Landesverband Sachsen e.v. Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen

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1 Landesverband Sachsen e.v. Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen

2 Impressum: Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen Zitiervorschlag: Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen (Leipzig) Herausgeber Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Sachsen e. V. im Auftrag des Landesfachausschusses Feldherpetologie und Ichthyofaunistik Löbauer Straße 68, Leipzig; Tel.: ; Fax: Internet: Schriftleitung Karla Nippgen Redaktion Steffen Teufert, Karla Nippgen Layout /Satz Uwe Schroeder Redaktionsschluss November 2015 Titelfoto Rotbauchunke (Bombina bombina) in den Papitzer Lehmlachen Foto: Rainer Hoyer Herstellung Kopier- und Bindewerkstatt Zschämisch/Taucha & Kollegen Bezugspreis 6,00 + Versandkosten im Abonnement 9,00 + Versandkosten im freien Verkauf Hinweis der Redaktion: Die Mitteilungen für sächsische Feldherpetologen und Ichthyofaunisten erscheinen ab sofort in der Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik. Die Broschüre ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Art der gewerblichen Weiterverwendung bedarf der Genehmigung des NABU, LV Sachsen e. V. Richtlinien für AutorInnen Die Redaktion bittet, Manuskripte an folgende Adressen einzureichen: Karla Nippgen, karla.nippgen@web.de oder Steffen Teufert, steffen.teufert@t-online.de Alternativ: NABU Sachsen Löbauer Straße Leipzig, landesverband@nabu-sachsen.de Manuskripte bitte als Word-Dokument, Abbildungen separat per einreichen. Digitale Abbildungen müssen, bezogen auf die Größe, eine Auflösung von mindestens 300 dpi aufweisen. Möglich ist auch eine Übermittlung der Daten auf CD. Eine Einreichung von Manuskripten ist darüber hinaus auch weiterhin in schriftlicher Form möglich (2 Exemplare). Zur Abfassung des Manuskriptes bitten wir, folgende Hinweise zu beachten: Die Textabfassung erfolgt in Arial, Schriftgröße 12, Zeilenabstand 1,5. Seitenränder oben, unten, links 2,5 cm, rechts 2 cm. Alle eingereichten Manuskripte werden von Mitgliedern der Redaktion oder weiteren Fachleuten begutachtet. Die notwendigen Änderungen werden den Autoren mitgeteilt. In längeren Manuskripten soll an den Beginn eine Zusammenfassung gesetzt werden. Im Text sollen wenige Abkürzungen verwendet werden. Nicht allgemein übliche Abkürzungen sind zu erläutern. Tabellen sind am Tabellenkopf, Abbildungen sind unterhalb mit einer Legende zu versehen. Tabellen und Abbildungen bitte separat, als fertige Druckvorlagen einreichen. Für jede Abbildung, Tabelle sowie Literaturangabe muss im Text ein entsprechender Hinweis vorhanden sein. Literaturzitate im Text erfolgen nach folgendem Muster: SCHIEMENZ (1980), SCHIEMENZ & BIELLA (1980), FRÖHLICH et al. (1987) bzw. (SCHIEMENZ 1980, SCHIEMENZ & BIELLA 1980, FRÖHLICH et al. 1987). Im Literaturverzeichnis werden die im Text zitierten Quellen nach Autoren alphabetisch geordnet und chronologisch aufgelistet: BLAB, J. (1987): Biologie, Ökologie und Schutz von Amphibien. Kilda Verlag. Greven. SCHIEMENZ, H. (1980): Die Herpetofauna der Bezirke Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt (Amphibia et Reptilia). Faunistische Abhandlungen des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden 7: Autoren erhalten auf Anforderung die pdf-datei ihres Artikels. ISSN

3 Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen Herausgegeben vom Naturschutzbund Deutschland NABU Landesverband Sachsen e. V. und dem Landesfachausschuss Feldherpetologie/Ichthyofaunistik Heft 16 Leipzig, 2015

4 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Die Gundorfer Lachen nach dem Sommerhochwasser 2013 Wolf-Rüdiger Grosse Zusammenfassung Die Gundorfer Lehmlachen am Südrand des nordwestlichen Leipziger Auenwaldes beherbergten Anfang des vergangenen Jahrhunderts umfangreiche Amphibienvorkommen von deutschlandweiter Bedeutung. Aufgrund wasserbaulicher Veränderungen zum Hochwasserschutz in der Elster-Luppe-Aue westlich von Leipzig fielen die Gundorfer Lachen nach dem Jahr 1938 trocken und wurden teilweise verfüllt. Die historischen Aspekte zur Landschaftsökologie mit Sicht auf die Amphibienvorkommen zwischen 1870 und 2015 werden vorgestellt. In Folge des Sommerhochwassers im Jahr 2013 füllten sich die Lehmlachen wieder mit Wasser. Das führte spontan zur Wiedereinwanderung von Rotbauchunke und Laubfrosch und auch zur Vermehrung weiterer Amphibienarten wie Moor- und Grasfrosch, Erdkröte und Teichmolch. Die Bedeutung von Temporärgewässern und von Trittsteinhabitaten für das Überleben von Amphibienpopulationen wird am Beispiel der Gundorfer Lehmlachen und ihrer Umgebung beschrieben. Einleitung Die Schönheit und Vitalität der Auwaldregion ist vor allem durch ihre strukturelle Vielfalt bedingt. Auch heute noch sind die Auenwälder des Elster-Luppe-Gebietes in voller Blütenpracht im Frühjahr wunderschön anzusehen, auch wenn sie beträchtlich von ihrer Ursprünglichkeit eingebüßt haben. Das trifft auch für den nordwestlichen Leipziger Auwald zu. Flussregulierungen führten seit den 1930er-Jahren zum Erlöschen der meisten Amphibienpopulationen (Grosse 2001). Auf der Basis langjähriger Kartierungen lassen sich die Ursachen der Aussterbeprozesse sicher eingrenzen. Meist betrifft es dabei die ohnehin selteneren Arten. Die Rotbauchunke (Bombina bombina) ist dabei von besonderem naturschutzfachlichen Interesse, weil sie aufgrund der genannten Prozesse stark gefährdet ist, auf der Roten Liste Kategorie 2 (stark gefährdet) steht und als Anhang II Art der FFH-Richtlinie geführt wird (Kühnel et al. 2009). Die Vorkommen der Rotbauchunke an der Weißen Elster und Saale sind aufgrund ihrer Lage an der westlichen Arealgrenze der Art in Sachsen und Sachsen-Anhalt besonders bedeutungsvoll (Günther & Schneeweiss 1996). Anliegen des Beitrages soll es sein, einige Etappen der landschaftsökologischen Veränderungen der letzten 100 Jahre in den ehemaligen Gundorfer Lehmlachen in der Elster-Luppe-Aue zwi- 2

5 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 schen Leipzig/Böhlitz-Ehrenberg und Schkeuditz zu skizzieren. Was ist aus den einstmals sehr bedeutenden Amphibienbeständen Deutschlands in diesem Bereich geworden (Dürigen 1897, Hesse 1919)? Lässt sich Zustand der Landschaft und der Erfolg von Artenschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen möglicherweise an der Populationsentwicklung gefährdeter Amphibienarten wie der Rotbauchunke (Bombina bombina) erkennen? Methodik Datengrundlage Für die Beschreibung der Verbreitung der Rotbauchunke wurden die eigenen feldherpetologischen Aufzeichnungen von 1950 bis 2013 und die Daten der Kartierung der Amphibien und Reptilien Ostdeutschlands (Herpetofauna des ehemaligen Bezirkes Leipzig, Bezirksarbeitsgruppe zum Schutz einheimischer Amphibien und Reptilien Leipzig, herpetologische Zentralkartei Ostdeutschland des Zentralen Fachausschusses Feldherpetologie ( Schiemenzdatei ) für die Zeit von 1961 bis 1989 zusammengefasst (Schiemenz & Günther 1994). Diese Daten wurden durch weitere Angaben zur Herpetofauna Sachsens und Sachsen- Anhalts der Landesfachausschüsse Feldherpetologie des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU), der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig und Halle, Amt für Umweltschutz und des Staatlichen Umweltfachamtes sowie etlicher Privatpersonen für den Zeitraum von 1990 bis 2015 ergänzt. Im Ergebnis der Datenanalysen konnten für die Rotbauchunke insgesamt 43 Nachweise punktgenau lokalisiert werden. Die Verbreitungskarten sind mit dem Programm ESRI ArcGIS 9.0. erstellt (Datengrundlage openstreetmap.org). Kurzcharakteristik des Untersuchungsgebietes Das langjährige Untersuchungsgebiet des Autors umfasst seit Ende der 1950er-Jahre die Elster- Luppe-Aue (Nordwestrand der Stadt Leipzig/Sachsen bis zur Mündung der Weißen Elster in die Saale bei Halle-Ammendorf/(Sachsen-Anhalt)), wobei hier nur der Teil der ehemaligen Gundorfer Lachen beschrieben werden soll. Das Gebiet liegt im LSG Leipziger Auwald, genauer westlich des NSG Burgaue (Abb. 1). Es ist ein besonders geschützer Biotop (GB) nach 26 SächsNatschG zwischen Neuer Luppe südlich von Lützschena und dem Stadtrand von Leipzig, Stadtteil Bölitz-Ehrenberg. Das Gebiet liegt am Südostrand des Mitteldeutschen Trockengebietes (im Mittel mm Niederschlag pro Jahr) (Sauerstein 1991). Die mittlere Temperatur beträgt im Juli 18 C. Das Gebiet besteht aus einem vielgestaltigen Habitatmosaik. Die unmittelbare Umgebung des Gebietes im Süden bildet ein Streifen größtenteils extensiv bewirtschaftetes Grünland. Weiter südlich schließt sich der Bienitz an (Grosse 2014). Im Norden, 3

6 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 1: Bienitz und Gundorfer Lachen (blau) (verändert nach LV Sachsen, etwa 1923). Westen und Osten grenzen die Forsten von Böhlitz-Ehrenberg und das NSG Burgaue an. Die weiter nördlich gelegenen alten Lehmstiche von Quasnitz (verschieden alte Lehmabbaufelder zwischen 1860 und 1900 auf einer Gesamtfläche von ca. 50 ha, s.u.) sind durch Wald ( Der Kanitzsch ) von den Gundorfer Lachen getrennt. Zusätzlich existiert seit Beginn der 1950er-Jahren bei Böhlitz-Ehrenberg eine große Müllkippe als Barriere. Die Gundorfer Lachen entstanden in Folge der Gewinnung von Auelehm etwa um 1900 und dehnten sich bis 1934 nach Norden und Osten (Richtung Gundorf) aus (Abb. 1). Die Anbindung der Gewässer an den Auwald schaffte eine klimatisch begünstigte Lage für viele Amphibienarten (Grosse & Zitschke 1995). Historische Aspekte zur Landschaftsökologie Eine Besonderheit der Leipzig-Schkeuditzer Auen ist seit je her ihre unmittelbare Lage im Bereich der Siedlungen (Abb. 2; vgl. Naumann 1926, Müller & Zäumer 1992). Durch den gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung verbunden mit der Industrialisierung kam es ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt zur Anlage von Gruben (Rohstoffabbau), die in der Regel nach dem Aushub der Natur überlassen wurden. Dadurch entstand von Nord (Lützschena, Quasnitz, Modelwitz) quer durch die Aue nach Süd (Stadtrand von Leipzig/ Böhlitz-Ehrenberg, Rückmarsdorf/Dölzig) ein großes Mosaik von kleinen Feuchtgebieten und Gewässern (Grosse 2006). Die Quasnitzer Lachen, heute noch in Resten des Forstrevieres Quasnitz, der Waldspitze und des Hakenteiches an der Roten Luppe sichtbar, wurden am Auenrand von Wiesen und extensiv genutzten Kleinäckern begrenzt. Diese umgaben wiederum Auenwaldreste mit alten Eichen-Ulmen-Beständen (Müller 1995). Hier endete auch zum Hochwasserschutz in der Nordaue nach 1850 die alte Flutrinne. Sie leitete die Hochwasser 4

7 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 der Weißen Elster und Luppe nach Westen in die Zentralaue zwischen Lützschena und Gundorf. Die Flutrinne war in flachen und teilweise natürlichen Bodensenken angelegt. Historische Messtischblätter von 1907 zeigen nördlich des Leipziger Bienitz erste Lehmgruben im Westteil des Kanitzsch (fast bis zum Zschambert-Bach), die die Gundorfer Lachen begründeten. Sie weiteten sich bis 1923 nach Osten fast bis zum Ortsrand Gundorf aus. Nach Norden erreichten sie stellenweise das Flussbett der Alten Luppe und bildeten ein über 100 ha großes Feuchtgebietmosaik. Typisch für das Mosaik war, dass in dem Gebiet relativ eng beieinander Gewässer unterschiedlichsten Alters existierten. Damit hatten Pionierbesiedler unter den Amphibien und Reptilien genauso immer wieder Abb. 2: Lage des Untersuchungsgebietes und Vorkommen der Rotbauchunke, rote Kreise Vorkommen in Leipzig zwischen 1938 und 1990, neue Lebensräume wie Arten, die gestandene ältere Gewässer bevorzugen. Die gelbe Kreise Vorkommen 2013 bis Dynamik der Flusslandschaft schuf dazwischen ein Netz aus Temporärgewässern wie Tümpel, Druckwasserstellen und Flutungswiesen, die kurzzeitiger Massenvermehrung von Amphibien Vorschub leisteten. Durch das von der Stadt Leipzig 1930 in Angriff genommene und mit dem Bau der Neuen Luppe 1938 vollendete Luppe-Regulierungsprojekt wurde die Überflutung der Nordaue vollends ausgeschaltet. Die Neue Luppe wurde teilweise auf der alten Flutrinne angelegt und zieht sich in der Form eines gewaltigen S vom Nordrand der Aue nach Süden hin bis zur Autobahn A 9 (Abb. 2). Die Einrichtung eines Naturschutzgebietes im Jahre 1938 konnte das Austrocknen der berühmten Gundorfer Lachen nicht mehr verhindern (Müller & Zäumer 1992, Zäumer 1996, Zitschke 1998). Große Teile der ausgetrockneten Senken der ehemaligen Lachen wuchsen schnell zu und wurden zu Erlen-Birken-Bruchwald. Im Mittelteil der Lachen begann man bereits 1938 Bauschutt einzutragen und siedelte dort einen Tierzuchtbetrieb an. Der 5

8 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Pfingstanger, nördlich der Straße von Gundorf nach Lützschena im Luppebogen zwischen Gundorf-Hainicher Weg und Schlobachs Hof wurde zwischen 1978 und 1980 einplaniert und zur Ackerlandgewinnung mit Bodenaushub von Leipzig Grünau aufgefüllt. Damit war wohl das größte benachbarte Feuchtgebiet nördlich der Gundorfer Lachen zerstört. Die Neue Luppe wirkt bis heute als riesige Drainage in diesem Auenwaldbereich. Zum Wald hin entstand ein bis zu 5 m hoher Damm. Aus dem Elsterbecken in Leipzig mit seinem Wehr wird die Neue Luppe (Kanalluppe) geregelt mit Wasser versorgt. Die Nahle als Seitenarm der Weißen Elster erhielt ebenfalls ein Wehr (im Deichfuß), über das bei Hochwasser der gesamte Auenwald zwischen Leipzig Leutsch und Kleinliebenau geflutet werden kann. Die Flächenflutungen der Leipziger Nordaue Aue verringerten sich von 350 ha im Jahre 1938 auf ganze 13 ha Eine Ausnahme bildete das Jahr 1994, wo bei Extremhochwasser von März bis April über 60 ha Auenwald geflutet waren. Der Flutungszeitraum der Auen ist gerade für die Amphibienentwicklung ganz ausschlaggebend: Waren noch 1935 etwa 3 Monate die Regel, betrug er noch 70 Tage im Jahr und durchschnittlich 30 Tage und weniger (Grosse 2001, 2006). Im Jahre 1983 erfolgte eine kurzzeitige Überflutung fast der gesamten Elster-Luppe-Aue und vernichtete durch Eintrag phenolhaltigen Flusswassers die letzten bedeutenden Amphibienbestände. Im Jahre 1986 brachte das Hochwasser wiederum toxisch hoch belastetes Elsterwasser in die Aue. Nur wenige Randbereiche wurden davon verschont. Die Selbstreinigung der Flüsse hatte sich schon seit etwa 100 Jahren durch die Einleitungen ungeklärter Haushaltabwässer und die Abwässer der im Süden Leipzigs angesiedelten Karbochemie erschöpft. Eine autochthone Wildfischfauna der Weißen Elster und Luppe gab es nicht mehr. Nach solchen Hochwasserübertritten waren die überfluteten Bereiche und deren nähere Umgebung auch ohne jedes amphibische Leben. Die Gundorfer Lachen und das Hochwasser 2013 Dürigen (1897) und Hesse (1919) erwähnen die große Artenvielfalt von Amphibien in dem Untersuchungsgebiet und messen ihr teilweise auch eine deutschlandweite Bedeutung zu. In seinen Erinnerungen beschreibt Füge (1976) ebenfalls die großen Bestände von Laubfröschen, Rotbauchunken und Moorfröschen in den Gundorfer Lachen. Er fand in dem Gebiet auch alle drei Krötenarten, wovon die Wechselkröte wohl die häufigste war. Die Erdkröte ordnet er mehr den Waldgewässern und Altarmen oder dem Dorfteich Gundorf zu, während die Kreuzkröte häufiger südlich Richtung Bienitz und Schönauer Lachen vorkam. Die Knoblauchkröte war von je her seltener und von den Grünfröschen kamen in großer Zahl Teich- und Seefrosch vor. 6

9 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Prägend für die gesamte Leipziger Nordwestaue war die Rotbauchunke. Ihre Rufe lagen wie eine Schallglocke über der Aue. Die Rotbauchunke war bis 1989 nach Schiemenz & Günther (1994) noch in sieben MTBQ der Stadt Leipzig präsent. Allerdings summierten sich die MTBQ-Darstellungen über fast 20 Jahre auf! In den feldherpetologischen Kartierungen nach dem Jahr 1990 wird die Rotbauchunke für Leipzig nicht erwähnt (Zöphel & Steffens 2002). Gegenwärtig finden sich zwei Vorkommen im nördlichen Stadtgebiet, wovon das Auftreten in der Lützschenaer Aue auf die Wiederausbreitung der Art in den Papitzer Lehmlachen (NSG Luppeaue) zurückzuführen ist (Grosse & Zitschke 1995, Rasch 2007, Grosse 2013)(Abb. 2). Ehemalige Vorkommen der Art in Leipzig (Quasnitz/Waldspitze, Leutsch, Möckern, Gohlis, Lindenthal) sind erloschen. Das trifft auch auf randständige Vorkommen nördlich Dölzig, Kleinliebenau oder östlich in Leipzig Richtung Wurzen zu. In der Südaue von Leipzig war die Art seit je her außerhalb der Stadtgrenzen vereinzelt vertreten. Hier hat sie heute noch ein sicheres Vorkommen in den Kulkwitzer Lachen (Grosse & Tschierschke 2010,2011). Auch in den Gundorfer Lachen waren die Rotbauchunken bereits seit Beginn der 1980er-Jahre aufgrund der Habitatverluste (Austrocknung), Mülleinträge und Vergiftung durch phenolhaltige Hochwässer ausgestorben (Grosse 2006). Eine kleine Population (2011 etwa 10 Rufer) überlebte im Kleewinkel, einem kleinen Feuchtgebiet zwischen Gundorf und dem Bienitz. Diese verschilfte Feuchtwiese zwischen Bahndamm und Bienitz beherbergte neben den Rotbauchunken auch Laub-, Moor- und Teichfrösche, Erdkröten, Kamm- und Teichmolche (Grosse 2014). In dem feuchten Frühjahr 2012 und 2013 riefen einige Unken sogar nördlich des Bienitz in einer Ackersenke, die etwa 200 m südlich der Gundorfer Lachen liegt. Diese hatte Anfang Mai in tiefen Ackerfahrspuren Wasser, wo die Unken sich aufhielten. Als in Leipzig wegen des anstehenden Hochwassers 2013 das Nahle-Wehr gezogen wurde, überflutete das Wasser den gesamten Auenwald südlich der Kanalluppe. Wenige Tage nach der Flutung auch der Gundorfer Lachen riefen in den wiedererstandenen Waldtümpeln etliche Rotbauchunken: Westteil 3 Rufer, Mitte 5 Rufer und Ostteil mindestens 10 Rufer (auch Delling pers. Mitt.) (Abb. 3, 4). Daneben konnten in den Gundorfer Lachen im Sommer 2013 folgende Amphibienarten nachgewiesen werden: Kammmolch, Teichmolch, Laubfrosch, Erdkröte, Moorfrosch, Grasfrosch und Teichfrosch. Bei der Rotbauchunke, dem Laubfrosch und dem Teichmolch wurden Larven/Juvenes gefunden. Bis zum Frühjahr 2014 waren die Reste des Hochwassers von 2013 versickert. An zwei kleinen Feuchtstellen im Mittelteil der Gundorfer Lachen konnten im April juvenile Rotbauchunken, Laich vom Moor- und Grasfrosch und Teichmolche nachgewiesen werden. Unkenrufe waren 7

10 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 3: Geflutete Gundorfer Lachen im Frühjahr Foto: W.-R. Grosse Abb. 4: Rufendes Männchen der Rotbauchunke. Foto: R. Hoyer im Juni im Kleewinkel zu hören (Grosse 2014). Am Südrand der Gundorfer Lachen sonnten sich Laubfrösche im Gebüsch. Weitere Begehungen des Gebietes im März und April 2015 belegen eine weitere Austrocknung der Gundorfer Lachen. Im Mittelteil lag in einer Wildschweinsuhle ein Laichballen vom Grasfrosch und in braungefärbten Pfützen in der Grubensohle etwa 15 Laichballen vom Moorfrosch, die aufgrund der extrem hohen Konzentration an Ionen (Huminsäuren?) keine weitere Entwicklung zeigten. Zwei adulte Moorfrösche wurden im Wald beobachtet. In der Senke am Wegrand auf der Südseite fanden sich 20 Laichballen vom Moorfrosch und zwei tote Erdkröten. Rotbauchunken wurden 2015 trotz intensiver Suche weder in den Gundorfer Lachen noch im benachbarten Kleewinkel gefunden. Im Mai konnte G. Delling in den Gundorfer Lachen trotz der Trockenheit noch den Teichfrosch und den Laubfrosch nachweisen. 8

