MIVEA. Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse
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- Siegfried Diefenbach
- vor 6 Jahren
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1 MIVEA Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse
2 Wissenschaftliche Grundlage Qualitative Zweitauswertung der Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung Ergebnisse entsprechen den Aussagen aktueller Forschungen der Entwicklungskriminologie
3 Menschenbild der MIVEA Der Mensch ist den Umständen nicht hilflos ausgeliefert. Er kann und muss sich den Daseinsbedingungen gegenüber verhalten. MIVEA beschreibt das Verhalten des Probanden in seinen sozialen Bezügen.
4 Idealtypen.. deuten nicht auf Idealverhalten im Sinne von Verhaltensregeln.. deuten eher auf typisches Verhalten Idealtypische Verhaltensweisen bilden in der MIVEA unüberschreitbare Außenpunkte eines Möglichkeitsraumes
5 Mehrdimensionale Vorgehensweise Lebenslängsschnittanalyse Lebensquerschnittanalyse Relevanzbezüge und Wertorientierung Würdigung besonderer Aspekte (Ressourcen, Handicaps)
6 Lebenslängsschnittanalyse Verhalten gegenüber der elterlichen Erziehung Aufenthaltsbereich Leistungsbereich Freizeitbereich Kontaktbereich Delinquenzbereich (abweichende Analysekriterien)
7 Beispiel: Freizeitbereich K-idealtypisch Ausweitung der Freizeit zu Lasten des Schlafs oder des Berufs Nicht vorhersehbare Tätigkeiten (Unstrukturiert) Ausserhäusige Milieuaufenthalte D-idealtypisch Einschränkung der Freizeit für Pflichten Langfristig angelegte Tätigkeiten (strukturiert) Häuslichkeit, bestimmte Orte im sozialen Nahraum
8 Lebensorientierung Zeitperspektive Welche Pläne hat der Proband? Sind die Pläne realistisch? Relevanzbezüge und Wertorientierung Was ist dem Probanden wichtig?
9 Analyse: Lebensquerschnitt Momentaufnahme zur Registrierung eventueller Wendepunkte Bestimmung des Querschnittsintervalls bzw. der Querschnittsintervalle Veränderte Methode: Kriterien statt idealtypischer Verhaltensweisen
10 Querschnittsanalyse (Auszug) K-Kriterien Vernachlässigung der sozialen Pflichten Fehlendes Verhältnis zu Geld und Eigentum Unstrukturiertes Freizeitverhalten Fehlende Lebensplanung (kriminovalente Konstellation) D-Kriterien Erfüllung sozialer Pflichten Adäquates Anspruchsniveau Bindung an geordnete Häuslichkeit (Familie) Reales Verhältnis zu Geld und Eigentum (kriminoresistente Konstellation)
11 Kriminologische Diagnose Stellung der Tat im Lebenslängsschnitt (Idealtypische Verlaufsformen) Kriminorelevante Kriterien und Konstellationen Auswertung der Querschnittsanalyse (auch im Rückblick) Relevanzbezüge und Wertorientierung Besondere Aspekte
12 Idealtypische Verlaufsformen Fünf idealtypische Verlaufsformen fächern einen Möglichkeitsraum auf. Die meisten tatsächlichen Verläufe liegen dazwischen.
13 Idealtypische Verlaufsform Kontinuierliche Hinentwicklung zur Kriminalität mit frühem Beginn Deutlich K-idealtypische Tendenzen in vielen oder allen Lebensbereichen seit der Kindheit Wertorientierung auffällig Idealtypische Prognose ungünstig Intervention: Sozialisierung
14 Idealtypische Verlaufsform Kontinuierliche Hinentwicklung zur Kriminalität mit spätem Beginn Deutlich K-idealtypische Tendenzen in vielen oder allen Lebensbereichen seit der Jugend Wertorientierung auffällig Idealtypische Prognose ungünstig Intervention: Sozialisierung mit Anknüpfungspunkten
15 Idealtypische Verlaufsform Kriminalität im Rahmen der Persönlichkeitsreifung (oder Lebenskrisen) K-idealtypische Tendenzen phasenweise überwiegend im Freizeit- und Kontaktbereich Wertorientierung unauffällig Idealtypische Prognose günstig Intervention: Re-Sozialisierung
16 Idealtypische Verlaufsform Kriminalität bei sonstiger sozialer Unauffälligkeit Durchgehend D-idealtypische Tendenzen Wertorientierung auffällig Idealtypische Prognose offen Intervention: Re-Sozialisierung / Psychotherapie
17 Idealtypische Verlaufsform Krimineller Übersprung Durchgehend D-idealtypisches Verhalten Wertorientierung unauffällig Idealtypische Prognose günstig Intervention: keine
18 Idealtypen der Stellung der Tat im Lebenslängsschnitt Wertorientierung auffällig unauffällig Sozialverhalten auffällig unauffällig kontinuierliche Hinentwicklung zur Kriminalität Kriminalität bei sonstiger sozialer Unauffälligkeit Kriminalität im Rahmen der Persönlichkeitsreifung krimineller Übersprung
19 Prognose Grundsätzliche Prognose an idealtypischen Verlaufsformen orientiert Individuelle Basisprognose unter Berücksichtigung von Abweichungen in den idealtypischen Verlaufsformen und der besonderen Aspekte Interventionsprognose (Behandlungsvorschläge)
20 MIVEA Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse nach Michael Bock: Kriminologie. Für Studium und Praxis 3. Auflage, München 2007 Präsentation: Jürgen Oetting M.A. - Jena
von Rüdiger Wulf Hrsg. von Hans-Jürgen Kerner und Erich Marks im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS)
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