Bella Maremma. Küstentour mit Ausblick: auf der Runde um den Monte Argentario.

Transkript

1 SÜDTOSKANA 122

2 Bella Maremma Auch der Süden der Toskana verzaubert seine Besucher mit mittelalterlichen Städtchen und bezaubernder Landschaft. Und der Rummel hält sich in Grenzen. Küstentour mit Ausblick: auf der Runde um den Monte Argentario.

3 Auch der Süden der Toskana ist ein bekanntes Weingebiet: in der Monteregio di Massa Marittima. Bei schönem Wetter geht der Blick bis zum Meer: auf der Stadtmauer von Massa Marittima. ARMIN HERB text DANIEL SIMON fotos Freunde und Bekannte wollten uns warnen: Die Südtoskana ist recht hügelig. Wussten wir schon. Alle schwärmten von den Maroni, den berühmten Esskastanien. Kannten wir auch schon. Aber dass Maroni für Radler reinste Holper-Parcours bilden können, das hat uns niemand verraten. Kurz vor Prata passiert es. Nach ein paar anstrengenden Höhenmetern geht es wieder bergab durch ein Kastanienwäldchen. Dass die kleinen braunen Früchte der Begierde so schnell auftauchen, damit rechnet keiner. Nach einer unübersichtlichen Kurve zieht sich ein wahrer Igelteppich über die ganze Straßenbreite. Lenker festhalten, langsam drüberhoppeln, dann schnell anhalten. Das hätte schief gehen können. Eine heikle Situation, vor allem bei dem Gedanken, mit dem Hintern in den Stacheln zu landen. Und das am ersten Radeltag. In Deutschland stünde an einer solchen Stelle sicher ein Warnschild: Vorsicht, Kastanien auf der Fahrbahn! Trotz Schrecken wollen wir die Kastanien nicht alle den heimischen Sammlern überlassen, die mit Stöcken die Igel von den Bäumen schlagen. Lenkertasche füllen und weiter geht s voller Vorfreude auf geröstete Maroni zum Abendessen, dazu einen vollmundigen Roten aus Scansano.

4 Das Mittelalter lässt grüßen: das Städtchen Pitigliano im warmen Licht der Abendsonne. Sie führt kurvenreich durch die Hügel und Wälder Richtung Prata. Aber auch das mittelalterliche Dörfchen zeigt uns seine netten Tücken. Als wir die Kopfsteinpflastergässchen, die selbst für einen Cinquecento zu schmal sind, hinaufstrampeln, öffnet sich plötzlich eine Tür und ein Putzeimer ergießt sich auf den Weg. Kein Affront gegenüber ungeliebten Gästen. Nein, das wird eben Was kochen wir heute zum Abendessen? Großer Fischstand am Hafen von Porto Santo Stefano. Wir haben unser Quartier in Massa Marittima bezogen. Der Name hat übrigens nichts mit Meer zu tun, das liegt einige Kilometer weiter westlich. Marittima kommt von Maremma, der Bezeichnung für die gesamte Region. Unser Drei-Mann-ein-Frau- Urlaubsteam entschied sich für das mittelalterliche Städtchen wegen Ernesto. Der Exil-Schweizer und Ex-Radrennfahrer führt dort seit vielen Jahren ein rustikales Biker- Hotel. Eigentlich eher für Rennradler und Mountainbiker ausgelegt. Aber wo Racer unterwegs sind, finden erst recht Trekkingbiker ihre Routen. Mitstreiter lassen sich unterwegs allerdings wenige blicken. Ernestos Tourenskizzen leisten gute Dienste. Und seine Lieblingsroute entpuppt sich als wirklich sehr abwechslungs- und aussichtsreich. Herbstzeit ist Maronizeit. Viele Kastanienbäume stehen direkt an der Straße. Man muss die Maroni nur einsammeln. 125