11 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 5: Trockengefallene Gundorfer Lachen Foto: W.-R. Grosse Abb. 6: Laich vom Moorfrosch in Pfützen am Boden der Lachen. Foto: W.-R. Grosse Ausblick Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in den Leipziger Nordauen große Amphibienpopulationen. Seit etwa 1930 ist die Bestandentwicklung der Amphibien in den Gundorfer Lachen rückläufig, was sich ab den 1950er-Jahren noch drastischer als vorher zeigte (Grosse 2001). Von den Amphibien der Aue ist die Rotbauchunke derzeit eine der gefährdetsten Arten. Nach Schätzungen von Zitschke (1996 a) lebten 1950 in der Aue etwa 3000 Tiere, davon knapp 2000 im Gebiet der Gundorfer, Quasnitzer und Papitzer Lehmlachen. Interessanterweise waren die Unken nördlich der Luppe unterseits auffällig gelborange (Dürigen 1897). Zitschke (1996 b) führt das auf die Beeinflussung der Gewässer durch einen Salzstock zurück. Die Vorkommen südlich der Kanal-Luppe in Richtung Leipzig-West bestanden aus rotbäuchigen Unken. Die noch bis 1988 weiter westlich in der Elser-Luppe-Aue existierenden Vorkommen in Richtung Ermlitz, Raßnitz und Ammendorf in Sachsen-Anhalt sind bis Ende der 1980er-Jahre 9

12 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 ebenfalls erloschen (vgl. Sy & Meyer 2001). Das Vorkommen in der Tongrube östlich Merseburg ist das letzte Vorkommen aus einem ehemaligen geschlossenen Verbreitungsgebiet zwischen Leipzig und Halle/Merseburg (Grosse 1996 b; 1999 etwa 15 rufende Männchen, 2014 > 200 Rufer). Nur durch gezielte Anlage/Aufwertung von Trittsteinhabitaten könnten hier Wiederausbreitungen der Rotbauchunke und des Laubfrosches erreicht werden. Bestandsschwankungen wie bei der Rotbauchunke sind besonders an Arealgrenzen einer Art zu beobachten, wo Umweltfaktoren schnell für den Bestand limitierend wirken können (Sy & Meyer 2001). Alle bisherigen Schutzbemühungen konnten wenig gegen den Gesamttrend erreichen, auch wenn die beiden verbliebenen Populationen durch gezielte Artenhilfsmaßnahmen im letzten Jahrzehnt gestärkt wurden (Merseburg, Papitz). Eine vage Hoffnung bot das 1994 gestartete Entwicklungskonzept der Leipziger Auen der Sächsischen Landesregierung, wo über den Bauerngraben eine Wasserdynamik in der Waldspitze aufgebaut wurde (Zäumer 1996, Mäkert & Zitschke 2001). Leider fehlte die Dynamik der Wasserführung (Grosse 2006). Der Bauerngraben füllte dauerhaft die Lehmlachen der Waldspitze, so dass diese zu Fischteichen wurden. Es fehlte an habitatbegleitenden Tümpeln und Flutungswiesen. Derzeit finden sich hier nur noch Erdkröten und Teichfrösche zur Fortpflanzung ein. Die Wassertiefen von 1-3 m und der Eintrag von Fischen bei den Hochwässern 2002 und 2013 lassen keine anderen Amphibienarten siedeln. Seit 2006 konnten keine Kamm- und Teichmolche, Laubfrösche und Knoblauchkröten mehr nachgewiesen werden. Hoffnung gibt derzeit ein neues Projekt der Stadt Leipzig zur Flutung der Alten Luppe zur Sicherung auentypischer Wasserverhältnisse (Putkunz 2011, Steuer 2014). Bis nach Sachsen-Anhalt sollen dabei 40 km Fließgewässer wieder renaturiert werden. Das Projekt wurde 2012 gestartet und soll auch zu einer gezielten ständigen oder ephemeren Vernässung weiter Uferbereiche beitragen. Haben diese Stellen den Charakter von Tümpeln und Flutungswiesen, könnte eine Rückkehr von Rotbauchunken, Laubfröschen und Knoblauchkröten bewirkt werden. Dann müssen durch Trockenfall die Fische in den Amphibienhabitaten eliminiert werden. Eine dauerhafte Wasserführung mit Fließcharakter hat sich für die Amphibienpopulationen nicht als nützlich erwiesen (s. Waldspitze). Die Beobachtungen an den Gundorfer Lachen zwischen 2013 und 2015 belegen eindrucksvoll die Notwendigkeit von Tümpeln für die Amphibienpopulationen. Weiterhin wird gezeigt, wie wichtig bei den kurzzeitig entstehenden Amphibienhabitaten eine kleine Spenderpopulation wie im Kleewinkel war, die zumindest über drei Fortpflanzungsperioden eine Wiederausbreitung wertvoller Arten von Amphibien der Aue ermöglichte. 10

13 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Danksagungen Meinem Freund Roland Zitschke danke ich für zahlreiche Zuarbeiten und viele anregende Diskussionen, für die Unterstützung dem Regionalverband Leipzig des Nabu (Archiv) und dem Landesverband Sachsen des Nabu und Herrn G. Delling und N. Jäger für die Überlassung ihrer Felddaten aus den Jahren 2010 bis Literatur Dürigen, B. (1897): Deutschlands Amphibien und Reptilien. - Creutz, Magdeburg. Füge, M. (1976): Feldherpetologische Untersuchungen in der Stadt Leipzig und Umgebung (im Zeitraum ). Unveröff. Manuskr. Grosse, W.-R. (1969): Die Verbreitung von Lurchen und Kriechtieren im nördlichen Leipziger Auwaldgebiet. - Aquarien und Terrarien, Leipzig 16: Grosse, W. R. (1977): Analyse der Entwicklung der Herpetofauna einer ursprünglichen Auenwaldlandschaft. IV. Beitrag zur Herpetofauna des Leipziger Auenwaldes. Ein Vergleich der Waldecke (bei Lützschena) und der Papitzer Lehmstiche (bei Schkeuditz). Hercynia N. F. Leip zig 14: Grosse, W. R. (1980): Die Kulke ein Altwasser im Auenwald. Hercynia N. F. Leipzig: Grosse, W.-R. (1984): Zur Biotopwahl des Laubfrosches, Hyla a. arborea (L.). - Hercynia N.F., Halle 21: Grosse, W.-R. (1996 a): Zur Methodik der Erfassung der Laubfroschbestände in der Elster- Luppe-Aue. - Jahresschrift Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, Leipzig 3: Grosse, W.-R. (1996 b): Vorkommen und Habitatwahl der Rotbauchunke im westlichen Leipziger Auenwald (Sachsen). - Rana, Rangsdorf, Sonderheft 1: Grosse, W.-R. (1998 a): Wanderungen der Juvenes und Rufe des Laubfrosches (Hyla arborea (L.) (Anura, Hylidae) im Herbst. - Salamandra, Rheinbach 34: Grosse, W.-R. (1998 b): Phänologie und Wachstum des Laubfrosches im Sommerlebensraum. - Jahresschrift Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, Leipzig 5: Grosse, W.-R. (2001): Die Elster-Luppe-Aue bei Schkeuditz (Sachsen): historische Entwicklung und Konsequenzen für die Amphibienfauna.- Z. f. Feldherpetol., Bochum 8: Grosse, W.-R. & R. Zitschke (1995): Übersicht zu den Amphibien und Reptilien der Papitzer Lehmlachen im NSG Luppeaue (Regierungsbezirk Leipzig). - Jahresschrift Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, Leipzig, 2: Grosse, W.-R. & A. Tschierschke (2010): Verbreitung der Lurche (Amphibia) in der Stadt Leipzig (Sachsen). Teil 1. - Jahresschr. für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, H. 12: Grosse, W.-R. & A. Tschierschke (2011): Verbreitung der Lurche (Amphibia) in der Stadt Leipzig (Sachsen). Teil 2. - Jahresschr. für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, H. 13: Grosse, W.-R. (2014): Die Amphibien und Reptilien des Bienitz in Leipzig: historische Entwicklung und aktuelle Verbreitung. Naturschutzarbeit in Sachsen 56 Jahrgang: Günther, R. & N. Schneeweiss (1996): Rotbauchunke Bombina bombina (Linnaeus, 1761) In: Günther, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Gu stav Fischer Verlag Jena. Hesse, E. (1919): Herpetologische Beiträge. I. Die Amphibien und Reptilien des Leipziger Gebietes. - Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, Stuttgart 30: Kühnel, K.-D., Geiger, A., Laufer, H., Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und 11

14 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Gesamtartenliste Lurche (Amphibia) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): Müller, G. K. (1995): Die Leipziger Auen. Bestandsaufnahme und Vorschläge für die Gebietsentwicklung. - Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 1, Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung, Dresden. Müller, G. K. & U. Zäumer (1992): Der Leipziger Auenwald - ein verkanntes Juwel. - Leipzig (Urania). Naumann, A. (1926): Vom Auenwald. - Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Dresden 15: Putkunz, J. (2011): Lebendige Luppe attraktive Auenlandschaft: Wiederherstellung ehemaliger Wasserläufe der Luppe im nördlichen Leipziger Auwald. UFZ-Bericht 06/2011: Rasch, C. (2007): Anstrengungen für die Rotbauchunke in den Papitzer Lachen. Naturreport Leipzig und Umgebung, Jahrg. 2007: Sauerstein, U. (1991): Die gegenwärtige landeskundliche und vegetationskundliche Situation der Naturschutzgebiete Papitzer Lehmlachen und Großes Gehege. - Diplomarbeit Botanisches Institut Universität Leipzig, unveröff. Sauerstein, U. & R. Zitschke (1996): Das nordwestliche Auengebiet. Lage, Geologie Klima, Wasserverhältnisse. - In: Nabu Kreisverband Leipzig (Hrsg.): Natur und Naturschutz im Raum Leipzig 2: Schmidt, C., Unterseher, M. & W.-R. Grosse (2003): Hoch hinaus Sitzwarten beim Laubfrosch (Hyla arborea (L.)) in Baumkronen des Leipziger Auwalds.- elaphe 11(2): Schulze, E. & F. Borcherding (1893): Fauna Saxonia. Jena (Fischer). Steuer, P. (2014): Die lebendige Luppe ein Schlüsselprojekt für die Revitalisierung der Leipziger Auenlandschaft. Naturschutzarbeit in Sachsen 56: Sy, T. & F. Meyer (2001): Die Rotbauchunke (Bombina bombina) an ihrer westlichen Arealgrenze: Verbreitung und Gefährdungssituation in den Flussauen Sachsen-Anhalts. - Zeitschrift für Feldherpetologie, Bochum 8: Zäumer, U. (1996): Wiedervernässung in der nordwestlichen Aue. - In: Nabu Kreisverband Leipzig (Hrsg.): Natur und Naturschutz im Raum Leipzig 2: Zitschke, R. (1996 a): Die Herpetofauna. - In: Nabu Kreisverband Leipzig (Hrsg.): Natur und Naturschutz im Raum Leipzig II: Zitschke, R. (1996 b): Eine ausgefallene Hypothese zur gelben Rotbauchunke im NSG Luppeaue. - Jahresschrift Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, Leipzig 3: Zitschke, R. (1997): Geschichte und Zustand der Auenlandschaft ab Burgaue-Waldspitze bis zur Kulke im Hinteren Forst. In: Nabu Kreisverband Leipzig (Hrsg.): Natur und Naturschutz im Raum Leipzig III: Zitschke, R. (1998): 60 Jahre Neue Luppe wie weiter mit der vernutzten Landschaft? - In: Nabu Kreisverband Leipzig (Hrsg.): Natur und Naturschutz im Raum Leipzig 4: Kontakt zum Autor: PD i.r. Dr. Wolf-Rüdiger Grosse Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Zentralmagazin, Naturwissenschaftliche Sammlungen Domplatz 4, D Halle/Saale wolf.grosse@zoologie.uni-halle.de 12

15 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Praktischer Amphibienschutz Revitalisierung von Kleinteichen als Amphibienlaichgewässer Holger Lueg Zusammenfassung Anhand praktischer Erfahrungen aus dem Raum Freiberg (Sachsen) wird dargestellt, wie degradierte Amphibienlaichgewässer mit einfachen Mitteln revitalisiert werden können. Voraussetzung ist, dass es sich um ablassbare Kleinteiche handelt, bei denen man durch die regelmäßige Simulation der natürlichen Hochwasserdynamik den Faulschlamm abbauen und den Fischbesatz entfernen kann. Unterstützt durch einfache Pflegemaßnahmen zur Verbesserung der Besonnung kann man mit geringen Mitteln die Bestandssituation der meisten Amphibienarten deutlich verbessern. Dabei wird aber auch deutlich, dass die außergewöhnlich artenreichen Lebensgemeinschaften des Ökosystems Aue nur durch die Wiederherstellung der natürlichen Hochwasserdynamik langfristig erhalten werden können. Regelmäßige notwendige naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen werden durch natürlich ablaufende Prozesse ersetzt. Einleitung In der heutigen Normallandschaft spielen arbeitsintensive Nutzungsformen der Fischerei, wie der Betrieb von Laich-, Vorstreck- oder Brutstreckteichen keine große Rolle mehr (vgl. Thiem 2002; Füllner et al. 2007). Die Nutzung von fischfreien Kleinteichen als Viehtränken oder landwirtschaftlichen Bewässerungsteichen hat ebenfalls an Bedeutung verloren. Dadurch sind die wichtigsten Sekundärlaichgewässer für die meisten der Amphibienarten verschwunden, deren Verbreitungsschwerpunkt ursprünglich in den Primärlaichgewässern naturnaher Flussauen lag. Die größeren verbliebenen Teiche werden überwiegend als Fischteiche genutzt und weisen durch die Fischartenzusammensetzung und die längere Stauphase einen hohen Prädationsdruck für Amphibienlarven auf. Auch in dem seit der Wende wachsenden Anteil an Freizeitteichen (Zier- und Angelteiche) ist ein hoher bis sehr hoher Prädationsdruck auf Laich und Larven der Amphibien zu erkennen. Selbst eigentlich ungenutzte Klein- und Kleinstteiche außerhalb der Siedlungen werden meist illegal mit Fischen besetzt, beispielsweise überschüssigem Goldfischnachwuchs (vgl. Meyer & Günther 2005, Schmidt 2013). Dies betrifft leider auch sehr viele der mit Fördermitteln oder durch Naturschutzverbände als Amphibienlaichgewässer angelegten Teiche. Obwohl die Gewässer ein sehr gutes Potenzial 13

16 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 als Amphibienlaichgewässer besitzen, verhindern Fressfeinde, wie unberechtigt eingesetzte Fische, die Besiedlung durch Amphibien (vgl. Meyer & Günther 2005, Schmidt 2013). Die wichtigsten Ursachen für die Verarmung der Herpetofauna durch zu intensive oder fehlende Nutzung bzw. Pflege sind der steigende Prädationsdruck, die Faulschlammanreicherung, die Verarmung der Vegetationsstruktur, die zunehmende Beschattung durch Ufergehölze und die Verschlechterung der Landlebensräume. Die Situation der Teiche in der Normallandschaft ist durchaus vergleichbar mit der der verbliebenen Auengewässer, die durch die ausbleibende Hochwasserdynamik vergreisen (Lüderitz et al.). Viele Amphibienarten zeigen in der Normallandschaft dramatische Bestandsrückgänge (vgl. Kühnel et al. 2009). Dies ist neben den Auswirkungen der Intensivierung der Landnutzung vor allem darauf zurückzuführen, dass wesentlich mehr Kleinteiche ihre Bedeutung als Laichgewässer verlieren als neu geschaffen werden. Um die Amphibienbestände zu stabilisieren, ist es deshalb notwendig, einen Teil der degradierten Kleinteiche zu revitalisieren. Für die eigentlich nötigen Sanierungsmaßnahmen, wie Teichentschlammung sowie für die Neuanlage von Gewässern, fehlen meist die finan ziellen Mittel. Deshalb muss man auf Möglichkeiten zurückgreifen, die zwar nicht als Ideallösung anzusehen sind, mit denen man aber auch bei geringerem Aufwand dem Rückgang der Amphibien in der Normallandschaft entgegenwirken kann. Erfahrungen bei der Revitalisierung von Kleinteichen Die hier dargestellten Erfahrungen bei der Revitalisierung von Kleinteichen beziehen sich auf den Altkreis Freiberg. Exemplarisch wird die Revitalisierung eines inmitten einer Teichkette befindlichen Teiches vorgestellt. Der im Dauerstau befindliche Teich wurde nicht mehr genutzt. Die Teichkette ist zur Hälfte von unmittelbar angrenzenden Ackerflächen umgeben. Die Nährstoffeinträge sind dementsprechend hoch. Dadurch konnte sich eine bis zu 1,5 m mächtige Faulschlammauflage bilden, die auf hypertrophe Nährstoffverhältnisse schließen ließ. Wegen der schlechten Wasserqualität kam es im Sommer regelmäßig zum Fischsterben. Während der Hecht als Raubfisch längst verschwunden war, kam es, wie oft in Kleinteichen, bei den übrig gebliebenen robusteren Fischarten, in diesem Fall der Bleien, zum Zwergwuchs und der damit einhergehenden Massenentwicklung. Die Kombination aus Faulschlamm und wühlenden Fischen verhinderte jedes Aufkommen von Tauchpflanzen. Weiterhin ungünstig für die Pflanzenentwicklung war die durch Ufergehölze hervorgerufene vollkommene Beschattung der Ufer. Fehlende Versteckmöglichkeiten für Amphibienlarven bei einer 14

17 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 1: Teich am 07. Juni 2012 Foto: Holger Lueg Abb. 2: Teichablass am 08. Juni 2012 Foto: Heike Meltzer 15

18 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 3: Sukzession auf dem Teichboden im Oktober 2012 Foto: Holger Lueg gleichzeitig hohen Dichte an Fressfeinden führten zu einem extrem starken Prädationsdruck und in diesem Fall zu einem amphibienfreien Gewässer (Abb. 1). Im Juni 2012 wurde der Teich erstmals abgelassen und die Fische in einen darunterliegenden, bereits mit Fischen besetzten Teich umgesetzt (Abb. 2). Nachdem der Schlamm etwas abgetrocknet und zusammengesackt war, wurde ein Entwässerungsgraben durch den Schlamm gezogen und bis zum nächsten Frühjahr offen gelassen (Abb.3). Im Oktober 2014 wurden die Ufergehölze aufgelichtet. Dabei wurden alte Eichen wieder freigestellt, bei denen Äste in den untersten Kronenstockwerken durch Beschattung abgestorben waren (Abb. 4). Der Teich wurde anschließend regelmäßig im Spätsommer abgelassen und erst im zeitigen Frühjahr vor Beginn der Amphibienlaichzeit wieder angestaut (Abb. 5). Das Hochwasser 2013 hat die Teichgruppe mit großer Wucht durchspült (Abb. 6). Beim Beispielteich wurden Löcher in den Damm gewaschen, sodass der Teich anschließend nicht mehr auf voller Höhe angestaut werden konnte. Allerdings wurden auch die aufkommenden Wasserlinsen beseitigt. 16

19 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 4: aufgelichteter Teichdamm im September 2015, links sind die erneut austreibenden Haseln zu sehen, rechts eine freigestellte alte Eiche Foto: Holger Lueg Nach dem Hochwasser etablierte sich eine vielfältige Vegetationsstruktur (Abb. 7). Die Amphibien hatten trotz des starken Durchflusses große Reproduktionserfolge (Abb. 8). Die Anzahl der auf Gewässer und Feuchtgebiete angewiesenen Arten war auf dem höchsten Stand im Untersuchungszeitraum (s. Tab. 1). Da es 2014 kein Hochwasserereignis gab und keine Simulation eines solchen Ereignisses durch die eingeschränkte Stauhöhe mehr möglich war, konnten Rohrkolben und die Wasserlinsen Dominanzbestände ausbilden (s. Abb. 9). Dadurch ging die Artenzahlen insgesamt etwas zurück (s. Tab. 1). Abb. 5: Möncheinbau zum erneutem Anstauen Foto: W. Hentschel 17

20 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 6: Teich zum Hochwasser im Juni 2013 Foto: Holger Lueg Abb. 8: Kammmolchnachwuchs aus der Teichumgebung im September 2014 Foto: W. Hentschel Im Spätsommer 2015 hatten die Bisams den Rohrkolben in wenigen Monaten vollständig beseitigt, durch das Ablassen wurde die Wasserlinse reduziert (s. Abb. 10). Dadurch wurde wieder Raum für die Besiedlung des Teichbodens mit anderen Pflanzenarten geschaffen (s. Abb. 11). Tab. 1: Dokumentation der Artenzahlen für ausgewählte Artengruppen (Zentrale Artdatenbank Sachsen; Stand ); in Klammern wiedergegeben ist der Status der Meldung (Legende Tabelle 3) Amphibien 1 (B) 4 (D) 5 (4xD;1xB) Libellen 1 (B/C) 14 (B/C) 11 (B/C) Farn- und Samenpflanzen Heuschrecken 0 2 (D) 2 (D) Vögel Σ lebensraumtypische Arten

21 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 7: Teich im Juli 2013 mit niedrigem Stau Foto: Holger Lueg Tab. 2: Dokumentation des Amphibien- und Reptilienbestandes (Zentrale Artdatenbank Sachsen; Stand ); angegeben ist die geschätzte Zahl an Adulti, in Klammern ist der Fundstatus angegeben (Legende s. Tabelle 3) Grasfrosch 70 (D) 140 (D) Erdköte 2 (B) 50 (D) 200 (D) Teichfrosch 2 (B) Teichmolch 50 (D) 200 (D) Kammmolch 20 (D) 100 (D) Ringelnatter 2 (B) 6 (D) Waldeidechse 2 (C) Tab. 3: Legende zu Tabelle 1 und Tabelle vor Beginn der Teichsanierung 2013 Teich nach 2x Ablassen im Sommer und Anstauen im Frühjahr sowie Hochwasser im Sommer 2015 Teich nach 4x Ablassen im Sommer und Anstauen im Frühjahr (A) Kein Hinweis auf Reproduktion (C) Reproduktion wahrscheinlich (B) Reproduktion möglich (D) Reproduktion sicher 19

