Eine Unterrichtseinheit zu den Drillingsberichten zum Thema: Vorbereitung auf die Deportation
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- Annika Engel
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1 Eine Unterrichtseinheit zu den Drillingsberichten zum Thema: Vorbereitung auf die Deportation Entwickelt von Marieke Hobbeling, Jason Hurrelbrink und Amber Scholten (Studierende im Bachelor Deutsche Sprache und Kultur, RU Nijmegen) 1
2 Hinweise für die Lehrperson Das vorliegende Unterrichtsmaterial beschäftigt sich im Kontext der Drillingsberichte mit dem Thema Vorbereitung auf die Deportion. Das Material ist für niederländische Schüler und Schülerinnen, die im weiterführenden Unterricht mind. zwei Jahre Deutsch gelernt haben, entwickelt worden, lässt sich aber auch für andere Zielgruppen einsetzen. Im Unterrichtsentwurf wird von ca. 15-jährigen Deutschlernenden, auf ca. Niveau A2-B1 (nach GER) ausgegangen. Das Unterrichtsmaterial ist für ca. 120 Minuten Unterrichtszeit konzipiert. Im Rahmen der Unterrichtsmaterialien stehet das Leben der Familie Oestreicher im zweiten Weltkrieg zentral, und zwar die Fragestellungen: Wie haben jüdische Familien damals gelebt? Wie haben sie sich auf eine Deportation vorbereitet? Hinweise zu den einzelnen Aufgaben und Übungen Einführung Lernziel: Einführung ins Thema und persönlichen Bezug herstellen, Vermittlung von nötigem Grundlagenwissen zum Thema Sozialform: Plenum, Einzelarbeit Medium: Zusammenfassung, Arbeitsblätter, Video Zeit: ca. 50 Minuten Das Thema der Unterrichtsstunde wird direkt zu Beginn genannt: Das Thema, das wir heute besprechen, ist Vorbereitung auf die Deportation. Dabei geht es um die Familie Oestreicher, eine jüdische Familie im Zweiten Weltkrieg. Die Lehrperson liest den Schülern eine kurze Zusammenfassung der Geschichte vor, die Schüler und Schülerinnen bekommen den Text und können mitlesen, sie können den Text im Folgenden auch bei anderen Aufgaben verwenden. Fragen auf sprachlicher Ebene werden im Plenum besprochen. Bei der vorliegenden Thematik scheint es wichtig, die Schüler zunächst inhaltlich vorzubereiten. Sollten die Lernenden bereits durch andere Materialien die Geschichte der Familie Oestreicher kennen, kann auf diesen Schritt ggf. verzichtet werden. 2
3 Danach sollen die Schüler in fünf Minuten entscheiden, was sie selbst auf einer Flucht mitnehmen würden. Maximal zwei Dinge können genannt werden. Auf diese Weise wird ein persönlicher Bezug für die Schüler hergestellt. Die Ergebnisse werden gemeinsam im Plenum besprochen, die Begriffe werden an die Tafel geschrieben und die Schüler notieren auch die von ihren Mitschülern genannten Begriffe. Anschließend wird ein Video über das Thema Deportation im Zweiten Weltkrieg gezeigt: Gewählt wurde ein Ausschnitt, in dem die Deportation und das Schicksal der Juden im Vordergrund stehen. Hierdurch bekommen die Schüler einen visuellen Eindruck der damaligen Situation. Während des Videos sollen die Schüler die Aufgabe Bild-Wort Zusammensetzung bearbeiten. Bei dieser Aufgabe müssen sie das richtige Bild mit dem richtigen Wort verbinden, nach Lösung der Aufgabe, korrigieren die Schüler diese selbst. Auch sind die Lernenden aufgefordert, das, was sie nicht verstanden haben, zu notieren. Diese Fragen können nach dem Video besprochen werden. Arbeit mit den Drillingsberichten Lernziel: Intensive Erarbeitung von Textpassagen, Diskussion