktionen, das Zielgruppenthema bzw. das Motto der Region sowie den Grad der Vernetzung der Angebote (Pakete) gestiftet. So erfährt eine Kulturlandschaft aus Sicht des Tourismus eine Inwertsetzung, wenn die vorhandenen Potenziale, wie Natur oder Kulturgüter, in die touristische Vermarktung integriert und im Rahmen neuer Freizeitentwicklungen berücksichtigt werden. Die touristische Erschließung der Kulturlandschaft vollzieht sich im Wesentlichen auf zwei Arten: Im Sinne eines sanften Tourismus langsam und allmählich, mit Rücksicht auf den Bestand der Kulturlandschaft oder als etwas Künstliches, das den gewachsenen Kulturraum neu etabliert. Für beide Vorgehensweisen existieren vielfältige Beispiele. Für den erst genannten Fall seien nachfolgend drei ausländische Beispiele aufgeführt: Die Pousadas in Portugal über 40 alte Herrensitze und Schlösser im gehobenen Angebotssegment werden unter dem Namen Pousadas vermarktet. Es existieren Internetplattformen mit Reisezielen und Hintergrundinformationen, des weiteren Prospektmaterial. Da die Objekte über ganz Portugal verteilt liegen, können Rundreisen organisiert werden, die durch sehr unterschiedliche Kulturräume führen. Die Castles in Irland ca Burgen und Schlösser wurden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei einigen Objekten besteht die Möglichkeit zur Übernachtung. Herausragend sind bspw. Bunratty Castle im County Clare oder Slane Castle im County Dublin, in dem auch Konzerte von internationalen Pop- und Rockgruppen stattfinden. Das Glasreich in Schweden das Glasreich besteht aus 13 Glashütten, darunter die europaweit bekannten wie Orrefors, Kosta oder Boda. Im Umkreis von einigen Kilometern in der Umgebung der Regionen Kronoberg und Kalmar in Småland/Südschweden haben sich die Glashütten unter der Namen Glasriket zusammengeschlossen. Neben dem Schau-Handwerk gibt es Glas-Shops und Restaurants. Die Glasbläsereien haben einen erheblichen Anteil an der touristischen Attraktivität des Raumes und sind prägend für die Region). In allen Beispielen wurden ursprüngliche, historische Güter der Kulturlandschaft in die touristische Vermarktung aufgenommen und haben zur Wert- und Qualitätssteigerung der jeweiligen Region beigetragen. In Deutschland existieren ähnliche Vermarktungsbeispiele, wie z.b. die Route der Industriekultur, die Burgenstraße oder die Deutsche Märchenstraße. Als Vertreter der zweiten Variante seien Großansiedlungen von Freizeitanlagen genannt, die in ehemals benachteiligten ländlichen Regionen zu wesentlichen Attraktionspunkten herangereift sind und eine deutliche Sogwirkung für die Standort-Region entwickelt haben (Bsp. Futuroscope Poitiers und Land Fleesensee). Mit Großprojekten wie der Holzstadt in Wismar oder dem Tropical Island in Briesen-Brand sollen vergleichbare Effekte erzielt werden. Anhand der kommunalwirtschaftlichen Effekte das sind Umsätze, Einkommen, Arbeitsplätze in Hotellerie, Gastronomie, Zuliefer- und Fertigungsbetrieben sowie Steuereinnahmen in der Region lassen sich die finanziellen und sozialen Auswirkungen abschätzen. Die Tourismusorganisationen messen die Effekte bspw. an den steigenden Besucherzahlen sowie an der Erhöhung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer und der Ausgaben der Gäste. Großprojekte schaffen dabei i. d. R. eigene künstliche Identitäten mit dem Risiko der Überformung der Kulturlandschaft.

53 53 1. Beispiel: Tropical Island am Standort Briesen-Brand, ca. 50 km südlich von Berlin und ca. 65 km südwestlich von Cottbus. Die ehemalige Cargo-Lifter-Halle verfügt über eine Fläche von m² und ist mit 107 m Höhe, 300 m Länge und 200 m Breite eine der größten, komplett ohne Stützen gebauten Freihallen der Welt. Es handelt sich hier um einen Tropenpark mit Sandstrand, gleichsam eine künstliche Südsee in der Region Dahme-Spreewald mit angeschlossenem Musicalprogramm. Die Eröffnung fand am 19.Dez statt, es werden 2,5 Mio. Besucher pro Jahr erwartet. Die dauerhafte Gewinnung dieser Besuchszahl wird von Vota als sehr schwierig eingestuft. gekommen zu sein. Die Übernachtungszahlen konnten im Sept./Okt. um 18%, im Nov. um 12% gesteigert werden. Die Besuchszahlen von durchschnittlich über 1,2 Mio. p. a. haben natürlich auch Auswirkungen auf die verkehrliche Belastung des Kulturraumes. Resümee Aus Sicht des Tourismus sind Kulturlandschaften und darin enthaltene Güter, die bspw. spezielle Alleinstellungsmerkmale besitzen und sich daher leichter vermarkten lassen, grundsätzlich wertvoll. Das Risiko der Verfremdung der Landschaft ist dabei abhängig von der Entscheidung, ob eine behutsame, sukzessive Entwicklung oder eine großflächige Neuinvestition verfolgt wird. Dies steht in engem Zusammenhang damit, ob die öffentliche Hand in einem Projekt mit privaten Partnern zusammenarbeitet und so Einfluss auf die Entwicklung nehmen kann oder ob das Projekt einem privaten Investor überlassen wird, dem die Erreichung seiner betriebswirtschaftlichen Ziele i. d. R. wichtiger ist, als die Rücksichtnahme auf die Kulturlandschaft. Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg sind dabei im Wesentlichen die Qualität des Angebotes und die Einbettung in die Standortgegebenheiten, die Professionalität des Betreibers und der Vermarktung sowie ein realistisches Preis-Leistungs-Verhältnis. 2. Beispiel: Project Eden, Cornwall eine Besucherattraktion rund um das Thema Pflanzen und warme, humide Gebiete auf einer Fläche von rund 50 ha. Schon vor der Eröffnung 2001 kamen ca Baustellen-Touristen, um für 5 Pfund Eintritt die Konstruktionsarbeiten an den Gebäuden zu bestaunen. Das Projekt hat nachhaltig touristisch die Saison verlängernde Effekte. Im Jahr 2001 gaben rd Gäste der Region Cornwall an, nur wegen Eden in die Region Fußnoten 1 Unique Selling Proposition = Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerbsumfeld

54 54 Bedeutung von Kampagnen bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaften Dr. Simone Tippach-Schneider Im Mittelpunkt der folgenden Ausführung steht die Frage, inwieweit Kampagnen als zeitlich, räumlich und finanziell begrenzte Aktionen eine neue oder veränderte Identifikation der Menschen mit ihrem Land bewirken können und damit zur Inwertsetzung von Kulturlandschaften beitragen? Dabei dient eine bestehende Kampagne, die Jahreskampagne Kulturland Brandenburg als Beispiel, weil diese zum einen die Beförderung der kulturellen Identität im Lande zum Ziel hat und sie sich zum anderen auf eine höchst facettenreiche Kulturlandschaft bezieht, das Flächenland Brandenburg. 1 Seit 1998 wird in Brandenburg landesweit dazu aufgerufen, zu einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema unterschiedliche kulturelle Projekte zu entwickeln, die dann unter der Dachmarke Kulturland Brandenburg vernetzt, qualifiziert und mit einem übergreifenden Marketing kommuniziert werden. Unter dem Blickwinkel des jeweiligen Themas, u. a. Industriekultur (2000), Preußen (2001), Romantik (2002), Europa (2003) sowie Landschaften und Gärten (2004), werden bedeutende historische Orte, Persönlichkeiten und Ereignisse präsentiert und gleichzeitig die Aspekte und Fragestellungen beleuchtet, unter denen das historische Erbe für Gegenwart und Zukunft relevant ist. wohner des Landes mit der Region und ihrer Geschichte gerichtet ist. An den jährlichen Kampagnen beteiligen sich rund 40 ganz unterschiedliche Kultureinrichtungen, große Institutionen wie z. B. die Stiftung Schlösser und Gärten und die Brandenburgische Technische Universität, kleine lokale Kulturträger wie die Jugendkunstschulen und dezentrale Projekte wie rohkunstbau, spacewalk oder freie Theatergruppen ohne eigene Spielstätte. Jedes Jahr findet ein interessanter Mix von über 100 Veranstaltungen statt. Neben einigen großen Events mit landesweiter Bedeutung werden Lesungen, Konzerte, Tagungen und vor allem kleine, regional bedeutsame Projekte gefördert. Die Kleinen profitieren von der überregionalen Vermarktung und die Großen werden zum Teil unkonventionell bespielt. Das Besondere von Kulturland Brandenburg aber liegt darin, dass Fördergelder aus einem Bundesprogramm, die eigentlich vornehmlich auf die Unterstützung von Infrastruktur ausgerichtet sind, für eine Kampagne verwendet werden, die die einseitige Ausrichtung auf die Sanierung von baulicher Infrastruktur und kulturhistorischen Leuchttürmen korrigiert und stattdessen die kulturelle Identität des Landes befördern will. Damit ergeben sich für die Jahreskampagnen deutliche Zielvorgaben. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass mit dem Konstrukt der Kampagne neue und unkonventionelle Wege ausprobiert werden, eine zeitlich, räumlich und finanziell eingeschränkte Aktion aber zugleich auch ihre Grenzen hat. Grenzen von Kampagnen bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaften Die Kampagne verfolgt jeweils mehrere Ziele, wobei das zentrale Interesse auf die Stärkung der kulturellen Infrastruktur sowie einzelner kultureller Orte in der Region und die Beförderung der Identifikation der Be- Im September 2004 wurden Bewohner der ehemaligen Tuchmacherstadt Forst/Lausitz von den Initiativgruppen spacewalk und Gruppe Planwerk eingeladen, jeweils einen Quadratmeter Tuch zu weben, zu bedrucken, zu bemalen und mit Botschaften und Zeichnungen zu versehen. Die Kunstaktion mit breiter Bürgerbeteiligung hatte Erfolg: In Bürgerforen, Arbeitsgruppen, Befragungen und unterschiedlichen Projekten hatten sich ca Menschen mit Problemen ihrer Stadt auseinandergesetzt. Im August 2004 wurde das Forster Tuch aus Einzeltüchern bunt zusammengesetzt und

