Diagnostik und Evaluation
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- Gregor Schmidt
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1 Diagnostik und Evaluation Seminar Nr.: 3134 L 305 Raum FR 1063 Dozentin: Rebecca Lazarides Adresse: Franklinstraße 28/29 Pädagogische Psychologie FR 4-3 Tel.: Raum 4006 Sprechzeiten: Di 14:00-15:00 Uhr (oder nach Vereinbarung) rebecca.lazarides@tu-berlin.de
2 Erste Veranstaltung 1. Seminarplan 2. Scheinbedingungen 3. Organisatorisches zum Ablauf des Seminares 4. Einführung in die Diagnostik I
3 Scheinvoraussetzungen: Leistungsschein: Regelmäßige Teilnahme Referat (30 Min.) + Übung oder angeleitete Diskussion (15 Min.) Grundlagenliteratur: Paradies, L.; Linser, H.J. & Greving, J. (2007). Diagnostizieren, Fordern und Fördern. Berlin: Cornelsen. Burkhard, C. & Eikenbusch, G. (2000). Praxishandbuch Evaluation in der Schule. Berlin: Cornelsen.
4 Seminarplan Termin Thema Referenten Einführung in den Themenschwerpunkt Pädagogische Diagnostik Lazarides Methoden der Schulleistungsdiagnostik Lazarides Tests und Beobachtungsbögen als Instrumente pädagogischer Diagnostik Referat 1 Hausaufgabe Textarbeit Methoden der päd. Diagnostik: Referat 3 Arbeit mit Lehrplänen und Lernvereinbarungen
5 Diagnostik von Schulauffälligkeiten Referat 4 Päd.-psych. Diagnostik bei Schullaufbahnentscheidungen Referat 5 Berufliche Handlungskompetenz Referat 6 Selbstkonzept Lazarides Hausaufgabe Textlektüre Durchführung von Evaluationen Referat 7 Verlauf und Methoden
6 Unterrichtsentwicklung durch Evaluation Referat 8 SINUS-Transferschulen praktische Referat 9 Umsetzung internationaler Schulleistungsstudien SoSe2010: Diagnostik und Evaluation
7 Definition, Ziele und Aufgabenbereiche pädagogischer Diagnostik Was versteht man unter pädagogischer Diagnostik? Warum müssen Lehrkräfte diagnostizieren? Welche Ziele verfolgt die pädagogischer Diagnostik? Was sind die Aufgabenbereiche pädagogischer Diagnostik? In welchen Kontexten findet pädagogische Diagnostik statt? SoSe 2010: Diagnostik und Evaluation
8 Warum Diagnostizieren? KMK-Erklärung 2006: Grundsatz Fördern und Fordern -> individuelle Förderung Lernender als Grundlage des zukünftigen Bildungssystems zunehmende Heterogenität durch berliner Schulstrukturreform 2010/2011 internationale Schulleistungsstudien: kompetentere Lernende in Ländern, in denen -> differenziert diagnostiziert & individuell gefördert wird -> in integrativen Schulsystemen mit heterogenen Lerngruppen gelernt wird
9 Beispiel: Ein Physiklehrer lässt einen Schüler ein Experiment vor der Klasse erklären. Der Schüler beschreibt die Anordnung sicher, als die Sekretärin den Unterricht unterbricht. Nach der Unterbrechung bittet der Physiklehrer den Schüler, fortzufahren. Der Schüler ist erstarrt und kann das Experiment nicht weiter erklären. Hat der Schüler den Inhalt nicht verstanden und lediglich auswendig gelernt? Reagiert der Schüler besonders sensibel auf ungewohnte Ereignisse? Sind mündliche Prüfungen generell eine Schwäche des Schülers muss hier gefördert werden?
10 Wie sind solche Unterrichtsbeobachtungen zu bewerten? Wie lässt sich Schülerverhalten erklären? Welche Handlungsmöglichkeiten haben Lehrkräfte? Pädagogische Diagnostik bearbeitet diese Fragen theoretisch und methodisch begründet.
