Apfelbaum. Materialbeschrieb. Laubhölzer

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Apfelbaum. Materialbeschrieb. Laubhölzer"

Jesko Heintze
vor 6 Jahren
Abrufe

Materialgruppen: Holz > Laubhölzer > Europäische Laubhölzer Materialbeschrieb Der Apfelbaum gehört zur Gattung Malus innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae); sein Holz zählt zu den

Wie beim Birnbaum wird beim Apfelbaum zwischen der Wildform (Malus sylvestris) und der kultivierten Form (Malus domestica) unterschieden.

1 Materialgruppen: Holz > Laubhölzer > Europäische Laubhölzer Materialbeschrieb Der Apfelbaum gehört zur Gattung Malus innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae); sein Holz zählt zu den Harthölzern. Der Apfelbaum mit seinen geringen Ansprüchen an den Boden ist der am weitesten verbreitete Obstbaum Europas. Es gibt ca Kultursorten. Wie beim Birnbaum wird beim Apfelbaum zwischen der Wildform (Malus sylvestris) und der kultivierten Form (Malus domestica) unterschieden. Das Holz der Wildform wird dem der kultivierten Form vorgezogen. Apfelbaumholz ist ein rares Gut und schöne Stämme sind selten, weil die Bäume auch noch Früchte tragen, wenn sie alt und sogar hohl sind. Apfelbaumholz ist zerstreut- und feinporig, schwer, hart, fest, biegsam und dicht. Es ist oft drehwüchsig und mehr oder weniger spannrückig oder hohlkehlig. Es schwindet stark, ist gering dauerhaft und neigt stark zum Werfen und Reissen. Die Splint- und Kernschicht sind deutlich getrennt. Der breite Splint ist rötlich weiss, das dunklere Kernholz hat eine rötlichbraune Farbe. Apfelbaumholz ist schwer spaltbar, lässt sich jedoch ansonsten manuell und maschinell gut bearbeiten, beizen, lackieren, ölen, wachsen und polieren. Es erhält durch Dämpfung einen warmen rötlichen Farbton. Das wertvolle Holz neigt stark zu Formveränderungen (Drehwuchs und Spannrückigkeit). Wegen des geringen Angebots findet Apfelbaumholz nur gelegentlich Verwendung, so z. B. im Kunstgewerbe (Bildhauerei, Drechslerei, Schnitzerei) und als Furnierholz im Möbelbau. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Lateinische Bezeichnung: Italienische Bezeichnung: Französische Bezeichnung: Englische Bezeichnung: Holzapfelbaum Malus sylvestris Melo Pommier Apple tree Gleiche Familie: Zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehören etwa 90 Gattungen. Beispiele sind Rose (Rosa), Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia) und Mispel MATERIAL ARCHIV / 5

2 (Mespilus germanica). Unterarten: Die Gattung Malus umfasst etwa 12 Arten, unter ihnen Kirschapfel (Malus baccata), Japanischer Wildapfel (Malus floribunda) und Asiatischer Wildapfel (Malus sieversii). Ähnliche Arten: Birnbaum Hintergrund Soziologie: Der Begriff «affeltra» ist eine Zusammensetzung aus dem Keltischen afal (Apfel) und tra (Baum) und kommt aus dem Althochdeutschen. Viele Orts- und Flur- sowie auch Nachnamen stehen also in Zusammenhang mit dem Apfelbaum; so z. B. Affeltrangen, Affoltern etc. Mythologie: Die Symbolkraft des Apfelbaums ist gross. In vielen Geschichten und Märchen steht der Apfel im Mittelpunkt und viel Volks- und Aberglaube rankt sich um Frucht und Baum. In der Schöpfungsgeschichte (Adam und Eva im Garten Eden) wird der Apfel mit der verbotenen Paradiesfrucht, Inbegriff von Erkenntnis und Sünde, in Verbindung gebracht. Der Apfelbaum ist der Lebensbaum. Er steht in allen euro-asiatischen Kulturen für Leben, Liebe und Fruchtbarkeit. Im Vergleich zur Birne steht der Apfel mehr für das männliche Prinzip. Herstellung Herkunft, geografische Region: Europa, Westasien Gewinnung: Als Urheimat des Apfelbaums gelten Turkestan und der Kaukasus. Der Apfelbaum ist heute über weite Teile Europas verbreitet und fehlt lediglich im nördlichen Skandinavien und auf der Iberischen Halbinsel. Er ist Bestandteil der Laub- und Kiefernwälder (Waldränder und offene Waldstellen), wo er kräftige und kalkreiche, aber nicht feuchte Böden bevorzugt. Für den lichtbedürftigen und nur langsamwüchsigen Wildapfel werden als Höchstalter 100 bis 150 Jahre angenommen. Eigenschaften Gefüge/Mikrostruktur: fein und zerstreutporig Besonderheiten: Die feinen Markstrahlen und Gefässe sind von blossem Auge nicht sichtbar. Erscheinung MATERIAL ARCHIV / 5

