Literatur. Phonologie I. Heute: Was bisher geschah
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- Alwin Vogel
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1 Literatur Ich werde den klausurrelevanten Text auf der Homepage zur Vorlesung hochladen und entsprechend kennzeichnen. Phonologie I Segmente,, Phonologische Prozesse Gerrit Kentner Weitere Grundlagentexte zur Phonologie: Féry, C. (2010) Phonologie des Deutschen. Eine optimalitätstheoretische Einführung. - Kapitel II und III ganz.pdf Grewendorf/Hamm/Sternefeld Kapitel III Meibauer et al. Kapitel zur Phonologie 7. November / 37 1 / 37 Was bisher geschah Heute: Artikulatorische Phonetik Klassifikation von Lauten / Lautinventar Was Sie jetzt wissen sollten: Grundsätzliches zur Artikulation von Sprachlauten, Transkription der Laute im Deutschen mit IPA Artikulationsarten, Artikulationsorte, aktive und passive Artikulatoren Phonologie I Segmente,, phonologische Prozesse in den kommenden Wochen: Merkmalssysteme, Phonotaktik, Suprasegmentalia 2 / 37 3 / 37
2 Schallarten Schallarten und Lautklassen Welche Schallarten werden in der menschlichen Kommunikation genutzt? Ton (nach physikalischer Definition): Einfache periodische Schwingung (ohne Obertöne - sinusartig) Klang: Komplexe periodische Schwingung (mit Obertönen) Geräusch: aperiodisches, aber relativ kontinuierliches Schallereignis Knall: plötzliche stossartige Dichteänderung des Mediums (meist Luft) durch einen Impuls (Explosion) Vokale Sprachlaute Konsonanten Plosive Nasale Frikative Approximanten 4 / 37 5 / 37 Schallarten und Lautklassen Schallarten und Lautklassen Konsonanten Vokale Monophthonge Diphthonge Plosive p,b,t,d,k,g,p Nasale m,n,n Frikative f,v,s,z,s,z,ç,x,k,h Approximanten j,(w),(ô) Laterale l gespannt a,e,i,o,u,ø,y ai,au,oy 6 / 37 7 / 37
3 Schallarten und Lautklassen Was sind Segmente? Lautklassifikation nach Schalleigenschaft: Obstruenten aperiodische Schallereignisse: Plosive (Knall) Frikative (Rauschen) Sonoranten periodische Schallereignisse ( Klinger ): Vokale Liquide (l- und r-laute) Nasale Approximanten Der Sprachstrom kann als Kette von Lauten verstanden werden. Die Einzellaute entsprechen den Kettengliedern und werden daher auch Segmente genannt. Für die Phonologie sind zunächst diejenigen Segmente von Interesse, die distinktiv (d.h. bedeutungsunterscheidend) verwendet werden. 8 / 37 9 / 37 Was sind Segmente? Die Phonologie untersucht die einzelsprachlichen Segmentinventare. Darin tauchen nicht alle Laute auf, die tatsächlich von Sprechern einer Sprache geäussert werden, sondern nur solche mit distinktiver Funktion. Ein Beispiel: Erster Laut in Panne [p h an@], Teller [t h El5], Kater [k h a:t5] unterscheidet sich vom zweiten Laut in Spanne [Span@], Stella [stela], Skat [ska:t]. Plosive, die am Anfang einer (betonten) Silbe stehen, werden aspiriert. Was sind Segmente? Erster Laut in Panne [p h an@], Teller [t h El5], Kater [k h a:t5] unterscheidet sich vom zweiten Laut in Spanne [Span@], Stella [stela], Skat [ska:t]. Die Opposition von aspirierten und reinen Plosiven ist im Deutschen allerdings nicht distinktiv (=bedeutungsunterscheidend). Wieso? Es gibt im Deutschen kein Minimalpaar, das sich nur durch die Aspiration des Plosivs unterscheidet. 10 / / 37