22 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 9: Teich im September 2014; ein Rohrkolbendominanzbestand bildete sich aus Foto: Holger Lueg Abb. 10: Teich im September 2015; die Rohrkolbenbestände sind beinahe gänzlich durch die Bisams beseitigt Foto: Holger Lueg Diskussion Neue, für die meisten Amphibienarten unverträgliche Nutzungsformen und die Vergreisung ungenutzter Standgewässer sind eine der Hauptursachen für den Rückgang der Amphibien (s. Einleitung). Will man dem Rückgang der Kleingewässerarten wirksam entgegenwirken, benötigt man auch außerhalb der speziell geförderten und naturschutzgerecht bewirtschafteten Karpfenteichgebiete (Schwerpunkt Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft) erfolgreiche Strategien zum Erhalt artenreicher Kleingewässer. Die Wiederherstellung der Primärlebensräume ist ein langfristiges Ziel (s. Ausblick). Will man die Amphibien und damit auch die Vielzahl an Kleingewässerarten in der Fläche erhalten, muss man sich zunächst bewusst werden, dass die Laichgewässer in der Normallandschaft zum Pflegefall geworden sind. Deshalb ist es aus Gründen des Artenschutzes notwendig ein 20

23 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Standgewässernetz aufzubauen, das nach naturschutzfachlichen Kriterien saniert und gepflegt wird. Das bedeutet, dass die entscheidenden Aspekte der historischen Nutzungsdynamik bzw. der Auendynamik nachgeahmt werden müssen. Um so schnell wie möglich damit zu beginnen, ein Netz von geeigneten Amphibienlaichgewässern in der Normallandschaft zu erhalten bzw. aufzubauen, ist es notwendig, mit geringem finanziellen und planerischen Aufwand degradierte Amphibienlaichgewässer revitalisieren und durch Pflegemaßnahmen erhalten zu können. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass der Wasserspiegel dieser Standgewässer reguliert werden kann. Deshalb beschränkt sich der vorgestellte Ansatz auf ablassbare Teiche, deren Mönch bzw. Ständer noch intakt ist oder mit wenig Aufwand wieder instand gesetzt werden kann. Außerdem sind unter Umständen Partner für das professionelle Umsetzen der Fische notwendig. Da eine Entschlammung meist sehr kostenintensiv ist, insbesondere wenn es sich um kontaminierten Schlamm handelt, scheitern die meisten Sanierungsmaßnahmen am Aufwand der Entschlammung. Deshalb wurde im beschriebenen Beispiel ein kostengünstiger Ansatz vorgestellt, der trotz Verbleib des Faulschlamms die Qualität als Amphibienlaichgewässer deutlich verbessert. Anhand der Tabelle 1 und Tabelle 2 wird deutlich, dass allein durch Fischfreiheit und das regelmäßige Offenlassen des Teichgrundes (August Februar) alle untersuchten Artengruppen von der Maßnahme profitiert haben. Die alljährliche Winterung als vorherrschende Bespannungsart war ein Problem des Naturschutzes in der Teichlausitz in den 1980er-Jahren. Der heutige Artenreichtum konnte nur durch die Förderung von Teichen im Dauerstau wieder hergestellt werden (vgl. Thiem 2002; Füllner et al. 2007). Da Stillgewässer einem natürlichen Verlandungsprozess unterliegen, der durch zusätzliche Nährstoffeinträge, vor allem aus der Landwirtschaft, erheblich beschleunigt wird, ist es zum Erhalt der Teiche notwendig, diesem Verlandungsprozess entgegenzuwirken. Durch das zeitweise Trockenlegen des Teiches kommt der Faulschlamm mit Luftsauerstoff in Kontakt. Dies führt zur Mineralisierung und somit zur Verringerung des Schlammvolumens. Dabei kommt dem sommerlichen Trockenlegen (März Oktober), der so genannten Sömmerung traditionell für die Teichnutzung eine besondere Bedeutung zu (vgl. Borowski 2015). Aus Sicht des Amphibienschutzes ist die Bespannung zur Laichzeit notwendig. Trotzdem ist das sommerliche Trockenlegen zum Abbau von mächtigen Faulschlammauflagen von großer Bedeutung und effektiver als nur das Offenlassen über den Winter (vgl. Borowski 2015). Voraussetzung für die Amphibienverträglichkeit der Sömmerung sind Ausweichlaichgewässer in der näheren Umgebung. Allerdings kann sich 21

24 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 durch die Sömmerung auf eutrophen Teichböden der Breitblättrige Rohrkolben ansiedeln und dichte Massenbestände bilden (s. Abb. 9). Um dieser Massenentwicklung entgegenzuwirken bieten sich Beweidung (vgl. Borowski 2015), Mahd und gezielte Überstauung an. Teiche im schlechten ökologischen Zustand (eutrophe und vor allem hypertrophe Teiche mit mächtigen Faulschlammauflagen und Fischbestand), lassen sich schon allein durch das zeitweise Offenlassen von einem nahezu wertlosen Gewässer zu einem bedeutenden Laichgewässer entwickeln (s. Tab. 2). Anhand der Erfahrungen aus dem vorgestellten Projekt ist für einzelne eutrophe bzw. hypertrophe Teiche aus einer Teichgruppe das folgende Vorgehen erfolgversprechend. Erstes Ablassen und Abfischen im Herbst. Ein bis zwei Jahre offen lassen und zwischen November und Februar wieder anstauen, so dass der Teich spätestens Ende Februar wieder gefüllt ist. Je nach Vegetationsentwicklung und bestehenden Möglichkeiten sollte der trockene Teichboden beweidet oder gemäht werden. In den nachfolgenden Jahren kann der Teich nach dem Landgang der Jungtiere ganz oder auch teilweise trockenfallen und erst zwischen November und Februar wieder angespannt zu werden. Bei weniger stark belasteten Teichen bzw. bei Teichen die durch Faulschlammabbau erfolgreich saniert werden konnten, ist es aus Sicht des Artenschutzes am günstigsten nach dem einmaligen Ablassen und Abfischen den Teich solange im Dauerstau zu belassen, bis es wegen eingesetzter Fische bzw. Faulschlammbildung wieder notwendig wird, den Teich abzulassen (vgl. Thiem 2002; Füllner et al. 2007). Hypertrophe Teiche können in der Regel allerdings erst nach einer kostenintensiven Teichentschlammung im Dauerstau belassen werden (s. Erfahrungen bei der Revitalisierung von Kleinteichen). Bei Teichketten entwickelt sich die größte Artenvielfalt, wenn die Teiche zeitlich unterschiedlich bespannt werden. Von Dauerstau bis zum Offenlassen des Teichgrundes für mehr als ein Jahr können alle Möglichkeiten genutzt werden, um einerseits dem Zustand der einzelnen Teiche gerecht zu werden und andererseits die größtmögliche Vielfalt innerhalb der Teichkette hervorzubringen. Eine ganz besondere Bedeutung kommt der Simulation natürlicher Wasserstandsschwankungen zu. Im Frühjahr und Sommer sind in einer intakten Aue meist höhere Wasserstände zu verzeichnen, die bei Starkregenereignissen vorübergehend sehr stark ansteigen. Auch dadurch werden Nährstoffe abgebaut, wie man am obersten Teich der besprochenen Teichkette sehr gut sehen kann (Abb. 10). Durch ein solch wechselndes Wasserstandsregime kann die Entwicklung von Faulschlamm immer wieder rückgängig gemacht werden, vorausgesetzt, die Stoffeinträge halten sich in Grenzen. 22

25 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 11: Landform des Wasserhahnenfußes auf trockengefallenem Teichboden Foto: Holger Lueg Bei der Steuerung des Wasserstandes sollte darauf geachtet werden, dass der Amphibienlaich im Uferbereich nicht trockenfällt und die Jungtiere vor dem vollständigen Trockenfallen des Teiches noch an Land gehen können. Auch sollte ein Teich im Winter ggf. nicht abgelassen werden, um die im Wasser überwinternden Arten nicht zu gefährden. Die Mischung aus Dauerstau, Wasserstandsschwankungen mit und ohne Austrocknen im Herbst bis hin zu mehr als einem Jahr ohne Bespannung birgt das größte Potenzial, Dynamik und Artenvielfalt zu fördern. Die Revitalisierung von Kleinteichen ist von großer Bedeutung für den Artenschutz. Da zur Not der Faulschlamm im Teich belassen werden kann, ist bei der Auswahl des richtigen Objektes nur ein geringer Kostenaufwand zu beachten. Vergreiste Kleinteiche gibt es überall. Was bislang oft fehlt, sind eigene Flächen oder alternativ der Kontakt zu Flächeneigentümern und relevanten Akteuren vor Ort. Die vorgestellte Maßnahme ist besonders für den ehrenamtlichen Naturschutz geeignet, da der finanzielle Aufwand vergleichbar gering ist und die Sanierungserfolge bereits im ersten Jahr zu sehen sind. Sofort sichtbare Erfolgserlebnisse sind für die Motivation vorhandener 23

26 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 und die Begeisterung neuer Akteure im ehrenamtlichen Naturschutz außerordentlich wichtig. Die Simulation der auentypischen Wasserstandsschwankungen bietet ideale umweltdidaktische Anschauungsbeispiele für die Lebensbedingungen in einer intakten Aue. Es wird aber deutlich, wie viele Probleme, nicht nur im Amphibienschutz, durch die Wiederherstellung primärer Lebensräume (Auenrevitalisierung) gelöst werden könnten. Ausblick Um der Vergreisung der Laichgewässer entgegenzuwirken, wäre die Entschlammung und Neuanlage von Standgewässern im großen Umfang notwendig. Diese kostenintensiven Maßnahmen sind nur über die Naturschutzförderung in größerem Umfang realisierbar. Eine weitere Finanzierungsquelle ist der dezentrale naturverträgliche Hochwasserschutz. Durch die Wiederherstellung und Neuanlage eines Netzes aus Kleinteichen könnten Artenschutz und Hochwasserrückhalt sich ergänzen. Allerdings zeigen Beispiele aus der Vergangenheit, dass der Erfolg der Maßnahmen für den Artenschutz davon abhängt, ob nachfolgend eine naturschutzfachliche Pflege die Faulschlammbildung verlangsamt, langfristige Fischfreiheit und sonnige Uferabschnitte garantiert. Das ist nur möglich, wenn das Gewässer ggf. austrocknet oder abgelassen werden kann. Oberste Priorität sollte aber bei der Wiederherstellung der Primärlebensräume liegen. Auenrenaturierung durch Deichrückbau oder Zulassen von Hochwasserdynamik schafft intakte sich selbst revitalisierende Auenökosysteme (Scholz et al. 2005). Der Autor bedankt sich an dieser Stelle bei allen Helfern, vor allem der NAJU Freiberg, die die hier vorgestellten Maßnahmen tatkräftig und voller Elan durchgeführt haben sowie dem Naturschutzverband Sachsen e. V., der als Flächeneigentümer die Durchführung der Maßnahme ermöglicht hat. Literatur Borowski, A. (2015): Erfolgskontrolle Schlammabbau Laborversuche Schlammbelüftung Herthateich und Feldversuche Sömmerung Nobitzer Teich. Mauritiana 27: Füllner, G., M. Pfeifer & N. Langner (2007): Karpfenteichwirtschaft. Bewirtschaftung von Karpfenteichen. Gute fachliche Praxis. Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Deutschlands (Stand Dezember 2008). Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): Lüderitz, V., Langheinrich, U. & C. Kunz (2009): Flussaltwässer. Vieweg + Teubner Verlag GWV Fachverlage GmbH 24

27 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Meyer, F. & A. Günther (2005): Diskussion der Gefährdungsursachen(-Komplexe) von Reptilien und Amphibien. In: Günther, A., Nigmann, U., Achtziger, R. & H. Gruttke, (Bearb.) (2005): Analyse der Gefährdungsursachen planungsrelevanter Tiergruppen in Deutschland. Naturschutz und Biologische Vielfalt 21: Schmidt, B. R. (2013): Transportieren Enten Fische in natürlicherweise fischfreie Amphibienlaichgebiete? - Zeitschrift für Feldherpetologie 20: Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (2005). Lebensräume der Elbe und ihrer Auen.- Konzepte für die nachhaltige Entwicklung einer Flusslandschaft. Wei-ßensee Verlag, Thiem, A. (2002): Naturschutzfachliche Grundsätze zur Bewirtschaftung von Karpfenteichen in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie Kontakt zum Autor: Holger Lueg Nikolaigasse Freiberg Holger.Lueg@arcor.de 25

28 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Die Zauneidechse (Lacerta agilis), Überlebenskünstler in Flutgebieten Ronny Papenfuß Zauneidechsen leben an trockenen bis mäßig feuchten Standorten. Zu ihren Lebensräumen gehören u. a. Dünenlandschaften, lockere, lichte Wälder und naturnahe Fluss- und Bachauen. Die dortigen Sand-, Kies- und Schotterbänke bieten lockeren, gut grabfähigen Boden für die Eiablage. Offenbar erlauben Anpassungen an die wiederkehrenden Hochwässer ein dauerhaftes Überleben der Zauneidechse in Überflutungsregionen von Fließgewässern. Das Beobachtungsgebiet Die Beobachtungsgebiete befinden sich entlang der Mulde im NSG Vereinigte Mulde zwischen Laußig und Bad Düben (Sachsen). Bevorzugt besiedeln die Zauneidechsen hier die höher gelegenen, trockeneren Standorte. Die Kiesheger dagegen werden nur in sehr heißen, trockenen Sommern und dann auch nur in den weiter höher gelegenen Bereichen als Habitat angenommen. Auch an den Steilufern sind die Tiere oft zu finden. Ihre Verstecke befinden sich zum Teil in unmittelbarer Nähe zu den Abbruchkanten. Die tiefer gelegenen Bereiche der Flussaue werden regelmäßig von Hochwässern in unterschiedlicher Intensität überflutet. Die Vegetation ist entsprechend der Auenlandschaft sehr strukturreich. Vom spärlichen Trockenrasen, Riedgrasflächen bis zu krautigen, leicht verbuschten Bereichen ist hier alles zu finden. Problematik Durch ein Foto von Uwe Prokoph im Buch: Die Zauneidechse zwischen Licht und Schatten von I. Blanke wurde ich auf eine Problematik aufmerksam, die mich bis heute nicht wieder los gelassen hat. Auf dem Bild sieht man eine Zauneidechse, die auf einer kleinen Treibholzinsel bei Hochwasser auf der Elbe treibt. Ähnliches konnte auch ich an der Mulde einige Male beobachten. Zauneidechsen kommen bei mir in der Muldeaue fast flächendeckend vor, obwohl zu allen Jahreszeiten die Habitate oft vollständig unter Wasser stehen. Selbst die Flutkatastrophen August 2002 und Juni 2013, als das gesamte Flutgebiet kilometerweit über mehrere Tage unter Wasser stand, führten nicht zum vollständigen Erlöschen der Populationen. Bereits nach zwei, drei Jahren haben sich die Bestände wieder erholt. Es stellt sich für mich nun die Frage: Welche Überlebensstrategien haben die Tiere entwickelt, 26

29 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 um mit diesen widrigen Umständen klarzukommen? In den Sommermonaten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Zauneidechsen nutzen, um sich vor dem Ertrinken zu schützen. Zauneidechsen sind recht gute Schwimmer, wovon ich mich selbst mehrfach überzeugen konnte. Auch dass sie gut tauchen können, wird berichtet. Dies erklärt aber nur einen Teil der Frage. Wie schon erwähnt, lassen sie sich auch auf Treibholz treiben, bis sie irgendwann, irgendwo das sichere Ufer erreichen. Uwe Prokoph berichtete mir, dass er an der Elbe mehrfach beobachtet hätte, wie Zauneidechsen von den zum Teil überfluteten Buhnen aus gezielt in Richtung Treibholzinseln schwammen. Diese Verdriftungen können die fast flächendeckende Besiedlung des Überflutungsbereiches der Mulde erklären. Weiterhin konnte ich hin und wieder beobachten, dass sie auf schräg stehende Bäume, Sträucher oder auch größere Maulwurfs- bzw. Ameisenhügel hinauf kletterten, um dort gemeinsam mit anderen Tierarten in einer gewissen Starre auszuharren. Diese Beobachtung bestätigte mir U. Prokoph ebenfalls. Im Spätsommer 2010 reichten ihnen selbst trockene Riedgrasbüschel aus, um ein niedriges Blitzhochwasser unbeschadet zu überstehen. Das Wasser strömte über viele Stunden im hohen Riedgras unter den Eidechsen hindurch. Vermutlich mussten sie so auch übernachten. Einen Tag später, das Wasser war bereits zurückgegangen, saßen noch immer einige Zauneidechsen gemeinsam mit einer Ringelnatter auf ihren Grasbüscheln und sonnten sich. Eine weitere Überlebensstrategie wäre das gezielte Abwandern in noch höhere Bereiche, die seltener oder gar nicht überschwemmt werden. Diese Variante kann sicher nicht die gesamte Population nutzen, da das Flusstal zum Teil bis zu 3 km breit ist. An den in ca. 300 m Entfernung liegenden und südlich ausgerichteten Hängen und auf dem Weg dorthin habe ich nicht eine Eidechse finden können. Es ist auch für einen Großteil der Population unmöglich, im kurzen Zeitraum die höheren Bereiche bei schnellem Wasseranstieg zu erreichen. Des Weiteren sind die höher gelegenen, flutsicheren Bereiche durch eine ca. 200 m breite, intensiv bewirtschaftete Wiese und dann noch einmal durch ein bis zu ca. 500 m breites Feld getrennt. Außerdem erscheinen die Tiere im Frühjahr zeitgleich mit denen aus den anderen Biotopen, sie haben demnach in unmittelbarer Umgebung überwintert. Bei einer gezielten Nachsuche im Zeitraum vom bis fand ich auf 100 m Kontrollstrecke insgesamt 10,1 Zauneidechsen. Fast alle Tiere befanden sich maximal 2 m von der Abbruchkante des Steilufers entfernt und sonnten sich. Alle Tiere waren in guter Verfassung und wohlgenährt. Ich konnte auch einige dieser Eidechsen vor selbstgegrabenen Bauen finden und untersuchen. Die Baue befanden sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Abbruchkante und waren nur maximal 15 cm tief gegraben. Doch die beschriebenen Beobachtungen erklären nicht die relativ hohe Zahl von überlebenden 27

30 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 1: Teil des Habitats bei einem Winterhochwasser Foto: Ronny Papenfuß Abb. 2: Riedgrasinseln, auf denen sich Reptilien nach einem Sommerblitzhochwasser retteten Foto: Ronny Papenfuß 28

31 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 3 & 4: Zauneidechsen an der Abbruchkante im Habitat Fotos: Ronny Papenfuß Abb. 2: Hochwasser führende Mulde im Hintergrund. Auf den Ästen und Bäumen retteten sich oft Reptilien und weitere Tierarten Foto: Ronny Papenfuß 29

32 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Zauneidechsen nach jedem Hochwasser. Der Zeitpunkt der Eiablage im Lebensraum könnte ebenfalls zum Überleben der Population beitragen. Nach Sommerhochwässern, wie August 2002 und Juni 2013, konnte ich immer wieder zahlreiche Jungtiere beobachten, wobei die Anzahl der Alttiere meist eher gering war. Scheinbar überlebt eine gewisse Anzahl der abgelegten Eier geschützt im Erdreich die Fluten. Da die Böden in der Regel sandig und gut wasserdurchlässig sind, ist der Boden schon nach wenigen Tagen trocken, so dass es kaum zum Verpilzen der Gelege kommt. Hier stellen sich natürlich die Fragen: Können die Gelege durch ihre transparenten Schalen Sauerstoff aufnehmen? Brauchen die Eier im frühen Stadium überhaupt Sauerstoff um sich weiterzuentwickeln? Eine weitere, sehr entscheidende Frage wäre: Wie können die Zauneidechsen ein mehrere Tage andauerndes Winterhochwasser unbeschadet überstehen? Die Frage resultiert aus der Tatsache, dass allein im Herbst/Winter 2010/2011 vier Hochwässer die Habitate vollständig überfluteten und ich anschließend noch nie eine tote Eidechse finden konnte. Im darauf folgenden Frühjahr waren wieder Zauneidechsen, wie alle Jahre zuvor, an ihren gewohnten Stellen erschienen. Es ist natürlich durchaus denkbar, dass die verendeten Tiere in ihren Verstecken verbleiben oder von anderen Tieren wie Krähen, Möwen, Waschbären usw. gefressen worden sind. Im Winter besteht das Problem, dass sich die Zauneidechsen bereits in ihren Winterquartieren befinden und all ihre Körperfunktionen herunter gefahren sind. Was geschieht, wenn das kalte Wasser in ihre Überwinterungsquartiere wie z.b. Mäuselöcher, hohle Bäume oder auch selbst gegrabene Löcher strömt? Wie lange kann eine Eidechse ohne Sauerstoff in diesem Ruhezustand überleben? Ein Arbeitskollege brachte mich auf eine weitere Lösungsmöglichkeit. Ist es vielleicht möglich, einen Teil des im Wasser gelösten Sauerstoffes über die Haut aufzunehmen, ähnlich wie bei den Amphibien, zumindest in der Zeit mit den herabgesetzten Körperfunktionen? Dies sollte meines Erachtens bei Reptilien bedingt durch ihr Schuppenkleid unmöglich sein. Erwachen sie aus dem Ruhezustand, können sie dann auch auf diese Bedingungen reagieren? Bisher habe ich viel mehr Fragen als Antworten. Eine Erklärung wäre, dass sich die Eidechsen in einem Hohlraum in der Form eines umgedrehten U befinden. So besteht theoretisch die Möglichkeit, dass eine gewisse Menge Sauerstoff eingeschlossen wird, um einige Tage zu überleben. Schon so mancher Bergarbeiter und Höhlenforscher hat genau diesem Umstand sein Leben zu verdanken. Bei plötzlichen Wassereinbrüchen konnten sie sich in höhere Stollen oder Höhlen flüchten und dort in der eingeschlossenen Luftblase über Tage oder Stunden auf Hilfe warten. Diese Bedingungen dürften meiner Meinung nach abermals nur auf einen Bruchteil der überwinternden Eidechsen zutreffen. Zudem stellt sich hier auch die Frage, ob die eingeschlossene 30