hierüber Sozialform: Plenum, Gruppenarbeit, Einzelarbeit Medium: Arbeitsblätter: Auszüge aus den Drillingsberichten Zeit: ca. 60 Minuten Die Schüler und Schülerinnen setzen sich selbst mit den Drillingsberichten auseinander. Ausgewählt wurden für diese Unterrichtseinheit die Texte, die über die Vorbereitung auf die Deportation der Familie Oestreicher berichten. In diesen Briefen ist die Angst und Anspannung bezüglich der bevorstehenden Deportation zu bemerken. Eine gewisse Vorbereitung auf die Deportation lässt sich erkennen. Aus den Drillingsberichten wurden die wichtigsten Textstellen zum Thema ausgewählt und transkribiert. Gruppen von ungefähr fünf Personen werden gebildet, jede Gruppe erhält einen anderen Text. Zuerst lesen die Lernenden ihren Text individuell und versuchen, für sich selbst die Frage (anhand des Textes) zu beantworten: Wie hat die Familie 3
4 Oestreicher sich auf die Deportation vorbereitet? Begriffe, die bei dem Lesen nicht verstanden werden, können mit Hilfe des Wörterbuches nachgeschlagen werden. Wenn die Schüler fertig sind, können sie in der Gruppe über die Frage diskutieren. Auf diese Weise lernen die Schüler in verschiedenen Arbeitsformen zu arbeiten und miteinander zu diskutieren. Die Diskussion findet auf Deutsch statt. Um dies zu ermöglichen, werden Redemittel bereitgestellt. In dem Moment, in dem sich die Mitglieder der Gruppe geeinigt haben, formulieren sie kurz (auf Deutsch), was ihre gemeinsame Antwort auf die Frage ist. Dies wird im Plenum besprochen und jede Gruppe beantwortet die Frage Wie hat die Familie Oestreicher sich auf die Deportation vorbereitet? Die Gruppen sollen selbst entscheiden, wer die Frage beantwortet oder ob jeder aus der Gruppe einen Redebeitrag hat. Arbeit mit den Drillingsberichten Lernziel: Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte und Reflexion Sozialform: Plenum, Einzelarbeit Medium: Arbeitsblatt: Quiz Zeit: ca. 10 Minuten Die Stunde wird mit einem Quiz abgeschlossen, bei dem Fragen über das Thema gestellt werden. Damit kann überprüft werden, ob die Schüler und Schülerinnen die wesentlichen Inhalt des Unterrichts verstanden haben. Schließlich folgt noch eine Hausaufgabe: Die Schüler sollen sich selber ein Quiz über das Thema Vorbereitung auf die Deportation ausdenken. Das Quiz enthält insgesamt fünf Fragen. Die Schüler bringen die Quizfragen mit einem Lösungsschlüssel zur nächsten Unterrichtsstunde mit. Auf diese Weise setzen die Schüler sich noch einmal aktiv mit diesem Thema auseinander. 4
5 Arbeitsblätter und Materialien 5
6 Die Drillingsberichte Nr. 26 6
7 Nr. 35 7
8 Nr. 123 Nr
9 Nr
10 Nr
11 Nr
12 Nr
13 Arbeitsblatt: Zusammenfassung Einführung: Lies die kurze Zusammenfassung mit. Kurze Zusammenfassung Von 1933 bis 1945 hatte Adolf Hitler in Deutschland die Macht. Er verwandelte das Land mit seinem Nazi-Regime. Die jüdische Familie Ostreicher lebte auch während dieser Zeit. Der Vater Felix und seine Frau Gerda hatten drei Töchter, Helly, Maria und Beate. Von 1937 bis 1943 schrieb Felix Ostreicher Briefe über das Ergehen seiner Familie und vor allem über die Entwicklung der drei Kinder. Dies sind die sogenannten Drillingsberichte. Die ersten Briefe stammen noch aus Deutschland, darin wird vor allem über die Entwicklung der Kinder geschrieben. Doch schon sehr bald ist die Familie in Deutschland nicht mehr sicher und flüchtet in die Niederlande. Dort