55 55 im Zentrum der Stadt präsentiert. Das Projekt wollte darauf aufmerksam machen, dass Entwicklung nicht von außen, sondern nur von innen durch die Bewohner selbst geschehen kann und dass mit dem Abriss von Gebäuden auch die Strukturen des Gemeinwesens demontiert werden. Das Projekt Forster Tuch kann in seinem gesamten kommunizierten Erscheinungsbild als regionale Kampagne gewertet werden. Es war aber zugleich Teil der überregionalen Kampagne von Kulturland Brandenburg e.v. Diese Überlagerung von verschiedenen Zielen, Teilzielen und Erscheinungsbildern innerhalb eines Jahres macht ein generelles Problem von überregionalen Kampagnen wie Kulturland Brandenburg deutlich. Die Jahreskampagne setzt jedes Jahr ein neues Motto, mit neuer Headline und neuem Corporate Design, das von den einzelnen Projekten übernommen wird, obwohl diese selbst mit eigener Headline, CD und Sponsoren arbeiten es entsteht ein Kommunikationsbrei von Dachmarke, Marke, Thema, Motto und Partnern. Die deutliche Absetzung vom Anderen wird ein Stück weit aufgegeben. Kommunikationstheoretisch gesehen aber ist Abgrenzung ein wichtiges Moment für die Identität eines Produktes bzw. Projektes. Jedes Projekt ist trotz seiner temporären Verbundenheit zu Kulturland Brandenburg ein eigenständiges Produkt, das sich auch in Zukunft individuell behaupten und darin gestärkt werden muss. Dass heißt, eine überregionale Kampagne, die auf Identität der anderen setzt, muss auf ein verbindliches Corporate Design für alle Partner verzichten. Eine Dachmarke ist für ein übergreifendes Marketing ausreichend. In den meisten Jahresthemen von Kulturland Brandenburg wurde versucht, eine Brücke von den großen Infrastrukturmaßnahmen hin zur kulturellen Identität zu schlagen. Die Brandenburger Kulturlandschaft ist reich an Burgen, Schlössern und Herrenhäusern. Sie sind vor allem Zeugnisse einer vergangenen Adels- bzw. Herrscherkultur. Ihre Zahl wird auf ca. 500 geschätzt. Sie bilden auch einen Schwerpunkt bei der Erhaltung des kulturellen baulichen Erbes. Im Jahr 2005 wird die Renovierung der einstigen Residenz der Bischöfe von Brandenburg in der Burg Ziesar abgeschlossen sein und so bietet sich das Thema 1000 Jahre Christentum in Brandenburg für das neue Kulturlandjahr an. Das Gebäude wird dann Teil umfangreicher Werbemaßnahmen und strahlt auf kleinere Projekte aus. Wie in den vorangegangenen Themenjahren geht es also um das kulturelle Erbe eines Landes. Wobei die Stärkung der kulturellen Identität des Landes als Komplettierung des Ziels betrachtet wird. Kulturelle Identität fungiert in diesem Zusammenhang nur als idealer Überbau. In der Umsetzung erfolgt dies durch einen Verweis auf die gemeinsame Geschichte der Menschen. Kulturelle Identität ist aber mehr als die Geschichte der Fläche und ihrer Bauten. Kulturelle Identität muss vielmehr mit der Aneignung des Neuen und Anderen verknüpft werden, mit der Stärkung des Gefühls, auch in der Gegenwart und für die Zukunft dazu zu gehören. Aus kulturpolitischer Sicht verweist eine Kampagne, die in Abhängigkeit von notwendigen Infrastrukturmaßnahmen sich vor allem auf die Aufarbeitung des kulturellen Erbes ausrichtet, auch darauf, dass die Identität beschädigt oder nicht vorhanden ist. Mit der Vergewisserung der eigenen Kultur geht auch die Abgrenzung des Eigenen vom Anderen, vom Fremden einher. Im Land Brandenburg lassen sich hierbei zwei Beobachtungen machen. Brandenburg ist ein neues Bundesland, eine Ansammlung von räumlich weit auseinander gerissenen Regionen. Wahrgenommen wird Brandenburg dagegen vor allem als ein Land um die Stadt Berlin herum. Das Kulturland lebt in Abgrenzung und Anziehung von der Kulturstadt. Setzt man zu sehr auf kulturelle Identität im Sinne der Abgrenzung des Eigenen vom Anderen, dann müsste man sich von Berlin absetzen. Doch wer den Erfolg seiner Kulturarbeit auch an der Höhe der Besucherzahlen misst, braucht Berlin. Mehr noch, viele Projektmacher von Kulturland Brandenburg kommen aus Berlin. Und

56 56 es zeigte sich, dass sich vor allem die Jahreskampagne 2001 Preußen in Kooperation mit Berlin als Austausch der Stadt mit dem ländlichen Raum im Sinne einer gegenseitigen Wahrnehmung und Akzeptanz bewährt hatte. Der gesellschaftliche Wandel in Brandenburg ist, wie in vielen neuen Bundesländern, von überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenquoten, massenhafter Abwanderung, demografischer Verschiebung und schrumpfenden Städten gekennzeichnet. Bis vor nicht allzu langer Zeit aber erfuhren die Menschen ihre Identität, die soziale Bindungen und die gesellschaftliche Anerkennung in der Lebenswelt Betrieb. Wenn sich der Wertehorizont einer Gesellschaft verschiebt, Wachstum und Arbeit für die Menschen objektiv an Bedeutung verlieren, dann muss auch der bisherige Umgang mit dem kulturellen Erbe neu überdacht und nicht nur weiter gepflegt werden. Wenn also das primäre Ziel einer Kampagne die neue oder veränderte Identifikation der Menschen mit ihrem Land ist, dann müssen sich die Themen der Kampagne nicht am kulturellen Erbe ausrichten, sondern an den Zukunftsaussichten. Das Europajahr 2003 von Kulturland Brandenburg war ein solcher Versuch. Chancen von Kampagnen bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaften was aufmerksam machen, kann Anstöße geben, sie garantiert aber keine Dauerhaftigkeit und Strukturveränderung. Das ist wie Eine Kampagne ist immer zeitlich begrenzt, sie kann die Kontinuität von Kulturarbeit nicht vorrangig absichern. Sie kann auf etbei einer Raumzwischennutzung, bei der ein künstlerisches Projekt eine zeitlich befristete Chance erhält. Hier liegen auch die Stärken von Kulturland Brandenburg. Ein Projekt in diesem Sinne fand 2004 in Pritzen statt, einem Ort, der 1993 knapp seiner Zerstörung durch den Tagebau entkam. Nur wenige Häuser stehen noch und sind bewohnt. Es existiert eine schockierende und zugleich faszinierende Zwischenlandschaft. Diese war auch Ausgangspunkt von zwei Europa-Kunstbiennalen. Dabei entstanden 23 Kunstobjekte, von denen noch 16 nachvollziehbar, aber sich selbst überlassen sind. Die Mitglieder der Kunstscheune Pritzen e.v. wollen den Ort nicht sich selbst überlassen und organisierten 2004 den Spaziergang durch die verborgenen Gärten. In der ausgebauten Scheune des Ortes stellten sie Fundstücke aus, die für das Erinnern und gegen das Vergessen stehen. Vermutlich werden die Grundstücke erst in zehn Jahre wieder für das Immobiliengeschäft interessant. Das ist viel Zeit, um die landschaftlichen Brachen mit einem eigenen Sinn auszustatten. Identität heißt ja auch, mit dem, was da vorgeht, innerlich überein zu stimmen, sich dazugehörig zu fühlen. Und wenn Menschen auf der teilweisen Umnutzung von Räumen beharren, geradezu eigensinnig beharren, dann sollte man statt von Identität vielmehr von Eigensinn sprechen, dem Versuch, eigenen Raum zu sichern 2. Und mit diesen Versuchen der Bürger, eigene Räume zu sichern und sich Flächen alltagskulturell anzueignen, erhalten diese wieder einen Sinn. Eine Kampagne, die den Schwerpunkt auf neue oder veränderte Identität legt, muss Interessen bündeln, Denkanstösse geben und institutionalisierte Werteverwalter provozieren. Bei der Inwertsetzung von Kulturlandschaften könnte zeitlich, räumlich und finanziell begrenzten Kampagnen die Aufgabe zukommen, die Brachen und Freiflächen für die Anwohnern und ihre Nachbarn individuell, aber auch kollektiv bedeutsam werden zu lassen. Zum Beispiel durch Zugeständnisse an das, was in den letzten fünfzig Jahren an diesem Areal für die Menschen bedeutsam und wichtig und wertvoll war. Warum ist nur die Geschichte des Adels für die Herrenhäuser als bauliches Erbe erhaltenswert und nicht die Geschichte einer Schule, eines Kindergartens, eines Konsums? Warum nicht Freiräume und Brachen nutzen, um das emanzipatorische Gefühl des Selbstbestimmtseins zu üben und zu festigen? Das Forster Tuch und Pritzen sind zwei interessante Ansätze. Allerdings