4 Was sind Segmente? Der Phonembegriff Minimalpaare im Hindi [pal] (aufpassen) [p h al] (Klinge) [tan] (Gesang) [t h an] (Stoffrolle) [kan] (Ohr) [k h an] (Pantomime) Segmente (auch: Phone), die distinktive Funktion haben (also bedeutungsunterscheidend sind), werden Phonem genannt. Phoneme unterscheiden Wörter: Panne [p h an@] Kanne [k h an@] [p] und [k] sind Phoneme (im Deutschen) Hindi: [pal] (aufpassen) [p h al] (Klinge) [p] und [p h ] sind Phoneme (im Hindi) Der Phonembegriff ist nur innerhalb einer Sprache sinnvoll! 12 / / 37 Der Phonembegriff Aspirierte vs. nicht-aspirierte Plosive im Deutschen: [p h an@]? [pan@]? [Sp h an@] [Span@] Die aspirierten Plosive haben keinen Phonemstatus, weil sie nicht bedeutungsunterscheidend sind (und man mit ihnen keine neuen Wörter bilden kann). Es sind Realisierungsvarianten oder Allophone eines Phonems. Alternationen idiosynkratische Alternation Minimalpaare (mit unvorhersagbarem Bedeutungsunterschied) Not [n] Tod [t] Wiese [i:] Vase [a:]... systematische Alternation (kontextuell vorhersagbar) z.b. Alternation des Ich-Ach-Lauts, Auslautverhärtung ([ve:k, ba:t, bo:shaft]) Nasalassimilation ([bank, hink@n]) freie Variation (Alternation in derselben Umgebung) [Si:na:, ki:na:, çi:na:] [be:k@n, be:k@n] (vermutlich ist freie Variation nicht frei, sondern dialektal oder soziolektal determiniert.) 14 / / 37
5 Alternation des Ich-Ach-Lauts im Deutschen: Alternation des Ich-Ach-Lauts im Deutschen: (1) [x] (2) [ç] a. Loch b. Bach c. Kuchen a. Löcher b. Bäche c. Küche [x] - Loch, Bach, Buch, auch (nach hinteren Vokalen) [ç] - Löcher, Bäche, Bücher, China, Milch, echt... (in anderen Kontexten) [ç] und [x] sind (im Standarddeutschen) komplementär distribuiert. In der Umgebung, in der [x] steht, kann [ç] nicht vorkommen [*loç, *baç, *bu:ç, *by:x5, *xi:na:] Wie steht s mit Wörtern wie Frauchen?? 16 / / 37 Komplementäre Distribution (Peter Parker und Spider Man) Alternation des Ich-Ach-Lauts Alternation von aspirierten und unaspirierten Plosiven... Die Idee: Es gibt ein zugrundeliegendes, abstraktes Phonem, das je nach Kontext unterschiedlich realisiert wird. Die Realiserungsvarianten werden Allophone genannt. Abstrakte Beschreibungseinheit und konkrete Realisierung Ein Beispiel aus der Graphemik: Das Graphem <a> hat die Realisierungsvarianten A, a, A, a, A, a, A, a, A, a,... Die Allographe sind kontextuell lizensiert: Am Satzanfang und am Anfang eines Nomens: A, sonst a *BanAne, *apfel, *Rudi assauer 18 / / 37
6 Ich-Ach-Laut-Alternation Das Phonem ist eine abstrakte phonologische Beschreibungseinheit, der eine Klasse von komplementär distribuierten Realisierungen entspricht. Notationskonvention: Phoneme werden in Schrägstrichen notiert: /b/ Phone (Allophone) werden in eckigen Klammern notiert: [b] /b/ ist also sensu stricto kein Laut (Phon), sondern abstrakte Beschreibungseinheit. Das Lautinventar des Deutschen enthält sowohl [x] als auch [ç]. Die vorhersagbare, komplementäre Distribution dieser Laute weist darauf hin, dass es sich um Phone mit demselben zugrundeliegenden Phonem handelt. Welches Phonem liegt zugrunde? Festlegung: /ç/, da [ç] eine breitere Distribution als [x] hat. Das Phoneminventar unterscheidet sich also vom Phoninventar! Die vorhersagbaren Alternationen werden für das Phoneminventar vernachlässigt - das erlaubt eine sparsamere Darstellung. 20 / / 37 Ich-Ach-Laut-Alternation Die vorhersagbaren Alternationen werden für das Phoneminventar vernachlässigt - das erlaubt eine sparsamere Darstellung. Die Sparsamkeit auf der einen Seite erfordert Mehraufwand auf der anderen Seite: phonologische Regeln erfassen die vorhersagbaren Alternationen auf der Oberfläche: /ç/ [x] / {[a:], [a], [o:], [O], [u:], [U], [au ]} fraglicher Phonemstatus von [h] und [N]? Distribution von [h] und [N] im Deutschen [h] nur am Silbenanfang [N] nur am Silbenende jeweils lückenhafte Distribution komplementäre Distribution gibt es ein zugrundeliegendes Phonem für [h] und [N]? Sicher nicht. Wesentlich für sind auch Kriterien wie phonetischen Ähnlichkeit bzw. Vorkommen in morphologisch verwandten Wörtern. 22 / / 37