33 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Sauerstoffblase bei dem zum Teil doch recht hohen Wasserdruck (bis zu 2m Wassersäule) nicht durch die dünne Bodenschicht entweicht? Es wird mit Sicherheit weitere Möglichkeiten geben, um in diesen extremen Bereichen zu überleben. Aber welche? Eine Antwort vor Ort unter realen Bedingungen wird wohl kaum zu finden sein. Klarheit über dieses Phänomen kann eigentlich nur ein Experiment unter Laborbedingungen bringen. Fazit Ich kann mir vorstellen, dass es ebenfalls viele Herpetologen interessiert, welche Strategien die Eidechsen besitzen, um diese widrigen Bedingungen in Fluss- und Bachauen zu überstehen. Trotz vieler Recherchen in verschieden Büchern, Fachzeitschriften und im Internet konnte ich nichts finden, welches dieses Phänomen plausibel erklärt. Es wäre bestimmt nicht nur für mich interessant, wenn weitere Beobachter ihre vielleicht schon verstaubten Zufallsbeobachtungen veröffentlichen bzw. mir mitteilen könnten. So bestände die Möglichkeit, weitere Daten und Begleitumstände zu sammeln und später wieder zu veröffentlichen. Gleichzeitig möchte ich den einen oder anderen Forscher, Studenten oder zukünftigen Doktor dazu animieren, sich dieser Geschichte anzunehmen, um hier im wahrsten Sinne des Wortes Licht in die dunkle Lebensperiode der Zauneidechse zu bringen. Weitere Beobachtungen zu diesem Thema senden sie bitte an meine Anschrift oder auch an die Redaktion. Dankeschön Einen besonderen Dank für Tipps, fachliche Beratung und Erfahrungsaustausch gilt für I. Blanke, Dr. H. Berger und U. Prokoph. Literatur: Blanke, I. (2004): Die Zauneidechse Zwischen licht und Schatten. Beiheft der Zeitschrift der Feldherpetologie 7. Laurenti Verlag: 105 Blanke, I. (2010): Die Zauneidechse Zwischen licht und Schatten. Beiheft der Zeitschrift der Feldherpetologie 7. Laurenti Verlag: 118 Kontakt zum Autor: 31

34 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Die Fische der Bienitz-Gewässer; mit Anmerkungen zum Vorkommen des Bitterlings (Rhodeus amarus) in NW-Sachsen Andreas Arnold Zusammenfassung Das Gebiet des Bienitz im Westen der Stadt Leipzig wird von zwei ganzjährig Wasser führenden Gewässern durchquert, dem Saale-Leipzig-Kanal (Synonym Saale-Elster-Kanal, Elster- Saale-Kanal) und dem Bach Zschampert. Der Durchfluss des Kanals ist so gering, dass er den Charakter eines weiherähnlichen Standgewässers hat. Daher beherbergen beide Gewässer ein sehr unterschiedliches Fischartenspektrum. Aus dem Kanal, der auch als Angelgewässer genutzt wird, sind 14 Fischarten bekannt. Im Zschampert konnten bisher lediglich sechs Fischarten sicher nachgewiesen werden, darunter mit dem Bitterling eine Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie, welche zudem in Sachsen als gefährdet gilt (Rote Liste 3). Da neben dem Dreistachligen Stichling (Gasterosteus aculeatus) auch der Bitterling (Rhodeus amarus) den Bach zur Reproduktion nutzt, werden das Vorkommen des Bitterlings in Sachsen, seine Habitatpräferenz und die Frage seiner Bodenständigkeit in Mitteleuropa etwas ausführlicher diskutiert. Der Zschampert ist Bestandteil des FFH-Gebietes Bienitz und Moormergelgebiet und des geplanten Naturschutzgebietes Bienitz. Bei den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes ist der Bitterling bisher nicht aufgeführt und wurde daher auch im Schutzwürdigkeitsgutachten für das geplante NSG nicht beachtet. Es wird angeregt, das Vorkommen des Bitterlings im Zschampert in das FFH-Monitoring sowie das fischereiliche Monitoring zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit einzubinden und Maßnahmen zu Verbesserung der Lebensraumsituation für diese Fischart im Zschampert zu ergreifen. 1 Einleitung Das geplante Naturschutzgebiet Bienitz ist zum überwiegenden Teil Bestandteil des 229 ha großen FFH-Gebietes 216 (EU-Melde-Nr ) Bienitz und Moormergelgebiet (Abb. 1). Außerdem war das Untersuchungsgebiet bereits vorher als Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes (LSG) Leipziger Auwald unter Schutz gestellt. In der Verordnung der Landesdirektion Leipzig zur Bestimmung des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung Bienitz und Moormergelgebiet vom 19. Januar 2011 sind die Erhaltungsziele für dieses FFH-Gebiet formuliert. Darin sind aus diesem Gebiet Vorkommen 32

35 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 1: Übersicht über die Lage des FFH-Gebietes Bienitz und Moormergelgebiet und des geplanten NSG Bienitz (rot umrandet). Quelle: RANA 2012 von sechs Arten aus dem Anhang II der FFH-Richtlinie genannt: Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale), Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous), Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior), Rotbauchunke (Bombina bombina), Kammmolch (Triturus cristatus) und Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Das Vorkommen des Bitterlings im Zschampert blieb demnach bisher unbemerkt. Über die Fischfauna des Gebietes abgesehen vom Elster-Saale-Kanal, der seit Jahrzehnten von Angelsport-Vereinen relativ intensiv genutzt wird und dessen Bestand an Fischarten im DAV-Verzeichnis der Sportgewässer des Bezirkes Leipzig (1979) aufgelistet ist war bisher wenig bekannt. Die geplante Unterschutzstellung des Bienitz durch die Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig als Naturschutzgebiet war für den Verfasser eine Anregung, seine Beobachtungen zur Fischfauna dieses Gebietes zusammenzufassen und auszuwerten. 33

36 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Untersuchungsgebiet und Methodik 2. 1 Gebietsbeschreibung Der etwa 10 km westlich von Leipzig gelegene Bienitz ist geologisch betrachtet ein Endmoränenzug der Saale-Eiszeit. Die bis 127 m hohe, überwiegend bewaldete Bienitz- Kuppe besteht aus Schmelzwassersanden mit Kiesbeimengung. Das Gelände fällt nach Westen zum Tal des Baches Zschampert relativ steil um zwanzig bis dreißig Meter ab. Das Bienitz-Gelände ist 170,4 ha groß und liegt vollständig auf dem Territorium der Stadt Leipzig. Das geplante NSG wird im Süden durch die Bundesstraße B 181, im Westen durch den Zschampert (hier zugleich die Stadtgrenze), im Norden durch die Landwirtschaftsstraße von Gundorf nach Dölzig und im Osten durch die Waldkante und die Bienitzstraße begrenzt (Abb.1). Der Bienitz ist seit langem als schützenswerter Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten bekannt. Trotzdem gab es im letzten Jahrhundert einige erhebliche Beeinträchtigungen, insbesondere durch den Bau des Elster-Saale-Kanals, der das Gebiet durchschneidet. Da die Verbindung zum Leipziger Hafen und zur Saale kriegsbedingt nicht fertiggestellt wurde, ist der Kanal nie für den Schiffsverkehr erschlossen worden. Am Bienitz gibt es zwei größere als Lebensraum von Fischen geeignete Gewässer, den Elster- Saale-Kanal und den Zschampert. Von beiden Gewässern befindet sich nur ein Teilabschnitt von etwa zehn Prozent ihrer Gesamtlänge im FFH-Gebiet. Fische können daher von den außerhalb des FFH-Gebietes liegenden Teilen des Kanals und des Zschampert zu- und abwandern. Der das geplante NSG in ost-westlicher Richtung durchquerende Kanal ist Angelgewässer des Anglerverbandes Leipzig e. V., Gewässer-Nr. L und wird als Saale-Leipzig- Kanal bezeichnet. Im halleschen Raum ist auch die Bezeichnung Saale-Elster-Kanal gebräuchlich. Nur 1,1 km des 11 km langen Kanals liegen im FFH-Gebiet Bienitz und Moormergelgebiet. Der in nördliche Richtung fließende Bach Zschampert bezieht sein Wasser zu einem großen Teil aus dem Ablauf des Kulkwitzer Sees (30 bis 50 L/s), aus dem Hopfenteich in Frankenheim und aus einem Überlauf des Elster-Saale-Kanals. Oberhalb des Kulkwitzer Sees ist der Zschampert nur ein periodischer Wasserlauf und das Bachbett meistens trocken. Nach Dewess (1999) ist der Zschampert etwa 10 km lang und hat insgesamt 25 m Gefälle. Er bezieht aus dem Überlauf des Elster-Saale-Kanals bis 50 L/s Zufluss, und ab hier beträgt seine Wasserführung mitunter 600 m³/h. Relativ selten, so in der ersten 34

37 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Juni-Dekade 2015, fließt kein Wasser aus dem Kanal in den Zschampert über, und dann steigen aufgrund des geringeren Durchflusses deutlich weniger Fische in den Zschampert auf. Laut Rana (2012) hat der Zschampert eine Länge von 10,8 km (davon 1,9 km im geplanten NSG), 41,3 km 2 Einzugsgebiet und einen mittleren Durchfluss von 180 L/s an seiner Mündung in die Luppe. Unterhalb des Bienitz wurde vor Jahrzehnten der Lauf des Zschampert verlegt und dadurch erheblich verkürzt, was seine Fließgeschwindigkeit in diesem Abschnitt deutlich erhöht hat. Trotzdem steigen im Sommerhalbjahr viele Fische die nur etwa 0,85 km lange Strecke aus der Neuen Luppe auf. Kurz hinter der Unterquerung des Kanals gibt es im Bach eine kleine Gefällestufe. Der Zschampert ist begradigt und hat ein etwas eingetieftes Trapezprofil. Ufer und Sohle sind mit Betongitterelementen und Wasserbauschotter befestigt. Der Bach ist unterhalb des Kanals 1,40 bis 2,50 m breit und 0,20 bis 0,50 m tief. Die Gewässerstrukturgüte wurde früher mit 5 bis 6 stark bis sehr stark verändert eingeschätzt und hat sich nach ersten Renaturierungsmaßnahmen um 1 bis 2 Klassen verbessert (Rana 2012). An höheren Wasserpflanzen dominiert Wasserstern (Callitriche palustris agg.), der im Sommer ausgedehnte Polster bildet. Daneben kommen auch in geringer Zahl Gewöhnlicher Teichfaden (Zannichellia palustris), Aufrechter Merk (Berula erecta) und Verschiedenblättriges Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum) vor. Die biologische Gewässergüte wurde 2008 wie folgt bewertet: Makrophyten und Makrozoobenthos: mäßig belastet (GK 3); Fische und ökologischer Zustand: schlecht (GK 5). Die relativ artenarme Flora ist vielleicht ein Relikt der bis etwa 1990 erheblichen Wasserverschmutzung insbesondere durch Abwässer aus dem Braunkohletagebau und den Chemischen Werken und dem Kraftwerk in Miltitz. Inzwischen wird die Wasserqualität mit Ausnahme etwas erhöhter Belastung durch Nitrat und einige Schwermetalle wieder mit gut bewertet (Rana 2012). Das Jahresmittel der Lufttemperatur am Bienitz beträgt 9,3 C. Der Ablauf aus dem Kanal beeinflusst Temperatur und Wasserbeschaffenheit des Zschampert unterhalb der Einleitung. Beispielsweise am zirka 15 Uhr bei etwa 27 C Lufttemperatur hatte das Wasser des Zschampert vor dem Zufluss des Kanalwassers 21,6 C, das Wasser aus dem Kanal 19,8 C und das Mischwasser danach 20,3 C. Das Wasser aus dem Kanal fließt also offensichtlich nicht von der Oberfläche ab, sonst müsste es im Sommer wärmer sein als das Wasser des Baches. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Fische unverletzt mit dem überlaufenden Wasser aus dem Kanal in den Zschampert gelangen können, weil sie aus mehreren Metern Höhe 35

38 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 2: Entlastungsbauwerk des Elster-Saale-Kanals mit Überlauf in den Zschampert vor der Kanalunterquerung (am rechten Bildrand). In der Verbindungsrinne zwischen dem Ablauf aus dem Kanal und dem Zschampert sammeln sich oft hunderte Fische, die dort vergeblich aufzusteigen versuchen. Foto: A. Arnold auf eine Betonfläche mit nur wenigen Zentimetern Wasserstand fallen würden (Abb. 2). Der Verfasser hat auf dieser Betonfläche zwar nie Fische gefunden, aber es lauern an dieser Stelle auffällig oft Rabenkrähen. Vermutlich stürzen also doch mitunter Fische aus dem Kanal ab. Die in der Verbindungsrinne zum Zschampert oft zahlreich anzutreffenden Fische müssen also aus dem Bach stammen. Die Schwelle auf die Betonfläche hinauf können sie nicht überwinden. Unmittelbar westlich des Zschampert entspringt der Augraben (Abb. 1). Er verläuft südlich der stillgelegten Bahnlinie etwa parallel zu dieser und liegt zwar im FFH-Gebiet, jedoch außerhalb des geplanten NSG. Hier wurde mehrfach (1991, ) der Zwergstichling Pungitius pungitius (Rote Liste Sachsen gefährdet ) nachgewiesen, der potenziell auch im Zschampert-Einzugsgebiet vorkommen könnte. 36

39 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 3: Der Zschampert unterhalb des Elster-Saale-Kanals im Januar 2013 mit Blick von der Dammkrone in Fließrichtung des Baches, der hier die westliche Grenze des geplanten NSG bildet. Im Stillwasser der beidseitigen Stichgräben unterhalb des Kanaldurchlasses findet man im Sommer oft Jungfischschwärme des Dreistachligen Stichlings. Foto: A. Arnold 2.2 Untersuchungsmethode Im Kanal wurden vom Verfasser keine eigenen Fischfänge getätigt. Grundlage der Erfassung waren vor allem Sichtbeobachtungen (Si), die dank des klaren Wassers, relativ geringer Wassertiefe und der geringen Scheu der Fische infolge starker Frequentierung der Ufer durch Spaziergänger in den meisten Fällen zur Identifizierung der Arten genügten. Außerdem wurden Literaturquellen und Beobachtung der Fänge der Angler (AFa) sowie die Befragung der Angler (AFr) als Informationsquellen genutzt. Im Zschampert war Sichtbeobachtung ebenfalls die wichtigste Nachweismethode. Ergänzend dazu wurden vor allem in der Betonrinne zwischen dem Entlastungsbauwerk des Kanals und dem Zschampert, (Abb. 2) weil das hier leicht durchführbar ist, einige Male Fische mit einem Handkescher (Ke) gefangen und nach Identifizierung der Art sofort wieder freigelassen. Außerdem wurden einzelne Muscheln auf das Vorhandensein von Bitterlingslarven kontrolliert. Zusätzlich wurde am ein etwa einen Kilometer langer Abschnitt des Zschampert von der Straßenbrücke bis zum Kanal auf der Sohle des Bachbettes entgegen 37

40 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 der Fließrichtung begangen, dabei Sediment und Pflanzen durchkeschert und nach Großmuscheln gesucht. 3 Ergebnisse Im Folgenden werden die Beobachtungsdaten für den Elster-Saale- Kanal und für den Zschampert getrennt nach den Bachabschnitten oberhalb und unterhalb des Kanals aufgelistet. Die Unterteilung des Zschampert in einen oberen und unteren Abschnitt scheint insofern gerechtfertigt als sich unterhalb des Kanals durch den Zufluss aus dem Kanal der Durchfluss des Zschampert erheblich vergrößert. Außerdem nimmt das Gefälle Abb. 4: Der Zschampert unterhalb des Elster-Saale- Kanals am mit ausgedehnten Polstern von Wasserstern (Callitriche palustris agg.). deutlich ab, die Wassertiefe und Foto: A. Arnold Sohlbreite nehmen zu. Zudem ist der Wasserpflanzenwuchs hier viel stärker als im Oberlauf, wodurch sich Versteckmöglichkeiten und Nahrungsangebot für die Fische verbessern. 3.1 Übersicht der nachgewiesenen Arten Fischbeobachtungen wurden vom Verfasser am Bienitz bereits seit den 1990er-Jahren durchgeführt, aber damals wurden nur wenige Einzelbeobachtungen schriftlich festgehalten. Erst ab 2012 wurden fast alle Beobachtungen notiert. Abkürzungen: juv. = Jungtier; ad. = adultes Tier; Ex. = Exemplar Elster-Saale-Kanal Die Angaben beziehen sich zum Teil auf andere Abschnitte des Kanals außerhalb des Bienitz. Dort herrschen aber gleiche Lebensbedingungen. 38

41 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Hecht, Esox lucius: DAV (1979); Füllner et al. (2005); 8 mittelgr. Ex. ( Elektrofischung im Beisein des Verfassers); Bootshafen ein 5-6 cm langer juv. ( Si); oft geangelt ( AFr); ein juv. am Bootshafen ( Si); ein ca. 40 cm langes Ex. ( Si); ein juv. am Absperrbauwerk ( u Si) 2. Flussbarsch, Perca fluviatilis: Füllner et al. (2005); häufig und es wurden schon kapitale Ex. geangelt ( AFr); am Sperrbauwerk viele subadulte und zwei kapitale Ex. ( Si); ein Schwarm subadulte am Bootshafen ( Si); vor allem am Absperrbauwerk (28.05., , , Si) 3. Zander, Sander lucioperca: (DAV 1979); einzelne gefangen ( AFr) 4. Aal, Anguilla anguilla: DAV (1979); 2 Ex. ( Elektrofischung); Füllner et al. (2005); einzelne Ex. ( AFr); nicht selten, aber meist klein ( AFr) 5. Wels, Silurus glanis: bis 1996 Füllner et al. (2005); vereinzelt vorhanden (19.05 u AFr) 6. Güster, Blicca bjoerkna: Füllner et al. (2005); ein ad. ( AFa); an der Bootsanlegestelle zahlreich in Schwärmen ( u Si); zahlreich und oft mit A. brama vergesellschaftet (Mai bis August 2012) 7. Blei, Abramis brama: Füllner et al. (2005); vorhanden ( AFr); am Bootshafen ein großes Alttier ( Si); ( AFa); zwei ad. ( Si) 8. Döbel Leuciscus cephalus: aus anderen Teilen des Kanals (DAV 1979); vereinzelt ( AFr); am Sperrbauwerk einzelne ( Si). 9. Karpfen, Cyprinus carpio: DAV (1979); Füllner et al. (2005); häufig ( AFr); nicht alle Si notiert; manchmal auch im Schwarm der Graskarpfen, z. B. am (Si) 10. Giebel, Carassius gibelio: vereinzelt ( AFr) 11. Plötze, Rutilus rutilus: DAV (1979); Füllner et al. (2005); häufig ( AFr); vor allem in der Umgebung von Ablauf und Sperrbauwerk ( Si); am Bootshafen ( Si) 12. Rotfeder, Scardinius erythrophthalmus: DAV (1979); Füllner et al. (2005); zwei ad. ( AFa); am Bootshafen zahlreich ( u Si) 13. Schleie, Tinca tinca: DAV (1979); vorhanden aber meist klein ( AFr); 1 Ex. ca 40 cm lang, am Bootshafen ( Totfund) 14. Graskarpfen, Ctenopharyngodon idella: bis 13 Ex. (2010, 2011, , , , Si), meisten Gruppen von 3 bis 5 ca. 1 m langen Fischen, die bei 39

42 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 5: Kapitale Graskarpfen, die am dicht unter der Wasseroberfläche langsam den Kanal Richtung Leipzig entlang ziehen und dabei die wärmsten Gewässerabschnitte aufsuchen. Foto: A. Arnold Erwärmung in Oberflächennähe dahin zogen, so auch am (Abb. 5), insgesamt 42 Graskarpfen, die täglich vorbeizogen (2010 Afr). Da sie sich vorwiegend von Makrophyten ernähren, wurden die Graskarpfen zur biologischen Krautung in den Kanal gesetzt, um vor allem die Massenentwicklung von Myriophyllum heterophyllum etwas einzudämmen. 15. Kamberkrebs, Orconectes limosus: am Hafen Exuvien. 16. Dreikantmuschel Dreissena polymorpha: an Ufermauern viele große Ex., z. B am Absperrbauwerk. 17. Großmuschel, Anodonta sp.: am Absperrbauwerk 1 gr. Ex. ( Si) Karpfen, Graskarpfen, Giebel, Kamberkrebs und Dreikantmuschel sind als Neozoen in einem NSG und FFH-Gebiet grundsätzlich unerwünscht. Derzeit quantitativ dominierende Fischarten im Kanal (Schätzung nach Sichtbeobachtungen): 1. Rotfeder, 2. Güster, 3. Plötze, 4. Blei, 5. Flussbarsch Rapfen sind im Kanal nicht vorhanden ( AFr). 40

43 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Zschampert (I. Abschnitt oberhalb der Kanal-Unterquerung) Ab Einmündung des aus dem Kulkwitzer See überlaufenden Wassers ist im Zschampert regelmäßig mit dem Vorkommen von Fischen zu rechnen. Es könnten eventuell einzelne Fische aus dem See in den Zschampert vordringen oder auch einzelne kleinere Fische aus der Luppe bis dahin aufsteigen. Der Abschnitt zwischen Kulkwitzer See und oberhalb des Kanals ist jedoch relativ wasserarm und gefällereicher und daher nur von wenigen Fischen besiedelt. Das sind Dreistachlige Stichlinge, die sich vor allem im Hopfenteich und auch im unteren Zschampert zahlreich fortpflanzen. Den Neunstachligen Stichling konnte ich im Zschampert bisher nicht nachweisen, doch ist sein Vorkommen hier möglich, denn er ist in den quellnahen Bereichen vieler kleiner Bäche der Umgebung zahlreich anzutreffen, wo er oft die einzige bodenständige Fischart ist. Die wichtigsten Fische des Zschampert kann man nach ökologischem Status in folgende drei Kategorien einteilen: ganzjährig im Zschampert lebend und dort auch reproduzierend: Gasterosteus aculeatus nur Reproduktionshabitat: geschlechtsreife Fische steigen im Frühjahr aus der Luppe auf, um im Zschampert zu laichen und wandern im Herbst wieder in die Luppe zurück: Rhodeus amarus; eventuell auch Gobio gobio von dem aber bisher Jungfisch-Nachweise fehlen Jungfische der Altersgruppen einsömmrig und zweisömmrig steigen im Frühjahr aus der Luppe auf, um im Zschampert während ihres zweiten oder auch dritten Lebensjahres heranzuwachsen: Leuciscus cephalus, Leuciscus leuciscus, Perca fluviatilis Die folgenden, nach dem Beobachtungsdatum geordneten Nachweise oberhalb des Kanals erfolgten, wenn nicht anders vermerkt, immer in der Verbindungsrinne zwischen Überlaufbauwerk des Kanals und deren Mündung in den Zschampert: (Si): unter der Brücke kurz oberhalb des Kanals einzelne ca. 15 cm lange Döbel (Si/Ke): aus Schwarm von schätzungsweise 60 bis 80 Fischen acht Ex. herausgefangen: drei Bitterlinge (die Weibchen mit etwa 1 cm langer Legeröhre) und fünf junge Döbel von 6,5 bis 8 cm Länge (Si): unter der Brücke kurz oberhalb des Kanals etwa 10 juv. Döbel (Si/Ke) aus Schwarm von schätzungsweise 100 bis 200 Fischen (überwiegend juv. Flussbarsche) herausgefangen: 21 Flussbarsche ca cm Länge, 3 juv. Döbel und 2 Bitterlinge (Si/Ke) aus gemischtem Schwarm, in dem auch juv. Flussbarsche waren (Si), 4 juv. Döbel, 2 Bitterlinge und 1 Dreistachliger Stichling herausgekeschert. 41