57 57 müssen die großen kulturellen Einrichtungen mit landesweiter Bedeutung, quasi die Leuchttürme des Themenjahres, den Ansatz verkörpern. Kunst spielt bei der Sinngebung von Räumen, als Voraussetzung für Identität, eine bedeutende Rolle, wie die jährlichen Ausstellungen von rohkunstbau im Spreewalddorf Groß Leuthen eindruckvoll zeigen. Die Idee, zeitgenössische Kunst in eigentlich kunstunmöglichen Räumen in einer ländlichen Region zu präsentieren, entstand Die Geschichte hat am Gebäude deutliche Spuren hinterlassen. Zu DDR-Zeiten war hier ein Kinderheim für schwer Erziehbare untergebracht. Dieses Wissen bildet den Ausgangspunkt für alle Künstler. Sie schneidern ihre Arbeiten auf die Räume des Schlosses direkt zu. Der Ort der Präsentation wird ins Innere der Werke verlagert und wird zum präsentierten Ort. Das Wasserschloss dient als Widerstands- und Reibefläche für eine Gegenwartskunst, die sich nicht mit reinem Ästhetizismus begnügen will. Anders als in den sanierten und zu Museen umgebauten Schlössern oder nach alten Plänen umgestalteten Parks beziehen sich die Künstler in Groß Leuthen sehr deutlich auf die jüngste Geschichte. Niemand kann sich der besonderen Wirkung der Räume entziehen, fast jede Kunstäußerung scheint mit den Wänden eine Symbiose einzugehen und wird zum Sprachrohr vergangener Gefühle, der Freuden und Schmerzen von den Kindern, die hier lebten und die noch leben. Der Ort hat eine Seele, er bedeutet den Menschen etwas. Das macht den Mehrwert von Kunst gegenüber jeder Marketing- oder Tourismusgesellschaft aus: sie kann wertvolle Empfindungen in Erinnerung rufen und wach halten, sie kann etwas darstellen, was sich in keiner anderen Form darstellen lässt, und das über die Erhaltung des kulturellen baulichen Erbes weit hinausweist. Die Künstler treffen auf einen historisch belasteten Raum und setzen gerade dadurch eine eigene Energie, neue Blickweisen, andere Verstehensmuster und emotionale Bindungskräfte frei. Diese Potenziale in der Kunst zu erkennen, Ansätze zu qualifizieren und zu fördern ist eine der größten Chancen von zeitlich begrenzten Kampagnen bei der Beförderung der Identifikation der Menschen mit ihrem Land. Fußnoten 1 Eine kritische Auseinandersetzung mit der Kampagne als einem produktivem Konzept für Kulturarbeit bieten Herrmann Voesgen und Götz Bachmann in ihrem Aufsatz: Kulturland Brandenburg eine Kampagne für regionale Kulturarbeit. In: Labor Ostdeutschland. Kulturelle Praxis im gesellschaftlichen Wandel. Kulturstiftung des Bundes S Den Begriff des Eigensinns benutzt Regina Bittner, um die Handlungsmuster und Artikulationen der Menschen ostdeutscher Regionen in ihrem Alltag zu fassen. Vgl. Regina Bittner: Kolonien des Eigensinns. Ethnographie einer ostdeutschen Industrieregion. Stiftung Bauhaus Dessau, 1998.

58 58 Kommunikative Planung Instrumentarium zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität Prof. Dr. Heidi Sinning Kommunikative Planung: Begriffe und Grundlagen Der Beitrag geht von der These aus, dass kommunikative Planung zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität beitragen kann, indem sie die Identifikation der beteiligten Akteure mit der Kulturlandschaft erhöht. Welche Potenziale und Restriktionen dabei zu berücksichtigen sind und welche Erfolgsfaktoren es für die Ausgestaltung gibt, sei im Folgenden dargestellt. Kommunikative Planung umfasst die Verständigungs- und Vermittlungsarbeit zwischen Akteuren aus den verschiedenen Sphären Staat/Kommunen, Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei kommt ein breites Spektrum von Formen und Verfahren der Information, Beteiligung und Kooperation zum Einsatz (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2005) Information: Schriftliche Befragung Interview Aktivierende Befragung E-Information Ausstellung Lokale Medien Kampagne Bürgerversammlung Einwohnerfragestunde Vortrags- und Diskussionsveranstaltung Exkursion Ortsbegehung Kooperieren: Anwaltsplanung Workshop, Werkstatt Forum Runder Tisch Mediation Open Space Intermediäre Organisationen Lokale Partnerschaften Eine grundlegende Voraussetzung für den Einsatz des kommunikativen Planungsinstrumentariums besteht darin, einzelne Formen und Verfahren nicht isoliert zu behandeln, sondern sie in einer abgestimmten Gesamtstrategie zu kombinieren. Kommunikative Instrumente fügen sich dabei in den Kontext eines Instrumenten-Mix ein, der regulative Instrumente, Finanzhilfen, kommunikative Instrumente, Marktteilnahme und Organisationsentwicklung umfasst. Das heißt, sie können bestimmte Leistungen zur Inwertsetzung von Kulturlandschaft erbringen, ihre Wirkung entfaltet sich aber immer in einem Wechselspiel mit den übrigen Instrumenten. Welche Leistungen kommunikative Planungsinstrumente im Rahmen stadtregionaler Freiraum- und Siedlungsentwicklung, d. h. der Sicherung, Entwicklung und Inwertsetzung von Kulturlandschaft, erbringen können, war Gegenstand einer Untersuchung zum Grünen Ring Leipzig und Landschaftspark NiederRhein (vgl. Sinning 2003). Die Ergebnisse lassen sich auf die Diskussion über Kulturlandschaft übertragen. Beteiligen: Öffentliche Auslegung Anhörung und Erörterung Beirat und Ausschuss Arbeitsgruppe Bürgergutachten Planning for Real Zukunftswerkstatt Perspektivenwerkstatt Zukunftskonferenz Real Time Strategic Change Zielgruppenbeteiligung E-Participation

59 59 Potenziale und Restriktionen kommunikativer Planungsinstrumente zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität Beim Einsatz kommunikativer Instrumente zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität zeigen sich eine Reihe von Potenzialen und Restriktionen, die für die Identifikationsstiftung von besonderer Bedeutung erscheinen. Unter Identifikation wird im Folgenden verstanden, dass die betroffenen Akteure die jeweilige Kulturlandschaft zu ihrer eigenen Sache machen und aus innerer Überzeugung mit ihr übereinstimmen. Potenziale kommunikativer Planungsinstrumente sind u. a.: Mitwirkungsmöglichkeiten für verschiedene Akteure schaffen In der Öffentlichkeit wird Kulturlandschaft in ihrer vielfältigen Bedeutung etwa als Natur-, Arbeits-, Lebens- und Erholungsraum häufig zu wenig wahrgenommen, das nötige Problembewusstsein gegenüber Gefährdungen und Beeinträchtigungen fehlt. Bedeutung und Stellenwert des Themas müssen deshalb den verschiedenen Akteuren bzw. Akteursgruppen vermittelt werden, insbesondere an Bürgerinnen und Bürger, die Politik sowie an Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft und anderer Nutzergruppen. Dabei sind deren unterschiedlichen Rationalitäten zu beachten. Um die Bedeutung von Kulturlandschaft ausreichend vermitteln zu können, sind Angebote von Bedeutung, in denen kommuniziert werden kann. Diese sollten mit Hilfe einer Kommunikationsstrategie, die die verschiedenen Kommunikationsebenen beachtet, aufeinander abgestimmt werden. Vermittlung inhaltlicher und emotionaler Qualitäten der Kulturlandschaft an die breite Öffentlichkeit Mit dem Park in den Köpfen (Koenigs), wie es im Rahmen der GrünGürtel-Planung in Frankfurt hieß, ist eine wichtige Strategie angesprochen, mit der Kulturlandschaft politikfähig und bürgernah vermittelt werden kann. Das Bemühen, Landschafts-Bilder in den Köpfen der Beteiligten entstehen zu lassen, ist vieler Orts zu finden. Die Rede ist von Grünen Ringen, Bändern und Achsen, Landschafts- und Regionalparks oder auch von ausdrucksstarken Namen wie Toscana des Ostens. Symbole und Namen transportieren die jeweilige Kulturlandschaft. Dabei kommen die Spielregeln des Marketings zum Einsatz: Positive Assoziationen wecken, Bilder entstehen lassen, die nach innen (Akteure der Region) und nach außen (externe Zielgruppen) mit Hilfe von kommunikativen Instrumenten vermittelt werden. Auch Aktionen, wie geführte Radtouren, Feste oder Exkursionen zu attraktiven Örtlichkeiten, sind geeignete Kommunikationsinstrumente. Das symbolische Bild der Kulturlandschaft wird zum Vehikel der Identifikation, ein gemeinsames Bewusstsein und eine emotionale Verbindung mit der Kulturlandschaft entstehen. Verhaltenssicherheit gewährleisten Kommunikation kann dazu beitragen, dass eine kollektive Handlungsorientierung bzw. ein Sinnzusammenhang entsteht, aus der sich eine Richtschnur für das individuelle Verhalten ableitet. Durch Identifikation erlangen die einzelörtlichen Bemühungen um die Kulturlandschaft übergeordnete Bedeutung, der Austausch mit anderen, ähnlich agierenden Akteuren bestärkt das eigene Handeln. Damit kann das individuelle Denken und Handeln in gemeinsame Handlungsstrategien eingegliedert werden. Im Grünen Ring Leipzig hatten beispielsweise Stadt-Umland-Konferenzen und thematische Arbeitsgruppen eine wichtige Funktion, um die Kommunen zusammen zu führen. Zufriedenheit mit Ergebnissen herstellen Bei der Gestaltung von Kulturlandschaft hängt die Zufriedenheit mit dem Ergebnis nicht allein davon ab, das Ziel zu erreichen, sondern auch davon, ob die Lösungsstrategie für fair gehalten wird. Gab es die Möglichkeit, sich zur Sache zu äußern? In welchem Maße konnte man auf die Ergebnisse Einfluss nehmen? Kommunikative Instrumente bieten das Potenzial, solche Möglichkeiten zu schaffen. Je mehr die Akteure aktiv in dem Prozess zur Entwicklung und Inwertsetzung der Kulturlandschaft mitwirken können, desto mehr wächst ihre Identifikation. Stärkung der Eigenverantwortung der Akteure Die Kulturlandschaft zu entwickeln, ist Aufgabe von vielen Akteuren aus verschiedensten Bereichen. Kommunikative Instrumente können dazu beitragen, dass sich die Akteure diese Aufgabe zur eigenen Sache machen und sich für die entsprechenden Ziele, Maßnahmen, Projekte sowie deren Umsetzung