7 Beziehung von Phonem und Phon: /ç/ - [ç, x, X, S, k h ] China Macht Buch China (idiolektale / dialektale Variante) China (idiolektale / dialektale Variante) Beziehung von Phon und Phonem: [k] - /g, k, ç/ Sack Prag China 24 / / 37 Das Lautinventar Das Lautinventar 26 / / 37
8 Das Lautinventar Das Lautinventar Das Vokalsystem im Deutschen (Offene) Fragen Entsprechen Affrikaten einem oder zwei Phonemen? Wieviele r-laute gibt es? Liegt jedem [x] ein /ç/ zugrunde? Hat das [N] Phonemstatus? Ist das [Z] Phonem des Deutschen? Welchen Status hat die Vokallänge im Deutschen? 28 / / 37 Phonologische Prozesse Phonologische Prozesse Tilgung von Segmenten (Elision, Synkope) Hinzufügen von Segmenten (Epenthese) kontextuell lizensierte Veränderung von Segmenten (Assimilation, Dissimilation) Umstellung von Segmenten (Metathese) Tilgung von Segmenten (Elision, Synkope) engl. bomb, bombing vs. bombardment [ bomin] vs. [,bom baôd] dt. [niç] (für nicht ) dt. dasselbe /daszelb@/ [daselb@] die abgeschnittenen Rosen [SnItn@n] Elision wird u.a. von Parametern wie Sprechtempo, rhythmische Gliederung und segmentelle Umgebung beeinflusst. 30 / / 37
9 Phonologische Prozesse Phonologische Prozesse Epenthese (Einfügung von Stützkonsonanten oder -vokalen) Glottaler Plosiv im Ansatz von vokalanlautenden Wörtern [Pau to]... Plosivepenthese in Nasal-Frikativ-Sequenzen /fynf/ [fympf] /hans/ [hants] Assimilation Kontaktassimilation Regressive Assimilation [fympf] (für 5), [bank] Progressive Assimilation [le:bm, re:gn, pakn, møvm] Fernassimilation Vokalharmonie im Schweizerdeutschen Dorf Dörfli; Oheim Öhi Vokalharmonie im Türkischen ev (Haus) evler (Häuser) evlerin (der Häuser) adam (Mann) adamlar (pl.) adamların (gen. pl.) 32 / / 37 Phonologische Prozesse Phonologische Prozesse Dissimilation lat. -alis / aris -Alternation: navis - navalis; sol - solaris Reduplikation im Deutschen: (3) wischiwaschi, Krimskrams, Mischmasch, krikelkrakel *wischiwischi, *kramskrams, *mischmisch, *krakelkrakel Metathese Roland Orlando Ronaldo Krokodil span. cocodril häufig in der Kindersprache zu beobachten: Ulrike wird realisiert als [u:kilk@] (4) Schickimicki, Techtelmechtel, Kuddelmuddel *Schickischicki, *Techteltechtel, *Kuddelkuddel 34 / / 37
10 Was Sie heute gelernt haben sollten Aufgabe Begriffe: Phon, Phonem, Allophon Warum unterscheidet man die konkrete Realisierung von der abstrakten Beschreibungseinheit? Phonologische Prozesse: Begriffe: Elision, Epenthese, Assimilation (Nah- und Fern-; regressiv und progressiv), Dissimilation, Metathese Schauen Sie sich das Inventar der Vokale im Deutschen an und überlegen Sie, wie das Phänomen Umlaut im Deutschen erfasst werden kann. Welche gemeinsamen artikulatorischen Eigenschaften haben die von Umlaut betroffenen Vokale [a,u:,o:,u,o] bzw. die Umlaute [E,y,ø,Y,œ]? (5) a. Huhn Hühner b. Holz Hölzer c. Kahn Kähne d. Mutter Mütter e. hohl Höhle Warum gibt es keine entsprechende Alternation für die Vokale [e], [i] und [I] 36 / / 37
Literatur. Phonologie I. Was bisher geschah. Heute:
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