5 Serpentinen im fröhlichen Auf und Ab: Inselsträßchen am Monte Argentario. dort noch so gemacht wie vor hundert Jahren. An einem kleinen Platz ist Markt. Der Begriff klingt fast übertrieben, da nur drei Stände aufgebaut sind. Einer mit Obst und Gemüse, der andere mit Jeans und Pullovern und der dritte mit selbstgemachten Deckchen. Das kann die Stimmung nicht trüben. Markttag bedeutet Socializing. Alt und Jung trifft sich zu einem Schwätzchen. Wir rollen weiter nach Tatti ein angenehmes Radeln, denn es geht nur bergab. Das Dörfchen wirkt wie ausgestorben. In den steilen, holprigen Gässchen, die wir lieber schiebend absolvieren, zeigt sich keine Seele. Klar, es ist ja Mittagszeit! Endlich Zeit für einen kulinarischen Zwischenstopp. Der Jahreszeit entsprechend gibt s Pasta mit Pilzen und gratis dazu einen grandiosen Blick vom Ristorante bis hinaus zum Golf von Follonica. Zum Glück dürfen danach die vollen Bäuche noch etwas bergab rollen. Zuerst in vielen Kurven durch feuchte Eichenwälder mit bemoosten Stämmen, dann hinaus in die Ebene Richtung Collacchia. Radwege sucht man vergeblich, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Nach dem gemütlichen Downhill müssen wir aber wieder hinauf in die Colline Metallifere, in die Erzhügel, wo bis 1992 noch nach Erzen geschürft wurde. Schmale Spuren im Sand: Ausflug zum Strand zwischen Orbetello und Porto Santo Stefano. 126

6 Aber zuvor darf es noch eine Verschnaufpause im Schilf des Lago dell Accesa sein. Ein fast schon kitschig-schönes Plätzchen inmitten von Weinbergen und alten Landgütern. Monumentale Kulisse für unser Tagestourfinale bildet eine Schweiß treibende Stunde später die Citta Vecchia von Massa Marittima. Ein Platz wie eine Bühne für ein mittelalterliches Schauspiel. Ringsherum der Dom, der Palazzo Comunale, erhabene Herrenhäuser und ein Gewirr an Gassen. Zum Sonnenuntergang steigen wir noch hinauf auf die obere Stadtmauer. Den steilen Aufstieg im Turm mit leicht klaustrophobischen Anflügen belohnt ein gigantischer Ausblick auf Stadt, Land und Meer. Die nächste Tour widmen wir der Kultur zwischen Saturnia und Sorano. Eine wahre Highlight-Route landschaftlich und kunsthistorisch. Wenn nur das Wetter lieblicher wäre. Wer radelt schon gerne in Regenmontur und erntet noch mitleidige Blicke? Macht nichts, dafür erstrahlen die Hügel selbst im Herbst noch im saftigen Grün. Wohl als Entschädigung glänzt am späten Nachmittag das pittoreske Pitigliano in fast unwirklichem Sonnenuntergangslicht. Ein grandioser Abschluss nach einem langen Tag mit vielen Eindrücken: dazu zählt vor allem das kleine Museumsdorf Sovana mit seinen zutraulichen Katzen und die in den weichen Tuff gegrabenen Hohlwege und Höhlenbehausungen bei Sorano. Dazwischen heißt es Rast am Dom: in der sehenswerten Altstadt von Massa Marittima. Hügel rauf, Hügel runter: Sportliches Radeln zwischen Saturnia und Pitigliano. Der Café-Stopp als tägliches Ritual: hier im einladenden Zentrum von Orbetello. 127