60 60 verantwortlich mit einsetzen. Beispiele sind Landschaftspflegevereine, Gemeindeforen etc., bei denen regionale Akteure die Entwicklung der Kulturlandschaft mitgestalten. Diesen ausgewählten Potenzialen kommunikativer Instrumente zur Stärkung kulturlandschaftlicher Identität stehen jedoch auch Restriktionen gegenüber: Inwiefern sich die Potenziale kommunikativer Planung bei der Gestaltung von Kulturlandschaft entfalten können, ist von Erfolgsfaktoren abhängig. Dazu gehören unter anderem ein sichtbarer Nutzen für die beteiligten Akteure, themenorientierte Arbeit, Unterscheidung zwischen Steuerungs-, Arbeits- und Entscheidungsebene bei der Organisation des Kommunikationsprozesses, kurzfristig greifbare Umsetzungsergebnisse, die Mitwirkung einflussreicher Repräsentanten der Region, eine Entlastungsstruktur für die Organisation und den Kommunikationsfluss (zum Beispiel durch eine Geschäftsstelle). Unterschiedliche Sprachen und Wahrnehmungen der Akteure Beispielsweise gibt es zwischen Fachleuten und Bürgern unterschiedliche Sprachen und Wahrnehmungen. Sie können Verständigungsprobleme verursachen und den Identifikationsprozess mit der Kulturlandschaft blockieren. Wertunterschiede Während Interessenunterschiede verhandelbar sind, gilt dies nicht bei abweichenden Werten. Dies bedeutet, dass gemeinsame Werte für den Identifikationsprozess förderlich sind, Wertunterschiede dagegen eher hemmend. Negative Vorerfahrungen Hierzu gehören beispielsweise Konflikte zwischen einzelnen Beteiligten, die in der Vergangenheit bereits zu Tage traten, etwa zu konkurrierenden Nutzungsinteressen, und die die Zusammenarbeit bei der neuen Aufgabe belasten können. Unterschiedliche Bezugsräume und Zuständigkeiten auf kommunaler und regionaler Ebene Lokale Akteure identifizieren sich überwiegend mit ihrer Kommune. Kulturlandschaft umfasst aber zumeist einen größeren regionalen Raum. Diese überörtliche Wahrnehmung ist häufig zunächst nicht gegeben und erschwert den Identifikationsprozess. Daraus leiten sich entsprechende Anforderungen an den Kommunikationsprozess ab. Erfolgsfaktoren zur Stärkung kultureller Identität und Inwertsetzung Um eine Identifikation mit der Kulturlandschaft zu erreichen, ist es wichtig, diese inhaltlich und emotional zu vermitteln. Dazu können Symbole helfen. Kommunikative Instrumente, wie Kampagnen, Exkursionen, Foren befördern dies und machen Kulturlandschaft nach innen und nach außen erlebbar, der Park in den Köpfen kann entstehen. Nicht zuletzt sind die vielfältigen Akteure für die Entwicklung von Kulturlandschaft zu gewinnen. Entsprechend sind intelligente Netze über kommunikative Instrumente zwischen den Akteuren zu knüpfen. Denn Ausgangspunkt einer erfolgreichen Entwicklung der Kulturlandschaft sind das Interesse und die Bereitschaft einer möglichst großen Anzahl von Akteuren, die Bemühungen zu unterstützen. Kommunikative Instrumente können dazu beitragen, indem sie zwischen den Akteuren Netwerke knüpfen und soziale Beziehungen aufbauen. Sie korrespondieren damit, dass die Stärkung der kulturlandschaftlichen Identität nicht nur ein sachrationaler Planungs-, sondern insbesondere auch ein emotionaler Aneignungsprozess ist. Literatur Bischoff, Ariane; Selle, Klaus; Sinning, Heidi 2005: Informieren, Beteiligen, Kooperieren. Kommunikation in Planungsprozessen. Eine Übersicht über Formen, Verfahren, Methoden und Techniken, vollständig überarbeitete Neuauflage, Dortmund (im Erscheinen). Sinning, Heidi 2003: Kommunikative Planung. Leistungsfähigkeit und Grenzen am Beispiel nachhaltiger Freiraumpolitik in Stadtregionen, Stadtforschung aktuell, Bd. 95, Opladen.

61 61 Neue Werte urbane Landschaft und neue Gestaltung vor dem Ende von Suburbia Dr. Harald Kegler Eines scheint klar zu sein: die Landschaft ist nicht mehr das, was sie mal war. Trauer und Furcht, aber auch spekulative Sehnsüchte nach neuen Gestaltungschancen schwingen bei dieser Einsicht mit. War noch vor kurzem alles Stadt, so ist heute alles Landschaft. Man kann also erwarten, dass bald die nächste Mode anrollt: nachdem alles alles war, könnte alles anders sein. Doch eine Veränderung des Interpretationswinkels hat noch keine Auswirkungen auf den tatsächlichen Wandel der Werte, hat nicht automatische eine Inwertsetzung zur Folge. Die Debatte darüber ist allemal sinnvoll. Dass ein Perspektivenwechsel notwendig erscheint angesichts eines rasanten Wandels im ländlichen Raum, getrieben von der EU, von Suburbanisierungsschüben, bei gleichzeitigem Schrumpfen in Teilbereichen, kann zu Veränderungen nicht nur in der Interpretation dessen beitragen, was da draußen vor der Stadt passiert. Dass sich z.b. die Landwirtschaft als primärer Sektor der Wirtschaft gewandelt hat, ist keinem verborgen geblieben. Welche Rolle der Landwirt zukünftig übernehmen wird, hängt mit dem Wandel der EU-Agrarpolitik und der Energiepolitik der Bundesregierung zusammen. Pendlerpauschale, Eigenheimzulage und nachwachsende Rohstoffe beeinflussen den ländlichen Raum maßgeblich. Hier entstehen Werte oder werden verspielt. Hier kann die lang ersehnte Kreislaufwirtschaft aufgebaut oder vereitelt werden. Neue Hoffnungen keimen und dunkle Ahnungen beschleichen den Betrachter der neuen Quasi-Landschaft, die da im vergangenen Jahrzehnt entstanden ist: eine Weder-Stadt-noch-Landschaft -Landschaft zeichnet sich am Horizont ab. Anzeichen einer Stadt-Landschaft, wie man sie aus den USA zu kennen glaubt: ohne Konturen und Ortsbezug, mit austauschbaren Baulichkeiten, von Auto- und Infrastrukturtrassen durchpflügt, mit Ödland auf Distanz gehalten, mit Ausgleichsflächen alles andere als ausgeglichen, mit monofunktionalen Schlafstätten, so genannten Eigenheimen, umgeben und durch Großbauten wie Lagerhallen, Parkhäusern und Müllkippen räumlich akzentuiert. Ein kruder Amerikanismus zieht nicht nur am Horizont auf, er ist bereits da. Erschrecken breitet sich aus, da doch bei uns letztlich alles so geordnet zugeht. Wir haben das beste Baugesetzbuch der Welt, und nun so etwas! Bei uns gibt es natürlich nur einen täglichen Flächenverbrauch (was heißt Verbrauch?) von nur knapp 100 ha in den USA ein Vielfaches von dem. Wir sind also gut. Bei uns gibt es keinen wild wuchernden Sprawl der entsteht bei uns geordnet, strikt nach BauGB und stets wird auf Ausgleich geachtet, wenngleich zugegebenermaßen selten ökologisch sinnvoll. Der Teufel, scheint es, wird da mit dem Beelzebub ausgetrieben. Und wie steht es mit dem Auto? Wir haben natürlich einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr, nicht wie in den USA, wo dieser vor 40 Jahren quasi abgeschafft wurde. Und unsere Stadtzentren lassen noch ihre Geschichte erkennen und können von Fußgängern benutzt werden. Doch Zweifel schwingen mit bei derartigen Betrachtungen. Wie sehen sie nun aus, diese Merkzeichen der neu in Wert gesetzten Landschaft? Und, vor allem, wie werden wir als Planer, Gestalter, als Handelnde in dieser von Menschen gemachten Umwelt zukünftig wirken, diese, unsere eigenen Hinterlassenschaften umgestalten? Tendenzen zeigen sich beispielhaft im mitteldeutschen Raum zwischen Leipzig und Dessau: Edge City die neuen Zentren zwischen den Städten, die Dienstleistungsagglomerationen als die neuen Knoten im suburbanen Zwischenland: zum Beispiel die neue Leipziger Messe. die Umwandlung ehemaliger Arbeitersiedlungen zu Mittelschichten-Wohnanlagen; sie werden Heimstatt für die Dienstleister in den Edge Cities: beispielsweise die Arbeiterkolonie Zschornewitz. Fun-Urbia neue Erlebniswelten, künstlich aus dem Boden ge stampft, mit künstlicher Geschichte versehen, fremd in ihrer Umgebung, billig in ihrer Machart (damit erschwinglich) und auf vordergründige Attraktion ausgerichtet: der Vergnügungspark Belantis, mehr Spaß im Osten, oder doch nicht? Nein: das ist Ferropolis, die