angekommen, berichtet der Vater weiter. Sie lernen verschiedene niederländische Städte kennen und die Kinder werden von zuhause aus unterrichtet. Als die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden, wurden die Juden, die dort lebten und dorthin geflüchtet waren, von den Deutschen deportiert. Lange blieb die Familie Ostreicher verschont, doch im Jahre 1943 wurden auch sie deportiert. Nur Helly blieb zurück. Sie war krank und kam in ein Krankenhaus. Anschließend konnte sie untertauchen und überlebte so den Krieg. Der Rest der Familie kam erst in das Durchgangslager Westerbork und anschließend nach Bergen-Belsen. Von dort aus sollte es in einem Zug weitergehen, dieser wurde jedoch von den Alliierten befreit. Die Eltern überlebten nicht. Die drei Mädchen wurden nach Kriegsende wiedervereint. 13
14 Aufgabe 1: Was würde ich auf der Flucht mitnehmen? Entscheide in fünf Minuten, was du auf der Flucht mitnehmen würdest. Du kannst maximal zwei Dinge aufschreiben. Schreibe vollständige Sätze (auf Deutsch) auf, was du mitnehen möchtest. Benutze dabei die Redemittel. Redemittel Aufgabe 1: - die Flucht - Bei meiner Abreise nehme ich Folgendes mit: - Ich nehme mit. - Ich möchte mitnehmen./ Ich würde gerne mitnehmen wollen. - Wichtig finde ich, mitzunehmen. - Meine erste Wahl wäre Antworten deiner Mitschüler/innen: 14
15 Aufgabe 2: Verbinde die passenden Wörter mit dem entsprechenden Bild. Du siehst ein Video über die Deportation der Juden. Sieh dir zuerst die Aufgabe an und ordne dann zu. Die Mütze Die Jacke Die Gleise Die Schuhe Der Koffer Das öffentliche Verkehrsmittel Der Bahnhof Der Zug 15
16 Aufgabe 3: Arbeit mit den Drillingsberichten Bei dieser Aufgabe arbeitet ihr in Gruppen von ungefähr fünf Personen mit den Drillingsberichten. Alle Gruppen bekommen eine Textstelle eines Drillingsberichts. Zuerst lest ihr die Textstelle individuell. Dann arbeitet ihr in der Gruppe und versucht mit Hilfe des Textes die folgende Frage zu beantworten: Wie hat sich die Familie Oestreicher auf die Deportation vorbereitet? Die Redemittel helfen bei der Formulierung einer Antwort. Schreibt (auf Deutsch) vollständige Sätze. Ihr habt 30 Minuten Zeit für diese Aufgabe. Redemittel Aufgabe 3: - In unserem Drillingsbericht geht es um... - Es wird gesagt, dass - Die Vorbereitung geschah folgendermaßen: - Die Familie hat sich wie folgt auf die Deportation vorbereitet - Die Vorbereitung war - Unsere Antwort auf die Frage lautet, - Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass - Unser Fazit lautet 16
17 Aufgabe 4: Quizfragen! Am Ende dieser Unterrichtsstunden gibt es ein Quiz. Die Fragen werden gemeinsam besprochen. Du solltst die Antworten aber aufschreiben. Quizfragen 1. Wieso wurden die Drillingsberichte geschrieben? 2. Nenne eine Art und Weise, wie sich die Familie auf die Deportation vorbereitet hat 3. Nenne zwei Länder, in denen die Familie gelebt hat. 4. Wieso wurde Helly nicht nach Westerbork gebracht? 5. Wer überlebte die Deportation? HAUSAUFGABE: Erstelle selber ein Quiz zu diesem Thema. Denk dir fünf Fragen mit Antworten aus. Bring die Fragen zur nächsten Unterrichtsstunde mit! 17