11 Diagnose bewertende Schlussfolgerung über eine Person, Sache oder Institution im Rahmen eines vorgegebenen Klassifikationssystems Ergebnis einer systematischen Sammlung und Aufbereitung von Informationen mit dem Ziel, eine diagnostische Schlussfolgerung zu begründen und zu optimieren (Heuer et al 2006)
12 Was sind diagnostische Tätigkeiten? im Forschungskontext - Lernende als Merkmalsträger - Entscheidung über Hypothesen (wahr/nicht wahr) im Evaluationskontext -Lernende als Merkmalsträger -Entscheidung über päd. Maßnahmen/Institutionen im Kontext pädagogischer Diagnostik -Lernende als Entscheidungsfall
13 Pädagogische Diagnostik (Ingenkamp&Lissmann 2008) diagnostische Tätigkeiten, die sich auf einzelne und/oder in einer Gruppe Lernende beziehen Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermitteln Lernprozesse analysierten und Lernergebnisse feststellen Zuweisung zu Förderungsprogrammen oder zu Lerngruppen ermöglichen die gesellschaftlich verankerte Aufgabe der Steuerung des Bildungsnachwuchses ermöglichen
14 Wann findet pädagogische Diagnostik im Schulalltag statt? Lob & Tadel mündliche und schriftliche Rückmeldungen Bewertung von Tests, Klassenarbeiten, Klausuren Noten- und Berichtszeugnisse Entscheidungen über Versetzungen Vergabe von Schullaufbahnempfehlungen Abschlussvergabe
15 Ziele pädagogischer Diagnostik Sammeln und Bewerten von Informationen zum Zweck 1. Analyse von Stärken und Schwächen in Lernprozessen 2. Planung und Verbesserung von Unterricht 3. Evaluation von Leistungen und Platzierungsentscheidungen
16 Aufgabenbereiche Pädagogischer Diagnostik Diagnostik zur Verbesserung des Lernens Modifikations-/Förderdiagnostik Diagnostik zur Steuerung des Bildungsnachwuchses Selektionsdiagnostik Bsp.: Entscheidung über Maßnahmen zur Veränderung von Lernvoraussetzungen Bsp.: Entscheidung über individuelle Qualifikationen in Schulübergangssituationen Handlungsleitende Frage: Wann treten Schwierigkeiten im Lernprozess auf? Handlungsleitende Frage: Welche Platzierungsentscheidung ist zu treffen?
17 Ingenkamp & Lissmann 2008: Hauptaufgabe pädagogischer Diagnostik ist es, für den Lernenden richtige Entscheidungen zu treffen - diese Entscheidungen beziehen sich auf Förderungs-, Platzierungs- und Selektionsmaßnahmen folgt dabei dem Optimierungsansatz - verwendet wissenschaftliche Methoden Untersuchung von Lernvorgängen einschließlich ihrer Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Ergebnisse, um aktuelle Lernvorgänge zu optimieren
18 Wo findet Pädagogische Diagnostik statt? Bildungssystem Berufliche Aus- und Weiterbildung Erziehungsberatung Lehren& Lernen in Organisationen Lehren & Lernen im schulischen Kontext pädagogische Entscheidungen bei Lern- & Erziehungsproblemen
19 Pädagogische Diagnostik im Bildungssystem Durchführende: Lehrkräfte oder entsprechend eingerichtete Stellen (z.b. schulpsychologischer Dienst) Laufbahnberatung Vorbereitung von Entscheidungen über den weiteren Verlauf einer Person im Bildungs-, Ausbildungs- und Erziehungssystem Einzelfallhilfe Vorbereitung und Überwachung von Entscheidungen über Maßnahmen zur Behebung spezifischer Lern- oder Entwicklungsschwierigkeiten
20 Basis pädagogischer Diagnosen Lern- und Leistungsmerkmale auf drei Ebenen: inhaltlich/fachlich (Wissen, verstehen, Erkennen, Urteilen) sozial(lernformen, Gesprächsformen, Kooperationsformen) individuell (Anstrengungen, Lernfortschritte, individuelle Lernstrategien) Möglichkeiten der Messung dieser Merkmale (Lernstandsmessung): ergebnisorientiert (schriftliche Arbeiten, Lernkontrollen) prozessorientiert (Schülerbeobachtung, Schülerselbstbeobachtung) interaktionsorientiert (Fehlerfahndung in beurteilungsfreien Situationen)
21 Problemstellungen pädagogischer Diagnostik Kann die pädagogische Diagnose objektiv sein? Inwiefern sind diagnostische Lehrerurteile von Voreinstellungen und Erwartungen der Lehrer beeinflusst?