44 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, (Si/Ke) aus gemischtem Schwarm mehrere juv. Flussbarsche, Döbel und adulte Bitterlinge herausgekeschert (Si/Ke): Im Hopfenteich bei Frankenheim und im Bach unterhalb ist der Dreistachlige Stichling häufig, vor allem Jungfische (Si): 3 Flussbarsche schätzungsweise 20 bis 25 cm lang (Si): 5 Stichlinge (Si): 3 juv. Flussbarsche und etwa 100 juv. Döbel. Wassertemperatur 13 C. Bei Kontrollen im Winter (z. B , , ) wurden hier keine Fische angetroffen. Oberhalb des Kanals wurden also im Zschampert bisher nur vier Fischarten gefunden. Davon kommen von Döbel und Flussbarsch nur Jungfische vor und adulte Bitterlinge, die sich aber nur in der Ablaufrinne sammeln. Potentiell könnten hier auch andere Fischarten leben oder früher vorgekommen sein. Angaben zum früheren Fischbestand des Zschampert sind leider nicht bekannt, da bei der Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführten Untersuchung der Fischgewässer im Königreich Sachsen der Zschampert infolge Wasserverschmutzung praktisch fischfrei war (Steglich 1895) Zschampert: (II. Abschnitt unterhalb der Kanal-Unterquerung bis Landwirtschaftsstraße Gundorf-Dölzig = nördliche NSG-Grenze) (Si): Bitterling, Rhodeus amarus (Si): an der Brücke der Landwirtschaftsstraße ein Schwarm Bitterlinge (darunter in Hochzeitskleid und mit Laichausschlag), 1 subad. Flussbarsch, wenige adulte Gründlinge Gobio gobio und 5 unbestimmte kleine Karpfenfische (eventuell Hasel Leuciscus leuciscus) (Si/Ke): Dreistachliger Stichling 3 ad., davon zwei im Brutkleid; Bitterling mehrere ad.; eine Gemeine Teichmuschel Anodonta anatina mit 4 Bitterlingslarven im Kiemenraum; Dreikantmuscheln Dreissena spec (Si): gemischter Schwarm Bitterlinge und juv. Döbel (bereits mit schwarzen Flossenrändern); Dreistachliger Stichling: ein Paar beim Ablaichen beobachtet (Si): großer Schwarm juv. Döbel; kleiner Schwarm Bitterlinge; 3 juv. Flussbarsche; 1 Stichling (Si): Stichling- mit Schwarm ca. 1 cm lange Jungfische und Schwarm ca. 2 cm lange Jungstichlinge; ca. 30 juv. Döbel; 6 ad. Gründlinge; 5 juv. Flussbarsche; 2 bis 3 Bitterlinge 42

45 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, (Si): zahlreiche juv. Döbel; 1 toter Kamberkrebs (Si): 3 Stichlinge (Si): keine Fische (Si): keine Fische (Si): Schwarm ca. 50 Stichlinge; kleine Gruppen juv. Döbel, 1 juv. Flussbarsch; 1 indet. Karpfenfisch (Si): mehrere juv. Döbel; etwa 10 bis 15 Hasel (Leuciscus leuciscus) Unterhalb des Kanals ist die Artenzahl etwas größer. Für den Bitterling ist der Zschampert in diesem Abschnitt nachweislich Reproduktionshabitat, ebenso für den Dreistachligen Stichling (zwei mit Nest und eine Eiablage beobachtet) und auch Gründling und Hasel (?) könnten sich hier eventuell vermehren. Der Flussbarsch ist dagegen mit Sicherheit nur Gast bzw. Durchzügler. Muscheln: Dreikantmuschel Dreissena polymorpha: Viele leere Schalen. Lebend u. a. auf Schalen von Unioniden gefunden. Großmuscheln (Unionidae) (Anodonta anatina): Nur relativ wenige Ex. Am erfolgte eine Begehung dieses Abschnittes auf der Bachsohle gegen die Strömungsrichtung bis zum Kanal mit folgenden Beobachtungen: Streckenweise sehr lockere Sedimente aus Feinsand und Schlamm, in die der Fuß bis ca. 20 cm einsinkt, wobei mitunter erhebliche Mengen Gasblasen entwichen. Nur wenige Fische gesehen, keine Gomphiden-Exuvien, zwei Gomphus vulgatissimus auf Sitzwarte und nur acht Muscheln. Allerdings wurden vermutlich weitere Muscheln übersehen, da unter langen Schwaden von Wasserstern (Callitriche) verborgen. Stellenweise auch etwas Myriophyllum. Drei der acht Muscheln trugen ein bis zwei lebende Dreissena auf der Schale. 43

46 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Abschnitt unmittelbar oberhalb des Elster-Saale-Kanals Art Bitterling Rhodeus amarus Gründling Gobio gobio Döbel Leuciscus cephalus Flussbarsch Perca fluviatilis Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus 44 Status nur Reproduktionshabitat: steigen im Frühjahr aus der Luppe auf und wandern im Herbst dahin zurück eventuell auch Reproduktionshabitat, doch fehlen bisher Nachweise von Jungfischen Jungfische steigen aus der Luppe in den Zschampert auf, um dort heranzuwachsen Jungfische steigen aus der Luppe in den Zschampert auf, um dort heranzuwachsen ganzjährig im Zschampert lebend und auch dort reproduzierend 2. Abschnitt zwischen Elster-Saale-Kanal und Landwirtschaftsstraße Gundorf-Dölzig Art Status Bitterling nur Reproduktionshabitat: steigen im Frühjahr aus der Luppe Rhodeus amarus auf und wandern im Herbst dahin zurück Gründling eventuell auch Reproduktionshabitat, doch fehlen bisher Gobio gobio Nachweise von Jungfischen Döbel Jungfische steigen aus der Luppe in den Zschampert auf, um Leuciscus cephalus dort heranzuwachsen Hasel subadulte Fische steigen in geringer Zahl aus der Luppe in den Leuciscus leuciscus Zschampert auf Flussbarsch Jungfische steigen aus der Luppe in den Zschampert auf, um Perca fluviatilis dort heranzuwachsen Dreistachliger Stichling ganzjährig im Zschampert lebend und auch dort reproduzierend Gasterosteus aculeatus 3. Bereich der drei Befischungen (2007, 2011, 2014) im Rahmen des EU-Wasserrahmenrichtlinien-Monitorings (im Wald, nach der Mündung des Zschampert in die Alte Luppe, bevor diese in die Neue Luppe mündet) Art Gründling (Gobio gobio) Döbel (Leuciscus cephalus) Aland (Leuciscus idus) Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva) Flussbarsch (Perca fluviatilis) Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus) Hecht (Esox lucius) Schmerle (Barbatula barbatula) Summe: 8 Arten 5 Arten (67 Fische) 5 Arten (65 Fische) 3 Arten (42 Fische)

47 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Die Befischungsstelle für das EU-Wasserrahmenrichtlinien-Monitoring befindet sich in der Alten Luppe nach Einmündung des Zschampert, etwa einen halben Kilometer unterhalb des geplanten NSG. Die Befischungsdaten wurden dankenswerter Weise von der Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig zur Verfügung gestellt. Dabei wurden keine Bitterlinge nachgewiesen. Der Verfasser hat Bitterlinge oberhalb der Befischungsstelle für das EU- Wasserrahmenrichtlinien-Monitoring nicht nur im Zschampert, sondern auch in der Alten Luppe bei Gundorf (Fundort 2) nachweisen können. Pseudorasbora parva ist ein Neozoon aus Asien, wurde 1960 versehentlich nach Rumänien eingeschleppt und 1984 erstmals im Gebiet der ehemaligen DDR nachgewiesen (Arnold 1985, 1990). In Leipzig wurde P. parva im Wasserbecken am Eingang des Geländes der Neuen Messe in großer Zahl beobachtet (Arnold 2006). Der Blaubandbärbling gilt als potentiell expansiv. Er könnte sich theoretisch auch im Zschampert fortpflanzen. Barbatula barbatula steigt vielleicht auch im Zschampert bis in das NSG-Gebiet auf und könnte sich hier auch fortpflanzen. Das Vorkommen weniger Schmerlen könnte hier aufgrund ihrer versteckten Lebensweise bisher übersehen worden sein. Eine gezielte Nachsuche (Durchkeschern von Sediment und Pflanzendickicht) war bisher erfolglos. 4 Diskussion zum Status der sechs im Zschampert nachgewiesenen Fischarten Im Spätherbst verlassen offensichtlich die meisten Fische den unteren Zschampert und ziehen sich in die Neue Luppe bzw. Weiße Elster zurück. Im Winterhalbjahr ist der Bach als Lebensraum für Fische wenig attraktiv. Es befinden sich dann dort nur noch einige G. aculetatus. Es fehlen dann die als Versteckplätze geeigneten umfangreichen Wasserstern- Polster. Im Winter sind die Fische in der Neuen Luppe besser vor der Nachstellung durch fischfressende Vögel geschützt, wogegen sie in dem schmalen und flachen Bachlauf insbesondere der Nachstellung durch Graureiher relativ schutzlos ausgeliefert wären. Außerdem haben die ihnen in den Flüssen nachstellenden großen Raubfische im Winter einen geringen Nahrungsbedarf. Im Frühjahr steigt mit der Erwärmung des Wassers der Nahrungsbedarf poikilothermer Organismen wie der Fische erheblich an. Dadurch werden im Fluss der Fraßdruck und die Konkurrenz durch andere Fische größer. Das ist wahrscheinlich ein Grund für die Einwanderungswelle in den Zschampert im Sommerhalbjahr. Dann ist der aufgrund des Zuflusses von Wasser aus stehenden Gewässern (Kulkwitzer See, Hopfenteich und Kanal) wahrscheinlich relativ warme Bach mit seiner üppigen submersen Vegetation offensichtlich für Fische als Lebensraum sehr attraktiv. Das Nahrungsangebot an Bachflohkrebsen und 45

48 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Insektenlarven im Bach ist reichlich. Außerdem versuchen viele Fische (Döbel, Flussbarsche und Bitterlinge) vergeblich, im aus dem Überlaufbauwerk des Kanals strömenden Wasser weiter aufwärts zu steigen. Dazu sammeln sie sich in der Verbindungsrinne zwischen Ablaufbauwerk und Zschampert in oft mehrere hundert Tiere umfassenden Schwärmen. Im weiter oberhalb zunehmend gefällereicheren und an Makrophyten ärmeren Bach steigen diese Fischarten nach meinen Beobachtungen jedoch nicht einmal annähernd bis zur Bundesstraße B 181 auf. Gründlinge könnten eventuell weiter bachaufwärts vordringen, was aber noch nicht nachgewiesen wurde. Nur der Dreistachlige Stichling besiedelt nahezu das gesamte Einzugsgebiet mit Ausnahme des Kanals und Kulkwitzer Sees. Im Zschampert waren viele junge Döbel so stark mit Metacercarien infiziert, dass manche geradezu schwarzscheckig aussahen und auch einige Bitterlinge zeigten diese Symptome, wenn auch deutlich schwächer. Es handelt sich vermutlich um den Trematoden Posthodiplostomum cuticula (Nordmann, 1832), dessen Metacercarien die so genannte Schwarzfleckenkrankheit verursachen und vor allem junge Cypriniden massenhaft befallen können. Gasterosteus aculeatus: Im Mai und Juni mehrere Nester mit Brut pflegenden und Jungfischschwärme. Der Dreistachlige Stichling hält sich offensichtlich ganzjährig im Zschampert auf. Die Stichlinge können sowohl aus der Luppe als auch aus dem Hopfenteich zuwandern. Gobio gobio: Der Gründling wurde im Mai und Juni in relativ geringer Stückzahl im Zschampert beobachtet. Vermehrung im Zschampert wäre grundsätzlich möglich, doch wurden noch keine Jungfische gefunden. Zuwanderung erfolgt wahrscheinlich aus der Luppe. Leuciscus cephalus: Im Zschampert kommen nur Jungfische und subadulte Döbel vor, die nur aus der Luppe aufgestiegen sein können. Sie halten sich wahrscheinlich nicht nur im Zschampert auf, um ihn als Nahrungshabitat zu nutzen, sondern vielleicht auch um der Nachstellung durch größere Raubfische zu entgehen. Nachweise im Zschampert erfolgten 2012 von April bis August. Leuciscus leuciscus: Der Verdacht, es könnten sich unter die Döbel-Jungfische eventuell einzelne Hasel (Leuciscus leuciscus) befinden, lag bereits in den Vorjahren nahe, jedoch gelang deren Nachweis erst 2015 im unteren Zschampert. Ihre Fortpflanzung im Zschampert ist wenig wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. 46

49 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 6: Gründlinge (Gobio gobio) (Aquarienaufnahme). Foto: A. Arnold Perca fluviatilis: Für den Flussbarsch gilt dasselbe wie für den Döbel. Allerdings erstreckte sich die Präsenz im Zschampert von Mai bis Oktober, wobei die Zahl der Barsche gegen Herbst hin größer wurde. Im Oktober wurden mit etwa 20 bis 25 cm Länge die größten Exemplare nachgewiesen. Sie steigen wahrscheinlich ebenfalls aus der Luppe auf. Zuwanderung aus dem Kulkwitzer See ist wenig wahrscheinlich und mit dem Überlauf des Wassers aus dem Elster-Saale-Kanal abgestürzte Fische überleben vermutlich nicht. Rhodeus amarus: Adulte Bitterlinge wurden von Ende April bis Ende Juni im Zschampert gefunden. Sie können nur aus der Luppe aufgestiegen sein. Eine geöffnete Muschel enthielt Bitterlingslarven verschiedener Entwicklungsstadien. Der Bitterling nutzt vermutlich den Zschampert nur als Reproduktionshabitat und wandert nach der Laichzeit wieder in die Luppe ab. Von den genannten Fischarten sind folgende mit Schutzstatus: Bitterling, Rhodeus amarus: RL Sachsen 3; FFH-Liste II Aal, Anguilla anguilla: RL Sachsen 3 Zwergstichling Pungitius pungitius*: RL Sachsen 2 (* nur im FFH-Gebiet, aber nicht im NSG nachgewiesen) Rotfeder, Scardinius erythrophthalmus: RL Sachsen V Wels, Silurus glanis: RL Sachsen 3 Karausche, Carassius carassius: RL Sachsen 2 Moderlieschen, Leucaspius delineatus: RL Sachsen V 47

50 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Bemerkungen zur Bodenständigkeit und zum bevorzugten Lebensraum des Bitterlings in NW-Sachsen 5.1 Ist der Bitterling eine autochthon in Mitteleuropa heimische Fischart? Der Europäische Bitterling Rhodeus amarus (Bloch, 1782) gehört zu den im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgelisteten Arten und soll daher in diesem Beitrag ausführlicher als die anderen Fischarten behandelt werden. Er wurde früher als Unterart des Amurbitterlings Rhodeus sericeus (Pallas, 1776) aufgefasst. Auch die Einstufung als FFH-Art ist inzwischen nicht unumstritten, weil Zweifel geäußert wurden, dass es sich um eine in Europa autochthone Fischart handelt (Bohlen et al. 2006; Van Damme et al 2007). Van Damme et al. (2007) nehmen an, dass sich das ursprüngliche Areal des Europäischen Bitterlings in der pontokaspischen Region und angrenzenden Gebieten Südosteuropas und Kleinasiens befand. Vor allem durch Klimaschwankungen soll sich die Arealgrenze mehrfach stark nach Nordosten verschoben haben. Die Autoren vermuten, dass der Ausbreitungsprozess in Mitteleuropa sich gegenwärtig fortsetzt, begünstigt durch anthropogene Verschleppung und Temperaturanstieg. Die Cypriniden-Unterfamilie Bitterlinge (Acheilognathinae Banarescu 1968), ehemals Rhodeinae (Günther), umfasst derzeit etwa sechzig Arten, von denen nur zwei oder drei in Europa vorkommen. Das Entstehungs- und Verbreitungszentrum der Bitterlinge liegt also eindeutig in Ostasien, was ein Grund ist, deren Bodenständigkeit in Europa anzuzweifeln. Es wurde jedoch aus dem Vardar-Fluss in Griechenland als weitere Bitterlingsart Rhodeus meridionalis Karaman, 1924 beschrieben. Wenn man diese Art anerkennt, wäre also der Name Europäischer Bitterling für R. amarus nicht gerechtfertigt. Eine andere Bitterlings-Spezies wurde aus einer an Europa grenzenden Region Westasiens (Transkaukasien) beschrieben, Rhodeus colchicus Bogutskaya & Komlev Der Verfasser möchte hiermit nur auf möglicherweise noch umstrittene Fragestellungen hinweisen, sich aber einer eigenen Bewertung dieser Problematik enthalten. Der vermutlich älteste bekannte Nachweis von Bitterlingen in Sachsen wurde vor fast fünfhundert Jahren dokumentiert. Die Abbildung des Oberköttichen in dem 1549 erschienen Codex Kentmanus des Torgauer Stadtarztes Johannes Kentmann (siehe Hertel 1978) zeigt eindeutig den Bitterling und belegt sein damaliges Vorkommen in der Elbe in Sachsen. Auch Bloch legte in seiner 1782 erfolgten Beschreibung des Cyprinus amarus das Elbgebiet als terra typica fest. Heckel & Kner (1858) behaupten übrigens, der Bitterling würde von anderen Fischen mit Ausnahme des Barsches wegen seiner Bitterkeit verschmäht. Der namensgebende bittere 48

51 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 7: Bitterlinge an einer Muschel (Aquarienaufnahme). Bei dem Weibchen links ist eine kurze Legeröhre sichtbar. Foto: A. Arnold Geschmack dieses Fisches soll nur während der Laichzeit auftreten. Allerdings wurde der Name Bitterfisch oder Bitterling mitunter auch für Elritzen (Phoxinus) verwendet. Den ebenfalls heute nicht mehr geläufigen Namen Knaller oder Péteuse hat der Fisch nach Oken (1836) wegen des Knallens seiner Schwimmblase erhalten, was allerdings bey der Kleinheit dieses Fischleins etwas comisches hat. Olt (1893) erwähnt die auffällig große Gallenblase als eine anatomische Besonderheit des Bitterlings. Sie steht vielleicht in Zusammenhang mit der speziellen Ernährung vorwiegend von pflanzlichen Stoffen, zu deren Verwertung Bitterlinge im Vergleich zu anderen Karpfenfischen relativ lange Därme haben. Nach Schaumburg (1989) besteht die Hauptnahrung der Bitterlinge vorwiegend aus Pflanzen (38,6 %) und Detritus (51,5 %). Daneben erreicht nur das Zooplankton mit 9,7 % noch einen nennenswerten Anteil an der Nahrung. Im Raum Leipzig war das Vorkommen von Bitterlingen bis etwa 1990 wegen der starken Verschmutzung der Fließgewässer, in denen sich kaum Großmuscheln entwickeln konnten, auf wenige stehende Gewässer wie beispielsweise die auflässigen Kiesgruben im Neuen Gehege unweit der Papitzer Lehmlachen bei Schkeuditz beschränkt (Arnold 1986). 49

52 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Die schnelle Verbesserung der Wasserbeschaffenheit der Weißen Elster ab 1989 führte zu deren Wiederbesiedlung mit Großmuscheln und ermöglichte auch die Rückkehr des Bitterlings in die Fließgewässer. In der Weißen Elster im Raum Leipzig ist er inzwischen nicht selten und dringt von da in verschiedene Nebengewässer vor. Dazu gehören auch die Alte und die Neue Luppe, der Burgauenbach und der untere Zschampert. Leider werden in den Zoologischen Fachgeschäften (neben Großmuscheln aus Asien) inzwischen regelmäßig Bitterlinge angeboten, und es besteht die Gefahr, dass dadurch Bitterlinge, die sich genetisch von den ursprünglich heimischen unterscheiden (eventuell sogar andere Unterarten), in die Gewässer gelangen und sich unbemerkt mit diesen vermischen. 5.2 Habitatpräferenz. Der Bitterling, ein Bewohner der Fließgewässer? Trotz ihrer gedrungenen Körperform [die Körperhöhe beträgt 29 bis 45 % der Standardlänge] (Holcik 1995, zit. in Smith et al. 2004) verhalten sich die Bitterlinge im Frühjahr auffällig rheophil. Es ist im klaren Wasser des Zschampert gut erkennbar, dass sie viel größere Mühe haben, gegen die Strömung anzukämpfen als die spindelförmigen Döbel oder Gründlinge. In Niedersachsen lebt der Bitterling sowohl in naturnahen wie auch in ausgebauten Abschnitten der Fließgewässer. Zeitweilig niedrige Sauerstoffgehalte kann er offensichtlich tolerieren und ebenso einen etwas erhöhten Salzgehalt. Im Frühjahr zieht er in den Oberlauf der Fließgewässer und in Nebengewässer, die er im Laufe des Sommers wieder verlässt (Gaumert 1986). In der mittleren Elbe und ihren Nebengewässern besiedelten Bitterlinge nach Spiess et. al. (1994) die Biotoptypen A (Uferbereiche der Elbe), B (Mündungsbereiche von Fließgewässern), C (Standgewässer im Überschwemmungsbereich zwischen den Deichen, die ständig oder zeitweilig mit der Elbe in Verbindung stehen) und E (Fließgewässer im Einzugsbereich der Elbe). Es wurden an insgesamt 138 Fangstellen insgesamt 72 Bitterlinge nachgewiesen, die aber nur 0,39 % der Gesamtzahl der durch Elektrobefischung erbeuteten Fische stellen. Im Biotoptyp A, der so genannten Stromelbe wurden neun Bitterlinge (0,25 % aller dort gefangenen Fischarten), in B vier (0,60 %), in C 40 (0,55 %) und in E 24 (0,70 %) gefangen. Die Stromelbe ist ein für die Binnenschifffahrt ausgebauter begradigter Fluss mit wechselweise durch Bunenfelder und Steinschüttungen befestigten Ufern. Durch Ausbaggerung wird ein Teil der Muscheln vernichtet, und es wurden mit dem Baggergut leider auch kleinere Gewässer in der Elbaue zugeschüttet. In den Bunenfeldern gibt es umfangreiche Sandablagerungen mit Gegenströmung. Hier sind zahlreiche Großmuscheln vorhanden, weshalb auch in der Elbe 50