7 Und immer wieder gibt es was zu bestaunen: mittelalterliche Städte, heiße Quellen, versteckte Buchten. Museumsdorf Sovana: Einst kamen die Rittersleut, heute die Reiseradler. immer wieder: Hügel rauf, Hügel runter. Ohne Kondition wird die Südtoskana zur Tortur. Vielleicht hätten wir Saturnia besser ans Ende anstatt an den Anfang der Tour gelegt. Die heißen Schwefelquellen lockern nämlich auch müde Radlermuskeln nach unzähligen Bergkilometern. Bei einer Reise in die südliche Toskana darf das Meer nicht fehlen. Vielerorts zeigt sich die Küste nur nicht allzu attraktiv zum Fahrrad fahren. Große Ausnahme: der Monte Argentario, eine kleine Insel, mit dem Festland über drei Dämme verbunden. In Orbetello steigen wir vom Auto aufs Rad um. Aber nur nicht hetzen. Mit den Tagen gewöhnt man sich auch etwas Dolce Vita an. Erst mal einen Espresso trinken und gemütlich schlendern im Etruskerstädtchen. Bevor es, vom Winde verweht, zum Sandstrand geht. Leider ist das Meer schon etwas frisch zum Baden. Gefolgt von hupenden Alfas und Cinquecentos geht es ins nahe Porto Santo Stefano. Eine Art Mini-Monaco mit teuren Jachten in der Marina, schöner Promenade und Luxusvillen in den Hügeln. Danach ist abrupt Schluss mit Dolce Vita. Die Straße windet sich in Serpentinen den Berg hinauf. Links und rechts lassen sich hinter Buschwerk noble Ferienhäuser erahnen. Nach einigen anstrengenden Passagen dürfen wir die erste Anhöhe abhaken. Mit Freude, denn plötzlich ist der Blick frei aufs blaue Meer. Zum Genuss bleibt jedoch wenig Zeit. Zwischen Bougainvilleen und Agaven fällt das Sträßchen wieder steil ab. Aber auch Steilstrecken lässt sich etwas abgewinnen. In einer Haarnadelkurve liegen drei junge Italienerinnen auf einer Mauer und blinzeln in die Sonne, das heißt, hauptsächlich quasseln sie in ihr Telefonino. Aber die Kurve ist wirklich klasse mit super Tiefblick auf einsame Felsbuchten. Der Weg führt weiter hoch über der wilden Küste um die Insel, zwischendurch sogar nur auf einem holprigen Schotterband. Im Sommer radelt es sich hier wohl kaum so still und einsam. Völlig verschwitzt rollen wir in den schnuckligen Hafen von Ercole ein. Jetzt dürfen wir wieder an Dolce Vita denken. Die letzten Kilometer zurück nach Orbetello treten sich fast von alleine. Relaxen und Beine lockern im Schwefelwasser: in den berühmten Quellen von Saturnia. Museum in der Festung: in Porto Santo Stefano. 128

8 Romantisches Plätzchen: Rast am Lago dell Accesa. Infos: Maremma TOURENTIPPS Tour 1: Durch die Colli Metallifere leicht bis mittelschwer, 60 km, meist wenig befahrene Nebenstraßen Massa Marittima Ghirlanda Niccioleta Prata Tatti Collacchia Lago dell Accesa Capanne Massa Marittima Tour 2: Um den Monte Argentario mittelschwer, 40 km, überwiegend wenig befahrene, aber z.t. steile Inselsträßchen, einige Kilometer auf Schotter Orbetello (ggf. Abstecher an den Strand von Bocca dell Albegna) Porto Santo Stefano Punta Lividonia Porto Ercole Orbetello Tour 3: Südtoskana-Highlights leicht bis mittelschwer, 45 km (Stichtour; als Rundtour besser auf zwei Tage verteilen), wenig bis mäßig stark befahrene Landstraßen Saturnia Poggio Capanne Catabbio San Martino sul Fiora Sovana Sorano Pitigliano BESTE REISEZEIT Mai/Juni sowie September/Oktober. Im Hochsommer ist es zu heiß für lange Radtouren. ANREISE Mit dem Pkw über den Brenner oder durch die Schweiz nach Modena, von dort über die A1 nach Bologna und Florenz. Über die mautfreie Autostradale Firenze-Siena bis zur Ausfahrt Poggibonsi, weiter über die Landstraßen 541, 73 und 441 nach Massa Marittima. Mit der Bahn dauert es von München via Florenz nach Grosseto 12 bis 14 Stunden mit zweimal Umsteigen. UNTERKUNFT Albergo Podere Massa Vecchia, Ernesto Hutmacher, I Massa Marittima (GR), Tel /903885, Fax /901838, Sehr sympathisches Radlerhotel mit Pool und Bike-Werkstatt am Stadtrand (vorzügliche Küche!), dazu eine kleine Filiale in der Altstadt. LITERATUR/ KARTEN Bikeline Radatlas Toscana, Radtourenbuch und Karte 1: , 180 S., 14,50 Euro. Kompass Wander- und Bikekarte Nr.651 Maremma, Argentario, Grosseto, Isola del Giglio 1:50.000, 6,95 Euro. Der beste Guide für allgemeine Reiseinformationen: Michael Müller Südtoscana, 256 S., 15,90 Euro. AUSKUNFT Italienisches Fremdenverkehrsamt (ENIT), Kaiserstr. 65, Frankfurt/Main, Tel / , Fax 069/232894, weitere Büros in München und Berlin, Begeisterter Radfahrer und Hotel-Chef: Ernesto Hutmacher. Vorsicht, Rüttelstrecke! Route am Monte Argentario.