3 Aussehen: Apfelbaumholz ist leicht farbig gestreift, die Jahrringe sind durch wellige Spätholzlinien nur schwach erkennbar. Das kaum glänzende, dekorative Holz weist oft Markflecken auf, was je nach Anwendung stört oder gefällt. Splint rötlich weiss, Kernholz rötlich braun Beständigkeit Biologische Schadensfaktoren: Insektenbefall Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Optische Eigenschaften Holzfehler: Drehwuchs, Spannrückigkeit, Trocknungsrisse Quellen der Kennwerte Wagenführ, R. (2007). Holzatlas. München, Deutschland: Carl Hanser Verlag. Bearbeitung Lieferformen: Apfelbaumholz kommt in geringen Mengen als Vollholz und Furnier (Messerholz, Schälholz) auf den Markt. Fügen und Verbinden: Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: kleben, nageln, schrauben bürsten, gravieren, laserbeschriften, polieren, prägen, sandstrahlen, schleifen bedrucken, beizen, bemalen, bleichen, imprägnieren, lackieren, lasieren, ölen, polieren, wachsen Obstbäume bekommen durch Ölen und Wachsen eine besonders schöne Farbe und Oberflächenqualität. Trennen und Subtrahieren: bohren, drechseln, drehen, feilen, fräsen, hobeln, lasern, raspeln, sägen, schneiden, schnitzen, spalten, wasserstrahlschneiden Trocknung: MATERIAL ARCHIV / 5

4 Langsame Trocknung. Neigung zum Werfen und Reissen. Durch Dämpfung erhält Apfelbaumholz einen warmen rötlichen Farbton. Anwendung Anwendungsgebiete: Drechslerei, Schnitzerei, Holzbildhauerei, Möbelbau, Modellbau, Spielzeugindustrie, Werkzeugfabrikation, Kunsthandwerk Anwendungsbeispiele: Furniere, Möbel, Spielsachen, Werkzeuge, Griffe, Stiele, Leisten, Stangen Intarsien, Drechselarbeiten, Weberschiffchen, Holzschrauben Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: HO-LA Holzarten > Laubhölzer Gewerbemuseum Winterthur: Massivholz > Schublade 16 Quellennachweis Verwendete Quellen: Guggenbühl, P. (2002). Unsere einheimischen Nutzhölzer. Dietikon, Schweiz: Verlag Stocker Schmid AG. Schafflützel, H. (1982). Nutzhölzer. Zürich, Schweiz: Verlag Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, Zürich. Sell, J. (1997). Eigenschaften und Kenngrössen von Holzarten. Dietikon, Schweiz: Baufachverlag AG. Wagenführ, R. (2007). Holzatlas. München, Deutschland: Carl Hanser Verlag. Walker, A. (2007). Atlas der Holzarten. Stuttgart, Deutschland: Eugen Ulmer KG. Weitere Quellen: Expertin / Experte: Serge Lunin Material-Archiv-Signatur: HOL_LAU_EUR 2 MATERIAL ARCHIV / 5

5 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/805 MATERIAL ARCHIV / 5

Ähnliche Dokumente

Buchsbaum. Materialbeschrieb. Laubhölzer

Buchsbaum. Materialbeschrieb. Laubhölzer Materialgruppen: Holz > Laubhölzer > Europäische Laubhölzer Materialbeschrieb Der Buchsbaum (Buxus sempervirens L.) bildet eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Buchsbaumgewächse (Buxaceae) und