53 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 selbst eine Vermehrung grundsätzlich möglich ist. Von der Elbe aus kann der Bitterling in einmündende Fließgewässer und bei Hochwasser auch in isolierte Gewässer, vor allem Altarme, der Elbaue zwischen den Hochwasserdeichen vordringen. Beim Fischmonitoring in Sachsen waren Bitterlinge 2009 nur mit 0,15 % und 2011 mit 1,02 % der gefangenen Fische (42 Taxa) vertreten (Völker & Volkmann 2009 u. 2011). Sie wurden dabei auch in Flüssen und Mühlgräben des Tieflandes gefangen. Krappe et al. (2009) charakterisieren die Habitate in Mecklenburg-Vorpommern wie folgt: sommerwarme Fließgewässer (mittl. Breite bei MQ > 6 m, mittl. Tiefe bei MQ > 0,8 m) oder angebundene Standgewässer (direkte Anbindung, durchflossene Seen oder temporäre Anbindung durch Hochwasser unabhängig von der Häufigkeit ihres Auftretens) hoher Deckungsgrad submerser Makrophyten (oder vergleichbarer Strukturen wie Wurzeln u. ä.) kleine bis mittlere Strömungsgeschwindigkeit (< 0,5 m/s) aerobe Sedimente, Großmuscheln vorhanden Am Beispiel des Zschampert zeigt sich, dass es den Bitterlingen trotz der hohen Fließgeschwindigkeit gelingt, Eier und Samen in den Muscheln zu platzieren. Eine relativ gedrungen gebaute Fischart wie der Bitterling hat hier sichtbar deutliche Mühe, gegen die Strömung anzuschwimmen, und insbesondere die Eiablage erfordert präzise Schwimmmanöver. Trotzdem befanden sich in einer am aus dem Zschampert entnommenen Anodonta anatina (Schalenlänge 84 mm) vier Bitterlingslarven unterschiedlicher Entwicklungsstadien. Wie beispielsweise die Untersuchungsergebnisse von Schaumburg (1989) zeigen, ist das Angebot an Muscheln oft zu klein, um allen Bitterlingen die Fortpflanzung zu ermöglichen. Daher ist eine hohe Abundanz wahrscheinlich Auslöser für Wanderverhalten, das mit Risiken und Chancen verbunden ist. Solche Binnenwanderungen sind wichtig zur annähernd vollständigen Ausnutzung möglichst vieler geeigneter Habitate innerhalb des Areals. Als r-strategen müssen Fische in geeigneten Populationen genügend Individuen erzeugen, um mittels oft verlustreicher Wanderungen geeignete Habitate besiedeln zu können. Im Gegensatz zu beispielsweise Amphibien oder flugfähigen Wasserinsekten können sie isolierte Gewässer nur schwer erreichen. Das sind in den Flussauen vor allem teils nur bei Hochwasser zugängliche, oft nur Jahrzehnte bestehende Altarme. Viele Fische geraten dabei auch in ungeeignete oder austrocknende Gewässer. Wichtigster Lebensraum des Bitterlings sind also trotz seiner relativ gedrungenen Körperform wahrscheinlich nicht, wie oftmals behauptet, stehende Gewässer, sondern eher langsam strömende Fließgewässer des Tieflandes. Die Wasserbeschaffenheit einiger Fließgewässer 51

54 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Ostdeutschlands hat sich seit der Wiedervereinigung bis um mehr als eine Güteklasse verbessert. Das führte zu einer deutlichen Belebung der Fließgewässer. Dadurch wurden auch die Flüsse von Großmuscheln der Gattungen Anodonta und Unio wiederbesiedelt, welche bekanntlich für die Eiablage des Bitterlings unentbehrlich sind. Vermutlich ist der ursprüngliche Lebensraum des Bitterlings in einer nicht oder nur schwach anthropogen beeinflussten Landschaft die Flussaue des Tieflandes mit ihren zahlreichen Kolken, Sandbänken und stark wechselnden Strömungsverhältnissen, in denen auch die Großmuscheln sehr günstige Lebensbedingungen finden. Die Verbesserung der Wasserqualität der Weißen Elster unterhalb von Leipzig ließ sich am Beispiel der Fließgewässerlibellen gut beobachten, die an diesem Gewässerabschnitt ausgestorben waren (Arnold 2000). Die folgenden vier Fließgewässerlibellen konnte ich hier inzwischen wieder nachweisen: Gebänderte Prachtlibelle, Calopteryx splendens ab 1992, die Federlibelle Platycnemis pennipes ab 1993, die Gemeine Keiljungfer, Gomphus vulgatissimus, ab 2003, die Grüne Keiljungfer, Ophiogomphus cecilia seit etwa Weitere Bitterling-Nachweise aus Fließgewässern in NW-Sachsen Auch die folgenden Nachweise des Bitterlings in Fließgewässern Nordwest-Sachsens belegen die Wiederbesiedlung seines wichtigsten Lebensraumes: 1. Leine an der Kleingartenanlage bei Reibitz (Gauss-Krüger-Koordinaten r ; h ), im FFH 210 Leinegebiet MTB 4440: Sichtbeobachtung 30 bis 40 adulte Bitterlinge, einige der im Brutkleid und mehrere mit Legeröhre. In diesem Abschnitt der Leine gibt es Ansiedlungsversuche des Bibers, die aber offensichtlich unterbunden werden. Eine Biberansiedlung würde die Lebensbedingungen für Muscheln und Bitterlinge wahrscheinlich verbessern. Wenige Kilometer unterhalb beginnt der zur Umgehung des Tagebaues Rösa-Sausedlitz (der inzwischen zum 6,2 km² großen Seelhausener See geworden ist) umverlegte Abschnitt der Leine. Weil sich wegen der erheblichen künstlichen Verlängerung des Wasserlaufes das Gefälle stark verringert, kommt es hier zu Kiesablagerungen, bei deren Ausbaggerung leider auch viele Muscheln ausgeworfen werden. Falls das während der Laichzeit des Bitterlings geschieht, könnten dabei auch in den Muscheln befindliche Eier und Jungfische vernichtet werden. 2. Alte Luppe nordöstlich von Gundorf, in der Nähe des Pferdesportplatzes (r ; h ), FFH 50 E Leipziger Auensystem, MTB 4639 (PET-Flaschenfalle): von drei Flaschen zwei leer und in der dritten fünf Bitterlinge von 63, 56, 55, 54, 54 mm Totallänge (mit Schwanzflosse). Der Fundort befand sich in einer 52

55 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 kolkförmigen Vertiefung nach einem Sohlabsturz, der für die Fische unpassierbar ist. Das Gewässer war erheblich abwasserbelastet, aber durch den Sohlabsturz sind die Sauerstoffverhältnisse offensichtlich tolerierbar. Ein Teil dieser Bitterlinge hatte einen schwachen Metacercarien-Befall (Schwarzfleckenkrankheit). Eventuell könnten die Bitterlinge auch aus dem oberhalb gelegenen fischreichen und naturnahen Teich im Gundorfer Park (Dreistachliger Stichling, Plötze, Moderlieschen, Gründling, Hecht, Ringelnatter, Grünfrösche) stammen, wo mir allerdings bisher kein Nachweis gelang. 3. Burgauenbach nordöstlich von Böhlitz-Ehrenberg (r ; h ) FFH 50 E Leipziger Auensystem MTB 4639 (PET-Flaschenfalle): ein Bitterling 59 mm TL. Die Fangstelle (r , h ) befindet sich im Wald hinter einer Fußgängerbrücke mit einer kolkartigen Vertiefung. Hier wurden auch folgende anderen Fischarten in Fallen gefangen oder bei zeitweiliger Trockenlegung des Burgauenbaches in den verbliebenen Restgewässern beobachtet: Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus, Gründling Gobio gobio, und Hasel, Leuciscus leuciscus etwa 5 Jungtiere. Am wurden hier mit der Senke 2 juv. Hasel gefangen. Der etwa fünf Kilometer lange Burgauenbach wurde 1997 bis 1999 in einem gemeinsamen Revitalisierungsprojekt von NABU, Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig und Sächsischem Ministerium für Umweltschutz und Landwirtschaft zur Wiedervernässung nicht mehr überfluteter Teile der nordwestlichen Leipziger Aue angelegt. Es ist eigentlich kein Bach sondern ein kleiner Nebenarm der Weißen Elster, der aus der Nahle (noch im Staubereich des Elsterbeckens) abzweigend, Leutzscher Holz, Burgaue und Waldspitze bewässert und gemeinsam mit dem Bauerngraben in die Neue Luppe mündet. Vier Probefischungen mit Senknetz in den Lachen an der Waldspitze am ergaben neun junge Flussbarsche, Perca fluviatilis von 9 bis 11 cm Länge und eine junge Rotfeder Scardinius erythrophthalmus 13 cm lang. Hinter einem Brückendurchlass wurden am gleichen Tag zwei Hasel gefangen. Der Hasel scheint ganzjähriger Bewohner des Burgauenbaches zu sein, während Stichlinge, Bitterlinge und Gründlinge hier eher nur im Frühjahr zu finden sind.nach Auskunft eines Anglers wurden von ihm im Elsterbecken am Zentralstadion Leipzig mehrfach Bitterlinge beobachtet. 4. Kiesgruben im Neuen Gehege bei Schkeuditz (r ; h ) In den Kiesgruben tritt trotz Raubfischbesatz der Bitterling in vielen Jahren sehr zahlreich auf. Diagramm 1 zeigt die Körperlänge einiger am nach der Messung sofort wieder freigelassener Bitterlinge aus diesem Gewässer.Heckel & Kner (1858) 53

56 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 beschreiben die Geschlechtsunterschiede außerhalb der Laichzeit wie folgt: Die sämtlich kleineren Weibchen sind im Verhältnis zu ihrer Länge um 1/5 weniger hoch als die Männchen, der Kopf ist etwas länger, alle Flossen hingegen sind kürzer als bei letzteren. Dagegen waren bei den von Schmidt & McGurk (1982) untersuchten Bitterlingen aus der Umgebung von New York (in Nordamerika wurden Bitterlinge an einigen wenigen Stellen eingebürgert) die Weibchen durchschnittlich etwas größer. Bei den meisten Karpfenfisch-Arten sind dagegen Weibchen durchschnittlich etwas größer als die Männchen M W Diagramm 1: Körperlänge (Totallänge einschließlich Schwanzflosse) einiger Bitterlinge aus den Kiesgruben des FND Neues Gehege am Trotz des jahreszeitlich frühen Zeitpunktes zeigten die schon die typische Laichfärbung und die hatten auch schon Legeröhren. Weibchen haben demnach eine durchschnittlich geringere Körperlänge, was für Karpfenfische untypisch ist. 54

57 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Literatur Arnold, A. (1985): Pseudorasbora parva eine neue Art der Ichthyofauna der DDR im Aquarium. Aquarien und Terrarien 32: Arnold, A. (1986): Zum Vorkommen des Bitterlings im Bezirk Leipzig. - Mitteilungsblatt für den praktischen Wildfisch-, Amphibien- und Reptilienschutz im Bezirk Leipzig Nr. 2. Kulturbund der DDR, Bezirksfachausschuß Feldherpetologie und Ichthyologie Leipzig : Arnold, A. (1990): Eingebürgerte Fischarten. Zur Biologie und Verbreitung allochthoner Wildfische in Europa. Die Neue Brehm-Bücherei. Wittenberg Lutherstadt. 144 S. Arnold, A. (2000): Verbreitungsatlas der Libellen im Regierungsbezirk Leipzig. - Veröff. Naturkundemuseum Leipzig 19: Arnold, A. (2001): Überblick zu Rundmäuler und Knochenfische im Stadtgebiet von Leipzig Ein Beitrag zur Umsetzung der Umweltqualitätsziele und standards für die Stadt Leipzig. Unveröff. Manuskript Arnold, A. (2006): Blaubandbärblinge (Pseudorasbora parva) im Wasserbecken vor dem Haupteingang der Neuen Messe Leipzig. - Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen 8: Bohlen, J., Slechtová, V., Bokutskaya, N. & Freyhof, J. (2006): Across Siberia and over Europe: Phylogenetic relationships of the freshwater fish genus Rhodeus in Europe and the phylogenetic position of R. sericeus from the River Amur. - Molecular Phylogenetics and Evolution 40 (2006) Deutscher Anglerverband der DDR (DAV) (1979): Verzeichnis der Sportgewässer des DAV. Bezirk Leipzig. Ausgabe Dewess, J. (1999): Der Zschampert ein interessanter Wasserlauf. - Natur und Naturschutz im Raum Leipzig. Teil V: Füllner, G., Pfeiffer, M. & Zarske, A. (2005): Atlas der Fische Sachsens. Geschichte, Verbreitung, Gefährdung, Schutz. Hrsg.: Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft und Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dresden. 352 S. Füllner, G, Pfeifer, M., Zarske, A. (2006): Verbreitung von Fischarten des Anhangs II der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) in Sachsen. - Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen 8: Gaumert, D. (1986): Kleinfische in Niedersachsen. Hinweise zum Artenschutz. Mitteilungen aus dem Niedersächsischen Landesamt für Wasserwirtschaft (Hrsg.), Heft 4. Hildesheim. Heckel, J. J. & R. Kner (1858): Die Süßwasserfische der österreichischen Monarchie. Leipzig. Hertel, R. (1978): Über die Ichthyographie der Elbe des Johannes Kentmann. Zool. Abh. (Dresden) 35 (5): Krappe, M., Börst, A. & Waterstraat, A. (2009): Entwicklung von Erfassungsprogrammen für die Arten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis spp.) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) zur Umsetzung der FFH-Richtlinie in Mecklenburg-Vorpommern. - Artenschutzreport 24: Oken, L. (1836): Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände, von Professor Oken. Sechster Band oder Thierreich, dritter Band. Stuttgart. Olt, A. (1893): Lebensweise und Entwicklung des Bitterlings (Rhodeus amarus). - Zeitschrift für wiss. Zoologie, Bd. 55, H. 4: Rana Büro für Ökologie und Naturschutz (2012): Schutzwürdigkeitsgutachten mit Pflege- und Entwicklungskonzept für das geplante Naturschutzgebiet Bienitz (Stadt Leipzig). Auftraggeber Stadt Leipzig, Amt für Umweltschutz. 218 S. Schaumburg, J. (1989): Zur Ökologie von Stichling Gasterosteus aculeatus L., Bitterling Rhodeus sericeus amarus Bloch 1782 und Moderlieschen Leucaspius delineatus (Heckel, 1843) drei bestandsbedrohten, einheimischen Kleinfischarten. - Berichte der Akademie für 55

58 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Naturschutz und Landschaftspflege 13: Schmidt. R. E. & McGurk, J. (1982): Biology of the European bitterling, Rhodeus sericeus, (Pisces: Cyprinidae) in the Bronx river, New York, USA: an apparently benign exotic species. - Biological Conservation 24: Spiess, H.-J., Jährling, K.-H. & Raschewski, U. (1994): Rundmäuler und Fische der Elbe im Land Sachsen-Anhalt. Verbreitung, Gefährdung und Schutz. Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.) Magdeburg. 65 S. Zöphel, U., Trapp, H. & R. Warnke-Güttner (2015): Rote Liste der Wirbeltiere Sachsens. Kurzfassung (Dezember 2015) Steglich, B. (1895): Die Fischgewässer im Königreiche Sachsen. Schriften des sächsischen Fischereivereins, Dresden. 290 S. Van Damme, D., Bogutskaya, N., Hoffmann, R. C. & Smith, C. (2007): The introduction of the European bitterling (Rhodeus amarus) to west and central Europe. - Fish and Fisheries 8: Völker, F. & S. Volkmann (2009): Jahresbericht 2009 zur Befischung im Rahmen der EU-WRRL vom ( Jahresbericht_WRRL_Monitoring_Fische_2009.pdf) Völker, F. & S. Volkmann (2011): Jahresbericht 2011 zur Befischung im Rahmen der EU- WRRL Wikipedia.org/wiki/Zschampert ( ) Kontakt zum Autor: Andreas Arnold Zur schönen Aussicht Schkeuditz 56

59 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Über eine seltene historische Quelle feldherpetologischer und ichthyofaunistischer Daten aus dem oberen Elbgebiet Dr. Axel Zarske Bei meinen Recherchen zur Historie der Ichthyofaunistik des oberen Elbgebietes stieß ich auf eine Literaturstelle, die besonders interessant zu sein versprach (Michel, 1929). Meine Aufmerksamkeit steigerte sich noch, als ich feststellen musste, dass es sich hierbei um eine seltene, eigentlich vergessene Publikation handelte, die interessanterweise in Deutschland nur in Baden-Württemberg in einer öffentlichen Bibliothek aufzufinden war. In ganz Sachsen einschließlich der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden war das Heft nicht vorhanden. Es handelt sich dabei um die Aufzeichnungen faunistischer Beobachtungen eines Naturfreundes, die er gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Einzugsgebiet der Elbe in Böhmen getätigt hatte. Sie stammen also aus einer Zeit, die faunistisch sehr spannend und geradezu spektakulär war. Bekanntlich war um 1890 der Ausbau der Elbe zu einer Wasserstraße, der 1815 vom Wiener Kongress beschlossen worden war, abgeschlossen, und die ersten Auswirkungen dieser Maßnahme müssen direkt spürbar gewesen sein (selten werden verschiedener Arten und verschwinden von Stör und Lachs). Der Autor, Julius Michel, wurde 1859 in Reichenberg (Liberec) geboren, arbeitete als Lehrer in verschiedenen Orten Böhmens und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit faunistischen Studien, wobei er sich hauptsächlich der Ornithologie widmete. Er war wohl ein begnadeter Zeichner und Präparator. Seine Präparate stellte er unter anderem in Berlin (1880, 1889), Kassel (1889), Wien (1890), Bodenbach (1897), Tetschen (1902) und St. Petersburg (1903 und 1904) aus. Eines seiner Präparate erhielt auf der Jagdausstellung in Wien 1890 den höchsten Preis, den Goldenen Staatspreis. Auch publizistisch war Michel tätig, wobei der erwähnte Band über die Tiere des Elbgaues, wie diese Region damals administrativ bezeichnet wurde, wohl als sein Hauptwerk anzusehen ist. Zunächst werden in einem ersten Teil des Bändchens die Lebensräume der Tiere besprochen, wobei hauptsächlich ornithologische Beobachtungen mitgeteilt werden. In einem weiteren Teil werden zunächst die Säugetiere, dann die Vögel, anschließend die Kriechtiere und Lurche und letztlich die Fische abgehandelt. Zum Schluss werden in einem Abschnitt unter dem Titel Aus der Werkstatt des Verfassers die Veröffentlichungen von Michel zusammengefasst. Obwohl die ornithologischen Beobachtungen den Hauptteil der Publikation ausmachen, werden viele heimischen Fische, Amphibien und Reptilien besprochen. Diese kurzen Texte 57

60 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 vermitteln zahlreiche wertvolle historische Informationen über die Verbreitung der entsprechenden Tiergruppe in Böhmen zu dieser Zeit. Im Einzelnen ging Michel auf die nachfolgend dargestellten Arten ein. Neben allgemeinen biologischen Ausführungen und Hinweisen zur Erkennung der entsprechenden Art macht Michel auch Angaben zur Verbreitung, die heute vielleicht von historischem Interesse sind und deshalb hier wiedergegeben werden sollen. Bei Arten, die nachfolgend nur aufgeführt werden, geht Michel nicht genauer auf die Verbreitung ein und macht nur allgemeine Angaben. Nach der seinerzeit gültigen wissenschaftlichen Bezeichnung folgt in der nachfolgenden Zusammenstellung der heute geltende Name. Die alten deutschen Ortsnamen habe ich, soweit dies mir möglich war, durch die heute üblichen tschechischen Namen ergänzt. Diese wurden von mir in Klammern gesetzt in die Zitate eingefügt. Hierbei bestand die Schwierigkeit, dass durch Eingemeindungen viele alte deutsche Ortsbezeichnungen schwierig oder nicht mehr zuzuordnen sind. Reptilien Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis wurde im Laufe der letzten vier Jahrzehnte bereits einige Male in den sumpfigen Stellen bei Birkigt (Březiny, heute Stadtteil von Děčín) und Zautik (das letzte Stück 1922) und auf dem Rotberge bei Bodenbach (Děčín) gefunden. Jedenfalls sind dies wohl Nachkommen von Tieren, die aus der Gefangenschaft entkamen und an diesen Orten Ruhe und günstige Lebensbedingungen vorfanden S Zauneidechse Lacerta agilis Unsere gewöhnliche, überall an sonnigen Bergabhängen, trockenen Waldrändern, Wegen und Dämmen, besonders gern im Heidekraute lebende Eidechse, die in der Färbung ungemein abändert.eine mehr braune Spielart soll im Gebiete des Laubebaches (bei Loosdorf, Ludvíkovice) vorkommen. S Bergeidechse (=Waldeidechse) Lacerta vivipara (=Zootoca vivipara) soll auf dem Schloßberge bei B-Kamnitz (Česká Kamenice), auf dem Falkenberge und im Elbetale bei Salesel (Dolní Zálezly) vorkommen S Smaragdeidechse Lacerta viridis Von dieser großen, dem Mittelmeergebiete angehörenden Art schreibt Dr. Ant. Frič 1872, daß sie in der Umgebung von Prag angetroffen wurde. Jetzt wurde sie mit Sicherheit bei Leitmeritz (Litoměřice), Salesel (Dolní Zálezly), Wesseln und zwischen Pömmerle (Povrly) 58