9 Foto: Daniel Simon TESTABO JETZT 2 TREKKINGBIKE E TESTEN + GESCHENK NUR 6,50 (statt 9,80 ) TREKKINGBIKE-GLASBECHER-SETR-SET n aus gefrostetem Glas TREKKINGBIKE-TRINKFLASCHE n passt in alle gängigen Flaschenhalter n Füllmenge: 750ml AUCH INKLUSIVE digital FÜR NUR 1 EURO MEHR! HIER DIREKT BESTELLEN: abo.trekkingbike.com/5071b qja, ich teste die nächsten 2 Ausgaben TREKKINGBIKE für 6,50 qzusätzlich bestelle ich das Digital-Abo für nur 1, mehr. Wenn ich bis 10 Tage nach Erhalt der zweiten Ausgabe nichts Gegenteiliges von mir hören lasse, bin ich damit einverstanden, TREKKINGBIKE für mindestens ein Jahr (6 Ausgaben) zum derzeit gültigen Preis von 27, (Deutschland), 36,30 (sonstiges Ausland), inklusive Porto und Versandkosten zu erhalten. Nach diesem Jahr kann ich die Lieferung jederzeit stoppen. Wichtig: Kurzabo-Angebote sind zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur ein Mal pro Haushalt genutzt werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen). Als Geschenk erhalte ich (bitte nur ein Geschenk ankreuzen): das TREKKINGBIKE-Glasbecher-Set (ZTR11) die TREKKINGBIKE-Trinkflasche (ZTR13) der TREKKINGBIKE-Sattelschutz (ZTR05) das TREKKINGBIKE-Buff-Tuch (ZTR18) Aktion: P-5071/B-5072 Anschrift des Auftraggebers Ich zahle per: Bankeinzug (nur mit deutscher Bankverbindung möglich) IBAN BIC D E MASTERCARD VISA Card Gültig bis: Card-Nr. 1 HEFT GRATIS (bei Bankeinzug/Kreditkarte) Rechnung Einzugsermächtigung/SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die Delius Klasing Verlag GmbH (DK) widerrufl ich, den Betrag bei Fälligkeit durch Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. Ich ermächtige DK, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von DK auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, kann ich die Erstattung des Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit DK vereinbarten AGB. Gläubiger-ID: DE03ZZZ *Lieferung solange der Vorrat reicht. TREKKINGBIKE-SATTELSCHUTZ n bei jedem Wetter sicherer Witterungsschutz n wasserdicht n mit patentierter Befestigung zum Schutz gegen Diebstahl BUFF-TUCH n 12 verschiedene Arten zum Tragen n dient bei Bedarf blitzschnell als Mund- und Nasenschutz n die atmungsaktiven Materialien schützen vor Wind und Wasser n hoher Tragekomfort Name, Vorname Straße, Nr. PLZ, Ort Telefon Geburtsdatum Datum und Unterschrift Wichtig: Kurzabo-Angebote sind zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur einmal pro Haushalt genutzt werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen). abo.trekkingbike.com/5071b +49 (0) abo.trekkingbike@delius-klasing.de Delius Klasing Verlag, Postfach , D Bielefeld +49 (0)