Spanplatten. Materialbeschrieb. Materialgruppen: Holz > Holzwerkstoffe > Holzspanwerkstoffe

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1 Materialgruppen: Holz > Holzwerkstoffe > Holzspanwerkstoffe Materialbeschrieb Spanplatten gehören zu den Holzspanwerkstoffen und bestehen aus Holzspänen und Kunstharzbindemitteln, die unter Einwirkung von Druck und Wärme zu Platten verpresst werden. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts werden Spanplatten als Universalprodukt hergestellt. Je nach Aufbau der Späneschichten unterscheidet man verschiedene Kategorien. Einschichtplatten weisen eine gleichmässige Späneschicht auf. Drei- und Mehrschichtplatten bestehen aus einer loseren Mittelschicht und dichteren Deckschichten. Spanplatten mit einem Übergang in der Struktur sind wurf- und windgeschüttet, wodurch bei der Herstellung ein Übergang von der grobspanigen Mittelschicht zur feinen Deckschicht erreicht wird. Die Dichte der Schichten ist von der Feinheit der verarbeiteten Späne abhängig. Spanplatten mit einer besonders feinspanigen Oberfläche lassen sich direkt lackieren oder mit Folie beschichten. Spanplatten sind mass- und formbeständig, die Querzugfestigkeit ist jedoch aufgrund der quergerichteten Spänestruktur gering. Drei- und Mehrschichtplatten verfügen dank ihrem Aufbau (feine, dichte Deckschichten und lockere, meist grobe Mittelschichten) über eine höhere Biegefestigkeit als Einschichtplatten. Spanplatten haben wärmedämmende Eigenschaften. Sie sind brennbar, aber widerstandsfähiger gegen Feuer als Weichholz. Spanplatten lassen sich mit den üblichen Holzbearbeitungswerkzeugen und -maschinen bearbeiten. Dazu sind hartmetallbestückte Werkzeuge zu verwenden, denn die Werkzeugschneiden stumpfen durch die Klebstoffharze schnell ab. Spanplatten kann man sägen, fräsen, bohren und schleifen sowie mit den üblichen Klebstoffen verleimen. Sie werden mit Formfedern, Dübeln oder Schrauben verbunden. Die Oberflächen können lackiert, furniert, beschichtet oder mit Kunststoff belegt werden. Sichtbare Kanten lassen sich mit Anleimer oder Furnierkanten abdecken. Spanplatten kommen aufgrund des kostengünstigen Herstellungsprozesses und der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten im Möbel- und Innenausbau zum Einsatz. Im Innenausbau sind sie für selbsttragende Plattenkonstruktionen wie Deckenverkleidungen, Trennwände und Türen geeignet. Einschichtplatten werden als Füllstoffe oder als Akustikplatten eingesetzt. MATERIAL ARCHIV / 5

2 Abkürzung: Andere Bezeichnungen/Synonyme: Handelsnamen: Englische Bezeichnung: FPY/FPO Flachpressplatten, Rohspanplatten, Holzspanplatten Novopan, Eurospan, Kronospan particleboards Hintergrund Geschichte: Spanplatten werden seit Mitte des letzten Jahrhunderts als Universalprodukt hergestellt. Erst nach einer Reihe technischer Erfindungen wurde es möglich, sie industriell in leistungsfähigen Werken als relativ günstigen Massenwerkstoff zu produzieren. Ökonomie: Spanplatten werden in grossen Mengen und daher zu sehr günstigen Preisen produziert. Ökologie: Auch Spanplatten, die zumindest über ein Gütesiegel wie Lignum 6.5 oder E1 verfügen, werden als ökologisch nur bedingt empfehlenswert beurteilt. Der Kleberanteil ist mit bis zu 8% sehr hoch, ebenso die benötigte Herstellungsenergie. Spanplatten mit der Verklebungsklasse V100G sind zu meiden, da bei der Herstellung giftige Fungizide beigemischt werden. Nach Möglichkeit sind Produkte aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu berücksichtigen. Herstellung Fertigung: Für die Herstellung von Spanplatten werden Abfallholz und preisgünstige Holzarten in Grosszerspanern zu Deck- oder Mittelschichtspänen zerkleinert und diese anschliessend auf 3-5% Holzfeuchte getrocknet und sortiert. Verarbeitet werden Kiefer, Fichte, Tanne, Buche, Pappel und Erle. Zudem dienen Sägereiabfälle wie Schwarten, Spreisel, Sägemehl und Hobelspäne als Grundlage. Entsprechend der Plattendicke wird die jeweilige Menge der Späne durch Abwägen dosiert und dann mit Kunstharzen wie Harnstoff, Melamin oder Phenolharzen eingesprüht. Die Anordnung der Späne erfolgt auf Förderbändern, wobei die Mittelschicht im Wurfsichtungsverfahren und die Decklagen im Windsichtungsverfahren aufgetragen werden. Dadurch gelangen die feineren Späne an die Plattenoberfläche. Heute werden Spanplatten in Contiroll-Anlagen hergestellt, d. h. die Platten entstehen in bis zu 70 m langen kontinuierlichen Pressen. Das beleimte Material wird zwischen zwei endlos verschweissten Metallbändern bei Temperaturen bis 250 C zu einem Endlosstrang verpresst. Anschliessend werden die Platten auf die gewünschte Länge und Breite zugeschnitten und nach Abkühlung im Kühlsternwender im Stapel gelagert, d. h. konditioniert. Eigenschaften MATERIAL ARCHIV / 5