61 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 und Rongstock (Ustecky Kraj) festgestellt Genauere Angaben werden aus tierschutzlichen Gründen unterlassen S Blindschleiche Anguis fragilis Ringelnatter Tropidonotus natrix (=Natix natrix) Würfelnatter Tropidonotus tesselatus (=Natrix tessellata) Diese im Innern Böhmens öfters vorkommende Art konnte ich 1928 im Elbtale das erste Mal mit Sicherheit feststellen Die Würfelnatter ist in den südlichen Ländern Europas einheimisch, findet sich aber am Mittelrheine und in den angrenzenden Gebieten, in Böhmen und bei Meißen in Sachsen vor. In unserer Gegend ist sie bei Aussig (Ústí nad Labem) und Salesel (Dolní Zálezly) vertreten. An letzterem Orte wurde sie vom Oberlehrer Porsch schon einige Male beobachtet und gefangen S Schlingnatter Coronella austriaca Kreuzotter Vipera berus Lurche Wasserfrosch Rana esculenta (=Pelophylax spec.) Grasfrosch Rana temporaria Laubfrosch Hyla arborea Der wohlbekannte Laubfrosch hat gegenüber früher ganz entschieden abgenommen S Erdkröte Bufo bufo Wechselkröte Bufo viridis (=Bufotes viridis) Diese Art bekam ich aus den sumpfigen Stellen oberhalb des Rosawitzer Hafens (Rozbelesy, heute Ortsteil von Děčín) und aus den Altwässern S Knoblauchkröte Pelobates fuscus Von dieser Krötenart, welche im Teichgebiete bei Neugarten ziemlich selten vorkommt, liegt bis jetzt nur eine Beobachtung, und zwar aus Bürgstein (Sloup v Čechách) vom Juni 1926 Knoblauchkröte vor S

62 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Feuersalamander Salamandra maculosa (= Salamandra salamandra) Besonders viele traf ich im Frühjahre nach Regengüssen in den Buchenwaldungen des Elbetales bei Ober- (Horní Žleb) und Niedergrund (Dolní Žleb), in der Umgebung von Tetschen (Děčín), bei Topkowitz (Dobkovice) und auch einen in einem feuchten Gemäuer bei Bodenbach (Děčín). Der Feuersalamander dürfte wohl an allen passenden Oertlichkeiten vorkommen S Kammmolch Kammmolch Molge cristata (=Triturus cristatus) Bergmolch Bergmolch Molge alpestris (=Ichthyosaurus alpestris) Diesen fand ich an den gleichen Orten mit dem obigen in der Umgebung von Bodenbach (Děčín) öfters S Streifenmolch (=Teichmolch) Molge vulgaris (=Lissotriton vulgaris) Der gemeinste, überall vorkommende unserer Molche S

63 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Fische Neunauge - Petromyzon Bach-Neunauge Petromyzon planeri Bl. (=Lampetra planeri) Fluß-Neunauge Petromyzon fluviatilis L. (=Lampetra fluviatilis) Meer-Neunauge Petromyzon marinus L. Diese drei Arten werden jetzt nur als Spielarten des Flußneunauges angesehen, die sich den jeweiligen Lebensbedingungen angepasst haben. Das kleine Bachneunauge wäre die Zwergform, das Flußneunauge die normale und das Meerneunauge die Riesenform. Das kleine Bauchneunauge Kommt so ziemlich in allen Bächen vor. Das Flußneunauge Im Frühjahre 1927 wanderte es in Polzen (Ploučnice) oft schon in solcher Menge, daß das Wasser förmlich schwarz war. Die größte Spielart ist das Meerneunauge Ich bekam 1912 ein ungefähr 70 cm langes Stück aus Bodenbach (Děčín). Anmerkung: Die Ansicht, dass die Neunaugen verschiedene biologische Formen einer Art darstellen geht auf Wajgel (1883) zurück. Nach seiner Auffassung bilden Fluss- und Bachneunauge biologisch gesehen ein Artenpaar, wobei das Flussneunauge eine vollständige und das Bachneunauge eine unvollständige Entwicklung durchläuft. Diese biologische Betrachtungsweise hatte in der Vergangenheit auch dazu geführt, dass man beide Arten auch an anderer Stelle gelegentlich als Formen einer einzigen Art betrachtete. Eine Auffassung, die aber nicht allgemein verbreitet war. Neuere genetische Untersuchungen ergaben jedoch eindeutig, dass beide Formen soweit genetisch isoliert sind, dass ihre artliche Eigenständigkeit belegt ist (Matheus et al., 2013). Neben dem europäischen Artenpaar Fluss- und Bachneunauge gibt es noch andere derartige Paare in dieser, hauptsächlich auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel verbreiteten Familie. Stör Acipenser sturio Der Stör kommt jetzt schon sehr selten in der Elbe vor. Am Beginne des neuen Jahrhunderts wurde in Prosmik (Prosmyky) bei Leitmeritz (Litoměřice) ein 200 kg schwerer Fisch gefangen, der nach dem Hochwasser in einer Pfütze zurück geblieben war Dann wurde beim Eisgange in Topkowitz (Dobkovice) ein solcher mit dem Haken aus der Elbe gezogen, der 90 kg schwer war Aus der letzten Zeit ist kein Fall bekannt S Flussaal Anguilla vulgaris (=Anguilla anguilla) Der Aal kommt in der Elbe und in allen größeren Zuflüssen vor S Aalraupe Lota vulgaris (=Lota lota) 61

64 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Kommt in der Elbe, besonders bei der Mündung des Schloßbaches vor, wo einmal 17 Stück gleichzeitig gefangen wurden. Auch bei der Nordbahnbrücke, an der Eulaumündung (Jílové) und in der Polzen (Ploučnice) bei Sandau (Dolní Žandov) zu finden S Flussbarsch Perca fluviatilis Zander Lucioperca sandra (=Sander lucioperca) Im Bodenbacher Hafen werden bis Eier und Setzlinge ausgesetzt S Kaulbarsch Acerina cernua Groppe Cottus gobio Er ist bei uns häufig und hält sich in der Polzen (Ploučnice) gern unter Wehren auf. Früher auch häufig in der Eulau (Jílové). Die hiesigen Fischer unterscheiden eine dunkle und eine gefleckte Abänderung S Lachs Trutta salar (=Salmo salar) In früheren Jahren, als die Zahl der wandernden Lachse noch viel größer war, hatte der Zug eine große wirtschaftliche Bedeutung. Aus jener Zeit stammt auch noch die Sage, daß die Dienstboten nicht öfters als zweimal die Woche Lachs essen wollten. Ein Lachsfang bestand in Herrnskretschen (Hřensko). Daß die Ergebnisse des Fanges nicht immer gleichwertig waren ergibt sich aus folgender Aufstellung: In den Kalenderjahren 1861 bis 1869 wurden in Herrnskretschen (Hřensko) 185, 110, 35, 190 (71 Fische), 227 (69 Fische), 207 (44 Fische), 97, 38 und 90 kg gefangen wurde in Herrnskretschen (Hřensko) auch eine Brutanstalt für einheimische Lachse errichtet, die aber seit Beginn des Krieges aufgelassen worden ist. Jetzt wird der Lachs in der Bodenbacher Gegend nur noch sehr selten, etwas häufiger in der Leitmeritzer Gegend (Litoměřice) gefangen war der Zug besonders günstig S Bachforelle Trutta fario (=Salmo trutta) Sie bewohnt die Polzen (Ploučnice) und den Kamnitzbach und ihre Zuflüsse im Absbache bei Niederebersdorf (Dolní Habartice) wurden Stücke bis zu 1 kg Gewicht gefangen die Quellbäche der Eulau (Jílové) und die meisten Bäche, welche zur Elbe führen. Auch in Teichen wird sie gehalten Brutanstalten zum Ablaichen der Forellen befinden sich in Waltersdorf und Königsmühle. Bei Hochwasser kommt die Forelle manchmal bis in die Elbe S Bachsaibling Salmo fontinalis Der Saibling kommt in unseren Quellbächen sehr gut fort, im Kamnitzbache, in der Polzen (Ploučnice), sowie in einzelnen Gebirgswässern am linken Elbufer. Auch im Bretteich bei Waldeck (Valdeka) wurde er ausgesetzt S Äsche Thymallus vulgaris (=Thymallus thymallus) 62

65 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 In der Polzen (Ploučnice) nimmt sie zu und wird auch von den Fischereivereinen immer mehr ausgesetzt. Kommt manchmal bis zur Polzenmündung herab und steht mit Vorliebe unter den Wehren S Meerforelle Trutta trutta (=Salmo trutta) In der Elbe ist sie nur selten anzutreffen. Vor ungefähr sechs Jahren wurde ein 9 kg schwerer Silberlachs bei der Kettenbrücke gefangen Ein anderes Stück wurde vor langer Zeit vom alten Winter in Bodenbach (Děčín) gefangen S Amerikanische Regenbogenforelle Trutta iridea (=Oncorhynchus mykiss) Stahlkopfforelle? Salmo gaidneri (=Oncorhynchus mykiss) Wels Silurus glanis In der Elbe bevorzugt er die Staue bei der Tetschener Kettenbrücke und den Umschlagsplatz bei Rosawitz (heute Ortsteil von Děčín) und Wilsdorf (Vilsnice, heute Ortsteil von Děčín), sowie die Strecke zwischen Niedergrund (Dolní Žleb, heute Ortsteil von Děčín) und Herrnskretschen (Hřensko). In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts wurde hier in der Elbe ein 74 kg schwerer Wels gefangen, früher erbeutete man solche mit 30 und 29 kg Gewicht. Bei Herrnskretschen (Hřensko) wurden im Oktober 1921 zwei Stück mit 7 und 12 kg Gewicht gefangen. Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts sah ich in Leitmeritz (Litoměřice) zwei über 1 m lange Welse, welche wie ein später gefangener, 130 kg wiegender in Leitmeritz (Litoměřice) und Teplitz (Teplice) ausgestellt wurden. Durch die Stromregulierung haben die tiefen Löcher sehr abgenommen, weshalb wohl auch die Zahl der Welse stark nachgelassen hat. Im Dezember 1928 wurde bei Lichtowitz (Litochovice) ein Wels von 1,5 m Länge erbeutet S Hecht Esox lucius Schlammpeitzker Cobitis fossilis (=Misgurnus fossilis) kommt zeitweise häufig, dann wieder seltener im Hafen, in der Polzen (Ploučnice), im Altwasser bei Topkowitz (Dobkovice), bei Gersdorf (Mezihoří) und an vielen anderen Orten vor. War früher auch zahlreich im Eulaubache S Bartgrundel, Schmerle Cobitis barbatula (=Barbatula barbatula) Sie kommt häufig sowohl in der Forellenregion, wie auch in allen Bächen und Flüssen, sowie auch in der Elbe vor. Nach Hochwasser fanden sich viele in stehen gebliebenen Pfützen in Altstadt (Staré Město, heute Stadtteil von Děčín) und Bodenbach (Děčín)... S Steinbeißer Cobitis taenia In allen Gewässern des Gebietes verbreitet S

66 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Schmerle Karpfen Cyprinus carpio Vom Tetschen-Bodenbacher Fischereivereine werden jährlich gegen 1000 Setzlinge im Rosawitzer Hafen (Rozbelesy, heute Ortsteil von Děčín), im Neschwitzer Elbarme und im Schloßteiche ausgesetzt S Karausche Carassius vulgaris (=Carassius carassius) hält sich besonders in den toten Armen und Stauen der Elbe, im Hafen, in Teichen und Tümpeln auf und ist ziemlich häufig S. 169 Schleie Tinca vulgaris (=Tinca tinca) bewohnt den Elbhafen in Rosawitz ((Rozbelesy, heute Ortsteil von Děčín), die Stau- und Altwässer der Elbe, Bäche und Teiche S Barbe Barbus fluviatilis (=Barbus barbus) häufig in der Polzen (Ploučnice) und Elbe S Gründling Gobio fluviatilis (=Gobio gobio) hält sich an sandigen Stellen der Elbe und der Polzen (Ploučnice), sowie in den Bächen auf S Blei Abramis brama Zärthe, Nase Abramis vimba (=Vimba vimba) Die Nase ist in der Elbe häufig, in der Polzen (Ploučnice) seltener S Anmerkung: Zum Vorkommen der echten Nase (Chondrostoma nasus) in der Elbe siehe Zarske (1996, 2011). Güster Blicca björkna (=Blicca bjoerkna) Uckelei Alburnus lucidus (=Alburnus alburnus) 64

67 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Gründling Elritze Phoxinus laevis (=Phoxinus phoxinus) Lebt in allen Bächen von der Forellenregion an bis zur Mündung und auch in der Elbe War vor ungefähr 50 Jahren massenhaft bei Sandau (Dolní Žandov) vertreten, ist jetzt dort aber fast verschwunden. S Plötze, Rotauge Leuciscus rutilus (=Rutilus rutilus) Es kommt in der Elbe sehr häufig vor und geht auch in die Bäche aufwärts S Rotfeder Scardinius erythrophthalmus Rapfen Aspius rapax (=Leuciscus aspius) Aland Idus melanotus (=Leuciscus idus) In den Altwässern und in der Elbe, aber nicht häufig S Döbel Squalius cephalus Lebt in der Elbe und Polzen (Ploučnice), geht aber auch in die Bäche hinauf S Hasel Squalius leuciscus (=Leuciscus leuciscus) Goldorfe Cyprinus orfus (=Leucisus idus) Goldkarausche, Goldfisch Carassius auratus Goldschleie (=Tinca tinca) Stichling Gasterosteus aculeatus Scholle Pleuronectes platessa kommt nur ganz selten einmal in der Elbe vor. Im Frühjahre 1912 wurde ein kleines Exemplar beim Austritte des Polzenarmes (Ploučnice) in der Elbe gefangen S Forellenbarsch Grystes salmoides (=Micropterus salmoides) mit dieser Art wurde im Schloßteich zu Tetschen (Děčín) ein Versuch gemacht; der 65

68 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Erfolg war nicht günstig Wurde auch im Rosawitzer Hafen (Rozbelesy, heute Ortsteil von Děčín) ausgesetzt, doch wurden nur wenige wieder gefangen. S Zwergwels Ameiurus nebulosus wurde vor einiger Zeit einmal in der Elbe ausgesetzt, verschwand aber vollständig. S Die oben zitierten Ausführungen machen deutlich, dass die Herpetologie und die Ichthyologie zwar nicht gerade zu den Stärken von Michel zählten, trotzdem halte ich Informationen über die Verbreitung bestimmter Arten zu dieser Zeit in Böhmen für sehr wertvoll. Am interessantesten fand ich jedoch die Schilderungen Michels über die ehemaligen Elbweiden bei Bodenbach und Altstadt (heute Ortsteile von Děčín), die ich auszugsweise wieder geben möchte, weil sie bereits damals Entwicklungen beschreiben, die jeder faunistisch Tätige heute aus eigener Anschauung kennt. Ein lehrreiches Beispiel dafür, wie durch Umgestaltung der Bodenverhältnisse auch die Tierwelt stark verändert wird, bietet uns ein Rückblick auf vergangene Zeit. Als ich im Jahre 1890 nach Bodenbach übersiedelte, war das Mündungsgebiet des Eulaubaches noch nicht reguliert. In verschiedenen Krümmungen wand sich der Bach von der Rosawitzer Straße an durch die Meierhofwiesen und mündete etwas weiter stromabwärts als heute in die Elbe. An den teils schlammigen, teils sandigen Ufern standen Weidensträucher, weiter abwärts war das Bachbett mehr steinig und von einem Dickicht von Weiden- und Pappelsträuchern begleitet. Diese flache Stelle war mit Pestwurz, Nesseln, verschiedenen Stauden und hohem Gras bedeckt und gegen die Fahrstraße am Bahndamme zu war ein kleiner Rohrschilfbestand. Später wurde diese kleine, auartige Wildnis gerodet und in eine Schnittweidenbepflanzung verwandelt. Ende der neunziger Jahre wurde der Bach vollständig reguliert. Jetzt ist er ein Kanal mit nackten Ufern Diese nicht einmal 1 km lange Strecke in Bodenbach und das Altstädter Gelände bot mir und einem Tetschener Freunde die schönste Gelegenheit zu eingehenden Studien Wenn ich jetzt das kahle Gebiet überschaue und der vielen schönen Stunden gedenke, die ich einst hier suchend und lernend verbrachte, da überkommt mich ein wehmütiges Gefühl. Tempi passati! Die vorschreitende Entwicklung kennt keine Grenzen. Die Schilderungen des Verfassers können jeden, der selbst einmal faunistische Studien betrieben hat, nicht unberührt lassen. In Zeiten, in denen professionelle Biologen fast nur noch 66

69 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 in Laboren und vor Computern arbeiten, wo Gensequenzen, Stammbäume, Impact- und Hirschfaktoren den gesamten Tagesablauf beherrschen und Naturbeobachtungen praktisch keine Rolle mehr spielen, fragt man sich als Biologe wirklich, ob das der Grund war, warum man sich letztendlich für das Studium der Biologie entschieden hat. Die eigentliche Naturbeobachtung findet im beruflichen Alltag vieler heutiger professioneller Biologen überhaupt nicht mehr statt. Eine Entwicklung, die meiner Meinung nach sehr zu bedauern und auch überaus bedenklich ist. Literatur: Mateus, C.S.; Stange, M.; Berner, D.; Roesti, M.; Quintella, B.R.; Alves, M.J.; Almeida, P.R. & Salzburger, W. (2013): Strong genome-wide divergence between sympatric European river and brook lampreys. Current Biology, 23(15): Michel, J. (1929): Heimatkunde des Elbgaues Tetschen. 5. Lieferung: Tiere der Heimat. I. Teil: Die Wirbeltiere als Bewohner und Gäste im Elbgau. Tetschen, Selbstverlag des freien Lehrervereins des politischen Bezirkes Tetschen, 200 S. Wajgel, L. (1883): Die Zusammenziehung der zwei Arten von Petromyzon (P. planeri und P. fluviatilis) in Eine. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft von Österreich, 33: Zarske, A. (1996): Autochthone Population oder Faunenverfälschung? Zum Fund der Nase Chondrostoma nasus (L., 1758) in der Elbe. Faunistische Abhandlungen (Dresden), 20(14): Zarske, A. (2011): Zum Vorkommen der Nase (Chondrostoma nasus) in der Elbe. Fischer und Angler in Sachsen, 18(4): Kontakt zum Autor: Dr. Axel Zarske Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden Königsbrücker Landstr Dresden 67

70 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Nachweis einer Gelbwangen-Schmuckschildkröte an der Spree bei Bärwalde (Lkr. Görlitz) Dieter Pannach Ausgehend von einem entsprechendem Hinweis eines mir bekannten Naturfreundes, der am beim Angeln an der Spree südlich Bärwalde (MTB / Q 4553/ 3) eine Sumpfschildkröte beobachten konnte, die sich auf einem im Wasser liegenden Baumstamm sonnte (am sah er sie auch schwimmend), besuchte ich am die von ihm beschriebene Örtlichkeit. Ich konnte auch auf Anhieb das Reptil finden, das sich am Ufer unweit der Wasserlinie sonnte (die Spree hat hier übrigens eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit) und sich anhand der Färbungsmerkmale leicht als o.a. Art bestimmen ließ. Die Beobachtung erfolgte aus ca. 10 m Entfernung mit einem 10 x 50 Fernglas. Der Größe nach handelte es sich um ein Weibchen. Nach etwa halbstündlicher Beobachtungszeit zog ich mich zurück, ohne das Tier zu stören (Wetter: wolkenlos, leichter SE-Wind, 21 C). Dies ist m.w. der Erstnachweis einer, wenn auch allochthonen, neuweltlichen Sumpfschildkröte in diesem Raum. Wie das Tier hierhin gelangt sein mag, muss natürlich offen bleiben (Aussetzung oder Gefangenschaftsflüchtling), ebenso wie lange es sich schon im bezeichneten Gebiet aufhielt. Kontakt zum Autor: Dieter Pannach Thälmann-Str Boxberg/OL. 68

71 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Erneuter Frühstart von Zauneidechsen Ronny Papenfuß Normalerweise erscheinen in meinen Zauneidechsenhabitaten die Tiere etwa Anfang März. Dass es auch in anderen Regionen zu frühen Starts kommt, ist aus diversen Veröffentlichungen bekannt. Bereits in den Mitteilungen von 2011 schrieb ich von einer sehr früh erschienenen weiblichen Zauneidechse. Das damalige Tier zeigte sich bereits am bei 13 C. Auch am Folgetag konnte ich es beobachten. Als es Mitte Februar zu sehen war, lagen die Schattentemperaturen nur noch bei 4 C. Die tiefste Temperatur lag damals bei gerade mal 1 C. Leider hatte das Tier nicht überlebt. Am , die Lufttemperatur betrug 15,2 C und die Bodentemperatur in 30 cm Tiefe lag bei 6,2 C, war ich wieder im Garten unterwegs und suchte die Trockenmauern nach Eidechsen ab. Tatsächlich fand ich wieder eine weibliche Zauneidechse. Das darauffolgende Wochenende war zwar auch sonnig, doch deutlich kühler. Die Lufttemperatur lag bei gerade mal 3,5 C und die Bodentemperatur betrug nur 4,7 C! Ich schaute erneut die Trockenmauer ab und fand dieses Mal ein Jungtier. Das gleiche Tier fand ich am bei 5,5 C Lufttemperatur und 4,8 C Bodentemperatur. Auch das Jungtier befand sich in einem guten und gesunden Zustand. Bereits 2014 starteten die Zauneidechsen früher als sonst. Ab waren die Eidechsen, sobald es die Temperaturen und die Witterung zuließen, durchgängig zu finden. Im Jahr 2015 verhält sich die Sache ähnlich. So wie es die Wetterbedingungen zulassen sind die Zauneidechsen zu finden. Der reguläre Start erfolgte am bei 14,7 C Lufttemperatur und 7,2 C Bodentemperatur mit einer weiblichen jungen Zauneidechse. Meldungen über ähnlich frühe Funde wären für mich sehr interessant, und ich würde mich über Rückmeldungen von Fundorten, auch aus anderen Regionen, sehr freuen. Kontakt zum Autor: Ronny.Papenfuss@yahoo.de 69