62 62 Stadt aus Eisen, die sich anschickt genau das nicht zu sein, was Belantis (schönes Atlantis...), südlich von Leipzig ist. Cape of Hope die neuen Arbeitswelten bilden als Leuchttürme in den blühenden Landschaften das Rückgrat der erwarteten Vollbeschäftigung; so die sagenumwitterten Leuna-Werke bei Merseburg, geschultert von den Anthroposophen um Elf-Aquitaine... Arcadia das Traumland, die gewandelte Platte, in der ein Überschuss an Wohnungen größte Freizügigkeit bei der Wahl im Leerstand für die bietet, die aus dem Niedriglohnsegment stammend die Suburbia-Maschine am Laufen halten; so ein Plattenbau gebiet irgendwo in the Centre of Nowhere. Peak-District weithin sichtbar die Zeichen der Zukunft: auf den Höhen von Abraumhalden errichtete Windkraftwerke vermitteln den gut gemeinten Eindruck, dass die Zeit nach dem Öl angebrochen sei die aus ästhetischen Gründen am Pranger stehenden Windräder sind willkommener Anlass für eine Abrechnung mit diesen Versuchen einer Umsteuerung; beispielsweise der Windpark auf der Außenkippe Gröbern. Ex-Urbia wohnen am Rande der Gesellschaft; eine Art Selbstisolationshaft, aber, wie gesagt, sehr ordentlich; so in einem Wohnpark nördlich von Leipzig oder bei Dessau; Franchise Paradise das höchst Erstrebenswerte, der letzte Schrei des Verbrauchers gilt dem ewigen Leben im Überfluss; so der Sachsenpark zwischen Leipzig und Halle, ein noch bescheidenes Paradies, das allerdings alle Attitüden des zukünftigen bereits vollkommen vereint. Post-Agrokultur was kommt mit der nächsten Agrarreform? Werden die Landwirte wirklich wieder Landbewirtschafter im Sinne einer Kreislaufwirtschaft oder vielmehr Zulieferer für die auf Biomasse basierende Chemieindustrie? Das Landschaftsbild ändert sich bereits; so Flächen bei Dessau. Post-Suburbia gerade erst fertig geworden, stehen die neuen schönen, durch Eigenheimzulagen und Pendlerpauschalen hoch subventionierten Vorortsiedlungen schon zur Disposition: eine Überalterung macht auch vor den schmucken Eigenheimen nicht halt und die jüngere Generation will nicht unbedingt in diesen autogerechten gestalt-, geschichtsund infrastrukturlosen Schlafsiedlungen dem verdienten Lebensabend entgegen wohnen; Post-Suburbia wird DIE Herausforderung für die städtebaulichen und landschaftsplanerische Entwicklungen der nächsten Jahre werden!

63 63 Post-Kulturlandschaft Zitat: Statt blühender Landschaft vielleicht eine Art Savanne Ernüchternde Studie zur Zukunft Sachsen Anhalts (Mitteldeutsche Zeitung, 1. März 2004); eine ernstzunehmende Studie der SPD zeigt auf, dass die demografische Entwicklung zu einer grundsätzlichen Veränderung in der Landschaft führen wird: ganze Landstriche werden aufgegeben werden doch sie werden nicht wieder renaturiert, sondern beginnen zu versteppen und langsam zu von Menschen gemachten Savannen zu werden; wann Post-Suburbia diesen Weg gehen wird, bleibt dabei offen. die Zentralen Orte das Konzept für die Savanne: seit einem halben Jahrhundert predigen die Raumordner insbesondere in Deutschland (West wie Ost), dass das Zentrale-Orte-Konzept (ZOK) alternativlos die räumliche Ordnung sichere; die Voraussetzung war aber: es gab etwas vom Staat zu verteilen, das geordnet werden musste, und es gab Wachstum in jeder Hinsicht; nun gibt es wohl immer noch Wachstum, allerdings nur in Form der sich ausbreitenden Suburbanisierung für immer weniger Menschen; die Hierarchie der Orte ist längst zur Farce geworden die größten Städte schrumpfen am stärksten und haben die höchsten Schulden, die Dörfer hingegen sind aller Funktionen beraubt und Entertainment-Center entstehen, wo der politische Wille es will; noch vermag die Raumordnung mit dem GIS im Computer der Entwicklung wenigstens hinterher zu laufen (was in anderen Teilen der Welt schon nicht mehr gelingt). Es wird wohl an der Zeit, auch über das Schlachten von Heiligen Kühen zu befinden, wobei es nicht schlechthin um Abschaffen geht, sondern um Entwicklung zukunftsfähiger Alternativen. Divergierende Raumplanung Föderalismus ist ein wichtiges Gut für die Demokratie gewesen nach dem totalen Staat des nationalsozialistischen Zeit; Kleinstaaterei hat nach dem 30jährigen Krieg eine wirtschaftliche Konsolidierung ermöglicht; dass es regionale Kooperation trotzdem über Ländergrenzen hinweg gibt, ist ein Verdienst der regionalen Akteure und nicht von Kommissionen: so der Städtebund Dübener Heide zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt oder der Städtebund Elbe-Elsteraue zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Damit eröffnet sich die Frage, was kann getan werden, um mit der von Menschen gemachten urbanen Landschaft anders umzugehen als sie wenn auch geordnet voll-laufen und veröden zu lassen? Zunächst kann dabei ein Blick in das Land helfen, dass so gut wie voll gelaufen ist, die USA. Hier findet sich die weltweit größte Ausbreitung des sog. Sprawl, des endlos ausgebreiteten suburbanen Siedlungsbreis, der all jene Elemente aufweist, die oben als Anzeichen einer bevorstehenden Entwicklung aufgezeigt worden sind. Weniger polemisch ausgedrückt kann dies auch als gestalterische Entropie (Sieverts) bezeichnet werden. Beim Betrachten der Bilder wird es offensichtlich: die bisherigen Instrumente haben nicht mehr ausgereicht, um die Ordnung zu bewahren bzw. herzustellen. Ein Blick in das Land, in welchem seit längerer Zeit bereits gegen den Sprawl gekämpft wird, entsprechende Verfahren und Instrumente entwickelt wurden, kann vielleicht Anregungen bereithalten für die anstehenden Auseinandersetzungen hier.