22 Empirische Studien zur Beurteilerübereinstimmung Benotung von Aufsätzen sowie von Klausuren durch unterschiedliche Lehrerkräfte stimmt nicht gut überein (Weiss 1965) Vermeintlich Hochbegabte Schüler und Schülerinnen werden von Lehrern nachsichtiger behandelt (Rosenthal & Jacobsen1968)
23 Merkmale der Beurteilungssituation: z.b. Ziel des Beurteilungsvorgangs, Verwendetes Beurteilungsverfahren, spezifische Prüfungssituation, Qualität des vorangegangenen Unterrichts; Art der zu beurteilenden Qualifikation Kompetenzen z.b.urteilskompetenz Orientierungen z.b. implizite Theorien über Schüler Informationsaufnahme Sozialemotionale Aspekte Erfahrungen Lehrer: Erwartung Kompetenzen, z.b. Wahrnehmungskompetenz Informationsaufnahme Urteilsbildung Urteilsreaktion Schüler: Handlung Erwartungskorrektur; <yy Handlungsplanung Erwartung Institutionelle Rahmenbedingungen Orientierungen Sozialemotionale Aspekte Erfahrungen Ingenkamp & Lissmann (2008)
24 Schwierigkeiten zutreffender und zuverlässiger Beurteilungen und Bewertungen von Schulleistungen Relevanz: Leistungsbewertungen in der schulischen Praxis: mehr als Schlussfolgerung über bisher gezeigtes Lern- und Leistungsverhalten haben häufig Funktion, die Schülereignung für weiterführende Bildungsgänge abzuschätzen (Übertrittsentscheidungen - Grundschule, Hochschulreife)
25 Modelle der Pädagogischen Diagnostik Welche Modelle zum Vorgehen in der pädagogischen Diagnostik werden voneinander unterschieden?
26 1. Eigenschafts- versus Verhaltensdiagnostik 2. Ergebnis- versus Prozessdiagnostik 3. Selektions- versus Förderdiagnostik 4. Norm- versus Kriterienorientierung (-> Methoden)
27 Eigenschaftsmodell 1. Individuen müssen sich in ihren Messwerten unterscheiden 2. Messwerte müssen relativ situationsüberdauernde & langfristige Prognosen ermöglichen Modell klassifiziert Menschen & weist sie langfristig bestimmten Tätigkeiten zu -> keine Neugruppierung je nach Lernerfolg
28 Verhaltensmodell Fokus auf Erfassung der situativen Komponenten Relevanz für pädagogische Diagnostik Sieht der Lehrer die alleinige Verantwortung für Lernversagen beim Schüler und dessen Eigenschaften oder bezieht er auch die eigene Verantwortlichkeit/die der Lernumgebung mit ein?
29 Ziel und Aufgabe der Pädagogik war immer Veränderung - dem muss sich pädagogische Diagnostik unterordnen (Ingenkamp & Lissmann 2008) in bestimmten Kontexten (z.b. Schuleingangsdiagnostik) in bestimmten Kontexten (z.b. Schuleingangsdiagnostik) ist eigenschaftsorientiertes Vorgehen sinnvoll, um dies als Anstoß für Fördermaßnahmen und Ursachensuche zu nutzen
30 2. Ergebnis- versus Prozessdiagnostik Pawlik (1976) Ergebnisdiagnostik - diagnostisches Ergebnis ist zeit- und situationsvariant - ist auf andere Zeitpunkte und Erhebungs- bedingungen verallgemeinerbar Prozessdiagnostik - Diagnostik mit dem Ziel, Veränderungen in psychologischen Variablen festzustellen
31 Relevanz pädagogische Diagnostik Ergebnisdiagnostik: - Leistungsprüfung umfangreicher Lerneinheiten - Bildungsberatung - Übergangsentscheidungen Prozessdiagnostik: - Diagnostik zur Evaluation von Fördermaßnahmen Prozessdiagnostik: - Diagnostik zur Evaluation von Fördermaßnahmen oder unterrichtlicher Abläufe -> setzt häufige Messungen voraus, die den Prozess zuverlässig abbilden
32 3. Selektions- versus Förderdiagnostik Modelldiskussion ist noch nicht beigelegt (vgl. Heller 2000) Gegenüberstellung ist Zuspitzung der in Pädagogischer Diagnostik möglichen Strategien PAWLIK (1976): Selektionsstrategie: für vorhandene schulische Angebote werden die am Besten geeigneten Personen bzw. für bestimmte Personen werden die am Besten geeigneten Bildungsangebote ausgesucht
33 INGENKAMP & LISSMANN (2008) Begriff Selektionsstrategie unangemessen, stattdessen Zuordnungsstrategie Pädagogik führt Selektionen nicht im Sinne von Wirtschaftsunternehmen durch sondern eher zur Anbahnung von Modifikations- bzw. Förderstrategien
34 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Nächste Sitzung: Methoden der pädagogischen Diagnostik
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