Berater/-in für Pferdefütterungsmanagement
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- Inken Lenz
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1 Leseprobe Berater/-in für Pferdefütterungsmanagement (IST-Zertifikat) Studienheft Angepasste Fütterung Autor Dr. agr. Caroline Lang Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik Anne-Katrin Steinmetz Diplomagraringenieurin
2 Auszug aus dem Studienheft 2 Studienheft Angepasste Fütterung Verfasserinnen: Dr. agr. Caroline Lang Dipl.-Ing. agr. Anne-Katrin Steinmetz
3 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung Evolution und Verhalten Steppentier, Herdentier, Fluchttier Funktionskreise Sozialverhalten Ruheverhalten Fortbewegungsverhalten Futteraufnahmeverhalten Verhaltensstörung Grundlagen der Ernährung Energiehaushalt Eiweißverwertung Bewertung des Energie- und Eiweißgehaltes in Futtermitteln Kurzer Exkurs in die Grundlagen der Verdauungsphysiologie Anatomische Grundlagen Verdauung und Absorption der Futterinhaltsstoffe Verdaulichkeit von Futtermitteln Futteraufnahme und Regulation Pferdegerechte Futtermittel Grundfuttermittel Heu Stroh Silagen Trockensubstanzaufnahme Ergänzungsfuttermittel Erste Rationsberechnungen 41 3
4 4 Inhaltsverzeichnis 5. Bedarfsermittlung Der Erhaltungsbedarf Einfluss phänotypischer Variationen auf die Bedarfsermittlung Der Body Condition Score (BCS) Bedarfswerte für Pferde im Erhaltungsbedarf Energie und Protein Vitamine und Mineralien Rationsberechnungen für Pferde im Erhaltungsbedarf Leistungsgerechte Pferdefütterung Bedarf für Bewegungsleistung Bedarf für Gravidität, Laktation und Wachstum Fütterung von Deckhengsten Fütterungen alter, über- und untergewichtiger Pferde Diätetik Koliken Kreuzverschlag (Lumbago) Durchfälle und Kotwasser Allergien und Unverträglichkeiten Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) Hufrehe und das equine metabolische Syndrom (EMS) Equines Cushing Syndrom (ECS) Polysaccharide Speichermyopathie (PSSM) Hyperkalämische periodische Paralyse (HYPP) 108 4
5 5 Inhaltsverzeichnis 8. Umsetzung in der Praxis Managementinduzierte Fütterungsfehler Technische und managementgebundene Möglichkeiten der Verlängerung der Futteraufnahmezeiten Auswirkungen der Haltung auf die Fütterung Jahreszeitgebundene Rationsgestaltung Problematiken bei der praktischen Rationsumsetzung Tabellensammlung Formel zur Berechnung von verdau licher Energie in Mischfuttermitteln für Pferde Trockenmasseaufnahme Energie- und Rohproteinbedarf für Pferde Empfehlungen für die Mineralstoff- und Vitaminversorgung von Pferden Futterwerttabellen Rationsbeispiele 137 Lösungen zu den Lernkontrollfragen 138 Abkürzungsverzeichnis 149 Abbildungsverzeichnis 150 Literaturverzeichnis 154 Stichwortverzeichnis 158 Hinweis: Um die Lesbarkeit des Textes zu erhalten, wurde auf das Nebeneinander weiblicher und männlicher Personen- und Berufsbezeichnungen verzichtet. Dafür bitten wir alle Leserinnen um Verständnis. QV im Text steht für Querverweis. 5
6 6 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung Kapitel 1 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung 1.1 Evolution und Verhalten 1.2 Steppentier, Herdentier, Fluchttier 1.3 Funktionskreise Sozialverhalten Ruheverhalten Fortbewegungsverhalten Futteraufnahmeverhalten 1.4 Verhaltensstörung 6
7 7 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung Lernorientierung Nach der Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage, X zu erklären, worauf bei der Pferdefütterung zu achten ist, um auf die evolutionär bedingten Bedürfnisse optimal eingehen zu können und Verhaltensstörungen zu vermeiden. Schon im zweiten Abschnitt des Tierschutzgesetz von 1972 steht geschrieben: Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, 1. muss das Tier an seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, 2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden, 3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Um dem Tierschutzgesetz Folge zu leisten und ein Pferd richtig zu ernähren stellt sich also die Frage nach dessen speziellen Bedürfnissen. Dafür muss man die Geschichte und Evolution des Pferdes genauer betrachten. 7