64 64 Beispiel: Urban Growth Boundary hier: Region Portland; der Versuch, der Einführungen von Wachstumsgrenzen auf der Basis kommunalrechtlicher Beschlüsse und der gleichzeitigen Stärkung von Innenentwicklung durch den Ausbau von Ansiedlungsangeboten entlang der öffentlichen Verkehrsmittel, kann eine nähere Betrachtung wert sein: die so marktversessenen USA haben offenbar mehr Regeln, als so mancher Politiker bei uns zulassen möchte. Beispiel: Metropolis 2020: Network Intermodal Villages - hier: Chicago; der Business-Club der Metropole hat 100 Jahre nach dem legendären Burnham-Plan ( Make No Little Plans ) einen neuen Regionalplan für den Großraum Chicago vorgelegt ein privater Regionalplan! Dieser widmet sich sowohl der weiteren Reurbanisierung der Kernstadt als auch der (bei uns vielfach geforderten) Qualifizierung der Zwischenstadt, d. h. des Sprawl; Vernetzung, komplexe Betrachtung der stadtregionalen Entwicklung und Ausprägung neuer urbaner Qualitäten im Dschungel von Suburbia sind die markanten Merkmale dieses Planwerks, von dem einiges gelernt werden kann, gerade die Verknüpfung von privater und öffentlicher Initiative. Im Folgenden werden Erfahrungen aus der eigenen experimentellen Forschung und Planungspraxis angerissen, die Antworten auf die eingangs skizzierten Befürchtungen und Ahnungen zu finden suchen. Diese korrespondieren mit ersten praktischen Umsetzungen in der Regionalplanung, wie z. B. dem neuen Landesentwicklungsplan von Berlin oder den länderübergreifenden Planungen im Rhein-Neckar-Gebiet. Forschung: Neue Zentrale Orte Beispiel: Regionalpark Mitteldeutschland. Auf der Suche nach Alternativen zu dem festgefahrenen ZOK wurde der Ansatz eines länderübergreifenden Regionalparks auf der Basis eines Fraktalmodells untersucht. Erste Ansätze sind viel versprechend: die Räume unterscheiden sich nicht mehr nach Innenund Außenraum, sondern verknüpfen sich in kleinen Struktureinheiten zu jeweils größeren, qualitativ neuen Zusammenhängen, die eigene Konturen ausprägen und wirtschaftlich lebensfähig sind. Neue Modelle integrieren... Beispiel: Transect ; alle sprechen vom Schrumpfen und meinen Abreißen und anschließende Begrünung. Wie aber kann ein geordneter Rückzug aussehen? Das Transect-Modell oder Gradienten-Prinzip ermöglicht es, im Rahmen der existierenden Baunutzungsverordnung den abgestuften Rückzug der Bebauung aus dem suburbanen Raum zu steuern und funktionalen, gestalterischen und ökologischen Nettogewinn zu erreichen. Neue Beteiligung üben Beispiel: Charrette. Beteiligung kommt aus der Mode oder wird reduziert auf die obligatorischen Riten. Charrette eine Synthese aus Beteiligungsverfahren reanimiert eine echte Beteiligung, die eine direkte Mitwirkung von Betroffenen und Interessierten unterschiedlicher Herkunft sowie die kompetente Planungsarbeit von Fachleuten integriert. Und dies in komprimierter Form, strikt umsetzungsorientiert und offen. Regionale Charrette mit der Bahn. Auf regionaler Ebene ist Beteiligung ein schwieriges Unterfangen. Hier könnte die Form einer fahrenden Charrette gewählt werden. An den Stationen steigen jeweils Akteure zu bzw. aus und schreiben während ihres zeitweiligen Mitwirkens den regionalen Kooperationsplan fort. Regionaler Stadt-Park Was heißt Qualifizierung der Zwischenstadt? Alle fordern, ja beschwören die Aufwertung, Umgestaltung, ja Humanisierung dieses Gebildes zwischen den Städten. Nach den Jahren der Irritation über diesen damals hilfreichen Begriff zeichnet sich eine Verknüpfung der

65 65 Debatten über die europäische Stadt mit denen der Zwischenstadt ab. Unstrittig ist: es muss im stadtregionalen Kontext gedacht, geplant und gehandelt werden. Es gibt jedoch außer der etwas drögen Beschwörung der reflexiven oder X. -Moderne keinen greifbaren, sichtbaren und vor allem für die eigentlichen Akteure, incl. den am Markt Tätigen, handhabbaren und wirklich nachvollziehbaren Ansatz. Mit dem Regionalen Stadt-Park wird ein Vorschlag unterbreitet, eine neue Qualität aus der inzwischen eingetretenen Situation von Zersiedlung und Resten überkommener Stadt-Landschaft zu entwickeln. Dabei wird von der grundsätzlichen Auffassung ausgegangen, dass es sich um eine vom Menschen gemachte Umwelt handelt, aus der nicht Ausschnitte herausgelöst werden können, die unter der Käseglocke vor den Unbilden menschlichen Wirkens bewahrt werden. Vielmehr muss ein funktionaler Umweltschutz als integraler Bestandteil einer grundlegenden konzentrierten Dezentralisierung von Entwicklung und grenzüberschreitender Vernetzung von stadt-ländlichen Elementen erfolgen. Dabei sind radikale Reduzierung von Flächenverbrauch ebenso anzustreben (Ziel: 30ha/Tag) wie die Herausarbeitung von funktionaler Mischung und Offerieren von Angeboten für soziale Vielfalt. Damit kann zugleich ein Beitrag zur Lösung der Frage nach der Entwicklung nach dem Ende von Suburbia geleistet werden. Literatur: Kunzmann, K.: Welche Zukünfte für Suburbia?, in: Brake, K.; Dangschat, J.; Herfert, G.: Suburbanisierung in Deutschland, 2001, S Kegler, H.: Neue Brücken, Zu Gründung des Council for European Urbanism, in: Planerin,3/04, S Marx, Ch.: Strategie für eine Balance in Korridoren, Diplomarbeit, Universität Dortmund, 2004

66 66 6. Auswertung Gabriele Pütz / Thies Schröder Um die Idee der Kulturlandschaft als weiches Instrument zur Lenkung dynamischer Transformationsprozesse zu prüfen, luden BMVBW und BBR im Herbst 2004 zu drei Regionalen Fachgesprächen und zu der überregionalen Fachkonferenz Inwertsetzung von Kulturlandschaften ein. Mit Hilfe dieser diskursiv angelegten Positionsbestimmungen zur zukünftigen Bedeutung der Kulturlandschaft wurden planungspolitische Lenkungs- und Aktivierungspotenziale überprüft und geschärft. Kulturlandschaft als Potenzial regionaler Entwicklung Die Kulturlandschaft der Zukunft wird nicht mehr allein über Nutzung, räumliche Struktur oder gesellschaftliche Traditionen definiert werden können. Die nutzungsstrukturellen Nivellierungen einer globalisierten Ökonomie erschweren die Unterscheidbarkeit von Landschaftsräumen, während zugleich kulturlandschaftliche Identität als atmosphärisches Image zum Zwecke der Markenbildung in der Konkurrenz der Städte und Regionen wichtiger wird. (vgl. Beiträge Kaltenbrunner und Vöckler) Auch die zukünftigen Nutzungsarten der Kulturlandschaft wie ihre Intensitäten sind offen diskutiert werden flächendeckende Extensivierungen ebenso wie partielle Intensivierungen. Kultur-land-wirtschaft befindet sich in einem grundlegenden Umbruchprozess. (vgl. Beiträge von Bismarck, Scholz, Kamm) Während Nutzung und ästhetische Vermittlung, also traditionelle Landschaftsformen und Landschaftsbilder, zur Disposition stehen, nimmt die Zersiedelung von Landschaftsräumen trotz schrumpfender Städte und zurückgehender Bevölkerungszahlen bis heute zu. Durch das Brachfallen von Wohn- und Produktionsquartieren bei gleichzeitiger Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbestandorte wurden in den 1990er Jahren die Maschen der urbanen Netze immer weiter, die stadträumlichen Strukturen brüchiger. (vgl. Beiträge Kühn, Kegler) Suburbanisierung und Deindustrialisierung lassen die Frage nach neu zu entwickelnden räumlichen Qualitäten zum entscheidenden Faktor in der Konkurrenz der Kommunen und Regionen werden. In dieser Umbruchphase stellt sich die Frage nach zukünftigen qualitativen Potenzialen der Raumentwicklung. Dass die traditionelle Gegenüberstellung von Stadt einerseits und Landschaft andererseits ihre planerischkonstitutive Bedeutung verloren hat, zeigen die Diskussionen um Zwischenstadt, perforierte Stadt oder innere Peripherie. Wird ein neues Kulturlandschaftsverständnis zum konstitutiven Zukunftsfaktor? (vgl. Beitrag Fürst) Diese Frage weist zugleich auf Wertschöpfungspotenziale hin, die in der Inwertsetzung von Kulturlandschaften vermutet werden. So ist die Frage der Finanzierung kulturlandschaftlicher Entwicklungen entscheidend, gerade hier müssen zeitgemäße Orientierungen und Vorbilder gefunden werden. In der Fachkonferenz wurde wiederholt unterstrichen, dass Kulturlandschaft keine originäre Finanzierungsaufgabe staatlicher Institutionen sein kann, dass also keine staatliche Stellvertreterrolle gegenüber den eigentlichen Akteuren kulturlandschaftlicher Entwicklung eingenommen werden kann. Das schließt den Verzicht auf flächendeckende staatliche Förderprogramme unter der Zielstellung Kulturlandschaft ein. Vielmehr wird am Thema der Kulturlandschaftsentwicklung die Aktivierung von sich selbst tragenden regionalen oder lokalen Prozessen zum Beispiel in Form von public-private-partnership-modellen ebenso zu trainieren sein wie die Erweiterung von Aufgaben von Bürgerstiftungen, Fonds, Sponsoring etc. (Vgl. Beitrag Fürst) Entsprechende steuerrechtliche und finanzwissenschaftliche Fragen zu diesem Aspekt wurden während der Fachkonferenz nicht vertiefend behandelt. Das Bundesministerium für Verkehr, Bauund Wohnungswesen sowie das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung stellen angesichts der genannten Entwicklungstendenzen, die in den neuen Bundesländern besonders deutlich sichtbar werden, die Frage nach neuen Ansätzen der Raumordnung und Regionalentwicklung. Ein überarbeitetes raumordnerischen Leitbild, in dem auch Kulturlandschaft ein Teil des Leitbildes sein sollte, steht zur Disposition. Kann Kulturlandschaft als qualitative Kategorie die