72 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Außergewöhnliche Beobachtungen einer bergsteigenden Erdkröte und eines wohl abgehärteten Zauneidechsenbabys Steffen Teufert Als wir uns in der großen Hitze des 4. Juli 2015 von der Bärensteinnadel abgeseilt hatten, fanden wir zu unserer Überraschung in einer kleinen Felshöhle ein Erdkrötenweibchen. Die kleine Höhlung befand sich auf der Nordseite und war entsprechend günstig temperiert. Sie befand sich immerhin in etwa 2 m Höhe (!). Der Fels ist zwar bis zu dieser Höhlung nicht senkrecht aber trotzdem extrem steil (Abb. 2). Dass auch junge Erdkröten gut klettern können, erlebte der Autor vor einigen Jahren an einem Steinbruch der Oberlausitz. Die frisch metamorphosierten Kröten kletterten problemlos in einer senkrechten Verschneidung einen reichlichen Meter weit nach oben, bevor sie flaches Gelände erreichten. Am 12. Oktober 2015 schaffte es die Thermometersäule nicht über 7,5 C. Zu diesem späten Termin sonnte sich an einer kleinen Granitsäule ein diesjähriges Jungtier. Der Zeitpunkt der Beobachtung war 14:30 Uhr MESZ. Die Granitsäule war zu diesem Zeitpunkt voll besonnt, im Windschatten und daher gut aufgewärmt. Da die Säule mindestens 25 cm im Boden steckt, hatte sich offensichtlich das Versteck der Echse soweit erwärmt, dass das Tier aktiv wurde. Es gibt kaum eine andere Erklärung, weil es der zweite Tag in Folge mit Nachtfrost (Tiefsttemperaturen über Boden von -2 C und darunter) war. Dem vorausgegangen waren bereits drei weitere Nächte mit leichtem Bodenfrost. Kontakt zum Autor: Steffen Teufert Bischofswerda steffen.teufert@t-online.de Abb. 1: Sonnplatz des Zauneidechsenbabys am Foto: S. Teufert 70

73 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Abb. 2: Zwischen Seil und rechter Felskante ist die kleine Höhlung in zwei Metern Höhe zu erkennen in der das Erdkrötenweibchen saß. Fotos: S. Teufert 71

74 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Weiterer Nachweis einer Streifenringelnatter (Natrix n. natrix x N. n. persa) in Leipzig Andreas Arnold Am gelang dem Verfasser erneut der Nachweis einer Streifenringelnatter, leider wieder nur als Totfund. Das 30 cm lange Tier (Gewicht 5 g) wurde am auf einer asphaltierten Straße in Leipzig-Stahmeln An der Elster, unweit der Kläranlage Wahren gefunden. Gauß-Krüger-Koordinaten des Fundortes r , h Die Schlange wurde wie schon das 2010 ebenfalls vom Verfasser gefundene Jungtier als Belegexemplar konserviert. An der Elster ist keine Durchgangsstraße, sie wird nur von relativ wenigen PKW und wegen geringer Straßenbreite mit verminderter Geschwindigkeit befahren. Zwischen Straße und Weißer Elster befindet sich ein etwa 8 ha großes Feuchtgebiet, an dessen Rand nach Aussage von Anwohnern und eigenen Beobachtungen häufig Ringelnattern zu beobachten sind. Die Belegfotos wurden erst nachträglich angefertigt, also nicht in situ am Fundort und nicht in der vorgefundenen Körperlage. Abb. 1: Am in Stahmeln gefundene Streifenringelnatter. Todesursache war, den Verletzungen nach zu urteilen, vermutlich das Überrollen durch Fahrradreifen an drei Körperstellen. Foto: A. Arnold 72

75 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Der Fundort befindet sich fünf Kilometer Luftlinie vom Aussetzungsort Papitzer Lehmlachen entfernt. Die bisher größte Entfernung des Fundortes einer Streifenringelnatter in Leipzig vom Aussetzungsort beträgt 9,6 km (Grosse 2013). Bei diesen Ringelnattern mit Streifenzeichnung handelt es sich um einen Bastard zwischen autochthonen Ringelnattern (Natrix n. natrix) und Streifenringelnattern (Natrix natrix persa), wovon 1964 zwanzig Jungtiere von einem Terrarianer an den Papitzer Lehmlachen ausgesetzt wurden. Nach nunmehr fünfzig Jahren werden in der Umgebung des Aussetzungsortes immer noch einzelne Ringelnattern mit Streifenzeichnung gefunden (Grosse 1995, 2011, 2013, Arnold 2010). In meiner Auswertung (Arnold 2014) wurden 39 Ringelnatterfunde aus dem Nordwesten von Leipzig berücksichtigt. Hinzu kommen drei in dieser Veröffentlichung noch unberücksichtigte Nachweise Unter diesen insgesamt 42 Nachweisen waren zwei Ringelnattern mit Streifenzeichnung. Bei sechs der 42 Nachweise (stark plattgewalzte Totfunde oder nur flüchtige Beobachtung) blieb unklar, ob eine Streifenzeichnung vorhanden war. Daraus ließe sich grob hochrechnen, dass also etwa rund fünf Prozent der gefundenen Ringelnattern eine Streifenzeichnung aufweisen. Abb. 2: Eventuell gibt es auch in der Färbung der Bauchseite Unterschiede zur heimischen Ringelnatter. Foto: A. Arnold 73

76 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Literatur Arnold, A. (2010): Erneuter Fund einer Streifenringelnatter (Natrix n. natrix x N. n. persa) im Leipziger Auwald. - Mitteilungen für sächsische Feldherpetologen und Ichthyofaunisten: Arnold, A. (2014): Zum Vorkommen von Reptilien im Nordwesten von Leipzig (mit besonderer Berücksichtigung der Totfunde und Mortalitätsursachen). - Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen 15: Grosse, W.-R. (1995): Wiederfund einer Streifenringelnatter im Leipziger Auenwald. - Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen 2: 68. Grosse, W.-R. (2011): Streifenringelnatter in Leipzig. - Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen 13: Grosse, W.-R. (2013): Verbreitung der Ringelnatter in der Stadt Leipzig (Sachsen) und in Halle/ Saale (Sachsen-Anhalt) Teil 1. Ophidia. Zeitschrift für Schlangenkunde 7 (1): Kontakt zum Autor: Andreas Arnold Zur schönen Aussicht Schkeuditz 74

77 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Kletternde Waldeidechse Marina Gerstner Der Waldeidechse wird in der Literatur nicht allzu viel Kletterei zugetraut. Formulierungen wie klettert hin und wieder oder ab und zu bis klettert eher selten sind hier zu finden. Diese Waldeidechse aus dem Riesengebirge belehrt uns eines Besseren. Sie brachte es auf mind. 1,50 m an diesem Pfahl eines Wegweisers, um optimal Sonne zu haschen! Natürlich war sie damit das beliebteste Foto-Modell an diesem Tage. 75

78 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Aufruf zur Mitarbeit Jedes Jahr im zeitigen Frühling stellt sich für die meisten von uns immer wieder die Frage: Wann geht s los?? Gerade bei den Frühlaichern ist der Zeitpunkt der beginnenden Wanderung wichtig für das Aufstellen von Amphibienzäunen, die Laichzeit in den Gewässern bedeutend für Bestandserfassungen. Nun gibt es vielfältige Literatur, die dazu entsprechende Angaben macht. Aber die Zeitangaben sind oft breit gefächert, abhängig von Höhenlage oder örtlichen Gegebenheiten und die Natur hält sich ohnehin nicht immer an die literarischen Vorgaben... Verläßlicher scheint hier, bestimmte Ereignisse aus der Natur als Zeitmaß für die amphibischen Aktivitäten heranzuziehen. Für mein Gebiet (Mittelgebirge um die 500 m.ü.nn.) ist zum Beispiel nach meinen langjährigen Beobachtungen zufolge die beginnende Blüte des Huflattichs das Signal dafür, daß es sich nun lohnt, an die Gewässer zu gehen, um die Frühlaicher (hierzulande sind es nur Grasfrosch und Erdkröte) zu beobachten. Sicher haben viele erfahrene Fachleute ihren eigenen Kalender der Natur gefunden, womit sich die Zeiten von Wanderung, Ruf- oder Laichperioden gut voraussagen lassen. All dieses wertvolle Wissen ist zu schade, um unveröffentlicht irgendwann wieder in Vergessenheit zu geraten. Wer also solche Zeichen der Natur für seine Tätigkeit draußen mit den Amphibien nutzt, möge diese Erfahrungen mitteilen. So kann daraus vielleicht ein entsprechender Kalender erstellt werden, und andere Feldleute können dann von den Erkenntnissen profitieren. Diesbezügliche Beobachtungen bitte an: Marina Gerstner Hetzschen 4 OT Erlbach Markneukirchen Tel.: info@natur-zeit.de 76

79 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, Feldherpetologische Tage Mai 2016 Zu den 25. Feldherpetologischen Tagen vom 20. bis 22. Mai 2016 lädt der NABU Sachsen alle Feldherpetologen und interessierte Naturfreunde nach Nordwestsachsen in den Raum zwischen Eilenburg und Bad Düben ein. Besucht werden sollen die weitgehend frei mäandrierende Mulde, Gewässer in der naturnahen Muldeaue, Lehm- und Kiesgrubengewässer sowie das Presseler Heidewald- und Moorgebiet, wo Unterkünfte bereit stehen. Die Organisation liegt diesmal in den Händen von Petra Berger und Ronny Papenfuß. Ronny Papenfuß ist in der Region ein höchst engagierter ehrenamtlicher Naturschutzhelfer, er führt eine eigene Interessengruppe und ist Regionalkoordinator in der Amphibienkartierung. Ronny Papenfuß wird den Teilnehmern einiges über die natürlichen flussdynamischen Prozesse an der Mulde mitteilen und die Wirkungen der letzten Hochwasser, wie aktive Mäanderbildung, Uferabbrüche sowie neue Kieshegerbildungen u. a., auf der Exkursion in die Auenlandschaft zeigen können. Bei passenden Witterungsbedingungen wird die Teilnehmer ein breites Artenspektrum an Amphibien erwarten. Mit etwas Glück gelingt vielleicht ein Nachweis der Glattnatter, einfacher sollte es sein, die Zauneidechse in einem bekannten Lebensraum aufzufinden. Nicht selten überfliegen Seeadler und Fischadler die Muldeaue. Spuren von Biberaktivitäten werden häufig zu sehen sein. In den Steilufern werden zumindest Bruthöhlen von Uferschwalben und Bienenfressern entdeckt werden können. Im Feriendorf Neumühle (Neumühle 3, Pressel), Gemeinde Laußig, besteht die Möglichkeit einer Unterkunft in Bungalows. Die Übernachtung mit Frühstück kostet 25,00 pro Person und Nacht. Auch Zelten bzw. Campen im Auto ist möglich. Bitte geben Sie Petra Berger bzw. Ronny Papenfuß Bescheid, wenn Sie an den kommenden Feldherpetologischen Tagen teilnehmen möchten und teilen Sie mit, ob und für wie viele Personen Sie eine Übernachtungsmöglichkeit mit Frühstück in Anspruch nehmen wollen. Ansprechpartner: Petra Berger Tel.: Ronny Papenfuß Tel.:

80 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Programm-Planung Anreise am Freitagnachmittag ab Uhr in das Feriendorf Neumühle in Pressel. Am Abend verbleiben wir in der näheren Umgebung der Unterkunft und gehen etwa Uhr an den Presseler Teich inmitten des Naturparkes Dübener Heide am Rand des Presseler Heidewald- und Moorgebietes. An der zu überquerenden Bundesstraße B 183 besichtigen wir eine der erst errichteten stationären Amphibienschutzanlagen in unserem Landkreis. Später kann auf dem Komplex am Unterkunftsort ein Abendessen eingenommen werden. Im Anschluss nach einer knappen offiziellen Begrüßung wird uns Ronny mit seinem Vortrag Die Mulde im NSG Vereinigte Mulde zwischen Eilenburg und Bad Düben einen eindrucksvollen Einstieg in unser Feldseminar-Wochenende geben. Am Sonnabendvormittag beginnt die Exkursion 9.30 Uhr am Parkplatz gegenüber vom Betonwerk in Laußig an der S 11. Von hier aus laufen wir an die Mulde und schauen uns die Strukturen an, von denen uns Ronny am Vorabend berichtete. Wir werden staunen, welche Veränderungen am Muldeufer wahrzunehmen sind. Wir werden neue Abbruchkanten mit entstandenen Steilufern, neu entstandene Inseln durch Anlandungen, Altwasser und vieles mehr zu sehen bekommen. Nach einem Mittags-Picknick aus dem Rucksack geht es auf die andere Straßenseite zum Kiesabbaufeld in Laußig. Es ist ein noch aktiv betriebener Abbau. Randlich des Abbaufeldes sind geeignete Habitatstrukturen für Reptilien entstanden. Vielleicht gelingt uns unter den extra dafür ausgelegten Matten ein Nachweis der Glattnatter oder andere Überraschungen warten auf uns. Im Gebiet hat sich eine stabile Zauneidechsen-Population etabliert. Welche Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten sich aus dem Abbaubetrieb für den Artenschutz ergeben, wird uns Ronny berichten. Ein Kaffeegedeck, bestückt mit Kuchen von unseren fleißigen Kuchenbäckern, ist im Bürgerhaus in Pristäblich für uns angerichtet. Nach dieser Stärkung fahren wir mit unseren Autos nach Eilenburg an ein Kleingewässer in der Muldeaue. Ein ehemaliges Kinder-Schwimmbecken hat sich sukzessiv zu einem Refugium für Rotbauchunke, Knoblauchkröte, Molche und Laubfrosch entwickelt. Im strukturreichen Randbereich kommen Zauneidechsen vor. Den Abend verbringen wir wieder im Feriendorf Neumühle in Pressel. Nach dem Essen (Grillen sollte sich einrichten lassen) ist Zeit für ein gemütliches Beisammensein. Ronny zeigt noch einen interessanten Vortrag über die Zauneidechse Vom Erscheinen bis zum 78

81 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Verschwinden, aber auch jeder andere hat Gelegenheit Neuigkeiten auszutauschen. Am Sonntag starten wir gegen 9.00 Uhr über Bad Düben nach Wellaune. Hier wollen wir ehemalige Lehmgruben in einem heutigen Bruch-Sumpfgebiet aufsuchen und u. a. kontrollieren, ob sich ein neu angelegtes Ersatzlaichgewässer für Lurche gut entwickelt hat. Zuvor eingesetzte Flaschenfallen werden durch uns entleert und die Fänge gemeinsam ausgewertet. Der Biber hat im Sumpfgebiet ein sicheres, störungsfreies Revier. Seine vielfältigen Spuren sind nicht zu übersehen. Zur Mittagszeit werden wir ein hoffentlich wieder erlebnisreiches Wochenend-Feldseminar offiziell beenden. 79

82 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Buchbesprechung von Wolf-Rüdiger Grosse Salamanders of the Old World The Salamanders of Europe, Asia and Northern Africa Von dem bekannten Holländischen Herpetologen Max Sparreboom liegt jetzt ein Buch über die Salamander und Molche der Palaearktis vor, das von einigen Herpetologen das Buch der Bücher für die Molchler genannt wird. Ist es das wirklich? Neben einem allgemeinen Abschnitt von etwa 20 Seiten, der teilweise erklärt, wie das Buch aufgebaut ist, wird auf den einführenden Seiten eine Begriffserklärung der im Buch verwendeten Fachtermini angeboten, die sehr hilfreich ist. Die Einführung beschäftigt sich mit der neusten Systematik der Schwanzlurche, geht auf Verhalten, Paarung und Entwicklung der Arten im Allgemeinen ein. Auf zwei Seiten wird der aktuelle Stand zur Gefährdung der Schwanzlurche vorgestellt. Es folgen 160 beschriebene Arten (!). Das ist mehr als das Doppelte als in Thorn s Werk aus dem Jahr 1969, der legendäre Vorläufer eines europäischen Molch- und Salamanderbuches. Die meisten Arten werden bei Sparreboom auf rund zwei Seiten vorgestellt. Nur eine einzige Artengruppe bekommt mehr Raum, die Feuersalamander mit zehn Seiten! Hier wird die ganze Breite der Vielfalt dieser herrlichen Tiere ausführlich beschrieben und in ausgezeichneten Abbildungen gezeigt. Der Autor legt dabei auf eine konservative Benennung der neuen Arten großen Wert, weil Vieles in der Systematik noch nicht erforscht ist. Die Artendarstellungen gliedern sich einheitlich in Kategorien wie Beschreibung, Diagnose, Eier und Larven, Verbreitung, Lebensraum, Verhalten, Gefährdung und Schutz beschrieben. Daneben wird aber auch bei wichtigen Arten die Haltung und Vermehrung behandelt, soweit die Details bekannt sind. Jede Art hat auch eine Liste von Referenzliteratur zum Weiterlesen, was dieses Buch 80

83 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 zu einem Grundlagenwerk für alle Salamanderarten der Alten Welt macht. Max Sparreboom hat es geschafft, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen den Arten zu finden. Die Bilder sind von hoher Qualität und größtenteils noch nicht veröffentlicht. Viele Verbreitungskarten sind neu. Zu vielen Abbildungen gibt es genaue Ortsangaben, so können die Daten bei späteren evtl. Umbenennungen ebenfalls richtig zugeordnet werden. Sehr schöne Zeichnungen von Bas Teunis illustrieren das Buch, was dem Design zu Gute kommt. Grell rote Farbseiten trennen die Familien. Eine Übersichtlichkeit ist so dem Leser gegeben. Zum Schluss ist eine mehr als 30-seitige Bibliographie angefügt, die alle relevante Literatur enthält und über aktuelle Web-Seiten informiert. Eine Fachworterklärung und ein Index der wissenschaftlichen Namen vervollständigen das mit 431 Seiten recht umfangreiche und mit 129 auch nicht gerade billige Buch. Sparreboom, M. (2014): Salamanders of the Old World - The Salamanders of Europe, Asia and Northern Africa. - KNNV Uitgeverij. Sprache: English, Seiten: 432, Preis: 129,00. ISBN: Literatur Thorn, R. (1969): Les salamandres d Europe, d Asie et d Afrique du Nord. - Editions Paul Lechevalier, Paris. Kontakt zum Autor: Wolf-Rüdiger Große Akazienweg Landsberg/OT Queis wolf.grosse@gmx.net 81

84 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 Dr. Wolfgang Völkl (21. September April 2015) Für viele Herpetologen, auch in Sachsen, war es eine erschütternde Nachricht: Wolfgang Völkl ist einer schweren Krankheit erlegen. Der promovierte Diplombiologe und Privatdozent aus Seybothenreuth (Franken, Bayern) wurde nur knapp 55 Jahre alt. Schon im letzten DDR-Jahrzehnt führten ihn seine Wege nach Sachsen. Er war damals bereits mit Hans-Jürgen Biella aus Groß Särchen/Oberlausitz (zeitweilig Ehrenfriedersdorf/ Erzgebirge) befreundet. Die Liebe zur Kreuzotter und der hohe, in eifrigen Studien erworbene Wissensstand beider zur dieser Art, führte sie zusammen. Dabei entstanden wertvolle Fachbeiträge zur Biologie und Ökologie dieser Schlange, die heute noch unentbehrlich sind. Beispielhaft seien genannt: Beobachtungen zur saisonalen und diurnalen Aktivität der Kreuzotter (Vipera b. berus [L.]), erschienen in den Zoologischen Abhandlungen des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden; Ökologische Grundlagen einer Schutzkonzeption für die Kreuzotter Vipera berus (Linnaeus 1758) in Mittelgebirgen und Die Biologie der Kreuzotter (Vipera berus, L. 1758) in Mitteleuropa, beide erschienen im Mertensiella-Band 3. Durch Hans-Jürgen Biella lernte Wolfgang Völkl auch den Dresdner Herpetologen Uwe Prokoph bereits in der Vorwendezeit kennen. Nach der Wende erweiterte sich rasch der Bekannten- und Freundeskreis in Sachsen. Der Verfasser dieses Nachrufs durfte ihn kennenlernen, als er sich mit einer Fachfrage zu Wolfgang Völkl in einem seiner zahllosen einem konkreten Kreuzotter-Schutzprojekt an Projektgebiete. Foto: Günter Hansbauer 82

85 Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen Leipzig, 2015 ihn wandte. Seine prompte und freundliche, wie auch äußerst hilfreiche Antwort war der Beginn einer schönen Zusammenarbeit und einer daraus resultierenden Freundschaft. Vielen weiteren sächsischen Feldherpetologen begegnete er 2006 auf der Jahrestagung der Sächsischen Feldherpetologen und Ichthyofaunisten. Seinen Vortrag Teillebensräume bei heimischen Reptilien: allgemeine Muster, populationsspezifische Variation und Berücksichtigung bei der Naturschutzplanung publizierte Wolfgang Völkl im Jahr 2007 an dieser Stelle. Obwohl ein beachtlicher Teil seines Engagements der Kreuzotter galt, bearbeitete er auf dem Gebiet der Zoologie zahlreiche andere Arten und Themen. Nach mehreren Jahren Forschung und Lehre an der Universität Bayreuth widmete er sich gemeinsam mit seiner Ehefau Maria vor allem der Naturschutzplanung. Ihm verdanken wir viele wertvolle Fachbeiträge, nicht nur zur Kreuzotter. Mit Wolfgang Völkl haben wir einen liebenswerten Herpetologen, Kollegen und Freund verloren. Es ist sehr traurig und wir fühlen mit seiner Ehefrau und seinen beiden erwachsenen Söhnen mit. Gern werden wie an die gemeinsam verbrachte Zeit und die Fülle von ihm übermittelter Kenntnisse zur Kreuzotter und vielen anderen Fachthemen zurückdenken. Steffen Teufert/Bischofswerda 83

86 Ruhig mal ins Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen 16 Leipzig, 2015 Grüne gucken Landesverband Sachsen e.v.

87 Tagungsbände des NABU-Landesverband Sachsen Die Schwarzpappel Störche in Sachsen Feldhamster in Sachsen Ehrenamt Kostenfrei + Versandkosten Landesverband Sachsen e.v. Zu beziehen bei Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Sachsen e. V. Löbauer Straße 68, Leipzig Fon: Fax: landesverband@nabu-sachsen.de

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