18 Aufgabe Drillingsberichte Drillingsbericht 26: Auf Landkarten zeigen alle 3 richtig, wo Eisenbahnen sind und wo Meer ist. Auch die wichtigsten Gebäude in den verschiedenen Städten zeige ich ihnen auf den Karten. Das Interesse für diese Bilder ist verschieden, mehr als einmal in der Woche scheint nicht gut zu sein. Dafür fragen sie bei jeder Brücke, aus Eisen, ob das die Elisabethbrücke (in Budapest) sei.. Drillingsbericht 123: Beate marschiert sehr ordentlich jeden Vormittag fast 2 Stunden. Sonntagvormittag sind die Zwillinge mit uns und Beate kann mit der Teta ganz in den Wald gehen. Die Zwillinge liefen gestern vom Beginn der alten Wiese bis zur evangelischen Kirche und dann noch draußen beim Gasbad, wo sie von Frau Dr. Drumm mit dem Kinderwagen fotografiert wurden.. 18
19 Drillingsbericht 181: Es hat doch keinen Zweck sich was zu kaufen, Bücher darf man weder bei der Auswanderung, noch ins Kamp mitnehmen. In den letzten Wochen sind in Zaandam, Hilversum und Utrecht plötzlich ohne Grund Emigranten, d.h. früher deutsche und jetzt staatenlose Juden, einfach ins Kamp geschickt worden. Sie dürfen nur mitnehmen, was sie tragen können, das andere wird versiegelt und wahrscheinlich in Deutschland verkauft.. Drillingsbericht 182: Wir überlegen auch, wie wir die Gefahr ins Kamp zu kommen, möglichst hinausziehen können und möglichst viel von unseren Sachen vor dem Zugriff der Deutschen retten können. Mir ist schon alles egal. Bücher sind zum Teil sicher an Bekannte verkauft, aber Gerda hängt natürlich an den Möbeln usw. Aber man kann doch nicht alles jetzt schon weggeben und mit 2 Hemden und Anzügen leben. Von mir aus können sie die alten Anzüge haben.. 19
20 Drillingsbericht 190: Letzten Donnerstag war hier eine Razzia von Haus zu Haus. Als ich die Polizei unserem Haus nähern fühlte, schickte ich die Kinder hinauf in ihre Zimmer spielen. Helli schilderte dann ihre Erlebnisse: Erst sahen wir nur ein rotes Gesicht und rote Hände, dann erst, dass es eine schwarze Uniform war. Sie blieben ruhig oben und kamen erst nach ½ Stunde hinunter. Helli war die blasseste. Maria sagte zur Omi: Es ist gut, dass du dageblieben bist, sonst könnten wir verhungern. Helli meinte: Wenn sie Omi auch mitgenommen hätten, so müsste Beate kochen, aber wenn das nicht gegangen wäre, so hätte ich Beate und Maria an die Hand genommen und wäre zu Tante Marichen gegangen. Warum nicht zu den Nachbarn? Zu denen darf ich doch nicht in das Haus!. 20
21 Lösungen: Quizfragen 1. Wieso wurden die Drillingsberichte geschrieben? Die Briefe sollten die Familie, die über ganz Europa verteilt wohnte, über das Wohlergehen der Familie Oestreicher informieren. 2. Nenne eine Art und Weise, wie sich die Familie auf die Deportation vorbereitet hat Z.B. Sie haben ihre Bücher verkauft. 3. Nenne zwei Länder, in denenn die Familie gelebt hat. In Tschechien (Karlsbad) und in den Niederlanden. 4. Wieso wurde Helly nicht nach Westerbork gebracht? Sie war krank. 5. Wer überlebte die Deportation? Nur Hellys Schwestern, Beate und Maria. 21
22 Abbildungsverzeichnis Afbeelding Bron Fotograf unbekannt. In: Fotograf unbekannt. In: Autor unbekannt. In: eisen-freizeit/oeffentliche-verkehrsmittel. Drescher, A. (30. August 2013). Der Müllheimer Bahnhof. In: bahnhof-ohne-tieflage-knotenpunkt-werden html. Bildwerck. Die Gleise vor Bergen-Belsen. In: Flitterjahr. Der Zug in Esquel vor der Abfahrt. In: Fotograf unbekannt. Handmacher Schuhe aus Wasserbüffel. In: Lederhttp:// / 22
23 Fotograf unbekannt. BOGNER Mütze Freddy. In: Fotograf unbekannt. Inscene Mädchen Kapuzen-Jacke. In: Kapuzen-Jacke /. Autor unbekannt. In: 23
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