Beiträge der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zur Integration in Österreich
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- Emil Holst
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1 Beiträge der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zur Integration in Österreich Regionales Vernetzungstreffen im Burgenland vom 25. November 2016 Dokumentation
2 Prozessbegleitung: Nedzad Moćević, MA / Dokumentation & Fotos: Adis Šerifović Die Dokumentation wurde in Kooperation mit dem Landesjugendreferat Burgenland und dem Bundesministerium für Familien und Jugend (BMFJ), Abt. I/5, Jugendpolitik erstellt. Wien, 2016 Website BMFJ: Website Jugendreferat Burgenland: 2
3 Übersicht Abbildung 1: Übersichtsgrafik über den Ablauf der regionalen Vernetzungstreffen
4 Einleitung Bei der Herbstbesprechung 2015 der Landesjugendreferate (LJR) sowie dem Treffen der erweiterten Troika am 27. Jänner 2016 jeweils in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familien und Jugend (BMFJ) wurde die Idee der Durchführung regionaler Vernetzungstreffen unter dem Projekttitel Beiträge der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zur Integration in Österreich diskutiert und befürwortet. Aus dieser Motivation, und den positiven Erfahrungen der ersten drei Vernetzungstreffen in Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck fand am 25. November 2016 das vierte in Großwarasdort im Burgenland statt. Das Vernetzungstreffen diente dem Gedankenaustausch und zeigte die aktuelle Situation im Bundesland Burgenland auf. Durch eine Diskussion und die Präsentationen der jeweiligen Herausforderungen, Chancen und Ideen für Good-Practice Beispiele, konnten viele Synergien entstehen, die für eine weitere Zusammenarbeit die Basis bilden. Besonderer Fokus lag auf den Erfahrungen aus der Praxis der Jugendarbeiter/innen, Jugendorganisationen, SozialarbeiterInnen, Hilfsorganisationen, KindergartenpädagogInnen, Landesschulrat/ Schulwesen, AMS, BFI - sowie deren Wünsche und Bedürfnisse an die politischen Akteur/innen wie die Gemeindeverantwortlichen, die Landesregierung oder das Bundesministerium für Familien und Jugend. Landesrätin Mag. a Astrid Eisenkopf bekräftigte, dass zurzeit das oberste Ziel in der Jugendarbeit die Vernetzung der verschiedenen Akteur/innen ist. Im Bezug auf Integration und Flucht erklärte sie, dass das Burgenland das erste Bundesland ist, welches die Wertekurse des Bundesministeriums für Äußeres realisiert hat. Sie betonte zudem, dass das Burgenland keine großen Quartiere hat, um die Qualität der Integrationsbetreuung zu ermöglichen. 400 Kleinstquartiere für geflüchtete Menschen gibt es bereits im Bundesland. Anschließend folgte das Impulsreferat von Sanya Neinawaie, der Integrationsbeauftragten im Land Burgenland mit dem Thema: Von der Exklusion zur Inklusion: Möglichkeiten zur Integration von Jugendlichen. Neinawaie gab Einblick in die Integrationsarbeit des Bundeslandes und bestärkte die Rolle der Jugendtreffs und Vereine, da diese eine wichtige Rolle in der Integration von Jugendlichen spiele. Viele freiwillige Helfer/innen betreuen Deutschkurse für geflüchtete Menschen, jedoch fehlt es ihnen an interkultureller Ausbildung und Know-How um mit gegebenen Herausforderungen umgehen zu können. Unterschiede in 4
5 der Kultur und der Religion, sowie der Umgang mit Kriegs- und Verfolgungstraumata, stellen die freiwilligen Helfer/innen, sowie die Betreuer/innen in den verschiedenen Einrichtungen vor neue Herausforderungen. Sie wies auch darauf hin, dass Integration Zeit braucht und nicht von heute auf morgen funktionieren kann. Mag. a Stephanie Deimel, vom Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit (BoJA), stellte das erfolgreiche Projekt connect vor und wies daraufhin, dass Jugendarbeit auf äußere Umstände der zu integrierenden Menschen schnell reagieren kann. Dabei wäre es auch notwendig, die benötigten Maßnahmen richtig einzusetzen. Man müsse, sowohl geflüchteten Menschen, als auch Betreuer/innen und Bürger/innen Zeit geben um Integration passieren zu lassen, so Deimel.