67 67 Raumentwicklung beeinflussen? Diese Diskussion um die Kulturlandschaft steht in engem Kontext zu dem 1999 verabschiedeten Europäischen Raumentwicklungskonzept EUREK für eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des Territoriums der EU, zur Initiative Architektur und Baukultur sowie zu dem so genannten 30- Hektar-Ziel, das die Bundesregierung beschlossen hat und zur Umsetzung bis 2020 empfiehlt. Drei Annäherungen an Kulturlandschaft Die Grundsatzfrage Wie entwickelt sich Kulturlandschaft? lässt sich zum einen als Frage nach der kulturlandschaftlichen Identität stellen: Daher lautete die Annäherung eins: Identität und Image. Wie nehme ich Landschaft wahr? Die unter dem Aspekt der Erzeugung von Atmosphären diskutierte Frage der Aneignung und Wahrnehmung von Kulturlandschaft mündete in der Feststellung, dass es trotz der im Begriff der Kulturlandschaft suggerierten generellen Werthaltigkeit, gar eines moralischen Anklanges des Begriffs, keine zeitlose Kulturlandschaftsidentität gibt. Vielmehr unterliegt diese immer wieder neuen Aneignungs- und Nutzungsparametern. Insofern entspricht die Inwertsetzung von Kulturlandschaft einem an permanente Veränderungen des Landschaftsbildes und der Landnutzung angepassten und diese Veränderungen gerade herausfordernden kreativen Prozess. Dem Wandel des Kulturlandschaftsverständnisses widmete sich auch die Annäherung zwei: Wandel und Entwicklung. Wie gestaltet sich die permanente Veränderung? Ausgangspunkt war die in Referaten unterlegte These, dass die permanente Veränderung von Kulturlandschaft in ihrer Bewertung nicht vordringlich den Kategorien des Verbrauchens oder Bewahrens unterliegen sollte, sondern dass Transformation (z. B. Konversionslandschaften. Bergbaufolgelandschaften, Schrumpfung) zu gestalten ist, und zwar mit dem Ziel einer Qualitätsoptimierung. Der reale politische wie planerische Umgang mit der demografischen Entwicklung, dem Schrumpfen von Städten und Regionen, ist eine Herausforderung, die Raumordnung und Regionalplanung zwar nicht zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel, wohl aber zu einer Infragestellung langjährig verfolgter wachstumsorientierter Grundlinien veranlasst. Vor allem ist in den letzten Jahren deutlich geworden, wie sehr regionale Entwicklungsziele und -analysen einer räumlich differenzierten Betrachtung unterliegen müssen, um zu relevanten Einschätzungen und Strategien zu gelangen. Das Raster der Betrachtung muss einerseits kleinteiliger werden, da die regionalökonomischen Perspektiven auch innerhalb einer Einheit wie einer Stadtregion oder einem Landkreis erheblich differieren können. Eine genaue Standortbeschreibung und -entwicklungsanalyse in Abhängigkeit zu Verkehrsangeboten, medialer Erschließung, Freiraumausstattung etc. ist notwendig. Es gilt die Faustregel, dass ein Standort desto attraktivere Entwicklungspotenziale aufweist, je internationaler er angebunden ist (Häfen, Flughäfen, Bahn, Autobahnen). Das macht gleichzeitig die Raumanalyse in sehr weitmaschigen Rastern der Standortvernetzungen notwendig. Zugleich gilt aber auch: Es geht in der Raumordnung und Regionalentwicklung nicht mehr nur um Verteilung, sprich Zuordnung von Wachstumspotenzialen, sondern auch um Schrumpfungsstrategien der Standortentwicklung. Weiche Faktoren wie kulturlandschaftliche Identität oder landschaftsräumliche Lage ergänzen oder ersetzen teils sogar die harten Standortfaktoren. Denn in der medial vernetzten Welt prägen nicht mehr allein die physischen Verbindungen und Netze die Standorte. Wandel und Entwicklung ist daher in verschiedene Richtungen zu gestalten: es geht um die Stärkung räumlicher und regionaler Identität ebenso wie um die realistische Einschätzung regionaler Perspektiven. Jede Entwicklungsoption ist daher auf ihre spezifische regionale Tragfähigkeit hin zu untersuchen. Voraussetzung der planerischen Auseinandersetzung um die Zukunft der Kulturlandschaft ist das Wissen um mögliche zukünftige Funktionen und Identitäten. Daher vertiefte die Tagung eine Annäherung drei: Zukünftige Nutzungen. Im Mittelpunkt standen Nutzungsszenarien unter dem Aspekt zukünftiger und zukunftsweisender Landnutzungen. Hierbei wurde insbesondere der immer mehr zum strategisch-politischen Handlungsfeld werdende Themenkomplex der nachwachsenden Rohstoffe diskutiert. Die Tagung Inwertsetzung von Kulturlandschaften konnte aufgrund der thematischen Integration planungs- und fachfremder Positionen zum Beispiel zur

68 68 stofflichen Verwertung von Agrarprodukten in diesem Thema eine Schlüsselstelle identifizieren. Wahrscheinlich ist eine exponentiell wachsende Bedeutung dieses sowohl primäre als auch sekundäre Produktionszyklen umfassenden Feldes. Erhebliche Folgen sind für die ökonomischen Strukturen in der Landwirtschaft, für das Landschaftsbild, für das Natur- und Kulturerbe, für die Regionalentwicklung und damit für die kulturlandschaftliche Identität zu erwarten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit ressortübergreifenden politischen Handelns im Sinne der Weiter- und Neuentwicklung kulturlandschaftlicher, allem voran landschaftsökonomischer Perspektiven. Darüber hinaus gelang es während der Konferenz, identifizierte Strategien zu benennen und so ein Spektrum möglicher Entwicklungen in den Bereichen Siedlungsraum: von Schrumpfung über Peripherie bis Suburbanisierung Landwirtschaft: von Extensivierung (Brache/Wildnis) bis Intensivierung (Nachwachsende Rohstoffe, Energielandschaften) Tourismus und Marketing (regionale Identität als Marktfaktor) Kooperationen (Städtenetze, regionale Planungsgemeinschaften, Regionalverbände, Landschaftsverbände) Planungskommunikation (Basis der kulturlandschaftlichen Identität) Raumordnung (Gesetze, Planungskategorien) aufzuzeigen. Andere Aspekte wie die Inventarisierung kulturlandschaftlicher Elemente oder die Veränderungen in Schutz und Pflege entwickelter Kulturlandschaften, wie sie derzeit die Diskussionen in der Denkmalpflege oder zu der regionalen Bedeutung von Welterbestätten der UNESCO bestimmen, wurden im Verlauf der Tagung nur am Rande berührt, um die konzentrierte Behandlung der raumordnerischen und landschaftsökonomisch orientierten Schwerpunktthemen zu ermöglichen. Geklärt werden sollte vordringlich die Bedeutung der Idee der Kulturlandschaften für Transformationsräume, weniger die Bedeutung dieser Kulturlandschaft als etablierter denkmalpflegerischer und kulturwissenschaftlicher Kategorie. Die Konferenz Inwertsetzung von Kulturlandschaft im November 2004 in Berlin trug die Ergebnisse der Regionalen Fachgespräche zusammen und diskutierte diese im Vergleich der neuen Bundesländer. Ziel war es, die Eignung der Kulturlandschaften als Qualitätskriterien und differenziertes Leitbild regionaler räumlicher Entwicklungen anhand der Alltagsrelevanz dieses Begriffes, der Idee der Kulturlandschaft, zu überprüfen, um daraus Schlussfolgerungen für Raumordnung und nachhaltige Regionalentwicklung zu ziehen. Während der Regionalen Fachgespräche und der Berliner Fachkonferenz wurden folgende Punkte als wesentlich erkannt und mit ersten Überlegungen zu einer raumordnungspolitischen und regionalplanerischen Neuausrichtung unterlegt: Angleichung: Kulturlandschaften sind allgegenwärtig. Stadt- und Landschaftsräume, Kultur- und Naturlandschaften lassen sich zumindest in Mitteleuropa zunehmend weniger unterscheiden. Landschaft = Nutzung? Kulturlandschaften sind immer weniger Ergebnis anderweitig, also z. B. durch Landnutzung oder Stadtentwicklung motivierter Entwicklungen, sondern immer mehr selbst ein Entwicklungsziel. Ähnlich wie Schönheit, Landschaft etc. sind Kulturlandschaften als Identitäten vor allem qualitativen und weniger quantitativen Beurteilungskriterien unterlegen. Auflösung der Gegensätze: Allein als bedrohte" oder zu bewahrende" wird Kulturlandschaft zukünftig nur noch selten verstanden. Denn der kultur- und sozialgeschichtliche Gegensatz zwischen Stadt und Landschaft, der uns seit der Industrialisierung als strukturell romantisches Motiv der Bedrohung und des Verlustes an Natur, sprich an Landschaft, begleitet und der im Verlauf vor allem des 20. Jahrhunderts zu einer Vielzahl an zunehmend professionalisierten und rechtlich abgesicherten Aktivitäten des Natur- und Heimatschutzes geführt hat, ist in Auflösung begriffen. Im Übergang von der Industrie- zur Kommunikations- und Informationsgesellschaft ist der Gegensatz Stadt Land in Mitteleuropa weder als Raum beschreibender noch als definitorischer hilfreich, da nicht mehr alle Phänomene der Rurbanisierung aufgrund von strukturellen Angleichungen (Kommunikationsnetze, Zugang zu Informationen