8 8 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung 1.1 Evolution und Verhalten Der Eohippus bildet den geschichtlichen Ausgangspunkt der Evolution des Pferdes. Dieser fuchsähnliche Vorfahre des Pferdes lebte etwa vor Millionen Jahren in den Wäldern Nordamerikas und auch Eurasiens. Mit seiner Schulterhöhe von etwa 40 cm, seinen Pfoten mit vorne vier und hinten drei Zehen, seinem kurzen Hals und dem stark aufgewölbten Rücken war er optimal an seinen Lebensraum angepasst. Vor allem aber sein Gebiss war mit den kurzen und ohne Schmelzfalten versehenen Backenzähnen ideal ausgelegt für weiche Laubnahrung und Früchte (vgl. NOBIS 2000, S. 10 ff. und ZEITLER-FEICHT 2001, S. 10 ff.). Der nächste wichtige Entwicklungsschritt erfolgte über das Miohippus. Seine morphologischen (die äußere Gestalt betreffenden) Veränderungen zeigen, dass er sich zunehmend in die halboffenen und offenen Landschaften der Steppe hinauswagte. Im Erdzeitalter des Miozän, vor rund 25 Millionen Jahren, geschieht der endgültige Übergang vom Laub- zum Grasfresser man spricht vom Merychippus. Am Ende des Miozäns begann die Entwicklung der Vorfahren unserer heutigen Pferde vom Dreizeher zum Einzeher. Der etwa eselsgroße Pliohippus ist für die heutige stammesgeschichtliche Betrachtung der wichtigste Equide (Pferdeartige). Die Rückbildung der seitlichen Zehenstrahlen zu den Griffelbeinen, also hin zum Einhufer, war im Pliozän abgeschlossen (vgl. NOBIS 2000, S. 11). Gegen Ende des Pliozäns spricht man vom modernen Pferd Equus. Betrachtet man den gesamten Evolutionszeitraum, so sind neben dem Größenwachstum noch die Entwicklung zum Einzeher und die Umwandlung der Backenzähne vom niedrigkronigen Höckerzahn zum hochkronigen Backenzahn von großer Relevanz für die Entwicklung zum heutigen Pferd. Die Evolution war darauf ausgerichtet, größere Schritte zu machen (Beinlänge) und die (träge) Masse zur verringern (Ersatz der Muskeln durch Sehen und Bänder) (FRANZEN 2011, S. 23). Somit erhob sich das Pferd auf die mittlere Zehe. Seit ca. einer Million Jahren kann man vom Pferd, wie wir es heute kennen, sprechen. Die Ausprägung der uns heute bekannten Typen ist geprägt durch die Lebensbedingungen, die die einzelnen Populationen in ihrem Umfeld vorgefunden haben, und die Nutzung durch den Menschen. Das äußere Erscheinungsbild, der Körperbau, die Physiologie und das arttypische Verhalten der Pferde sind das Ergebnis einer etwa 60 Millionen Jahre andauernden Entwicklung. (ZEITLER-FEICHT 2008, S. 14) 8
9 9 1. Einführung in die equidengerechte Fütterung Das Grundverhalten aller Pferde ist somit das Resultat eines Millionen von Jahren im Erbgut verankerten Anpassungsprozesses. Generell lässt sich das typische Verhalten von Pferden beschreiben: Pferde sind: 1. Steppentiere 2. Herdentiere 3. Fluchttiere Zwar kam es durch die Domestikation zu morphologischen und ethologischen Änderungen, sie führte aber nur zu quantitativen Verhaltensänderungen, ohne dass dadurch Verhaltensweisen verloren gingen oder neu geschaffen wurden. Letztlich ist also das ursprüngliche Verhalten der Pferde auch nach der Domestikation erhalten geblieben (ZEITLER- FEICHT 2008, S. 14 ff.). Auch wenn die Grundbedürfnisse aller Pferde in etwa dieselben sind, so wird man von Pferd zu Pferd sehr unterschiedliche Charakterzüge feststellen können. Natürlich ist ein jedes Pferd ein Individuum und unterscheidet sich in vielen kleineren Eigenschaften von seinen Artgenossen. Dies ist in erster Linie durch seinen eigenen Charakter und die individuelle Erfahrung bestimmt. Weiterhin wurden aufgrund der individuellen Eigenschaften der Tiere Rassen gezüchtet, die verschiedene Ausprägungen von Verhaltensmerkmalen zeigen. So sind Kaltblüter für ihre eher ruhige Art bekannt, während Vollblüter temperamentvoll und sensibel erscheinen. Laut ZEITLER-FEICHT (2008) ist das Gesamtverhalten eines Pferdes also basierend auf dem Domestikation arttypischen Verhalten, rasseabhängigen Verhalten, Individualverhalten. 9
Der Eohippus. Die Füße besaßen eine weiche Sohle und einen hufähnlichen Nagel an jeder Zehe.
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