3 Besonderheiten: Unterteilung aufgrund der Rohdichte in 3 Gruppen möglich: Leichte Spanplatten (Rohdichte unter 400 kg/m³): Isolation, Schallschutz, Wand- und Deckenverkleidung Mittelschwere Spanplatten (Rohdichte unter kg/m³): Möbelbau, Tischund Wandplatten, Einbaumöbel, Schiff- und Waggonbau Schwere Spanplatten (Rohdichte über 850 kg/m³): Fussbodenbeläge, Tischplatten, Innenausbau Europäische Normen (EN): EN 309 Klassifizierung nach Herstellungsverfahren EN 312 Klassifizierung nach Verwendungszweck Erscheinung Farbe: Brauntöne Beständigkeit Biologische Schadensfaktoren: Schädlings- und Pilzbefall Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Bearbeitung Lieferformen: Plattenmasse und -stärken variieren je nach Hersteller. Plattenstärken: 8, 10, 12, 16, 19, 22, 25, 30, 40 mm Standardformate: 2800 x 2070, 5600 x 2070 mm Lieferbare Materialqualitäten: P1: Platten für allgemeine Zwecke zur Verwendung im Trockenbereich P2: Platten für Inneneinrichtungen (Möbel) zur Verwendung im Trockenbereich P3: Platten für nichttragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich P4: Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Trockenbereich P5: Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich P6: Hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Trockenbereich P7: Hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich Besonderheiten: Kombinationen verschiedener Lagen in einer Spanplatte sind möglich, so gibt es z. B. Flachpressplatten mit Grobspan-Decklagen (erhältlich unter dem MATERIAL ARCHIV / 5

4 Namen Livingboard Face V100, Verlegeplatten, geschliffen). Fügen und Verbinden: Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: kleben, schrauben schleifen bedrucken, bemalen, beschichten, folieren, folienbeschichten, lackieren, tapezieren Spanplatten können lackiert, gestrichen, lasiert, geölt und gewachst werden. Ein neues Verfahren lässt Spanplatten mittlerweile auch pulverbeschichten. Trennen und Subtrahieren: bohren, fräsen, sägen Veredelung: Spanplatten dienen vor allem als Trägerplatten. Sie werden meist oberflächenbehandelt oder veredelt und nach Art der Oberflächenbeschaffenheit unterschieden: Spanplatten roh (ungeschliffen) Spanplatten geschliffen oder gehobelt Spanplatten flüssigbeschichtet (beschichtet mit einer Flüssigkeit, z. B. Lack) Spanplatten pressbeschichtet mit festem Material (z. B. Furnier, harzgetränktes Dekorpapier, dekorative Schichtpressstoffplatte, Folie) Arbeitsschutz: Bei der Verarbeitung in Innenräumen ist eine Staubschutzmaske notwendig. Anwendung Anwendungsgebiete: Möbelbau, Innenausbau Anwendungsbeispiele: Selbsttragende Plattenkonstruktionen wie Deckenverkleidungen, Trennwände und Türen; Einschichtplatten als Füllstoffe oder für Akkustikplatten Umweltschutz: Der Klebstoffanteil in Flachpressplatten ist sehr hoch, Spanplatten müssen deshalb fachgerecht entsorgt werden. Zum Schutz der Umwelt ist es verboten, Spanplatten in Cheminées, in Holzfeuerungen oder im Freien zu verbrennen. Die entstehenden Schadstoffe belasten Luft und Boden und beschädigen zugleich den Ofen. Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHAW Winterthur Halle 180, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung MATERIAL ARCHIV / 5

5 ETH Zürich Baubibliothek: TDA 1 Gewerbemuseum Winterthur: Holzwerkstoffe > Schublade 6 ZHAW Winterthur Halle 180: BauStoffArchiv Quellennachweis Verwendete Quellen: Europa-Fachbuchreihe (2007). Holztechnik (Europa-Nr.: 40117). Haan-Gruiten: Verlag Europa-Lehrmittel. Kalweit, A., Paul, C., Peters, S., & Wallbaum, R. (Hrsg.) (2006). Handbuch für Technisches Produktdesign. Berlin/Heidelberg, Deutschland: Springer. Autorengemeinschaft des Bildungsnetzes Schweizer Schreiner (2004). Schreiner-Fachkunde A. Dietikon, Schweiz: bin Eigenverlag. Weitere Quellen: Reimer, Jörg (2007). Plattenförmige Holzwerkstoffe. Reinach, Schweiz: Holzwerkstoffe Schweiz, Fachverband des Holzhandels. Mühlethaler, B., & Haas, S. (2004). Natürlich Wohnen und Bauen. Zürich: Beobachter Buchverlag. Gesamtverband Deutscher Holzhandel, (Stand ) Holzplatten AG, (Stand ) Schweizer Holzhandelszentrale SHHZ, (Stand ) Das umfangreichste Baulexikon im Internet, (Stand ) Bauen mit FSC-Holz, WWF Schweiz, assets.wwf.ch/downloads/wwffactsheetfscbauddruck.pdf (Stand ) Wald- und Landschaftsprodukte, e-collection.ethbib.ethz.ch/eserv/eth:29438/eth pdf (Stand ) Holz in Bestform, (Stand ) Merkblatt Holzfeuer, Bundesamt für Umwelt BAFU, (Stand ) Egger Holzwerkstoffe, Rohspanplatten, (Stand ) Expertin / Experte: Serge Lunin Material-Archiv-Signatur: HOL_WER_SPA_1 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/315 MATERIAL ARCHIV / 5