6 Prozess und Diskussionsergebnisse Abbildung 2: tabellarische Gegenüberstellung von Herausforderungen und Handlungsansätzen Herausforderungen Vernetzung von verschiedenen Institutionen wie Jugendarbeit, Schule, Behörden und aber auch bei den Eltern fehlt. Handlungsansätze Vernetzungstreffen erweitern auf Direktor/innen, Lehrer/innen, Eltern, etc. Hier können bestehende Strukturen und Verbindungen des Landesjugendreferates genutzt werden. Geflüchteten Menschen fehlen oftmals allgemeine Informationen, die den Alltag in Österreich betreffen: Wie finde ich einen passenden Kindergarten für mein Kind? Wann schule ich mein Kind ein? Wo gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten für mich? Eine Anlaufstelle (Beratungsstelle und/oder Hotline), die bestenfalls mehrsprachig ist, kann hier ansetzen und geflüchteten Menschen, auf Augenhöhe, den Alltag und das System in Österreich erklären und dadurch effiziente Vernetzungen schaffen. Es gibt keine offene Jugendarbeit im Burgenland. Bürgermeister/innen sind in ihren Gemeinden gefragt die offene Jugendarbeit als Themenschwerpunkt in ihrer Agenda einzubeziehen. Gleichzeitig kann ein Vernetzungstreffen zum Thema offene Jugendarbeit für Gemeindeverantwortliche geschaffen werden, um Expertisen und Erfahrungen auch bundesländerübergreifend auszutauschen. Ängste und Panik verbreiten sich in der Bevölkerung. Durch Fakten und gemeinsame Gespräche kann der negativen Stimmung entgegen getreten werden. Unaufgeregt an die Sache rangehen, meinte ein Teilnehmer in der Diskussion. Informationsveranstaltungen für die heimische Bevölkerung mit Expert/innen aus dem Flucht- und/oder Migrationsbereich können Rede und Antwort stehen. 6
7 Herausforderungen Geflüchtete Menschen sind traumatisiert. Handlungsansätze Eine Möglichkeit für psychotherapeutische (mehrsprachige) Beratung sollte geschaffen werden. Erschwerte Bedingungen beim Deutschlernen für geflüchtete Jugendliche. Oft wird nur Grammatik vermittelt, aber die Erfahrungen in der Anwendung der deutschen Sprache fehlen. Begegnungsräume, wie Deutschkurs- Cafés können geschaffen werden, wo geflüchtete Jugendliche mit anderen heimischen jungen Menschen in Kontakt treten. Abbildung 3: tabellarische Gegenüberstellung von Feststellungen und offenen Fragen Feststellungen Offene Fragen Das Burgenland hat keine Hotspots von Jugendlichen, da es keine Ballungszentren gibt. Auch Eisenstadt und Oberwart können wohl nicht als solche bezeichnet werden. Wie kann eine bessere Vernetzung der Gemeinden funktionieren? Wie sieht es mit der Gemeinwesenarbeit im Burgenland aus? Welche Möglichkeiten können hier geschaffen werden? Es fehlt an Strukturen für Jugendarbeit im Sinne von offener Jugendarbeit oder Streetwork im Burgenland. Vereine haben vielfach Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen. Wie können solche Strukturen geschaffen werden? Nimmt sich die Landesund/oder die Gemeindepolitik dieser Themen an? Gibt es Seminare und/oder Infoveranstaltungen mit Expert/innen aus dem interkulturellen Bereich für Vereine? Im Burgenland werden zwar SozialarbeiterInnen ausgebildet, allerdings fehlt es an Sozialarbeit in der offenen Jugendarbeit. Wie und wo können Sozialarbeiter/innen eingesetzt werden? Menschen mit Fluchterfahrung werden nicht als humanes Kapital, sondern vielmehr als Bedrohung gesehen. Es fehlt über weite Strecken an Vorbildern in der Öffentlichkeit, die sich positiv gegenüber geflüchteten Menschen äußern. Darf man das Wort fördern durch investieren ersetzen? Wie gehen wir mit der wirtschaftlichen Ansicht um: Es kommen Arbeitskräfte die in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden könnten? Sollen Menschen die in der Öffentlichkeit (z.b.: Politiker/innen, Bürgermeister/innen Forscher/innen und Künstler/Innen), sich