69 69 und sozialer wie politischer Beteiligung, Bildungs-, Gesundheits- und soziale Infrastruktur, Wohnformen, Erwerbsarbeitsstrukturen, Naturwahrnehmung etc.) in dem Gegensatzpaar städtisch ländlich sinnvoll zu fassen sind. Diese egalisierende Entwicklung wird aufgrund der zunehmenden Bedeutung virtueller Kommunikationsformen tendenziell noch zunehmen. Schrumpfung: Entwicklungen wie das Schrumpfen" einiger Städte und Regionen sind keineswegs als eine Gegentendenz zu verstehen, die wiederum eine Abkehr von städtischer Dichte und damit eine potenziell ländliche Sozialstruktur mit sich bringen würde, sondern tragen eher zu einer weiteren Grenzauflösung des ehemaligen Stadt-Land-Gegensatzes bei. Denn die Schrumpfung betrifft zum einen nicht die wirtschaftlich starken Metropolregionen, ist also kein flächendeckendes Phänomen. Zum anderen führt die potenziell dünnere Besiedelung einiger peripherer Räume zu einem verstärkten Einsatz virtueller Kommunikationstechniken zum Beispiel im Bereich der Bildung und wird so die Auflösung des Stadt-Land-Gegensatzes eher beschleunigen als diesen Gegensatz stabilisieren. Kulturlandschaften sind keine statischen Raumdefinitionen, sondern Ausdruck einer qualitativen Zielvereinbarung für Transformationsräume. Instrumente und Ziele der Raumordung und Landschaftsentwicklung wie Bewahrung und Entwicklung sind in der generellen Zielstellung gesellschaftlich abgesichert, haben aber im konkreten Fall beispielsweise einer kommunalpolitischen Planungsentscheidung immer wieder Umsetzungsdefizite zu verzeichnen. Szenarien: Der Mangel an kreativer Szenarien- und Bildproduktion war bei allen Regionalen Fachgesprächen offensichtlich. Gefordert wurde eine stärkere Verzahnung zwischen den Entwicklungsperspektiven der Landnutzungen (Prognosen und Szenarien) und den Kulturlandschaftsvisionen (Bilder, regionales Marketing, Tourismus). Dabei ist zu bedenken, dass besonders gesellschaftliche und ökonomische Strukturen im Umbruch historisch glaubwürdige Ankerpunkte und Leitbilder ebenso wie neue, tragfähige Kreisläufe erfordern. Daher ist die Debatte um Kulturlandschaften in den neuen Bundesländern und besonders in altindustriell geprägten Regionen im Umbruch besonders virulent. Wo Kulturlandschaft dagegen selbstverständlich, d. h. stabil ist, werden weniger Impulse benötigt. Kulturlandschaft bzw. kulturlandschaftliche Identität kann auf geographischen und geologischen / ökologischen / ökonomischen / sozialen / sprachlichen Eigenarten ebenso basieren wie auf Landnutzungsstrukturen oder auf Akteurskonstellationen. Auch gemeinsame Problemlagen und Handlungsanforderungen (wie z. B. integrierter Hochwasserschutz, Bergbaufolgelandschaften) ebenso wie Förderinstrumentarien (wie z. B. leader+, regioaqktiv) können neue Kulturlandschaften definieren helfen. Nutzungsänderungen und neue gesellschaftliche Bedeutungen (Deindustrialisierung, Bergbaufolgelandschaften, schrumpfende Städte und Regionen, neue pluriaktive landwirtschaftliche Aufgaben, Tourismus und Freizeit, regionale Wirtschafts- und Verwertungskreisläufe etc.) erzeugen Handlungsdruck und beschleunigen die Erzeugung neuer kulturlandschaftlicher Identitäten. In der Schlussfolgerung wird deutlich, dass die räumliche Aneignung als Bedingung der Definition und Entwicklung einer Kulturlandschaft keineswegs immer an eine konkrete Nutzung gebunden sein muss. Auch eine ideelle Nutzung (Kontemplation, Naturstudien etc.) kann uns einen Landschaftsraum erschließen. Zur Kulturlandschaft wird er allein dadurch, dass es ein Wissen um, eine Wahrnehmung dieses Raumes gibt, durchaus auch medial vermittelt. Kulturlandschaften = Akteurslandschaften: Trotz dieser Erweiterung des Kulturlandschaftsverständnisses wird in der Regel eine konkrete Nutzung, eine direkte Wertschöpfung mit der Identität einer Kulturlandschaft verbunden bleiben. Dabei kommt es in den Kulturlandschaften als Akteurslandschaften weniger auf Besiedelungsdichte oder Wirtschaftskraft an als vielmehr auf die Intensität von Aktivitäten weniger Raumpioniere oder vieler, auch temporärer Raumnutzer. Hinzu kommen Aspekte wie regionale Kommunikation und Aufgabenteilung in Netzwerken. Kulturlandschaft ist eine Frage des Selbstverständnisses wie der inneren und äußeren Aufmerksamkeit für eine Region. Planungsrechtliche wie planerische Instrumente für die Zukunftsherausforderung Kulturlandschaft sind ausreichend vorhanden. Es mangelt aber am zielgerichteten Einsatz von Instrumenten und Fördermitteln.

70 70 7. Anhang Exkursion in den Berliner Barnim Inwertsetzung einer Kulturlandschaft drei Beispiele Die Fachkonferenz Inwertsetzung von Kulturlandschaften wurde abgerundet durch eine Exkursion in der Berliner Barnim, den Nordosten Berlins im engeren Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg. Diese halbtätige Exkursion am , dem Folgetag der Konferenz, hatte das Ziel, anhand umgesetzter, teils auch in Planung und Umsetzung befindlicher Konzepte und Projekte innovative Flächennutzungsstrategien und somit einige der Möglichkeiten der Entwicklung stadtnaher Kulturlandschaften kennen zu lernen und zu diskutieren. Zu diesem Zweck wurden drei Projekte im Nordosten Berlins besucht. Der Wuhlepark bildet den Übergangsraum zwischen den Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf. Die in einem Wettbewerbsverfahren entwickelte Parkgestaltung (Entwurf: Gruppe F, Berlin) berücksichtigt die Anforderungen an eine pflegeextensive Parkgestaltung im Stadtrandbereich und wurde für diesen Ansatz 2003 mit einer Würdigung des Deutschen Landschaftsarchitektur-Preises ausgezeichnet. Der Wuhlepark bildet ein prototypisches Beispiel für die Verbindung eines pflegeextensiven Parks mit einzelnen intensiver gestalteten Höhepunkten für Spiel und Sportnutzungen. Zu diesen zählt auch der Stadtgarten, eine wohnumfeldnahe Freiflächengestaltung mit einem hohen Anteil an Staudenpflanzungen und Mobiliar. Gegenüber dem Park im Wuhletal selbst ist der benachbarte Stadtgarten durch den Stadtbalkon abgegrenzt, der in Form eines Höhensprungs und einer Gabionenfassung intensiv gestaltete Bereiche von extensiven, gleichwohl parkartigen Flächen trennt. Der Wuhlepark wird teils mit Techniken gepflegt, die aus der Landwirtschaft stammen. Der Landschaftspark Wartenberg, dessen Gestaltung ebenfalls in Form eines in 2000 durchgeführten Wettbewerbs ausgewählt wurde, setzt auf die Qualifizierung vorhandener und neuer landwirtschaftlicher Strukturen. Der Landschaftspark ist Teil der Barnimer Feldmark mit verschiedenen Parkimplantaten. Im Vergleich zu diesen setzt der von den Berliner Landschaftsarchitekten plancontext entwickelte Park nicht auf die typische Intimität und gestalterische Intensität einer Parkanlage, sondern auf die Weite des Raumes, in dem einige Waldfraktale, einzelne begehbare Raumplastiken sowie zwei große Achsen eine Gliederung schaffen. Auf Alleen und eine Neuordnung der Wegebeziehungen setzt das Konzept besonders. Der Landschafts-Park betont vor allem die harten Stadtkante, indem der Übergang von der verdichtet und hoch bebauten Großsiedlung Hellersdorf in den offenen Landschaftsraum nicht abgestuft bepflanzt wird, sondern zum gestalterischen Element wird. Die drei Meter hohe Aufschüttung aus der Bauphase der Großsiedlung bleibt als Stadtbalkon erhalten.

71 71 Der Landschaftspark Wartenberg ist eine Art Zwischenstufe in der Entwicklung stadtnaher Kulturlandschaften. Nicht mehr klassischer Park, aber auch noch nicht gestaltete Landwirtschaftsfläche, denn die landwirtschaftliche Nutzung muss sich den gewählten Gestaltungsvorgaben der Landschaftsarchitekten anpassen. Einen weiteren Schritt der Integration von Nutzung und Gestaltung zeigte das dritte Exkursionsziel, die Rieselfelder um Hobrechtsfelde. Nach der Beendigung der Nutzung als Rieselfelder gingen diese an die Berliner Forsten über, die ein neuartiges Nutzungsund Gestaltungskonzept entwickelten, mit dem man zugleich auf den Erholungsdruck auf diese stadtnahen Flächen wie auf die Altlasten im Boden, die nicht mobilisiert werden dürfen, Rücksicht nimmt. Auch spielen Aspekte des Natur- und Artenschutzes auf diesen Flächen eine wichtige Rolle. Anhand eigens definierter Gestaltleitlinien soll die technische Kulturlandschaft erkennbar bleiben und in einzelnen Bereichen auf eine arkadische, naturnah anmutende Landschaftstypologie treffen. So genannte Offenbereiche sollen zu 30 % die Fläche prägen, dazu kommen ebenfalls 30 % Waldflächen und 40 % Halboffenflächen. Hier sind neuartige Waldweideformen und die Nutzung als Energiewald geplant. Aufgrund des planerischen Innovationsgehaltes, vor allem aber aufgrund der erheblichen wasserbaulichen Anforderungen (Altlasten) wird das Projekt Rieselfelder Hobrechtsfelde in der Startphase bis 2006 intensiv wissenschaftlich begleitet.

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