8 Feststellungen Offene Fragen Geflüchtete Menschen sollen sich integrieren Gleichzeitig sind sie aber vielfach von Abschiebung bedroht und können daher schwer Zukunftsperspektiven entwickeln. stärker für Flüchtlinge aussprechen? Wollen wir Menschen, die geflüchtet sind in Österreich wirklich behalten? Können wir dafür gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen? Warum dürfen Flüchtlinge nicht arbeiten? 8
9 Ideen für Good Practice Beispiele Neujahrsempfang für geflüchtete Menschen Es wird eine gemeinsame niederschwellige Veranstaltung geplant, wo geflüchtete Menschen die Möglichkeit haben Anrainer/innen, Vereine und Behörden kennen zu lernen. Traditionen weiterleben lassen Da viele traditionelle Lehrberufe im Burgenland nicht durch heimische Jugendliche nachbesetzt werden, könnten geflüchtete Jugendliche diese erlernen. Zwar dürfen sie keiner Arbeitsbeschäftigung nachgehen, könnten aber diese Tradition (z.b.: Korbflechten, Tischlerei) erlernen damit diese in der österreichischen Kultur nicht verloren geht. Gastronomie mit Deutschlernen In der Gastronomie gibt es die Möglichkeit, schnell in Kontakt mit der heimischen Bevölkerung zu kommen, sowie auch die deutsche Sprache zu praktizieren. Good Practice Beispiele Teamplay ohne Abseits Organisation: Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF) Kontakt: Mit eigens entwickelten Workshops will ZUSAMMEN:ÖSTERREICH das Thema Integration in Fußballvereinen und Einrichtungen für Nachwuchsförderung in ganz Österreich erlebbar machen spannende Integrationsgeschichten, praxisnahe Teamspiele und offene Diskussionen inklusive. TrainerInnen haben damit die Möglichkeit, ihren Teams interessante Vorbilder aus Sport und Integration vorzustellen und zusammen mit diesen IntegrationsbotschafterInnen den Zusammenhalt in ihren Mannschaften zu stärken.
10 10
11 Fazit Das Vernetzungstreffen im Burgenland war für die vielen Teilnehmer/innen aus der Jugendarbeit eine Bereicherung und erste Möglichkeit des Austausches. Unklarheiten und Wünsche konnten an die Vertreter/innen der Landes- und Stadtregierung kommuniziert werden, was eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglichte. Im Laufe des Treffens wurden viele Herausforderungen und offene Fragen diskutiert, die in diesem Rahmen nicht bewältigt werden können. Die Tatsache, dass es keine offene Jugendarbeit im Burgenland gibt, gab Stoff für viel Diskussion und Handlungsbedarf. Die Jugendarbeit, als eine nachhaltige Arbeit für die österreichische Bevölkerung, braucht eine Bereitschaft zur Schwerpunktsetzung in der burgenländischen Politik. Trotz der vielen Hürden, gibt es viele Menschen die bereit sind, ihre Expertise und ihre Zeit für die Frage Wo steht Integration in der Jugendarbeit im Burgenland? zur Verfügung zu stellen und voller Elan an die Sache heran zu gehen. Appelliert wurde nach einer verstärkter Zusammenarbeit und mehreren Vernetzungstreffen der Politik und den Akteur/innen in der Kinder- und Jugendarbeit. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Jugendarbeit im Burgenland, konnten viele Synergien zwischen den Teilnehmer/innen des Vernetzungstreffens entstehen.
12 Bundesministerium für Familien und Jugend Untere Donaustraße Wien
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